Weiter geht's mit Silver. =)
Sorry for OOC, falls ihr das denn so empfinden solltet. Schlagt mich nicht, aber kritisiert mich ruhig.
Ansonsten? Habt Spaß. <3 Ich hatte ihn beim Schreiben 100%ig! =) Es war schön, dass ein Kapitel wieder nach einer längeren Schreibpause so schnell von der Hand gehen und gleichzeitig auch so viel Freude machen kann.
PS: Wollt ihr noch diese "Kapitelcover", also die Bilder am Anfang? Ich brauch sie ehrlich nicht unbedingt.
Achja PPS: Startpost Arc 2 aktualisiert ^^
Could Use Somebody
Use Somebody - habe ich vorhin noch gehört, nahm ich gleich als Titel, da passend, fand ich. Aber lest selbst rein ^^
Die ersten fünf Sekunden. Ein Colloseum für Arme und das Spektakel erinnerte eher an ein Wrestlingevent als an einen Pokemonkampf. Hier existierten keine Regeln, wahrscheinlich kam nicht erst einmal ein Pokemon ums Leben oder wurde zur Erleichterung ihrer Trainer bloß schwerer verletzt als bei normalen Kämpfen. Wortlos betrat er erneut die Arena, umspannt von Seilen, wie man es nur in einem Boxring sah. Lächerlich. Von der Decke baumelten einige nackte Glühbirnen, die alles in ein dämmriges Licht tauchten. Würde dieses Pack zu seiner Linken und Rechten nicht so viel auf ihn setzen, er würde sich das niemals antun. Wohin er sah, die Halle war überfüllt. Bloß für die Kontrahenten blieb ein schmaler Spalt, den sie mit dem Pokemon, das sie für die Runde ausgewählt hatten, beschritten. „Hundemon vs. Flambirex und Maschock.“ Das wurde unwichtig. Zumindest vorerst. Dort, etwas abseits von der Menge, sah er Hotaru, ihren Blick auf den Ring gerichtet. Vermutlich war sie eben gerade angekommen. Es war tatsächlich sie. Die Wut, die er sich selbst gegenüber empfand, da er diesen Kampf verloren hatte, verschwand und würde ihn erst wieder in einigen Stunden oder am nächsten Morgen belästigen. Die Idioten um sich herum ignorierte er und bahnte sich seinen Weg zu ihr hindurch. Als sie dies sah, lächelte sie leicht und wartete geduldig ab. All irrationalen Ärger, den er darüber verspürt hatte, dass sie ihm nicht nachgekommen war, vergaß er. Wie hätte sie auch sollen? Zuletzt hatten sie sich gesehen, da war es Sommer gewesen, zwei Tage nach ihrem Geburtstag. Es war der dritte Juni gewesen. Keiner folgte ihnen. Einige hatten Silvers Kämpfe und Blues Auftritt eben verfolgt. Mit eiligem Schritt kamen sie an die Frischluft, im Vergleich zu der Lagerhalle so klar und rein, dass sie im ersten Moment in seiner Lunge stach.
Zu Boden gerungen, dem Gegner den Boden unter den Füßen weggefegt, Flammenwurf. Hundemons Feuersalve hielt Sengo gefangen.
Zehn Sekunden.
Das frettchenartige Wesen befreite sich, stöhnte unter Qualen und hob die Klauen, um Hundemons Gebiss abzufangen. Unter größten Anstrengungen schleuderte es den Dobermann rückwärts und preschte ihm mit erhobenen Pranken nach.
Fünfzehn Sekunden.
Eine schlechte Idee. Dieses Mal war es an Hundemon den Angriff mit seinen Hörnern zu blocken. Ein erneuter Flammenwurf bildete sich in seinem Rachen.
Zwanzig Sekunden.
Das lodernde Feuer erhellte die heruntergekommene, zwielichtige Lagerhalle. Dann verging es in einem Zischen. Hundemon war über Sengo gekommen, legte das Gebiss um seine Kehle und entließ ein tiefes, warnendes Knurren.
Zweiundzwanzig Sekunden.
In Angst um sein Pokemon rief der Trainer es zu sich zurück. Regeln existierten nicht. Der kürzeste Kampf bis dato. Sieg, mit Aussicht auf ein paar Moneten in der kommenden Finalrunde.
Im Hintergrund grölten einige Deppen, die sich wohl für alles begeistern ließen.
Nach außen hin erschien Viola edel. Was im Untergrund lief, interessierte niemanden. Silver sollte es Recht sein. Bei seinem Namen, mit dem er sich angemeldet hatte, kannte ihn ohnehin keiner. Wie oft wurde er tatsächlich Silvano gerufen und nicht bei seinem Spitznamen und wer kannte schon Athenas Mädchennamen Felice?
So wartete er ruhig ab, bis sein finaler Auftritt endlich am Plan stand. Irgendwie musste man sich seine Brötchen verdienen und in solch schmierigen, fragwürdigen Hallen konnte man genügend Moneten abstauben. Was für eine dumme Ironie. Über Geld hatte er sich nie Gedanken gemacht. Weshalb sollte man auch, wenn dem Vater die besten Privatlehrer eben gut genug für ihn gewesen waren. Wenn er ihm vieles ankreiden konnte, das nicht. Bildung war Bildung und Giovanni hatte einige Zeit lang als Tarnung eine Arena geführt und er hatte zugesehen und gelernt, während der Größenwahnsinnige dort versucht hatte „einen Gott“ zu erschaffen, ein künstliches Wesen, und es hin und wieder ausprobiert hatte wie es ein Kind bei seinem neuen Spielzeug tat.
Insofern man sich hier geschickt genug anstellte und die Zuschauer – wenn man sie so nennen konnte, sah er in die Reihe, erblickte er einen Haufen zwielichtiger, minderbemittelter Gestalten – spätestens in der zweiten Runde auf einen wetteten. Meistens taten sie das. Die einstige Lagerhalle bot Raum, in der Länge, in der Breite wie auch in der Höhe. Seine Pokemon wussten diesen Vorteil zu schätzen.
Doch der Dunst dieser Raucherhöhle ließ ihn nur durch einen grauen, stickigen Vorhang sehen. Gleich würde er aus der Menge, die sich an den Seiten der Halle zusammenscharte, nach vorne treten, von Rauch und den grölenden, bereits besoffenen Schaulustigen empfangen werden. Und das war gut so. Nach jeder Flasche wurde ihr Einsatz auf ihn höher. Erst recht nach seiner letzten Aufführung.
„Hundemon, komm“, wand er sich um und klopfte auf seinen Oberschenkel. Sein Hund eilte an seine Seite und nahm eine anmaßend selbstsichere Haltung ein, eine solche, wie sie Sieger schon im Vorfeld zeigten.
Hundemons feuerrote Augen sahen ihn treu an, war sichtlich auch nur ein Hund, egal für wie gefährlich ihn andere – zurecht – hielten. Der Dobermann war ein ehrerbietender Anblick. Schlank-muskulös, die gebogenen Hörner auf seinem Kopf, das seidige, schwarze Fell und der Pfeilschwanz verlieh dieser Rasse etwas Dunkles, Geisterhaftes. Im alten Greece hatte man an die Existenz eines dreiköpfigen Hundemons namens Cerberus geglaubt, der den Eingang zur Unterwelt bewachte. Geschmeidig tat Hundemon einen Schritt und brachte das Gebilde auf seinem Rücken, welches sich bis zu seinem Schwanzansatz hindurchzog, vorne auf der Brust in etwas endete, das an einen Totenkopf erinnerte, und im dämmrigen Licht wie drei Paare äußere Rippen aussah, zur Geltung. In Orre sagte man, sie riefen den Teufel Zekrom herbei, weshalb die Rasse auf dem Wüstenkontinent fast vollkommen ausgerottet worden war. Das war reine Dummheit. In Johto hieß es, der Totengott Darkrai erweckte so manches verstorbene Magnayen zu neuem Leben, daraus entstand ein Hundemon. Deshalb sehe man noch sein rippenähnliches Gebilde. Ihr Leben nehme kein Ende, ein neugeborenes Hunduster sei nur die Reinkarnation eines Fiffyen. Silver konnte dem Gerede nichts abgewinnen, aber er sah es als Vorteil an, wenn seine Kontrahenten es taten. Angesichts dessen, dass er Hundemon erst zwei Monate besaß, konnte er stolz auf seinen Erfolg sein.
Lange hatte er überlegt, was er mit Endivie tat. Das Pokemon war stark gewesen, doch da diese Gör‘ ihn verfolgt hatte, hatte er es als zu riskant erachtet es noch zu behalten. Wer wusste schon, ob der Professor und sie nicht überall in der Gegend herumerzählten, dass es gestohlen worden war. Nachdem er mit dessen Hilfe Hunduster gefangen hatte, hatte er lange überlegt, was er mit Endivie anstellen sollte. Die Mühe um den Einbruch, sie war vollkommen umsonst gewesen – abgesehen von der Tatsache, dass er im Anschluss Hunduster gefangen hatte. Im Endeffekt hatte er es gegen ein Kapuno aus Isshu getauscht. Wer auch immer Endivie besitzen mochte würde niemals erfahren, wem es einst gehört hatte und für Kapuno würde er aberdutzende Stunden an Training aufwenden müssen. Warum auch nicht? Bis vor Monaten, da musste er selbst stundenlang am Tag lernen und trainieren, was er meistens beibehielt, da er es auch nicht anders kannte und wusste, welchen Nutzen er daraus ziehen würde. Irgendwann würde sich jene Hartnäckigkeit und Geduld lohnen, doch nun war der falsche Zeitpunkt Kapuno einzusetzen. Silver hatte wenig Lust derjenige zu sein, der nach zweiundzwanzig Sekunden besiegt wurde. Besiegt und blamiert.
Eine leicht bekleidete Frau streifte ihn an und lächelte lasziv, zwar sexy und gut gebaut, aber nur eines der dümmlich lächelnden Showgirls und er hätte ohnehin keinen Kopf für Weibergeschichten gehabt. Der beißende Geruch von in zu rauen Mengen geflossenem Alkohol verschiedener Sorten und Rauch stieg ihm erneut in die Nase. Diese eine Runde noch, dann konnte er endlich gehen. Er mochte keine Menschenmassen, an sich mochte er die Gegenwart von den meisten Leuten nicht besonders gerne. Zwar musste er mit ihnen umgehen, aber sobald sie sich zu lange in seiner Nähe aufhielten, wurde es kräftezehrend für ihn. Zumindest, wenn es sich um Idioten handelte. Also waren die meisten Leute eine Plage.
Für das Ambiente sah sein Kontrahent erstaunlich gewöhnlich aus. Davon sollte er sich nicht täuschen lassen. In so einer Drecksbude landete man nicht durch Zufall.
„Der Finalkampf!“, schrie der Kommentator in ein eher schlechtes als rechtes provisorisches Mikrofon, dessen Kabel freilagen und quer durch die Halle führten. Schon wieder grölte diese Herde da unten. „…wird als Doppel ausgetragen.“
Scheiße, ein Doppelkampf … Was sollte er nun tun? Widerwillig ließ er Kapunos Ball aufspringen. Sollte es gegen Flambirex und Maschock kämpfen? Verwundert sah sich der Brachiosaurier, ihm nicht einmal bis zum Knie reichend, nach seinem Trainer um. Sollte er blind sein, schienen ihn seine übrigen Sinne zu führen. Sein Oberkörper und der Kopf waren von einem schwarzen Pelz überzogen, vermutlich um ihn warmzuhalten.
Das war sinnlos. Ein unerprobtes Pokemon in seiner Basisstufe sollte seinen ersten Kampf in einem Ring bestreiten, in dem es keine Regeln gab? Nein. Nur wenige Sekunden am Feld, wurde es wieder in den Ball zurückgeholt. Zudem hätte Hundemon ihn bloß decken müssen und sich einer weiteren Belastung ausgesetzt.
Dieses schwache Pokemon, verdammt! Jedoch würde er sich damit zurückhalten Kapuno diese Vorwürfe an den Kopf zu werfen. Seinem zukünftigen Trikephalo wollte er nicht von Anfang an seine Gegenwart vergraulen.
Mit dreizehn, vierzehn, da hätte er Kapuno ins Gemetzel gestürzt. Er war vernünftig und umsichtig geworden. Ha, umsichtig? Dann wäre er dann gegangen, wenn er die Gelegenheit gehabt hätte sein Sniebel mit sich zu nehmen.
Sein Gegner höhnte, grölte beinahe. Es konnte nur zu seinem Vorteil sein, wenn er schon angeheitert war. Am anderen Ende des Kampffelds stehend, konnte er nicht ausmachen, ob die Fahne von ihm war oder der allgemein beißende Geruch, der in der Luft, im gräulichen Zigarettennebel, lag.
„Was? Nur ein Hundemon und diese halbe Portion? Mehr hast du nicht?“
„Willst du dir diese halbe Portion in ein paar Monaten ansehen?“
Keine Antwort. Besser so.
Er spürte wie die Euphorie für ihn von denjenigen, die auf ihn wetteten, langsam abflachte. Da schien keiner mehr auf seiner Seite zu sein.
Eine Glocke ertönte und eine Zuversicht, die er nicht verlieren wollte und gleichzeitig zusehen musste, dass er nicht überheblich wurde, ergriff ihn. Ein bulliges Riesenschwein mit loderndem Nacken und ein dummer Muskelprotz. Das konnte er doch schaffen, auch wenn es sich um Kampfpokemon handelte. Zwar erschien der Sieg nur schwer zu erkämpfen zu sein, aber er war im Bereich des Möglichen.
Flambirex entließ einen breitflächigen Flammenatem, dessen Hitze leicht an seiner Haut brannte, obwohl er ohnehin einen Schritt zurückgetreten war. Auszuweichen könnte fatal sein. Dann griffe ihn Maschock von der Seite an. „Halt dagegen!“, rief er eher aus Intuition. Zugleich erkannte er, wohin ihn diese Intuition geführt hatte. Maschock konnte nicht durch die Feuersalven durchbrechen und nicht an der Seite an ihnen vorbei, ohne sich selbst zu verletzen. Statt seiner jagte Flambirex selbst durch seinen Feueratem hindurch und versuchte den Dobermann einen Hieb zu verpassen.
„Hammerarm!“, konnte er seinen Kontrahenten hören.
Silver wollte etwas anordnen, hielt seinen Befehl jedoch zurück. Verdammt, er hatte noch nie einen Zwei-gegen-zwei-Kampf ausgetragen! Als auch die letzten Funken verflogen waren, trieben vier Fäuste von zwei Kampfpokemon sein Hundemon in ein Eck. Zumindest schien der Gegner keiner tiefgehenderen Strategie zu folgen als einfach auf das Pokemon eindreschen zu wollen. Sein Pokemon war flink und wich den meisten Hieben gekonnt aus, sprang zur Seite und duckte sich unter ihnen weg, bis er im hinteren Eck an den, den Ring umspannenden, Seilen anstieß, nach hinten sah und nicht mehr weiter wusste. Und da er selbst auch keinen Ausweg wusste, konnte er dies Hundemon nicht übelnehmen.
„Flammenwurf!“ Etwas Anderes wusste er im Moment nicht. Erbärmlich, oder?
Das Feuer zischte aus Hundemons Maul und drängte Maschock, der die Arme vor der Brust kreuzte, zurück.
Die Faust des bulligen Schweines kam erneut auf Hundemon zugeflogen. Instinktiv verbiss sich der Dobermann darin und wurde von der Zweiten erwischt. Mit einem dumpfen Knall schlug er am Boden auf und blieb mit einem zornigen Knurren für einen Moment ruhen. Hundemon verzog seine Schnauze schmerzhaft und winselte kurz. Sein Trainer sah etwas Rotes in seinem Maul. Als Hundemon erneut die Zähne fletschte sah er, dass sein linker Fangzahn ausgebrochen war. Einige Bluttropfen befleckten den Boden. Wut ergriff Silver. Dieses Arschloch hatte seinem Pokemon eine wichtige Waffe geraubt! Und er amüsierte sich darüber.
Der Dobermann schüttelte irritiert den Kopf und sah seinen Trainer an. Silver erwiderte dessen Blicke und ließ ihn wissen, dass er deswegen keinen Kampf abbrechen würde. Schon gar nicht an dieser Stelle. Einverstanden spannte Hundemon seine Muskeln an und bellte warnend.
Zuerst würde er sich nicht mehr in die Enge drängen lassen und da er in Doppelkämpfen ungeübt war, entschied er sich Maschock erstmal außen vor zu lassen.
„Eine Feuerwand um Maschock.“ Hundemon duckte sich unter Flambirex zu Stahl gewordener Faust vorbei und lief auf Maschock zu. Glücklicherweise befahl der Trainer nicht auszuweichen. Dieser erschien selbstsicher seinen Angriff zu erwarten. Sollte er ruhig. Umso erstaunter dürfte er gewesen sein, als Hundemon das Pokemon in einen Feuerring einsperrte. Silver sah eine Silhouette, die sich panisch nach allen Richtungen umdrehte und umsah und doch keinen Ausweg fand. Normalerweise löschte ein Kampfpokemon Feuer mit einem Steinhagel, doch hier, in einer verlassenen Lagerhalle, ergab sich nicht die Möglichkeit dazu.
„Mir sind Einzelkämpfe lieber“, erklärte er seinem Kontrahenten trocken.
Sein Gegner lächelte schief. „Flambirex, Walzer.“
Das Monstrum rollte sich zusammen und preschte abermals auf Hundemon zu. Mit den Hörnern aufhalten? Unmöglich. Mit Feuer abfangen? Das würde Flambirex bloß jucken. Hundemon tanzte einige Male zu Seite, während Silver das Maschock im Augenwinkel behielt, das versuchte auszubrechen. Am Ende käme der Trainer noch auf die Idee es einfach durch das Feuer laufen zu lassen. Das würde schlecht für Hundemon aussehen. Der ohnehin baufällige Boden erbebte unter dem Gewicht des Kampfschweines. Ohnehin baufällig? „Hundemon, Spukball.“ Er deutete auf die Stelle vor Flambirex. Zwar schien sein Pokemon nicht zu verstehen weshalb es den Befehl ausführen sollte, tat es jedoch ohne zu zögern. Da brach der Ring an der Stelle zusammen und ließ Flambirex durch ein Schlagloch rollen, welches ihn aus der Bahn brachte und ihn unsanft am Boden aufschlagen ließ. „Donnerzahn.“ Sprühende Funken umgaben Hundemons rechten Fangzahn, den er ins Fell am Rücken des Kontrahenten bohrte. Flambirex versuchte nach ihm zu greifen, erreichte ihn jedoch nicht. Als die Situation zu unsicher wurde, sprang Hundemon ab und ließ einen erneuten Spukball los. Die lilafarbene Energiekugel traf das Kampfschwein am Hinterkopf und ließ es taumeln. „Sonnentag und Solarstrahl.“ Selbst wenn der Gegner ebenfalls entscheiden sollte erneut Feuerattacken anzuwenden, kümmerte es ihn herzlich wenig.
Hundemon ließ einen dem Sonnenlicht ähnlichen Energieschein frei, der sich nahe der Decke ähnlich der Sonne verhielt und der zwielichtigen Halle ein wenig Licht spendete. Genug Zeit für den hünenhaften Gegner, um auf die Beine zu kommen.
„Flammenwurf!“, konterte der Andere. Wenig kreativ.
Der Dobermann hielt mit einer grünlichen Salve dagegen. Selbst leuchtend und gleißend hell. Er vereinte sich mit den Flammen und drängte sie langsam zurück. Flambirex zurückgewonnener, fester Stand verlor sich.
Verärgert stellte Silver fest, dass er Maschock aus den Augen gelassen hatte und rügte sich dafür. Der Rauch, welcher durch die aufeinandertreffenden Attacken, entstanden war, verging und verriet ihm, dass auch das zweite Pokemon des Kontrahenten wieder einsatzbereit war. Verdammt, er hatte nicht mitbekommen, wie das geschehen war. Maschock preschte auf Hundemon zu. Dieser wandte knurrend den Kopf zu seiner Linken und versuchte reflexartig zuzubeißen. Geschockt realisierte er, dass dort, wo er zuverlässig den Gegner oder die Beute im Gebiss halten konnte, kein Zahn mehr saß. Der Hund rutschte an der Haut des gegnerischen Pokemon ab und landete auf seinen Beinen, wo es von Flambirex Faust erneut empfangen und in die Seile des Ringes geschleudert wurde. Als er noch erschöpft am Boden lag, nahm Maschock Anlauf und sprang.
Das war genug. Ein ausgeschlagener Zahn reichte absolut aus. Mit gebrochenen Rippen konnte das Pokemon nicht mehr trainieren, geschweige denn kämpfen. Das wäre dumm gewesen. Wortlos holte er Hundemon zurück und steckte den Ball ein, biss sich auf die Unterlippe und spürte Hass in sich heranwachsen, von dem er bald verstand, dass er nicht dem Typen, sondern sich galt. Unmöglich konnte er dem Kerl für seinen Sieg gratulieren. Schlechter Verlierer? Immer schon gewesen.
Er ließ seinen Blick durch die Menge wandern, ausforschend, ob jemand über ihn lachte. Und manche taten es. Das hatte bisher niemand getan. Es hatte sich keiner getraut. Niemand hätte sich diese Dreistigkeit erlaubt … Und wenn Hundemon kampfbereit gewesen wäre, er hätte ihnen gerne eine Lektion erteilt. Wahrscheinlich musste er sich so rasch wie möglich daran gewöhnen, dass man ihn außerhalb von Team Rocket behandelte wie jeden Anderen auch. Trotzdem war er eindeutig besser als sie und wusste, dass sie nicht in der Position waren, um Witze über ihn zu reißen. Diejenigen, die ihren Einsatz verloren hatten, sahen ihn geschockt-enttäuscht an. Das war nicht sein Problem. Selbst Schuld.
Heute sah sie schlichter als sonst aus. Das lange, dunkelbraune Haar zurückgebunden, vollkommen ungeschminkt und erschien doch älter als die neunzehn Jahre, die sie war, als wäre sie in der Mitte ihrer Zwanziger.
Es war abstrus, dass ihm ein Gespräch in den Sinn kam, das er vor Jahren geführt hatte. Wie alt mochte er gewesen sein? Sieben? Wie er war sie auch bei Team Rocket aufgewachsen, hatte nie etwas anderes kennengelernt. Sie war es gewesen, die ihm seinen Spitznamen gegeben hatte, den sie sodann alle gebrauchten. Im Grunde wussten die meisten nicht einmal, dass er Silvano hieß.
„Ich nenn‘ dich Silver“, hatte sie gesagt.
Er hatte sie angesehen, als wäre sie verrückt geworden. „Du spinnst doch!“
„Deine Augen sind silber.“
„Die sind grau, Dummkopf. Wie würd' dir das gefallen, wenn ich dich Blue nenne?“
Sie hatte gekichert. „Klasse!“
Sie trug einen langen, weißen Mantel, gleichfarbige Stiefel und leichte Handschuhe, Ohrringe und ebenso schlichte Armreifen um die schmalen Handgelenke, sodass sie bei jeder Bewegung leise klimperten. Zwischen den Goldenen befand sich ein Pinker, der seltsam an dieser Stelle erschien. Silver wusste, weshalb er sich dort befand. Ausgefuchst und trickreich, so kannte er sie. Mit der eleganten Kleidung stach sie heraus und wurde, bevor er sie erreichte, von einem schmierigen Typen angesprochen. Irgendsoein Glatzkopf mit Tatoos, Piercings und einem Magnayen an seiner Seite, kam einen Schritt zu nah, beugte sich zu nah zu ihr vor, das gefiel ihm nicht.
„Gehört die Süße zu dir?“
„Ja“, kam es harsch.
Als er an ihre Seite kam, schenkte sie ihm einen flüchtigen Blick. Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder, da manche Dinge vor diesem ganzen Idiotenpack hier vermutlich nicht ausgesprochen werden konnten. Statt all dieser Dinge sagte sie nur: „Kann Hundemon noch kämpfen?“
„Können schon. Sollte nicht.“
„Gut.“ Sie lächelte listig und hielt ihren Arm hoch. Das leise Klirren ihrer Armreifen, das war so vertraut. Der pinke Armreif entwand sich, leuchtete hell und verwandelte sich in ein Ditto, welches vor ihr landete und darauf wartete dem gegenüberstehenden Wolf nachahmen zu dürfen. Hinter ihm befanden sich andere, größere Pokemon, die Ditto jederzeit bereit gewesen wäre zu imitieren. Es suchte sich ein Kicklee aus, das es als Wert befand, und nahm in wenigen Sekunden die Form des Kampfpokemon an. Sie erregte die Aufmerksamkeit dessen Trainer und umstehender Leute. Zugegeben, der rosa Schleimhaufen war wirklich ein seltsames und doch sehr nützliches Pokemon. Im Körper eines Kicklees sprang es auf den Wolf zu und fuhr eines der elastischen, langen Beine nach ihm aus. Magnayen sprang knurrend zu Seite, war von einem vorigen Kampf noch angeschlagen und hatte sichtlich wenig Lust einen Weiteren auszutragen.
„Wir gehen“, entschied er, als der Glatzkopf keine weiteren Anstalten machte sie zu belästigen und Magnayen bloß das Fell sträubte, sich jedoch gegen einen Angriff entschied.
Blue hielt das Handgelenk hoch, Ditto verstand und er drängte sich nahe an sie, um zwischen sie und dem Typen zu stehen.
„Wie hast du mich gefunden?“
„Kenne ich noch einen Silvano Felice? Ich dachte, du brauchst Geld und … ach, das ist ja auch egal.“
Sie gingen noch ein Stück, um den größtmöglichen Abstand zwischen sich und der verlassenen Lagerhalle zu gewinnen, dann ergriff sie seinen Unterarm und bat ihn still stehenzubleiben.
Blue griff in ihre Manteltasche und zog einen Pokeball heraus. „Dein Sniebel.“
Erstaunt sah er sie an und übernahm den Ball, wortlos.
Blue lachte freudig auf. „Sprachlos? Du hättest diese Basis irgendwann zerlegt, nur damit du an dein Sniebel herankommst.“
„Vermutlich ja“, sagte er kühl. Kapuno war irgendein Pokemon, das er zu einem mächtigen Drachen machen wollte. Hundemon war länger bei ihm, aber auch, wenn er ihn pflegte und sich um ihn sorgte, wie es ein Trainer tat, konnte er keine Bindung zu ihm aufbauen. Sniebel war etwas ganz Anderes.
Ihre Augen waren unruhig, nervös spielte sie mit ihren Ohrringen und plötzlich fiel sie ihm um den Hals und ließ ihn automatisch erwidern, der Ball noch immer in seiner Hand, an ihrem Rücken. Ja, das Parfum mit der leichten Vanillenote, das war auch vertraut. Sein Nacken wurde feucht. „Ich hab‘ dich zurück“, sagte sie. Und eine vertraute Stimme.
Er schloss die Augen.