Einleitung
.
.
Quelle
Ein Thema, das vielen Autoren wieder und wieder Kopfzerbrechen bereitet, ist der Charakterbau. Denn sehen wir es einmal, wie es ist: Für viele, viele Leser (oder Konsumenten von Medien allgemein) sind die Charaktere ein wichtiger Aspekt dafür, wie sehr eine Geschichte am Ende gefällt. Eine Geschichte kann noch so spannend sein: Wenn sich der Leser nicht mit den Charakteren identifiziert, interessiert es ihn gleich weniger, ob diese am Ende überleben.
.
Konflikt und Motivation
.
.
Quelle
Egal was eurer Ansatz ist, einen Charakter zu schreiben, eine Sache solltet ihr dabei immer Bedenken – vor allem, wenn es um Hauptcharaktere oder Antagonisten geht: Ein Charakter hat üblicher Weise mindestens einen Konflikt, den er zu überkommen versucht und eine Motivation, die ihn überhaupt dazu bringt, seine Rolle in der Handlung zu erfüllen.
.
Herangehensweisen
.
.
Gehen wir also auf die drei Herangehensweisen ein und was mit diesen einher geht. Dazu sei gesagt, dass es natürlich noch diverse andere Arten und Mischformen gibt, aber für den Moment lasst uns erst einmal auf die genannten Formen beschränken.
.1) Von Grund auf
.
.2) Für die Geschichte
.
.3) Als Archetyp
.
.
Sinnvolle Charakteraspekte (eine Sammlung)
.
.
Quelle
Es gibt diverse Ansätze von Autoren, die ein wenig Themen hergeben, um Charaktere zu entwickeln. Ich habe lange Zeit überlegt, ob ich auf eines dieser Thema eingehe, habe mich dann aber doch dagegen entschieden. Stattdessen nehme ich einfach ein paar Aspekte, die mit der Charakterentwicklung und -darstellung zusammenhängen, die teilweise oftmals zu wenig bedacht werden – oder in manchen Fällen auch zu viel.
.Kindheit
.
.Trauma
.
.Ängste
.
.Wünsche und Träume
.
.Philosophische Einstellungen
.
- Glaubt der Charakter an objektives „Gut“ und „Böse“? Wenn ja: Was macht die jeweiligen Seiten aus?
- Glaubt der Charakter, dass es Situationen gibt, in denen bestimmte Taten (lügen, verletzen, töten) vertretbar sind? Nur in Notwehr oder auch geplant, um ein höheres Ziel zu verfolgen?
- Glaubt der Charakter an einen Gott, an Götter oder irgendeine andere Form von Religion? Wie beeinflusst das sein Verhalten?
- Glaubt der Charakter an Geister, Magie und irgendwelche anderen höheren Mächte?
- Glaubt der Charakter an einen „Sinn des Lebens“? Wenn ja, welchen?
- Gibt es irgendetwas, das der Charakter niemals tun würde?
- Was ist in den Augen des Charakters die höchste Tugend? Beziehungsweise: Was ist das schlimmste Verbrechen/die größte Sünde?
.Schwächen
.
.Aussehen
.
.
Die Kräfte und die Mary Sue
.
.
Quelle
Kommen wir zur Frage, die viele am meisten herumplagt: Wie weit dürfen die Stärken und Kräfte eines Charakters gehen, ohne dass er als berühmtberüchtigte Mary Sue gilt? Die Sache ist: Das lässt sich pauschal nicht sagen. Es kommt vor allem auf die Geschichte, aber auch das „Framing“ der Geschichte an.
.
Antagonisten
.
.
Quelle
Kommen wir kurz zum Thema „Antagonist“. Prinzipiell muss ein „Antagonist“ natürlich kein Charakter sein. Auch die Umgebung, eine Gesellschaft oder eine Kraft können „antagonistisch“ sein. Auch muss ein antagonistischer Charakter nicht prinzipiell direkt gegen den Protagonisten stehen. Effektiv ist all das „antagonistisch“ was in seiner Essenz oder seinem Handeln dem Erreichen der Ziele/der Lösung der Konflikte des Protagonisten entgegenwirkt.
.
Nebencharaktere
.
.
Zu Nebencharakteren will ich gar nicht so viel sagen, außer kurz eine Erinnerung dazulassen: Nebencharaktere müssen nicht so weit ausgearbeitet sein, wie die Protagonisten (müssen nicht, können aber), aber solange sie mehr als nur einen kurzen Auftritt haben, ist es durchaus sinnvoll ihnen ein wenig Ausarbeitung zu geben. Ein wenig Hintergrund, eine grundlegende Motivation, eventuell auch einen Konflikt, um ihre Interaktionen mit dem oder den Protagonist(en) glaubwürdiger erscheinen zu lassen.
.
Fancharaktere
.
.
Einen eigenen Abschnitt möchte ich noch kurz Fancharakteren widmen, also eigene Charaktere, die in die Welt eines Fandoms geschrieben werden. Seien es eigene Pokémon-Kämpfer, eigene Digimon Tamer, eigene Hogwartsschüler, eigene Saiyajins. Was es auch immer sein soll. Immerhin sind bei Fancharakteren viele Leute öfter kritischer, selbst wenn es nicht zwangsweise gerechtfertigt ist.
Der Charakter hat eine Fähigkeit, die sonst in der Welt niemand hat. Vielleicht ist es ein Harry Potter Charakter, der ohne Besen wie ein Superheld fliegen kann. Vielleicht ist es ein Digimon Tamer, der sich außerhalb von Frontier/Savers selbst in ein Digimon verwandeln kann. Vielleicht ist es ein Pokémon-Trainer, der Magie beherrscht.
Im selben Sinne: Der Charakter hat eine im Canon stark limitierte Kraft, ohne dass dies groß erklärt wird. Beispielsweise besitzt er ein legendäres Pokémon im Team, sein Digimonpartner kann von Anfang an ohne Probleme auf das höchste Level digitieren, er kann komplizierte Zauber (wie den Patronus) leicht ausführen oder ist ein Saiyajin mit der Fähigkeit, sich in einen Super-Saiyajin zu verwandeln, ohne dass erklärt wird, wieso. Ein anderes Beispiel wäre übrigens eine kleine Abwandlung davon: Wenn die Kräfte einem komplett anderen Schema folgen. Bspw. ein Digimon-Charakter, dessen Digimon (in Adventure) ohne Wappen oder (in Tamers) ohne Blue Card ein hohes Level erreichen kann.
Der Charakter ist mit einem Hauptcharakter verwandt. Das gilt doppelt, wenn es eine Verwandtschaft ist, die im Canon ausgeschlossen ist. Aber auch sonst sind speziell Geschwister, aber auch enge Cousins und Cousinen vielen Lesern ein Dorn im Auge. Beispiele wären: Harry Potters Zwillingsschwester, Ash Ketchums kleiner Bruder, Mimis supereng befreundete Cousine. Ausnahme bilden natürlich Kinder, vor allem in einer Geschichte, wo alle Charaktere Kinder von ehemaligen Hauptcharakteren sind (aka Next Generation FFs).
Das Aussehen des Charakters ist super besonders oder sticht zumindest sehr aus dem Design der Serie heraus. Klassiker hier wären verschiedene Haarfarben in einem Charakter (wenn die Serie nicht gerade YGO ist), verschiedenfarbige Augen oder auch nur knallige Haarfarben in einer Serie, wo alle Charaktere braune und schwarze Haarfarben haben. Das muss nicht dramatisch sein, kann aber ebenfalls negativ auffallen.
Der Name des Charakters ist super auffällig. Klassiker hierfür wären ewig lange Namen (z.B. „Anastasia Magdalena Ivory Chantal Miller-Stuart“), speziell in Welten, wo dies ungewöhnlich ist, oder auch sprachlich unterschiedliche Namen, die nicht ins Universum passen (z.B. ein Naruto-Charakter mit deutschen Namen).
Der Hintergrund des Charakters steht stark im Konflikt mit dem etablierten Canon der Serie und lässt den Charakter über die Maßen besonders erscheinen. Beispiele wären Charaktere, die von Pokémon oder Digimon aufgezogen wurden, ehemalige Akatsuki-Mitglieder, von denen irgendwie nie jemand gehört hat, oder der Hogwarts-Quidditsch Champion aus Harrys Generation, der irgendwie nie erwähnt wurde.
Der Charakter freundet sich sofort mit sämtlichen Hauptcharakteren (bei Bedarf auch Hauptcharakteren und Bösewichten) der originalen Serie an, die ihn natürlich auch prompt in all ihre Geheimnisse einweihen und so behandeln, als sei er schon immer bei der Gruppe mit dabei gewesen.
Diese Liste lässt sich natürlich auch relativ einfach zusammenfassen: Der Charakter ist im Universum der Serie so nicht glaubwürdig. Er widerspricht etablierten Regeln, sein Hintergrund steht im Konflikt mit dem etablierten Canon und etablierte Charaktere verhalten sich „Out of Character“, um diesem Charakter die Möglichkeit zu geben, in seiner Rolle zu agieren.
.
Fancharaktere
.
.
Zu guter Letzt: Noch ein paar Tipps und Tricks, die mir selbst immer wieder beim Schreiben helfen:
.1) Charakterbögen, P&P und Characterbalancing
.
.2) Charakterinterviews
.
.3) Charaktertests online
.
.4) In fremden Schuhen
.