Schwarzer und makaber Humor liegt nicht jedem
Da besteht halt auch die Gefahr, dass man Witze als schwarzen Humor abtut, die in Wahrheit gar nicht so harmlos sind. Ein Witz, der sich schwarzen Humors bedient, braucht eine gewisse Art der Meta-Ebene, er muss uneigentlich sein und sich gewissermaßen über den Betrachter, der darüber lacht, auch ein Stück weit lustig machen.
Das Satire-Magazin Titanic hat bspw. während der Ebola-Epidemie in Westafrika eine Seite im Heft gehabt, wo eine schwarze alte Frau (Mann als Frau verkleidet mit schwarz angemaltem Gesicht) dargestellt war und daneben stand irgendwie "Oma Kongdongos Hausmittel gegen Ebola". Das ist schwarzer Humor, der aber deshalb funktioniert, weil er sich gleichzeitig über die Klischees dessen lustig macht, der das Heft betrachtet. Ein anderes Beispiel ist Borat: Wer den Film schaut und lacht, weil die Kasachen so dumm und unzivilisiert sind, der hat den Film nicht verstanden. Es geht darum, sich über diejenigen lustig zu machen, die der Meinung sind, dort sehe es tatsächlich so aus. Das ist zumindest die grundsätzliche Intention des Ganzen. Darüber hinaus wird dann aus den Klischees eben etwas Lustiges gemacht.
Nicht lustig ist hingegen, wenn man Bilder von Schwarzen in verschiedenen Handwerksberufen zeigt und daneben schreibt "Technigger". Dort ist einfach keine Meta-Ebene, der Witz rührt daher, dass das "-niker" in Techniker wie "-nigger" klingt, wenn man es locker ausspricht, und Nigger, ja, das sind ja die Schwarzen, lol. Es klingt sogar noch zweierlei an: Schwarze führen Arbeiten für andere Leute aus und sind eigentlich auch zu blöd, diese Berufe auszuüben.
Ein anderes Beispiel, das ich im Internet gesehen habe, war ein Bild des Eingangsportals von Auschwitz und darüber stand "Jewrassic Park". Abgesehen davon, dass der Witz einfach keinen Sinn ergibt, außer dass "Ju-" wie "Jew" klingt, ist auch hier keine Metaebene sichtbar.
Auch solche Leute wie JuliensBlog, die behaupten, sie hätten schwarzen Humor, wenn sie sich über den Bahnstreik aufregen und dann sagen, sie würden solche Leute nach Auschwitz fahren und den Zug würden sie dabei ohne Bezahlung selbst steuern, dann handelt es sich nicht um uneigentliches Sprechen, sondern um eigentliches: Denn es ist ja durchaus seine Meinung, dass die Leute, die da streiken, eine Strafe für den Streik erhalten sollten. Sein Humor ergibt sich also nicht daraus, dass er irgendwem einen Spiegel vorhalten will, sondern im Gegenteil, er übersteigert seine Wut und ist der Meinung, der Holocaust sei eine lustige Drohung dabei, weil da wurden ja auch Züge benutzt.
Mich nerven die Diskussionen auch, ob Humor dieses oder jenes darf, denn solche Fragen klingen immer schon ein wenig nach Verbot. Ich finde, gerade in den schlimmsten Situationen ist es angebracht, Witze zu machen, weil Humor letztendlich dafür da ist, dass man sich von Sorgen etc. befreit. Mich nervt aber auch, dass, wer heute kompletten Bullshit in die Welt posaunt, sich damit rechtfertigen kann, dass er es ja nur ironisch (/sarkastisch) gemeint habe. Das ist dann meist diese postmoderne Ironie: Ich benutze Ironie nicht, wie früher mal, um das Gegenteil dessen zu sagen, was ist, sondern um das zu sagen, was ist, nur in übersteigerter Form, um mich selbst in einen Status der Kritikimmunität zu versetzen. Wer bspw. auf ein Helene-Fischer-Konzert geht, ist ein Idiot (sorry), wer dann aber noch, weil er sich schämt, so tut, als würde er da ja nur ironisch hingehen, weil er sich lustig anzieht und überhaupt sei das ja Junggesellenabschied, haha, der ist gleich doppelt ein Idiot, weil er die Ironie nur dazu benutzt, sich selbst zu belügen. Okay, ist jetzt etwas ausgeartet, sorry. xD