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Bearbeitet von Akatsuki und Eryn
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Ähnlich wie im letzten Jahr gibt es auch dieses Jahr wieder eine bestimmte Anzahl an Punkten, die ihr den Texten geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr frei wählen könnt, wie genau ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenig oder zu viele Punkte enthalten können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen! Weitere Informationen findet ihr hier: Informationstopic zur Wettbewerbssaison 2012.
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Lag es in der Natur der Zweibeiner schlechte Taten zu vollbringen? War es tief in ihrer Seele verankert, die Welt nach ihrem Bestreben zu formen? Konnten sie keine Ruhe finden, wenn sie nicht ihre Macht ausübten? Woher nahmen sich diese Wesen das Recht, Leid und Not zu verbreiten, die Welt ins Chaos zu stürzen oder gar die Erlaubnis, gegen Mutter Natur zu kämpfen?
Unkontrollierter Zorn durchflutete meinen Körper. Blitze zuckten über den wolkenbedeckten Himmel und grollender Donner begleitete mein wütendes Brüllen. Blieb es doch zu letzt an mir, die Fehler zu beseitigen. Doch warum? Warum half ich diesen ignoranten Geschöpfen, die nicht einmal uns respektierten? Uns, die ihnen einst das Leben auf diesen Planeten ermöglicht hatten. Doch anstatt uns zu danken, ergötzten sie sich an unserer Macht und versklavten uns! Wutentbrannt richtete ich mein Haupt gen Himmel und entfesselte eine gleißende Welle voller Energie. Sie verursachte eine Druckwelle, die sich mit rasantem Tempo über die gesamte Ebene ausbreitete. Der tosende Sturm verstärkte sich durch diese uralte Kraft und auch der Regen schien daran zu wachsen. Am Himmel zuckten weitere Blitze, einige bahnten sich sogar einen Weg auf die Erdoberfläche. Krachend erschallte der Donner in dem einstigen Vulkan.
Alle Lebewesen schienen erstarrt. Ich spürte ihre Angst und die Verzweiflung, mit der sie mir gegenüber traten. Nur am Rande realisierte ich einige wimmernde Menschen, die wohl das Ende der Welt prophezeiten. Doch das interessierte mich nicht. Sie mussten nun lernen, mit dem Zorn des Himmels umzugehen. Ein eisiger Wind umspielte meinen langen Körper und viele Regentropfen prasselten auf meine smaragdenen Schuppen. Das gelbe Muster, was sich auf meinem schlanken Körper abzeichnete, glühte bedrohlich in den dämmrigen Lichtverhältnissen. Ob die Menschen überhaupt an meine Existenz geglaubt hatten? Oder offenbarte ich mich in diesem Moment als uralte Legende? Irrelevant. Ich war erschienen und nur das spielte eine Rolle.
Ein Knurren verließ meine Kehle, ehe ich mich den Kontrahenten zu wandte. Wie Feuer und Wasser, Tag und Nacht, Gut und Böse – sie stellten Gegensätze dar, sie konnten nicht verschiedener sein. Direkt gegenüber standen sie sich, die tosenden Wellen umgaben ihre Körper und ein kräftiger Orkan zerrte an ihrer Macht. Ich erkannte weder Reue noch Trauer in ihren Augen. Sie würden dieser Region den Erdboden gleich machen, ließe ich sie. Sie würden nicht auf all die Lebewesen achten, die sie mit ihrem Handeln in Gefahr bringen könnten. Ich sollte mich nicht darum scheren, schließlich konnte es mir egal sein. Meine Heimat war der Himmel. Sollten die Menschen sehen, was sie mit „ihrer“ Welt taten und was geschah, wenn man sich gegen die Gesetzte der Natur stellte. Doch machten wir nicht alle Fehler? Und wie sollte ich es akzeptieren, wenn dabei auch unschuldige Lebewesen in Gefahr gerieten, die rein gar nichts mit den Machenschaften der Zweibeiner zu tun hatten? Empört riss ich mein Maul auf und brüllte erneut ohrenbetäubend. Nein, das würde ich nicht zu lassen. Mögen die Menschen ignorant, respektlos und unbelehrbar sein, doch sollten nicht andere deswegen Leid ertragen.
Der Herr des Meeres stieß ein Grollen aus, bevor er eingeschüchtert von seinem Gegner zurückwich. Dieser senkte sein bepanzertes Haupt ehrfürchtig. Auch wenn sie das Land und das Meer vor mehreren Millionen Jahren geschaffen hatten, besaßen sie nicht die Macht, sich gegen mich zu stellen. Ich war ihr Anführer und es war meine Aufgabe, die Welt vor ihren Auseinandersetzungen zu schützen. Ein greller Blitz durchschnitt die Dunkelheit. Noch hatte der Sturm keine Schäden hinterlassen, doch musste ich ihm nun ein Ende setzen. Erneut richtete ich meinen Kopf in den Himmel und entfesselte einen hellleuchtenden Energiestrahl, der die Wolkendecke durchbrach und sich in der Unendlichkeit verlor. Die entstandene Druckwelle fegte über das tosende Wasser und beruhigte es einigermaßen. Zuletzt drängte sie die beiden Kontrahenten hinfort, zwang sie, an ihre ursprünglichen Plätze zurück zukehren und ihren gestörten Ruheschlaf wieder aufzunehmen. Mit dem Verschwinden der Schöpfer, normalisierte sich auch das Wetter langsam. Der starke Regen nahm immer schneller ab, bis er schließlich ganz zum erliegen kam. Und das Meer ruhte schon bald friedlich, als wäre nichts geschehen.
Fassungslos starrten mich die Menschen an. So, als wenn sie nicht glauben konnten, was geschehen war. Zornig betrachtete ich sie. Sie sollten wahrlich dem Himmel danken! Dann viel mein Blick auf das Kind, welches mich aufgesucht hatte. Es war zu mir gekommen, hatte mich flehend angesehen. Selten spürte ich solch eine Ehrlich- und Aufrichtigkeit. Vielleicht war es ein Fehler, alle Zweibeiner gleich zu beurteilen, es gab wohl auch gute Seelen, wie dieses Kind. So lange noch aufrichtige Herzen unter ihnen waren, würde mein Zorn wohl Gnade walten lassen. Doch mussten die Menschen noch viel lernen.
Ein letztes Brüllen entwich meiner Kehle, ehe ich mich in den Himmel erhob und der Erde den Rücken kehrte.
Ein Dämmerlicht umhüllte mich. Ich wusste nicht, wo ich war, wer ich war, was ich war. Es kam mir so vor, als sei ich in den Tiefen eines schwarzen Loches oder tief unten auf dem Ozean. Denn bevor ein Licht, das es nicht schaffte bis wirklich zu mir durchzudringen, die Dunkelheit durchbrochen hatte, war ich im Nichts gewesen.
Auch die nächsten Augenblicke meines Lebens waren in meiner Erinnerung wie in dichten Nebel gehüllt, obwohl ich dann alles klar sehen konnte. Eine Art Sog hatte allem Konturen gegeben, doch ich schien nicht darauf geachtet zu haben. Mir wurde erzählt, ich ginge stur gerade aus. Und das musste stimmen, denn ich wusste, wohin ich mein Weg mich führte; zu meinem Meister, zum größten Pokemontrainer aller Zeiten.
Ich erinnere mich an ein gleißendes Licht, was – nach kurzem Blinzeln – den Blick auf eine Arena freigab. Diese Arena sehe ich heute noch sehr genau vor mir. Ein Kampffeld aus hartem Sand breitete sich unter meinen Füßen aus. Um mich herum standen zahlreiche andere Wesen, mir gegenüber einige, die komplett anders zu sein schienen.
Mein Meister sprach. „Aufgepasst! Wenn Pokemon und Menschen eliminiert sind, wird die Welt den Klonen gehören?“
Diese Aussage verwirrte mich sehr. Was waren Pokemon? Was Menschen? Und vor allem was waren die Klone, die überleben sollten? Waren etwa wir…?
Ich kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken. Ein zweibeiniges Wesen trat aus dem Rauch, aus dem wir zuvor gekommen waren. „Das wirst du nicht schaffen. Ich lasse das nicht zu!“, rief es.
Andere riefen: „Es ist Ash!“ Das war wohl sein Name.
„Es ist zwecklos, mich herauszufordern“, sagte mein Meister. Er war der stärkste von allen, das wusste ich. Und auch dieser Ash bekam seine Kraft zu spüren. Mit erhobener Faust rannte er auf meinen Meister zu, der ihn mit Leichtigkeit zu Boden warf. Ash gab nicht auf und wurde so quer durch die Luft geschleudert. Ich blickte ihm nach. Irgendetwas an ihm faszinierte mich. Vielleicht war es sein Kampfgeist. Anstatt aber hart auf dem Dach aufzukommen, landete Ash auf einer seltsamen, rosa Blase. Ein anderes Wesen tauchte auf, welches nun selbst auf der Blase hüpfte.
„Kann das sein?“ Mein Meister schien verwirrt. Warum war er verwirrt? Er brauchte sich doch vor nichts zu fürchten. Er war der stärkste von allen. Und diese Stärke bewies er nun aufs Neue. Mit einem Strahl ließ er die Blase zerplatzen und feuerte weitere Geschosse nach dem kleinen, rosafarbenen Ding. So war es richtig. Er zeigte, dass er der stärkste war, aber das Wesen lachte. Ich starrte es ungläubig an.
Alle schienen nicht recht zu wissen, was das für ein Wesen war. Nur mein Meister kannte seinen Namen: „Mew. Endlich treffen wir aufeinander.“ Ungläubiges Staunen breitete sich nun überall aus. Was war dieses Mew? Mein Meister fuhr fort: „Ich mag aus deiner DNA geklont worden sein, aber jetzt werde ich beweisen, dass Mewtu besser ist als das Original, dass ich Mew überlegen bin.“ Geklont? Da war das Wort schon wieder? Ist mein Meister nicht echt?
Mit weiteren Worten, die von meinen Gedankengängen übertönt worden waren, hob mein Meister ab und verfolgte Mew. Es wich aus, doch irgendwann traf mein Meister es frontal. Es wurde weit durch die Luft geschleudert. Nach ein paar Sekunden jedoch kam der Schuss zurück und traf nun meinen Meister. „Es steckt also doch Kampfgeist in dir“, meinte mein Meister an Mew gerichtet. „Aber ich habe keine Zeit für Spielchen. Jetzt entscheidet sich unser Schicksal. Wer wird herrschen? Meine Superpokemon oder dein rückradloser Haufen Versagerpokemon? Wir wurden mit Kräften geboren, die eure bei weitem übertreffen.“
Er hat uns Superpokemon genannt. Ich war mächtig stolz auf mich selbst. Dann allerdings sagte Mew etwas, was mich kurzzeitig zweifeln ließ: „ Man beweist gar nichts, wenn man mit seinen besonderen Kräften angibt. Die wahre Stärke eines Pokemon liegt in seinem Herzen.“
Doch mein Meister vertrieb diese Gedanken aus meinem Kopf. Deshalb war ich nicht hier. Wir brauchten unsere Kräfte nicht mehr zu beweisen. Wir waren stärker. Aber waren wir echt? Er hat auch uns Klone genannt.
Ich hatte keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken. Mein Meister sagte: „Los!“ und wir stürzten uns in den Kampf.
Jeder hatte seinen Gegner. Die Meisten Kampfpartner konnte man kaum auseinanderhalten, aber ich wusste, derjenige, der siegte, stand auf meiner Seite. Denn wir waren stärker.
Ich lief durch die Kämpfenden, bis es vor mir stand. Das Wesen, was so aussah wie ich. Mein Gegner. Seine Augen waren groß, während meine Wangen funken sprühten. Zunächst wich es mir aus, doch dann traf ich es und schleuderte das gelbe Wesen durch die Luft. „Jetzt kämpf doch!“, schrie ich verzweifelt. Deshalb waren wir doch hier. Um den finalen Kampf auszutragen.
Mein Gegenüber stand auf und sah mich wieder so an. Traurig? „Nein…“ Es schüttelte den Kopf.
Da schlug ich wieder zu. Wie durch einen Schleier hörte ich die Stimme dieses Ashs. „Pikachu“ schrie er. Der Name meines Gegners? Diese Gedanken durchströmten meinen Kopf in wenigen Sekunden. Ohne meiner Umgebung weiterhin Beachtung zu schenken, forderte ich Pikachu erneut auf, zu kämpfen. Aber es verweigerte weiterhin den Kampf. Was ging nur im Gehirn dieses Pokemon vor sich?
Verzweifelt schlug ich es. Immer wieder, eine Backpfeife nach der anderen. Die Tränen stiegen mir in die Augen; ich war völlig erschöpft. Schwer atmend schlug ich es erneut so stark, dass es zu Boden ging. Aber es tat immer noch nichts. Pikachu weigerte sich zu kämpfen. Warum nur?
Es dauerte nicht mehr lange, bis ich in den Armen der gelben Maus zusammensank. Ich hasste mich für meine Schwäche. Mein Gegner zeigte sie doch auch nicht.
Ein Zusammenprall von Mew und meinem Meister ließ uns alle zusammenfahren und hüllte uns in Staub. Sonst kämpfte keiner mehr. Alle waren zu erschöpft und ich fühlte mich weniger schlecht, wie ich nun mit den anderen am Boden lag.
Ash war inzwischen am Boden angekommen und schrie, dass wir damit aufhören sollen. Er rannte zwischen die beiden noch verbliebenen kämpfenden Pokemon mit dem Wort „Schluss!“ auf seinen Lippen. Was dann geschah, sah auch ich mit Schrecken. Eine neue Staubwolke verhüllte meine Sicht, doch als sie sich lüftete war der Anblick schlimmer, als ich dachte. Ash lag wie versteinert am Boden.
„Du Narr. Du wolltest unseren Kampf beenden“, sprach mein Meister, doch ich hörte ihm kaum noch zu.
Ich sah, wie Pikachu auf Ash zu rannte. Es rüttelte an ihm. „Ash“, sagte es verzweifelt. „ Bitte steh auf.“ Alle schrien, spürten seinen Schmerz. Ich auch.
„Bitte Ash.“ Pikachu setzte seine Donnerblitzattacke ein. Ich konnte die Funken spüren und sie waren stark. Warum hatte es dann nicht gegen mich gekämpft?
Es war still geworden. Außer Pikachu, das bis zur Erschöpfung seinen Freund immer weiter mit Blitzen beschoss war nichts zu hören. „Bitte nicht“, sagte einer der Menschen.
Als Pikachus Blitze sich nicht mehr von seinem Körper lösen konnten, gab es auf. „Ash“, flüsterte es noch ein Mal und seine Augen füllten sich mit Tränen, die auf den Boden der Arena flossen. Immer mehr von uns stimmten in den Trauergesang mit ein. Auch meine Augen wurden wieder feucht. Aber dieses Mal nicht vor Erschöpfung. Es hatte sich in meinem Herzen etwas geregt, was mich unendlich traurig machte und so weinte ich mit den anderen und sah zu, wie eine geheimnisvolle Macht unsere Tränen auf Ash zu bündeln schien. Ein blaues Licht umhüllte ihn und ich sah gespannt zu, was nun passieren würde. Ein letztes Mal sagte Pikachu den Namen seines Freundes und eine letzte Träne rollte über seine Wange.
Da wurde die gesamte Arena von einem blauen Licht erleuchtet und langsam löste sich Ash aus seiner Versteinerung. „Pikachu“, sagte er freudig und nahm das Pokemon in den Arm. Alle waren glücklich und ich wusste nicht genau warum. Wusste nicht, warum mich das Leben dieses Menschen so verändert hatte. Und dann hörte ich die Worte meines Meisters. „Das Menschenwesen hat sich geopfert, um die Pokemon zu retten. Ich habe sie aufeinander gehetzt. Erst nachdem sie ihren Streit überwunden hatten, konnte ich die wahre Kraft sehen, die sie in ihrem Inneren teilen. Ich weiß jetzt, dass es unerheblich ist, wie man geboren wurde. Wie man mit dem Geschenk des Lebens umgeht macht einen zu dem, was man ist.“
Ich spürte, wie sich meine Füße von Boden lösten. Mein Herz war leicht, als ich nun durch die Luft schwebte. Ich hatte es jetzt auch verstanden und mein Herz wurde geöffnet, dass ich die Schönheit unserer Welt erfahren konnte. Mit einem Winken verabschiedete ich mich von Ash und Pikachu und flog zusammen mit meinem Meister in ein neues Leben, das ich bis heute liebe.
"Wisst ihr noch damals, als ich Ash’s Starterpokemon wurde?
Ich weiß, dass ist nun schon sehr lange her, aber habt ihr euch mal gefragt, wie ich mich Gefühlt hatte?
Ihr konntet mich damals bestimmt nicht verstehen, doch nun werde ich niederschreiben, was mir damals durch den Kopf ging:
Ich war das letzte Pokemon, dass noch auf einen neuen Besitzer wartete,
keiner wollte mich, ich sei zu wild, ich wäre unzähmbar, ich wäre einfach nur eine Zumutung.
Was sollte das? Nur weil ich nicht das Vorzeigepokemon bin, dass sich jeder wünscht und wenn man „Pikachu, komm zurück!“ sagt, sofort in seinen Pokeball zurück geht,
ich lass mir doch nicht meine Freiheit nehmen, anderen Pokemon ist das vielleicht egal,
doch ich will die Welt mit eigenen Augen kennenlernen und jedem sagen können was ich schon alles gesehen habe.
Ich will nicht nur sagen, dass ich im Pokeball am Strand war und den Strand aber selber gar nicht gesehen habe.
Ich will sagen können, dass es toll am Strand war, dass ich den Sand unter meinen Füßen spürte und das Meer rauschen hörte.
Ich möchte sagen können, wie blau der Himmel war und wie stark die Sonne auf meine Haut schien.
Ich muss aber zugeben, dass ich schon sehr traurig und niedergeschlagen war,
weil kein Trainer mich nehmen wollte.
Ich war sauer auf die Menschheit, sie wollten die Pokemon nur um mit anderen kämpfen zu können, doch wär macht den hier die Arbeit?
Das sind wir Pokemon, wir müssen gegeneinander Kämpfen und das bis zum Umfallen,
ich war einfach enttäuscht, dass kein Trainer bereit dazu ist, mehr Arbeit in ein Pokemon wie mich zu stecken, ich habe eben einen eigenen Kopf, das muss man akzeptieren.
Und dann kam Ash, damals hätte ich nie gedacht, dass wir mal eines der erfolgreichsten Teams mehrerer Regionen werden.
Ich hatte eigentlich die Hoffnung schon aufgegeben, dass mich überhaupt jemand haben will,
auch bei Ash dachte ich, dass er mich nur angucken würde und sagen, dass ich ihm zu wild sei, oder das er auf keinen fall ein Elektro-Pokemon will.
Aber er schaute mich genauer an, na ja es war auch schon ziemlich spät und die anderen Starterpokemon waren schon vergeben, deshalb war ich auch sehr skeptisch und verpasste ihm erst mal einen Elektroschock um zu sehen, ob er mich dann immer noch will.
Er hat mich aber trotzdem genommen,
doch ich war mir hundertprozentig sicher, dass er mich nur genommen hatte, weil ich das einzige Pokemon war, dass noch da war.
Ich war sauer und hatte keinen bock auf diesen Möchtegern Trainer,
was mir jetzt sehr leid tut, denn Ash ist das beste was mir passieren konnte.
Das habe ich dann auch relativ schnell gemerkt, als er mich zum Beispiel ins Pokemon-Center brachte als ich total erschöpft war, er kümmerte sich so liebevoll um mich,
noch nie hatte sich jemand so um mich gesorgt, er war rund um die Uhr bei mir und schaute mich an,
ich war ihm so dankbar,
und dann begann die schönste Freundschaft, die sich ein Pokemon nur wünschen kann."
Eigentlich wäre die Lage wie sonst an jedem Tag friedlich, weswegen ich bestimmt selig schlummernd auf der Weltenspitze gelegen und geschlafen hätte – manche der Wesen, die man auch Menschen nannte, bezeichneten ihr Bauwerk, welches sie zu meinen Ehren erschaffen hatten, auch den „Himmelsturm“. Zwar war er ganz schön hoch, höher als sich manche Kinderwürmer – so konnte man die Mehrzahl der Art „Kindwurm“ bezeichnen, oder? – je erträumt hätten. Dennoch konnte dieses Gebäude nicht mal die Wolken kratzen, weswegen ich sonst gar nicht in Erwägung gezogen hätte, ein Gebäude der Menschen als sekundären Schlafplatz zu benutzen.
Ich erinnere mich genau, wie es damals, inmitten des Urchaos der Welt, war. Ich erinnere mich sehr gut an die vielen hilflosen Schreie schwacher Pokémon; schwach daher, da sie nichts unternehmen konnten. Ich erinnere mich sehr gut, wie sich aufgrund der Urgewalten die Wolken schwarz und andere dunkle Farbtöne annahmen. Wo die Temperaturen Tausendergrade annahmen, sah ich gut, wie die Wolkendecke, hinter der ich mich zunächst zurückzog, rot-gelb wie glühender Stahl aufleuchtete. Auch wenn diese mir zunächst die Aussicht auf das Geschehen verwehrte, so spürte ich deutlich, wie selbst die Luft in der Ozonschicht vibrierte. Es war ein Kampf der Titanen, soviel kann ich sagen. Es war ein derart intensiver Kampf, dass sich selbst das Wetter verändert hatte, mal abgesehen davon, dass die Austräger dieses Kampfes wetterverändernde Ausstrahlungen besaßen.
Feuer und Wasser. Zwei derartige Gegensätze trafen einst zusammen:
Groudon, der Gaia der Erden.
Kyogre, der Poseidon der Meere.
Einen derartig intensiven Kampf erlebte ich zu diesem Zeitpunkt das allererste Mal; und ich sollte keinen intensiveren zu spüren bekommen. Immer, wenn ich mich selber bei dem Gedanken ertappte, stellte ich mir doch immer die Frage, wieso gerade ich dann diesen Kampf beendet hatte …
Es hing mit meiner Bestimmung oder mehr von meiner Pflicht zusammen. Die Pflicht, die mir mein „Vater“ – so nannten wir alle den Allerhöchsten der Pokémon – auferlegt. Ebenso wie meinen anderen Brüdern wie jenen zwei Streithähnen einst. Der eine musste sich um das Meer kümmern, der andere um die Vulkane – also jeweils um die Orte, wo Naturkatastrophen zuhauf waren. Mein Aufgabenbereich deckte sich durch das Hüten des Himmels. Es war nichts Weiteres als dafür zu sorgen, dass die Menschen keine todbringenden Stürme erlitten und dass ihnen die Gewitter nicht deren Dächer wegpusteten oder gegebenfalls in Brand steckten. Eigentlich konnte man dies als einfach ansehen, doch wenn ich allein daran denke, für mindere und falsche Gestalten die Erde zu retten, da sträuben sich mir sämtliche Nackenschuppen auf. Womit verdankten es die Menschen dafür, dass der Himmel noch so freundlich zu ihnen ist – stets Schmutz, Dreck und andere Schadstoffe in die Atmosphäre schleudern. Ein Loch in mein Zuhause reißen. Wenn sie doch einmal daran denken würden, dass auch der Himmel ihnen Luft gibt; der Himmel ist die Luft. Wenn sie diesen also verschmutzen, verunreinigen sie auch die Luft. Doch was beschwerte ich mich noch; egal, wie oft die einzigen vernünftig denkenden Menschen ihre geldgierigen und rücksichtslosen Artgenossen vor einer Katastrophe warnten, so wurden weiterhin die Teufelswerke an Fabriken, Gasschleudern wie den Autos in den Großstädten produziert. Wenn ich an die goldene Zeit denke, wo anfangs das Leben noch primitiv und richtig war, so überkommt mir trotz der heutigen Situation ein Lächeln über den Mund.
Doch leider soll dies nicht lange anhalten, da ich doch Schritte vernahm, die der Spitze des Turmes, meines Turmes, immer näher kamen. Ich öffnete langsam ein Auge, doch wollte ich mich nicht in meinen Befürchtungen bestätigt fühlen: Ein Mensch.
Gerade diese Art von Wesen wagte es, in den Turm einzudringen. Dieser Verräter und Möchtegern-Champ Wassili; nur er konnte diesen Menschen hereingelassen haben, obwohl er selber mit ihm vereinbart hatte, als er mich traf, dass kein anderes solches Wesen es wagen sollte, hier einzudringen. Umso größer wurde mein Groll gegen diese Spezies, als das Kind – oh Vater, bitte nicht auch noch ein Kind – mich mit geweiteten Augen und offenem Mund angaffte: „Das ist also ein Rayquaza …“
Ein – eine geniale Aussage. Als ob es mehrere von meiner einmaligen Spezies gäbe. Wie ich doch dieses Kurzdenken von ihnen hasste. Ich empfand es daher für nötig, trotz meines Grolls zu antworten: „Ein Rayquaza, welches du nicht noch einmal in deinem Menschenleben sehen wirst, Mensch. Was suchst du hier?“ Es war mir egal, ob ich unhöflich klang, doch der Mensch verblüffte mich mit seiner Aussage und vor allem seiner Geste, als er sich vor mir hinkniete: „Tut mir Leid, mich überkam einfach die Ehrfurcht vor einem Pokémon wie dir. Du scheinst mit Telepathie zu mir zu sprechen, oder?“
„Wenn ihr Menschen den Verstand für neue Möglichkeiten öffnen könntet, so würdet weitaus vieles verstehen. Wer hat dich hier eigentlich hergebracht, Mensch?“
„Bitte, nenn mich einfach Sky.“, lächelte der Mensch wieder. Diese Offen- und Aufgewecktheit hatte ich nun nicht direkt erwartet, doch ehe ich erwidern konnte, fuhr der Mensch fort: „Es tut mir Leid, dich zu stören, doch ich komme aus einem dringendem Anlass. Wassili, der Champion der Hoenn Region, erklärte mir, dass einzig du allein in der Lage wärst: Der Kampf zwischen Kyogre und Groudon wird grad wieder ausgeführt.“
Das war eine Neuigkeit, die ich nicht alle Tage zu hören bekam; also haben sich die beiden Streithähne dazu entschlossen, mal wieder „Krieg“ gegeneinander zu führen. Ungewöhnlicherweise sah der Himmel dementsprechend nicht aus, als ich mir ihn daraufhin ansah. Er war noch immer seine fröhlich gespielte blaue Art da, obwohl er schon längst unter den zunehmenden Gasmassen der Menschen aufschrie.
„Der Kampf hat erst vor Kurzem angefangen, doch wenn er länger anhält, dann wird auch dieses Gebiet, oder auch die ganze Welt, von den Auswirkungen betroffen sein.“
„Hm, dann wird es wohl Zeit, von hier zu verschwinden …“ Ich wollte mich schon tatsächlich aufrichten und gen Himmel davonfliegen, doch ich hörte den Mitleid erregenden Ton des Menschen in meinen Ohren klingen: „Bitte geh nicht. Wir brauchen dich.“
Ich verweilte für einen Moment in der Luft schwebend und sah den Menschen an, der aufgestanden war und sich mit aller Kraft an meinem Schweif drückte, als wäre er ein kleines Baby, welches sich in seiner Abhängigkeit von der Mutter an diese klammern würde. Zwar hätte ich mich seinen Griff stets entziehen können, doch irgendetwas hielt mich davon ab; stattdessen sank ich zum Menschen herab, hob mit meiner perlweißen Klaue seinen Kopf hoch und sah ihm in seine himmelsblauen Augen, die ich schon einmal gesehen hatte und die mich an jemand besonderem erinnerten. Ich flüsterte schon fast, als ich ihn ansprach: „Nenn mir einen Grund, warum hierbleiben sollte.“
„Wir sind nur Menschen.“, gab er zu bekennen. Ich spürte neben seiner Verzweiflung auch Scham in der Stimme und sah seine erste Tränen, als würde er das Schicksal der Menschen bedauern: „Der Kampf wurde durch Menschenhand ausgelöst. Auch wenn ich sowas nicht wissen sollte, so hat mir Wassili dennoch von deinem Groll gegen unsere Art erzählt. Ich kann dies trotz meiner dreizehn Jahre schon gut verstehen, warum, aber nie so richtig kann ich nachvollziehen, wie du dich fühltest und es auch heute tust. Du hast keine Vorfahren, für die du dich schämen könntest – ich aber schon.“
Was erzählte das Kind da? Für einen Moment begann ich zu zweifeln, ob die Menschheit doch nicht falsch war, doch ich erinnerte mich an den Wortlaut und gab wieder bestimmt zu erkennen: „Dass du dich für deine Vorfahren schämst, ist nun mal deren Schuld, was auch immer sie für schlimme Dinge getan haben.“
„Ich weiß, und wie liebend gern wäre ich in der Lage, die Vergangenheit zu ändern. Ich würde genauso wie du bestimmt Fehler wieder rückgängig machen können, doch ich kann nicht. Niemand kann das. Wir müssen halt aus der Geschichte und aus unseren Fehlern lernen. Nur so können wir zu richtigen Menschen werden.“
Ich empfand dies als Beleidigung des Menschen, doch schnell verbesserte sich dieser: „Also zu der Art von Mensch, die die Welt zum Positiven hin verändern können. Ich weiß, wir werfen aus deiner Sicht nur schwarze und dreckige Luft in dein Reich, doch gesellt sich nicht zu dem Schwarz nicht auch ein bisschen Weiß? Also, die Hoffnung auf eine bessere Welt, egal wie klein sie ist?“
Ich ließ vom Kind ab und schaute in den Himmel. Es war für mich, als würde dieser mit mir in meinem Herzen sprechen. Ich spürte den Wind, der sich um meine Haut schlang und mir ins Ohr flüsterte; dies war für mich immer die Entscheidung des Himmels gewesen, was ich als nächstes tun sollte, wenn ich selber nicht mehr darum wusste. Ich ließ die Botschaft in mich einkehren und wandte mich wieder dem Jungen zu: „Sky, steig auf meinem Rücken.“
„Wirklich?“, rief dieser nun deutlich überrascht.
„Ja, ich sehe in dir eine deutlich bessere Zukunft für diese Welt. Daher werde ich diese Fehde zwischen den beiden Großmächten beenden.“
Deutlich erleichtert über meine Entscheidung stieg Lan auf meinem Rücken und zusammen flogen wir beide In Richtung des Schauplatzes.
Ganz gleich, wie aussichtslos das Heutige ist – es gibt immer eine Hoffnung. Eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Stimmengewirr ließ sie erwachen. Erholung hatte sie diese Nacht nicht finden können, nicht wie ihre Brüder, die harmlos wie junge Pokémon rechts und links von ihr lagen. Sie blickte auf, durch das große Loch in der Decke, in der Hoffnung die Verursacher des Lärms zu erkennen. Aber dafür fiel noch nicht genug Licht der gerade erst steigenden Sonne durch das zerstörte Dach des Turmes. Es war nicht ungewöhnlich, dass Menschen diesen Ort betraten. Sie war nicht in der Lage konkrete Wörter zu verstehen, nur Stimmen, gefolgt von den unverkennbaren Rufen von Pokémon.
„Was ist da oben nur los”, hauchte sie und konnte den Blick nicht abwenden. Der Schrei eines Zubat hallte ohrenbetäubend in ihren Ohren wider; verärgert knurrend erhoben sich ihre Brüder.
„Grah! Woher kommt dieser Lärm”, wollte Entei wissen. Er schüttelte sich und blickte sich suchend um. „Ich dachte wir hätten eine Vereinbarung mit den Zubat.”
„Genau. Warum müssen sie sich gerade jetzt streiten. Ich hab so schön geträumt…”, stimmte Raikou mit ein und legte sichtlich enttäuscht seinen Kopf auf die Vorderpfoten.
„Das war keines der Wildlebenden. Dort oben findet ein Kampf statt”, erklärte Suicune ruhig, wandte den Blick jedoch nicht von der Decke ab.
„Ein Kampf? Hier?”, fragte der Tiger verwirrt und schaute ebenfalls hinauf.
„Was für Dummköpfe. Bestimmt wieder ein paar dieser Kinder. Die sollten lieber in die Schule gehen, anstatt uns den Schlaf zu rauben”, schnaubte der Löwe ungehalten und legte sich wieder hin.
Ein flammender Strahl tauchte plötzlich auf und tauchte das alte, verbrannte Holz der Decke in ein rötliches Licht. Erneut kreischte das Zubat auf, dieses Mal klang es schmerzerfüllt und im nächsten Moment fiel etwas dumpf zu Boden. Raikou knurrte aggressiv, blitzten doch vor seinem inneren Auge dieselben schmerzhaften Erinnerungen auf, die auch gerade in Suicunes Kopf lebhaft auftauchten.
„Warum müssen sie hier mit Feuer spielen!”
„Ich weiß es nicht.”
„Wenn sie so weitermachen, wird auch noch der Rest des Turmes abfackeln!”
„Beruhig dich, Raikou.”
Ruckartig drehte sich der Angesprochene nach links und blickte über den blauen Rücken seiner Schwester zu seinem Bruder.
„Damals waren wir noch nicht das, was wir heute sind. Selbst wenn der Turm erneut brennen sollte, dieses Mal können wir fliehen. Außerdem bin ich mir sicher, dass Ho-Oh uns auch erneut retten wird”, versuchte Entei seinen Geschwistern die Angst zu nehmen. Suicune ließ sich diese weniger anmerken, als Raikou, aber auch sie wollte den Turm nicht erneut in der Gewalt des Feuers stehen sehen.
Eine kleine Flamme tauchte jetzt am Rand des Loches auf, für einen Moment hatte die Gepardin das Gefühl, ihr Herz würde stehen bleiben, aber dann erkannte sie, dass es ein Igelavar war. Es kauerte sich nieder, schien bereit zu sein den Gegner anzugreifen und wartete auf den Befehl des Trainers, der kam, auch wenn Suicune ihn nicht verstehen konnte. Danach verschwand die kleine Flamme wieder aus dem Blickfeld der drei Pokémon.
„Scheint fast so, als ginge es dort heiß her”, bemerkte Entei trocken, der sich inzwischen seinen Geschwistern angeschlossen hatte und nach oben blickte. Die beiden anderen nickten, fasziniert und sichtlich gespannt.
Immer wieder schallten Befehle durch den Turm und mehr als den Gefühlszustand konnten die drei Raubkatzen kaum ablesen. Die Worte waren meist verzerrt oder gingen gerade in einer Attacke oder den Rufen der kämpfenden Pokémon unter. Was alle drei aber deutlich spüren konnten, war die Verbissenheit mit der gekämpft wurde. Keine der beiden Parteien war gewillt aufzugeben. Allerdings merkten sie auch deutlich, dass einer der beiden aggressiver vorging, als der andere Trainer es tat. Ersterer hatte nicht einmal ein paar freundliche Worte für seine Pokémon übrig. Kurz schwebte ein Magnetilo mit gefährlich unter Strom stehenden Magneten über das Loch, doch dann war es wieder verschwunden, kurz darauf schrie ein Tauboga schmerzerfüllt auf. Das Flügelschlagen war deutlich zu hören, ein paar Federn segelten in das untere Stockwerk und blieben auf dem staubigen Boden, einige Meter von den drei Pokémon entfernt, liegen.
Irgendwann herrschte Stille, kein Kampfgebrüll war mehr zu hören, keine Befehle schallten durch die stickige Luft, die sich langsam erwärmte, als die Sonne höher stieg. Noch kurz vernahmen die Raubkatzen Worte, dann schlug erneut etwas dumpf auf dem Boden auf.
„Was meint ihr, wird jetzt geschehen?”, flüsterte Raikou und schien sichtlich unsicher zu sein.
„Ich weiß es nicht, das kommt ganz darauf an, wer gewonnen hat”, erwiderte Suicune und ihr Blick wanderte zu der Leiter, die die beiden Stockwerke miteinander verband.
„Egal, wer von ihnen gewonnen hat, keiner wird es wagen uns anzugreifen. Weil wir sobald sich einer der beiden nähert fortlaufen werden.”
Verblüfft starrten seine beiden Geschwister Entei an, der diesen Plan wohl schon länger ins Auge gefasst hatte. Er erkannte ihre Blicke und meinte: „Dachtet ihr etwa, dass wir für den Rest unseres Lebens hier unser Dasein fristen? Das würde Ho-Oh nicht wollen.”
„Aber woher willst du wissen, dass Ho-Oh will, dass wir hier fortgehen?”, wollte der Tiger skeptisch wissen. Der plötzliche Wandel seines Bruders verwirrte ihn, immerhin war er lange der Ansicht gewesen, dass sie hier auf Ho-Oh warten sollten, bis dieser wieder in Teak City leben würde.
„Woher der Sinneswandel?”, legte Suicune nach und beide musterten Entei eindringlich.
„Mir ist klar geworden, dass wir nicht auf Ho-Oh warten können. Wir müssen ihn schon eigenmächtig suchen. Und wenn ich die Wahl habe, durch ganz Johto auf der Suche nach unserem Meister zu laufen oder von einem jungen Trainer hier gefangen zu werden, dann nehme ich ersteres.”
Beide nickten zustimmend.
Ein Geräusch ließ die drei Pokémon zusammenzucken und sie richteten ihre Augen auf die Leiter zu ihrer linken. Unverkennbar war gerade jemand dabei vom oberen Stockwerk in das untere zu klettern, das Geräusch von knackendem Holz unter Gewicht kannten alle zu gut.
Entei erhob sich, Raikou dagegen kauerte sich etwas nieder, bereit zum Sprung. Suicune betrachtete neugierig und gespannt die hölzerne Leiter, hinter deren Sprossen sich langsam eine Silhouette abhob.
„Igel? Igelavar!”, schallte es laut durch das Untergeschoss. Das kleine Feuer-Pokémon tappte durch die dicke Schicht aus Staub und musste niesen.
„Sei vorsichtig Typh”, meinte das Mädchen besorgt, welches nun auf dem schmutzigen Steinboden stand und sich fasziniert umschaute. Ihr Blick blieb an den drei Pokémon hängen, die ihrerseits den Menschen musterten. Für die Raubkatzen wirkte sie klein, zierlich und recht zerbrechlich in diesem Umfeld aus Gestein, verbranntem Holz und mehrere Meter dicken Stützpfeilern des Turmes.
„Wahnsinn”, hauchte sie und Suicune war sich sicher, dass sie gedacht hatte, dass dieser Ausspruch ihren Brüdern und ihr verborgen bleiben würde. Dabei konnten sie sogar den Atem des Mädchens hören.
„Typh”, flüsterte sie und das Igelavar drehte sich zu ihr um. Es war bereits einige Schritte weiter auf die Raubkatzen zugegangen, ohne jegliche Furcht zu zeigen.
„Igel?”, erwiderte es verwundert.
„Komm her. Na, komm schon”, lockte sie ihren Freund zu sich, der geschwind zu ihr sprintete und sich von ihr auf den Arm nehmen ließ.
Eines wurde Suicune in diesem Moment klar, dies war nicht der Trainer, mit dem aggressiven Kampfstil, deren Zeugen sie vorher waren. Zwar konnten sie nicht alles genau sehen, aber die Aussprüche - obwohl sie unverständlich waren - hatten ihnen gereicht um sich ein Bild zu machen.
Mit vorsichtigen Schritten näherte sich das Mädchen den drei Pokémon, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, das erkannten alle drei deutlich in ihren braunen Augen.
Entei spannte die Muskeln zum Sprung an, auch Raikou verlagerte sein Gewicht, bereit jederzeit loszulaufen.
Die Trainerin stand nur noch wenige Meter von der Vertiefung entfernt, in der die drei Pokémon standen und jede ihrer Bewegungen verfolgten. Mit jedem weiteren Schritt konnte Suicune spüren, wie der entscheidende Moment näher rückte, ihr Herz begann vor Aufregung schneller zu schlagen.
Gerade hatte das Mädchen ein weiteres Mal ihren Fuß auf den Boden aufgesetzt, als Raikou das Maul öffnete und brüllte, mit so einer Intensität, dass der junge Mensch einen Schritt zurück machte. Entei stimmte sofort mit ein und Suicune folgte dem Vorbild ihrer Brüder. Dem Mädchen war anzusehen, dass es nicht wusste, wie ihm geschah und fast tat es der Gepardin leid, es so erschrecken zu müssen.
Kraftvoll sprang Raikou aus der Vertiefung, sprintete an dem erstarrten Mädchen vorbei sprang im nächsten Moment hoch in das obere Stockwerk, wo er brüllend durch die Öffnung verschwand. Entei tat es ihm gleich und seine Pfoten wirbelten Staub und Asche auf. Zuletzt überwand Suicune die Höhe und landete auf der Ebene, auf der die junge Trainerin stand. Einen Moment lang blieb sie stehen und blickte ihr Gegenüber an, welches sich förmlich an dem jungen Feuer-Pokémon in ihren Armen festklammerte. Die Gepardin wollte dieses Mädchen nicht vergessen und sich sein Aussehen merken, denn sie hatte das Gefühl, dass sie erneut aufeinander treffen würden. Schließlich wandte sie sich mit einem kühnen Ruf ab und folgte ihren Brüdern.
Sie verließ die Turmruine in der Gewissheit, nie mehr dorthin zurückzukehren.
Wie mag es ihnen wohl ergangen sein?
Schon seit langer Zeit fliege ich meine Runden über den Wolken und mochte nicht mehr daran denken, was einst passierte. Dass dabei jene drei Wesen ihre Leben lassen mussten, schmerzte mich zu sehr, als dass ich noch weiter an diesem Ort hätte verweilen können. Doch konnte ich sie nicht schutzlos zurück lassen und gab ihnen mit meiner Kraft das Leben; auf dass die Ereignisse dieses Tages über alle Zeit hinweg bestehen mögen und nicht vergessen werden.
Auch, dass das reine Silber ihre Heimatstätte verlassen musste, betrübte mich, da sie dadurch das Vertrauen in die Menschen verloren hatte. Doch eine einzelne Naturgewalt mochte nicht von diesen Wesen verursacht werden und deswegen hatte ich mich damals auch auf diese Reise begeben. Auf der Suche nach einem Menschen mit einem reinen Herzen, der ihr wieder Vernunft beibrachte und sie zu ihrer alten Stärke bekehrte.
So nobel meine Absichten aber auch waren, so sehr wandelte sich dieses Gefühl von Trauer um eine verlorene Freundin zu Wut auf ebendiese niederen Kreaturen. Wie oft hatte ich in dieser Zeit beobachtet, wie sie gegeneinander Kriege führten und sich gegenseitig auslöschten! Sollte mein Vertrauen tatsächlich auf jenen Menschen beruhen, obwohl sie nichts anderes taten, als die Natur zu zerstören und Leben zu nehmen? Sollte mein Schicksal etwa sein, dass ich auf ewig in der Welt umher irrte und dieses eine Wesen suchte, dessen Herz so rein und kostbar wie ein Diamant war?
Nein.
Seit diesem schicksalhaften Tag hatte sich die Welt gewandelt und auch, wenn meine Situation noch so ausweglos erschien; ich gab mir damals dieses Versprechen und das musste ich auch einhalten. Damit das reine Silber und das ewige Gold sich wieder von Angesicht zu Angesicht begegnen konnten.
Mit einem Mal verspürte ich eine seltsame Ahnung. Der Windhauch von eben hatte mir eine merkwürdige Nachricht entgegen getragen und mein Gefieder dabei angenehm beansprucht.
Ich hatte ihn gefunden.
Mit kräftigen Flügelschlägen kehrte ich in die Richtung um, aus der ich gekommen war und bemerkte schnell, dass dort in der Ferne meine einstige Heimat lag. Über diese Erkenntnis konnte ich nicht lachen, da sie zu banal erschien. Ausgerechnet an jener Stätte, an der alles seinen Anfang nahm, sollte ich ihm also begegnen.
So sehr ich mich auch beeilte, um diesen lange herbeigesehnten Moment auszukosten, wusste ich um mein Erscheinungsbild, das die Menschen von mir hatten. Auch, wenn ich über viele Monde hinweg nur selten gesichtet wurde, so sollte es das erste Mal seit meinem Aufbruch sein, dass ich mich ihnen zeigte. Ich wusste, dieses bisher bestehende Bild musste auch weiter gewahrt werden, da ihr Vertrauen in mich sonst sinken könnte.
Im Flug spürte ich die scharfen Winde, nach denen ich mich richten musste und die mir wohl das Vorankommen erleichtern wollten, indem sie mich stetig in die richtige Richtung trugen. Hatte im Endeffekt auch die Natur meinen Willen verstanden und half mir in diesem Moment? Ich wollte kaum glauben, dass das tatsächlich der Fall sein sollte, aber dieser Zusammenhalt bestärkte mich in meiner Überlegung und trieb mich weiter voran.
Als ich die Stadt mit dem Namen der Glockenblume überquert hatte, drang ein mir sehr vertrauter Klang an mein Gehör und versetzte meinen gesamten Körper in einen Zustand der Spannung. Diese hell läutende Glocke, deren klarer Klang vom Wind über diese weite Strecke getragen wurde, sagte mir, dass die Zeit der langen Suche nun vorbei war und ich endlich mein Ziel gefunden hatte. Nichts konnte mich mehr aufhalten in meiner Bestimmung und der Ekstase, die dieses vertraute Gefühl in mir verbreitete. Ich ließ auch den angrenzenden Wald schnell hinter mir und aufs Neue ließen Glockenschläge – dieses Mal mehrere gleichzeitig - auf den Ort der Begegnung schließen. Mit einem letzten Durchbruch durch die Wolken erstreckte sich unter mir die Stadt Teak, welche passend zu ihrem Erscheinungsbild, den Namen eines Baumes trug.
In der Ferne sah ich jene zwei Türme, die sich so stark in meine Erinnerung gebrannt hatten. Wehmütig ließ ich dabei meinen Blick zu jenem auf der linken Seite schweifen, der sich in seinem Bild doch so sehr vom anderen unterschied. Auf diesem Turm, von dem nichts mehr als Trümmer übrig geblieben waren, hatte sich Lugia, die Silberne, niedergelassen. Nachdem durch ein mysteriöses Unwetter ein Blitzschlag seinen Weg in das Gebäude fand, brannte dieser unweigerlich nieder und verwirrte sie in ihren Ansichten. Danach wurde sie nie wieder gesehen, doch die bald auftauchenden Stürme in der Meeresregion sagten mir, dass sie in ihrer Rage dort anzutreffen sein musste. So wie in der alten Zeit, als sie die hohe See durchstreifte und dort ihr Reich hatte.
Doch all die Erinnerungen verblassten in diesem Moment, denn die wiedererstarkte Hoffnung hatte erneut Einzug gefunden. Mein Blick richtete sich auf den anderen Turm, der für lange Zeit mein Niederlassungsort gewesen war und aus dessen Richtung ich die ganze Zeit diesen einladenden Glockenklang hören konnte.
Immer weiter näherte ich mich ihm und ich konnte mittlerweile schon einige Menschen auf dem Plateau der Spitze erkennen. Elegant umwand ich die hoch aufragende Pagode mehrmals und beäugte dabei jene sechs Wesen, die meine Ankunft erwarteten. Fünf von ihnen trugen traditionelle, für diese Zeit altmodische Kleidung und hielten einen zeremoniellen Tanz ab, wie ihn nur eine Schule in dieser Stadt gelehrt hatte.
Viel mehr interessierte mich jedoch die letzte, verbleibende Person, die abseits der Tänzerinnen stand und gespannt das Geschehen beobachtete. Offenbar war ihm die Situation nicht geheuer, da er sich häufig umsah und nicht wusste, was ihn erwartete. Mit diesem Gedanken steuerte ich schlussendlich auf das Plateau zu und ließ mich dort in der Mitte nieder, den Blick zu dem Jungen freigegeben. Kraftvoll stieß ich einen lauten Schrei in den Himmel aus und kündigte somit offiziell mein Erscheinen an, was den Jungen im Gegensatz zu den Frauen zusammenzucken ließ.
Allem Anschein nach handelte es sich bei ihm um einen Trainer, der dazu noch sehr jung wirkte und wohl erst vor Kurzem seine eigene Reise begonnen hatte. Rot und Schwarz, zwei sehr kraftvolle Farben, zierten seine Kleidung und in seinen blau-gräulichen Augen war im ersten Augenblick deutliche Ehrfurcht mir gegenüber zu spüren.
„Keine Scheu, Hibiki“, beruhigte ihn jene Tänzerin, die bis eben noch ihr Solo in der Mitte der Plattform abgehalten hatte. Sie trat an ihn heran, während die anderen vier in ihrer zugeteilten Ecke stehen blieben. „Zeig Ho-Oh die Artefakte.“
Ich sah ihn weiterhin mit ernstem Blick an, während er nervös in seiner Tasche wühlte und offenbar etwas suchte. Schnell zeigte sich auch, dass es sich um eine – wie die Menschen sie nannten – Buntschwinge handelte, die einzig und allein meinem Gefieder entstammte. Noch immer voller Ehrfurcht blickte mich der Junge an und hielt die strahlend leuchtende Feder mit einer Hand in die Höhe.
Diese Feder repräsentierte die Seele der Person und ich hatte von Zeit zu Zeit eine fallen gelassen, in der stetigen Hoffnung, sie würde von jemandem gefunden werden, der sich als würdig erwies. Tatsächlich konnte sie nur ein reines Herz zum Leuchten bringen, sodass sie in den Farben des Regenbogens erstrahlte. Ich musste nicht weiter nachdenken, um zu sehen, dass es sich bei ihm um den Menschen handelte, den ich seit langer Zeit gesucht hatte. So, wie ich meine Reise begonnen hatte, hatte auch er seinen Anfang gemacht und schlussendlich kreuzten sich nun unsere Wege und eröffneten einen neuen Pfad.
Die Tänzerin drückte ihm noch ein weiteres Objekt in die andere Hand. Eine kleine, goldene Glocke, welche an einer Kette angemacht war und die er nun mit sanften Bewegungen schüttelte, um ihr Töne zu entlocken. Die Klarglocke, die – so erzählte man es sich – mit ihrem reinen Klang selbst die größten Entfernungen überwinden konnte. Dabei machte dieses Objekt seinem Besitzer alle Ehre; ihr Läuten hallte in seinem Körper wie ein Echo wieder und zog in meinem schlagenden Herzen, einem entschlossenen und freundlichen Gefühl gleich, ein.
Erneut ließ ich einen Schrei meiner Kehle entlaufen und begnadigte damit mein Urteil über den jungen Trainer. Er hatte mich vollkommen überzeugt.
„Es scheint, als hätte Ho-Oh dich anerkannt“, meinte die Tänzerin mit ruhigem Ton in der Stimme.
Hibiki sah zu ihr und nickte bestimmt. „Ja, ich hoffe doch!“, rief er energisch und wandte sich wieder mir zu. Er blickte mit einem Lächeln auf dem Gesicht in meine Augen.
In ihm konnte ich deutlich Hoffnung und Mut erkennen und dabei handelte es sich um jene starken Empfindungen, die Lugia hoffentlich beruhigen konnten. Seine Zusammenarbeit schien mir sicher, da er sich seiner Aufgabe offenbar schon bewusst war. Diese Stärke vermochte nur Hibiki aufzubringen, das spürte ich genau und ich war zuversichtlich, dass wir mein Versprechen dadurch einhalten konnten.
Als ich zum ersten Mal meine Augen öffnete, war alles schwarz. Ich erkannte nichts, nahm nur meine zusammengekauerte Haltung war. Alles war still, nur meine Gedanken waren zu hören. Dann hörte ich Geräusche, erst still und weit entfernt. Sie wurden stärker, je mehr ich mich auf sie konzentrierte. Auch hatte ich das Gefühl, als wüsste ich aus unerklärlichen Gründen, dass ich nicht allein war und dass fernab dieses Ortes ein zweiter, bewohnter existierte. Aber so lange ich auch nachdachte, ich kam nicht darauf, wieso.
Ich machte mir viele Gedanken, doch bevor ich zu einem Ergebnis kam, tauchte vor mir ein Licht auf. Obwohl es in meinen Augen wehtat, freute ich mich, dass es da war. Dass ich nicht mehr einsam war. Neugierig entfaltete sich mein Körper und ich schwebte ein paar Meter auf die sich bildende Gestalt zu. Ihre Erscheinung war mir rätselhaft und auch mit dem Begriff Mensch, mit dem sie sich bezeichnete, konnte ich nichts anfangen. Überhaupt war dies eine der merkwürdigsten Kreaturen, die ich je gesehen hatte. Sie besaß kein Fell, nur von ihrem Kopf ging eine lange, blaue Mähne aus. Von ihrem schutzlos scheinenden Torso, der lang und dünn war, erstreckten sich an den Flanken und an der Unterseite jeweils zwei Gliedmaßen, die zwar ähnlich wie meine waren, aber leicht zu zerbrechen scheinen. Auch im Vergleich zu den meisten Artgenossen, an die ich mich erinnerte, hatte sie keinen erkennbaren Schutz oder Waffen am Körper, die ihr das Überleben sicherten. Außer vielleicht diesem komischen Material, das zwar aussah wie Haut, zugleich aber deutlich von ihrem Körper ab stand.
Sie war in so vielen Dingen anders als alles, was ich kannte und doch machte sie mir keine Angst. Irgendetwas in ihrem Blick war friedlich, trotzdem ließ mich etwas zögern. Ich fand keinen Grund, es war wie eine unsichtbare Blockade, die mich dazu brachte, ihr fern zu bleiben. Vielleicht war ihr Aussehen nur ein Trick und ihr wahres Ziel bestand darin, mich zu ihr zu locken.
Sie redete weiter und plötzlich bemerkte ich, wie aus dem Nichts weitere Kreaturen erschienen. Ich erkannte sie, sie waren mir ähnlich und ein unerklärliches Gefühl ließ mich wissen, dass ich von ihnen keine Gefahr erwarten musste. Sie bewegten sich um den Menschen herum, keines von ihnen schien auch nur an einen Angriff zu denken. Meine ungeübten Ohren verstanden nicht, wer sie waren, also sah ich sie einfach nur an. Eines von ihnen hatte einen gepanzerten Körper, ansonsten ähnliche Gliedmaßen wie das Zweite. Bei diesem konnte ich zusätzlich noch einen Schwanz erkennen, auf dem etwas angebracht war, das sich unabhängig von ihm bewegte. Beim dritten von ihnen fiel mir auf, dass es als einziges auf vier Beinen lief und auf seinem Rücken irgendetwas Grünes mit sich herum zu tragen schien.
Sie erklärte mir, wer wir waren. Klone, nachgemachte Schatten von unseren Vorgängern, gezüchtet von anderen Menschen in etwas, das sich Labor nannte. Beim Gedanken daran breitete sich in mir ein unangenehmes Gefühl aus, als würde etwas meine Brust umklammern und mich am Atmen zwingen. Ich versuchte, es zu vertreiben, indem ich dieses komische Zeug aus der Umgebung in meine Brust aufnahm, doch es blieb.
Im nächsten Moment veränderte sich die Umgebung und unter mir erschienen vereinzelte Bäume. Dazwischen standen Dinge, die großen Steinen ähnelten und doch ganz anders aussahen. Alles war mir fremd und doch fühlte ich mich wohl an dem Platz, den sie ihren „Ort der Erinnerung“ nannte. Kaum hatte ich begonnen, es mir richtig anzusehen, passierte auch schon Neues. Etwas Gelbes erschien und verlieh dem ganzen ein anderes Aussehen. Sie nannte es „Sonne“ und sagte, dass sie für die Wärme um mich herum verantwortlich war.
Ich fand mich in einer Welt wieder, die mir zwar fremd, meinen Sinnen aber vertraut zu sein schien. Wenn ich starr geradeaus blickte, erkannte ich nun oben eine hellblaue Fläche. Sie war an allen Stellen gleich, als hätte man etwas über die Welt gelegt, damit wir nicht sehen konnten, was sich auf der anderen Seite befand. Ich kannte den Namen dafür nicht, aber es war schön.
Fast im selben Moment wurde ich von einer unsichtbaren Macht zur Seite gestoßen. „Wind“, erklärte sie mir mit unbekümmerten Lauten. Anders als sie fand ich dabei keinen Grund zum Lächeln. Es war feindlich, wie konnte sie sich da freuen, dass es etwas Derartiges gab? Es war eine Bedrohung, wovor man sich schützen musste.
Viel Zeit zum Nachdenken blieb mir allerdings nicht, denn schon einige Sekunden später passierte die nächste Merkwürdigkeit. Die blaue Fläche veränderte sich und nahm eine andere Farbe an. Was passierte hier nur? Ratlos sah ich dabei zu, wie es sich weiter veränderte. Erst nahm es die Farbe eines der Wesen an, dann wurde es schwarz. Kehrte die Dunkelheit nun zurück? Aber ich wollte nicht wieder dorthin, wo ich früher war. Ich wollte nicht allein sein. Wollte bei ihr sein.
Bis zum Ende sah ich gespannt dem Farbenspeil zu und erkannte deshalb zu spät, was passierte, als die Dunkelheit hinter mir schleichend die Macht übernahm. Die drei Begleiter leuchteten und schienen sich in kleine blaue Kügelchen aufzulösen. Es fing bei ihren Beinen an und ging an ihrem Körper weiter, bis sich ihre letzten verzweifelten Blicke in mein Gedächtnis einbrannten. Ungläubig schwebte ich zu ihren Plätzen, doch entgegen meiner Erwartungen spürte ich keinen Widerstand. Sie waren einfach fort!
Ich wollte sie gerade danach fragen, als ich auch ihr Leuchten bemerkte. Ihr Körper wurde immer durchsichtiger und begann, die Farbe des Mondes hinter ihr anzunehmen. Doch anders als bei ihren Begleitern war ihr Blick friedlich, als würde sie genau wissen, was passierte. Meine Augen füllten sich mit Wasser, als ich merkte, dass auch sie bald nicht mehr da sein würde. Ihr Bild vor mir verschwamm immer mehr und hastig nahm ich meine Hände und versuchte, es weg zu reiben. Ich wollte die letzten Augenblicke mit ihr genießen können.
„Das sind Tränen, Mewtwo, du weinst.“, sagte sie und klang dabei fast schon fröhlich. Das letzte Mal, wie mir später bewusst wurde. „Du solltest glücklich sein. Du bist am Leben und das Leben ist etwas Wunderbares.“
Der letzte Teil wiederholte sich qualvoll in meinem Kopf und übertönte sogar meine Schreie. „Komm zurück! Bitte!“
Mein ganzer Körper schmerzte und auch meine Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten, denn sogar vor meinen verschlossenen Augen tauchte ihr lächelndes Gesicht auf.
Ein letzter Stich durch meine Brust, dann fiel ich. Ich sah nichts mehr, hörte oder roch etwas. Ich bekam nicht einmal mit, dass ich keine Gedanken mehr hatte
Anders als beim letzten Mal verursachte mir der Anblick von Tod keine Angst, sondern unerklärliche Zufriedenheit. Die Wärme fühlte sich gut an auf meinem Gesicht, während die Menschen sich wie die von ihnen eigens gehaltenen Labortiere sich einen Weg durch die unbarmherzigen Flammen suchten. Sie sollten dafür büßen, dass sie mich für ihre Forschungen erschaffen hatten und mich deshalb als ihr Eigentum betrachteten. Ein Mittel zum Zweck. Ein Bestandteil ihrer grausamen Experimente.
Nicht wenige von ihnen flehten um ihr Leben, doch es kümmerte mich nicht. Sie sollten leiden, so wie ich es tat. Sie waren dafür verantwortlich, dass der Schmerz in meinem Innersten nicht aufhören wollte. Als hätte jemand den wichtigsten Teil von mir gestohlen
Das Leben sollte etwas wundervolles sein, hörte ich eine weit entfernte Stimme flüstern. Das Wort „Amber“ tauchte in meinen Gedanken auf, doch ich wusste nicht mehr, wieso.