Hm, ich habe da eher das Gegenteil erlebt. Mit Menschen, die sich auskennen und "starke Verbindung und Kenntnisse zu Labeln haben", habe ich weniger Druck erlebt, ein Label für mich zu benennen. Mit Menschen, die sich weniger auskennen, hatte ich immer mal wieder die Situation, dass ich mehr oder weniger aufgefordert wurde, "genauer zu antworten", was ich denn bin, wenn nicht z. B. hetero.
Helfen da denn tatsächlich die Bezeichnungen weiter? Ich habe bei Personen, die weniger Ahnung von der Thematik haben eher erlebt, dass die mit einem Begriff nicht viel anfangen konnten und man dann so oder so erklären musste, wie es genau für einen selbst steht, weil sie eh nicht wissen, was hinter den Labeln steckt und mehr Begriffe zusätzlich verwirren. Vor allem wenn sich manche Definitionen dann auch noch sehr ähnlich anhören. Da fand ich es persönlich immer einfacher auf Fragen zu meiner Sexualität zu antworten "Wenn es mit einem Menschen passt dann passts" als mit entsprechenden Begrifflichkeiten anzukommen, die ich dann so oder so erklären muss. Hingegen bei Personen, die sehr in den entsprechenden Begrifflichkeiten drin sind habe ich eher erlebt, dass dann von der anderen Person aus ein Label gesetzt wurde und das Gespräch dann irgendwie länger wurde, als gewollt. Das kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass ich eben für meine Sexualität keine Label verwende, weil es mir eben egal ist, wie man das nennt. Aber wenn ich bei Leuten in entsprechenden Kreisen erzähle, dass ich schon männliche und weibliche Partner hatte, dann kommt doch schnell mal ein "Ach also bist du bi?" und dann bin ich immer wieder in dieser unangenehmen Situation, dass ich eben kein Label für meine Sexualität habe, aber andere Personen mit den entsprechenden Begriffen plötzlich zu mir kommen und ich dann in Erklärungsnot bin (oder aus Mangel an Energie dafür einfach zustimme, aber so wirklich glücklich bin ich damit dann auch nie).