Natürlich prägen einen gewisse Erlebnisse und auch darauffolgende (oder durch andere Ursachen entstehende) Krankheiten, aber deswegen ist die Krankheit nicht Teil der Persönlichkeit. Für mich sehe ich eine psychische Erkrankung eher als etwas an, das deine eigentliche Persönlichkeit unterdrückt und dir Energie und Potential wegnimmt. Wenn du es überstanden hast, falls das Überwinden möglich sein sollte, hat dich das geprägt, aber die Krankheit an sich ist eben nur das: Eine Krankheit und nichts, was dich "besonders" macht.
Ansonsten ist das auch echt ein Romantisieren von Krankheiten, auch was Krebs betrifft. Ist sicherlich nicht so toll kotzend über der Kloschüssel zu hängen und über längere Phase nirgendwo mit seinem Freundeskreis hingehen zu dürfen, weil jede noch so kleine Infektion in der Chemo eine Katastrophe werden kann uä.
Ich habe nicht gesagt, dass wir uns jetzt erstmal alle Krebs holen sollen, weil man sich danach so geil verändert. Aber insbesondere unheilbare Krankheiten sind für mich viel eher mit Behinderungen gleichzusetzten. Es ist nun mal einfach ein Teil deiner Persönlichkeit, wenn du dich für immer damit auseinander setzten musst, es zu haben. Und ja eventuell gibt es "Heilmittel", Antidepressiva, Therapien ect.. Aber die bekämpfen nicht die Ursache, nur die Symptome.
Es macht letztendlich auch viel mehr Sinn, dann seine Krankheit zu akzeptieren, anstatt diese wie ein "Geschwür" zu behandeln, denn dadurch wird es nur schlimmer. Die wichtigste "Heilung" gegen die meisten psychischen Krankheiten ist in erster Linie die Akzeptanz sie zu haben und erst darauf kann man aufbauen. Inwieweit soll es dann anderen Menschen, die an solchen Krankheiten leiden, helfen, wenn man ihnen sagt, sie müssen geheilt werden, oder ihre Krankheit ist wie ein Geschwür. Das klingt ehrlich gesagt so, als wären diese Menschen fehlerhaft, weil sie diese besitzen, oder irgendwas ist mit ihnen komplett falsch. Es ist halt ein sensibles Thema und ich halte diese Art eine falsche Herangehensweise an die Krankheiten allgemein.
Man hat halt letztendlich keinen Feind wie bei Krebs als Beispiel, wo man wirklich sagen kann, ja ich habe hier ein Geschwür, das muss weg. Bei psychischen Krankheiten ist das aber in deinem Kopf, es gibt keine genauen Gründe warum, viele kommen aus diversen emotionalen Problemen, die einen geprägt haben. Da gibt es einfach keinen richtigen Feind.
Ich finde es halt nicht gut, wenn du mit solchen Worten anderen vorschreibst, wie sie ihre Krankheit aufzunehmen haben, weil es ja sonst zu sehr romantisiert ist, oder was auch immer. Letztendlich prägt uns alles was wir haben sowohl irgendwo im Guten, als auch im Negativen. Klar sind solche Krankheiten nicht geil und man wünscht sie niemandem, man sollte aber trotzdem nicht vergessen, dass sie Menschen ändern/prägen.
Ich würde auch nie sagen, meine Depressionen sind falsch. Ohne diese wäre ich höchstwahrscheinlich anders, wahrscheinlich ein komplett anderer Mensch als ich jetzt bin. Ist das falsch? Unterdrücken diese wirklich meinen Charakter? Ich weiß es nicht, ich kenne es halt nicht anders. Sie sind da und gehören irgendwo dazu, sie sind nicht "besonders", aber sie sind trotzdem ein Teil von mir. Auch wenn es nicht immer geil ist, ohne hätte ich aber auch einige Dinge in meinem Leben gar nicht so gemacht.
Ich persönlich finde die Wortwahl besonders auch schwierig. Es ist so eine vage Bezeichnung und hat auch noch einen bitteren Beigeschmack, weil besonders ja auch exzentrisch heißen kann. Deswegen stimme ich dir zumindest in dem Punkt zu, dass es nichts besonderes an einem ist.