Rache

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Was ist schon Objektivität. Auch Objektivität resultiert aus Subjektivität. Die Gesetze wurden auf Grundlage subjektiver Einschätzung verfasst. Ich meine Gesetze ändern sich auch, ob auf Grundlage neuer Erkenntnisse oder neuer Einschätzung.

    Abgesehen davon, dass wir Subjektivität unterschiedlich definieren, finde ich auch deine Einstellung dazu schockierend. Wenn man jedem Menschen eine solche Macht über das Urteil in die Hand gibt, endet es in Anarchie. Nachvollziehbare Gesetze entstehen unter Zusammenarbeit von Menschen, nicht einem einzigen und das mit gutem Grund.

    In Indien (glaube ich) gab es einen Fall, wo einige Typen einer Frau Säure ins Gesicht gekippt haben, weil sie von ihr eine Abfuhr bekommen haben. Meine objektive Einschätzung? Auge um Auge ist hier für mich absolut angebracht.

    Da haben sich die Männer eindeutig mit ihrer Vergeltung verrechnet. Wie soll ein Rechtssystem das handhaben? »Wir erlauben einfach mal Selbstjustiz und wer es übertreibt, darf halt nicht mehr.«?


    Zitat von Divinios

    [font=Berlin sans fb]In manchen Fällen steht eben auch ein Großteil der Gesellschaft hinter den Opfern/Rächern/Angehörigen und will den/die Täter in der Hölle schmoren sehen. Ist das dann auch noch irrational/subjektiv? Deiner Argumentation nach wurden die heutigen Gesetze doch auch nach den Ansichten und Prinzipien der Mehrheit zu Papier gebracht. Warum soll das hier anders sein? Das widerspricht sich doch.

    Die Gesellschaft steht hinter dem, den die Presse hochhält und da ist die Justiz als unabhängiges Organ dem Urteilsvermögen der Bürger weit voraus. Eine Meinung wird nicht objektiv, nur weil viele Menschen dahinterstehen.


    Und jetzt ein für alle Mal: Man kann das Strafmaß einer Person nicht mindern, nur weil jemand Bösartigeres dieselbe Strafe bekommen hat. Wenn man sich zeitgleich in den Verhandlungen eines Mordfalls und eines Amoklaufs befindet, kann man ja dem »einfachen Mörder« auch keine leichtere Strafe als dem Amokläufer geben, nur damit es ein Zeichen gibt, was von den beiden gravierender ist. Das ist entgegen jeder Gerechtigkeit.


    @Dars: Was heißt hier Extrembeispiel? Fand die Säuregeschichte nach Babys in Tonnen, Vergewaltigung von Babys und Misshandlung von Obdachlosen eigentlich ziemlich entspannend.

  • Zu deinem Vergewaltigerbeispiel: Ich hab ja schon ein wenig drauf gewartet, dass so ein Beispiel kommt. Ist natürlich schwer dagegen zu argumentieren, aber letztlich machst du damit auch nur noch mehr Menschen unglücklich. Die Angehörigen des Vergewaltigers glauben, selbiger sei unschuldig. Entsprechend bist du der Böse, wenn du ihn im Wunsch nach Rache folterst und tötest. Entsprechend sehen sie jetzt womöglich Grund zur Rache. Da wäre es fast besser die Justiz bekommt dich, so wirst du "nur" für lange Zeit ins Gefängnis müssen. Schließlich kann die Justiz sich nicht auf "er hat mir zugeflüstert" berufen, sondern muss sich auf nachweisbare Fakten stützen. Du würdest also völlig zurecht verurteilt. Und deine Angehörigen? Die haben nun einen Angehörigen verloren und ein weiterer geht in den Knast oder wird schlimmstenfalls ebenfalls noch gerächt. Klingt für mich nicht grad nach nem Gewinn.


    Du willst also ernsthaft sagen, dass die Angehörigen viel lieber in einer Scheinwelt weiterleben sollen, damit sie sich nur nicht aufregen müssen, weil sie unangenehme Wahrheiten erfahren könnten? Na dann viel Spass in der Matrix... :D Klar, lieber glauben wir weiter an den netten Familienvater, als zu wissen, dass er ein Vergewaltiger ist, der das womöglich wieder tut.
    Und entschuldige, wenn ich nicht als erstes an meine Angehörigen denke, wenn es um MEIN Leben geht. Übrigens, könnte ja auch sein, dass man keine Angehörigen hat, wärs dann eher ok sich zu rächen, als mit Angehörigen? :huh:

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • »Wir erlauben einfach mal Selbstjustiz und wer es übertreibt, darf halt nicht mehr.«?

    Warum nicht? Ich hatte in einem meiner Vorposts bereits angeführt, dass von mir aus Rache im gleichen Ausmaß ausgeübt werden darf, das dem Verbrechen des Täters innewohnt. Wer halt nach Auge um Auge auch noch das Bein des anderen bricht, soll auch bestraft werden. Aber was ist so falsch an Auge um Auge, wenn die Justiz es nicht geregelt bekommt? Wenn man sich mal genauer damit befasst, heißt das auch gerade nicht, dass wir zur Barbarei zurückkehren. Wenn Du meine Beiträge eingehend studiert hast, weißt Du, dass ich so wie alle anderen hier ein Befürworter der Menschenrechte- und würde bin. Nochmal: Wir sprechen von Fällen, in denen das Recht versagt hat und nur noch die Selbstjustiz oder eben gar nichts zu tun übrig bleibt.


    Und jetzt ein für alle Mal: Man kann das Strafmaß einer Person nicht mindern, nur weil jemand Bösartigeres dieselbe Strafe bekommen hat. Wenn man sich zeitgleich in den Verhandlungen eines Mordfalls und eines Amoklaufs befindet, kann man ja dem »einfachen Mörder« auch keine leichtere Strafe als dem Amokläufer geben, nur damit es ein Zeichen gibt, was von den beiden gravierender ist. Das ist entgegen jeder Gerechtigkeit.

    Wieso? Gerade das ist doch das Ungerechte, dass zwei unterschiedlich schwere Taten gleich stark geahndet werden! Verstehe die Logik dahinter wirklich nicht. Man kann doch die Strafminderung ausweiten. Es gibt ja z.B. Falschaussagen aus Liebe zum eigenen Kind, Unberechenbarkeit, Erpressungssituationen, Kooperation mit den Ermittlungsbehörden etc. Man kann doch den Aspekt Racheakt hier mit einfließen lassen. Oder man macht es umgekehrt und geht in die andere Richtung: Die erste bzw. schlimmere Tat wird härter bestraft anstatt dass die Rachetat weniger geahndet wird.


    Glaubst Du ernsthaft, ich achte persönliche Regelung von Dingen mehr als die Judikative? Wahrlich nicht, aber man muss eben auch einen richtigen Umgang damit finden, dass es eben Selbstjustiz gibt. Ich kenne und schätze unsere Gesetze, aber Du kannst nicht auf tausende Fälle mit dem gleichen Dokument antworten. Das schafft Frust und Ungerechtigkeit, was erst recht zu Missständen im Rechtswesen führen kann, wenn es ein extremes Ausmaß annimmt.[/color]

    Bin auf der Suche nach Freundescodes von Animal Crossing: New Leaf-Spielern schickt mir doch eine PN :)


    Stahl-Safari mit Flunkifer, Forstellka und | Bronzong ----- PN an mich (FC: 4828 - 5886 - 1305, 3DS-Name: Florian)


    --- Im Sommer ärgere ich mich über schwüle Hitze, Schweißausbrüche, Fliegen, Spinnen und andere Insekten und wünsche kältere Jahreszeiten herbei;
    Im Winter ist mir kalt, ich habe raue Haut und liege mit Fieber im Bett und will endlich wieder ins Freibad! ---

    3 Mal editiert, zuletzt von Divinios ()

  • Es spielt überhaupt keine Rolle, was ich dabei denke, weil ich in so einem Moment nicht fähig bin, Urteile im Sinne der Gerechtigkeit zu fällen. Wenn ich dann den Menschen töte, der mir mein gesamtes näheres Umfeld zerstört hat, dann schade ich damit seinen Angehörigen und je nach Empfinden ist es für sie die Ungerechtigkeit. Dementsprechend wäre es nichts anderes als gerecht, mich zu töten. Genau da liegt die Spirale der Gewalt.
    Erwartest du von der Tochter des Mörders meiner Familie etwa, dass sie sich eingesteht »Nicht so schlimm, mein liebender Vater war ja zum Glück ein verrückter Serienkiller, den ich gar nicht rächen muss.«?


    Definiere mal bitte Gerechtigkeit.
    Beispiel:
    Jemand vergeht sich an meiner Tochter oder tötet sie sogar, nach unserem Rechtsstaat bedeutet das, der Täter kommt in Haft wird sogar noch seperat inhaftiert( Angst vor Übergriffen anderer Häftlinge).
    Bestensfalls kommt er in die psychatrische Abteilung der JVA Brandenburg, dort läuft es wie folgt ab, sepearater Hafttrack, die Beamten dürfen keine Uniform tragen( reizt die Insassen) jeden 2 Freitag ist auf dem Hof gemeinsames Kuchenbacken angesagt, usw.
    Also kein ganz so schlechtes Leben.
    Meines würde dann so ausshehen, jeden 2 Tag zur Psychotante rennen, täglich Unmengen an Psychopharmaka schlucken, kurzum mein Leben wäre gelaufen.
    Das würde ich definitiv nicht so tolerieren, sondern den Täter dafür bestrafen, ob ich nun eine Gewaltspirale los trete oder nicht, ist mir komplett egal, da mein Leben eh zerstört wäre.
    Ein Angriff auf einen meiner Familienangehörigen käme einen Angriff auf mich gleich, somit muss der Täter auch damit verbundene Konsequenzen tragen, da ist mir das Geschwätz der ganzen Moralapostel wayne.

  • Ein Angriff auf einen meiner Familienangehörigen käme einen Angriff auf mich gleich, somit muss der Täter auch damit verbundene Konsequenzen tragen, da ist mir das Geschwätz der ganzen Moralapostel wayne.


    Und deshalb, wegen deiner völlig verständlichen Gefühle und möglichen Reaktionsweisen gibt es den Rechtsstaat, der die Rechtssprechung ausübt und damit solche Exzesse verhindert.

  • Du willst also ernsthaft sagen, dass die Angehörigen viel lieber in einer Scheinwelt weiterleben sollen, damit sie sich nur nicht aufregen müssen, weil sie unangenehme Wahrheiten erfahren könnten? Na dann viel Spass in der Matrix... :D Klar, lieber glauben wir weiter an den netten Familienvater, als zu wissen, dass er ein Vergewaltiger ist, der das womöglich wieder tut.


    Will ich nicht und habe ich nicht.
    Angenommen deinem Vater wird eine solche Tat vorgeworfen, er beteuert seine Unschuld, der Vater des Opfers behauptet zu wissen, dass dein Vater es war, das Gericht sagt, das sei nicht bewiesen. Glaubst du eher dem Fremden, der Dinge zu wissen meint, die sonst irgendwie keiner bestätigt oder glaubst du deinem Vater, der ja seine Unschuld beteuert?


    Warum nicht? Ich hatte in einem meiner Vorposts bereits angeführt, dass von mir aus Rache im gleichen Ausmaß ausgeübt werden darf, das dem Verbrechen des Täters innewohnt.


    Und wie ich bereits in meinen früheren Posts ausgeführt habe, nimmt man das Ausmaß eigenen Leides immer größer an als das fremden Leides. Rache wird also quasi immer schlimmer ausfallen als die ursprüngliche Tat. Womit sich deine Frage

    Aber was ist so falsch an Auge um Auge, wenn die Justiz es nicht geregelt bekommt?


    dann auch erübrigt, da genau das die Antwort ist: Auge um Auge ist niemals Auge um Auge.


    Man kann doch die Strafminderung ausweiten.


    Könnte man, dann würde man aber Rache offensichtlich befürworten. Warum sollte ich die Justiz überhaupt noch abwarten, wenn ich mich auch rächen könnte?
    Rache wird nicht als erstrebenswert angesehen, die Gründe dafür kannst du weiter oben bereits lesen. Es wäre also ein falsches Signal Rache strafmildernd wirken zu lassen.
    Du kannst dich auch heute schon ohne weiteres rächen, das wird man im Zweifelsfall nur schwer verhindern können. Dann musst du aber mit den Konsequenzen leben. So wie ein Verbrecher immer mit den Konsequenzen seiner Taten leben muss.

  • Imo ist Auge für Auge genau das richtige Strafmaß für schwerwiegendere Straftaten, die mutwillig herbeigeführt wurden. Angenommen, jemand bringt andere durch seine Fahrlässigkeit zu schaden. Beim Autofahren lässt einer etwas fallen und sucht danach ohne auf die Straße zu schauen, dabei kommt er von der Spur ab und knallt gegen ein anderes Fahrzeug, die Menschen darin werden schwer verletzt und kommen um. Schlimm genug, dass sie durch die psychische Last gestraft sind, für den Tod anderer Menschen verantwortlich zu sein, so müssen sie sich noch vor der Justiz vorfinden und bekommen eine Strafe für solch fahrlässiges Handeln.


    Selbst Totschlag könnte ich unter Umständen "tolerieren", indem ich sage, dass hier Auge für Auge das falsche Strafmaß ist, da es auch hier Fahrlässigkeit zugrunde liegt. Als Beispiel, in einem heftigen Streit, der nicht frei von Beleidigungen und Erniedrigungen ist, greift eine Person, die in ihrer Person schwer verletzt und gekränkt wurde, nach einem Gegenstand und haut ihn gegen des anderen Kopfs oder stößt ihn weg und bringt ihn dazu, unglücklich zu fallen und sich tödlich zu verletzen. Etwas, was vollkommen fahrlässig passiert ist und nie beabsichtigt war, frei aus dem Impuls heraus, aufgrund der Situation. Auch hier widerfährt dieser Person neben der juristischen, physischen Strafe die psychische Strafe, aus dem Impuls heraus einen Menschen getötet zu haben. Eine Last, die unter Umständen ein Leben lang an einem hängt. Je nach Mensch kann dies verheerende Ausmaße annehmen. Bei jemandem, der fahrlässig, aus dem Affekt gehandelt hat, den würde ich zweifelsohne unserer Judikative überlassen, die aus rechtlicher aber auch moralischer Sicht ein objektives Strafmaß erhängen könnten.


    Im Falle mutmaßlicher Vergehen, die schwerwiegende und eventuell lebenslange Folgen hinterlassen, ist Auge für Auge, meiner Meinung nach, genau das richtige Strafmaß, aus rechtlicher, aber vor allem moralischer Sicht. Natürlich setzt das voraus, dass die Schuld desjenigen klar bekannt ist, aber die Justiz a) wegen Mangel an Beweisen aus rechtlicher Sicht nicht in vollem Umfang agieren kann oder b) das Strafmaß zu milde ausfällt, aufgrund von falscher Objektivität resultiert. Blind zu handeln ist schon mal nicht der richtige Weg, in dem man Auge für Auge bei denen walten lässt, deren Schuld aus der Sicht der Justiz oder der Angehörigen nicht klar bestätigt ist. Mal ganz abgesehen von dem klassischen Mord, gibt es noch ganz andere Beispiele, nicht zuletzt das Säure Beispiel, zudem ich auch eine andere Geschichte gehört habe.


    Die erste kennt ihr ja bereits. Eine Gruppe Jungs hat aus bloßer verletzter Eitelkeit Säure genommen, hat sich zum Wohnort der Frau begeben und sie ihr mutmaßlich ins Gesicht geschüttet. Ihr ganzes Leben zerstört, denn sie ist blind, entstellt und trägt die Schmerzen eine unbestimmt lange Zeit mit sich, vielleicht sogar immer. Genauso wie eine Frau, deren Freund sie für eine andere verlassen hat, zu besagter Frau gegangen ist und dasselbe getan hat mit der Säure.


    Nun fragt man sich, auf welcher Grundlage bildet sich die Objektivität der Justiz, die besagten Personen ein paar Jahre Gefängnisaufenthalt und eventuell eine Geldstrafe erhängt? Angenommen, es waren junge Personen, mitte 20, so wären sie nach ein paar Jahren wieder auf freien Fuß, Anfang 30, also noch relativ jung und bereit für einen Neuanfang, fähig, sich ein neues Fundament zu legen und ein schönes Leben zu führen. Man könnte über die Auswirkungen sprechen, die die Tat für den Täter nach dem Gefängnisaufenthalt hätte da er bekannt ist. Aber selbst da ließe sich das verschleiern, indem man umzieht, an irgendeinem fernen Ort neu anfängt, selbst Namensänderung wäre möglich auf Grundlage der Bedrohung die demjenigen droht, der durch seine Taten erkannt wird. Und mal ganz abgesehen davon, ist ein Gefängnisaufenthalt besonders in Deutschland nicht die Hölle auf Erden.


    Diese Objektivität der Judikative basiert auf dem Grundgedanken, dass jeder einen fairen Prozess verdient und seine Würde unantastbar ist. Ein fairer Prozess und eine Lebenslange Haftstrafe in einer Einzelzelle mit Bett und einigen Hofgängen für jemanden, der in Serie Kinder abgeschlachtet hat, wäre für den Täter ein angenehmer Abschluss für seine Karriere. Am besten beschließt das psychologische Gutachten noch ihn in die Anstalt zu schieben, dann ist jede zwei Wochen gemeinsames Kuchenbacken im Hof angesagt.


    Aber meiner Meinung nach, und da bin ich ebenfalls objektiv, weil ich keinesfalls von meinen Verwandten und Freunden ausgehe, ist Auge für Auge in diesen Fällen angebracht. Vor allem im Beispiel Säure. Kaltblütige, unberechenbare und gewissenlose Menschen, in meinen Augen Abschaum, die jemandes komplettes Leben ruinieren und ihm massiven Schaden aus niederen Beweggründen zufügen, verdienen den selben Umgang. Denn ein fairer Prozess auf Grundlage der des Menschen unantastbaren Würde ist für mich aus moralischer Sicht in keinster weise tolerierbar. Für mich wäre dann die klassische Spirale von Vergeltung auch gebrochen, weil der moralische Aspekt sowohl bei Gesellschaft, als auch Angehörigen des Täters eine nicht unbedeutende Rolle einnehmen. Zumal man sich sowieso ins Gedächtnis rufen sollte, dass Selbstjustiz und Auge für Auge in einem Rechtsstaat sowieso verboten sind und deshalb im verborgenen stattfinden wird. Heißt, ich klopfe an die Tür des Mörders meiner Familie, jage ihm eine Kugel in den Kopf und es bekommt unter Umständen keiner mit. Oder lauer ihm in stiller Nacht auf und stech ihn ab. Vergeltung kann nicht stattfinden, wenn der Täter nie ermittelt wird und im Schatten verweilt. Dadurch bricht die Spirale sowieso. Vergeltung findet dort statt, wo die Moral eingreifen muss, und das ist bei meinen oben genannten Beispielen der Fall. Und die Moral wird unter Umständen nicht mal bei Angehörigen eingreifen, wenn ihr Angehöriger dafür zur Rechenschaft gezogen wurde, dass er mutmaßlich für den Tod anderer verantwortlich ist o.ä.


    Abscheuliche Taten, die an die Öffentlichkeit geraten, können eine Welle aus Hass und Vergeltungslust bei der Mehrheit verursachen; nach dem Motto, es kann jeder gewesen sein, der dem Täter bei dessen Spaziergang mit dem Stein den Schädel eingeschlagen hat. Wodurch Exekutive im Endeffekt für den Schutz dieser Person dient. Die Spirale, von der geredet wird, die existiert eigentlich gar nicht, oder kann besser gesagt vermieden werden, eher wird sie das.

  • @Strict


    Wo sind in deinem Weltbild Justzifehler unterzubringen, wo unschuldig verurteilte? Außerdem meine Frage: Gilt dein Aug-um-Aug Verständnis nur für körperliche Gewalttaten? Viele schrien ja am Höhepunkt der Finanzkrise schon nach Todesstrafen für skrupellose Banker, wo ist die Grenze?


    Und zu einem Aspekt den viele hier unterschätzen: Dem Gefängnisaufenthalt. Für viele scheint das ein lustiger Backe-Backe-Kuchen Event zu sein, wie ein 25-jähriger Hotelaufenthalt mit Vollpension, noch dazu auf Kosten des Staates.
    Mal abgesehen von den teils miserablen Haftbedigungen und fehlenden finanziellen Mittel für Resozialisierungsmaßnahmen, ist der Strafvollzug nunmal die gängige Methode kriminelle Individuen wieder in produktive Individuen zu wandeln.
    Und das eben durch einige der schärfsten Maßnahmen die es gibt: Die Wegnahme der persönlichen Freiheit des Aufenthaltes, der freien Beschäftigung und der Privatssphäre. Wieso das immer so beiläufig abgetan wird ist mir unklar.

  • Imo ist Auge für Auge genau das richtige Strafmaß für schwerwiegendere Straftaten, die mutwillig herbeigeführt wurden. Angenommen, jemand bringt andere durch seine Fahrlässigkeit zu schaden. Beim Autofahren lässt einer etwas fallen und sucht danach ohne auf die Straße zu schauen, dabei kommt er von der Spur ab und knallt gegen ein anderes Fahrzeug, die Menschen darin werden schwer verletzt und kommen um. Schlimm genug, dass sie durch die psychische Last gestraft sind, für den Tod anderer Menschen verantwortlich zu sein, so müssen sie sich noch vor der Justiz vorfinden und bekommen eine Strafe für solch fahrlässiges Handeln.


    Selbst Totschlag könnte ich unter Umständen "tolerieren", indem ich sage, dass hier Auge für Auge das falsche Strafmaß ist, da es auch hier Fahrlässigkeit zugrunde liegt. Als Beispiel, in einem heftigen Streit, der nicht frei von Beleidigungen und Erniedrigungen ist, greift eine Person, die in ihrer Person schwer verletzt und gekränkt wurde, nach einem Gegenstand und haut ihn gegen des anderen Kopfs oder stößt ihn weg und bringt ihn dazu, unglücklich zu fallen und sich tödlich zu verletzen. Etwas, was vollkommen fahrlässig passiert ist und nie beabsichtigt war, frei aus dem Impuls heraus, aufgrund der Situation. Auch hier widerfährt dieser Person neben der juristischen, physischen Strafe die psychische Strafe, aus dem Impuls heraus einen Menschen getötet zu haben. Eine Last, die unter Umständen ein Leben lang an einem hängt. Je nach Mensch kann dies verheerende Ausmaße annehmen. Bei jemandem, der fahrlässig, aus dem Affekt gehandelt hat, den würde ich zweifelsohne unserer Judikative überlassen, die aus rechtlicher aber auch moralischer Sicht ein objektives Strafmaß erhängen könnten.


    Mal nur so nebenbei: Es ist nicht gerade einfach herauszufinden, ob eine Person fahrlässig oder mutwillig gemordet hat. Das sind wieder willkürlich gewählte Beispiele, die sehr stark auf eine Fahrlässigkeit hindeuten, aber in der Realität kann es oft zu komplexeren Fällen kommen, wo man nie zu 100% sagen kann, ob der Täter nun fahrlässig oder mutwillig gehandelt hat. Oft ist es nicht einmal klar, ob jemand überhaupt schuldig ist oder nicht. Wenn derjenige in einem Gefängnis kommen sollte, dann hat er zumindest noch Chancen da raus zu kommen. Aber wenn das Auge-um-Auge-Prinzip oder gar die Todesstrafe eingesetzt wird, dann sind die bereits zugefügten Verletzungen/die Tötung nicht mehr rückgängig zu machen. Wie willst du z.B. hier Schuld von Troy Davis beweisen? Und ja ich weiß, das ist auch wieder nur ein Beispiel, das sehr selten vorkommt. Aber die Tötung ist ein Prozess, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Haftstrafen in dem Sinne auch nicht, aber die können zumindest verkürzt oder abgebrochen werden .


    Diese Objektivität der Judikative basiert auf dem Grundgedanken, dass jeder einen fairen Prozess verdient und seine Würde unantastbar ist. Ein fairer Prozess und eine Lebenslange Haftstrafe in einer Einzelzelle mit Bett und einigen Hofgängen für jemanden, der in Serie Kinder abgeschlachtet hat, wäre für den Täter ein angenehmer Abschluss für seine Karriere. Am besten beschließt das psychologische Gutachten noch ihn in die Anstalt zu schieben, dann ist jede zwei Wochen gemeinsames Kuchenbacken im Hof angesagt.


    Ich glaube nicht, dass der Täter seine Tat nach einer Todesstrafe außerordentlich bereuen wird... Dann ist die lebenslange Haftstrafe wohl doch die bessere Option. In diesem Falle würde nur eine körperliche Strafe als angemessene Strafe "passen", wobei das ja nicht mal dem Auge-um-Auge-Prinzip entspricht.

  • Bin auf der Suche nach Freundescodes von Animal Crossing: New Leaf-Spielern schickt mir doch eine PN :)


    Stahl-Safari mit Flunkifer, Forstellka und | Bronzong ----- PN an mich (FC: 4828 - 5886 - 1305, 3DS-Name: Florian)


    --- Im Sommer ärgere ich mich über schwüle Hitze, Schweißausbrüche, Fliegen, Spinnen und andere Insekten und wünsche kältere Jahreszeiten herbei;
    Im Winter ist mir kalt, ich habe raue Haut und liege mit Fieber im Bett und will endlich wieder ins Freibad! ---

  • Wie oft denn noch? Wir gehen davon aus, dass man es weiß, bsp. weil der Täter einem dreckig ins Gesicht grinst. Fahrlässigkeit würde schnell Reue nach sich ziehen, zumindest würde es der Täter des eigenen schlechten Gewissens wegen erwähnen.


    Und wie oft wollt ihr es noch ignorieren, dass es in der Realität nun mal (zu) oft zu Fehlentscheidungen kommt? Unsere Meinungen sind weniger unterschiedlich, als du glauben magst. Auch ich finde solche Täter verabscheuungswürdig und sie verdienen meiner Ansicht nach definitiv härtere Strafen. Aber so etwas lässt sich nun mal nicht umsetzen, wenn man die vorher angesprochenen Punkte berücksichtigen will. Eine hundertprozentige Sicherheit über eine Straftat ist nahezu nie vorhanden, und eine Fehlentscheidung bei einer Todesstrafe ist wesentlich schlimmer als die bei einer Gefängnisstrafe. Und dass solche Fehlentscheidungen leider zu oft vorkommen, beweist die Todesstrafe in den Vereinigten Staaten.


    Auch hier gilt: Man braucht nichts rückgängig zu machen, wenn die Schuld des Angeklagten feststeht. Und warum wird unter Rache immer direkt ein Akt der Gewalt verstanden? Man kann z.B. eine Steuerhinterziehung anonym anzeigen oder eine illegale Giftmüllentsorgung. Hier wird jeder Rächer als unberechenbares Monster dargestellt. Das stimmt so nicht: Ich glaube ich spreche hier für jeden, wenn ich sage, ich will einfach nur Gerechtigkeit.


    Eine Straftat anzuzeigen, ist der einzig richtige Weg. Das ist ja auch keine Selbstjustiz. Diese ist dann nicht mit Gerechtigkeit gleichzusetzen.

  • Alles klar, dann haben wir es mit einem Missverständnis zu tun. Ich bin definitiv gegen Gewalt, ob vom Täter angewendet oder im Rahmen der Selbstjustiz, jedoch warte ich mit einem gewissen Verständnis für die sich Rächenden auf. Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass ich es nicht besser fände, überließe man derlei Angelegenheiten der Justiz. Ich denke, das ist bei den vorangehenden Schlagabtauschen hier etwas untergegangen.
    Keineswegs billige ich die Todesstrafe o.Ä.


    Nein, ich selbst befürworte die Rache nur, solange sie rechtlich gesehen in Ordnung ist. Das können z.B. die von mir angeführten Beispiele sein. Wiederum finde ich es nur wie eingangs schon erwähnt ungerecht, wenn Rache als genauso boshaftes Tatmotiv angesehen wird wie Habgier oder Sadismus.

    Bin auf der Suche nach Freundescodes von Animal Crossing: New Leaf-Spielern schickt mir doch eine PN :)


    Stahl-Safari mit Flunkifer, Forstellka und | Bronzong ----- PN an mich (FC: 4828 - 5886 - 1305, 3DS-Name: Florian)


    --- Im Sommer ärgere ich mich über schwüle Hitze, Schweißausbrüche, Fliegen, Spinnen und andere Insekten und wünsche kältere Jahreszeiten herbei;
    Im Winter ist mir kalt, ich habe raue Haut und liege mit Fieber im Bett und will endlich wieder ins Freibad! ---

  • Auch hier gilt: Man braucht nichts rückgängig zu machen, wenn die Schuld des Angeklagten feststeht. Und warum wird unter Rache immer direkt ein Akt der Gewalt verstanden?


    Ohne alles gelesen zu haben (hört bitte mal auf in Diskussionsbeiträgen bunte Texte oder komische Schriftarten zu verwenden, die Beiträge von Gottgleiche Litschi sind ja 'ne Zumutung zum Lesen):


    Du sagst ausdrücklich, dass du Rache nur dann als gerechtfertigt ansiehst, wenn "die Justiz versagt". Wenn die Schuld des Angeklagten feststeht, wird dieser nun aber verurteilt, die Justiz würde in dem Fall also nicht versagen. Es gilt aber im Zweifel für den Angeklagten. Bestehen Zweifel an der Schuld, geht man auch davon aus, dass der Angeklagte unschuldig ist. Wenn du der Justiz nun Versagen vorwirfst, weil sie in dubio pro reo entschieden hat und deshalb Selbstjustiz für gerechtfertigt hälst, heißt das folglich du würdest In dubio contra reum entscheiden, also im Zweifel gegen den Angeklagten. Genau das ist ein wesentliches Problem bei der Ausübung von Rache bzw. von Selbstjustiz im Allgemeinen: Man ist sich gegenüber niemals neutral eingestellt. Ist man zugleich Kläger, Richter und Vollstreckter in einem, wird ein faires Urteil und auch eine angemessene Vollziehung von vornherein ausgeschlossen.


    Man sieht es schon an deinen Beiträgen. Was heißt denn z.B. bitte "auf moralischer/zwischenmenschlicher Ebene - nicht auf rechtlicher - zweifelsfrei erwiesen"? Du wertest schon Emotionen als Beweise und das, obwohl du als Opfer die Emotionen des (vermeintlichen) Täters anders, und zwar im negativen Sinn, wahrnehmen würdest. Jemand der einem "dreckig ins Gesicht grinst" beweist damit noch lange keine Schuld. Aber wenn jemand von der Schuld eines anderen überzeugt ist, wird er alles als Indiz oder gar als Beweis auffassen, was auch nur im Entferntesten auf die Schuld hindeuten könnte. Selbstjustiz wird daher niemals Gerechtigkeit schaffen.


    Es mag zwar Fälle geben, bei denen man aus den Umständen (→ man hat die Tat beobachtet) mit Sicherheit weiß, dass der Angeklagte schuldig ist, man aber den Beweis nicht ebringen kann. In solchen Fällen könnte ich sehr gut nachvollziehen, dass jemand in Selbstjustiz die einzige Möglichkeit sieht, den Täter zu bestrafen. Gerechtigkeit wird aber dadurch nicht hergestellt, weil man in Ausübung der Rache den Täter nicht gerecht behandeln würde, es sei denn man ist ein Gott und würde bei der Vollziehung keinerlei Emotionen empfinden (dann bräuchte man allerdings auch nicht zu rächen). Ein weiteres Problem ergibt sich aus dem Umfeld des Täters: sind Angehörige und Freunde des Täters nicht von der Schuld überzeugt, würden sie im Racheakt des Opfers eine grobe Ungerechtigkeit sehen und diese unter (gleichen) Umständen vergelten oder rächen. Es würde eine Spirale der Selbstjustiz in Gang bringen, Stichwort Blutrache, und das ist ein Zustand, der nicht erstrebenswert ist.


    Im Übrigen forderst du mit deinen Einschränkungen eher Vergeltung, als Rache. Das als Antwort zu deiner Frage, weil Rache eben meist mit unverhältnismäßiger Gewaltanwendung assoziiert wird, nicht aber Vergeltung.


    Gegen Racheakte, die rechtmäßig sind, wie eben eine Anzeige, ist aber natürlich nichts zu sagen. Sobald Rache aber in Selbstjustiz resultiert ist sie absolut abzulehnen.

  • Ich stimme dir da in nahezu allen Punkten zu. Es ist nur so, dass ich ein Problem damit habe, wenn es aufgrund mangels an rechtlich verwertbaren Beweisen zu einem Freispruch kommt, obwohl jedermanns gesunder Menschenverstand darauf schließen ließe, dass der Angeklagte dennoch der Täter ist. Sicher darf man das Schicksal eines Menschen nicht von den Emotionen anderer, die womöglich noch selbst in irgendeiner Weise betroffen sind, abhängig machen. Aber man kann sich doch nicht nur auf nüchterne Bürokratie berufen, wenn es doch offensichtlich ist, wer wirklich (un-)schuldig ist.
    Mag sein, dass ich mich in solch einer Situtation provoziert fühle, aber das nimmt derjenige doch in dem Moment in Kauf, da er mich fies angrinst.


    Ja, von Selbstjustiz können unter Umständen auch Unschuldige erfasst werden. Umgekehrt werden aber auch Unschuldige durch das Gericht verurteilt oder Schuldige freigelassen.


    Was die Judikative beschließt, ist Recht, aber nicht Gerechtigkeit. Ja, je nach Situation ist es wichtig, als urteilsbefugte Instanz ein gewisses Maß an Objektivität zu wahren, aber ein Dokument wird nie so menschlich, vernünftig und moralisch richten können wie Herz, Kopf und Seele. Und ich spreche hier nicht von Angehörigen eines Opfers, die blind vor Hass auf den Täter diesen als solchen sehen und zur Rechenschaft ziehen wollen. Ich spreche davon, wenn auch Unbeteiligte, bsp. der Richter, so er denn seine sich auf für zehntausend Fälle zu gelten habende Vorschriften berufende Amtsfunktion verlässt, sehen können, dass hier in der Realität großes Unrecht geschieht.



    Ich weiß nicht, ob gestern jemand den Kölner Tatort gesehen hat. Da konnte der Täter auch wegen irgendwelchen bürokratischen Klauseln/nicht zugelassenen Beweismitteln zunächst nicht verurteilt werden, obwohl er selbst von Anfang an die Ermittler verhöhnt und seine Schuld quasi zugegeben hat - am Ende war er es übrigens auch, bevor wieder über Fehlurteile debattiert wird, die sich auf subjektives Empfinden stützen. In der Regel täuscht sich der Mensch de facto weniger als das Gesetz. Paradox ist doch, dass wir doch gerade alle feststellen, dass es einen Unterschied zwischen Recht und Gerechtigkeit gibt. Und allein der zeigt doch auf, dass hier etwas aus dem Lot geraten ist, denn die Idee hinter dem Gesetz ist doch, dass es richtiges Urteilen ermöglicht. Und wenn richtig geurteilt wird, wird dies auch als gerecht empfunden. Diese ganze Diskussion kommt doch gerade daher, dass es eben Fehlurteile gibt.


    Nur weil ein Urteil auf objektiver Grundlage gesprochen wird, heißt das doch nicht, dass es nicht trotzdem falsch sein kann!


    Man will irgendwie alles mit einem Papier beantworten, möchte nicht erkennen, dass Recht nicht zwangsläufig richtig ist.


    Unser Gesetz entstand einst auf dem Fundament der Meinung, Prinzipien und des Gerechtigkeitssinns der Mehrheit des Volkes. Und wenn sich heute der Großteil der Gesellschaft darüber echauffiert, dass z.B. jugendliche Straftäter mit Samdhandschuhen angefasst werden, dann sollte dies eigentlich darauf schließen lassen: Das muss sich ändern! Schließlich will es die Mehrheit - wir leben in einer Demokratie und ihr sagt doch in Eurer Argumentation selbst, dass nicht die Minderheit (also die Angehörigen etc.) zu entscheiden hat.

    Bin auf der Suche nach Freundescodes von Animal Crossing: New Leaf-Spielern schickt mir doch eine PN :)


    Stahl-Safari mit Flunkifer, Forstellka und | Bronzong ----- PN an mich (FC: 4828 - 5886 - 1305, 3DS-Name: Florian)


    --- Im Sommer ärgere ich mich über schwüle Hitze, Schweißausbrüche, Fliegen, Spinnen und andere Insekten und wünsche kältere Jahreszeiten herbei;
    Im Winter ist mir kalt, ich habe raue Haut und liege mit Fieber im Bett und will endlich wieder ins Freibad! ---

    4 Mal editiert, zuletzt von Divinios ()

  • Zitat

    Und wie oft wollt ihr es noch ignorieren, dass es in der Realität nun mal (zu) oft zu Fehlentscheidungen kommt?


    Habe ich mich irgendwo unverständlich ausgedrückt? Natürlich spreche ich nur von den Tätern, deren Schuld klar belegt oder erkennbar ist, und das kann oft genauso der Fall sein, wie wenn der Fall uneinsichtig ist. Also verstehe ich nicht warum du von Äpfeln sprichst wenn ich von Birnen spreche.


    Ich töte keine Menschen weil mir mein Gefühl sagt, er ist der Schuldige, auch wenn ich Emotional aufgewühlt bin. Ich sage Auge für Auge ist angebracht, wenn ein Typ 'ner Frau Säure ins Gesicht schüttet, wenn er andere Menschen foltert, nen Folterkeller hat und das aufgezeichnet hat, wenn in seinem Keller Leichen und ein blutiges Messer mit seinen Fingerabdrücken gefunden wird. Ich rede nicht davon Leute zu töten die ein Motiv hätten aber kein Alibi. Und wenn es bereits zum Prozess kommt und sie eine langjährige Strafe kriegen, dann ist Auge für Auge vorbei, da die Justiz zuvorgekommen ist. Auch wenn Auge für Auge angebrachter wäre, hätte er seine Strafe schon bekommen. Wenn der Mörder meiner Eltern auf der Flucht ist und ich ihn in die Finger bekomme, jage ich ihm aus Emotionen eher ne Kugel in den Kopf oder Schlag ihm den Schädel ein, bevor ich ihn an den Baum Kette und die Polizei anrufe. Und diese Tat fände ich bei anderen auch nicht verwerflich, weil Auge für Auge ihr Recht ist. Obs nun falsch ist oder nicht.


    Zitat

    Ein weiteres Problem ergibt sich aus dem Umfeld des Täters: sind Angehörige und Freunde des Täters nicht von der Schuld überzeugt, würden sie im Racheakt des Opfers eine grobe Ungerechtigkeit sehen und diese unter (gleichen) Umständen vergelten oder rächen. Es würde eine Spirale der Selbstjustiz in Gang bringen, Stichwort Blutrache, und das ist ein Zustand, der nicht erstrebenswert ist.


    Also klingelst du, nachdem du den Täter zur Rechenschaft gezogen hast an der Tür seiner Angehörigen und sagst, ich habe ihn bestraft? Seems legit. Von was für einer Spirale sprichst du bitteschön. Ich werde den Verantwortlichen sicher nicht auf offener Straße abstechen.

  • Rache...


    Ja Rache ist für einige Menschen notwendig, es kommt aber immer darauf an, wie hoch der Grad der eigenen Verletzung ist. Es kann natürlich ein Hochgefühl bescheren, doch wenn dieses abebbt ist man entweder zufrieden, oder man braucht mehr davon.
    Von Auge zu Auge bin ich nicht überzeugt von, man sollte Gleiches nicht mit Gleichem strafen, man selbst ist dann keinen Deut besser als die Person, die damit begonnen hat. Dann lieber ein für mich reines Gewissen und Menschen im Unfeld, die mir helfen, damit umzugehen.


    Im Punkt Mord, Totschlag oder Vergewaltigung ist es schon etwas heikler, aber auch dort sollte man nie allein Rache üben sondern sich von den Menschen helfen lassen, die extra dafür ausgebildet sind. Ist aus meiner Sicht sinnvoller.


  • Unser Gesetz entstand einst auf dem Fundament der Meinung, Prinzipien und des Gerechtigkeitssinns der Mehrheit des Volkes. Und wenn sich heute der Großteil der Gesellschaft darüber echauffiert, dass z.B. jugendliche Straftäter mit Samdhandschuhen angefasst werden, dann sollte dies eigentlich darauf schließen lassen: Das muss sich ändern! Schließlich will es die Mehrheit - wir leben in einer Demokratie und ihr sagt doch in Eurer Argumentation selbst, dass nicht die Minderheit (also die Angehörigen etc.) zu entscheiden hat.


    Da kommen wir halt zur Krux der Demokratie, dass das wählende Volk nicht immer rational Entscheidet, sondern auf Gefühlslage. ^^ Nur weil 51% Entscheiden, dass man die anderen 49% umbringen soll, ist das zwar demokratisch, aber nicht sinnvoll... :dos:


    Zitat von Strict


    Wenn der Mörder meiner Eltern auf der Flucht ist und ich ihn in die Finger bekomme, jage ich ihm aus Emotionen eher ne Kugel in den Kopf oder Schlag ihm den Schädel ein, bevor ich ihn an den Baum Kette und die Polizei anrufe. Und diese Tat fände ich bei anderen auch nicht verwerflich, weil Auge für Auge ihr Recht ist. Obs nun falsch ist oder nicht.


    Würde ich von so einer Tat in der Zeitung lesen, würde ich für dich halt dasselbe fordern wie für den Täter deiner Eltern, eine lange Haftstrafe und psychische Betreuung. Wenn nicht sogar mehr, da du ja mit Vorsatz gehandelt hast. So etwas ist verwerflich. Es herrscht in Europa eine breite Übereinstimmung, dass aber der Geburt (davor wird ja fleissig gestritten, aber das ist nicht das Thema) das menschliche Leben unantastbar ist. Egal. aus. welchen. Gründen. auch. immer.
    Und ja, immer wieder setzen sich leider Menschen über diese Übereinkunft hinweg, sei es gewollt oder ungewollt,aus Rache, niederen Gelüsten, kaltblütigem Mord, Toten bei einem eskalierten Raub, etc.
    Die Gründe sind dann zwar im Detail verschieden, aber dennoch inakzeptabel. Der Mörder der deine Eltern getötet hat, hat sich genauso über die gesellschaftlichen Regeln hinweggesetzt wie du auch, ihr seid also beide schwere Verbrecher. Rache in deiner Form ist um keinen Deut besser, sie ist verständlich, aber noch keineswegs akzeptabel.


    Und bitte realisiere, dass es keine 100% gesicherte Rechtssprechung gibt. Ich weiß ja nicht inwiefern du ausserhalb des TVs schon Umgang mit der Justiz hattest, aber sie malt teils langsam und nicht immer zu 100% "richtig", denn Fehler und Irren sind menschlich. Trotzdem aber ergibt sich in der Regel ein Urteil, das nach mehreren rechtlichen Instanzen als gesichert gilt.
    Und trotzdem werden oft Jahre später Prozesse aufgerollt und Menschen müssen freigelassen werden, weil Irrtümer nunmal passieren. Und selbst wenn du 100% sicher bist den Mörder deiner Eltern gestellt zu haben - 100% sicher kannst du dir kaum sein. Und auf dieser Grundlage willst DU ein menschliches Leben auslöschen ?

  • obwohl jedermanns gesunder Menschenverstand darauf schließen ließe, dass der Angeklagte dennoch der Täter ist


    Der "gesunde Menschenverstand" ist so eine Sache, mit der sich schlecht diskutieren lässt, weil er subjektiv ist. Ich hab schon Leute für den Innenweltkosmos mit "gesundem Menschenverstand" argumentieren hören. Für die Schöpfungstheorie der Bibel. "Gesunder Menschenverstand" ist also ein bescheidenes Argument, weil er sich nach Gefühl richtet. Ein schlechter Richter.


    Was die Judikative beschließt, ist Recht, aber nicht Gerechtigkeit.


    Gerechtigkeit ist nunmal etwas enorm subjektives. Nehmen wir beispielsweise dein Säurebeispiel: Für den Typen in Indien, der die Abfuhr erhalten hat, kann es durchaus gerecht erscheinen, dass die ihm eine Abfuhr Erteilende Säure ins Gesicht bekommt. Das sehen wir beide als ziemlich ungerecht an. In Gesellschaften, in denen Frauen als relativ wertlos gelten, wird man tendenziell dem Inder zustimmen, in Gesellschaften, die den Wert von Frauen als den von Menschen anerkennen, dürfte man geneigt sein, der unseren Einschätzung zuzustimmen.


    aber ein Dokument wird nie so menschlich, vernünftig und moralisch richten können wie Herz, Kopf und Seele.


    Moral ist nichts, was festgeschrieben korrekt ist. Vielmehr wandelt sie sich mit der Zeit. Es war lange Zeit moralisch korrekt Sklaven zu halten, es war korrekt, dass Frauen keine Rechte hatten, dass Homosexualität eine Krankheit sei, die es zu behandeln gelte und so weiter und so fort. Mit "Herz, Kopf und Seele" lassen sich Ehrenmorde relativ leicht rechtfertigen, genauso wie die Säureattacke. Natürlich siehst du deine Moral als korrekt an, alles andere wäre ja auch Quatsch. Trotzdem existieren eben neben deiner Vorstellung weitere. Und die Vorstellungen, an die wir uns zu halten haben, sind in Gesetzen formuliert. Diese Gesetze können auch angepasst werden, aber solang sie gültig sind, haben wir uns halt dran zu halten. Und zwar allgemein und nicht, wenns grad passt.

  • heute der Großteil der Gesellschaft darüber echauffiert, dass z.B. jugendliche Straftäter mit Samdhandschuhen angefasst werden, dann sollte dies eigentlich darauf schließen lassen: Das muss sich ändern!

    Um Himmels Willen, bitte nicht. Bevor man dem Großteil der Gesellschaft solche Entscheidungen in die Hände legt, müsste man sie ausbilden. Allein schon die Aussage, dass Jugendstraftäter mit "Samthandschuhen" angefasst werden, weist stark darauf hin, dass viele schlicht und ergreifend falsche Vorstellungen davon haben, wie Strafen wirken und wie die Entwicklung eines Jugendlichen abläuft. Natürlich gibt es Punkte, die verbessert gehören, aber wenn man sich die "allgemeine Meinung" anhört, geht das in eine völlig andere Richtung, die nichts mehr mit dem Optimieren von Gesetzen zu tun hat. Da ist es mir definitiv lieber, wenn die Justiz in ständiger Kritik bleibt, so immer wieder Regelungen überdenkt, aber am Ende eine Hand voll Leute entscheidet, die sich mit den nötigen Informationen auseinander setzt.


    Also klingelst du, nachdem du den Täter zur Rechenschaft gezogen hast an der Tür seiner Angehörigen und sagst, ich habe ihn bestraft? Seems legit. Von was für einer Spirale sprichst du bitteschön. Ich werde den Verantwortlichen sicher nicht auf offener Straße abstechen.

    Weil alle anderen ja auch so blöd sind? Wenn mein Angehöriger nach einer Straftat verletzt/getötet wird, bist du der erste auf meiner Liste als Angehöriger des ersten Opfers. Oder noch besser: Jeder Angehörige ist auf meiner Liste und ich nehme mir den vor, der mir am "schuldigsten" erscheint. Oder gleich die ganze Familie. Irgendeiner von denen muss es ja sein und Rache ist schon getan, solang ich der Familie das gleiche antue, was sie mir angetan haben. Es ist ja nicht so, als ob solche Rachegeschäfte in unterschiedlichen Milieus nicht oft genug gezeigt haben, dass das keinesfalls so sauber abläuft, wie man es sich in der Theorie am liebsten vorstellt.


    Ansonsten kriegt man hier beim Verfolgen der Diskussion zunehmends das Gefühl, dass die meisten sich an die Vorstellung von Krimi-Serien halten. Wo die Justiz versagt, weil da keine Fingerabdrücke an der Waffe sind, jeder Zuschauer aber genau weiß, dass genau das der Täter ist. Und die Helden der Serie machen sich auf der Gerechtigkeit zu dienen und das zu erreichen, wobei die Justiz versagt hat. TV-Serien haben es sich zur Gewohnheit gemacht ein recht simples Verbrecherbild zu erstellen. Natürlich gibt es auch die Fälle von Selbstjustiz, der der Vater seine tote Tochter rächen will, aber selbst da wird hart mit Klischees und Mitleid des Zuschauers gearbeitet.
    Erschreckend ist auch, wie ich manch einer davon redet jemanden umzubringen. Es ist das eine wütend zu sein und im Affekt jemanden zu töten. Es ist was völlig anderes die Rache zu planen und durchzuziehen. Davon mal völlig abgesehen tut man weder dem Opfer noch seinen Angehörigen irgendeinen Gefallen damit. Es bringt das Opfer nicht zurück, dafür verliert man einen weiteren Angehörigen ans Gefängnis (oder an einen weiteren Racheakt der Gegenpartei). Genugtuung ist ein Gefühl, dass man nur mit einem temporären Tunnelblick erfährt. Aber die Welt besteht nicht nur aus Täter und Rächer. Meist sind da noch ein paar Menschen mit involviert. Im Übrigen ist Genugtuung auch kein wirklich langfristiges Gefühl, sondern etwas, was wir verspüren, wenn wir emotional geladen sind. Das ist unbestreitbar ein schönes Gefühl, aber das nur für einen bestimmten Zeitraum. Wer mir erzählt, dass er ein Menschenlieben nur für dieses Gefühl beendet, der sollte imo bitte auch gleich eingesperrt werden. Weil sowas ist als Mensch genauso gefährlich und man weiß nie, wann derjenige wieder etwas derartiges tut, um ein schönes Gefühl davon zu bekommen.

  • Und damit zeigst du, dass du den Kern der Thematik nicht verstehst, Cassandra. Ich rede davon, einen eindeutigen Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen und du davon, willkürlich, nach Gefühl des Täters ganze Familie abzuschlachten. Was haben diese Überspitzungen mit der eigentlichen Frage zutun?


    Zitat

    Ansonsten kriegt man hier beim Verfolgen der Diskussion zunehmends das Gefühl, dass die meisten sich an die Vorstellung von Krimi-Serien halten. Wo die Justiz versagt, weil da keine Fingerabdrücke an der Waffe sind, jeder Zuschauer aber genau weiß, dass genau das der Täter ist. Und die Helden der Serie machen sich auf der Gerechtigkeit zu dienen und das zu erreichen, wobei die Justiz versagt hat. TV-Serien haben es sich zur Gewohnheit gemacht ein recht simples Verbrecherbild zu erstellen. Natürlich gibt es auch die Fälle von Selbstjustiz, der der Vater seine tote Tochter rächen will, aber selbst da wird hart mit Klischees und Mitleid des Zuschauers gearbeitet.


    Really?


    [Blockierte Grafik: http://www.wearysloth.com/Gallery/ActorsL/tve10049-19950216-444.jpg]


    Diese pseudo Coolness und Weisheit ist zu viel für mich, darauf werde ich keine ernste Antwort geben.