"Autsch." Mit zusammengekniffenen Augen rieb Neochu sich den schmerzenden Hinterkopf. An die unsanfte Landung würde er sich wohl nie gewöhnen. Er schielte hinüber zu Luna, die auch nicht viel eleganter auf dem Boden aufgekommen war als er selbst. Aus einem schokobraunen Flauschhaufen zuckten zwei Ohren nach oben, bevor das Evoli sich aufrappelte und kräftig schüttelte, sodass die Erdkrümel aus ihrem dichten Fell flogen. Dann legte Luna den Kopf schief. "Hmm, das kann doch gar nicht sein..." Ihr Blick schweifte zwischen den Bäumen umher. Mal wieder waren sie in irgendeinem Wald im Nirgendwo gelandet.
"Was kann nicht sein?", erkundigte Neo sich, als er sich ebenfalls aufrichtete und halbherzig ein paar Laubblätter aus seinem Fell schnippte.
"Ach, nichts", erwiderte Luna beiläufig. Sie lief ein paar Mal im Kreis um ihn herum und hielt dabei die ganze Zeit in alle Richtungen Ausschau, als würde sie etwas suchen. Neo zog die Augenbrauen zusammen. "Hast du eine Ahnung, wo wir diesmal sind?", fragte er weiter und schaute sich ebenfalls um. Luna drehte sich zu ihm und strahlte ihn mit einem übertrieben unschuldigen Lächeln an. "Nein, ganz überhaupt nicht!" Bevor Neo ihr erklären konnte, dass er auf sowas schon lange nicht mehr reinfiel, hüpfte sie bereits los und winkte ihn hinter sich her. "Komm schon, ich glaube es geht hier lang!"
"Woher willst du das denn wissen?", rief Neo ihr noch nach, aber Luna war schon fast zwischen den Büschen verschwunden und Neo musste sich beeilen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. "Hier stimmt doch was nicht...", grummelte das Pichu dabei vor sich hin. Nach ein paar Metern bemerkte er auf einmal bläuliche Nebelschwaden, die langsam aus dem Gebüsch waberten und sich um seine Pfoten schlangen. Gerade wollte er Luna darauf aufmerksam machen, als das Evoli fröhlich quietschte und losrannte. Vor ihnen lag eine große Lichtung, die komplett mit schneeweißen Flauschwolken bedeckt war. Übermütig sprang Luna auf eine der Wolken und ließ sich in die weiche Watte fallen.
Mit offenem Mund blieb Neo stehen und betrachtete das Wolkenmeer vor ihm. "Was zum... wie kommen diese Wolken hierher?", murmelte er und stupste eine von ihnen misstrauisch mit dem Zeh an. Sie war ganz warm und fluffig. Für einen Moment wollte er noch widerstehen, doch die flauschige Wolke war zu verlockend. Mit einem großen Satz sprang er hinauf und purzelte ebenfalls in die Watteberge. Kaum hatte er sich wieder orientiert, hörte er einen unverständlichen Ruf von Luna und die Wolke unter ihm begann sich zu bewegen. Zwei große Flügel streckten sich zur Seite und ein schlanker blauer Kopf mit Schnabel und langen Zierfedern kam darunter zum Vorschein. Auch die anderen Wolken entpuppten sich als Altaria, die sich wie auf Kommando alle gleichzeitig vom Boden abstießen und in den Himmel hoben.
Neo klammerte sich erschrocken in die weichen Wolkenflügel des Altaria, auf dem er saß, doch schon bald hatte er die Balance gefunden und jauchzte begeistert, als sein Reitpokémon die Flügel ausbreitete und ebenfalls abhob. Luna schloss sich ihm an und nebeneinander schwebten sie gen Himmel. Vorbei an den Baumwipfeln, immer näher an die echten Wolken - schon nach wenigen Flügelschlägen konnten sie den ganzen Wald von oben sehen. Aus den umliegenden Bäumen stieg eine Gruppe Wablu auf und kreiste dann über ihren Köpfen. Luna wies nach oben zu ihnen. Die kleinen Wolkenflügler hatten jeder einen Brief im Schnabel, den sie nun fallen ließen, sodass alle in Neos Pfoten landeten...
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