"Morgen müssen wir erst schauen, ob dem magischen Keksofen durch all das Durcheinander heute nichts passiert ist", entgegnete der Keksdrache.
Als der kleine Keksdrache in der Höhle seiner Familie erwachte, ahnte er noch nicht, dass ihm ein neues Abenteuer bevorstand. „Mama, lass, ich geh kurz mich umsehen“, sagte der Keksdrache.
Und so begann er seinen allmorgendlichen Rundflug durch das Tal der Drachen. Als Proviant hatte er ein paar leckere Kekse verschiedenster Sorten dabei. Unterwegs begegnete er seinem besten Freund Bromir, mit dem er gleich ein paar seiner Kekse teilte. Dann erwachten die Kekse zum neuen Leben. Es waren nämlich magische Kekse, die hell aufleuchteten und den Keksdrachen somit ihre Energie spendeten. Durch diese Energie wechselte er seine Farbe. Er wurde lila, was eine Erschütterung der Macht auslöste, welche von Cassandra gespürt wurde. Der Farbwechseleffekt war allerdings nur temporär und ging gleich wieder vorbei, sodass der kleine Keksdrache seine ursprüngliche Farbe wiederbekam.
Er kicherte; die Farbe zu wechseln gehörte seit dem Regenbogen-Vorfall mit der Cannabispflanze zu seinen Lieblingsspielen.
Auch wenn der Keksdrache seine Original-Farbe wieder zurück hatte, machte sich Cassandra auf den Weg, denn wenn etwas lila ist oder war, kann es nur süß sein.
„Oh nein, es ist die gemeine Feenkönigin“, bemerkte der kleine Drache, als Cassandra am Horizont erschien. „Bromir“, rief er, „wir müssen die Erwachsenen warnen, die Feen greifen wieder an!“
„Feen?“, brummte Bromir, „hast du nicht mal gesagt, die gibt’s gar nicht?“
„Nein, nein, das hast du falsch verstanden“, erklärte der Keksdrache hastig, „nur die eine Fee war nicht echt!“
„Hmhm“, machte Bromir noch immer etwas ungläubig, aber das Risiko wollte er dann doch nicht eingehen – so flatterten die beiden Freunde hastig zu ihren Eltern, um ihnen von der Lage zu berichten. Inzwischen kam Cassandra immer näher.
„Mama die Feen greifen an!!!“, schrie der kleine Keksdrache.
Als die große Drachin das zu Ohren bekam, stieß sie ohne zu zögern einen dröhnenden Alarmruf aus, der im ganzen Tal zu hören war, um auch die anderen Drachen in Abwehrbereitschaft zu versetzen. Schon bald hatten sich die Drachen gesammelt, um der Armee der Feen entgegenzutreten. Die Gelehrten sollten später davon berichten, dass die Drachen wussten, dass sie ohne Stahl oder Gift keine Chance gegen die Feen hätten, doch dennoch zogen sie in diese vermeintlich sinnlose Schlacht. Immerhin hatten sie früher bereits einmal gesiegt, denn sie wussten sehr wohl, dass ihre elementaren Fähigkeiten ihre größte Stärke waren – so waren einige von ihnen neben den klassischen Feuerdrachen stattdessen fähig, Eis zu speien oder eben Gift. Einige der Drachen hatten sich außerdem stählerne Schutzpanzer angezogen – doch nur die kräftigsten der Drachen waren in der Lage, mit dem zusätzlichen Gewicht noch zu fliegen. Vor allem die kleinen Unlicht-Drachen mussten sich in Acht nehmen. Nun standen sie also alle vereint, bereit, ihren alten Feinden erneut furchtlos gegenüberzutreten – umso überraschter war das Drachenvolk, als einzig und allein die Feenkönigin Cassandra vor ihnen erschien, die mit bohrendem Blick ihren Finger auf den kleinen Keksdrachen richtete und nur ein Wort sprach: „Du.“
„Was, ich?“, fragte ein gigantischer Drache, der genau hinter dem kleinen Keksdrachen stand.
„Nein, der neben dir“, sagte Cassandra und wedelte mit der Hand.
Der kleine Drache fing an zu zittern und wurde ganz schneeweiß, denn er erinnerte sich mit Schaudern daran, wie die Königin einst versucht hatte, ihn für sich zu behalten.
„Ich brauche ... deine Hilfe“, sagte die Königin in einem Tonfall, als würde ihr jedes einzelne Wort Schmerzen bereiten – offenbar hatte sie ihre Niederlage damals nicht vergessen.
Der Keksdrache trat mutig vor den kleinen Drachen und sagte: „Welche denn?“
Plötzlich tauchte Cassandras Erzfeind Gojira auf. Doch das war noch nicht alles, denn neben Gojira tauchten Akatsuki und acht weitere, stark aussehende Personen in Dunkelrot auf.
„Wer seid ihr?“, riefen die Drachen.
„Ignoriert sie einfach“, erwiderte Cassandra.
„Ist ja nicht so, als wären die genau mein Problem, mit dem ich Hilfe brauche“, sie knirschte mit den Zähnen.
Der Keksdrache erschauderte, als er die neuen Gegner erblickte. Gojira stellte sich beschützend vor Cassandra und brannte mit lilanen Flammen das Land nieder. Die Naturdrachen reagierten prompt, indem sie mit ihrem heilenden Atem die Flora wiederherstellten, und Cassandra schrie: „Seht, dies meine ich; diese Gestalten aus der Dunkelheit bilden sich aus irgendeinem Grund ein, mir dienen zu müssen – das wäre auch völlig in Ordnung, wenn sie nicht alles zerstören würden, was ihnen in die Quere kommt!“
Die Weisen der Drachen mussten sich beraten, wie sie weiter vorgehen würden.
Wütend schnaubte Gojira: „Wir müssen alles zerstören, weil es dein Wille ist, ehrenwerte Cassandra!“
„Wenn ihr alles zerstören wollt, warum fangt ihr nicht mit euch selbst an?“, fragte der kleine Keksdrache in seiner unschuldigsten Stimme, und die Feenkönigin war ganz baff ob seiner Gewitztheit.
„Mir scheint, wir haben einen gemeinsamen Feind“, sagte Bromir zu Cassandra.
„Mein Wille ist, dass ihr euch selbst zerstört“, sagte Cassandra grinsend zu den roten Gestalten und Gojira.
Die roten Gestalten schluckten, und Gojira guckte noch einen Moment lang irritiert, bevor er in Feenstaub explodierte.
„Nur was lila ist, soll leben“, sagte Cassandra.
Alles, was nicht lili war, wurde ausgelöscht, nur der Keksdrache überlebte. Der kleine Keksdrache fing an, bitterlich zu weinen, wobei er eine neue magische Eigenschaft seiner Tränen entdeckte: Die heilende und wiederherstellende Kraft, die nur ein wahrer Keksdrache innehaben konnte. Durch die Tränen erwachten die vernichteten Lebewesen wieder zum Leben.
Da öffnete sich ein Dimensionsspalt, in welchen Cassandra gesaugt wurde. Sie traf ein Palkia, verliebte sich in dessen Lilaheit und blieb folglich freiwillig dort.
Der kleine Keksdrache machte sich auf die Suche nach Keksen, da die ganze Aufregung ihn hungrig gemacht hatte. Bromir eilte ihm hinterher und sagte: „Das war heute wieder ein tolles Spiel, was für Abenteuer denken wir uns wohl morgen aus?“
„Morgen müssen wir erst schauen, ob dem magischen Keksofen durch all das Durcheinander heute nichts passiert ist“, entgegnete der Keksdrache.