Eigentlich seltsam, dass weder hier noch sonst irgendwo hier im Forum mal einen Beitrag zur PEGIDA gibt. Seit dem 20.10.2014 marschieren Menschen, die sich selbst als "Patriotische Europäer" bezeichnen, durch Dresden um gegen eine "Islamisierung des Abendlandes" zu demonstrieren. Während man bei Anfangs rund 350 Teilnehmern offenbar dachte, diese Demonstrationen würden schnell im Sande verlaufen, zählte die PEGIDA diesen Montag (22.12.2014) inzwischen 17.500 Demonstranten. Auf der Gegenseite demonstrierten diesmal nur 4500 Teilnehmer, jedoch wollte die Organisation "Dresden für alle" aufgrund der Feiertage auf eine Gegendemo verzichten, nur "Dresden nazifrei" rief erneut zur Gegendemo auf.
Letztere deuten dann auch schon an, warum ich die PEGIDA in diesem Thread anspreche. Wer die PEGIDA eine Weile verfolgt, wird feststellen, dass ihre Parolen stark in die rechte bis rechtsextreme Kerbe schlagen. Die Teilnehmer reden kaum mit der Presse, die sie (spannenderweise) als Lügenpresse bezeichnen. Sie fühlen sich falsch verstanden, falsch dargestellt.
Dem entgegen steht die völlige Abwehr rationaler Argumente der PEGIDA-Demonstranten. Widerlegt man ihre Behauptungen, Dresden habe zu viele Ausländer, wollen sie verhindern, dass es soweit kommt. Woran sie die Islamisierung Deutschlands festmachen, wissen sie selbst kaum, angeblich wollen die uns ja Weihnachten wegnehmen. Dass das eine Ente der BILD-Zeitung war, wonach angeblich Kreuzberg Weihnachtsmärkte in Wintermärkte umbenennen wolle, interessiert da nicht wirklich. Auch nicht, dass Weihnachtsmärkte von der eigentlichen Problematik in Kreuzberg nicht betroffen sind und dass die Regelung religiöse Feste zu vermeiden, wenn ich mich recht erinnere, auf eine Festwoche zum Ende des Ramadan zurückging, scheint für die PEGIDA-Anhänger ziemlich irrelevant zu sein.
Allgemein machen sich die PEGIDA-Anhänger die Argumentation ziemlich leicht. Während das, was passt, natürlich stimmt, ist der ganze Rest einfach Produkt der Lügenpresse. Kein Problem, dass es doch eigentlich im Widerspruch zur Lügenpresse steht. Gleiches gilt für Meinungen über quasi alles: Was passt stimmt, was nicht passt ist halt einfach Lügenpresse.
Ebenfalls mit schwingt die Berufung auf Freiheitsrechte, die Mär des "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen", wann immer man irgendwelchen rassistischen Bullshit von sich gibt und keinen Bock drauf hat sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Dass man zwar auf das eigene Rederecht pocht, es jedem Kritiker aber verweigern will, scheint für die PEGIDA-Anhänger auch kein Widerspruch zu sein. Ebenso faszinierend zu beobachten ist, dass zwar die PEGIDA-Anhänger sich zwar lautstark darüber mokieren, wenn mal zur Abwechslung einer ihrer von Fremdenhass und Islamophobie durchtränkten Beiträge in irgendeinem öffentlichen Diskussionsforum gelöscht wurde, aber jegliche kritische Stimme auf eigenen Seiten schnellstmöglich entfernen und lieber ihren braunen Müll stehen lassen.
Ebenfalls interessant ist die Wortklauberei der PEGIDA. Denn letztlich ist das einzige, wogegen sie sich bezüglich Rechtsextremismus tatsächlich erwehren, die Bezeichnung als solche. Sie wollen ihre rechten Parolen skandieren und dafür nicht als rechts bezeichnet werden. Man schiebt nur das Etikett weg, nicht den Inhalt.
Da stellen sich mir Fragen. Wie kann es sein, dass tausende Menschen glauben nicht rechts zu sein, wenn sie jede Woche für offenkundig rechte und rechtsextreme Themen demonstrieren? Wie kann es sein, dass diese Themen inzwischen soweit in die vorgebliche Mitte der Gesellschaft vorgedrungen sind und weiter Zulauf bekommen? Und wie kann es sein, dass Menschen so unfassbar unempfänglich für jegliche rationale Argumente sind? Ich verstehe es nicht.