Ich frage mich jedes Mal, wenn ich über dieses Thema stolpere, warum viele User Deutsch als derartig schwer ansehen. Mir ist dann in den Sinn gekommen, wie viele Leute sich sehr schwer mit dem Deutschunterricht, der Grammatik, den Fachbegriffen und den ganzen Feinheiten, die wir lernen müssen, tun. Ich frage mich daher einfach, wie man beurteilen möchte, ob eine Sprache "schwer" ist. Schwer zur Perfektion zu führen? Schwer zu lernen? Rollt die Sprache kaum bis gar nicht von der Zunge? Vielleicht eine Kombination aus all diesen Problemen?
Mein Freund ist Brite, weiterhin habe ich aber auch viele Freunde, die kein Deutsch sprechen, insofern bewege ich mich in meiner Freizeit nahezu ausschließlich auf Englisch. Auch Serien, Filme, YouTube-Videos schaue ich inzwischen eigentlich nur noch auf Englisch, Ausnahmen gibt es dann, wenn ich beispielsweise bei meinem Vater und seiner Freundin bin, die beide nicht geübt genug sind, um Englisch problemlos zu folgen.
Mein einzig wirklicher Vergleich - Vergleich im Sinne von "ich spreche diese Sprache mittlerweile sehr viele Jahre, meine Fähigkeiten übersteigen bei weitem die Basics, die wir in der Schule erlernen, ich habe mich bereits in einem englisch-sprechendem Land aufgehalten und konnte daher auch testen, wie gut ich zurechtkomme - ist daher also Englisch. Etwas, was mir aufgefallen ist, ist dass Deutsch deutlich artikulierender als Englisch ist. Wir Deutsche mögen das kaum glauben und sind mit der schier gewaltigen Menge an Vokabeln überfordert. Man muss dafür aber auch ganz klar sagen, dass wir gefühlt zehn Wege kennen, um "Himmel" zu sagen. Deutsch hat wunderschöne Worte, die ich im Englischen sehr vermisse, und die nicht denselben Klang und Zusammenhang haben, wie im Deutschen.
Wenn wir uns an den Englischunterricht erinnern mag auch die englische Sprache nicht ganz einfach erscheinen - wir lernen gefühlt hunderte Past Tense, nur um auszudrücken, ob eine Handlung abgeschlossen ist, wie weit sich die Auswirkungen in die Gegenwart ziehen etc. Man muss bei so einem Statement einfach beachten, ob man jetzt vom tatsächlichen Sprachgebrauch im Alltag spricht, oder ob wir uns auf "Schulsprachenlevel" bewegen. Denn meiner Meinung nach fand ich das Auswendiglernen der Tempus in Kombination mit der zeitlichen Einordnung nicht ganz einfach, da fand ich die deutschen Vergangenheitsformen fast schon einfacher.
Umgekehrt ist Deutsch sehr ... klinisch finde ich? Wir können sehr viel Bedeutung in unsere Sätze legen, das mag stimmen, aber dennoch ist Deutsch in mancher Hinsicht ein bisschen kompliziert. Bestes Beispiel ist zum Beispiel die Anredeform "Sie". Zumal deutsch einen sehr charakteristischen Klang hat (sch, ch, das gerollte "R" ...), das für viele Menschen, die Deutsch lernen, schwer zu mimen ist.
Kurzgesagt: bei einer Beurteilung, wie schwer eine Sprache ist, müsste man auch ganz klar sagen, auf welchem Level wir uns bewegen, welche Aspekte dabei mitreinspielen, und welche Aspekte eher nebensächlich sind.
Englisch halte ich beispielsweise für sehr einfach im Vergleich zu Deutsch - und trotzdem gibt es so viele Menschen, die das "th" nicht richtig aussprechen können. Und es bringt mich zum cringen. Aaaah.