Der ehemalige Mensch musste sich sehr beherrschen um sich nicht mitten im Gasthaus zu verwandeln. Sein Blut kochte innerlich und da er durch den Zusammenstoß mit dem Unbekannten auch einen kleinen Kratzer abbekommen hatte, konnte er nicht vermeiden, dass auf seiner Wange ein kleines Flämmchen züngelte.
Tief durchatmen, Luttvicithor, wenn dir jetzt Hörner wachsen, ist die ganze Truppe aufgeschmissen. Du siehst aus wie ein Mensch, du bewegst dich wie einer und du solltest dich auch so verhalten. Dein Gegner von gerade eben, wäre zu stark für einen Vollblutmenschen…
Langsam beruhigte er sich wieder und schaffte es, sein brennendes Blut beiseite zu wischen, ohne das es einem der Gäste auffiel. Vic rappelte sich auf und bestellte sich an der Theke etwas zu trinken. Die Hälfte seines Wassers schüttete er sich über den Kopf, was auch die erhoffte Abkülung brachte. Trotzdem konnte er es nicht vermeiden, dass er schief von der Seite angesehen wurde, als das Wasser in kleinen weißen Schwaden auf seiner Haut verdampfte.
Merke, durch Aggressionen heizt sich mein Körper auf. Ich denke, ich sollte so schnell wie möglich verschwinden.
Rasch zahlte er und ging zum Ausgang. Leider wurde er kurz vor der Tür von einem betrunken aussehenden Tairis aufgehalten. Eindeutig ein hohes Tier in der Stadt, denn die anderen Gäste behandelten ihn trotz seines angetrunkenen Zustandes mit Respekt. Das kratze den Rucuome aber kein bisschen. Wer die Kontrolle über sich selbst verlor, hatte seiner Meinung nach schon den Kampf verloren.
„Du siehst aus wie ein Mensch, aber du dampfst wie ein Ignatier. Sag mir, feuriges Bürschchen, was bist du wirklich? Bist du ein Mischling? Wir mögen keine Kerle mit dreckigem Blut in unserer Stadt.“
Wieder musste Vic sich bemühen nicht wütend zu werden, während das Wasserwesen vor ihm vor sich hin schwankte und ihn erniedrigte. Die Ablehnung zwischen den beiden war deutlich zu spüren, doch der Schwertkämpfer riss sich zusammen. Mit einer schelmischen Verbeugung stellte er sich folgendermaßen vor:
„Mein Name ist Vic, ich bin ein umherziehender Feuerspucker und andere zu unterhalten ist mein einziger Sinn im Leben. Mein Beruf hat meinen Körper verändert, aber wie Ihr sehen könnt, verehrter Herr, bin ich ein einfacher Mensch.“ Der Tairis musterte ihn immer noch kritisch, aber er war zu betrunken, um nachprüfen zu können, ob sein Gegenüber die Wahrheit sprach. Leider hatten noch mehr Gäste zugehört und plötzlich wurde laut gefordert, dass Vic seine Künste unter Beweis stelle.
Das ist jetzt wohl meine Feuertaufe… Ich hoffe mal, dass mein Mund und mein Körper wirklich so feuerfest sind, und das nicht nur, wenn ich mich verwandelt habe. Er packte sich eine Flasche Schnaps von der Theke, füllte seinen Mund damit und kramte einen Anzüder aus der Tasche. Es klappte tatsächlich, aber da natürlich keiner daran gedacht hatte, das draußen zu machen, versengte der Feuerspucker bei seinem ersten Versuch einen Teil der Gasthauseinrichtung. Der Wirt warf ihn raus und die Zuschauer lachten den Rucuome aus.
Wenigstens glaubt so keiner, dass ich irgendwas zu verbergen habe. So bin ich bloß ein kleiner Trottel. Eigentlich hatte er nun nach Linos suchen wollen, der eindeutig etwas über die momentane Lage der Stadt wusste und ihm auch etwas hatte sagen wollen, aber als er aufstand entdeckte er Koru, der von der vermummten Gestalt von vorher begleitet wurde.
Hm? Das ist doch der Kerl, der mich vorhin so an die Wnad geklatscht hat. Wie kommt der denn an Koru?
Luttvicithor ging den beiden hinterher und beobachtete, wie sie sich mit Jareth unterhielten. Als der Vermummte den Umhang abnahm und sich vorstellte, blieb ihm die Spucke weg: Ein Minidrache, ein Donner-Minidrache um genau zu sein, der ziemlich viel Wert auf Respekt zu legen schien.
Na warte Freundchen, jetzt soll dir deine Frage im Halse stecken bleiben...
Bevor der Gruppenleiter etwas antworten konnte, kam Vic auf die kleine Gruppe zu.
"So sieht man sich wieder. Jetzt weiß ich wenigstens wer mich vorhin grundlos so an die Wand geschleudert hat. Pass blos auf, was du ihm erzählst Jareth, Miniaturdrachen gelten als ziemlich schwierig."
Jareth war sofort klar, was für ein mächtiger Verbündeter Temerair war, aber da man nun einmal niemandem trauen durfte, gab er nur wenige Informationen aus:
"Verzeihen Sie, wenn es Ihnen unhöflich erscheint, aber die Zeiten sind hart und die Spitzel zahlreich. Wenn Sie Interesse an unserer Organisation haben, können sie uns gerne begleiten. Sie werden dann nach und nach selbst herausfinden können, was genau wir machen. Ich, und auch keiner unserer Gruppe," dabei sah er Koru etwas vorwurfsvoll an, "darf und wird Ihnen Informationen geben, solange wir uns nicht sicher sein können, dass Sie wirklich ein Gegner des Sonnenkaisers sind. Es ist ganz Ihre Entscheidung."