The Garden of Sin

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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  • Gemütlich stopfte Ilonie sich den Rest ihres Sandwiches in den Mund, klopfte sich die Krümel vom Körper und blickte zu Nori. Er kaute noch immer an seinem Knochen herum, an dem nur noch wenige Fleischfetzen hingen. Eigentlich wäre langsam die Gelegenheit, um sich den Palast seiner Fürstlichkeit genauer anzusehen und sich eventuell ein Bild von den anderen Teilnehmern zu machen, mit denen sie es vielleicht eine längere Zeitspanne lang zu tun haben wird. Sie stemmte sie Hände auf den Boden und wollte gerade aufstehen -
    Da landete plötzlich eine Katze, pardon, eine Katzenfrau vor ihrer Nase.
    Reflexartig griff die Hand der Serkane in ihre Hosentasche, wo ihre momentan einzige Waffe, ein Glassplitter, lag. Da sprang die Fremde aber auch gleich wieder von ihr weg und landete ein paar Meter vor ihr. Die Hand, sie soeben noch nach dem Glassplitter gegriffen hatte, packte nun blitzschnell Noris Hals und drückte ihn zu Boden, ehe der Halbwolf aufspringen konnte, um die Fremde auf seine... Spezielle Art und Weise zu begrüssen. Verärgert knurrte er Ilonie an und versuchte, aufzustehen, jedoch hielt ihr Arm dem Wolf stand. Als er einsah, dass es keinen Sinn machte, blieb er schliesslich liegen und betrachtete die Gestalt vor ihm mit seinen schwarzen Augen.
    Das erste Wort, dass Ilonie einfiel, war katzenhaft. Die Fremde schien definitiv kein Mensch zu sein: Katzenohren und der dazugehörige Schweif zierten den äusserst gutgeformten Körper, ebenso wie ein braunes, mit schwarzen Mustern verziertes Fell an ihren Schultern. Sie trug einzig eine Lederrüstung, welche in Ilonies Augen auch nur das nötigste verdeckte, dazu einen Minirock, die absolut zweckfreiste Kleidung, die die Serkane sich nur vorstellen konnte. Das zweite Wort hiess schlicht und einfach attraktiv - bestimmt hat diese Person keine schlechten Karten beim männlichen Geschlecht. Sie war eine schöne Person, soviel war klar. Mit ihrem gepflegtem Äusseren und dem etwas wilden Erscheinen schien sie das lebende Klischee einer weiblichen Kriegerin zu sein: In unpraktischer Kleidung die Herzen der Abenteurer und Helden zum schmelzen bringen.
    Dem Duft zu urteilen, war sie das seltsame Tier, dass sich irgendwo hinter dem Zaun versteckt hatte. Wobei - Nicht ganz. Eine spezielle Note fehlte. Vielleicht eine zweite Person, die sich versteckt hielt.
    Die einfache Begrüssung lautete nichts weiter als: "Flach wie ein Brett!" Verwundert hob Ilonie die Augenbrauen und unterdrückte den Impuls, nach unten zu sehen. "Schade, ich hatte schon gedacht, es hier mit einem wirklich niedlichen Mann zu tun zu haben, aber für eine Frau gibst du ja nicht viel her." Ein Schnurren begleitete die Worte, zu laut, als dass man es ignorieren könnte. Ein breites Grinsen strahlte der Serkane entgegen, welche milde zurücklächelte. Lieber Himmel, wie lange hatte sie solche Sprüche nicht mehr gehört? Seit sie Derya verlassen hatte, hatte sich niemand mehr über ihre geringe Oberbreite amüsiert. Meistens, weil man einfach mit dem Gedanken mit ihr geredet hatte, sie seie ein Mann oder weil es schlicht und einfach unhöflich war. Diese Katzendame musste eine hohe Meinung von sich selbst haben, um dies ohne sichtbare Scham sagen zu können. Seufzend erinnerte sich Ilonie an all die Zeigfinger, die kichernd auf sie gerichtet wurden, um hinter ihrem Rücken über sie zu lästern. Ein Grund, weshalb sie sich nie sonderlich gut mit gleichaltrigen Mädchen verstehen konnte. Anfangs war sie doch betrübt, dass sie kein Musterbeispiel der weiblichen Schönheit war, doch sie fand sie damit ab. Besser: Sie sah sie praktischen Seiten. Ja, sie existierten tatsächlich. Einer ihrer liebsten Gründe war der folgende: Personen, die sich über ihre Brüste lustig machten, tun dies gerne auch über andere Dinge. Also konnte man solche Personen getrost links liegen lassen, da es schwer ist, mit Lästermäulern irgendetwas zu erreichen. Und Lästermäuler sind bekannt für ihre niedrige Intelligenzquote.
    "Tag", meinte Ilonie knapp und strich mit leicht gespreizten Fingern den Zeigfinger über ihre Schläfe; eine Geste, welche unter den Serkanen etwa ein Händeschütteln war. "Nun - Man kann alles von zwei einen betrachten." Kurz suchte sie nach dem richtigen Wort. "Eine geringe Oberweite hat durchaus seine Vorteile." Verärgert blickte sie zu Nori, welcher Anstalten machte, aufzustehen und packte ihn wieder am Ohr. "Platz", knurrte sie leise. Als Antwort knurrte dieser nur ebenso leise zurück.
    Mit der anderen Hand zählte sie die Gründe mit: "Keine Einschränkung bei der Jagt oder bei der Kleiderwahl, keine unerwünschten Blicke, Sprüche oder Spitznamen... Natürlich muss man dafür mit anderen solchen rechnen, allerdings sind mir diese deutlich angenehmer." Gespannt auf die Antwort, blickte sie direkt in die grünen Augen der unbekannten Katzendame. Da gesellte sich noch jemand zur kleinen Gruppe hinzu.
    Der junge Herr stach Ilonie vor allem wegen einem ins Auge: Nämlich, dass er überhaupt nicht aus der Menge stach. Seine roten Haare waren streng nach hinten gekämmt und er trug luftige, einfache Kleidung: Ein weisses T-Shirt, eine unauffällige Hose, ein Mantel mit Pelzkragen. Würde Ilonie nicht sitzen und wäre näher an diesem Fremden, hätte sie bestimmt die Spezies identifizieren können, dessen Fell den Kerl wärmt. Über seiner Schulter hing ein Bündel, dessen Inhalt der Serkane unbekannt war, an seinem Gürtel ging ein Schwert mit einem schwarzem Heft in seiner Scheide. Nichts wirklich auffälliges. Doch genau das machte ihn auf eine ganz eigene Weise interessant.
    "Guten Tag, ich bitte um Verzeihung, wenn ich störe, aber ich habe einen Zettel gefunden, auf dem stand, das ich mich in der Residenz des Fürstens einfinden solle. Da ich aber nicht aus dieser Gegend bin, wollte ich fragen, ob jemand von euch die Güte hätte, mir zu sagen, ob ich hier richtig bin", meinte er mit einer zum Gruss erhobenen Hand und einem sorglosen Lächeln im Gesicht. Ilonie erwiderte die Geste, indem sie wieder mit dem Zeigfinger über ihre Schläfe strich, dann und nahm ihre Hand von Noris Ohr. Der Halbwolf kaute auf dem inzwischen nackten Knochen herum und betrachtete nun Katze und Schwertträger neugierig. "Tag - Laut meinen Informationen sind Sie hier richtig, in Mischara. Die Residenz des Fürsten ist direkt hinter dem Zaun hier." Dabei zeigte sie mit dem Daumen zum Eisengebilde, an dem sie sich gerade anlehnte. Kurz überlegte sie, ob sie das Gespräch weiterspinnen sollte oder nicht. Sie entschied sich dafür. "Sind Sie in diesem Falle ebenfalls wegen dieser... Anfrage hierhergereist?"

  • „Ansichtssache, schätze ich“, war der knappe Kommentar zur Erwiderung auf Saiko's Erläuterung zum 'Art'-Begriff. Wiedermal fühlte der Sinner zu wenig für seine Mitmenschen, um sich für eine genaue Einteilung zu scheren. Es gab nur 'die Anderen' und 'ihn' unter den Menschen, andere Begriffe waren unwichtig. Dies war schließlich seine Sünde, Apathie für die Anderen. So manche Tat selbst konnte zwar eine gefühlsmäßige Reaktion hervorrufen, allerdings waren diese nur unter äußerst speziellen Umständen gegen den Täter selbst gerichtet. Auf jeden Fall reagierte der Lupusari deutlich gefühlvoller auf seine Wiedergabe der Gerüchte, denn er wirkte für einige Augenblicke deutlich angespannt. Weswegen vermochte Saiko nicht zu deuten, vielleicht war er persönlich betroffen.
    Schließlich schien ihn die Info, dass der Lichtmagier ebenfalls einen Platz in der kommenden Expedition hatte, zu erfreuen oder zumindest erheitern. Der Wolfsmensch deklarierte ihn als seinen 'Jagdbruder' und schlug ihm so hart auf den Rücken, dass er taumelte und fast hinfiel. Nun doch zumindest ein wenig genervt fand der Sinner sein Gleichgewicht wieder und nahm sich die Weinflasche zur Hand, welche beinahe die letzten Tropfen auf dem Boden verlor. Denn Gram hatte sich den Stuhl, den er vorhin besetzt hatte, unter den Nagel gerissen und die Füße auf den Tisch geknallt. Der Kommentar, dass der Wein lecker sei sollte wohl Freundlichkeit darstellen, aber es kümmerte Saiko logischerweise nur soviel, dass er zustimmen konnte. Es war schließlich der Wein des Grafen und was kümmerte das Gesöff ihn, wenn es einem anderen schmeckte aber ihm nicht? Es hätte ihn auch nicht betrübt, hätte Gram den Wein schlecht gefunden. Also war nur wichtig, dass der Wein ihm schmeckte, nicht dass Gram ebenso empfand.
    Nachdem der Wolfsmensch allerdings fragte, ob noch mehr Interessenten auftauchen würden, wandte sich der Partner von Atlas nur zum geöffneten Tor, von wo er meinte etwas aufschlagen gehört zu haben. „Denke schon“, erwiderte er uninteressiert.


    Als Beweis dessen, tauchten schon bald mehrere Gestalten in dem Hof vor der Villa auf beziehungsweise um das Grundstück herum. Allen voran zog eine Art Rattenmensch zog einen weiteren Stuhl zum Tisch heran und brach dann eher auf diesem zusammen, als sich zu setzen. Er brachte noch eine Begrüßung heraus, bevor er in einen Hustenanfall ausbrach. Saiko verschränkte die Arme vor der Brust und zog nur eine Augenbraue hoch. Die Anwesenheit des Hutträgers, welchen er vorher auf dem Tisch abgelegt hatte, bezeugte, dass er ebenfalls an der Untersuchung teilnehmen wollte. Ob das so eine gute Idee war in so einem gesundheitlichen Zustand? Allerdings war der Lichtmagier auch noch niemals dieser Rasse begegnet, also war dies möglicherweise die normale Verfassung von ihm? Obwohl er konnte auch eine deutliche Spur von Äthermanipulation an ihm haftete, also war er ein Sinner. Deshalb konnte es auch etwas mit seiner Magie zu tun haben. Vielleicht ein fehlgeschlagenes Ritual, oder eine starke Nebenwirkung? Egal. Es geht mich nichts an dachte der Schwarzhaarige gleichgültig. Wenn der andere Sinner wirklich in einem schlechten Zustand auf eine sowieso schon gefährliche Mission aufbrechen wollte, kümmerte es ihn nicht. Deshalb nickte er nur zur Begrüßung des Neuankömmlings, bevor er sich einem Punkt am Zaun zuwandte. In der Nähe hatte sich drei andere Gestalten eingefunden, die wohl ebenfalls Interesse am Aufruf des Fürsten hatten und sich nun unterhielten. Doch der beschuppte Mann ignorierte sie und ging zu einer beschatteten Stelle, an der augenscheinlich nichts vorhanden war. Dennoch konnte man deutlich ein Klacken hören, als sich Saiko's Hand um einen unsichtbaren Gegenstand schloss und ihn hochhob. Wie schon bei seiner eigenen Gestalt zuvor, fielen die Schatten weg und enthüllten einen Koffer, in dem es ratterte und klirrte. Der Sinner trat zurück an den Tisch, wo er sowohl die Flasche als auch seinen Koffer platzierte, bevor er letzteren öffnete. Zahlreiche Reagenzgläser, Kolben und andere Gefäße aus Glas oder anderen Material, leer oder gefüllt, kamen zum Vorschein, sicher befestigt und verschlossen. Auch einige Dinge wie Kräuter, Pilze oder Wurzeln ließen sich in dem geordneten Chaos finden. Mit beiläufigem Griff holte der Schwarzhaarige einen kleinen Erlenmeyerkolben hervor, den er öffnete und in den er die letzten Reste des Weins füllte. Die leere Flasche stellte er zurück auf den Tisch und den Kolben verschloss er fest, bevor er ihn im Koffer verschwinden lies und diesen schloss. „Mal sehen, was man daraus noch so machen kann“, murmelte Saiko gedankenverloren, während er seine kleine Küche neben den Tisch auf den Boden stellte und die Arme verschränkte.
    Schweigen herrschte, in dem auch niemand auf die wohl eher obligatorische Frage des Rattenmenschen antwortete. Seufzend warf der Lichtmagier einen Blick über die Schulter, wobei die Zeiger der Uhr sich leider noch nicht viel weiter bewegt hatten. „Irgendeinen besonderen Grund, warum ihr an dem Angebot des Fürsten interessiert seit?“, fragte er plötzlich in die Runde, um irgendwie die Zeit rumm zu kriegen. An den Hutträger gewandt fügte er jedoch noch uninteressiert hinzu: „Der Name ist übrigens Saiko Dirangal.“


    OT: So, ich möchte nicht aufdringlich sein, aber es wäre nett wenn ihr euch mit den Gesprächen ein wenig beeilen würdet. Dann könnte ich nämlich bald mit der Handlung weitermachen.

  • Lao musste in sich hineinlächeln, als die Dame seine Begleiterin als "Bekannte" bezeichnete. Sie schien etwas zurückhaltend zu sein, aber das wäre wohl jeder, der von Wildfremden angesprochen wurde. Also bemühte er sich, die Situation aufzuklären: "Die Kleine hier ist meine kleine Schwester...", er stupste Zuòmèng kurz an die Wange, "obwohl wir nicht wirklich blutsverwandt sind."


    Ihre zweifarbigen Augen glitten nochmal kurz auf das vor ihrem Stand stehende Pärchen, als sie seine Erklärung vernahm. Sie dachte trocken:" So bezeichnet man das also heutzutage. Interessant. Aber mir sollte das egal sein was für Interessen die Menschen hier verfolgen." Laut erwiderte sie:" Ah dann entschuldigen Sie das Missverständnis meinerseits. Aber meine Frage bleibt dennoch bestehen. Könnte ihrer Schwester eine Kleinigkeit von meinem Stand gefallen?"


    "Ähm...", der Schwarzhaarige schielte kurz zu seiner Partnerin. Ihr war es eigentlich fast egal was sie trug, sie ließ ständig ihn entscheiden. Elementare waren wohl nicht so pedantisch, was die Kleidung anging und sie blickte die verschiedenen Schmuckstücke nur mit leicht neugierigem aber gleichgültigem Blick an. Lao musterte den Stand noch einmal genauer. "Das Armband ganz links ist sehr schön... wie viel würde das machen?"


    Lily nahm das entsprechende Armband von seinem Platz und betrachtete es. In der Tat war es sehr schön. Sie erinnerte sich noch sehr gut daran wie lange sie für die entsprechenden Muscheln gesucht und wie lange die Verarbeitung gedauert hatte. Neben den Muscheln waren auch einige Bernsteinstücke zu sehen, in denen sich sogar für alle Ewigkeiten eingeschlossene Blätter befanden. Wie viel sollte sie für dieses wohl verlangen? Sie betrachtete nochmal den Mann denn sie wollte genau den richtigen Preis dafür verlangen. Lily sagte ihm ihre ihrer Ansicht nach nicht überzogenen Preisvorstellungen und wartet ab.


    Der Preis war akzeptabel denn Lao hatte im Moment sowieso genügend Geld übrig, obwohl das häufig nicht der Fall war. Mit einem freundlichen Nicken nahm er das Armband entgegen und drückte der jungen Frau das Geld in die Hand. Anschließend band er es seinem Elementar um das Handgelenk, welches ihn kurz darauf mit einem glücklichen Lächeln bedachte. "Bedank dich doch nicht bei mir...", erwiderte er darauf, "bedanke dich bei..." Er stockte kurz. "Ah ja, wie lautet denn Ihr Name?", fuhr er fort, an die Verkäuferin gewandt. Anschließend reichte er ihr die Hand: "Lao Tzu, sehr erfreut."


    Sie nahm das Geld entgegen, betrachtete es und zählte es durch. Dann steckte sie es ein. Als Geschäftsfrau war es ihr wichtig nicht betrogen zu werden. Sie hatte schon einige Geschichten von anderen Händlern gehört um darüber hinaus ihren Kopf zu schütteln. Sie dachte dann:" Das kommt davon wenn man anderen Lebensformen vertraut." Lily registrierte dass das Armband der jungen Frau gefiel und das war immerhin schon etwas. Was sie eher abschreckend empfand war die Tatsache dass er ihr seine Hand reichte und seinen Namen nannte. Hatte sie was Falsches gemacht? Wieso hatten alle nur den unwiderstehlichen Drang von sich gegenseitig den Namen zu wissen? Das war doch unnötig. Aber dann gab sie sich einen Ruck und sie sagte sich dass sie das Pärchen sowieso nie wieder sehen würde. Also was solls. Sie lächelte zurück, gab ihn aber nicht die Hand und sagte:" Sehr erfreut. Mein Name ist Lily Dupont."


    Nach der kurzen Vorstellung lächelte der Schwarzhaarige sein Gegenüber an. Lily war in seinen Augen ein sehr schöner Name, er erinnerte ihn an eine bestimmte Blume. Er lächelte seine Partnerin an. "Also?" Jene brachte nur ein kurzes "Danke." hervor und blieb daraufhin still. Lao brachte ein daraufhin ein amüsiertes Lachen hervor. Eigentlich war es ihm auch ein wenig peinlich, aber wer konnte Zuòmèng schon ihre Zurückhaltung übel nehmen? Immerhin bestand ihre Aufgabe ja nicht darin, mit Menschen Kontakte zu knüpfen. "Sie ist leider ein bisschen Schüchtern." entgegnete der Schwarzhaarige nur kurz.


    Lau´s jüngere "Schwester" brachte nur ein leises und kurzes Danke hervor. Er erklärte dass sie ein wenig schüchtern war. Lily fragte sich, inwieweit sie das zu interessieren brauchte? Aber er wollte ja auch nur höflich sein. Dann entdeckte sie was, was ihr Herz schneller steigen ließ. Aus der Tasche des Mannes ragte die Spitze des Flugblattes heraus dass sie mittlerweile so gut kannte. Sie dachte:" So du gehörst also auch zu den Interessenten die zu diesem seltsamen Lord gehen? Das bedeutete, dass sie dies hier keine einmalige Begegnung sein dürfte." Lily räusperte sich und sagte:" Entschulden Sie aber ich sehe dass Sie auch unterwegs sind um den mysteriösen Vorkommnissen auf den Grund zu gehen." Sie deutete auf das Flugblatt und lächelte kurz.


    "Hm?" Lao schielte an sich herab. Ach ja, da war tatsächlich dieses Flugblatt. Lily war ziemlich scharfsinnig, noch nicht einmal er hatte sich erinnern können, es eingesteckt zu haben, aber er war in letzter Zeit auch ziemlich verpeilt gewesen. "Ja, stimmt." Er lächelte zurück. Es brauchte ja niemand wissen, dass er selbst nur an der Belohnung interessiert war. "Warum genau sind Sie denn an den Vorkommnissen interessiert?" fragte er bloß aus reiner Neugierde.


    Das war in der Tat eine gute Frage. Sie dachte nach und antwortete schließlich:" Ich habe auf meinen Reisen schon manches seltsames vernommen und das Ganze als Schauermärchen für kleine Kinder abgetan. Doch in letzter Zeit hatten sich einige Erzählungen gehäuft und ich wurde dann doch neugierig. Mich interessiert die Belohnung nicht, aber ich will schlicht und ergreifen mehr darüber erfahren was es ist was die Gaja so verändern lässt." Sie warf einen Blick auf die große Uhr und sah dass es bald an der Zeit war aufzubrechen. Somit war Lau ihr letzter Kunde gewesen. Dann wandte sie sich an den Mann und fragte des Höflichkeitshalber:" Was führt Euch denn an diesen Ort?"


    "Die reine Reiselust." erwiderte er knapp und ehrlich. Er hatte eigentlich nicht viel mit diesen seltsamen Ereignissen am Hut, obwohl er es einigermaßen interessant fand. Zuvor war er dem Blick seines Gegenübers gefolgt und wusste ebenfalls, dass sie allmählich aufbrechen mussten. "Möchten Sie mich zum Anwesen begleiten?" fragte er so höflich wie es ging. Lily war ihm ziemlich introvertiert vorgekommen, er würde gerne wissen, wie sie auf diese Aufforderung reagieren würde.


    Sie hob erstaunt eine Augenbraue als sie seine Aufforderung vernahm und überlegte, dass dies keine schlechte Idee wäre. So kannte sie zumindest schon jemanden. Die Blondine erwiderte:" Wenn es ihnen nichts ausmacht? Ich muss aber noch meine Sachen zusammenpacken. Es dürfte nicht lange dauern." Sie suchte alle ihre Schmuckstücke zusammen, zählte sie durch und ließ sie ihn ihre Tasche gleiten. Diese nahm sie an sich, baute in raschen Handgriffen den einfachen Stand ab und sagte dann seelenruhig:" So ich wäre dann soweit." Sie ging mit diesen Worten zu Lau. Was diesen Stand anging, den benötigte sie nicht mehr. Er war nur ein Mittel zum Zweck gewesen. Nicht mehr und nicht weniger.


    Interessanterweise stimmte sie zu. Für Lao kam das zwar teils überraschend, aber er war froh, bereits jemanden zu kennen, der sich ebenfalls an diesem Auftrag beteiligte. Während Lily zusammenpackte gab sein Elementar ihm kurz zu verstehen, dass es gerne etwas auf Abstand gehen würde. Wahrscheinlich war das etwas zu viel Kontakt zu einer Fremden gewesen. Der Schwarzhaarige nickte ihr kurz zu und schon war sie weg. Kurz darauf kam auch Lily zu ihm und schien fertig zu sein. "In Ordnung, dann kann es ja los gehen." Lao lächelte ihr kurz zu. Auf dem Weg fragte er sie schließlich: "Wo haben Sie denn eigentlich gelernt, Schmuck anzufertigen?" Die Frage war ihm schon früher auf der Zunge gelegen, nur war er nicht dazu gekommen, sie auszusprechen.


    Verwirrt sah sie sich um. Wo war denn seine Schwester hin verschwunden? Er schien sich keine Sorge um sie zu machen, was sie kurz irritierte. Aber eigentlich müsste das nicht ihre Sorge sein. Die beiden gingen nun nebeneinander her und dann fragte er sie wo sie gelernt hatte so einen Schmuck herzustellen. Lily schwieg erst dann antwortete sie:" Von einer alten Frau in meinem Dorf. Ich habe die Muscheln erst nur gesammelt weil ich sie schön fand und die alte Frau hat, damit ich sie nicht verliere, sie zu Halsketten gemacht. Ich fand das sehr faszinierend und daraufhin hat sie mir diese Technik beigebracht. Das hat mich sehr geprägt." Sie dachte an kurz an die Frau und fragte dann:" Entschuldige aber wohin ist denn ihre kleine Schwester verschwunden?"


    Als Lily nach Laos kleiner Schwester fragte, hob dieser bloß eine Augenbraue. Na ja, es war ja nicht verwunderlich, dass ihr das aufgefallen war. Er zuckte nur kurz einmal lächelnd mit den Schultern und antwortete dann: "Na ja, sie kommt und geht wann sie will... Sie ist eben ein bisschen launisch. Aber ihr wird sicher nichts passieren, keine Sorge." Kurz darauf wechselte er schon das Thema: "Ich selbst bin übrigens Schneider, das habe ich von meinem Vater gelernt, liegt wohl eher in der Familie." Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. "Aber es muss schön sein, seine Leidenschaften leben zu können." Etwas später kam anschließend das Anwesen dieses sogenannten Grafen in Sicht. "Oha.", entfuhr es dem Schwarzhaarigen nur, "Nun denn, wir wären da."


    Sie antwortete:" Dann ist ja gut. Ich hatte mich nur gewundert. Das ist alles." Daraufhin erfuhr sie dass er vom Beruf Schneider ist. Lily entgegnete:" Das ist auch ein nützlicher Beruf, denn Kleider kann man schließlich immer gebrauchen nicht wahr?" Als er davon sprach, dass es schön war, seine Leidenschaften voll auszuleben, da stimmte sie ihm zu. Schließlich erreichten sie schon das Anwesen und sie konnte sogar schon einige andere Menschen und andere Lebensformen in dessen Nähe erkennen. Lily sagte zu Lau mit einem höflichen Lächeln:" Ja wir sind am Ziel angelangt. Danke für Eure kurze Gesellschaft." Es fiel ihr ein wenig schwer diese Worte über die Lippen zu bringen aber es musste sein, denn schließlich wollte sie nicht unhöflich sein.


    OT: Zusammen mit Lau entstanden ^^

  • „Denke schon“, kam die gelangweilte Antwort. Garm fiel es schwer nicht mit den Augen zu rollen. Stattdessen achtete er wieder mehr auf die Umgebung und die Personen, die sich langsam ansammelten. Zuerst kam die Ratte. Diese fiel allerdings eher in die Kategorie ‚Mensch‘ und nicht ‚Beute‘. Zumindest wenn man in Artbegriffen dachte, wie Saiko es anscheinend tat. Manche der gewöhnlichen Ratten konnte man zwar richtig zubereitet sogar essen, aber wirklich genießbar fand Garm sie nicht. Und diese hier hätte er nicht einmal angerührt, wenn er am verhungern gewesen wäre. Nicht nur dass sie mehr als ungesund aussah, sie stank auch nach Chemikalien und Alkohol. Garm verzog angewidert das Gesicht. Je näher diese Gestalt kam, desto schlimmer wurde der Geruch. Als ‚Stinky‘ sich schließlich auch noch am Tisch niederlies, hielt er es nicht länger aus, kippte den Stuhl wieder auf vier Beine und hielt sich die Nase zu. „Wie geht es Ihnen, gentlemen?“, fragte die Ratte, was der Wolfsmensch recht dreist fand. Während Saiko nur eine Augenbraue hochzog und dann wortlos nickte, war Garms Reaktion etwas direkter. „Bis gerade eben noch gut.“ Er ließ eine kurze Pause und fügte dann das offensichtliche hinzu. „Du stinkst.“ Da er sich die Nase dabei zuhielt, klang er gleichermaßen nasal und weniger bedrohlich, doch den Part übernahmen seine Augen, als er die Ratte anfunkelte. „Schon mal ans Waschen gedacht?“ Eine Antwort erwartete er jedoch nicht.


    Stattdessen entließ er den anderen aus seinen einschüchternden Blick um die restlichen Leute zu mustern. Wenn die kranke Ratte vorhatte mitzukommen sollten wenigstens die anderen etwas drauf haben. Die eine Gruppe, die noch ein Stück entfernt war, bestand aus einer Person mit Hund, einer Frau die er aus der Entfernung nicht richtig erkennen konnte, aber bei der sein Verstand förmlich das Wort ‚Katze‘ schrie und einem Mann im Pelzmantel und einem Packet auf dem Rücken. Auch wenn Garm gar keine Probleme mit Hunden und ihren Artverwandten hatte, schließlich sah er selbst ja fast mehr nach Wolf als nach Mensch aus, interessiert ihn die wohlmögliche Reaktion des Tieres. Die meisten Hunde mochten Lupusari, aber natürlich gab es wie bei fast jeder Regel auch Ausnahmen. Und auch das Katzending war ebenfalls zumindest ein wenig interessant. Normale Katzen mieden zumeist die Wolfmenschen oder kamen nur sehr schwer mit ihnen zurecht , aber Katzenmenschen vermochten vielleicht anders zu reagieren, wenn es denn wirklich eine war.
    Der nächste Trupp bestand aus einem Mann und einer Frau. Die Frau war sehr schlank und zierlich, mit blonden Haaren und trug mehrere Taschen, aber wirklich auffällig fand Garm sie nicht. Der Mann war da schon eine Spur interessanter, da er die ganze Zeit mit geschlossenen Augen umherzulaufen schien und Kleidung trug, die eher im weiter entfernt liegenden Osten getragen wurde. Zumindest als Garm zuletzt dort durchgekommen war, auf seiner Durchreise hierher. Und dann war da noch ein grüngekleidetes Mädchen, dass er fast übersehen hätte, da sie neben dem Tor saß und er es wegen dem Zaun fast nicht bemerkt hatte. Sie trug einen Bogen bei sich, aber das war auch schon alles interessante. Zu gerne hätte er auch versucht mit seiner Nase ein paar Informationen zu erhalten, aber solange Stinky anwesend war, war das ein Ding der Unmöglichkeit. Musste das eben warten.


    Als er es klirrten hört, wandte sich seine Aufmerksamkeit wieder Saiko zu, der von irgendwoher plötzlich eine Tasche bei sich hatte und den restlichen Wein zu Garms Bedauern umfüllte und wegsteckte. „Mal sehen, was man daraus noch so machen kann“, murmelte der Echsenmensch noch und Garms Ohren zuckten dabei leicht. Das der andere gemeint hatte, er hätte auch Gift dabei, hatte er nicht vergessen. Dann erkundigte sich Saiko, warum sie überhaupt hier seien. Vorsichtig kippte Garm den Stuhl zurück und platzierte erneut die Füße auf dem Tisch. Die Hand nahm er wieder von der Nase, jedoch achtete er darauf, ja bewusst durch den Mund zu atmen. „Ganz einfach.“, meinte er schlicht. „Eine Prüfung. Gaia prüft mich und das hier muss sie einfach sein.“ Mehr brauchten die anderen vorerst nicht zu wissen.


    OT: @ Tungsten: nichts für ungut, aber das passte einfach so gut.^^'
    @ den Rest: ich hoffe ich habe keinen (bereits anwesenden/sichtbaren) vergessen.

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

    Einmal editiert, zuletzt von Xaroc ()

  • Etwas über Balthasars Kopf miaute leise und ließ ihn zusammenzucken. Hielt der Fürst sich eine Katze? Mit normalen Katzen kam er auf jeden Fall unerwarteterweise ziemlich gut klar, oder zumindest wurde er selten von ihnen belästigt. Er vermutete, dass seine gesamte Form auf eine normale Katze recht verstörend wirken musste - denn obwohl er sämtliche äußeren Anzeichen von dem aufwies, was sie normalerweise als "Beute" klassifizierten, gab es dennoch das Problem, dass er schwer zu verschlucken oder mit den Pfoten zu Tode zu spielen war. Die meisten nahmen vor ihm für gewöhnlich Reißaus - in seinem Zustand war er sich allerdings nicht sicher, wie eine Hauskatze reagieren würde.


    Die Schlange stellte sich ihm nun vor, der Wolf hingegen ließ nur einen Kommentar über seinen Geruch fallen. Balthasar seufzte. "Ich hab's versucht. Aber anscheinend ist Waschen nicht der beste Weg, mit meinem Problem fertigzuwerden." Gerade in diesem Moment sprang die mysteriöse Katze hinter ihm vom Baum herab, und das Geräusch fuhr durch seinen Körper und schaltete dabei alle Instikte an, die es erreichen konnte. Gerade eben noch so konnte er sich davon abhalten, aufzuspringen und sich zu verkriechen. Es war allerdings keine normale Katze - nein, ein Katzenmensch, genauer gesagt eine Katzenfrau. Eindeutig eine Katzenfrau. Ihr Interesse galt allerdings nicht ihm, sondern einem anderen Menschen schwer bestimmbaren Geschlechts, der/die es sich unter dem Baum mit einem tierischen Begleiter gemütlich gemacht hatte. Eigentlich hätte er sich jetzt wieder umgedreht und versucht, seine Nerven zu beruhigen, aber es kam gerade noch jemand Neues dazu, in diesem Fall ein verblüffend normal wirkender Mensch mit roten Haaren. Kurz darauf folgten zwei andere Leute, eine junge Frau und ein Mann mit anscheinend asiatischer Herkunft. Der Fürst bezog seine Helfer ja wirklich aus aller Welt.


    Das schien es jetzt allerdings auch fürs Erste gewesen zu sein, also wandte Balthasar sich wieder zu seinen Gesprächspartnern um. Saiko hatte gerade den Restinhalt der Weinflasche in einen Kolben gefüllt, mit dem Kommentar, dass er mal sehen wollte, was man noch daraus machen könne. Balthasar war es eigentlich egal - um diese Tageszeit trank er nicht. Generell trank er sehr wenig, trotz seiner alkoholischen Duftnote. Dieser Alkohol hatte mehr desinfizierende Zwecke. Weiterhin wollte Saiko noch wissen, was sie dazu bewegt hatte, an dieser Aufgabe teilzunehmen. Balthasar überlegte noch mal kurz. Wieso nochmal? Selbstmordfantasien? Stimmt, das war es. Er wollte sich mit etwas sehr Gefährlichem anlegen, damit er sicher war, dass es seinen Schmerz beendete. "Ich vermute mal, es ist die Aussicht auf einen kostenlosen Tod. Ist doch die beste Art zu sterben."

    No time to search the world around
    'Cause you know where I'll be found
    When I come around
    When I come around, yeah

  • Es war still im Wald, kein Tier regte sich und auch sonst herrschte eine beinahe bedrückende Stille. Einzig der Wind ließ die Blätter rascheln und umspielte sanft die Beine einer einsamen Gestalt, die mit ruhigen Schritten beinahe lautlos durch das Unterholz schlich. Die langen Haare schimmerten jedes Mal bronzefarben, wenn ein Sonnenstrahl auf sie traf und auch sonst sah man der jungen Frau, dass sie öfter draußen unterwegs war. Ihre Haut war leicht gebräunt und schimmerte ein wenig golden, wenn sie in die Sonne sah. Als ein Windstoß ihre Haare traf und nach hinten warf, konnte man deutlich die spitzen Ohren erkennen. Die junge Onaji lächelte als sie vor sich die Häuser der Siedlung erkannte und beschleunigte ihre Schritte.
    Wenige Minuten später betrat Alice einen großen Marktplatz auf dem Händler ihre Ware anboten und jeder dabei versuchte der lauteste zu sein. Die Onaji verzog missmutig das Gesicht. Sie kam nicht gern in die Städte der Menschen, waren sie doch zu laut, zu überfüllt und manchmal auch einfach wider der Natur errichtet. Alice warf einen leicht angeekelten Blick in Richtung des großen Herrenhauses, was beinahe die komplette Breite des Marktplatzes einnahm, und schüttelte den Kopf. ,,Man könnte meinen, sie hätten ihre eigene Vergangenheit schon vergessen.“ murmelte sie leise und hielt erstaunt inne, als ein einsames Blatt Papier vor ihren Füßen zu Boden fiel.
    Das Papier sah edel aus, aber durch Wind und Wetter doch schon eher abgegriffen. Alice hob es auf und las stirnrunzelnd, was dort stand. ,,Soso, eine Expedition also? Na das klingt doch interessant.“ Sie las den Zettel noch einmal und musste amüsiert lächeln, als sie über „alle Menschen“ stolperte. Eigentlich war jede Mutation ein Mensch, doch sie war als Onaji stolz auf sich, ihre Rasse und vor allem ihre Fähigkeiten. Während gewöhnliche Menschen nahezu blind in der Dunkelheit waren, hatte sie fast die Nachtsicht einer Katze. Schnelligkeit und Wendigkeit – das waren die Eigenschaften der Onaji die Alice an sich selbst schätzte, natürlich zusammen mit ihren Sinnerfähigkeiten. Sie war kein Mensch, sie war anders als die Menschen … aber ob sie deshalb besser war? Diese Frage wollte und konnte Alice nicht beantworten. Im Gegenteil – Alice wagte es nicht sich demselben hochmütigen Stolz hinzugeben wie die anderen Angehörigen ihrer Rasse. Nein, denn Gaia hatte sie nicht beschenkt.
    Schnell schob Alice den Gedanken zur Seite, bevor die Bilder aus der Vergangenheit ihre Stimmung trüben konnten. Heute war ein schöner Tag. Die Sonne schien, immer wieder ein leichter Windstoß und die allgegenwärtige Präsenz ihres Elements ließ sie beschwingt über den Marktplatz laufen. Auf dem Zettel stand, dass der Fürst alles in seiner Macht stehende zur Belohnung bot. Alice überlegte. Was wollte sie am meisten? Technologie? Wissen? Macht? Ruhm? Alles klang verlockend und abschreckend zugleich. Ihre beiden Dolche reichten ihr als metallische Gegenstände, auch wenn ihr der Gedanke nach einem metallenen Bogen ein freudiges Kribbeln in der Magengegend bescherte. Aber sie hatte ihre Sinnerfähigkeiten und der Bogen war eine Waffe, die Alice mit ihrem alten Leben zurückgelassen hatte. Wissen schien ihr hingegen viel wertvoller. Konnte sie die Toten zurückbringen? Wie konnte sie ihre Sinnerfähigkeiten noch erweitern? Diese Fragen reizten Alice und sie steuerte zielsicher auf das große Anwesen am Marktplatz zu, denn wo sonst sollte Fürst Wells residieren, wenn nicht dort?
    Auf dem Weg dorthin nahm ihre Nase allerdings einen, sie konnte es nicht anders beschreiben, abscheulichen Geruch nach Tod und alten Socken auf und sie wandte irritiert den Kopf nach links und rechts. Ein Stück entfernt saßen drei Gestalten, die Alice kurz auf Echse, Ratte und Wolf taufte. Anscheinend kam dieser fürchterliche Gestank von der Ratte, die auch sehr elend aussah. Er schien dem Tod näher zu sein als dem Leben und verbreitete irgendwie eine missmutige Stimmung. Die junge Onaji rieb sich die Unterarme und schlug einen großen Bogen um den Tisch, wo die drei Gestalten saßen. Als sie einen kurzen Blick in Richtung des Tisches warf, sah sie überrascht, dass der Wolf ihren Ekel gegenüber der Ratte offensichtlich zu teilen schien, während dem Echsenmenschen sowohl die Ratte als auch seine Umgebung in einer merkwürdigen Art und Weise egal zu sein schienen – als nähme er sie zwar wahr, aber nicht daran teil. Alice schüttelte den Kopf. Was es nicht für seltsame Wesen und Mutationen auf dieser Welt gab. Alle ähnelten Menschen, hätten aber unterschiedlicher kaum sein können.
    Mit einem missmutigen Blick auf den zwei Meter hohen Zaun betrat sie den Garten des Anwesens und sah sich neugierig um. Die Weite der Wälder war hier zwar nicht zu sehen, doch umgab die Baumgruppen eine wage Andeutung eben dieser Ausstrahlung, die Alice so an den Wäldern liebte. Sie ging zielsicher zu einer kleinen Baumgruppe und ließ sich dort nieder. In der Nähe unterhielten sich eine Frau und eine Katze, besser konnte Alice es nicht beschreiben, wobei beide einen sehr freundlichen Eindruck machten. Alice mochte die Katzenmenschen, nicht nur, dass sie ihren Lieblingstieren ähnelten, sie waren ihr auch sonst sehr sympathisch. Sie nickte den beiden Frauen höflich zu und sah sich dann weiter um. Ob die beiden auch zur Expedition gehörten? Es wäre zumindest schön nicht die einzige nicht-menschliche Rasse zu sein, die diese unerklärlichen Vorfälle untersuchte. Alice hatte von den Tierangriffen gehört und sich zu ihrem eigenen Schutz auch zwei Dolche zugelegt, denn allein auf ihre Sinnerfähigkeiten wollte sie sich nicht verlassen.
    Wie sollte sie jetzt also die drei Stunden bis zur Ansprache des Fürsten herumbringen? Die Onaji lächelte. Ihr kam eine Idee.
    Die Ärmel ihres Oberteils gingen bis über ihre Handflächen und als sie diese nach unten schob, sah man eine Reihe silberner Tattoos stark aufleuchten. Sie hatte erst vor kurzem das Ritual erneuert, was ihr die Luftmanipulation ermöglichte. Alice verschränkte die Beine und legte die Fingerspitzen von Daumen und Zeigefinger aneinander. Sie schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief ein, bevor sie abtauchte. Es war ein einfaches Ritual, eher ein Kinderspielzeug, doch dank der Naturverbundenheit ihrer Rasse, war Alice in der Lage mit Tieren zu sprechen und sich mit ihnen über die neuesten Geschehnisse in der Welt auszutauschen. Es findet eine Expedition statt – habt ihr davon gehört? Kurzes Schweigen herrschte, ehe eine erkennbar männliche Stimme antwortete. Ja, anscheinend möchte der Fürst klären, wieso einige von uns … nun … wild geworden sind. Alice nickte, bis ihr einfiel, dass ihr Gesprächspartner sie ja nicht sehen konnte. Sie war eine Stimme, die er in seinem Geist hören konnte, da er sich in der Nähe befand und er antwortete ihr, weil er sie als freundlich und friedlich betrachtete – ein angenehmer Nebenefffekt von Alice Fähigkeit. Kannst du mir sagen warum? Weißt du etwas darüber? Bedauern schwang in der Stimme ihres Gegenübers mit, als dieser antwortete: Nein, tut mir leid … davon weiß ich nichts. Ich habe nur von Angriffen gehört, auch wir werden angegriffen. Bruder wendet sich manchmal gegen Bruder und gegen die Menschen. Die Pflanzen sind auch anders geworden … wie in der Anfangszeit, als Gaia die Menschen bestrafte. Genauso war es auch damals, haben mir meine Großeltern erzählt. Aber ich weiß nicht, was der Grund diesmal ist. Tut mir leid, meine junge Onaji. Für einen kurzen Augenblick erschien das Bild eines wunderschönen Luchses vor Alice Auge, der sie traurig musterte, ehe die Verbindung abbrach und Alice wieder in die Realität auftauchte.
    Das scheint ja wirklich spannend zu werden ... Alice ließ die Erde durch ihre Finger rieseln und sah sich wachsam in der Umgebung um. Tiere und Pflanzen wurden aggressiv ohne ersichtlichen Grund, da hatte der Luchs ihr nicht mehr erzählt als sie nicht bereits wusste. Die Onaji erhob sich. Es war inzwischen einige Zeit vergangen. Sie ging langsam den Weg entlang. Vielleicht war es nicht verkehrt schon einige Freundschaften zu schließen, schließlich hing sie mit den Expeditionsmitgliedern doch eine Weile zusammen und ein friedliches Miteinander war dabei nur von Vorteil. Auch wenn es ihr nicht gefiel, aber sie entschloss sich zu dem Tisch zu gehen, wo der Wolf, die Ratte und die Echse saßen. Irgendwie kam sie mit Männern schon immer besser zurecht als mit Frauen, was wahrscheinlich auch daran lag, dass eher Männer Jäger waren als Frauen.
    In der Nähe standen auch ein Asiate und eine junge Frau, beide waren anscheinend eindeutig menschlich. Das war beinahe schon eine Erleichterung, hatte Alice doch befürchtet, dass sie die einzige Mutation war, die deutlichere menschliche Züge hatte. Sie ging zu dem Tisch an dem die Männer saßen, wobei sie versuchte die größtmögliche Entfernung zu der Ratte zu halten, und lächelte die Gruppe freundlich an. Der Wolf war kein Wolf, sondern eher ein Wolfsmensch, wobei seine Haare aussahen wie Fell und er auch sonst eine eher animalischere Ausstrahlung besaß. Der Echsenmensch sah auch eher menschlich aus, doch ihn umgab die eindeutige Aura eines Sinners. Auch die Ratte schien ein Sinner zu sein … Auch wenn Alice versuchte Gerüche aus dieser Richtung so gut wie möglich nicht wahrzunehmen. Guten Tag, ist hier noch ein Platz frei? fragte sie höflich. Ich habe an der Expedition Interesse und es kann ja nicht schaden, schon vorher seine Mitstreiter kennenzulernen. Ich heiße übrigens Alice. erklärte sie freundlich, wobei sie ihre Worte vor allem an den Wolfsmenschen richtete, der ihr noch am nettesten erschien.





    OT: ;-) na dann ... auf ein gutes RPG!

  • „Ich vermute mal, es ist die Aussicht auf einen kostenlosen Tod. Ist doch die beste Art zu sterben.“, kam die Antwort der Ratte auf Saikos Frage. Garm legte auf wolftypische Art den Kopf schief. „Ich lasse deinen Schmerz gerne jederzeit verschwinden.“, meinte er sanft, ja beinahe zärtlich. „Es wird nur einen Moment wehtun.“, dann zeigte er ein Grinsen das ausschließlich aus Zähnen bestand und ließ ausgiebig die Fingerknöchel bedrohlich laut knacken. Außerdem muss man den Gestank später auf der Reise nicht mehr ertragen, fügte er in Gedanken hinzu, als er sich anschickte aufzustehen.


    In dem Moment wurde er jedoch durch eine neue Erscheinung abgelenkt. Einer junge Frau, die sehr schlank war, mit langen dunkelbraunen Haaren, die plötzlich am Tisch aufgetaucht war. „Guten Tag, ist hier noch ein Platz frei? Ich habe an der Expedition Interesse und es kann ja nicht schaden, schon vorher seine Mitstreiter kennenzulernen. Ich heiße übrigens Alice.“
    Garm wusste nicht was ihn störte, nur dass ihn etwas störte. „Was weiß ich, sehe ich aus wie der ansässige Wachhund?! Ist mir doch egal ob und wo du dich hinpflanzt!“, blaffte er sie an. „Ich hab das Zeug hier nicht aufgestellt.“ Nachdem er seinen Standpunkt klar gemacht hatte, wechselte sein Tonfall wieder ins vollkommen freundliche und unbeschwerte und er sackte zurück in seine gemütliche Sitzpostion: Stuhl zurückgelehnt, Füße auf dem Tisch. „Angenehm. Das hier ist Saiko der Sichtbare - zumindest wenn er es so möchte.“, stellte er den Echsenmenschen mit einem kurzen Kopfrucken vor. „Und das hier ist Stinky.“ Diese Vorstellung galt natürlich der Ratte. „Warum er so heißt kannst du dir sicherlich denken.“, fügte er mit knurrigem Unterton hinzu. „Oh und ich bin Garm. Nochmals, freut mich.“


    OT: Stimmungsschwankungen ftw. Und keine Sorge, das ist normal.^^

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Feija musste grinsen, als die Hundeliebhaberin ihr versuchte, die Vorzüge von einer kleinen Oberweite nahezubringen.
    Man muss nur wissen, wie man es richtig ‚verpackt‘, dann stören sie auch nicht.“, antwortete die Feliarde mit einem breiten Katzengrinsen, „Und nebenbei sehe ich keinen Grund, warum eine Frau wegen ihrer Kurven, soweit sie welche hat, gehänselt werden sollte. Im Gegenteil, sie erntet eher Anerkennung, zumindest da, wo ich herkomme.


    Ein Mann gesellte sich zu ihnen beiden, der ein großes Bündel bei sich hatte. Feija begutachtete ihn kurz von Kopf bis Fuß und setzte ein freundliches Lächeln auf, während sie ihm mit der Schwanzspitze zum Gruß schnippte. Da allerdings ihrer Ansicht nach das Gespräch mit der Weißhaarigen noch nicht vorbei war und sie es als unhöflich betrachtete, Gespräche zu unterbrechen, wandte sie sich erneut dieser zu. Mit einem schnellen Schritt trat die Katzenfrau an die andere heran und schnappte sich deren Arm. Ihre Gesprächspartnerin war wohl zu lange in der Sonne geblieben, denn die blasse Haut war gerötet.
    Wenn du schon so hell bist, solltest du ein wenig auf dich aufpassen.“, riet Feija belustigt und entfernte sich wieder etwas, während sie in ihre große Tasche griff. Sie förderte einen kleinen Tiegel aus Holz zu Tage und nahm den Deckel ab. Im Inneren befand sich eine Art leuchtend grünes Gelee.
    Hier, das wird helfen“, behauptete sie und hielt der Weißhaarigen den Tiegel hin, „Das ist aus dem gebundenem Saft verschiedener Kräuter, unter anderem Spitzwegerich gewonnen und kühlt bei Stichen und leichten Verbrennungen.“


    OT: Sry fürs Wrten lassen.

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Zu seinem Glück besass die angesprochene Person genug Respekt um die Begrüssung zu erwidern, dementsprechend gut gestimmt hatte er schon wieder sein unbeschwertes Lächeln auf den Lippen. Die Götter hatten seine Bitte also doch erhört, und er musste keine körperliche Arbeit mit einem leeren Magen erledigen, das wertete den Tag geradezu auf. Er wusste eben schon, weshalb er seinen Göttern vertraute, immerhin hatten sie ihn aus der Wildnis, bis in dieses Dorf geführt, ohne das er etwas dafür bezahlen musste. Nicht das er es gekonnt hätte, so chronisch pleite wie Léon immer war, konnte man es schon als Wunder betrachten, wenn er in einem Gasthaus übernachten konnte. Aber die Person, Léon entschied mal sie so zu nennen, immerhin war nicht wirklich klar, um welches Geschlecht es sich hier gerade handelte, fragte ihn etwas, und es war nun mal aufs höchste Unhöflich darauf nicht zu antworten. Dementsprechend antwortete er wahrheitsgemäss:" Naja so direkt kann ich das nicht bestätigen." In einer kurzen Pause stellte er sein Gepäck auf den Boden, denn weshalb sollte er sich länger damit abmühen es zu tragen als notig? "Ich wusste gestern noch nicht einmal das es dieses Dorf gab, und war irgendwo mitten im Dschungel. Doch durch eine göttliche Fügung wurde ich hierhin geleitet. Von dem her nehme ich an, das es schon wegen des Auftrages sein wird. Doch die Wege der Götter sind für einen normalen Sterblichen wie mich nun mal nicht ersichtlich."


    Jetzt schaltete sich auch wieder die Katzenlady ein, welche ihm vorhin lediglich ein Schnippen zur Begrüssung schenkte. Mit ein paar Schritten war sie schon bei dem Unidenifizierbaren, und packte sich dessen Arm. Dieser war sichtlich gerötet, und vermutlich stellte er den Anfang eines recht unangenehmen Sonnenbrandes dar. Worauf sich die Lady, Léon entschied sich einfach mal so für den Spitznamen, immerhin war sie das Wesen, welches hier nun mal am ehesten die Bezeichnung verdient hatte, kurz entfernte, nur um mit einem Gelee zurück zu kommen, und es der Verbrannten gab. Dabei fühlte sich Léon gerade ein wenig ignoriert, aber das war vermutlich nur eine weitere Prüfung, um zu sehen ober er Geduld hatte oder nicht. Dennoch entschied er sich das Gespräch erneut zu suchen, immerhin musste er eine Sache unbedingt klargestellt haben. Dementsprechend wandte er sich wieder dem Unidentifizierbaren zu, und sprach ihn an:"Bitte verzeiht mir meine Direktheit, aber mir ist da etwas nicht ganz klar. Dementsprechend wollte ich fragen, welchem Geschlecht Sie angehören. Nochmals bitte ich vielmals um Entschuldigung, doch ist es aus meiner Sicht leider nicht wirklich erkennbar, und ich möchte Sie ungerne mit dem falschen Geschlecht ansprechen." Man konnte ihm vermutlich sogar ansehen, wie es an seinem Gewissen zerrte, solch eine Frage überhaupt stellen zu müssen, aber im Blick auf die Zukunft war das nun mal unbedingt notwendig.


    OT: Sorry fürs warten...

  • Die Katzendame grinste. "Man muss nur wissen, wie man es richtig 'verpackt', dann stören sie auch nicht", antwortete sie seelenruhig und grinste weiter. Darin scheinst du ja eine Weltmeisterin zu sein, ging Ilonie spöttisch durch den Kopf. Dennoch hörte sie weiter aufmerksam zu. "Und nebenbei sehe ich keinen Grund, warum eine Frau wegen ihrer Kurven, soweit sie welche hat, gehänselt werden sollte. Im Gegenteil, sie erntet eher Anerkennung, zumindest da, wo ich herkomme." Eh, wie bitte? Misstrauisch versuchte die Serkane sich zu erinnern, ob sie unwillkürlich etwas über ihre Vergangenheit preisgab oder nicht. Sie hatte doch nicht laut gedacht? Nein, das wäre ihr aufgefallen. Kann die Katze etwa Gedanken lesen? Eine Sünderin? Ilonie, du fantasierst ja schon, wies sie sich selbst wieder zurück. Natürlich wäre es möglich, aber dennoch sehr unwahrscheinlich. Aber es wäre sicher nicht schlecht, etwas aufmerksamer zu werden. Da gesellte sich noch jemand zur kleinen Gruppe hinzu.
    Der junge Herr stach Ilonie vor allem wegen einem ins Auge: Nämlich, dass er überhaupt nicht aus der Menge stach. Seine roten Haare waren streng nach hinten gekämmt und er trug luftige, einfache Kleidung: Ein weisses T-Shirt, eine unauffällige Hose, ein Mantel mit Pelzkragen. Würde Ilonie nicht sitzen und wäre näher an diesem Fremden, hätte sie bestimmt die Spezies identifizieren können, dessen Fell den Kerl wärmt. Über seiner Schulter hing ein Bündel, dessen Inhalt der Serkane unbekannt war, an seinem Gürtel ging ein Schwert mit einem schwarzem Heft in seiner Scheide. Nichts wirklich auffälliges. Doch genau das machte ihn auf eine ganz eigene Weise interessant.
    "Guten Tag, ich bitte um Verzeihung, wenn ich störe, aber ich habe einen Zettel gefunden, auf dem stand, das ich mich in der Residenz des Fürstens einfinden solle. Da ich aber nicht aus dieser Gegend bin, wollte ich fragen, ob jemand von euch die Güte hätte, mir zu sagen, ob ich hier richtig bin", meinte er mit einer zum Gruss erhobenen Hand und einem sorglosen Lächeln im Gesicht. Ilonie erwiderte die Geste, indem sie wieder mit dem Zeigfinger über ihre Schläfe strich, dann und nahm ihre Hand von Noris Ohr. Der Halbwolf kaute auf dem inzwischen nackten Knochen herum und betrachtete nun Katze und Schwertträger neugierig. "Tag - Laut meinen Informationen sind Sie hier richtig, in Mischara. Die Residenz des Fürsten ist direkt hinter dem Zaun hier." Dabei zeigte sie mit dem Daumen zum Eisengebilde, an dem sie sich gerade anlehnte. Kurz überlegte sie, ob sie das Gespräch weiterspinnen sollte oder nicht. Sie entschied sich dafür. "Sind Sie in diesem Falle ebenfalls wegen dieser... Anfrage hierhergereist?" - "Naja so direkt kann ich das nicht bestätigen", antwortete der Mann ruhig. Kurz stellte er sein seltsames Bündel auf den Boden, ehe er fortfuhr. "Ich wusste gestern noch nicht einmal das es dieses Dorf gab, und war irgendwo mitten im Dschungel. Doch durch eine göttliche Fügung wurde ich hierhin geleitet. Von dem her nehme ich an, das es schon wegen des Auftrages sein wird. Doch die Wege der Götter sind für einen normalen Sterblichen wie mich nun mal nicht ersichtlich."
    Unauffällig strich sich Ilonie während der Rede ab und zu über ihr Ohr, massierte es und hörte ansonsten höflich zu. Dennoch machte es jedes Mal wieder ein äusserst hässliches Geräusch in ihrem Ohr, sobald der Fremde wieder das Wort Gott oder göttlich erwähnte. Offensichtlich lebte dieser Herr sehr... Gottverbunden (Himmel, die können Wörter nur so scheusslich klingen?) und vertraute Gaia. Ohne weiteres. In diesem Moment fiel Ilonie ein Adjektiv ein, dass solche Menschen erstaunlich gut beschrieb. Es hiess blind.
    Die Kätzin, die dem Gerede stumm zuhörte, war offenbar noch nicht fertig mit Ilonie. Mit schnellen Schritten trat sie auf die Serkane zu und schnappte deren Arm, welchen sie mit einem prüfenden Blick untersuchte. Leicht verwirrt erwiderte Ilonie zunächst nichts, da die Katze, trotz der aussergewöhnlichen Begrüssung, keine bösen Absichten zu haben schien. Und gleich neben ihr weilte ja immer noch Nori, welche bei der spontanen Handlung der Katzendame reflexartig den Kopf vom Boden hob und mit weit aufgerichteten Lauschern und schwarzen Hundeaugen die Fremde musterte.
    "Wenn du schon so hell bist, solltest du ein wenig auf dich aufpassen." Ach so, ja. Ihre Hautfarbe. Kurz entfernte die Fremde sich wieder, während sie in eine grosse Tasche griff, die Ilonie vorher gar nicht aufgefallen war, und förderte einen kleinen Tiegel zu Tage. Neugierig betrachtete Ilonie das Gefäss, als es geöffnet wurde, und sah etwas, das sie an ein grünes, fast leuchtendes Gelee erinnerte. "Hier, das wird helfen", meinte sie nun und hielt Ilonie das seltsame Etwas entgegen. "Das ist aus dem gebundenem Saft verschiedener Kräuter, unter anderem Spitzwegerich gewonnen und kühlt bei Stichen und leichten Verbrennungen." Höflich nahm die Serkane das Geschenk an und schnupperte daran. Spitzwegerich - Da hatte sie recht, den roch man ganz gut. Auch einige weitere Kräuter konnte ihre feine Nase erkennen, dennoch waren ihr einige fremd. "Danke vielmals", antwortete sie mit einem freundlich gemeinten Lächeln, während sie mit Zeigefinger, Daumen und Mittelfinger der freien Hand auf die Brust tippte; eine Dankesgeste der Serkane. "Eine interessante Arznei - Welche Zutaten haben Sie dafür verwendet?", fragte sie mit neu gewonnener Neugierde. Sie bezweifelte nicht, dass dieses Gelee nicht den genannten Nutzen erfüllt, denn der Geruch war vielversprechend. Diese Person schien offensichtlich der Medizin kundig zu sein. Dieses Wissen wollte man sich nicht einfach so entgehen lassen.
    Da wandte sich der Herr im Pelzkragen wieder an Ilonie. "Bitte verzeiht mir meine Direktheit, aber mir ist da etwas nicht ganz klar. Dementsprechend wollte ich fragen, welchem Geschlecht Sie angehören. Nochmals bitte ich vielmals um Entschuldigung, doch ist es aus meiner Sicht leider nicht wirklich erkennbar, und ich möchte Sie ungerne mit dem falschen Geschlecht ansprechen."
    Verwundert blinzelte die Serkane den für sie Fremden an. Wobei, es war wohl fast mehr die Art, wie er diese Frage stellte, als die Direktheit oder Frage selbst, die sie so überraschte. So hatte bisher noch kein Bewohner dieser Erde so mit ihr gesprochen. Selbst nicht bei dieser Frage. Wobei dies kein Wunder ist, denn der Kerl war auch das einzige Lebewesen, welches ihr jemals diese Frage stellte:
    Welchem Geschlecht gehören Sie denn an?
    Ein vergnügtes Lachen entfuhr ihrer Kehle, keinesfalls spöttisch oder sonst boshaft gemeint, einfach nur wegen der seltsamen Erfahrung. Schnell unterdrückte Ilonie dem Impuls wieder. Offensichtlich gefiel dem Schwertträger die Frage nicht, da war es nicht ganz angebracht, darüber zu lachen. Und es brauchte doch eine gute Portion Mut, jemanden so etwas zu fragen, selbst wenn, wie Ilonie fand, die Frage doch ganz berechtigt war.
    "Es ist nicht nur aus Ihrer Sicht so, also machen sie sich da keine Gedanken. Und: Ich bin weiblich. Wobei, hätten sie mein Geschlecht verwechselt, hätte mir das nicht sonderlich viel ausgemacht - Es wäre nicht das erste Mal."


    [size=8]Offtopic
    Hoffentlich habe ich die Reihenfolge der verschiedenen Post's nicht verwechselt, ansonsten wäre ich froh, wenn mich jemand darauf hinweisen würde. Die Wiederholung war bewusst, da die Geschichte so eigentlich stimmen müsste.

  • Eine andere Person - und zur Abwechslung ein größtenteils menschliches Wesen, kein Vertreter ihrer drei Rassen - unterbrach die doch recht eindeutige Drohung des Wolfsmenschen. Eine braunhaarige Frau, die, nun, wo Balthasar sie etwas näher betrachtete, zumindest nicht tierisch war, aber auch definitiv kein Mensch nach der klassischen Definition.


    Garm übernahm die Vorstellung, auch wenn Balthasar gerne noch nachträglich etwas korrigiert hätte. Ach, was sollte die falsche Bescheidenheit? Es würde ihm hier doch eh nichts bringen. "Mein tatsächlicher Name ist Balthasar, nicht Stinky. Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, auch wenn ich sagen muss, dass der Zeitpunkt... schlecht gewählt ist. In letzter Zeit schwächele ich ein wenig." Er lachte leise und rau. "Und... Garm, war es? Ich bin für das Angebot dankbar, aber würde gerne darauf hinweisen, dass ich... ansteckend bin. Hinterher erbst du noch meinen Haarausfall, vom Geruch ganz zu schweigen."


    Off Topic: Kurzer Antwortpost ist kurz.

    No time to search the world around
    'Cause you know where I'll be found
    When I come around
    When I come around, yeah

  • Plötzlich, und ohne grosse Vorwarnung, juckte Nori, welcher bisher kaum etwas von sich gegeben hatte, auf und begann, laut in eine bestimmte Richtung zu bellen. Nicht schon wieder... Was war denn heute mit dem Kerl los? Zum dritten Mal an diesem Tag packte die Serkane den Halbwolf am Ohr. "Aus, Nori", meinte sie leise, aber bestimmt und sah ihm tief in die Augen. Dafür, dass sie ihn gepflegt hatte, zeigte er heute erstaunlich wenig Dankbarkeit. Er schwieg jedoch erst recht nicht, sondern nahm die Beine in die Hand und rannte auf den Platz hinaus. Sein Frauchen ignorierte er mit grossem Interesse. Es hat keinen Zweck, seufzte Ilonie geistig und stand auf. "Entschuldigen sie mich, aber wer weiss, was passiert, wenn der Gute alleine unterwegs ist. Hoffentlich sieht man sich wieder!" Mit diesen Worten strich sie mit dem kleinen Finger über ihre Schläfe - serkanische Abschiedsgeste - stiess sich mit der einen Hand vom Eisenzaun weg und rannte ihrem Wegbegleiter nach. Es dauerte nicht lange, und sie erkannte, dass er auf einen bestimmten Punkt zuzusteuern schien. Warum wohl? Prüfend schnupperte Ilonie nach Gerüchen, die den Halbwolf interessieren könnten, während sie ihr Tempo steigerte.
    Tatsächlich - Da war ein Duft, der ihr vorher gar nicht aufgefallen war. Ein sehr seltsamer Duft, denn sie hatte in ihrem bisherigen Leben nichts ähnliches gerochen, und es war schwer, ihn zu beschreiben, geschweige denn ihn mit etwas zu vergleichen. War es das, dass Nori so anzog? Immerhin ticken Tiere da anders als Humanoide. Und besonders Nori war ein Meister der seltsamen Verhaltensweisen, wenn es um etwas aussergewöhnliches ging.
    Etwas weiter vorne erklang ein erschrockener Schrei, und die Menschen sahen sich verwundert um. Alle fixierten eine bestimmte Stelle am Boden - Genau die, wo Nori mit heraushängender Zunge und gelben Hundeaugen bereits aus Ilonie wartete. Verwirrt blieb sie bei ihrem Vierbeiner stehen. Was war hier geschehen?
    Ein schwarzhaariger Mann mit einem langen, weissen Mantel lag am Boden - Er schien wohl den Tumult verursacht zu haben, der sich langsam um ihm bildete. Frauen zogen reflexartig ihre Kinder weg, Männer, die hier ihre Ware verkauften, kamen hinter ihren Ständen hervor, um sich ein besseres Bild von der Situation zu machen, alle riefen und schrien durcheinander, wobei öfter das Wort 'Arzt' fiel. Mit fast feuchten Augen stupste Nori den Fremden an, welcher keinerlei Reaktion zeigte.
    Was war hier geschehen?
    Schnell kniete Ilonie neben dem Herr nieder und verscheuchte den Halbwolf. Erinnere dich! Was hätte Mutter in eine solcher Situation gemacht? Schnell drehte sie die Person auf den Rücken und blickte in ein junges, leider etwas vernachlässigtes Gesicht - einige Stoppeln bewiesen dies - welches tiefe Augenschatten prägten. Auch ansonsten wirkte es schlaff und erschöpft. Hektisch griff Ilonie nach seinem Arm. Ganz ruhig, mahnte sie sich selbst. Der Puls. Verkrampft versuchte die Serkane, sich zur Ruhe zu zwingen, während sie nach dem Puls der Mannes tastete. Sie wartete. Sekunden verstrichen. Viel zu langsam für den Geschmack der Serkane. Beruhige dich!, schrie sie sich zu, als die bemerkte, dass ihr eigener Puls viel zu hoch war, als dass sie den eines anderen bemerken könnte. Da! Da spürte sie etwas. Das musste er sein, der Puls. Oder meinte Ilonie das nur? Rasch überprüfte sie die Halsschlagader. Nein - Sie irrte sich nicht. Der Puls war da. Er war sehr langsam, aber er war vorhanden.
    Beruhige dich - Was nun?
    Prüfend liess sie ihren Blick über den kraftlosen Körper schweifen. Nun, wo sie sich doch etwas beruhigt hatte, fielen ihr kleinere Details auf - Die dunklen Kleider, die kaputten Säume des Mantels (seltsam, so ein Kleidungsstück hatte sie vorher noch nie gesehen). Aber keinerlei Verletzungen. Nein, ausser der Tatsache, dass er ohnmächtig am Boden lag, schien er eigentlich ganz gesund zu sein. Langsam näherte Nori sich wieder dem Schwarzhaarigen und beschnupperte ihn. Und - Der Kerl atmete. Ganz klar: Der Brustkorb erhob und senkte sich. Langsam als würde er... Schlafen? Das ist absurd. Ratlos raufte die Serkane sich die Haare. Aber nicht unmöglich. Sie packte eine Schulter des Fremden und schüttelte sie, zunächst sanft, dann etwas energischer, dann liess sie sie hektisch wieder los. Was, wenn der Kerl innere Verletzungen hatte? Verdammt, was, wenn er vor Schmerzen ohnmächtig wurde?
    "Hallo? Hallo, können Sie mich hören?"


    "..-o? --llo, kö---n Sie mich hören?" Was war das? Wer weckte ihn hier so unfreundlich? Warum konnte man ihn nicht einmal ausschlafen lassen, wenn er schon mal schlief? Und überhaupt, warum kam überhaupt jemand auf sein Zimmer? Hatte er nicht gesagt, das er nicht gestört werden wollte?
    Doch dann wurde ihm langsam klar, dass er nicht in seinem Bett lag, dafür war der Boden viel zu hart. Allgemein war der Geräuschpegel viel zu hoch, als das es sich um sein Zimmer handeln konnte. Als Ki einige Worte wie "Arzt" mitbekam wurde er noch mal etwas wacher. War jemand verletzt? Brauchte jemand seine Hilfe? Und wo war er? Als er schließlich ein Auge einen Spalt breit öffnete, musste er es sofort wieder schließen. Es war viel zu hell. Die Müdigkeit steckte noch immer in seinem Körper und ganz klar denken konnte der Arzt ebenfalls noch nicht, dennoch schirmte er mit seiner linken Hand etwas die Helligkeit von seinem Gesicht ab und öffnete erneut ein Auge um seine Umgebung zu betrachten. Ein blauer Himmel, es musste Tag sein und er befand sich draußen. Dann fiel ihm auch ein Gesicht über ihm auf. Offenbar befand sich ein Mädchen oder eine Frau neben ihm.
    Jetzt wo sein Geist wieder klarer wurde, konnte Ishino auch erahnen, wie er hier her gekommen war. Vermutlich hatte ihn die Müdigkeit überwältigt und er war eingeschlafen. Das ist ihm zwar nicht zum ersten Mal passiert, aber daran gewöhnen konnte sich der Arzt dennoch nicht. Nun betrachtete er die Person neben sich etwas genauer. Es war ebenfalls gut möglich, dass es sich um einen Jungen handelte, schnell verwarf er diesen Gedanken aber wieder. Sie wirkte auf ihn, als Arzt, weiblich, so besaß sie keinerlei Anzeichen für einen Bartwuchs und auch sein Gefühl und sein erster Eindruck war der Meinung, dass es sich um ein Weibchen handelte. Ki richtete sich auf und öffnete nun auch sein anderes Auge, schirmte aber immer noch die Sonne ab. Gerade wollte er das Mädchen schon fragen, was sie von ihm wollte und weshalb sie ihn geweckt hatte, da fiel ihm jedoch wieder ein, dass irgendjemand nach einem Arzt gesucht hatte. "Gibt es irgendwo einen Verletzten? Wir haben mitbekommen, dass ein Arzt gesucht wird, und wir wären ein solcher..."


    Wieder verstrichen qualvolle Sekunden. Zunächst rührte der Fremde sich nicht - Dann aber blinzelte er, und an seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war es ihm viel zu hell hier. Er hob die linke Hand, um dann in dessen Schatten sein Auge zu öffnen. Ein Seufzer entfuhr Ilonie. Er war wach und wirkt ruhig. Keine Schmerzen oder ähnliches.
    Langsam richtete ihr 'Patient' sich auf, während er auch das andere Auge öffnete und die Person neben ihm fixierte. Reflexartig hob die Serkane die Hände und wollte ihn mahnen, keine hektischen Bewegungen zu machen, unterliess es dann aber. Er wirkte eigentlich wirklich gesund. Nein, wären da nicht diese ziemlich ungesund aussehenden Augenschatten und die Tatsache, dass dieser Mann vor kurzem ohnmächtig gewesen ist, dann hätte Ilonie ihn ohne Zweifel als 'körperlich gesund' gekennzeichnet. Ob er vor Müdigkeit zusammengebrochen war?
    "Gibt es irgendwo einen Verletzten? Wir haben mitbekommen, dass ein Arzt gesucht wird, und wir wären ein solcher...", meinte der Herr plötzlich.
    Wir? War er mit einer Gruppe hier und hatte den Anschluss verloren? Aber warum sprach er davon, dass 'wir' ein Arzt sind? Wobei - Nun auch egal. "Nein, hier gibt es keinen Verletzten - Aber bis vor kurzem lagen Sie ohnmächtig auf dem Boden. Sie sehen erschöpft aus. Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Haben sie Schmerzen? Wobei - Sie sehen mir eigentlich sehr gesund aus", antwortete Ilonie in einem ruhigen Tonfall.


    Offtopic
    In Zusammenarbeit mit prime-dialga entstanden. Der nächste Teil wird von ihm gepostet.

  • "Die letzten Male, als wir so eingeschlafen sind, hat man, glauben wir, kein so großes Aufsehen deswegen gemacht..." Meinte der Schwarzhaarige in Gedanken versunken und mehr zu sich selbst als zu irgendeinem Anwesenden, eher sich wieder dem Mädchen zuwandte. "Nein, nein, alles bestens. Nur-" Der Mann gähnte. "Wir sind nur etwas müde. Außerdem würden wir es wohl auch als erstes merken, wenn uns etwas fehlen würde. Wie schon gesagt, wir sind Arzt." Ki stand nun ganz auf, schwankte noch kurz, bevor er seinen Gleichgewichtssinn wieder gefunden hatte, und gähnte ein weiteres mal. Nach dem Dr. Ishino seinen Laborkittel abgeklopft und vom Staub befreit hatte, der sich während seines Schläfchens angeheftet hatte, reichte er der jungen Frau die Hand mit den Worten "Dr. Ki Ishino.". Der Sinner kannte zwar Höflichkeitsformeln, jedoch benutze er sie nur selten und auch nur, wenn er Lust darauf hatte, wie vieles andere auch. Es gab einfach keinen wirklichen Anreiz sich als theoretisch unsterbliche Person von solchen Dingen einschränken zu lassen. Dementsprechend war dieses Verhalten, dass er dem Mädchen entgegen brachte, zwar ein seltenes Ereignis, aber sollte sie es nicht annehmen, wäre es ihm auch egal. Die meisten Lebewesen waren viel zu kurzlebig, um mit ihnen stärker zu interagieren und die, die sich in seiner Nähe aufhielten, ereilte meist ein noch früherer Tod.


    Die letzten Male? Ihm passierte so etwas also öfters? Und dann wunderte er sich, dass er so ein Aufsehen erregt? Der Herr hatte ja eine spezielle Lebensweise, aber offensichtlich konnte er damit leben. Leicht schwankend richtete er sich auf und antwortete etwas müde auf ihre Frage - Wobei er dauernd von 'wir' sprach. Die Theorie mit der Gruppe, die er verloren hatte, verwarf die Serkane rasch. Ihr kam es vor, als meine er mit 'wir' sich selbst, und keine weiteren Personen. Eine seltsame Angewohnheit - Zumindest war sie Ilonie neu. Kurz klopfte er sich den Staub von seinem Mantel, dann reichte der noch Fremde der Blonden sie Hand. "Dr. Ki Ishino." Doktor? Offensichtlich ein gebildeter Mensch. Die Angesprochene stand auf. "Ilonie Alioqui", antwortete sie mit einem Lächeln und schüttelte die ihr entgegengestreckte Hand. "Gut, dass Ihnen nichts fehlt..." Kurz überlegte sie, was sie sagen sollte. "Vielleicht sollten Sie jetzt jedoch besser einen Ort suchen, wo sie ihren Schlaf nachholen können. Nicht, dass so etwas noch einmal geschieht."


    Ki hätte nichts dagegen gehabt, wenn sie sich an seiner Hand hoch gezogen hätte und so hatte er die Geste eigentlich auch gemeint, aber dass sie seine Hand nur schüttelte machte ihm nichts aus. Es wäre ihm in jedem Fall gleich gewesen. Nach dem sich Ilonie vorgestellt hatte, gab sie ihm noch den Rat sich an einem besseren Ort auszuruhen, jedoch musste der Arzt dem wiedersprechen: "Etwas Schlaf könnte uns zwar wirklich nicht schaden, jedoch haben wir nicht so sonderlich viel Zeit. Außerdem haben wir ja gerade schon einige Zeit geschlafen, es sollte nun also wieder gehen."
    Nun fiel dem Wissenschaftler der Geruch von Spitzwegerich und einiger anderer Kräuter auf, der in der Luft lag. Zuvor hatte entweder seine Müdigkeit oder der Wind verhindert, dass er ihn wahrnahm, so genau wusste er es nicht. Die Quelle des Duftes war anscheinend das Mädchen. Offenbar hatte sie die Kräuter in Form eines Gels oder einer Creme dazu verwendet einen Sonnenbrand zu behandeln. Etwas musste sich nun der Arzt zurückhalten um nicht einfach ein Stück ihrer Haut abzuschneiden oder das Mittel ab zu kratzen, um die sich darauf befindende heilende Substanz genauer zu untersuchen, jedoch würde es wohl nicht so gut bei ihr und den umstehenden Menschen ankommen, wenn er so etwas auf offener Straße machen sollte. Im weiteren handelte es sich hierbei um reine Neugier, Ishino kannte selbst auch einige Rezepte für Heilmittel gegen Verbrennungen und es interessierte ihn nur, in wie fern sich diese Substanz von seinen unterschied. Letztendlich entschied er sich, es ein Mal auf dem freundlichen Weg zu versuchen. "... Wie ich gesehen habe, hast du dir einen Sonnenbrand eingefangen und diesen auch schon behandelt... Hast du vielleicht noch etwas von dem Medikament übrig? Ich würde es gerne einmal untersuchen."


    Na, wenn dass genug Schlaf war... Innerlich musste die Serkane mit dem Kopf schütteln. Irgendwie doch ein Komischer Kauz, der Herr. Sie liess sich jedoch nichts anmerken und hörte ihm aufmerksam zu, als er ihr eine Frage stellte. Verwirrt, dass sie ohne weiteres geduzt worde, schwieg sie zunächst, dann steckte sie kurz ihre Hände in ihre Hosentaschen, um zu sehen, ob sie die Arznei vielleicht dort hineingesteckt hatte. Nachdem sie enttäuscht merkte, dass diese leer waren, taste sie kurz ihen Rücken ab. Ihren Rucksack hatte sie bei der spontanen Aktion nicht mitgenommen. Das grüne Gelee musste sich also noch beim Zaun befinden, wenn es dort niemand entfernt hatte.
    "Ich muss sie leider enttäuschen, dass Medikament dazu habe ich gerade nicht dabei... ", begann sie daher, "aber ich weiss in ungefähr, wo es zu finden ist. Wenn Sie wünschen, kann ich es holen."


    Erst nach ihrer Antwort, die von einer kurzen Pause eingeleitet worden war, fiel dem Arzt auf, dass er das Mädchen aus versehen geduzt hatte. Nun, vielleicht war er doch müder als Gedacht. Einen Moment schaute er Ilonie noch an und überlegte, ob er nicht vielleicht doch einfach ein Stück ihrer Haut herausschneiden sollte. Es würde doch eh wieder nachwachsen, selbst ohne dass man Heil-Magie anwenden musste. Aber erneut entschied er sich dagegen, irgendwie hatte er gerade keine Lust darauf und gewisse Risiken hatte es, solch eine "Behandlung" auf offener Straße durchzuführen. "Nun ja... Wir denken, wir sollten nun gehen, nicht dass wir später noch den offiziellen Start de Expedition verpassen." Damit wand sich Ki ab und war im Begriff sich auf den Weg zum Anwesend zu begeben.


    Eine Weile lang schien der Doktor in Gedanken, während Ilonie ihn neugierig beobachtete, als versuche sie, in seine Seele zu sehen, um zu beobachten, was in Ki gerade vor sich ging.
    Dann, fast etwas plötzlich, gab er bekannt, dass er - 'wir' - nun los müsse, da die Expedition sonst ohne ihn starte, und wandte sich ab. Überrascht meinte die Serkane:
    "Dass kommt gelegen, denn ich bin ebenfalls interessiert an der Teilnahme dieser Expedition. Das Medikament sollte sich auf dem Weg befinden."


    Noch jemand, der mit kam? Auch wenn es ihn relativ wenig interessierte, wer genau mit kam, solange die Teilnehmer nur verschiedene körperliche und geistige Eigenschaften besäßen, was spätere Vergleiche ermöglichen sollte, so war es doch nicht schlecht, schon im Vorraus gewisse Kontakte zu den Teilnehmern zu knüpfen. Es würde ihm zum einen seine Arbeit erleichtern, da dann seine "Patienten" ihm eher vertrauen würden, und er könnte auch schon etwas vor der Expedition die Daten der Teilnehmer sammeln. "Gut gut... Wie man sich vielleicht schon denken konnte, da wir eben Arzt sind, werden wir uns aus den Kämpfen heraushalten und uns um die Gesundheit der anderen Teilnehmer kümmern," meinte Ki nur, seine spätere Rolle beschreibend, "aber Sie werden das wohl auch noch alles von unserem Auftraggeber erfahren."


    Ilonie nickte zur Antwort.
    "In diesem Fall begeben sie sich wohl zum Adelshaus, nicht? Falls es ihnen nichts ausmacht, begleite ich Sie." Kurz musterte sie die dunklen Augen des Doktors, welche ihrer Meinung nach noch nicht komplett wach aussahen. "Ich will nicht das Schlimmste hoffen, aber falls so etwas noch einmal passiert, wäre ich etwas schneller zur Stelle. Ausserdem muss ich so oder so ebenfalls dortin." Sie lächelte milde, dann sah sie sich rasch um. Sie hatten ihren Wegbegleiter ja ganz vergessen. Wo war Nori hin?
    Ah, dort ist er. Einige Meter entfernt hat der Hund sich im Schatten eines naheliegenden Marktstandes gemütlich gemacht, wo kleine Kinder mit grossem Interesse den Halbwolf musterten, mutige streichelten ihn sogar. Mit heraushängender Zunge genoss er die Liebkosungen und döste vor sich hin. Ilonie grinste. So soll er die Ruhe noch geniessen. Die Expedition verlangte wahrscheinlich etwas mehr von der grauen Fellkugel.


    "Nein, es macht uns nichts aus, aber selbst wenn, wir müssten eh in die selbe Richtung, weshalb wir wohl so oder so den gleichen Weg gewählt hätten..." Manch einer mochte nun etwas verwirrt sein, da Ki das "wir" ohne hörbare Unterscheidung nun auf das Mädchen und sich selbst bezogen hatte und nicht mehr allein auf sich.
    Noch kurz wartete er auf Ilonie, die etwas zu suchen schien, als sie es aber anscheinend gefunden hatte, setzte der Arzt sich langsam in Bewegung in Richtung des Anwesens.


    Dankbar lächelte Ilonie, drehte sich dann nochmals kurz in Noris Richtung. "Nori, Fuss!", rief sie und klopfte auf ihren rechten Oberschenkel. Der Halbwolf sah kurz von seinem Mittagsschläfchen auf, sprang auf seine Beine und trottete zur Serkane, welche sich zu Ki wandte und ihm folgte. Ein kurzer Blick zur Sonne verriet ihr, dass es wohl bald Zeit für die Versammlung wäre.
    Mal sehen, was kommt, dachte sie und atmete tief durch. Mal sehen, was nun auf uns zukommt.


    OT: und Teil 2, natürlich ebenfalls in Zusammenarbeit mit Liu entstanden

  • Entschuldige, aber die genaue Zusammensetzung kann ich dir nicht sagen.“, wehrte die Feliarde grinsend ab, „Zum einen, weil mein Volk sich der Naturheilung verschrieben hat und seine Rezepte hütet, zum anderen, weil, selbst, wenn ich es dir verraten wollen würde, ich von den meisten Kräuter nicht die Namen in der Sprache der Erdgebundenen kenne. Viele werden bei euch keinen Namen haben, denn unsre Lebensräume unterscheiden sich schon ziemlich.


    Die Weißhaarige schien plötzlich durch ihren Wolf auf etwas anderes aufmerksam zu werden und flitzte davon.

    Feija bemerkte, dass die andere bei ihrer Hast den Tiegel mit dem Gel liegengelassen hatte und sammelte ihn wieder auf, ehe sie sich nun endgültig dem Menschenmann zuwandte. „Mir gefällt Eure direkte Art Probleme anzugehen“, eröffnete sie ihm lächelnd und stellte sich nun auch vor, „Feija vom Volke der Feliarden. Ich bin mit der Kunst der Heilkunde betraut, wie Ihr ja vermutlich schon herausgehört habt.“ Dabei trat sie einen Schritt aus dem Schatten des Baumes auf den Mann zu und prompt wechselten ihre zuvor tannengrünen Augen zu einem hellem Türkis.

    OT: So dann auch hier mal nach Sommertief wieder am Start.

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Weitere Figuren, ein blonde Frau und ein schwarzhaariger Mann, betraten das Grundstück, welches zum Anwesen gehörte, während Saiko's Gesprächspartner jeweils ihre Gründe für die Teilnahme bekannt gaben. Wäre der Sinner in der Lage gewesen, anderen Menschen gegenüber etwas zu fühlen, hätte er wohl Verwirrung ausgedrückt. Garm meinte, diese Expedition wäre eine Prüfung von Gaia, während der Rattenmensch einfach nur sterben wollte. „Aber gibt es dafür nicht einfachere sowie effektivere Methoden?“, fragte der Schwarzhaarige, eher zu sich selbst und ging auch nicht näher darauf ein. „Der Fürst ist ein langjähriger Kunde von mir und hat mich deshalb auf die Angelegenheit hier angesprochen. Eigentlich wollte ich ablehnen, aber Wells hat sehr eindringlich darauf bestanden. Zusammen mit der Drohung, auf meine Fähigkeiten zu verzichen.“ Der Auftragsmörder seufzte. „Tja, und den Fürsten als Kunden zu verlieren kann ich mir nicht leisten, sei es wegen des Geldes selbst oder der Tatsache, wie dies meinem Ruf schaden könnte. Das ist mein Grund, hier zu sein.“


    Eine weitere Person kam zu der Gruppe, die sich bald aufmachen würde, hinzu und gesellte sich zu der Runde um den Tisch, der zuvor eigentlich auf Saiko's Wunsch hinaus auf den Hof gebracht worden war. Sie trug den Namen Alice, während der Wolfsmensch seinerseits ihre Namen nannte, was dem Sinner nur recht war. Der Magier warf nochmal einen ungeduldigen Blick in die Richtung der großen Uhr. Das dauert. Da hab ich auch nochmal genug Zeit, um mich nochmal darum zu kümmern sagte sich der Sinner genervt und zog sich einen weiteren Stuhl heran. Er stellte die leere Flasche auf den Boden und fegte mit einer Hand die Gläser vom Tisch, die anstatt auf dem Boden zu zerbrechen zu Erde zerfielen und als dünne Staubwolke durch die Luft trieben. Wieder landete sein Koffer auf dem Tisch, wobei die Gläser innen ratterten. Saiko öffnete das Gepäckstück und begann damit, ein wenig zufällig wie es schien, Materialien hinaus zu nehmen, den Blick einmal darüber gehen zu lassen und sie dann wieder zurück zu legen. Ein paar Notizblätter fanden ebenfalls den Weg in seine Hand, bedeckt mit wild zusammengewürfelten Zeichnungen, Aufzeichnungen, Diagrammen und anderen Notizen, die er während seiner Experimente angefertigt hatte. Viele beschrieben den menschlichen Körper und welchen Effekte die Substanzen in dem Koffer auf ihn hatten. Die zweite große Gruppe beschrieb Rituale, ihre Effekte und mögliche Veränderungen. Also, ganz normale Dinge für einen Sinner, der sich seiner Magie verschrieben hatte.


    So konnte sich der Schwarzhaarige endlich vollkommen von dem Vorangehen der Zeit ablenken. Er steigerte sich sogar soweit hinein, dass er nichtmal die Ankunft des dubiosen Arztes mitbekam und auch ziemlich überrascht aufblickte, als sich eine Stimme laut räusperte. Verblüffenderweise öffnete sich die Tür des Anwesens, die so überladen wie der Rest war, regelrecht lautlos und so schreckten doch Einige der Anwesenden auf, als sich ein Angestellter des Fürsten indirekt um Aufmerksamkeit fragte. Nach seinem Räuspern sah sich der junge Mann erst einmal unter den Anwesenden um und er runzelte die Stirn, ob ihm die Leute anwesend nicht gefielen oder ob er einfach auf mehr gehofft hatte ließ sich nicht sagen.
    Trotz seiner offensichtlichen Jugend, Saiko schätze ihn ein-zwei Jahre jünger als er selbst, zierte ein weißer Schopf Haare seinen Skalp und passten damit zu seiner Kleidung, die im Gegensatz zum typischen Bediensteten komplett in Weiß gehalten war. Das Einzige mit der Farbe schwarz waren seine Handschuhe.
    Nachdem der Weißhaarige seine Runde beendet hatte, seufzte er und räusperte sich noch einmal, bevor er endlich sprach: „Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte mich im Namen von Fürst Wells bei ihnen bedanken, dass sie seiner Bitte um Hilfe gefolgt sind.“ Der Butler verneigte sich kurz und wies dann mit einer Hand auf die offene Tür. „Wenn sie mir nun bitte folgen wollen.“ Mit diesen Worten ging er auch schon voran in das große „Adelshaus“ und die versammelte Gruppe beeilte sich, ihm zu folgen. Auch der Lichtmagier sammelte schnell seine Habseligkeiten zusammen-die sich während dem Überlesen seiner Studien auf dem Tisch verteilt hatten-und folgte mit seinem Koffer in der Hand.


    Überraschenderweise war das Innere der Eingangshalle, die sie betraten, im Gegensatz zum Äußeren der Villa recht spartanisch gehalten. Es war immer noch deutlich, dass Wells sehr viel Geld in das Mobiliar investiert hatte, aber es war eben nicht der Prunk, den man erwarten würde. Viel Zeit sich umzusehen blieb nicht, da ihr Führer ohne Umschweife eine Tür links der Eingangtür öffnete und sie in einen langen Gang führte. Auch dieser war recht „blank“ und was ebenfalls anders als erwartet schien war, dass ihnen kaum Personal entgegen kam. Tatsächlich schien ausser dem jungen Mann und der Gruppe niemand im Haus zu sein. Warum man wohl ein Labyrinth brauch für so einen lächerlichen Grund dachte sich Saiko, während er sich gelangweilt umsah. Sein Gedankengang bezog sich dabei auf das Wirrwarr von Gängen, die für die Bediensteten angelegt worden waren, damit sie bloß nicht in die Quere kamen, wenn Gästen anwesend waren.


    Als sie am Ende des Ganges angekommen waren, der sich anscheinend durchs ganze Haus durchzog, öffnete der Butler, dessen Namen sie immer noch nicht erfahren hatten, die nächste Tür und wies sie auf einzutreten, während er die Tür aufhielt. Nach der wenigen Einrichtung bisher, merkte man dem Raum diesmal wirklich die Aura eines reichen Mannes an. Zunächst mal war der Boden mit einem feinen roten Teppich bedeckt, der ein kompliziertes Muster trug. Teuer aussehende Gemälde bedeckten die Wände, Schränke mit allerhand Kuriosität und Tische mit Kerzen verzierten den Raum, ein Kronleuchter hing von der Decke und eine Seite gab mit großen Fenstern den Blick in den umliegenden Wald. Die entfernteste Wand von ihnen trug eine große Karte, die detailliert Duran und seine Umgebung wiedergab und den Mittelpunkt des Raumes bildete ein langer Tisch, an dem die Gruppe locker Platz fand. Neben ein paar Kerzenständer standen auf ihm ein paar Teller mit „Snacks“ bereit.
    Für all das hatte Saiko allerdings keinen Blick mehr, da er in diesem Raum jedes Mal vom Fürsten in Empfang genommen worden war, wenn er mal wieder für einen Auftrag rekrutiert worden war. Nein, es waren zwei ganz andere Dinge, die seine Aufmerksamkeit für sich verlangten. Einmal war es ungewöhnlich für den Herren des Hauses noch nicht anwesend zu sein, üblich mit hinter dem Rückend verschränkten Händen und die Karte betrachtend, doch der Raum war leer bis auf die hereinkommende Gruppe. Und dann war da noch eine Tür, die wenn er sich richtig erinnerte zu einem normalerweise unbenutzten Raum führte. Der Schwarzhaarige konnte es nicht ganz einordnen, aber etwas strömte aus der Tür, dass ein komisches Gefühl in ihm hervorrief. Er runzelte die Stirn und ballte seine Hände fest zu Fäusten, auf denen kleine Schwanden von blassem Mondlicht tanzten, als sich seine Eingeweide zu einem Knäuel verzerrten, unter einer seltsamen Mischung aus grundloser Angst und Wut. „Bitte nehmen sie Platz. Ich werde ihnen nun die genauen Einzelheiten schildern“, gab der Butler bekannt und riss den Sinner damit aus seiner Trance. Saiko ordnete kurz seine Gedanke, bevor in Richtung Karte blickte, an der sich der Weißhaarige postiert hatte und sprach seine anderen Gedanken aus, während er sich einen Stuhl hervorzog: „Hm? Das ist aber merkwürdig für Wells. Ansonsten bevorzugt er es doch, solche Angelegenheiten selbst zu erledigen.“ Der Angestellte verschränkte die Hände hinter dem Rücken und hüstelte etwas über Saiko's Direktheit. „Der Fürst ist momentan in einer wichtigen geschäftlichen Angelegenheit verwickelt und kann deshalb heute nicht hier sein“, erklärte der Weißhaarige in einem geschäftlichen Tonfall. „Mein Name ist Maximilian Crowford und ich werde diese Aufgabe an seiner Stelle übernehmen. Verlieren wir keine Zeit.“
    Der junge Mann wandte sich zu der großen Karte um und fing mit der Erläuterung an: „Wie sie alle sicher sicher entweder gehört oder möglicherweise sogar selbst miterlebt haben, ist die Situation in dieser Welt mehr als nur fraglich. Allerorts gehen höchst Dinge vor, die nicht mehr seit dem Erscheinen Gaias vorgekommen sind. Das Auftauchen neuer völlig neuer und aggressiver Arten unter Tieren und Pflanzen oder merkwürdige Krankheiten, die in einigen Fällen sogar kilometerweit alles Leben befallen sind nur Beispiele.“ Maximilian schaute kurz über seine Schulter, um sich zu vergewissern, ob auch aller Aufmerksamkeit auf ihm lag, bevor er fortfuhr. „Auch hier in Duran sind wir nicht vor diesen Geschehnissen sicher. Hier-“ Er zeigte auf ein winziges Dorf, ein paar kilometer nördlich von Mischara. „-in Dara soll eine Rankenart gesichtet worden sein, die mehrere hundert Meter in einer Woche wächst und sich so ziemlich von allem ernährt was sich sich bewegt.“ Als nächstes zeigte er auf einen großen See in der Nähe. „Am Kristay-See hat sich laut einiger Wanderer ein großes Reptil niedergelassen, den Drachen aus alten Sagen nicht unähnlich. Solche Vorfälle sind zahlreich und anscheinend ohne jede Verbindung. Normalerweise würden diese Fälle im einzelnen keine Überraschung sein, aber in dieser Zahl und Verbreitung können sie einfach nicht natürlich sein. Hinzu kommt, dass immer öfter von Fluktuationen im Ätherstrom an den betroffenen Stellen berichtet wird. Und dann wäre da noch...“ Der Butler zögerte und schüttelte dann den Kopf. Saiko runzelte die Stirn und warf einen Seitenblick zu der geschlossenen Tür hinter ihnen. „Dazu später mehr. Wie den auch sei. Die größte Sorge bereit dem Fürsten das Dorf Dranga,-“ Er wies auf einen Flecken, der ein wenig kleiner als Mischara war. „wo eine merkwürdige Mutation an einigen Wölfen beobachtet würde. Die Einwohner meinen, dass sie immer noch ziemlich scheu gegenüber Menschen sein sollen. Trotzdem scheinen immer mehr Leute zu verschwinden. Ob dies an diesen komischen Wölfen liegt, dem Verursacher der Mutationen oder einen vollkommenen anderen Grund hat ist nicht klar, aber dennoch hat der Fürst große Sorge um das Dorf.“ Saiko schnaubte nur und verkniff es sich die Augen zu verdrehen. Klar. Aber es geht ihm weniger um das Dorf oder die Einwohner, als um die Eisenerzader, die eine seiner größten Eisenquelle darstellen. „Ich denke es nun klar, was ihre Aufgabe ist: Finden sie heraus, was die Dorfbewohner verschwinden lässt und wenn möglich beseitigen sie den Verursacher, falls es denn einen gibt. Es wäre auch vom größten Interesse, wenn sie herausfinden könnten, ob ein Zusammenhang zu anderen Ereignissen besteht. Selbst für den winzigsten Hinweis sollen sie bereits ein hohes Honorar bekommen, das verspricht ihnen der Fürst.“ Der Bulter wandte sich wieder zur Gruppe: „Falls noch Fragen sein sollten, dann zögern sie nicht, diese zu stellen.“


    OT: *Seufz* Endlich mal Zeit gefunden. Es tut mir echt Leid.
    So, endlich ist jetzt klar worum es eigentlich geht. Eure Charaktere haben jetzt noch Zeit Fragen an den Butler zu stellen, bevor es dann an den Aufbruch geht.

    Warum hassen die Tageswanderer die Kinder der Nacht?
    Balance ist doch alles was zählt!

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  • “Freut mich euch kennenzulernen. Auf gute Kameradschaft.“. Alice nickte dem Echsenmenschen und der Ratte höflich zu und wandte sich dann an Garm „Bist du dir sicher, dass dein Freund nicht eher Saiko der Schweigsame heißen müsste? Ein spöttischer Unterton schwang in ihrer Stimme mit, denn der Echsenmensch war ihr auf irgendeine Art und Weise suspekt. Seine Haltung, die Arroganz, die er an den Tag legte, als er sie nicht mal begrüßte, geschweige denn ansah, verlieh ihm einen unnahbaren Zug und Alice mochte solche Wesen nicht. Auch wenn Saiko mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet war, konnte er eine gewisse Freundlichkeit an den Tag legen – das war nicht zu viel verlangt, fand die Onaji. Allerdings überraschte es sie keineswegs, dass sich der Schweigsame den letzten freien Stuhl heranzog und sie somit entweder stehen oder auf dem Boden platz nehmen musste. Mit einem kühlen Blick musterte sie den Echsenmenschen ,, Ich war immer der Ansicht, dass ein gewisses Maß an Höflichkeit doch dazu beitragen kann eine Gruppe etwas, nun sagen wir, aufzumuntern. bemerkte sie kühl und setzte sich kurzerhand neben Garms Füße auf den Tisch. Saiko sollte doch … Alice dachte den Gedanken nicht zu Ende. Vielleicht gab es ja einen bestimmten Grund, dass der Sinner lieber über seinen Unterlagen brütete, anstatt sich am Gespräch zu beteiligen.
    Die Onaji wandte sich nun an Stinky, oder Balthasar, wie ihr erklärt wurde und musterte ihn von oben bis unten. Er erinnerte sie ein wenig an eine streunende Katze. Verfilztes Fell, zerlumpte Kleidung und er sah allgemein eher ungesund aus. Vielleicht sollte dich ein Arzt einmal gründlich untersuchen? fragte sie ihn höflich. Die tief in den Höhlen liegenden Augen und der rasselnde Atem machten auf Alice den Eindruck, als würde Balthasar auf der Stelle umfallen und tot liegen bleiben. Der stechende Geruch stach in Alice Nase und sie musste zugeben, dass sie Balthasar doch ein wenig bemitleidete. Als Sinner hatte man es schon nicht leicht, aber ein halbtoter Sinner zu sein war der Strafe wahrlich zu viel. Ist die Expedition dann nicht zu viel für euch in eurem kränklichen Zustand? erkundigte sich Alice, wobei sie das offensichtliche Interesse an ihm verbarg, denn es interessierte sie schon, warum Balthasar so einen kranken Eindruck machte. Doch er sollte ihr nicht mehr antworten, denn in diesem Moment wurde die Gruppe förmlich hereingebeten und Alice schwang sich vom Tisch herunter. Na dann, los geht’s.
    Die Gruppe betrat das Anwesen des Fürsten, wobei nicht der Fürst selbst, sondern ein gewisser Maximilian Crowford die Versammlung leitete. Ein persönlicher Diener des Fürsten und nicht er selbst? Welche dringenden Angelegenheiten halten denn den Fürsten davon ab die Expedition zu empfangen, die ihm vielleicht seinen Hintern rettet? schoss es Alice durch den Kopf und sie verschränkte die Arme vor dem Körper und musterte stirnrunzelnd die Umgebung. Die Villa war eine Mischung aus dem Versuch alles möglichst prunkvoll darzustellen und eben diesen Prunk offensichtlich zu verbergen. Der Fürst machte auf Alice, wenn sie aus der Einrichtung las, den Eindruck eines eher getriebeneren, hektischeren Geistes, einem irgendwie zerrissenen Selbst – zwischen Nähe zu seinen Untertanen und dem Willen sich von diesen abzuheben. Die Villa war spartanisch eingerichtet, doch wenn man sich das Mobiliar deutlich ansah, erkannte man den Prunk der dahinter steckte. Die Onaji überraschte aber dennoch, dass der Fürst kaum Personal zu beschäftigen sein. Er ist ein Adliger, sollte er sich nicht gerade Dienstboten halten, einfach um sich von der Masse abzugrenzen? Diesen Fürsten würde ich wirklich sehr gerne einmal treffen. Alice schob sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und nahm sich die Gelegenheit die Expeditionsgruppe zu mustern. Mit ihr zusammen waren es elf Personen, sechs Männer und fünf Frauen. Alice ließ ihren Blick durch die Runde schweifen, was sich ganz leicht machen ließ, da sie eher hinten lief, als der Diener sie durch die Villa führte. Neben den nicht-menschlichen Wesen wie Saiko, Garm, Balthasar und auch sie selbst, gab es noch eine Katze und ein Wesen, was Alice nicht benennen konnte, aber ihr Gefühl ihr schon sagte, dass es definitiv nicht menschlich war im klassischen Sinne. Ansonsten gab es fünf Menschen, die sich so weit normal verhielten. Am ehesten stach Alice ein Mann mit asiatischen Zügen ins Auge, der von einem kleinen Mädchen begleitet wurde. Die Onaji ließ ihren Blick zu den zwei Tieren in der Runde, einem Ozelot und einem Wolf schweifen und lächelte. Sie mochte Tiere, und dass sich zwei Tiere so gut mit den Frauen verstanden, ließ auf sehr nette Zeitgenossen schließen.
    Die Gruppe wurde in einen Raum mit einer großen Landkarte geführt und wie von selbst wanderten Alice Augen zu dem Punkt, an dem sich ihre Heimat befand … befunden hatte … befand … Sie atmete tief durch. Nicht jetzt, nicht jetzt. Nicht daran denken. ermahnte sie sich selbst und zwang sich alle Konzentration auf Maximilian Crowford zu richten, der sich vor eben dieser Karte aufgestellt hatte und die Aufgabe der Expedition zu erklären begann. Die Onaji nahm vorsichtig auf einem der Stühle Platz und hörte dem Diener schweigend zu. Ihm schien die Direktheit Saikos etwas unangenehm zu sein, doch bestätigte dessen Bemerkung nur, was Alice bereits selbst gedacht hatte: Wo war der Fürst bei so einer dringenden Angelegenheit?
    Was Maximilian allerdings im Anschluss sagte, bestätigte die Geschichte, die ihr der Luchs erzählt hatte. Die hundert Meter langen Ranken in Dara bereiteten Alice Bauchschmerzen. Diese Ranken hatten nicht mit Feuer, sondern einfach mit ihrem bloßen Appetit die Fähigkeit komplette Landstriche auszuradieren. Aber wie lange wachsen die Ranken dann schon? Wenn sie mehrere hundert Meter in der Woche wächst, müssten die Dinger schon Kilometer lang sein? Das müsste sich doch herumgesprochen haben ...schoss es ihr durch den Kopf. Ihre Kontakte hatten aber die letzten Tage nichts davon hören lassen … Aber wenn diese Ranken wirklich alles fraßen, was nicht schnell genug weglief, konnte wahrscheinlich niemand mehr die Nachricht überbringen. Alice runzelte die Stirn. Merkwürdige Dinge waren hier am Werk … Aber ein Wesen, das den Drachen aus alten Sagen ähnelte? Konnte das möglich sein? Sie musste unbedingt ihre Kontakte in den Wald spielen lassen, wenn die Beratung zu Ende war. Die Onaji wollte Informationen von den Tieren, und sie musste eben diese auch warnen. Wenn es wirklich ein drachenähnliches Wesen war, waren die Tiere am Kristay-See in großer Gefahr. Die Wolfsmutationen hingegen konnte Alice nicht wirklich einschätzen. Vielleicht waren das auch einfach nur Gerüchte von panischen Dorfbewohnern, die das Verschwinden der Menschen erklärbar machen wollten. Was ist das jetzt für eine merkwürdige Mutation? Haben diese Wölfe drei Kiefer oder wie? Die Geschichte wurde wirklich immer rätselhafter. Aber die Aufgabe schien doch recht einfach zu sein: Hingehen, Verursacher beseitigen und ein nettes Honorar kassieren. Doch das der Fürst sich so um das Dorf sorgte, nahm Alice dem Diener nicht ab. Wenn dem so wäre, wäre er selbst hier gewesen und die merkwürdige Andeutung des Dieners, dass der Äther irgendetwas barg, was ihnen noch nicht gesagt wurde, ging Alice nicht aus dem Kopf.
    Nach dem Ende des Gesprächs zögerte Alice nicht, sondern hob direkt die Hand. Sie hatte allerdings ein paar Fragen. Ich hätte mehrere Fragen.begann sie direkt. Wie lang sind die Ranken inzwischen? Ich gehe jetzt nicht davon aus, dass sie diese Informationen erst seit gestern haben, also müssten diese Pflanzen bereits einen Kilometer, wenn nicht sogar länger sein, sehe ich das richtig? Wenn dem so ist, was ist aus den Landstrichen geworden, indem sie sich ausbreiten? Gibt es noch Überlebende oder sind wir in diesem Areal auf uns allein gestellt? Des weiteren würde mich interessieren, welche Mutation an den Wölfen die Dorfbewohner denn glauben zu beobachten. Für mich klingt das ganze ein wenig … schwammig. bemerkte Alice. Den Gedanken mit kleingeistigen und panischen Dorfbewohnern sprach sie lieber nicht laut aus.

  • Nach der Beschwerde der Ratte rümpfte Garm die Nase und gab ein leises Grollen von sich. „Dann eben nicht. Aber wenn du die Jagd vermasselst... nehm ich das Risiko in Kauf... Stinky. Das letzte Wort sprach er zwar leise aus, betonte es aber überdeutlich. Schließlich passte dieser Name besser als alles andere.
    Diese Alice gab danach die üblichen Begrüßungsfloskeln von sich und schien von Saiko nicht allzu angetan zu sein, da dieser lieber über ein paar Notizen brütete. Garm ging nicht darauf ein. Immerhin war es nicht an ihm, Saiko zum Reden zu bringen. Alleine schon, weil dieser ohnehin wenig bis gar nicht sprach. Stattdessen schloss er die Augen und versuchte sich zu entspannen. Trotzdem hielt er die Ohren offen (Nase ging nicht, da ja Stinky anwesend war), um vermeintliche Gefahren zu orten.


    Die spitzen Ohren, die der Großteil der Lupusari besaß, saßen zwar nicht direkt oben auf dem Kopf, jedoch ein Stück hoher als die der gewöhnlichen Menschen, was ihnen ermöglichte sie zu drehen und somit in verschiedene Richtungen horchen zu können. Garm fand dies schon immer ungemein praktisch. Schließlich ließ sich so leichter Beute aufspüren, oder man konnte größeren gefährlichen Tieren aus dem Weg gehen, sollte es nötig sein.
    So war er in der Lage, die Schritte auf der anderen Seite der Tür zu hören. Obwohl er mit dem Rücken halb zur Tür saß, zuckte er also nicht erschrocken zusammen, als die Tür geöffnet wurde und ein junger Mann sich räusperte. Garm drehte leicht seinen Oberkörper und musterte den Neuankömmling mit einem Auge, der ganz ein weiß gekleidet war. Hässlich, auffällig... wenn du mich lässt, färb ich dir das schön rot und zwar kostenlos. Seine Hände begannen zu jucken, doch er hielt sich zurück. Immerhin musste das der Gastgeber sein.


    „Sehr geehrte Damen und Herren,“ - Oh Himmel... - „ich möchte mich im Namen von Fürst Wells“ - Warum kommt er nicht selbst? - „bei ihnen bedanken,“ - Wofür? - „dass sie seiner Bitte um Hilfe gefolgt sind.“ Ich bin Gaias Willen gefolgt, du Trottel, und nicht dem von irgendeinem Sterblichen, der nicht einmal zum Rudel gehört. Garm konnte den Kerl jetzt schon nicht ausstehen. Er sollte sich lieber beeilen und sagen was er zu sagen hatte und sich dann verziehen. Da er nicht der Gastgeber war, musste er sich auch nicht zurückhalten. „Wenn sie mir nun bitte folgen wollen.“
    Es gefiel dem Wolfsmenschen überhaupt nicht, einem Fremden blindlings in das Revier eines anderen Fremden zu folgen. Aber da die anderen sich beeilten, der Bitte nachzukommen, setzte sich Garm an das Ende der Gruppe. Zumindest würde er so als erster wieder schnell nach draußen gelangen können, sollte der Gastgeber niedere Absichten haben.


    Die Einrichtung des Hauses erwies sich als sehr karg. Garm runzelte die Stirn. Bei den Lupusari waren sehr oft Trophäen zu sehen, Felle oder Reiß- und Stoßzähne, um den Ruhm des dort ansässigen Jägers zu unterstreichen. Die leeren Räume und Gänge zeugten jedoch nicht gerade von Erfolg. Das ganze dauerte Garm jetzt schon zu lange. Warum nicht einfach sagen, was sie tun sollten?
    Während sie einem langen Gang folgten, zeichnete er gelangweilt mit einer Kralle im Vorbeigehen eine Linie auf der Wand neben ihm, auf deren Oberfläche eine lange feine gewundene Furche zurückblieb. Üpps, dachte er sarkastisch, da ihm der entstandene Schaden überhaupt nicht interessierte. Im Gegenteil, eigentlich sah die neue „Wandverzierung“ in seinen Augen ganz hübsch aus.
    Schließlich erreichten sie anscheinend ihr Ziel, denn der Raum in dem sie anhielten, war schon etwas besser eingerichtet, wenn auch nicht sonderlich interessant, wie Garm fand. Lediglich die Karte und die Fenster nahm er positiv zur Kenntnis, der Rest fiel in die Kategorie „nutzloser Plunder“. Die Kerzen konnten das Haus abfackeln, wenn man nicht aufpasste, die Gemälde von Landschaften kamen einfach nicht an die Originale in der Natur heran und der Teppich war merkwürdig weich. Der Wolfsmensch hatte lieber feste Erde und Steine oder frisches Gras und Moos unter den Füßen, zur Not auch Holz, aber nicht dieses komische etwas.


    Nach und nach suchten sich alle Plätze an dem langen Tisch, in der Mitte des Raumes. Garm stellte sich seinen Stuhl so zurecht, dass er sowohl beide Türen, als auch die Fenster wenigstens aus dem Augenwinkel im Blick hatte. Gleichzeitig schnappte er sich alleine einen Teller von den Snacks die dort bereitstanden und fing an zu futtern. Auf die Frage wo denn der Gastgeber sei und die Antwort darauf, konnte er nur aufstöhnen. Erst ruft er Leute herbei, zu einer bestimmten Zeit sollen sie da sein, dann lässt er uns warten und besitzt dann die Dreistigkeit nicht anwesend zu sein? Toller Anführer. Auch den Gastgeber konnte er nicht leiden. Nicht wenn er „dringenderes“ zu tun hatte, während die Welt mit Katastrophen zu kämpfen hatte.


    Schließlich fing der Stellvertreter, der sich mittlerweile als Maximilian Crowford vorgestellt hatte, an, die bisherige Lage zu schildern. So sehr ihn auch die Berichte über übergroßen Pflanzen langweilten, hörte er dennoch aufmerksam zu. Den Bericht über den „Drachen“ fand er sogar sehr spannend. Vielleicht bekamen sie ja noch Gelegenheit, das Biest zu erlegen. Die Ätherstrom-Problematik hingegen interessierte ihn wiederum gar nicht, dass war immerhin Sinner-Kram, und seine Aufmerksamkeit schwand für einen Augenblick. Erst als das Wort ‚Wölfe‘ fiel, war er wieder voll dabei. Seine „wilden Brüder“, wie er sie oft bezeichnete, sollten für das Verschwinden von mehreren Leuten eines Dorfes verantwortlich sein.
    Ist doch nur Recht so. Die Menschen haben sie vor Jahrhunderten gejagt und fast ausgerottet. Nun gibt Gaia ihnen die Möglichkeit ihre einstigen Peiniger für ihre Verbrechen zu bestrafen. Die Menschen hatten ungerechtfertigt Leben genommen, mehr als notwendig und nun nahm Gaia ihnen ihr Leben und zwar in Form ihres einstigen „Rivalen“. Das ist Gerechtigkeit. Zumindest wenn es wirklich die Wölfe sein sollten.


    Die Belohnung versprochene Belohnung interessierte ihn nicht, lediglich die Herausforderung. Fragen hatte er ebenfalls keine. Das Ganze war ja ganz einfach: hingehen und denjenigen auflauern, die den dort lebenden Menschen auflauerten. Fertig.
    Die neue, Alice, war da wohl anderer Meinung. Sie interessierte sich wohl in erster Hinsicht für die Pflanzen, warum auch immer. Die Frage nach Überlebenden hingegen fand Garm natürlich gerechtfertigt, ebenso die über die Mutationen der Wölfe. Vielleicht waren seine Brüder schon gar nicht mehr seine Brüder.
    Er stellte den mittlerweile leeren Teller auf den Tisch und schloss sich der Fragerunde an, auch wenn es für ihn nur um Details ging: „Wir können also für die Lösung tun was wir wollen? Und wie viel Zeit haben wir?“

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Die Antwort war ernüchternd, Sie war also weiblich, nicht gerade das, auf was er getippt hätte, aber wenigstens hatte er eine Antwort. Doch beteuerte das Mädchen, das er nicht der erste gewesen wäre, und es ihr dementsprechend nicht viel ausgemacht hätte. Das war in Léon's Augen allerdings recht anders, immerhin hatte sie es verdient, dass man sie nicht verwechselte. Denn alle Menschen waren gleich, und auch wenn das laut seinen Lehren, nur für Menschen galt, so war er doch der Ansicht, dass es auch für alle Lebewesen galt. Dementsprechend höflich wie immer, verneigte er sich leicht, um seinen Respekt dem anderen Lebewesen gegenüber auszudrücken. Doch dazu sich nochmals zu entschuldigen kam er gar nicht, da ihr Haustier, oder mit dem der Zeit angepassten Begriff, Freitier, plötzlich auf etwas zu reagieren schien, und bevor er etwas unternehmen konnte, war sie schon weg.


    Naja da konnte er nicht wirklich etwas machen, immerhin würde er sie später nochmal darauf ansprechen, und sich entschuldigen, denn immerhin würde er der gleichen Gruppe angehören, sofern es natürlich Gottes Wille war. Doch viel Zeit sich über seine nächste Prüfung Gedanken zu machen, bekam er nicht, da die Katzenlady den Behälter mit dem Gel vom Boden hochhob, und ihn dabei ansprach. Offenbar gefiel ihr seine mehr oder weniger direkte Art, er hatte sich noch nie so wirklich Gedanken darüber gemacht, aber man konnte ihn wohl doch so beschreiben. Und auch sie zollte ihm den nötigen Respekt, indem sie sich vorstellte, wobei er es natürlich nicht so stehen lassen konnte: " Das freut mich, auch wenn ich nicht wirklich etwas spezielles mache, ich bin es mich halt einfach so gewöhnt. Bitte verzeiht, das ich mich nicht schon früher Vorgestellt habe, ich bin leider nicht dazu gekommen." Währenddessen senkte er leicht den Kopf, um sich abermals leicht zu verbeugen, und ihr dann zu antworten:" Mein Name ist Léon de Sablé, aber bitte nennt mich doch Léon. Ich stamme aus einer Einrichtung Gottes, ich dabei bin lediglich ein bescheidener Diener, und sorge dafür, dass der Wille hier bei uns auch ausgeführt wird. Man könnte mich also als die linke Hand Gottes bezeichnen." Langsam und elegant erhob er sich wieder aus seiner Verbeugung, "Das einzige, was ich wirklich kann, ist recht brauchbar mit meinem Schwert umgehen, alles andere was ich brauche, wird mir von meiner schützenden Hand gegeben, dementsprechend weiss ich leider nicht wirklich viel auf dem Gebiet." Als seine Gesprächspartnerin aus dem Schatten des Baumes hervortrat, wechselte die Farbe ihrer Augen plötzlich, und ohne ersichtlichen Grund. Eigentlich wollte er nicht fragen, da es wohlmöglich etwas sehr privates war, dennoch war seine Neugier wieder einmal stärker, das einzige Makel, das man an so einem perfekten Diener konnte. Doch diesen Schandfleck wurde er einfach nicht los, so sehr er es auch versuchte, es war einfach nicht möglich. "Bitte entschuldigt, wenn die Frage euch beleidigen sollte, aber hättet ihr wohl die Güte mir zu verraten, weshalb sich eure Augenfarbe verändert hat?"


    Kurze Zeit später meldete sich ein Anzugträger und bat sie ihnen zu folgen. Nicht gerade das, was er erwartet hatte, aber er konnte mal wieder nichts dagegen machen, immerhin war es der Wille Gottes. Und dagegen liess sich nun mal schlecht argumentieren. Dementsprechend leicht gelangweilt, erreichten sie nach etlichen Abzweigungen, oder zumindest fühlte es sich für Léons genialen Orientierungssinn so an. Ein Zimmer, in welchem sie neue Anweisungen bekamen. Die Geschichte mit den Wölfen erinnerte ihn an seine grösste Sünde, zuzulassen, dass seine Männer und Brüder den Tod auf so eine grausame Art und Weise gefunden hatten. In ihm flammte die Wut auf. Diese Kreaturen würden seinen Zorn zu spüren bekommen, denn sie hatten sich mit dem Willen Gottes angelegt, und dieser war gewesen, die unschuldigen Menschen zu beschützen.


    OT: So nach einer ewigkeit endlich auch wieder geschafft^^

  • Lily löste sich von der Seite Lau´s, denn sie hatte das merkwürdige Gefühl dass alle sie anstarrten und das konnte sie nicht ausstehen. Wie sollte sie denn bitte die anderen beobachten wenn sie sich selber allen Blicken preisgab? Langsam ging sie zur Seite, strich mit einer einzigen Bewegung eine lose Haarsträhne aus ihrer Stirn umso ungestraft die anderen zu taxieren.


    Zuerst nahm sie all die verschiedenen menschlichen Lebensformen wahr. Zumindest wenn man rein vom äußerlichen Standpunkt ausgeht, schienen sie den Menschen näher zu stehen als den tierischen. Wobei es auch hier Ausnahmen gab. Als Beispiel galt hier zum Beispiel der Lupusari, dessen Rasse sie nur vom Sehen her kannte. So wirklich hatte sie sich noch nicht mit all den neuen Arten noch nicht auseinander gesetzt. Die einzigen Lebensformen für die sich aber interessierte, waren diejenigen die im Wasser leben. Sie versuchte aber dennoch ein bisschen Interesse für alle anderen aufzubringen denn es konnte ja nicht Schaden ihren Horizont ein wenig zu erweitern. Zumindest hatte ihr Wasserspiel das geraten. Ein zartes Lächeln huschte über ihre Lippen als sie an ihren Vertragspartner dachte. Sie wusste dass er es nur gut mit ihr meinte und er hatte leider meistens Recht. Die Sinnerin schrak zurück als ihr der gestrenge Gestank in die Nase stieg und sie nahm zurück dass zu viel Interesse auch nicht immer gut war. Lily folgte ihrer Nase um den Übeltäter zu finden und dieser nahm die Gestalt eines Muroiden an. Dessen Rasse kannte sie schon besser da schon mal da ihre damalige Gruppe mal einem begegnet war. Aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass dieser so furchtbar ausgesehen und gerochen hatte. Entweder war dieser sterbenskrank oder er hatte noch nie was von Hygiene gehört. Es ging sie auch nichts an welche Gründe dieses Wesen haben mochte.


    Als Lily sich weiter umsehen wollte, bemerkte sie dass sich die Tür des Anwesens öffnete und sie dachte:“ Gleich werden wir mehr wissen.“ Wenn dieser seltsame Fürst jedoch nichts Brauchbares zu sagen hatte, dann würde sie weiter ihren Weg fortsetzen. Sie hatte in der Hinsicht nicht wirklich was zu verlieren. Ihre zweifarbigen Augen glitten kurz über den weißgekleideten Mann der an der Tür stand und sie herein bat. Zweifellos war dieser nicht der Fürst sondern ein Diener. Sie fragte sich wieso erst der Diener geschickt wurde? Wollte dieser Adlige etwa noch mehr mit seinem Reichtum protzen in dem er zuerst einen Diener vorschickte? So ganz wusste sie nicht was sie davon halten sollte. Die Sinnerin folgte dann der Einladung und trat in das Haus ein. Sie sah sich unauffällig um und wirkte trotz allem über die karge Inneneinrichtung erstaunt. So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Das Verhalten des Fürsten gab ihr immer mehr Rätsel auf.


    Die Gruppe folgte dem namenlosen Butler durch einen scheinbar endlosen Gang. Langsam verlor Lily die Lust daran und wollte am liebsten kehrt machen. Sie hob ihre linke Augenbraue, als sie bemerkte, dass dieser Lupusari mit seinen Krallen, die Wand markierte. Sowas musste doch wirklich nicht sein. Aber was konnte man von seinem Wesen auch anderes erwarten? Gutes Benehmen war es auf keinen Fall. Lily seufzte innerlich. Dann hatte Gaja scheinbar ein Einsehen und sie waren endlich am Ziel angelangt. Es war als hätte sich der Fürst besinnt dass er auch mit der Inneneinrichtung des Raumes seinen Reichtum zeigen könnte. Edle Teppiche lagen auf dem Holzboden, Gemälde zierten die Wände und das Flackern der Kerzen tauchten den gesamten Raum in ein Wechselbad aus Licht und Schatten. Das Hauptaugenmerk lag auf einem langen Tisch, an dessen länglichen Seiten sich Stühle befanden. Lily betrachtete die protzige Inneneinrichtung mit geringer Wertschätzung. Sie selber hatte so ein Leben nie kennengelernt und wollte es auch nicht. Dafür mochte sie ihr jetziges viel zu sehr.


    Langsam setzte sie sich auf einen der freien Stühle und wartete auf das Erscheinen ihres Gastgebers, der jedoch nicht kam. Dies stimmte sie sowohl misstrauisch als auch ärgerlich. Sie dachte:“ Wie unhöflich ist das denn?“ Auf ihrer Rangliste rutschte dieser Fürst immer mehr hinab und Lily fragte sich warum sie denn überhaupt noch hier sein soll. Auf keinen Fall wollte sie sich lächerlich machen. Sie war im Begriff aufzustehen, als sich dieser Butler vor einer großen Karte positionierte und sich als Maximilian Crowford vorstellte. Er werde die Gruppe über das geschehene aufklären. Lily ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. Einerseits war es gut dass es gleich anfing, aber ihr gefiel es hier nicht. Etwas war total seltsam, aber sie konnte nicht genau sagen was es war. Die Sinnerin zwang sich das Gerede des Butlers anzuhören, damit sie eine gewisse Ablenkung hatte.


    Der Butler erzählte unter anderen von sehr schnellwachsenden Ranken, die ein Dorf beinahe zugrunde gerichtet haben, von einer neuen Wolfsart die ihr Unwesen trieb und einem drachenähnlichen Ungeheuer das am Krystay - See lebt. Letzteres fesselte ihre Aufmerksamkeit und sie wollte mehr darüber erfahren. Klar was den an den anderen Orten geschehen war, war zwar tragisch aber für sie nicht wirklich relevant. Sie erinnert sich das Wasserspiel, in der Richtung mal ein paar Andeutungen hatte fallen lassen, aber sie hatte diese leider nicht verstanden. Laut dem Butler, sie konnte sich immer noch überwinden ihn bei seinem Namen zu nennen, gab es kein Zusammenhang zwischen all diesen Vorkommnissen. Was an sich wirklich seltsam war. Lily fand es zudem noch interessant und beunruhigend dass es immer öfters Fluktuationen im Ätherstrom gab.


    Eigentlich hatte die Sinnerin gedacht, dass die Gruppe sich aufteilen würde um den Geschehnissen einzeln oder paarweise auf den Grund zu gehen. Aber weit gefehlt. Der Auftrag des Fürsten bestand darin, dass die Gruppe zu einem Dorf gehen sollte, dessen Bewohner spurlos verschwanden und den Grund hierfür herausfinden. Innerlich fiel ihr die Kinnlade dabei herunter. Hatte dieser selbsternannte Fürst nicht genug Sklaven die er dafür abkommandieren konnte? Wegen sowas machte dieser Kerl solch ein Aufheben? Sie verstand es nicht. Es gab doch wichtigeres als solch ein unwichtiges Dorf. Lily beruhigte sich jedoch bald wieder, denn es würde nichts bringen wenn sie sich wegen sowas aufregen würde. Sie dachte nach, dass sie sie es sich wenigstens mal anschauen könnte. Wer weiß was das bringen wird. Wenn es für sie nichts bringen wird, dann erhöht sich wenigstens ihr Schatz an Erfahrungen.


    Sie hörte dann denn Fragen der anderen zu und dachte bei sich dass diese nicht völlig an den Haaren herbeigezogen waren. Was sie aber beschäftigte war wo der Fürst abgeblieben ist. Sie wollte nicht unhöflich sein, aber er könnte sich wenigstens kurz zeigen, dass er noch unter den Lebenden weilt. Zudem hatte sie noch einige andere Fragen und sie beschloss diese zu stellen. Nachdem der rothaarige Mann seine Fragen gestellt hatte, wartete sie kurz, denn sie wollte keinem zuvorkommen und dabei hatte sie noch Zeit über die Gedanken ihres Vorgängers sich zu amüsieren. Sie dachte bei sich, in welcher Welt dieser denn lebte? Außer Gaja wenn überhaupt, gab es niemanden der den Namen Gottes tragen durfte. Sie räusperte sich und fragte:“ Meine erste Frage ist, ob der Fürst überhaupt noch gewillt ist hier zu erscheinen? Schließlich ist das seine ins Leben gerufene Expedition und nicht die eines Dieners.“ Ihre zweifarbigen Augen strichen kühl über die Gestalt des Butlers hinweg. Sie fragte dann:“ Nun was anderes. Wieso schickt der Fürst keine Soldaten zu dem Dorf wenn es wirklich so gefährlich ist? Die können doch bessere Dienste beim Abschlachten von diversen Mutationen leisten als ich sage mal Normalsterbliche.“


    Langsam setzte sie sich und der Ausdruck in ihrem Gesicht war bald wieder so teilnahmslos wie immer. In ihrem Inneren jedoch wartete sie auf die Antworten. Jedoch erwartete sie nicht dass dieser Mensch ihnen wirklich wahrheitsgetreu antwortete.

  • Es dauerte nicht lange, und Ilonie erreichte, zusammen mit Ki, den Eisenzaun von vorhin wieder. Sogleich trat die Serkane in die Richtung, in der sie den Geruch ihres Rucksacks feststellte - da dieser einen speziellen Duft hatte, war es ein Ding der Unmöglichkeit, den zu verlieren - hob ihn auf und untersuchte den Platz nach dem Tiegel, in dem das grüne Wundermittel noch immer sein müsste. Fehlschlag, dachte sie enttäuscht, als sie es nicht fand und fuhr sich verärgert mit den Fingern durch ihr strohblondes Haar. Seufzend wandte sie sich zu ihrem Wegbegleiter. "Danke, dass Sie mich begleitet haben, oder dass ich sie begleiten durfte... Und gerne würde ich Ihnen die Salbe nun überreichen, nur - leider finde ich sie nicht mehr." Sie drehte ihren Kopf zu Nori, welcher anscheinend auch nichts gesehen hatte. Das heisst, gesehen hatte er eigentlich schon etwas, und zwar seinen komplett kahlen Knochen, den er liegen gelassen hatte. Nun kaute er wieder leidenschaftlich darauf herum. "Du könntest mir wenigstens helfen beim Suchen... Du bist heute äusserst undankbar, weisst du das?", sagte sie leise, und der Halbwolf reagierte somit auch gar nicht auf ihre Worte. Ob Ki das tat, dass war Ilonie eigentlich egal. Unter den Serkanen galt es als eine edle Angewohnheit, mit ihren Tieren zu sprechen. Gaia soll die Tiere genau so wie die Serkane, die Menschen und all die anderen Lebensformen geschaffen haben, auch sie können denken wie fühlen. Spricht man mit ihnen, wird Gaia Gnade walten, sollte man ihr Kind, die Erde, verletzten. Völliger Quatsch in Ilonies Augen - Und doch treibt sie ein winziger, nicht unterdrückter Instinkt trotzdem immer wieder dazu, ihre Sünde irgendwie zu verharmlosen. Oder sie tut es eifach, weil sie Nori eben mag. Wie soll man sagen - Er ist ein guter Freund und Wegbegleiter. Ist ihr doch egal, ob dass ihre 'Sünde' abnschwächt oder nicht. Es ist doch alles so lächerlich, alles.
    "Vielleicht könnte es die ursprüngliche Besitzerin wieder an sich genommen haben...", sagte Ilonie leicht bedauernd. Sie sah in Richtung Gebäude. Erst jetzt bemerkte sie, dass jemand am Eingang stand. Sie kniff die Augen zusammen, verdammte gedanklich ihre Kurzsichtigkeit und schnupperte kurz. Aus dem Adelshaus kam ihr ein eigenartiger Duft entgegen. Sie wandte sich nochmals zu Ki.
    "Am besten, Sie wenden sich an die eigentliche Besitzerin. Ich kann sie momentan nicht sehen, aber - Falls sie irgendwo eine Katze auf zwei Beinen sehen: Das ist sie. Sie riecht nach Wald, falls sie sich unsicher sind." Sie zeigte zum Eingang. "Wie es scheint, ist nun Besammlung. Vielleicht sieht man sich ja wieder." Sie hob die Hand zum Abschied, pfiff Nori zu sich und trat dann in die Richtung, in der auch die anderen Teilnehmer liefen, sprangen, trotteten, oder was die Leute eben sonst noch tun, um sich fortzubewegen.
    Der Herr, welcher all sie seltsamen Gesellen vor dem riesigen Anwesen hereinlud, hatte einen weissen Haarschopf, weshalb Ilonie ihn etwas älter schätzte. Ebenfalls weiss war seine Kleidung. Das liess ihn zwar sauber und edel aussehen, jedoch roch er seltsam fremd und unangenehm. Menschen nannten soetwas Parfüm - Vielleicht hatte er soetwas auch angewendet. Vielleicht hatte er aber auch von Natur aus einen solchen Duft. Aber Ilonie konnte ihn, im wahrsten Sinne des Wortes, nicht riechen. Auch der Blick, wie er über die Menge streifte, erschien ihr nicht sehr sympathisch. Sie konnte ihm ansehen, dass ihm die Gesellschaft, die sich hier befand, nicht gefiel. Zugegeben - Für eine Expedition erwartet man nicht zwangsläufig einen Wolf, einen Echsenmenschen, jemanden, dessen Gesundheit selbst ein kurzsichtiger Serkane als äusserst kritisch einstufen würde, eine Katze, pardon, Katzendame, einen Pelzmantelträger, der einem falschen Gott folgte, eine Elfe, einen normalen Menschen, noch ein normaler Mensch mit seltsamer Kleidung, und noch einen Menschen, welcher ständig von 'wir' redet. Sie sah sich nochmals prüfend um. Waren das alle? Nein, da war noch jemand. In der Nähe des Zaunes. Ilonie hatte die Person gar nicht bemerkt - Eine Frau mit hellbraunem Haar und einem grünen Kleid. Und einem Bogen. Wieso war sie ihr nicht schon früher aufgefallen? Wahrscheinlich, weil sie es auch gar nicht wollte - an ihrem grimmigen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wollte sie keine Gesellschaft. Auch egal. Neugierig trat Ilonie in das traute Heim des Fürsten ein.


    Im Inneren des Anwesens war es nicht besonders prunkvoll oder adelig, eher auf nötigste reduziert, fast spartanisch. Okay, die wenigen Dinge, die man erkannte, waren sicher alles andere als billig, und es war immer noch klar, dass hier ein äusserst mächtiger Herr wohnte. Während Ilonie durch einen langen, blanken Gang schritt, spürte sie plötzlich etwas wie Respekt vor dem Fürsten. Für ein solches Gebäude benötigt man Tonnen Baumatreal... Unter den Serkanen wäre dieshier ein Todesurteil von Gaia persönlich, soetwas zu erbauen. Innerhalb dieser vier Wänden erkannte man kein Stückchen Natur, kein Notiz von Gaia. Man brauchte doch irgendwie Mut, soetwas zu erschaffen, oder sich erschaffen lassen. Aber, ganz ehrlich - Hier könnte sie's gut aushalten.
    Ohne ein Wort zu sagen, trottete sie dem Mann im weissen Anzug und den schwarzen Handschuhen nach, neben ihr Nori. Irgendwie schon seltsam - Hier drin wirkten die beiden komplett falsch, und für einen Moment kam Ilonie sich sogar ziemlich schäbig vor. Was suchte jemand in einem solch' edlen Gang, welcher sich nicht einmal Geld für ein Jagtmesser leisten konnte, seine Kleidung selbst machen musste und sich sein Essen ebenfalls selbst jagte? Sie hätte sich wenigstens Schuhe anziehen können - schon den ganzen Tag verweilten diese ein ihrem Rucksack, während sie barfuss herumlief. Oder sie hätte sich die Haare irgendwie kämmen können. Aber, halt, sie hatte ja gar keine Haarbürste. (Mehr. Aber Halbwölfe sind nunmal schwierig.) Aber wenn schon - Spielt kaum eine Rolle. Ob sie nun besonders reich oder bettelarm erschien, war ihr herzlich egal. Sie konnte auch ohne Geld erstaunlich gut leben. Warum sollte sie sich deshalb also umkrempeln? Sie war eine einfache Serkane, auf der Suche nach Technik. Wer einer schäbigen Person nicht hilft, dem würde Ilonie sowieso nicht vertrauen.
    Während sie noch in Gedanken versunken war, gelangte die kuriose Gruppe schliesslich ans Ende des Ganges, wo ein Butler, welcher aus der Sicht der Blonden dem Nichts auftauchte, die Türe öffnete.
    Der Raum dahinter erinnerte Ilonie sofort wieder an das Gefühl, sich äusserst schäbig zu fühlen. Dashier war nun adelig udn prunkvoll. Unter ihren nackten Füssen lag ein roter, feiner Teppich mit einem speziellen Muster, an den Wänden buhlten sicherlich keine billigen Gemälde um die Aufmerksamkeit der Gäste, teure Möbel mit Kerzen standen im Raum und ein riesiger Kronleuchter unterstrich den Reichtum des Fürsten. In der Mitte stand ein einladender, grosser Tisch, welcher allerlei Nahrungsmittel bereithielt - ihren Duft konnte Ilonie vom Eingang aus klar und deutlich riechen. Als sie etwas weiter hineintrat, erkannte sie eine Karte an der entferntesten Wand. Welche, konnte sie leider nicht sagen - Verdammte Kurzsichtigkeit.
    "Bitte nehmen sie Platz. Ich werde ihnen nun die genauen Einzelheiten schildern", sagte der Mann in Weiss. Interssiert trat Ilonie noch etwas näher an den Tisch und griff einfach mal zu - Kurz darauf landete ein äusserst salziges Gebäck in ihrem Mund und liess jenen praktisch komplett austrocknen. Ohne die Miene zu verziehen, streckte sie unauffällig Nori den ungeniessbaren Snack zu, welcher ihn gierig verschlang und dannach heftig den Kopf schüttelte. Ilonie lächelte.
    "Hm? Das ist aber merkwürdig für Wells. Ansonsten bevorzugt er es doch, solche Angelegenheiten selbst zu erledigen." Die Serkane sah auf und entdeckte den Echsenmenschen mit dem Koffer in der Hand, den sie vorher draussen gesehen hatte. Er wirkte, als sähe er diese prunkvolle Welt tagtäglich und schien überhaupt nicht beeindruckt.
    "Der Fürst ist momentan in einer wichtigen geschäftlichen Angelegenheit verwickelt und kann deshalb heute nicht hier sein", lautete die Antwort. "Mein Name ist Maximilian Crowford und ich werde diese Aufgabe an seiner Stelle übernehmen. Verlieren wir keine Zeit." Er drehte sich zu Karte.
    "Wie sie alle sicher sicher entweder gehört oder möglicherweise sogar selbst miterlebt haben, ist die Situation in dieser Welt mehr als nur fraglich. Allerorts gehen höchst Dinge vor, die nicht mehr seit dem Erscheinen Gaias vorgekommen sind. Das Auftauchen neuer völlig neuer und aggressiver Arten unter Tieren und Pflanzen oder merkwürdige Krankheiten, die in einigen Fällen sogar kilometerweit alles Leben befallen sind nur Beispiele." Er sah kurz nach hinten, fuhr dann fort. "Auch hier in Duran sind wir nicht vor diesen Geschehnissen sicher. Hier-" Er zeigte auf ein winziges Dorf, ein paar kilometer nördlich von Mischara. "-in Dara soll eine Rankenart gesichtet worden sein, die mehrere hundert Meter in einer Woche wächst und sich so ziemlich von allem ernährt was sich sich bewegt." Er zeigte auf einen grösseren, blauen Fleck - Vermutlich ein See, doch Ilonie stand zu weit weg, sodass sie das nicht mit völliger Sicherheit sagen konnte. "Am Kristay-See hat sich laut einiger Wanderer ein großes Reptil niedergelassen, den Drachen aus alten Sagen nicht unähnlich. Solche Vorfälle sind zahlreich und anscheinend ohne jede Verbindung. Normalerweise würden diese Fälle im einzelnen keine Überraschung sein, aber in dieser Zahl und Verbreitung können sie einfach nicht natürlich sein. Hinzu kommt, dass immer öfter von Fluktuationen im Ätherstrom an den betroffenen Stellen berichtet wird. Und dann wäre da noch..." Maximilian schien zu zögern, schüttelte den Kopf. Ilonie legte leicht verwirrt den Kopf schräg. Wollte er der Gruppe etwas vorenthalten? "Dazu später mehr. Wie den auch sei. Die größte Sorge bereit dem Fürsten das Dorf Dranga,-" Er zeigte auf einen weiteren Fleck, "wo eine merkwürdige Mutation an einigen Wölfen beobachtet würde. Die Einwohner meinen, dass sie immer noch ziemlich scheu gegenüber Menschen sein sollen. Trotzdem scheinen immer mehr Leute zu verschwinden. Ob dies an diesen komischen Wölfen liegt, dem Verursacher der Mutationen oder einen vollkommenen anderen Grund hat ist nicht klar, aber dennoch hat der Fürst große Sorge um das Dorf." Vom Echsenmenschen ging ein Schnauben aus. Dies verstärkte ihren Verdacht, dass er sich hier anscheinend bestens auskannte. "Ich denke, es ist nun klar, was ihre Aufgabe ist: Finden sie heraus, was die Dorfbewohner verschwinden lässt und wenn möglich beseitigen sie den Verursacher, falls es denn einen gibt. Es wäre auch vom größten Interesse, wenn sie herausfinden könnten, ob ein Zusammenhang zu anderen Ereignissen besteht. Selbst für den winzigsten Hinweis sollen sie bereits ein hohes Honorar bekommen, das verspricht ihnen der Fürst." Er drehte sich wieder zur Gruppe. "Falls noch Fragen sein sollten, dann zögern sie nicht, diese zu stellen."
    Es wurden einige Fragen gestellt, welchen die Serkane etwas gelangweilt zuhörte. Also, das war der, eigentlich klare, Auftrag...
    Aber das konnte eine recht lange Mission werden. Eine, wie soll man sagen... Fast ein wenig eine Firschungsexpidition. Wolfswesen, die Menschen verschleppten... Und soetwas liess Gaia zu? Verdammte Mörderin.
    Aber es sollte doch irgendwie möglich sein. Immerhin, bei solch' verrückten Teilnehmern - und Ilonie zählte sich dabei amüsiert hinzu - sollte selbst soetwas möglich sein. Zwar - Die Frage der jungen Dame, warum man nicht einfach Soldaten schickt, schien in den Augen der Serkane durchaus berechtigt. Ob diese Truppe hier wohl eine Art Söldnerarmee war? Und was, wenn diese Truppe schlicht und einfach nicht gut genug war und schlussendlcuh ebenfalls den Wölfen zum Opfer fiel?
    Etwas wie ein kalter Schauer lief Ilonie den Rücken herunter, aber sogleich versuchte sie, dass unangenehme Gefühl wieder zu verdrängen.
    Sie war hier. Wenn sie jetzt abhaute, war sie ein Feigling. Und diese Tatsache ging ihr gewaltig gegen den Strich. Ilonie konnte sich verteidigen, notfalls sogar mit Magie. Sie war eine fast ausgebildete Jägerin. Notfalls könnte sogar Nori eingreifen. Sie sah keinen Grund, weshalb sie jetzt den Schwanz einziehen sollte, wenn die Chance, diese Mission nicht beenden zu können, eigentlich recht klein war. Um sich abzulenken, griff sie noch einmal nach einem Snack, welcher etwas geniessbarer als der erste war, wenn nicht sogar ziemlich gut schmeckte. Ob sie wohl etwas davon mitnehmen könnte?
    "Ich frage mich, wie wir mit Ihnen oder dem Fürsten kommunizieren können, falls es etwas zu benachrichtigen gibt", schoss sie plötzlich los, nachdem sie ihren Happen hinuntergeschluckt hatte. "Ausserdem - wie lange dauert die Reise nach Dranga überhaupt? Ich bin nicht von hier, weshalb mir das Gebiet hier eher unbekannt ist, 'tschuldigung", meinte sie locker, ohne sich anmerken zu lassen, wie sie sich vor einem Moment noch fühlte.