Schon im nächsten Moment schreckte Toni zurück, denn eine gigantische Spinne war vor dem Bullauge aufgetaucht. Diese schien mit den Kieferzangen etwas zu machen, aber selbstverständlich drang durch das abgedichtete Bullauge nicht ein Ton von außen herein. „Leute, ich glaube ich sehe den Zwischenboss dieses Levels“, verkündete sie prompt, „Riesenspinnen mit blitzenden Kiefern sind doch in den meisten Spielern mächtige Gegner, oder irre ich mich da? Wenn einer Angst vor einer Arachne hat, sollte er sich besser jetzt schon vorbereiten.“
Auch andere hatten sich inzwischen an den Dingen aus der „Waffenkammer“ bedient, schade, dass man die Statuswerte der Waffen nicht sehen konnte, auch, wenn die nicht so aussahen, als würden sie besonders gute Punkte geben. Antonia war immer mehr davon überzeugt durch einen wirklich unglaublichen Zufall, wie die Helden gewisser Bücher und Serien in eines ihrer geliebten Videospiele gezogen worden zu sein und hackte insgeheim dies bereits als „beste Nacht ihres Lebens“ ab.
Damit noch andere sich bewaffnen konnten, zog sich die Braunhaarige aus dem winzigen Kämmerchen zurück und trat auf den Gang, jedoch nicht, ohne dem Spinnenboss noch einmal einen Blick über die Schulter zuzuwerfen. Angst hatte sie nicht. Es war Classic, dass man einen späteren Boss durch ein Fenster, Fernrohr oder was auch immer bereits deutlich früher sah, als man tatsächlich auf ihn traf. Auf dem Gang hatten sich inzwischen auch wie es schien NSCs eingefunden, die ihnen friedlich schienen. Also eines musste man den Designern schon lassen, das Charakterdesign war etwas, dass sie noch nicht kannte und ziemlich ausgefallen. Das gefiel ihr sehr gut. Also stellte sie sich neben die beiden Jungs und blickte zu Logan hoch. „Ernsthaft, so wirste aber ewig zum Leveln brauchen“, meinte sie ein wenig nachdenklich, dann blickte sie wieder zu den Fremden, welche alle drei weiblich waren, „Total geniales Design, mir gefällt der Kontrast zwischen euch total gut. Seid ihr hier, um das Tutorial zu triggern? Hi übrigens, ich bin Toni. Dein Kleid ist sehr hübsch, aber wird das nicht verdammt schnell dreckig?“ Ihre Augen leuchteten vor Aufregung und bei dem letzten Satz hatte sie direkt das Schäfchen angeguckt. Ein wenig klischeehaft, aber bestimmt war dieses Püppchen auch vom Wesen her zuckersüß und eine wohlerzogene, kleine Prinzessin, die irgendwann einmal über ein großes Reich mit Güte herrschen sollte und nun von den bösen Piraten gefangengenommen worden war. Diese hatten aber sehr wahrscheinlich die Macht ihrer Gefangenen unterschätzt und nun war sie gemeinsam mit ihrer Kindheitsfreundin und Magd, die immer an ihrer Seite war, ausgebrochen und wartete wie sie auf die Rettung durch die Armee ihres Heimatlandes. Würden sie mit ihr zusammenarbeiten, würden sie sicherlich ebenfalls von diesen zur Hilfe eilenden Rittern gerettet werden und hätten damit dann eine geniale Startposition mit allen Optionen offen, wodurch sie in einem MMORPG Die besten Chancen hatten. Die Pflanzenfrau hinter den Beiden war wahrscheinlich die klassische, starke und mysteriöse Kämpferin, die keiner am Anfang einschätzen konnte. Wahrscheinlich würde sich ihre Rolle in der Geschichte erst zum späteren Zeitpunkt offenbaren. Gute Basis, nichts neues, aber funktionierte doch immer wieder.
Auf die Idee, dass die drei Wesen vor ihr zu dem Rettungstrupp gehörten und noch niemals etwas von Computerspielen gehört hatten, kam Antonia in ihren verdrehten Gedankengängen gar nicht erst. Allerdings blieb ihr auch keine Zeit, vom Gegenteil überzeugt zu werden, denn plötzlich erklangen ganz nah schwere Schritte und schon kamen zwei Piraten um die Ecke und tauchten so hinter den drei Retterinnen auf. Einer davon war ein alter, räudiger Bekannter, denn hierbei handelte es sich um die Piratte, welcher den fahlgesichtigen, aber verschlagen aussehenden Mann neben ihm, welchem schon einige Zähne fehlten, sogar noch überragte. Jener trug schmutzige Kleidung und es schien, als würde sich hinter ihm irgendwas bewegen, was auch sehr seltsame, leicht schmatzende, leise Geräusche von sich gab. Die Farbe der Stoffe war kaum zu erkennen und ließ sich vollkommen ausreichend mit dem Wort „schmutzig“ beschreiben, wobei auch dicke Salzkrusten sich abzeichneten. Aus dem Schädel über dem rechten Auge ragte ein milchig graues Horn, das irgendwie mehr an einen Kristallsplitter erinnerte. Musste ganz schön schmerzhaft gewesen sein, vor allem schien es, als habe dieser Splitter die Haut an jener Stelle eingerissen, da durch diesen Spalt ein Stück des bleichen Knochens, aus dem das Horn wuchtete, sehen konnte. Sein Haar war nass und irgendwie hatte er sonst etwas von einer Wasserleiche, wie Toni fand.
„Was zum Klabautermann ist denn hier los?“, geiferte Hörnchen und spuckte verärgert aus, „Bist du zu blöd die Tür geschlossen zu halten, elendiger Abschaum. Fordere unsere Geduld nicht heraus, oder der Käpt`n macht Kleinholz aus dir.“ Mit wem er da schimpfte, konnte Toni nicht ganz erschließen, denn er sah mit starrendem und irgendwie unmenschlichem Blick in die Richtung der ausgebrochenen und ihrer neuen Bekannten. Die Ratte gab ein quikendes „Pfzihihi“ von sich und packte ihren Knüppel oder was auch immer das Morgenstern-Teil auch sein sollte, fester. „Und ihr hättet besser in eurem Loch bleiben sollen, jetzt zahlt ihr dafür!“, brüllte er lispelnd, diesmal sichtlich an die Gruppe vor ihm gerichtet. „Denk daran, wenn wir die Träumer umbringen, löscht Hook uns aus, aber es hat niemand gesagt, dass sie in einem Stück bleiben müssen. Den Lumari-Abschaum vor uns kannst du aber gern zu Staub verwandeln.“ Wieder quiekte die Ratte zustimmend und näherte sich mit zuckendem Schwanz Dae und den anderen.
Hörnchen zückte nun auch seine Waffen, Dolche, von denen er den ganzen Gürtel voll hatte. Allerdings behielt er nicht nur zwei in der Hand, sondern reichte die ersten direkt weiter nach hinten, wo sich das, was sich die ganze Zeit bewegt hatte, nun über seine Schultern erhob und sich als drei glitschige Fangarme eines Kraken entpuppten, welche scheinbar Teile seines eigenen Körpers waren und nun jeder der drei einen Dolch umwickelt hielten. Als er nun aber der Ratte folgend auf die Gruppe und die Traumlandbewohner zu schritt, löste sich direkt vor ihm plötzlich eine Diele aus dem Boden, schnellte nach oben und knallte ihm direkt ans Schienbein, was ihn mit einem Aufschrei zu Fall brachte. „Elender Bastard, das wirst du mir büßen, verlass dich darauf.“ Fluchte er, während die Diele wieder artig an ihren angestammten Platz zurück sank und sich mit den anderen verband, als wäre nie etwas Geschehen.
Der erste Kampf! Blitzschnell drehte Toni auf dem Absatz um, blickte suchend umher und hatte dann ihren kleinen Drachen auch schon gefunden. Mit wenigen Sätzen war sie bei ihm und wäre dabei fast auf das Kleine Wesen getreten, welches vor ihm auf dem Boden lag. Offenbar hatte Pyu jemanden, der noch kleiner war, als er, einfach umgerannt. „Entschuldige bitte vielmals“, meinte die junge Frau zu dem Kerlchen und zögerte einen Moment, dann aber nahm sie das kleine Wesen einfach mit der freien Hand hoch und setzte es sich auf die Schulter. „Damit keiner auf dich drauf tritt.“ Anschließend nahm sie Pyu auf den Arm und lief zu den anderen zurück.
„Pyu mein Süßer, wir bekommen Gesellschaft. Die Böse Ratte, von der du vorhin meintest, du würdest sie fressen wollen, ist wieder da und wir brauchen einen mächtigen, tapferen Drachen wie dich“, erklärte sie ihm, wobei sie tatsächlich nicht im geringsten daran zweifelte, dass „ihr“ Drachi die Ratte mit Leichtigkeit besiegen würde.
Draußen, vor dem Bullauge kam die Spinne auf eine wirklich ausgesprochen schlechte Idee, denn als sie zum Stoß ansetzte, bildeten sich auf einmal an der Außenkante des Schiffes mehre Spitz zugeschnitzte Holzpfeiler, welche auch direkt in Richtung Anansi wuchsen, als würden sie zustoßen wollen.
OT: Damit greifen die Piraten auch mal an. Beide sind zwar nur Randoms, sollten aber unseren Träumern schon zu schaffen machen, dafür habt ihr aber auch gerade genug bekommen, damit ihr sie mit Quantität umwälzen könnt. Dennoch werde ich bei diesem Kampf die beiden reagieren lassen^^. Zeigt mir, wie kreativ ihr seid.
Ähm entschuldigt bitte, falls euch Tonis wirrer Geist Kopfschmerzen macht, ich krieg von ihr ja eher Bauchweh vor Lachen XD
@Van_Cliff: Sry, aber ich hab euch alle am Start des RPGs gewarnt, das Schiff anzugreifen. Anansi muss aber nicht zwangsweise getroffen werden, doch werden sie die Aus der Bordwand schießenden Holzspeere von der Seite des Schiffes jagen und sie verfolgen, bis sie weg von den Fenstern ist. Mach was drauß und nimm es als Spielangebot und nicht als Strafe ;)
(und ja, wie wir es dir schon angekündigt hatten, durch die Bullaugen der Jolly Roger hört man nix durch, also kriegt Anansi auch nicht Tonis wirres Gerede mit ;))