Bundestagswahl 2017

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  • Hartz IV-Empfänger müssen keine Arbeit annehmen, die sie als für sie unzumutbar belegen können.

    Damit ist mit der Hartz-Reform die Beweispflicht auf den Antragsstellenden gewälzt worden. Es ändert auch an der grundsätzlichen Regel nichts, dass jedes nicht unsittliche Arbeitsangebot zunächst für zumutbar gehalten wird.


    Da stimme ich im großen Teil zu und sogar ehrlich gesagt würde ich da weiter gehen und alles föderalistische streichen und bundesweit eine einheitliche Politik durchsetzen, Einheitliches Abi, Inhalte, Wahlkurse, etc. . Wüsste aber nicht, was Stärkung der Geisteswissenschaftler bringen sollte, wenn der Deutsche Markt klar MINTler verlangt (wobei bei M und N auch nicht soo stark).

    Ich würde vor einer Ökonomisierung der Bildung warnen. Weder hat Schule die Aufgabe, den Markthunger zu stillen, noch, gute Ingenieure zu züchten. Bildung soll Kindern ermöglichen, die persönlichen Ziele zu finden und zu erreichen. Das ist auch im Föderalismus möglich, für den es historisch betrachtet ja gute Gründe gibt. Ein vereinheitlichtes Abitur ist idR eine Forderung nach Fairness, was die Schule wiederum zum Wettbewerb macht. Vielleicht sollte der Zertifikatewahn aber auch überdacht werden.


    Da sind wir doch mittendrin.

    ich würde recht viel Geld darauf wetten, dass die Ziele der Energiewende nicht planmäßig erreicht werden.


    Mit einer starken SPD hätte man da die realistischste Chance gegen die Union anzukommen.

    Eben @Shorino, mit vielen deiner Vorschlägen ist man bei der SPD gar nicht so bei der falschen Adresse.

    Wie gesagt: Die SPD hat sein 1998 nur von 2009 bis 2013 nicht regiert: Seitdem fragwürdig begründete, geplante und durchgeführte Kriegseinsätze, Einführung der Agenda 2010, in der Regierung Rot-Grün ein furchtbares Ausmaß an Korruption, nach wie vor keine Ehe für alle. Im aktuellen Koalitionsvertrag steht, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich "nur langsam schließt", was schlicht falsch ist. Nicht einmal die Erkenntnis der Realität bringt die SPD in einen Koalitionsvertrag, von beherzten Maßnahmen ganz zu schweigen.
    Die SPD ist, wie immer, im Wahlkampfmodus. Warum sollte ich sie wählen? Damit sie das durchführen, was sie jetzt schon in Angriff nehmen können? Es wird ja nicht mal der Versuch gemacht. Das ist doch reine Wahlkampfstrategie und es verwundert mich, wie es diese Partei schafft, seit Generationen schlechte Politik zu machen und kurz vor der Wahl wieder an Glaubwürdigkeit zu gewinnen.
    Ein rot-rot-grünes Bündnis wird es wohl nicht geben und, wenn doch, dann mache ich mich, beim derzeitigen Zustand der deutschen Recht.. äh, Linken lieber auf das Schlimmste gefasst. Es läuft wohl alles auf vier weitere Jahre Große Koalition hinaus, wenn nicht die Grünen sich bis dahin völlig an die CDU angebiedert haben. Welche Partei ich wählen würde? Das weiß ich noch nicht und es wird schwierig werden, denn die politische Landschaft wurde in den letzten vier Jahren noch entsetzlicher. In der Linkspartei gibt es zumindest vereinzelte überzeugte antirechte Stimmen, doch sie werden übertönt von Wagenknecht und ihrem saarländischen Mann, der inzwischen eine Obergrenze und einen Baustopp für Windkrafträder fordert.


    @Mimimi: Die Stärkung der Geisteswissenschaft sorgt meines Erachtens dafür, dass der funktionale Analphabetismus eingeschränkt wird. Sprachliches und historisches Bewusstsein sind unbedingte Voraussetzung für das Verständnis von sozialer Realität. Verwehrt man gewissen Schichten den Zugang zu diesen grundlegenden Kulturtechniken, muss man sich nicht über "alternative Fakten" wundern. Es ist ja immer wieder niedlich anzusehen, wie Gymnasiasten und Akademiker ratlos sind über die Hetzer von rechts, denn man müsse die Fakten doch erkennen. Die ÖR-Medien sind bemüht, alles genau zu erklären und führen neue Formate ein, die für den IQ eines Schimpansen geeignet sind (#kurzerklärt zB). Doch Wahrheitsfindung läuft bei diesen Menschen völlig anders ab, Schlussfolgerung werden nicht konstruiert, sondern beschlossen, Wahrheiten werden dekretiert. Dass ein gewaltiger Prozentsatz von Jugendlichen nicht in der Lage ist, auf fragwürdigen Nachrichtenseiten (welt.de, stern.de etc.) als Nachricht getarnte Werbung von echten Nachrichten zu trennen, ist ein Alarmsignal. Und ich lese sehr viele Seminararbeiten an Universitäten und in den allermeisten Fällen fallen systematische Fehler in Ausdruck und Grammatik auf.


    Solange Kirchen ausschließlich von der Kirchensteuer bezahlt werden, die ja die Gläubigen freiwillig bezahlen, seh ich da kein so großes Problem.

    Das ist aber nicht so, denn die Kirchen erhalten darüber hinaus eine große Menge Geld aus allgemeinen Steuermitteln. Außerdem ist der Staat nicht dafür zuständig, per Steuer Mitgliedsbeiträge einzustreichen. Das macht jeder andere Verein auch selbst.


    z.B. sagen können wir nehmen nur christliche Ärzte/Krankenpfleger/Lehrer)

    Und, man mag's nicht glauben, die Kirchen sind befreit vom Antidiskriminierungsgesetz. Sie können bspw. einen homosexuellen Kindergärtner oder Arzt entlassen, was die Behauptung einer Gleichstellung von Homosexuellen in Deutschland ad absurdum führt.

  • @QueFueMejor



    Zitat von QueFueMejor

    Und die Moscheen im Inland?

    Kirchensteuer von Muslimen, Spendenbeiträge, Mitgliederbeiträge. Das selbe auch bei Kirchen, Synagogen usw..


    Die Kirchensteuer muss ja nicht jeder bezahlen, sondern nur diejenigen, die es wollen. Was ich nicht mehr haben möchte sind die Aufrufe zum Gebet. Kirchenglocken und der Muezzin Ruf. Keine Ahnung wie das bei den Juden ist. Auf diese Rufe kann ich verzichten.

  • @Edex
    Würdest du finanzielle Hilfen für Moscheen zulassen wollen?

    Gibts übrigens teilweise schon, von daher ist die Frage, ob man sowas zulassen sollte mittlerweile nicht mehr wirklich eine Frage.

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • @Gucky
    Ich nehme an, selbst für @Edex war klar, worauf ich mit der Nachfrage abzielte. Da ist dann auch völlig egal, ob diese Hilfen im Moment schon Realität sind oder nicht.
    Dass in meinen Augen der Staat nicht den Geldeintreiber für irgendwelche Kirchen spielen soll, sagte ich ja bereits. Wenn man den Vergleich mit Sportvereinen nicht mag, kann man ja gern die GWUP als Beispiel heranziehen, die mit Sicherheit auch Werte, Lebenseinstellungen und so weiter transportiert ( afger). Zumal der Vergleich mit einem Sportverein auch insofern passt, dass mich der Staat niemals zwingen würde Mitgliedsbeiträge für einen Verein zu bezahlen, weil ich Fan von ihm bin. Bei der Religion soll ich dagegen sofort entsprechende Beiträge entrichten, weil ich mich ihr zugehörig fühle.

  • @Shorino
    Ich gebe dir bei fast allem, was du gesagt hast Recht, aber mit einer Sache liegst du meiner Ansicht nach falsch. Die SPD hätte keine deiner Forderungen in den letzten Jahren umsetzen können, weil die Koalition mit der Union das nicht zugelassen hätte.
    Du wirst jetzt sagen, dass sie einfach die Rot-Rot-Grüne Mehrheit im Bundestag hätte ausnutzen können, aber dann hätte die Union die Koalition sofort beendet und es wäre zu Neuwahlen gekommen, die für die SPD bestimmt nicht gut ausgegangen wären. Theoretisch hätte die SPD zwar schon 2013 eine Koalition mit Grünen und Linken bilden können, de facto hätte diese aber wahrscheinlich nicht einen Monat gehalten, weil schon ein paar abweichende Stimmen die Koalition hätten gefährden können. Und alle drei Parteien haben mehrere "Abweichler" in ihren Reihen, die ohnehin niemals eine Rot-Rot-Grüne Bundesregierung akzeptieren würden.


    Du kannst also die SPD nicht dafür verantwortlich machen, dass sie ihr Programm in den letzten 12 Jahren nicht umgesetzt hat. Man kann die Partei aber definitiv dafür verantwortlich machen, dass ihr Programm nicht in der Zeit von Rot-Grün unter Schröder umgesetzt wurde. Du hast absolut Recht, dass Schröder ein neoliberaler Blairist war, dem soziale Gerechtigkeit niemals ein Anliegen war. Darum ist ja Lafontaine damals sogar aus der SPD ausgetreten. Ich habe keine Ahnung, wieso jemand wie Schröder sich überhaupt einer sozialdemokratischen Partei angeschlossen hat.
    Jedenfalls dürften sogar Leute wie Schulz und Gabriel langsam verstanden haben, dass die SPD niemals wieder in der Lage sein wird, den Regierungschef zu stellen, solange sie Schröders Taten nicht rückgängig macht. Das wird in einer Großen Koalition natürlich niemals geschehen, aber sollte es tatsächlich zu Rot-Rot-Grün kommen (was ich nicht glaube), dann wird sicher vieles was du aufgelistet hast, umgesetzt werden. (Aber natürlich nicht das mit der Überwachung. Damit würde Deutschland nur auf einen Vorteil verzichten, auf den kein anderer Staat verzichten würde.)


    Warum das so ist? Weil die Führung einer Bundesregierung zu übernehmen enorm wertvoll für die SPD als Partei und für Schulz als Person wäre. Daher wird Schulz sicherlich Kompromisse mit Linken und Grünen schließen, auch wenn er selbst vielleicht nicht wirklich davon überzeugt ist.
    Damit das geschieht, müsste es aber erstmal zu Rot-Rot-Grün kommen. Also wenn du wirklich willst, dass deine Forderungen umgesetzt werden, musst du wohl oder übel eine dieser drei Parteien wählen, @Shorino. Es ist Fakt, dass keine andere Koalition diese Ziele verfolgen würde.

  • Mitgliedsbeiträge für einen Verein zu bezahlen, weil ich Fan von ihm bin. Bei der Religion soll ich dagegen sofort entsprechende Beiträge entrichten, weil ich mich ihr zugehörig fühle.

    Nicht nur wenn man Fan ist, man kann auch Atheist sein und bestimmte Summen von dessen Steuern würden trotzdem der Kirche zufließen.

  • Merkel verteidigt die Agenda von Schröder

    Pardon, aber: Was ist so schlimm daran? Die Agenda 2010 hieß natürlich Abstriche beim Sozialstaat, wie bspw. AG I nicht mehr bis zu 32 Monate, sondern 18. Frage ist nur: Was ist so schlimm daran?
    Subjektiv mag es völlig richtig sein, dass ein Mensch, der jahrelang gearbeitet hat, auch entsprechend lange eine gewisse „Sicherheit“ durch AG I haben soll. Diese Sicherheit soll aber neben der Existenzsicherung vor allem genutzt werden, um wieder Arbeit zu finden. 1 1/2 Jahre sind da imo ein machbarer Zeitraum, zumal die Arbeitssuche idR nicht unbegleitet geschieht (Stichwort: Agentur für Arbeit).
    Zumindest bei meinem Stiefvater war es so, dass er ebenfalls vor gut 4 (oder 5) Jahren seine Arbeit verloren hat und dementsprechend auf AG I angewiesen war. Er musste einen Job finden, bei dem er ähnlich gut verdienen konnte, weil wir ein Haus hatten. Er war allerdings - rein schulisch - nicht sonderlich gut qualifiziert, sodass er sich lediglich auf Arbeitserfahrung berufen konnte. Und er hat innerhalb von 6 Monaten einen neuen Job gefunden. Sicher: Er musste um die 250 Bewerbungen schreiben und verschicken. Das sollte aber auch drin sein, wenn man unbedingt einen Job haben möchte und braucht. Sich da 2 Jahre und 8 Monate auf AG I auszuruhen kann so eine Motivation auch drücken.


    Und wer sich sonst noch was von Schulz verspricht: Zu meinen, dass unfassbar viele Menschen befristete Verträge haben, ist lachhaft. Um mal ein paar Zahlen zu nennen:
    2015 waren es insgesamt 8,4% der Verträge, davon entfielen alleine 17,9% auf die zwischen 25-34-Jährigen. Mit zunehmenden Alter sinkt die Quote stark.
    Befristungen mögen erst einmal Unsicherheit bedeuten und für Unternehmen unfassbar confortabel. Auf der anderen Seite versprechen sie aber auch Flexibilität bei langen Kündingungsfristen. Ich beispielsweise arbeite momentan als Aushilfe an der Kasse und bin tbh froh, dass mein Vertrag erstmal bis Ende Oktober befristet ist. Dass ich den Vertrag ohne weiteres verlängern könnte, steht außer Frage. Ich möchte ihn aber tatsächlich auslaufen lassen, weil mir persönlich der Zeitpunkt dafür günstig erscheint (das hat jetzt private Gründe haha, ist auch einfach nur ein Beispiel).
    Quelle: Statistisches Bundesamt

  • Du hast doch selbst gesagt, warum die Agenda 2010 falsch ist. Abstriche beim Sozialstaat. Die Reform ist Arbeiternehmerfeindlich und stärkt nur den Arbeitsgeber. Der Kündigungsschutz zu lockern, Arbeitslosengeld nur noch für 12 Monate, egal wie lang man gearbeitet hat.


    Ähm durch die Einführung des Hartz IV werden die Arbeitsnehmer auf keinen Fall durch die verkürzte Auszahlung des Arbeitslosengeld wieder auf dem Arbeitsmarkt registriert.


    Was Deutschland braucht ist eine Reform, wo die Arbeitsnehmer gestärkt werden. Nicht nur weniger Steuern auch mehr Rechte bei der Arbeit. Daher sollen Gewerkschaft und Betriebsrat mehr Rechte erhalten und zu mehreren Entscheidungen ein Mitbestimmungsrecht hat.


    Ist ja schön, dass du einen befristigen Vertrag hat, aber viele Arbeitsgeber bezahlen für Mitarbeiter mit befristigen Vertrag nicht den selben Vertrag wie Mitarbeiter mit unbefristeten Verträgen. Für mich ist ein befristiger Vertrag nur gut um Berufserfahrung zu sammeln, aber um langfristig planen zu können ist ein unbefristeter Vertrag besser und stabiler. Aber leider müssen viele Arbeitsnehmer trotz unbefristigen Verträgen oft die Firma wechseln. Das können wir in Zukunft auch ändern indem man die Arbeitswelt mehr miteinander koppelt und Betriebsräten/Gewerkschaften verschiedener Firmen zusammen arbeiten wenn es zum Beispiel bei einer Kündigung um eine mögliche Versetzung geht oder Ähnliches. Viele Mitarbeiter, die schon älter sind haben es umso schwieriger woanders eine Arbeit zu finden, weil zum Beispiel auch die Vorgaben wie eine Bewerbung auszusehen hat sich ändert. Dazu gibt es auch Leute, die kein Internet haben und somit nicht online bewerben können. Der Dialog mit dem Betriebsrat muss verstärkt werden um jede Möglichkeit für eine bestmögliche Perspektive möglich zu machen. Wir haben so viel Potenzial, aber die Agenda 2010 verstärkt nur die Probleme. Arbeitsgeber hat einfach zu viel Macht, auch bei Kündigungen. Selbst bei Gründungen von Betriebsräten sind manche Arbeitegeber sehr giftig drauf. Das alles ist nicht sozial, für die Arbeitsgeber ja.

  • Bedeutet das nicht, dass immer noch jeder 5. "junge" Mensch einen befristeten Vertrag hat? Viel Spaß dir damit einen Kredit zu besorgen. Das Schlimme was u.A mit der Agenda 2010 einhergeht, ist dass die Menschen im Vergleich zu vorher ungemein unter Druck gesetzt werden. Finde innerhalb des angegebenen Zeitraumes einen Job, oder du wirst finanziell ausgeblutet. Alleine sowas führt doch schon zu krassen Abstiegsängsten und eventuell zu Dauerstress, wenn sich die Arbeitslosigkeit anbahnt. Der Vater meines Lehrers musste sein Haus aufgeben, weil er in Hartz 4 gerutscht ist, nachdem er jahrelang normal gearbeitet hat. Meiner Ansicht nach dürfen Menschen nicht einfach so ihrer existenziellen Grundlagen beraubt werden, wenn sie vorher ganz normal dafür gearbeitet haben. Die Würde eines Menschen ist unantastbar und das verträgt sich nicht damit, die gesetzlichen Möglichkeiten zu bieten, ganze Existenzen aufzufressen. Natürlich ganz zu schweigen davon, dass es schon jetzt in Deutschland eine 2 (oder mehr) Klassen-Gesellschaft gibt; so gilt arm zu sein oder Hartz 4 Empfänger, wie eine Brandmarkung innerhalb der Gesellschaft.


    Im übrigen kann man ein Gesetz nicht danach richten, dass man den Leuten schlichtweg pauschal Dinge unterstellt.


    Edit: Natürlich logisch, dass Konservative die Agenda verteidigen @Edex. Die wollen ja auch ihre großzügigen Parteispenden "konservieren" hehehe

  • Ich beispielsweise arbeite momentan als Aushilfe an der Kasse und bin tbh froh, dass mein Vertrag erstmal bis Ende Oktober befristet ist.

    Und weißt du was? Bei einem unbefristeten Vertrag wärst du sogar noch flexibler. Wenn im befristeten Vertrag keine Kündigungsfrist festgelegt ist, gibt es sie nicht. Würdest du morgen einen Job finden, der deiner privaten Situation eher entspricht, als der aktuelle, hast aber keine Kündigungsfrist im Vertrag, kannst du sie im Oktober antreten. Aus einem unbefristeten Vertrag kommst du in maximal rund sechs Wochen raus, nämlich mit einer gesetzlichen Kündigungsfrist von vier Wochen zum 15. oder Monatsende. Ein unbefristetes Arbeitsverhältnis ist damit gerade für den Arbeitnehmer ziemlich flexibel, befristete Arbeitsverhältnisse dagegen sind fast ausschließlich für Arbeitgeber von Vorteil.
    Ich kenne jedenfalls erstaunlich wenige Menschen, die sich über ihre befristeten Verträge freuen. Gerade für Dinge, wie Familienplanung benötigten dagegen eher die Stabilität eines unbefristeten Arbeitsverhältnisses.


    Allgemein scheint mir deine Darstellung der Agenda 2010 übertrieben positiv. Immerhin gehören zu diesen Reformen auch die Hartz-Reformen, die erst ein Existenzminimum festlegen und dann auch noch erlauben es zu kürzen. Ich denke, das sind Dinge, die @Shorino als Arbeitszwang bezeichnet. Allgemein werden mit diesen Reformen Menschen drangsaliert und die deutliche Mehrheit der Arbeitswilligen, die einfach nichts bekommen, wird behandelt, als wären sie diese kleine Minderheit, die tatsächlich keine Lust auf Arbeit hat.
    Tu also nicht so, als seien die größten Abstriche für den Sozialstaat die Verkürzung des ALG 1, denn es ist offensichtlich, dass es viel schlimmere "Abstriche" gibt. Wie gesagt, das mit Abstand schlimmste an den Reformen ist diese Entwürdigung arbeitswilliger Menschen, indem man ihnen permanent unterstellt, sie seien alle nur faule Säcke. Und ja, genau das tut man, indem man festlegt und kontrolliert, wieviele Bewerbungen mindestens geschrieben werden müssen. Das tut man, wenn man Gelder kürzt, die als Existenzminimum bezeichnet werden.

  • Ich beispielsweise arbeite momentan als Aushilfe an der Kasse und bin tbh froh, dass mein Vertrag erstmal bis Ende Oktober befristet ist. Dass ich den Vertrag ohne weiteres verlängern könnte, steht außer Frage. Ich möchte ihn aber tatsächlich auslaufen lassen, weil mir persönlich der Zeitpunkt dafür günstig erscheint (das hat jetzt private Gründe haha, ist auch einfach nur ein Beispiel).

    @QueFueMejor hat bereits darauf hingewiesen, dass es völlig sinnlos ist, einen befristeten Vertrag als einen flexiblen zu bezeichnen, da ein unbefristeter Vertrag stets die Möglichkeit der Kündigung beinhaltet. Wenn du schon weißt, dass du ihn auslaufen lassen möchtest, könntest du fristgerecht eine Kündigung einreichen und hättest nichts an Flexibilität verloren, sondern eher gewonnen. Doch selbst wenn dir ein befristeter Vertrag günstig erscheint, so sollte es möglich sein, einen solchen Vertrag mit dem Arbeitgeber auszuhandeln. Schon die Tatsache, dass ein Arbeitgeber freudig annehmen würde, wenn ein Arbeitnehmer einen befristeten Vertrag von sich aus ins Spiel brächte, zeigt, dass es es sich dabei um ein asymmetrisches Arbeitsverhältnis handelt. Geht der Vertrag nämlich auf sein Ende zu, befindet sich der Arbeitgeber stets in der stärkeren Position bei der Aushandlung eines neuen Vertrags.


    Frage ist nur: Was ist so schlimm daran?

    Diese Frage ist erschreckend leicht zu beantworten und die Antwort beläuft sich nicht allein auf die Hartz-Reformen: Im Thread über Verstrickungen von Wirtschaft und Politik habe ich bereits darauf hingewiesen, dass die Agenda 2010 nicht von der Politik, also von den demokratisch gewählten Vertretern, konzipiert worden ist, sondern von der Bertelsmann Stiftung. Die Bertelsmann Stiftung ist eine angeblich wohltätige Stiftung, die 77,6% der Aktien der Bertelsmann SE & Co. KGaA, was bedeutet, dass beinahe alle Gewinne des Riesenkonzerns Bertelsmann über die angeblich wohltätige Stiftung laufen. In den USA ist ein solches Vorgehen von Konzernen, nämlich die Gründung einer steuerbegünstigten Stiftung durch eine Firma, die dann wiederum beinahe die kompletten Aktien der Firma kauft und deshalb dieselben Gewinne mit erheblich geminderter Steuer einfährt, ab einem gewissen Grade (20% Aktien, glaube ich) illegal. Der Konzern Bertelsmann aus Gütersloh ist eines der größten Unternehmen Deutschlands und Europas und betreibt neben Verlagswesen und ohnehin bedenklichen PPP-Projekten (also Erledigung staatlicher und kommunaler Aufgaben durch Privatfirmen) einen Lobbyismus, dessen Einfluss auf die deutsche Politik kaum zu gering eingeschätzt werden kann. Die Stiftung ist marktliberal und unternehmerfreundlich eingestellt und setzt sich auf beinahe jeder gesellschaftlichen Ebene (z.B. auch auf Ebene der Bildungs- und Gesundheitspolitik) für wirtschaftliche Liberalisierungen ein, ohne dass sie jemand demokratisch darum gebeten hätte.
    Diese Stiftung also legte Anfang der 2000er ein Konzept vor, den "Wirtschaftspolitischen Forderungskatalog für die ersten hundert Tage der Regierung". Dieser Katalog wurde in weiten Teilen in die Agenda 2010 übernommen. Ob das nun daran gelegen hat, dass man die Forderungen in der Regierung Rot-Grün einfach super überzeugend fand, oder etwas mit der Tatsache zu tun hat, dass ein guter Teil der ehemaligen Regierung Schröder inzwischen selbst Lobbyismus für zweifelhafte Konzerne betreibt*, darf man selbst entscheiden.
    Im Zuge der Agenda wurde alles umgesetzt, was man sich als Arbeitgeber hierzulande wünscht: Einfacher Hochschulzugang zur Massenqualifikation (natürlich in der Hoffnung, die MINT-Fächer zu stärken), Lockerung des Kündigungsschutzes, Reduzierung der Lohnnebenkosten für Arbeitgeber zu Lasten der Arbeitnehmer, Beschränkung von ALG I auf 12 (!) Monate (für Menschen ab 55 Jahren 18 Monate), Vernichtung der Vermögen von Eltern und Kindern bis 3850€, Annahme, dass jede angebotene Stelle eine zumutbare ist, auch wenn die Qualifikation des Arbeitssuchenden deutlich höher ist oder der Lohn nicht existenzsichernd ist (man erinnere an die menschenunwürdigen 1€-Jobs), Kürzung finanzieller Leistungen bei Nicht-Annahme eines zumutbaren (haha) Arbeitsangebots, Streichung von Leistungen aus dem Katalog der Gesetzlichen Krankenversicherungen, Einführung der Praxisgebühr (10€ pro Quartal, inzwischen abgeschafft), Einführung des Eigenanteils bei Medikamenten, Zahnersatz und Krankengeld nur noch zu Lasten der Versicherten zur weiteren Senkung der Lohnnebenkosten.
    Vor allem durch die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, jedoch auf dem billigeren Niveau der Sozialhilfe, und den Arbeitszwang für Hartz-IV-Empfänger hat sich das finanzielle und soziale Klima verschärft. Im Jahr 2017 befand sich die Armutsgefährdungsquote auf Rekordniveau, auch so viele Kinder wie nie zuvor seit der Wende sind von Armut betroffen. Die Möglichkeit von Minijobs, Zeitarbeit, die Lockerung des Kündigungsschutzer, kurz: die Möglichkeit, Menschen nur insofern anzustellen, als sie mal eben gebraucht werden, und danach einfach ohne Nennung von Gründen wieder zu feuern, sowie die Umverteilung der Lohnnebenkosten zu Lasten der Arbeitnehmer, erlaubte es den deutschen Unternehmen, die Lohnstückkosten so weit zu verringern, dass der deutsche Export so stark ist wie nie zuvor. Die anderen europäischen Länder können mit diesen billigen deutschen Exporten schlicht nicht mithalten, worunter die dortige Wirtschaft stark zu leiden hat. Dass Deutschlands Wirtschaft einen Aufschwung erlebt, während die europäische Wirtschaft unter der Krise leidet, ist eine Folge der deutschen Außenhandelsbilanz. Erst kürzlich warnte die EU wieder davor, dass der deutsche Export asozial sei: https://www.tagesschau.de/wirt…tschland-exporte-101.html Ob die Krise der Europäischen Union auch damit zu tun hat, dass Deutschland den europäischen Markt zu allein seinen Gunsten dominiert und zwar viel exportiert, aber nur wenig importiert, kann ja mal angedacht werden.


    Tatsächlich war es möglich, die Arbeitslosenzahlen zu verringern, jedoch zu dem Preis, dass stattdessen die Zahl der sog. working poor stark angestiegen ist, also solcher Menschen, die trotz Arbeit am oder unter dem Existenzminimum leben. Auf dem Nährboden der Existenzangst der Familien wuchs natürlich die Konkurrenz: Seit den 2000ern bis heute blüht die Sozialhetze vor allem in den Boulevardblättern der mittleren Unterschicht. Nicht arbeitende Menschen werden sofort verdächtigt, Schmarotzer zu sein; wer nicht arbeitet, so die Meinung, der habe auch kein Recht darauf, als normaler Bürger am Leben teilzunehmen. Rechnungen, dass Hartz-IV-Empfänger den Staat so und so viel kosten, muteten meines Erachtens beinahe nationalsozialistisch an, der Grundtonus: Faulenzer schaden dem Vermögen der Volksgemeinschaft.
    Auch darüber, ob die Sozialhetze, also die Kriminalisierung der Armen, etwas mit aktueller Rassismusproblematik zu tun hat, kann nachgedacht werden.
    Mit der Liberalisierung des Arbeitsmarktes musste natürlich auch eine Ökonomisierung der Schule stattfinden: Durch die Konkurrenz der südostasiatischen Staaten musste das rohstoffarme Deutschland Qualifikation als Standortvorteil anbieten; dabei geht es selbstverständlich nicht um soziale, historische oder philosophisch-ethische Bildung, sondern um wirtschaftlich relevante Qualifikation. Bis heute bestimmen Bildungsanalysen wie der Bildungsmonitor (die von wirtschaftsliberalen Lobbyorganisationen herausgebracht werden) die bildungspolitische Debatte. Gleichzeitig verwalten Haupt- und Mittelschulen nur noch das Elend, das hauptsächlich aus türkischen und arabischen Migrantenfamilien besteht, die von der Leistungsgesellschaft völlig im Stich und ungebildet gelassen werden. Grundlegende Kulturtechniken wie Lesen und Schreiben, die seit Tausenden von Jahren existieren, werden von 7,5 Mio der Erwachsenen nicht mehr ausreichend beherrscht - man spricht von funktionalem Analphabetismus, der inzwischen auch an Gymnasien um sich greift. Große Teile der Studierenden haben Schwierigkeiten mit den Grundlagen von Grammatik und Ausdruck. Allein in Berlin sind nach Schätzungen mehr als 300.000 Erwachsene komplette oder funktionale Analphabeten. Was ein solcher Wert mit dem "Postfaktischen" zu tun hat und damit, dass Leute zu blöd sind, Nachricht und Lüge zu unterscheiden, auch darüber sollte nachgedacht werden. Und ob es sinnvoll ist, wenn sich gymnasiale Bürgerkinder den Kopf darüber zerbrechen, warum diese Menschen Fakten nicht als solche anerkennen.
    Man wird mir sicherlich vorwerfen, dass ich zu schwarz male, aber ich ertrage es einfach nicht, dass die Ungerechtigkeiten offen daliegen und überprüfbar sind und sich trotzdem alle fragen, warum es aussieht, wie es aussieht, im deutschen Volk. Denn bevor in diesem Land ein einziges Mal darüber nachgedacht wird, wie Gerechtigkeit geschaffen werden könnte, bricht hier wieder die Lynchjustiz los und später hat mal wieder niemand davon gewusst. Es ist wirklich frustrierend.
    Die Agenda 2010 gehört abgeschafft, schon allein deshalb, weil sie nicht auf demokratischem Wege eingeleitet worden ist. Sie muss ersetzt werden durch ein neues sozialpolitisches Konzept ohne Arbeitszwang, ohne Angst vor Existenzverlust, ohne prekäre Arbeitsverhältnisse, ohne alles, was die Agenda 2010 zur Agenda 2010 macht. Und dass Merkel dieses Konzept höchstpersönlich verteidigt, das sollte nun wirklich keine Überraschung sein.
    Ich würde so gerne mit großer Überzeugung die Politik in Schutz nehmen vor dem Vorwurf der Korruption und der Vorteilsnahme, aber sie macht es einem nicht leicht. Ich würde so gerne von einer lebendigen demokratischen Kultur und von Regeln des Diskurses erzählen, aber derweil üben Leute in Gütersloh und anderswo ihren undemokratischen Einfluss aus.


    *Gerhard Schröder: Nur wenige Tage nach seiner Wahlniederlage unterschrieb er bei der Ringier AG einen Vertrag, später natürlich bekannterweise auf Vermittlung seines guten Freundes Putin bei Nordstream. Große Namen der SPD (wie der - Gott schütze ihn! - Bundespräsident Steinmeier) haben ihn damals verteidigt. Auch seine Nähe zu den Golfstaaten, die in zwielichtiger Nähe zu der Vergabe der WM 2006 an Deutschland stehen, sollte beachtet werden.
    Joschka Fischer: Vorträge bei Goldman Sachs und anderen, Berater in der Autoindustrie und Energie- und Mineralölkonzernen.
    Otto Schily: Setzte sich als Innenminister für die Einführung biometrischer Pässe ein, während er selbst im Aufsichtsrat der Safe ID Solutions und der Byometric Systems AG saß; beide boten Lösungen für dieses Vorhaben an.
    Werner Müller: Zuständig für Wirtschaft und Technologie, wechselte 2003 in den Vorstand der Ruhrkohle AG, 2005 zur Deutschen Bahn.
    Karl-Heinz Funke: Landwirtschaftsminister, nach seiner aktiven Zeit wegen Veruntreuung in der Kommunalpolitik für 6 Monate und 10.000€ verurteilt worden.
    Walter Riester: Arbeitete bald nach seinem Amt als Minister für Arbeit in Aufsichtsräten verschiedener Finanzdienstleister. Transparency International beschrieb seine Arbeit als "Beispiel politischer Korruption".
    Rudolf Scharping: Hatte einen PR-Berater namens Moritz Hunzinger, der für die Kontaktaufnahme für Politiker mit wichtigen Leuten zuständig war und mehrmals in den Verdacht geriet, Politiker (wie z.B. Cem Özdemir) bestochen zu haben.
    Andrea Fischer: Nach ihrer politischen Karriere als Gesundheitsministerin arbeitete sie als Lobbyisten für Unternehmen im Bereich der Gesundheitspolitik.


    Es sei noch darauf hingewiesen, dass kein ehem. Minister auf zusätzlichen Lohn angewiesen ist, denn die Pensionen sind eigentlich hoch genug.

  • Martin Schulz ist heute mit einem nordkoreanischen Ergebnis zum SPD-Parteivorsitzenden und Spitzenkandidaten gewählt worden. 605 der 605 Delegierten gaben ihm seine Stimme.
    Auch wenn er gerade auf einer Erfolgswelle schwimmt, glaube ich nicht, dass er Chancen hat, die SPD zu einem deutlich besseren Wahlergebnis zuführen, geschweige denn die CDU/CSU zu überholen. Die Ankündigung eines unverbrauchten Gesichtes (noch dazu, wenn die anderen Gesichter wie Merkel und Gabriel so verbraucht sind wie nur möglich) löst stets irrationale Sympathiewerte bei Umfragen aus, die dann wiederum Grund sind, dass man die betreffende Person sympathisch findet. Dieser Faktor, dass man schlicht auch unterhalten werden will durch Neuigkeiten aus der Politik, ist nicht zu unterschätzen und sicher auch ein Faktor, warum Trump die Wahl in den USA gewinnen konnte. Auch die aktuelle Stagnation der AfD ist darauf zurückzuführen, dass sie ihren Bonus des Bizarren inzwischen eingebüßt hat und deshalb wohl auch irgendwann verschwinden wird. Vielleicht ist aber auch der Wunsch Vater des Gedankens.
    Ich halte Martin Schulz nach wie vor für klassische Wahlkampftaktik der SPD, die es absurderweise nach Jahrzehnten der uneingelösten Wahlversprechen immer noch schafft, die Wähler davon zu überzeugen, dass sie es dieses Mal ernst meint. Die SPD hat es im letzten Koalitionsvertrag nicht mal geschafft, Armut überhaupt als drängendes Problem zu definieren, und gerade die Person Frank-Walter Steinmeier steht dafür, dass die SPD sich nach wie vor nicht bewusst ist, welche Probleme die Agenda 2010 mit sich gebracht hat.
    Steinmeier selbst fühlt sich derzeit sehr wohl in seiner Rolle als baldiger Präsident: Er suchte in den vergangenen Tagen ein Kloster auf, um sich dort zu "erden", wie tagesschau.de in einem Hymnus auf ihn schrieb. Obwohl er Protestant ist, wählte er ein katholisches Kloster, um ein ökumenisches Signal zu setzen. Damit ist er bestens auf das Amt des deutschen Präsidenten eingestellt: Die Mischung aus hohlen, pseudomonarchischen Phrasen und dem naiven Glauben, mit langweiligen "Zeichen" und "Symbolen" irgendwas in der Welt ändern zu können, zeichnet seit jeher das Auftreten der Bundesrepublik im Ausland auf.
    Sein neuer Leitbegriff soll dabei "Mut" sein, ein Wort, so austauschbar, langweilig und nichtssagend, dass es bestens in eine Kirche oder eben ins Schloss Bellevue passt. Ein Präsident, der als Leitwort mal "Armutsproblematik", "Integration", "Umweltschutz", "Feminismus" oder "Extremismusbekämpfung" hat, ist wohl eine naive Wunschvorstellung von mir. Klar, seine Aufgabe ist es, die Nazis wieder zurück auf Kurs zu bringen, und da wäre ein klares Bekenntnis zu linken Werten auch tödlich.
    Bei seinen zahlreichen Radtouren durchs Havelland, schreibt die Tagesschau, habe er gelernt, dass es mehr als warme Worte braucht, um Populismus zu bekämpfen. Es ist zu bezweifeln, dass er dabei auch gelernt hat, dass die Agenda 2010, die auch und besonders auf ihn zurückzuführen ist, und deutschtümelnder Wahlkampf, bei dem man bürger- oder zumindest deutschennah durch die Heimat radelt, mitunter Grund für das Erstarken von Rechtspopulismus sind.
    Starke und patriotische Worte kennt auch Martin Schulz (wenn er z.B. gerade den Juden in der Knesset mit "alternative facts" die Leviten liest oder von Menschen fabuliert, "die unsere Frauen begrapschen"). Nazi-Vergleiche weist er konsequent zurück, denn Deutschland könne "stolz" darauf, die richtigen Schlüsse aus der Geschichte gezogen zu haben. Ob er damit meint, dass man Nazis die Pensionen bezahlt und auf Opfer der Nazis bis heute finanziell scheißt, oder, dass man den Israelis zeigt, wo der moralische Hase langläuft, während man Panzer an Saudi-Arabien liefert und Hände mit dem Iran schüttelt, bleibt offen.
    Meine Prognose: Vier weitere Jahre Große Koalition, ein paar Prozent mehr für die SPD, die AfD in der Opposition, ein weiteres Erstarken der deutschen Dummheit.

  • Ich bin zwar generell nicht dafür zu haben die CDU/CSU zu wählen, allerdings denke ich, dass ich dieses Jahr im Hinblick auf die Probleme innerhalb der EU, Trump als neuen US-Präsidenten, sowie auf den Größenwahn von Herrn Erdoğan, mich wohl dazu durchringen werde die CDU/CSU zu wählen. Wenn es auch nur mit der Zweitstimme ist.
    Merkel ist bei weitem nicht die beste Politikerin, aber auf Grund ihrer Erfahrungen in den letzten 12 Jahren denke ich, dass sie diese Probleme im Moment mit mehr Erfolg-versprechenden Methoden angehen wird, als beispielsweise Herr Schulz. Zudem ist sie im Ausland mittlerweile beliebter als hierzulande und hat sich dadurch bei vielen anderen Staaten den nötigen Respekt eingehandelt, um wirklich etwas verändern zu können. Sie steht für eine an westlichen Werten orientiere EU und ein durchsetzungsfähiges Deutschland, das mit einer neuen Person an ihrer Stelle wahrscheinlich an Macht und Anerkennung verlieren wird.
    Daher denke ich, dass es - zumindest momentan - besser wäre Merkel erst einmal ein paar Jahre weiter wurschteln zu lassen :D
    Dann kann man immer noch über einen Regierungswechsel nachdenken. Und wenn die CDU/CSU nicht mehr mit der SPD zusammen regiert wird sich der Regierungsstil wahrscheinlich auch erst einmal ändern...

  • und gerade die Person Frank-Walter Steinmeier steht dafür, dass die SPD sich nach wie vor nicht bewusst ist, welche Probleme die Agenda 2010 mit sich gebracht hat.

    Das ist doch eines der größten inhaltlichen Themen von Martin Schulz und schon längst kein Tabu mehr innerhalb der SPD über ihre Defizite zu sprechen. Es bockt irgendwie nur die wenigsten, wie konkret man mit den Korrekturen der Agenda 2010 schon ist, auch wenn ich persönlich immer noch daran zweifle. Du hast ja bereits angeführt, dass klassische Themen der SPD nur im Wahlkampf vertreten werden und realpolitisch im Bund schon fast keine Erwähnung mehr finden (aber wir beziehen uns hier nur auf Bundesebene.)



    Sie steht für eine an westlichen Werten orientiere EU und ein durchsetzungsfähiges Deutschland, das mit einer neuen Person an ihrer Stelle wahrscheinlich an Macht und Anerkennung verlieren wird

    Sie steht für ein restriktives Deutschland mit starken Stimmungsschwankungen einer 14-Jährigen, die zunächst einige Stunden an der Refugees-Welcome Welle mitreitet, um so zu tun, als ob wir besser als Ungarn wären und nach wenigen Monaten schon 2 Asylpakete verabschiedet hat, wo Krisenländer als "sicher" eingestuft werden. Das ist an Realsatire nicht mehr zu übertreffen.

  • Zitat von Shorino

    Meine Prognose: Vier weitere Jahre Große Koalition, ein paar Prozent mehr für die SPD, die AfD in der Opposition, ein weiteres Erstarken der deutschen Dummheit.

    Inwiefern soll das Dummheit sein? In den Niederlanden zum Beispiel wird Demokratie mehr gelebt als hier. Hier sitzen mittlerweile nur 4 Parteien im Parlament, dort viel mehrere. Haben ja auch eine Sperrklausel ab 0,67%. Aber der Unterschied ist, in den Niederlanden sind viel mehr Stimmen der Menschen auch im Parlament vertreten. Hier gingen seit der letzten Bundestagswahl 15,7% der Stimmen übers Tisch, die aber nicht im Parlament vertreten sind. Jetzt endlich gibt es Aussichten, dass wenigstens 6 Parteien einziehen und da dabei auch die AfD einziehen wird, dann nennt man es erstarken der deutschen Dummheit. Wir sind wirklich mit großen Schritten auf dem Weg zum Nationalsozialismus 2, nicht.


    Es ist gut so, dass der Bundestag bunter wid. So gibt es einen vermehrten Austausch und es wird übere mehrere Dinge geredet.

  • Haha, das denkst aber auch nur du. Wo andere Parteien auch in der Opposition Arbeit verrichten, pimmelt die AfD nur rum und verschwendet mit den unsinnigsten Anfragen aller Parteien (mit Abstand) Steuergelder. Das Ganze ist doch in den Landtagen schon zu beobachten und wer es da nicht drauf hat, von dem kann man auch auf der Bundesebene nichts erwarten.


    Erstarken der deutschen Dummheit: Viele Wähler lassen sich von offensichtlichen Lügen über's Ohr hauen und wählen voller Erwartungen eine hochgradig chauvinistische Kaderpartei, welche mit fake News und Ressentiments Wahlkampf betreibt, gegen die freie Presse hetzt und keinen wirklichen Beitrag in den parlamentarischen Diskurs bringt. Wenn man eine Anfrage schon mit "lol das is aber nie passiert" beantworten kann, dann läuft etwas gewaltig schief bei den Funktionären dieser Partei. Wie man an einigen Exemplaren wunderbar sehen kann, sind nicht alle Nazis nach Argentinien abgehauen um dort ihre Blutlinie fortzuführen, hehe. Kein Wunder dass man mit der Maus abrutscht, wenn die Eltern Geschw ster sind.

  • Inwiefern soll das Dummheit sein?

    Schlichtweg deshalb, weil die AfD nichts weiter als eine Fußnote der langen Geschichte deutscher Dummheit ist.


    Es ist gut so, dass der Bundestag bunter wid.

    Wie man anhand der bisherigen Arbeit der AfD in den Länderparlamenten sieht, fällt die AfD eher dadurch auf, dass sie kaum politische Arbeit leistet, über grundlegende Dinge nicht informiert ist, durch Abwesenheit oder innere Grabenkämpfe glänzt und in Fundamentalopposition zu wichtigen Themen geht. Damit wird der Bundestag nicht bunter, sondern - wie bereits erwähnt - ein Stückchen dümmer.


    So gibt es einen vermehrten Austausch und es wird übere mehrere Dinge geredet.

    Die AfD hat es (mit Schützenhilfe aus dem bürgerlichen und dem linken Lager) geschafft, alle wichtigen Themen wie Armut, Wohnungsbau, Umwelt, Zukunft etc. vom Tisch zu schmeißen und durch das Thema "Ausländer belästigen unsere Frauen" und ähnliche Tiefpunkte der Geistesgeschichte zu ersetzen. Dadurch wurde erreicht, dass das strukturschwache und äußerst arme Mecklenburg-Vorpommern einen Wahlkampf über Burkaträgerinnen geführt hat, während die real existierenden Burkaträgerinnen in diesem Land wahrscheinlich an einer Hand abzuzählen sind.


    Aber wie man an dir sieht, befindet sich die AfD in einer komfortablen Lage: Ihre Anhänger sind diejenigen Bundesbürger, die am schlechtesten über die AfD informiert und deshalb nach der wütenden Stimmabgabe gar nicht daran interessiert sind, was die Partei im Parlament tut, ja nicht mal, ob sie überhaupt arbeitet. Die AfD wird gewählt, um dem schlummernden Ressentiment Luft zu machen, im Parlament ist die AfD krisensicher, denn niemand ihrer Wähler kontrolliert ihr weiteres Vorgehen.
    Wenn es der AfD gelingt, den Wutpegel durch weitere undifferenzierte Debatten und kalkulierte Provokationen oder Lügengeschichten hochzuhalten, wird sie sich als kleine Oppositionspartei etablieren. Wenn sie sich spaltet oder aber die Bundesregierung noch weiter dafür sorgt, dass das Objekt der Erregung (der Ausländer) aus Deutschland entfernt wird, dann wird sie es schwer haben. Ein etwaiger Skandal, verstärkter islamistischer Terrorismus in Deutschland oder Korruptionsskandale in der Regierung könnten ihr aber helfen, als Partei stärker zu werden.

  • Meine Prognose: Vier weitere Jahre Große Koalition, ein paar Prozent mehr für die SPD, die AfD in der Opposition, ein weiteres Erstarken der deutschen Dummheit.

    Wobei du in diesem Satz mit dem "Erstarken der deutschen Dummheit" genau so gut die SPD bzw. die Große Koalition gemeint haben könntest. Also halt wieder mal Rundumschlag gegen alle. :D Wenns sich tatsächlich nur auf die AfD bezieht, dann kann man ganz gut damit leben, in anderen Ländern gibts da in der Beziehung momentan viel mehr Dummheit...

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • Wobei du in diesem Satz mit dem "Erstarken der deutschen Dummheit" genau so gut die SPD bzw. die Große Koalition gemeint haben könntest. Also halt wieder mal Rundumschlag gegen alle. :D Wenns sich tatsächlich nur auf die AfD bezieht, dann kann man ganz gut damit leben, in anderen Ländern gibts da in der Beziehung momentan viel mehr Dummheit...

    Mir erscheint es ja eh so, dass in seinen Augen jeder dumm ist, der nicht die heilsbringende Linkspartei (oder ähnliches) wählt...