Verfasst am: Dezember 2009
Beweggründe:Ich wollte eine Weihnachtsgeschichte schreiben und hatte ein klares Ziel vor Augen. Leider kam ich doch in Stress und musste die Geschichte knapper gestalten, als es meinen Vorstellungen entsprach. Trotzdem hoffe ich, dass ich meine ganz persönliche kleine Weihnachtsbotschaft, an meine Leser vermitteln kann.
.: Kinderaugen :.
Irgendwo auf dem blauen Planeten, irgendwo zwischen schneebedeckten Bergen, irgendwo am Rande eines zugefrorenen Sees, zwischen grünen alten Tannen, liegt ein kleines Dorf. Wie aus einem Märchenbuch entsprungen reihen sich die kleinen Häuser aneinander. Der Name dieses Dorfes tut nichts zur Sache. Menschen leben hier und das macht diesen Ort genauso zauberhaft wie jeden anderen auf unserem Planeten.
Langsam kommen die ersten Sonnenstrahlen durch die Berge durch. Wie ein Netz aus tausend bunten Lichtern fängt die Schneedecke den Glanz des Feuerballs auf und erleuchtet das noch schlafende Dorf. Nein- nicht alle schlafen noch! Wenn man genau hinhört, bemerkt man ein fröhliches Summen aus einem der Häuschen. Der Schornstein qualmt schon und das seit einer Stunde vor Sonnenaufgang. Der Bäcker ist schon lange wach, denn heute ist Weihnachten! Lebkuchen und Plätzchen füllen seine Regale. Kleeblätter, Schornsteinfeger und Schweinchen aus Marzipan lassen sich am Schaufenster bewundern. Wundervoll verzierte Torten nehmen heute den Brötchen den Platz weg. Die frühe Luft in der Backstube duftet nach Vorfreude.
Ein kleiner Schatten am Fenster. Ein kurzer Blick, ein helles Aufleuchten und kleine Spuren im Schnee.
Auch im Nachbarshaus wird es langsam laut. Schon hört man ein regelmäßiges Klopfen und dazwischen eher unregelmäßig ein Todesurteil. Der Metzger bereitet sich auf den Tag vor. Seine Frau, eine freundliche rundliche Dame, klopft gerade Schnitzel zurecht, während ihr Mann gekonnt den ersten Schritt zum leckeren Weihnachtsbraten ausführt. In seinen Regalen findet man neben dem üblichen Angebot auch eine Vielzahl an Soßen und Füllungen. Am Schaufenster hat seine Frau ein Schild hingehängt:“Ihr Weihnachtsbraten - frisch zubereitet von uns!“ Darunter ein Bild mit einem reich gedeckten Tisch und dem leckersten Weihnachtsbraten den man finden kann.
Zwei rote Backen am Fenster. Ein hungriger Blick, ein winziger Wunsch und kleine Spuren im Schnee.
Die Sonne ist endlich aus ihrem Versteck herausgekommen. Wie Kristalle, die in den Himmel ragen leuchten die schneebedeckten Berge der Sonne entgegen. Der Wald erklingt im bunten Treiben. Die Vögel zwitschern, singen ihr Lobgesang an das Licht und danken für ihr Leben. Auch das kleine Dorf ist nun endgültig wach.
So vieles passiert an diesem Ort. Ein jeder hat was zu tun! Weihnachten, die Zeit in der einem nie langweilig wird. Der Schneider näht die letzten festlichen Gewänder und scheint mit seiner Arbeit zufrieden. Fröhlich summt er vor sich hin, als er die letzten Paar Handschuhe fertig stellt.
Zwei eiskalte Hände am Fenster. Ein trauriger Blick, eine heiße Träne und kleine Spuren im Schnee.
Jetzt treten die Familien ins Bild. Die Kinder zerren an den Mänteln ihrer Mütter, angelockt von den bunten Lichtern an den Schaufenstern. Die Mütter mit gehetztem Blick beachten das Kind nicht, sie lesen ihren Einkaufszettel oder begutachten die Sonderagebote. Wenn man schnell genug ist, erhascht man einen Blick ins Innere des Hauses, wenn die Familien ihre Märchenhäuser verlassen. Oder man lugt kurz durch das Fenster, das wunderbar leuchtet und zum betrachten einlädt. Was man auch macht, es ist immer das gleiche Bild, das einem vor Augen tritt:
Feuer im Kamin, das eine geborgene Wärme verbreitet. Ein riesiger Baum, geschmückt in leuchtenden Farben und glitzernden Spielzeugen. Unter den strahlenden Bäumen liegen bunt verpackte Päckchen in allen Größen und Formen. Wie auf einem Weihnachtsgemälde eines berühmten Malers erstrahlt das Wohnzimmer in jedem Haus irgendwo in einem kleinen Dorf.
Zwei Füße auf Zehnspitzen am Fenster. Ein sehnsuchtsvoller Blick, ein gebrochenes Herz und kleine Spuren im Schnee.
Wir begleiten irgendeine Familie, den sie sind doch alle gleich. Zuerst kriegt der Bäcker Besuch. Man versteht seine eigenen Worte nicht mehr, den die Kinder quengeln und schreien was sie wollen. Natürlich kauft die Mutter Plätzchen und Lebkuchen und Torten und Marzipanschweinchen, doch immer noch ist es laut. Man möchte auch noch den Schornsteinfeger und die andere Torte. Seufzend verlässt die Mutter mit ihren quengelnden Kindern die Backstube. Der Bäcker lächelt freundlich zum Abschied und freut sich über die verkaufte Ware.
Beim Metzger das umgekehrte Spiel. Die Kleinen rümpfen die Nase, den das rohe Fleisch riecht nicht so gut wie frische Lebkuchen! Die Mutter missachtet einfach das Zerren der Kinder, die so schnell wie möglich hier raus wollen.
Jetzt nur noch zum Schneider! Die neuen Handschuhe holen für die Jüngste. Diese mag ihre alten nicht mehr, da grün seit zwei Tagen nicht mehr ihre Lieblingsfarbe ist. Freudig überreicht der Schneider die himmelsblauen Handschuhe. Doch nun fängt das Geschrei wieder an. Die Jüngste hat gerade eine Klassenkameradin mit roten gesehen und blau findet sie sowieso seit gestern nicht mehr schön. Die Mutter schüttelt den Kopf und beruhigt ihre Tochter mit dem Versprechen, dass nächste Woche nach dem Weihnachtstrubel gehen sie rote Handschuhe bestellen. Alle sind zufrieden und können jetzt nach Hause, wo das Weihnachtsgemälde in Form ihres Wohnzimmers auf sie wartet.
Zwei unvorsichtige Schritte und gestolpert am Fenster. Ein schmerzerfüllter Blick, ein kurzer Aufschrei und gefallene Schritte im Schnee.
Der Bäcker bringt gerade seine Reste raus um sie dem Vögel zu überlassen, als er den leisen Aufschrei hört. Er dreht sich um und sieht etwas im Schnee liegen. Ein Lumpenhaufen? Ach nein... nur das Waisenmädchen. Sie steht auf und streift mit den eiskalten Fingern den Schnee von ihrem zerrissenen Kleid. Sie dürfte kaum älter als 10 Jahre alt sein. Ihre dunklen lockigen Haare umrahmen vorsichtig das zerbrechlich wirkende Gesicht. Große Rehaugen spiegeln die schon untergehende Sonne wider. Sie wirft wieder einen kurzen Blick in die Backstube, wie heute früh als sie vor Kälte nicht mehr schlafen konnte und durch das Dorf spazieren gegangen war. Wieder leuchten ihre Augen. Was für wundersame Dinge der Bäcker zaubern kann! Der Bäcker geht zu ihr hin und stupst sie kurz an. Erschrocken weicht sie vom Fenster weg und stammelt eine Entschuldigung. Glockenhell und lieblich erklingt ihre leise Stimme. Doch der Bäcker schüttelt nur den Kopf und lächelt. Wortlos reicht er ihr einen Marzipanschornsteinfeger und ein paar Lebkuchen. Die großen Rehaugen des Mädchens werden noch größer und leuchten den Bäcker an. Der Bäcker lächelt glücklich und geht weiter seine Arbeit machen. Seine Nachbarin, die Metzgerfrau hat das ganze beobachtet und ruft das Mädchen zu sich. Schüchtern und vorsichtig nähert sie sich wie ein Rehkitz der Frau. „Hier mein Kleines. Uns ist ein Braten etwas angekokelt, verkaufen können wir nicht mehr das Ding.“ Sie ging wieder rein und das Waisenmädchen, glücklich über diese Geschenke setze sich in eine Ecke in den Schnee und probierte einen Lebkuchen. Zitternd aß sie ihr ganz persönliches kleines Weihnachtswunder, als plötzlich etwas neben sie fiel. Erschrocken starrte sie auf den dunklen Fleck im Schnee. Es waren Handschuhe! Sie blickte auf und ihr Blick traf den des Schneiders. Dieser lächelte nur. “Für mich?“, fragte sie leise. Er nickte. Vorsichtig zog sie die Handschuhe an. Sie waren blau und eine weiße Schneeflocke war jeweils auf den Handrücken gestickt. Wer glaubt der Stern von Bethlehem hat hell gestrahlt, der hat diese Kinderaugen nicht gesehen! „Danke“, flüsterte sie.
Zwei warme Handschuhe an ihren Händen. Leuchtende Kinderaugen, unbedeutende Geschenke und tanzende Spuren im Schnee.
Verfasst am: 15. Dezember 2010
Beweggründe:Ein etwas "modernes" Weihnachtsmärchen. Es ist keine ausgefallene Geschichte, denn sie soll und eigentlich nur an eines erinnern: An die einfachen Dinge, die uns glücklich mache.
.: Schneeflocken :.
„Ja natürlich, das wurde auch erledigt. Die Beleuchtungsanlagen sind alle schon installiert worden und die Positionen der Kameras stehen fest.“
„…“
„Sicher doch. Na klar. Ebenfalls alles klar gestellt. Das Wetter wird uns auch keine Probleme bereiten. Der Himmel ist so klar, es wird die nächsten Tage garantiert nicht schneien.“
„…“
„Wünsche Ihnen auch frohe Weihnachten. Ciao“
Schnell schaute Akiko noch mal alle Unterlagen durch. Der Stapel Papier, der sich auf ihrem Schreibtisch befand, war enorm wichtig für den heutigen Drehtag.
„Erlaubnis der Stadt zur Sperrung der Straße - da, der Vertrag ist auch da, die Kameraposten alle besetzt, Lichttechniker sind zur Stelle … Gut, dann wäre das auch erledigt.“
Akiko stopfte alles Nötige in ihren Aktenkoffer und rauschte aus dem Hotelzimmer. Der kleine Weihnachtsbaum auf dem Tisch und der Dekoschneemann, die das Zimmermädchen in der Früh aufgestellt hatte, waren ihr nicht einmal aufgefallen.
Draußen war die Hölle los! Die Straßen NewYorks wirkten zu klein um die Menschenmassen, die sich hier tummelten, erfassen zu können. Akiko wäre beinahe ihr Aktenkoffer aus der Hand gerissen worden, von einem vorbei eilenden Passanten. Die Fahrer hupten und versuchten vergebens vom Fleck zu kommen, während die Fußgänger sich einen Weg durch suchten. Sie mussten alle noch vorweihnachtliche Einkäufe erledigen.
„Nein! Ich sagte doch die Kamera kommt dahin und Kamera 10 kommt neben die Säule!“, fauchte Akiko. „Ich fass es nicht. Da lässt man das Set für ein paar Stunden alleine und die bringen einem alles durcheinander! Das Licht bitte heller, sonst werden die Schatten nicht intensiv genug sein! Wo ist denn der Lichttechniker?“ Akiko war fuchsteufelswild. In wenigen Stunden sollten die Schauspieler da sein und das Set glich einer Katastrophe. Plötzlich erstarrte sie. „Was… ist. DAS?“ Sie deutete bebend auf ein Fenster, das von der Hauptkamera zentral erfasst wurde. Eine bunte Lichterkette schmückte den Fensterrahmen und lauter kleine Schneeflocken waren auf das Glas gemalt.
„Weihnachtsdeko?“, meinte der Lichttechniker, der soeben aufgetaucht war, verwirrt.
„Weihnachtsdeko? Was macht Weihnachtsdeko im Bild meiner Hauptkamera? Der Film spielt im September! So etwas nennt man Fremdkörper! Denn es gehört nicht in meinen Film! Und Fremdkörper muss man beseitigen!“ Akiko knallte ihren Koffer auf den Boden und ging zielstrebig zum Hauseingang. Keiner der Anwesenden traute sich sie daran zu erinnern, dass heut Abend doch Weihnachten war.
Das Treppenhaus roch modrig und erweckte den Eindruck es könnte jeden Moment in sich zusammen brechen. Akiko rümpfte die Nase und klingelte an der Haustür zu der das störende Fenster gehörte. Sie hörte Geräusche und die Tür ging auf. Ein junges Mädchen, vielleicht gerade mal 20 Jahre alt, stand vor ihr mit einem Handtuch in der einen Hand und einem Kleinkind, das die andere Hand festhielt.
„Ja bitte?“, fragte sie in einem sehr freundlichen Ton.
Akiko musste sich zusammenreißen um nicht die Augen zu verdrehen. Eine Mutter, die selber noch ein Kind ist, in einer Wohnung, die selbst einem Vollblutalkoholiker zu klein und zu billig wäre.
„Tut mir Leid wegen der Störung, aber wie sie sicherlich bemerkt haben, wird draußen vor diesem Gebäude hier gedreht. Das Problem ist, dass die Hauptkamera direkt auf ihr Fenster gerichtet ist und die hübsche Dekoration, die sie angebracht haben, passt einfach nicht ins Bild. Es wäre sehr hilfreich, wenn sie diese entfernen würden. Vielen Dank.“ Akiko zeigte der Fremden ihr freundlichstes Geschäftslächeln und wollte sich gerade umdrehen und gehen als…
„Nein, tut mir Leid. Das geht nicht.“ Für den Bruchteil einer Sekunde dachte Akiko der Stress spiele ihr einen Streich, doch als sie in das ernste Gesicht des Mädchens sah, wusste sie, dass sie sich nicht verhört hatte. „Wie bitte?“, murmelte sie etwas entgeistert.
„Das geht nicht. Es tut mir leid, aber es ist nun einmal Weihnachten und ich habe John“, sie blickte kurz zu dem Jungen an ihrer Seite „versprochen, dass er das Fenster dekorieren darf und es auch über Weihnachten so bleibt. Das ist sein Weihnachtsgeschenk. Ich hoffe sie finden eine Lösung und ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag und frohe Weihnachten.“ Und bevor Akiko noch irgendwas erwidern konnte, wurde die Tür vor ihrer Nase geschlossen.
„Du Rachel? Müssen wir jetzt die Schneeflocken weg machen?“, fragte John seine große Schwester leise. „Aber nicht doch Johnny! Vergiss diese Frau wieder. Komm wir müssen doch noch die Glasur auf deine Plätzchen machen!“, meinte Rachel nur und folgte John, der lachend in die kleine Küche lief. Akiko hatte recht. Es war alles sehr beengend und wirkte heruntergekommen. Doch Rachels kleine Wohnung war sauber und wirkte einladend gemütlich. Es gab nur drei Räume: Die Küche, in der ein schmaler Tisch gerade mal seinen Platz fand, ein Hauptzimmer mit Sofa, Couchtisch, einem Bett in der Ecke und dem besagten Fenster und ein winziges Badezimmer. Mehr konnte sich Rachel auch nicht leisten.
„Ich leg Beschwerde bei der Stadt ein! Dann hat diese Göre eine saftige Strafe am Hals! Was glaubt sie wer sie ist? Das kostet doch Zeit und Geld diese verdammten Lichter zu retuschieren! Hallo? Ja, hier spricht Shikari Akiko von FacetoFace-Productions. Ich habe da einen Vertragsbruch zu melden …“
Eine Stunde war nach Akikos Anruf vergangen und es wurde jemand erwartet, der sich um das Problem kümmern sollte. Akiko war wieder etwas vergnügter, denn abgesehen von der Weihnachtsdeko war alles andere wie am Schnürchen gelaufen und die Dreharbeiten konnten bald schon beginnen.
„Entschuldigen sie, junges Fräulein, aber drehen sie hier einen Film?“
Akiko drehte sich um und erblickte eine ältere Frau, die sich an einen Gehstock abstützte und sie freundlich anlächelte.
„Ja genau, sie wohnen hier?“ Die alte Frau nickte und fing an zu erzählen:“Als ich noch jünger war, wurde hier schon einmal ein Film gedreht. Wissen sie, ich war damals so aufgeregt und alle diese Gegenstände wieder zu sehen, gibt mir ein schönes Gefühl der Nostalgie. Ich wohne in diesem Haus dort…“ und sie zeigte auf das Gebäude mit der Weihnachtsdeko. „Ahh … im Moment bereitet mir dieses Haus Sorgen. Ich hab schon die Stadt angerufen, weil diese Weihnachtsdekoration meine Dreharbeiten stört. Die Bewohnerin wollte sie einfach nicht abnehmen. So was unverschämtes anderen Leuten die Arbeit zu erschweren …“ fluchte Akiko. Die alte Frau blickte zu Rachels Fenster und seufzte. „Nehmen sie es dem jungen Fräulein Rachel nicht böse. Sie hat doch so eine schwere Zeit hinter sich und versucht dem kleinen John ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten.“
„Was meinen sie mit „schwere Zeit hinter sich“?“ fragte Akiko leicht desinteressiert und blätterte noch mal das Skriptbuch durch. „Die Eltern der beiden Kinder sind vor vier Monaten bei einem Autounfall ums Leben gekommen, seitdem kümmert sie sich ganz alleine um ihren Bruder.“ Akiko stoppte abrupt in ihrer Bewegung und lies das Buch sinken. „ Rachel musste ihr Studium abbrechen, das konnte sie sich nicht mehr leisten. Deswegen auch die Dekoration. Der Junge hat sie gebastelt und als sein Weihnachtsgeschenk durfte er sie aufhängen. Früher hat die Mutter der beiden immer so wunderschöne Schmuckstücke angefertigt und sie aufgehängt. Für Johnny ist es eine große Ehre, dass jetzt seine kleinen Werke da hängen dürfen. Die arme Rachel, sie macht sich solche Vorwürfe, dass sie ihm nicht mehr bieten kann …“, meinte die Frau und blickte traurig zum Fenster. Akiko musste erst mal schlucken bevor sie was erwidern konnte:“ Das ... ist wirklich traurig.“ Die alte Frau verabschiedete sich und ließ eine mehr als verwirrte Akiko zurück. Gedankenverloren schaute sie auf ihr Handydisplay, als sie jemand sanft an der Schulter berührte. Akiko drehte sich um. „Guten Tag, ich bin Mr. Jackson, die Verwaltung hat mich geschickt. Welcher Einwohner macht Ihnen zu schaffen, Miss?“ Akiko starrte den Mann an und dachte an die Schauspieler, die gleich kommen und an die Kosten, die das Retuschieren der Dekoration abverlangen wird. Mr. Jackson … danke sehr, dass sie so schnell hergekommen sind. Sehen Sie das Fenster dort mit der Dekoration?“ Akiko besprach alles mit dem Mann und schickte Ihn dann zur Rachels Wohnung.
Die Mitarbeiten waren in ihrer Arbeit vertieft, als einer von ihnen plötzlich schrie:“ Du meine Güte, Miss Shikari, sehen sie doch es fängt an zu schneien!“ Akiko traute ihren Ohren nicht und noch weniger ihren Augen. Tatsächlich vielen langsam immer mehr große Flocken vom Himmel. „ Aber der Wetterbericht … aber es hieß doch, dass man davon nicht einmal träumen sollte und jetzt …“ Akiko musste sich einfach setzen. Schnee konnte sie nicht aufhalten. Gegen Schnee konnte auch die Stadt nichts ausrichten. Schnee konnte man auch nicht retuschieren … „ Meine Herren … Morgen ist Weihnachten … wir dürfen die nächsten zwei Tage nicht drehen. Das bringt alles nichts. Gehen Sie nach Hause zu ihren Familien. Fröhliche Weihnachten“. Die Freude war groß und alle eilten schnell nach Hause um den Weihnachtsabend mit ihren Familien zu verbringen. Akiko blieb als letzte zurück und betrachtete das abgeräumte Set. Der Boden wurde allmählich weiß gefärbt und Akikos Blick wanderte zu dem Fenster mit den Schneeflocken, die der Junge gebastelt hatte. Sie machte sich auf den Weg zur Wohnung. Etwas nervös stand sie vor der Haustür und rieb sich ihre kalten Hände. Rachel öffnete die Tür. „Nanu … Sie sind es …“ Akiko lächelte und antwortete:“ Ja, ich wollte nur nachfragen ob sie die kleine Aufmerksamkeit erhalten haben? Die Dreharbeiten wurden wegen dem Schneefall abgeblasen und ich werde jetzt die nächsten Tage nicht da sein ...“ Akiko verstummte, etwas peinlich berührt, als sie sich erinnerte, wie sie heute Morgen mit dem jungen Mädchen geredet hatte. „Das war von Ihnen?“, fragte Rachel und redete dann fast im Flüsterton weiter:“ Ich danke Ihnen. John hat sich so gefreut über die vielen Leckereien und das süße kleine Bastelset.“ Rachels Augen fühlten sich mit Tränen: „Sie wissen gar nicht wie unendlich dankbar ich Ihnen bin. Möchten Sie vielleicht reinkommen und mit uns essen?“ Akiko lächelte, schüttelte aber den Kopf:“ Nein danke. Ich denke, ich weiß was ich heute Abend mache. Ich bin froh, dass ich Ihnen nach den Unannehmlichkeiten eine Freude bereiten konnte. Fröhliche Weihnachten“. „Fröhliche Weihnachten“, sagte Rachel und blickte der Frau hinterher. „Rachel! Ich hab Hunger!“, kam es aus der Küche. Rachel lächelte:“ Ich komme, mein Kleiner!“.
Akiko schlenderte die Straße entlang und blickte nochmal ins Fenster mit den hübschen Schneeflocken. Sie konnte noch sehen wie Rachel und John sich gemeinsam an einen Tisch setzen und über etwas lachten. Dann holte Akiko ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer.
„Hallo John. Ja, ich bin es. Du wirst es nicht glauben, hier in New York schneit es! Ja genau! Die Dreharbeiten wurden also verschoben. Ich werde jetzt in den nächsten Flieger steigen … Wirklich? Du holst mich ab vom Flughafen? Ja, ja, ich freue mich. Bis dann …“ Plötzlich blieb sie stehen und schaute lächelnd hoch zu den tanzenden Schneeflocken. „Ja ... ich liebe dich auch, mein Schatz“.