Überspitzt könnte man es halt auch einfach so formulieren: Trump kriegts halt hin sich darum zu kümmern dass Proteste bereinigt werden; die anderen halt nicht, aus welchen Gründen auch immer.
Ich weiß gar nicht, wo ich bei diesem Satz anfangen soll, und dass er überspitzt sein soll, ist mir dabei ehrlich gesagt jetzt einfach mal herzlich egal, denn Trump zu bescheinigen, er kriege es halt hin, Proteste zu "bereinigen" ist wohl in etwa auf dem Niveau wie zu sagen, dass Putin es hinkriege, Wahlen zu gewinnen. Vielleicht zunächst einmal: Proteste im Sinne von Demonstrationen bereinigt man nicht, weil es das Recht der Leute ist, zu demonstrieren. Das sollte ohnehin erst einmal klar sein. Insofern hieß "bereinigen" im letzten Jahr mitunter, friedliche Demonstrierende mit Gummigeschossen und Tränengas zu traktieren, um am Ende ein Foto mit einer Bibel machen zu können. Zweitens, Trump kriegt überhaupt nichts hin. Er ist nicht bei der Polizei und auch nicht deren strategischer Berater. Er gibt ein Ziel vor und vielleicht noch an, wie rücksichtslos man bei der Umsetzung davon sein darf (offenbar sehr rücksichtslos nach seiner Ansicht) und die Führungskräfte bei Polizei und/oder Nationalgarde machen den Rest. Das hat nicht wirklich damit zu tun, dass Trump irgendwas hinkriegen würde. Drittens möchte ich, da du hier nur von Protesten sprichst, noch einmal betonen, dass das am sechsten Januar keine Proteste waren, sondern ein Coup. Wären es nur Proteste in Form von Demonstrationen und friedfertig gewesen, hätte man sie nicht "bereinigen" müssen.
Ansonsten, da du von den "anderen" sprichst - wer ist denn damit gemeint? Ich nehme an, du meinst, da du bereits in einem anderen Beitrag auf sie verwiesen hast, die demokratische Bürgermeisterin. Die hat im Vorfeld sogar Leute aus der Nationalgarde zur Unterstützung der Polizei aktiviert, auch wenn sie - eben wegen Trumps "Bereinigungen" - allen Grund zum Misstrauen hat. Dass sie die Nationalgarde nicht im Vorfeld im Übermaß dabeihaben wollte, zeugt nicht von Inkompetenz, sondern vom Bewusstsein über die Verletzung von Grundrechten im letzten Jahr. Aber sie ist nun einmal ähnlich wie Trump nicht bei der Polizei und auch nicht die Chefstrategin. Nach allem, was man liest, hatte die Polizei ihr versichert, einen Plan zu haben, doch offenbar hatte sie keinen, oder zumindest keinen guten. Die Polizei hat eine Barrikade errichtet, über die die Aufständischen einfach hinweggehüpft sind, und ist dann zurückgewichen, bis die Leute das Gebäude von mehreren Seiten attackieren konnten. Eigentlich müssten mehrere Verteidigungslinien errichtet werden, von denen dann in deutlich kleineren Schritten ggf. zurückgewichen wird. In den ganzen USA sind andere Polizeikräfte von der Planlosigkeit der Polizeikräfte am Kapitol verwirrt und geschockt. Das Versagen in dieser Hinsicht kann man also nicht einfach auf die politischen Entscheidungsträger:innen wie die Bürgermeisterin abwälzen, sondern muss zwangsläufig die Polizei da miteinbeziehen, da es deren Aufgabe ist, das Kapitol zu schützen und für diesen Schutz ein Konzept zu haben, das offensichtlich nicht da war. (Bevor der Einwand kommt: Doch, Trump hingegen trägt für das gewaltsame Auflösen von friedlichen Demonstrationen sehr wohl eine Verantwortung, weil es da ja schon darum geht, dass diese Auflösung und ihre Anordnung an sich schon falsch ist). In diesem Sinne kann man natürlich nicht sagen, dass jede:r einzelne:r Polizist:in eine Schuld in diesem Punkt trage; wohl aber ist es ein Versagen der Polizei als Institution und insbesondere ihrer Führungskräfte. Insofern ist auch de beständige Fokus auf individuelle Polizist:innen fehlgeleitet, den du der These eines Versagens der Polizei entgegensetzt. Im weiteren verlauf des Tages, als die Ereignisse eskalierten bzw. die Polizei sie eskalieren ließ, wurde dann sehr wohl nach mehr Kräften von der Nationalgarde gerufen, aber diesem Gesuch wurde vom Verteidigungsministerium erst verzögert nachgekommen.