Willkommen nun auch zum vorletzten offiziellen Vote dieser Saison, weitere Wettbewerbe außer dieser und der, welche gerade begonnen hat, werden für diese Saison nicht mehr mit Saisonpunkten belohnt.
Welcher Text bzw. welche Texte diesen Wettbewerb mit guten Platzierungen abschließen, entscheidet nat. wie immer ihr mit euren Votes.
Die Aufgabe dieses Wettbewerbs könnt ihr noch einmal hier: *klick nachlesen. Ansonsten möchte ich euch nochmals darauf hinweisen, dass Folgendes gilt:
ZitatBevor ihr votet, müsst ihr euch alle Artikel durchgelesen haben. Sympathievotes und dergleichen sind nicht erlaubt. Die Teilnehmer dürfen selbstverständlich auch voten, allerdings ist es diesen untersagt, für die eigenen Artikel zu voten.
ZitatUm die Aktivität der Votes in den einzelnen Wettbewerben zu steigern und die Voter für ihre Votes zu belohnen, haben wir die Votepunkte eingeführt. Sie sind einfach zu erklären: Votet ein User in einem Wettbewerb, so bekommt dieser einen Punkt für deinen eigenen Text/sein eigenes Gedicht, wenn er abgegeben hat. Hat der User der Votet jedoch keinen Text abgegeben, hat dies keinen weiteren Effekt auf die Punkte der Texte/der Gedichte. Oft hat diese Regelung Vorteile für die Plätze der Texte/der Gedichte, weshalb sich jeder User einmal zum Voten aufraffen sollte.
Natürlich sehen wir es noch lieber, wenn User auch ohne diesen kleinen Ansporn voten.
Dann möchte ich mich nat. noch für die 19 Abgaben bedanken, was heißt, dass mehr als die Hälfte der Personen, welche sich angemeldet haben, auch abgegeben haben.
Joar dann wünsche ich euch jetzt viel Spaß beim voten. Jeder von euch hat 5 Votes und der Vote geht bis zum 20.11.2010, 23,59 Uhr.
Vogelfrei und Tot
Das Leben hasst mich. Alles auf dieser verdammten Welt scheint mich zu hassen. Niemand kümmert sich um mich, keine Seele scheint es zu interessieren, wie ich mich fühle, wie es mir geht. Überall verfolgen mich auf Schritt und Tritt verächtliche Blicke und wütende Rufe und Flüche. Mütter schicken ihre Kinder ins Haus, wenn ich vorbei komme, Männer schreien mir Beleidigungen nach und zeigen mir drohend die Fäuste. Kurz, ich bin unerwünscht. Andere wieder scheuen nicht davor, mich mit allem zu bewerfen, was in ihre Hände gelangt und sie würden wohl denjenigen als Held feiern, der mich mit einem gezielten Treffer töten könnte. Jeder scheint den Tag zu erwarten, an dem mein Körper an einem Pfahl gefesselt, auf einem Scheiterhaufen landet und meine Asche in alle Winde verstreut wurde. So oft bin ich schon mit dem Leben davon gekommen. Hunderte Mal hat man mich bereits versucht zu töten und mich verfolgt. Hundert Mal bin ich entkommen. Es ist eine ewige Flucht ohne Chance je zu entkommen. So gern will ich diese steinernen Stadtmauern für immer hinter mir lassen, in die weite Welt gehen, wo man mich nicht kannte… wo man mir nicht mit Abscheu gegenüber trat. Aber… gibt es so einen Ort? Ich zweifle daran.
Wie sehr ich alle verfluche. Alle Menschen dieser Stadt, welche mich zu dem machten, dass ich nun bin, eine kleine Diebin, eine verfolgte Hexe. Ich kann ihnen einfach nicht vergeben, für das was sie mir antun.
Was kann ich denn bitte für mein Leben? Warum muss ich der Mensch sein, für den sie mich halten? Ist es denn gerecht, mich für etwas zu verurteilen, das ich nie getan habe? Für einen Fehler meines Vaters? Er hat Höchstverrat begangen, ein Anschlag gegen den König. Das Vorhaben ist gescheitert, er wurde gefasst und wenige Tage danach geköpft. Ist denn das nicht schon genug? Nein, damit wurde es nicht belassen. Vater, wenn er wüsste, wie sehr ich ihn verachte. Nicht weil er versucht hat, den König zu töten, der ist mir reichlich egal. Nein, weil er so egoistisch gewesen war, für seine Tat das ganze Leben seiner Familie in den Dreck zu ziehen. Wie konnte er Mutter und seine Kinder so verraten?! Hat er je dran gedacht was mit uns passiert? Das Handlanger des Herrschers kommen würden und alles was mein Leben gewesen war niederbrannten? Doch das schlimmste: Hat er daran gedacht, dass ich die wohl wichtigste Person aus meinem Leben verlieren würde? Vor meinen Augen haben sie Mutter umgebracht; Bilder die ich einfach nicht vergessen kann. Ich hab überlebt und konnte entkommen, doch für meine Familie habe ich nichts zu können. Mein Zuhause, meine Mutter, mein Bruder, niemanden hab ich retten können. Dann wurde ich zu einer Hexe gemacht und man hat mich einfach für vogelfrei erklärt, ein kleines Waisenkind! Verwildertes Haar, zerrissene Kleidung, ein Schürfwunden überzogener Körper… das ist zu was der König, die Stadtbewohner und mein Vater mich gemacht haben: eine elende Diebin.
Trotzdem las ich mir anmerken. Ich spotte über die Menschen und bestehle sie, um zu überleben und meinem Hass und Frust freien Lauf zu geben. Doch keiner wird vermuten, wie sehr jedes gehässige Wort meine Seele in Stücke reißt. Oder besser, es interessiert keinen. Keinen interessiert das Ergehen einer Hexe. Es schmerzt, immer wieder will ich einfach nur zu schreien anfangen, meinen Kummer, meine Wut der ganzen Welt mitteilen und diese Dasein endlich hinter mir lassen. Schon so oft wollte ich einfach meine verfluchte Existenz, wenn ich das überhaupt noch tat, beenden. Aber immer wenn ich an diesen Punkt angelange… sehe ich sein Gesicht vor mir.
Ich möchte noch leben. Ja tatsächlich, egal wie sehr mein Inneres wie ein Spiegel in tausend Scherben zerbricht, ich will nicht sterben. Es ist nicht die Angst vor dem Tod, denn dieser wäre schlicht meine Erlösung, genau so wenig der Drang, mein vergangenes Leben wieder zurück zu bekommen. Das hab ich schon lange aufgegeben, dieses werde ich nie wieder zurück bekommen. Was mich am Leben hält, ist ein kleiner, schwarz haariger Junge. Ein Straßenkind, ohne Familie und Zuhause. Jedes Mal, wenn ich seine klaren blauen Augen erblicke… es ist mir, als würde meine zerrissene Seele sich langsam wieder zusammen fügen. Sein Lachen gibt mir jedes Mal neue Lebenskraft, neue Motivation zum Weiterleben, allein schon für ihn, möchte ich leben. Es fasziniert mich, obgleich er nichts besitzt und am Straßenrand betteln muss, wenn ich ihn antreffe, sehe ich stets ein Lächeln in seinem Gesicht. So jung und schon so stark. Der Junge hat etwas Besseres verdient, als das Leben eines Betteljungen zu fristen. Ich war schon so weit gewesen, dem Tod entgegen zukommen, ihm in die ewige Dunkelheit zu folgen. Doch bevor er mich ganz in seinen Klauen hatte, packte dieser kleine Junge meine Hand und zog mich zurück. Jede andere Person hätte wohl johlend zugeschaut, wie ich mein Dasein beendete, nicht aber dieser Junge. Die einzige Seele, der nicht egal ist, dass ich existiere. Und seine Augen, sie ähneln denen meines Bruders…
Ich hab mein Ziel im Leben gefunden. Wenn es mir schon nicht vergönnt ist, will ich wenigstens diesem einen Menschen ein besseres Leben schenken. Ich kann leider nicht immer bei ihm sein, so gern würde ich mich wie eine Schwester um ihm kümmern, für immer da zu sein, doch am Ende würden man auch anfangen ihn zu jagen. Nein, er soll nicht so enden wie ich.
Fürs erste kann ich ihm nur das nötigste zum Leben beschaffen, kann ihm nur meine ganzes Diebesgut zu gute kommen lassen, doch irgendwann werde ich schon einen Weg finden, wie ich ihm von seinem Bettlerdasein befreien kann. Ich muss dieses Ziel erfüllen, koste es was es wolle. Immerhin ist es das einzige, was mich noch an dieses Leben bindet. Dieses Versprechen, an die wichtigste Person meines Lebens. Darum darf ich jetzt nicht aufgeben. Für Angelo…
Monoton
Es sind dieselben Treppen, die ich jeden Tag in der Früh hinabstieg und am Nachmittag wieder hinaufstieg. Ich sehe bei jedem Schritt auf meine Schuhe, welche ich jeden Tage trug. Langsam ziehe ich den Mund zur Seite, schnaufe und bleibe dieses mal schon nach ein paar Stufen mitten auf der großen Steintreppe stehen. Sanft lehne ich mich gegen das Geländer und gehe den Leuten aus dem Weg, die an mir vorbei eilen oder langsam schlendern. Sie kommen von oben und sie kommen, wie ich, von oben. Viele von ihnen kenne ich bereits, da ich sie ebenfalls fast jeden Tag sehe. Sie gehen immer um die selbe Zeit die Treppen herunter und andere sehe ich immer die selbe Zeit die Treppen nach oben steigen. Langsam gehe ich wieder einen Schritt vom Geländer weg und mache ein paar weitere Schritte über die fast nie endenden Treppen.
So eine scheiße aber auch, denke ich die ganze Zeit bei mir. Normalerweise laufe ich immer etwas zügiger, doch heute kann ich nur schleichen. Ich betrachte die ganze Zeit die Stufen unter mir. Stufe 15, die mit dem rosa Kaugummi-Fleck. Stufe 16, die, an der ein Stück fehlte. Stufe 18, die, die mir immer um 2 Millimeter kürzer als die anderen schien. Es sind dieselben Stufen, die ich jeden Tag ertragen muss, das wird mir irgendwie heute sehr bewusst. Ich seufze kurz und es fühlt sich auf eine komische Art und Weiße blöd an, dass ich die Treppen alle schon auswendig kenne und mich auch an die Leute erinnere, die ich hier jeden Tag antreffe. Jeden Tag diese Hektik, jeden Tag diese lauten Geräusche, jeden Tag das Abstempeln meiner Streifenkarte. Es ist ja schon ein Highlight, wenn diese endlich mal zu Ende ging und ich eine Minute früher kommen muss, um mir eine neue aus dem Automaten ziehen zu müssen. Doch es sind dann immer dieselben Kombinationen, die ich eintippen muss. Kurzstrecke. Erwachsener. 2. Klasse. 10 Fahrten.
Ich fahre jeden Früh zur selben Uhrzeit mit der gleichen U-Bahn wie immer zu meinem Arbeitsplatz, wo ich die gleiche Arbeit wie immer verrichte. Doch heute fühle ich mich schlapp und auch etwas depressiv deswegen. Immer freue ich mich riesig auf einen neuen Tag und gehe gut gelaunt und in schnellem Tempo die Treppen zu den Gleisen hinunter, doch heute fehlt mir jegliche Lust. Heute ist es für mich so ein komisches Gefühl und ich muss die ganze Zeit nachdenken, ob es denn richtig ist, was ich hier mache. Ist das wirklich das ganze Leben? Aufzustehen, um zur U-Bahn zu laufen? Mit der U-Bahn zu fahren, um arbeiten zu können? Arbeiten zu können, um sich ein Haus leisten zu können, in dem ich nach der Arbeit kaputt wieder einschlief? Plötzlich ergibt das ganze keinen Sinn mehr für mich, ich muss raus aus diesem Albtraum, den ich „Leben“ nenne.
„Abfahrt! Bitte zurücktreten“, höre ich schon jetzt unten an den Gleisen. Für einen kurzen Moment habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich normal bei diesem Geräusch schon entspannt auf meinem Sitzplatz sitze und nur lächle, wenn ein paar Leute wiedermal zu spät kommen und vergeblich auf den Türschalter drücken. Doch heute bin ich gerade einmal bei der Hälfte der Treppe angekommen, als ich diese Durchsage hören kann.
Die Leute, die auch von oben kommen, beginnen allmählich auch zu rennen, da sie - anders wie ich - die U-Bahn noch erreichen wollen, bevor sie pünktlich abfährt „Tuuuut!“, ertönt ein hallendes Geräusch von unten und in diesem Moment ist klar, dass ich sie verpasse. Es ist das erste Mal, dass ich zu spät komme. Was es für Folgen haben würde, darüber denke ich aber in dem Moment nicht nach. Nein, es klingt sehr entspannend, wie die Untergrundbahn den Bahnhof ohne mich verlässt. Adrenalin steigt in mir hoch und ich muss vor mich hin grinsen. Glücksgefühle fühle ich, obwohl ich nur die U-Bahn verpasse. Ich begann etwas schneller zu laufen und komme auch viel schneller unten an, als ich es sonst getan hätte. Unten am Bahnhof, der schon fast komplett leer ist Nur noch die Leute, die sie ebenfalls verpassten, sitzen wütend auf den Bänken und schauen nervös auf ihre Uhren.
Mit einem strahlenden Gesicht laufe ich glücklich über den langen Bahnhof, neben dem zwei Gleise entlang laufen. Beide leer. „Einfach herrlich“, sage ich vor mich hin und beginne leise zu pfeifen. Dass mich ein paar grimmige Gesichter dabei komisch anschauen und meine Fröhlichkeit keinesfalls nachvollziehen können, ist mir völlig egal, denn ich gehe meinen Weg.
Und plötzlich sind alle diese Leute völlig fremd. Alle diese Gesichter kenne ich nicht und habe sie nie zuvor gesehen. Ein älterer Herr mit Stock und einem grauen Hut sitzt auf einer Bank, ganz alleine. Vor sich steht ein Koffer, mit dem er wohl verreisen will. Nett sieht er aus, finde ich.
Als ich dann schnell am Ende dieses Untergrundbahnhofes ankomme, setze ich mich gemütlich auf eine Holzbank, die etwas mit Graffiti vollgeschmiert ist. Noch nie zuvor, habe ich mich auf eine Bank gesetzt, da ich immer pünktlich komme. Außer heute, heute genieße ich dieses Gefühl, ruhig auf einer solchen Bank zu sitzen.
„Guten Morgen“, höre ich eine leise Stimme neben mir sagen. Nanu? Was war das denn? Sonst sprach mich doch auch sonst keiner an, da ich meist alleine auf meinem Sitzplatz im dritten Wagon von hinten sitze.
Interessiert drehe ich meinen Kopf zur linken Seite und musterte die zierliche Frau, die mich schüchtern anlächelt. „Oh, auch Ihnen einen wunderschönen guten Morgen!“, antworte ich freudig und setze ebenfalls ein Lächeln auf, da, neben der Tatsache, dass sie ziemlich hübsch aussieht, ich das Bedürfnis danach habe, zu lächeln. Dieses mal nicht über Leute, die die U-Bahn verpassen, sondern darüber, dass ich selbst die U-Bahn verpasse.
Ironisch witzig und eine wundervolle Frau neben mir. Vielleicht sollte ich öfters die U-Bahn verpassen, denke ich mir. Vielleicht, vielleicht... nimm das Leben leicht!
Fügungen des Schicksals
Ich leide.
Ich leide stark.
Meine Freundin, ich kann mich nicht daran erinnern, mir graut von der Vorstellung. Ich sitze auf der Parkbank und starre auf den Mülleimer, der neben mir steht. Mein Blick ist glasig, ich denke immer wieder über meine Situation nach. Es ist einfach zum den Kopf hängen lassen. Ich gebe auf, denke ich und beobachte frohe Vögel, welche freudig zwitschern. Sie hüpfen umher, voller Freude und Spass an ihrem Leben. Ich sitze da, denke darüber nach und das stimmt mich traurig. Sehr traurig. Meine Freundin hat mich verlassen. Für einen anderen. Einen besseraussehenden. Einen sportlichen. Einen coolen. Ich bin das alles nicht, denke ich. Früher dachte ich, ich wäre sportlich, cool und gutaussehend. Doch dieser andere, dieser machte mir vor Tagen klar, dass ich in allem eine Null bin. Eine absolute Null. Er ist in allem besser als ich, ganz klar. Warum hätte mich sonst meine Freundin verlassen? Noch vor ein paar Wochen sagte sie mir, dass sie mich nie verlassen wird. Und jetzt, doch. Für einen anderen. Einen besseren. Was ist nun mein Sinn, zu leben? Da sitzen, auf den Mülleimer starren und mich fragen, ob es der Bananenschale dort drin besser ergeht als mir. Dabei hatte ich mit ihr so viel vor. Ich wollte heiraten, eine Familie gründen und sie lieben. Doch dieser eine, der Andere, der Bessere, machte mir einen Strich durch die Rechnung. Deshalb sitze ich hier und blase Trübsal. Auf der Parkbank, im Park.
Manchmal gehen Leute an mir vorbei, mit Kindern und Erinnerungen kommen in mir hoch. Wie sie mir sagte, meine ehemalige Freundin, dass unsere Kinder einmal durch diesen Park rennen werden. Irgendwann einmal, mit mir und ihr. Dieser Traum schwebte mir vor, bis dieser Andere kam. Der Bessere. Er zückte eine Nadel, stach in den Traum und dieser, dieser zerplatzte. Ich denke an die unzähligen Lieder, die es darüber gab. Von Stars wie Britney Spears oder sonst irgendwelchen Musikern. Im Moment ist mir das sowieso egal, wie die heissen. Schliesslich haben die das noch nie erlebt, sonst hätten sie keinen Song darüber geschrieben. Denn dieser Zustand ist so niederschmetternd, dass man sich nicht nochmals daran erinnern will.
Und trotzdem sitze ich hier, auf der Parkbank und starre den Mülleimer an. Es gehen noch mehr Leute mit Kindern vorbei, die Erinnerungen an die gemeinsamen Ziele bringen mich zum Weinen. Ich unterdrücke die Schluchzer, aber trotzdem fliessen Tränen aus meinen Augen. Die Kinder, unbekümmert und fröhlich, fragen, was der Mann hier auf der Parkbank sitze und weine. Die Eltern sagten, der sei nicht ganz richtig im Kopf, einfach so zu heulen. Andere sagten, er hätte irgendetwas Schlimmes erlebt. Die Kinder fragten, was den so schlimm sein kann, dass ein Mann einfach auf der Parkbank sitzt und heult. Ich überlege, dass meine Kinder bei einem Anblick, so wie meiner, mich oder eben ihre Mutter auch so etwas gefragt.
Ich begann stärker zu schluchzen und mir wurde klar, dass es keinen Sinn mehr hat, ihr auch wenigstens ansatzweise zu zeigen, dass ich sie liebe, denn sie hat nur Augen für den einen, den Besseren.
Während ich auf der Bank sitze und mir mein Schicksal Schritt für Schritt klarer wird, setzt sich eine Frau in meinem Alter neben mich auf die Bank. Ich schenke ihr einen kurzen Blick, bevor ich mich wieder der Mülltonne zuwende.
Doch gerade, als ich darüber nachdenke, ob es der Flasche neben der Bananenschale besser ergeht als mir, sehe ich nochmals zur jungen Lady hoch. Mein Blick tastet sich vom Oberkörper über den Hals bis zum Gesicht. Dort bleibe ich erstaunt hängen. Die blaugrauen Augen haben mich total in den Bann gezogen. Unter ihrem kastanienbraunen Haar, welches sie zurückgebunden hat, sehen die sehr schmuck aus. Ihre Lippen und ihre Nase sitzen auch am richtigen Fleck. Hoffentlich tut das ihr Herz auch. Ich erinnere mich daran, dass ich meiner Freundin gesagt habe, sie sei die Schönste der Welt. Doch nun erfüllt das mich nicht mehr so sehr mit Trauer wie mich das noch gerade eben vor ein paar Minuten getan hätte. Denn es gibt noch Schönere. Und die Schönste darunter sitzt neben mir auf der Parkbank.
Ich sehe ihr nochmals ins Gesicht. Sie bemerkt, dass ich sie anschaue. „Sie haben ja ein Glänzen in ihren Augen. Was bedeutet das echt wohl?“, fragt sie, so, als ob sie die Antwort schon wüsste. „Einer von vielen“, sagt sie. Ich merke, dass ich das nicht verstehe, also frage ich nach: „Was meinen sie damit?“ – „Ich denke mal, das wissen sie“, antwortet die Lady mit ihrer bezaubernden Stimme. „Äh, nicht so ganz“, erwidere ich, doch ich ahne, auf was sie hinaus will. Ich bin hoffnungslos verliebt. „Na ja, wenn sie es schon wissen“, hake ich nach, „kann ich es ihnen auch gleich sagen. Ich mag sie.“ – „Da bin ich nicht überrascht“, sagt sie grinsend. Ich spüre, wie allen Schmetterlingen in meinem Bauch der Mund aufklappt, sofern sie überhaupt Münder haben. „Es waren schon unzählige Männer in mich verliebt. Es liegt vielleicht daran, dass ich einigermassen intelligent bin und einen Harvard-Abschluss in Philosophie habe“, fährt sie munter fort. „Einigermassen intelligent? Mit Harvard-Abschluss?“, rufe ich erstaunt aus. Den Schmetterlingen im Bauch geht der Mund noch weiter auf, als sie vom Harvard-Abschluss hören, und sie hören auf, umherzufliegen. Doch sie haben es nicht eingestellt, schon bald fliegen sie wieder so fröhlich wie ich gerade gestimmt bin. „Harvard ist eine der besten Universitäten der Welt. Sie müssen ja wahnsinnig schlau sein“, rufe ich weiter, so dass einige Leute auf mich schauen. Ich fühle mich peinlich berührt, aber trotzdem so glücklich wie noch nie. Es ist einfach schön, hier zu sitzen, neben einem Menschen, den man zum ersten Mal getroffen hat und es einem trotzdem nicht übel nimmt, wenn man sich einfach so verliebt. Sie ist unglaublich faszinierend. Sie hat einen Abschluss einer der besten Universitäten in der Tasche, ist total hübsch und sogar noch bescheiden dazu. Meine Schmetterlinge flattern noch wilder, so wild, dass ich fast Bauchweh bekomme. Mein Hirn hat aufgehört, komplizierte Denkvorgänge zu machen, in ihrer Gegenwart denkt es ganz einfach. Ganz offen.
Im Vergleich zur jungen Lady bin ich eine Null. Das ist ein Dämpfer für meine Gefühle, denn ihr steht die ganze Elite an Männern zur Verfügung. Ich bin aber weder sehr intelligent, noch sehr hübsch. Schon gar nicht beides. Nach diesen Gedanken gönnen sich die Schmetterlinge eine Pause und mein Gehirn beginnt wieder, komplexere Denkvorgänge vorzunehmen. Ich wäge das Für und das Wieder ab. Jedes Wieder versetzt mich noch ein wenig mehr in Trauer, doch meine Freude, den besten Menschen der Welt kennengelernt zu haben, überwiegt die Trauer, so dass die Schmetterlinge wohl oder übel wieder den Dienst aufnehmen müssen. Mein Herz pocht vor Liebe zu ihr so sehr, dass es etwa sechsmal so schnell als üblich. Ich bin glücklich, glücklich und nochmals glücklich.
„Äh, wie heissen sie eigentlich?“, frage ich. „Leisa. Leisa Wolper“, antwortet sie lächelnd, „aber sagen sie doch du zu mir.“ – „Aber nur wenn du mich auch duzt“, gebe ich zurück, „ich heisse Clemens.“ Sie lächelt mich an, ich mit meinen Schmetterlingen lächle zurück. „Oh, entschuldige mich, Clemens, aber ich muss gehen. Ich lass‘ dir meine Telefonnummer da. Du kannst mich jederzeit anrufen, ausser am Dienstag, dann habe ich Sitzung. Auf Wiedersehen“, sagt sie. Nach diesen Worten drückt sie mir einen Kuss auf die Lippen. In diesem Moment schwebe ich davon, in Richtung Wolke sieben. Sie geht davon, doch ich schaue ihr nicht nach, auch als sie mir noch einen Gruss ruft. Ich starre einfach gerade aus, während meine Schmetterlinge toben. Die Gedanken an meine alte Freundin machen mir nichts mehr aus, denn ich habe ja eine Neue gefunden. Eine Neue. Eine Bessere. Meine Augen müssen irgendwie glänzen, ich kann schwören. Ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt. Leisa… Leisa… Meine Schmetterlinge mögen gar nicht mehr aufhören, ich bin einfach glücklich. Den Kuss, die Berührung ihrer Lippen auf meinen, einfach grossartig. Das Hochgefühl hält noch lange an. Ich kann nicht sagen, wie lange ich jetzt auf der Bank gesessen bin und einfach gestarrt habe, aber jetzt, als ich mich auf den Heimweg mache, fühle ich mich immer noch top. Ich werde heimgehen und sofort Leisa anrufen. Doch der Blick auf die Uhr verpasst mir und meinen Schmetterlingen, welche nun als Haustiere in meiner Magengegend halte, einen Dämpfer.
Es ist Dienstag.
Das Er und Sie, ohne das Ich
Mein Herz schmerzt mir in der Brust, sodass ich dem gerne ein Ende setzen würde. Zwar weiß ich auch, dass ich so etwas nicht einmal denken sollte, aber es tut so weh. Es quält mich wie die Flut aus tausenden Nadelstichen, wenn ich an meine gescheiterte Liebe ihm gegenüber denke.
Man kann nie sagen, wie oder wann es einen trifft, aber es ist da: das Gefühl was einem erlaubt, die ganze Welt zu umarmen. Seine Augen sind wie die Sonne nach Wochen von bewölktem Himmel und wenn er mich ansieht, wird mein ganzer Körper von Wärme durchstrahlt. Wenn er lächelt beginnt mein Herz zu erblühen und meine Wangen brennen wie Feuer. Selbst wenn ich nicht in seiner Nähe bin, drehen sich meine Gedanken nur um ihn. Trotzdem überschüttet es mich jäh mit Kummer, denn seine Liebe gilt nicht mir und wird es auch nimmer mehr tun. Auch nicht gilt sie einem gewöhnlichen Mädchen aus seiner Klasse, was mein Herz noch eher verkraften würde. Seine Freundin ist niemand geringeres als meine beste Freundin, mit der ich glaubte Welten teilen zu können. Ich habe ihr alles erzählt, dachte sie hört mir zu. Sie war das Wichtigste, was mein Leben je gefüllt hat und ich hätte für sie Berge versetzt. Jedoch ist es jetzt anders. Sie hat mich verletzt und tut es noch immer. Was habe ich nur falsch gemacht, dass sie mich so hintergeht? Gedanken wie Krämpfe rasen mir durch den Kopf, als ich sie sehe. Sie und ihn, eng umschlungen im Park, zu dem mich meine Füße in meinem Kummer getragen haben. Sie hatte sich nicht mehr mit getroffen und sie erzählte mir nur noch verschleierte Geschichten. Jetzt weiß ich wieso und es wirft mich in den Abgrund der Selbstlosigkeit. Ich bin wie erstarrt, spüre keine Regung. Bin fassungslos. Habe meine Richtlinie soeben vor Augen verloren.
Die Zeit scheint still zu stehen. Die Blätter fallen träge zu Boden, während ich sehe, wie sich ihre Lippen treffen. Immer und immer wieder begegnen sich ihre Münder, liebevoll und genüsslich. Ein Sturm beginnt in meinem Körper immer stärker zu wüten. Meine Magengrube zieht sich zusammen, mein Kopf wirkt wie benommen und die Kraft versagt mir. Ausgelaugt sacke ich zu Boden und Tränen steigen mir in die Augen. Wie konnte sie mir das nur antun? Wie oft ich ihr mein Elend geschildert habe, über den Traum dieser Liebe. Wieso hat sie mir es nicht erzählt? Und warum liebkost er sie und nicht mich? Was ist an mir anders? Was ist an mir falsch? Wie in Zeitlupe zieht er sie näher zu sich ran und in seinen Augen funkelt die Leidenschaft. Doch nein, ich möchte sie nicht mehr meine Freundin nennen, sie hat mich verraten. Meine Wut wir zu Hass und breitet sich in meinem Körper aus. Alle überflüssigen Emotionen werden aus meinen Empfindungen verbannt und mein Herz pocht, als wolle es vor Qualen zerspringen. Was ist richtig? Was soll ich jetzt nur tun? Die wichtigsten Personen in meinem Leben haben mir also den Rücken zugedreht. Und wie ein Signal, welches mir befiehlt wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren, höre ich den Knacks, den der Riss in meiner Seele hinterlässt. Mein Schluchzen kann ich nicht mehr zurückhalten und ich fange lauthals an zu weinen. Sie bemerken mich nicht, denn ihre Blicke gelten nur ihnen. Niemand anderes kann zu diesem Zeitpunkt die Welt ihrer Liebe betreten und ich wünschte, ich könnte sie auseinander reißen. Sie beide anschreien und ihnen mit Schlägen und Worten einen Teil meines Schmerzes zurückzahlen, doch ich schaffe es nicht meine Beine zu befehligen. Also blicke ich starr auf sie und der Schmerz rast in Form von Klingen immer stärker durch meinen Geist. Wieso musste es soweit kommen? Warum tun sie mir das nur an? Meine Glieder können das Toben in mir nicht länger verbergen und fangen an zu zittern. Was kann ich nur tun? Ich schaffe es nicht meine Augen von ihnen zu lassen, denn verborgen hoffe ich noch immer in einem Albtraum gefangen zu sein. Erst jetzt spüre ich den Regen, der auf mich herab schlägt und mich meiner unbedeutenden Gestalt wieder vor Augen führt. Ich bin es sowieso nicht wert einen Jungen wie ihn zu haben. Ich habe ihn nicht verdient, denn ich bin nichts als ein Mädchen, was zu naiv war zu sehen, dass niemals liebende Blicke sie erreichen würden. Wie gern würde ich jetzt eine aufmunternde Stimme an meiner Seite wissen, doch ich bin allein. Allein mit meinem Schmerz, der mir nach und nach die Seele zerreißt. Meine Tränen bahnen sich den Weg durch mein Gesicht und vermischen sich mit der Kälte des Regens. Wollten sie, dass es so kommt? Haben sie die Absicht mich zu zerstören? Plötzlich setzen sie sich in Bewegung und verlassen Arm in Arm die Lichtung des Parks. Ich bin nach wie vor allein. Wie ein lästiger Parasit muss ich ihnen vorgekommen sein, wenn ich gemeinsam mit ihnen einen freien Abend verbracht habe. Allein in meiner Umgebung zu sein ist ein entsetzlicher Fluch, nicht wahr? Es ist eine Last mich zu kennen, ist es nicht so? Ich werfe mein Leid in Form eines kläglichen Schreis zum Himmel. Wie soll es nur weiter gehen? Alles was ich glaubte zu besitzen, ist in dem Rinnsal einer Pfütze gelandet. Nasse Strähnen kleben mir im Gesicht und wie von dem Geist des Lebens verlassen, stehe ich auf. Meine Augen sehen kein Fünkchen Hoffnung mehr. Es ist nur eine gestorbene Liebe, oder nicht? Nein, es ist die gestorbene Liebe, für die ich allein um die Welt gesegelt wäre. Tränen fallen wie leeres Glück zu Boden. Wieso darf es in meinem Leben nicht einmal einen kleinen Schimmer an Freude geben? Blitze zucken über den Himmel, während ich träge über den nassen laubbedeckten Weg schlendere. Wie geht es jetzt weiter? Oder geht es überhaupt noch weiter? Vielleicht ist auch mein Ende in Sicht? Ist mein Herz noch lebendig oder schon zersprungen? Kaum merke ich, wie ich mich auf die Bank setze, die im Schatten einer mächtigen Eiche steht. Wird es hier vielleicht enden? Ich greife in meine Tasche, denn ich möchte den Orkan in meinem Kopf ersticken lassen. Ihm die Kraft nehmen bis er nicht mehr als ein passives Lüftchen ist. Doch plötzlich lässt mich eine vorsichtige Bewegung aufschrecken. Irgendetwas berührt mich, versucht mich wieder ins Leben zu rufen. Aber ist es dafür nicht schon zu spät? Wieder diese Regung und erstmals nehmen meine Augen wieder ein klares Bild wahr. Helle, blaue Augen wie das Strahlen der Sonne blicken in die meinen. Eine kleine rosa Nase mit langen weißen Schurrhaaren schnuppert in meine Richtung. Spitze Ohren winden sich hin und her, versuchen Geräusche zu deuten. Ihr Mund öffnet sich und zeigt die spitzen Zähne, ehe ein bittender Laut ihrem Rachen entgleitet. Ihre samtenen Pfoten stupsen vorsichtig in meine Oberschenkel und ihr buschiger Schweif steht freudig in der Höhe. Was möchte sie von mir? Und was tut sie hier so alleine? Immer noch hat sie mich erwartungsvoll in ihrem Blick gefesselt. Ich kann einfach nicht anders, lasse meine Hand von meiner Jackentasche ab und nähere mich ihrem von Regen durchnässtem Fell. Meine Finger erreichen ihren Kopf und mit einem freudigen Laut schmiegt sie sich an meiner Hand entlang. War sie allein? Brauchte sie Trost von einer Trostlosen? Ich will es nicht so ganz begreifen, aber immer wieder gleite ich mit zunehmender Zärtlichkeit über ihr Fell. Sie genießt es fängt an stärker in meinen Schoß zu treten, doch nur langsam kann ich meine Gedanken von meinem Leid abwenden. Was soll ich nur tun? Und wie als hätte sie meinen innerlichen Hilfeschrei gehört, schaut die kleine Katze mir wieder tief in die Augen. Ein Blick, der jedes Menschenherz zum Schmelzen gebracht hätte. Jetzt merke ich wieder das Pochen meines Pulses und meine Tränen hören auf zu fließen. War das die Absicht dieses Kätzchen? Kann sie meine Empfindungen spüren? Fragen, die ich unmöglich zu beantworten weiß. Plötzlich regen sich die Gliedmaßen des Tieres und mit sanften Schritten rollt sie sich auf meinem Schoß zusammen und strahlt diese friedliche Ruhe aus, nach der ich mich so sehr gesehnt habe. Wie soll ich reagieren und wieso ist sie bei mir? Ohne eine Antwort zu wissen hebe ich wieder meine Hand und streichel über ihren Körper. Genüsslich schließt sie ihre Augen, schmiegt den Kopf an meinen Oberkörper und mit einem zunehmenden Vibrieren ihrer Brust, lichtet sich mein Sturm. Ihr Schnurren ist wie eine wohlklingende Melodie, die meiner Seele die Hand reicht und ihr aufhilft. Dieses wohlige Gefühl, jemanden in meiner Nähe zu haben, umfasst meinen Geist und bringt mir selbst an diesem trüben Tag ein Stück Wärme. Mit diesem freudigen Gefühl lehne ich mich zurück und genieße ihre Berührung. Und wie als wäre dies ein Zeichen meiner Gefühlswelt, lichtet sich der Himmel und ein gleißender Strahl bricht durch die Wolken. Dieses Erlebnis werde ich niemals vergessen.
Das Ende
Es sollte nicht so enden. Warum war ich nur hier? Besser, wie bin ich nur hier her gekommen. Aus einem ruhigem Spaziergang wurde ein Abenteuer und aus dem ein Horror. So zu enden, in einem Loch ohne Ausgang. So hatte ich mir meinen Tod nicht vorgestellt. Ob mich nicht doch einer meiner Begleiter hier rausholt? Ich habe kaum Zeit, bald bin ich hinüber. Ich würde ja mein kurzes Leben bedauern, wenn etwas zu bedauern gebe. Tja meine Letzten Stunden werde ich wohl alleine verbringen. Schade! Wollte ich nicht mal Heiraten und Kinder bekommen. Ha das wird wohl nichts. Man sollte ja alles mit Humor nehmen, hatte meine Mama immer gesagt. Ob streben auch dazu gehört? Naja das Verdursten und Verhungern dauert eh lange. Mit letzter Kraft schreie ich noch mal um Hilfe. Konnte ich meinen Ohren trauen? Kam da wirklich eine Antwort? Nach zwei Tagen in dieser Schlucht?. Ich bekam meine Hoffnung zurück und versuchte auf mich aufmerksam zu machen.Es dauerte eine knappe Stunde und ich konnte meinen Körper kaum noch bewegen. Ich merkte das mich zwei Leute rausholten. Eine davon erkannte ich. Es war Lin. Ich wollte ihr sagen das ich sie liebte bevor ich sterbe doch um mich wurde es schwarz. Ich spürte noch wie sie meinen Kopf in ihren Schoß bettet. „Ich komme schon durch“ war mein letzter Gedanke. Und so schlief ich friedlich ein.
Traurig sehe ich in das Feuer des Kamins. Ich spüre, wie mir langsam die Tränen in die Augen steigen. Wieso? Wieso lässt er mich wieder zurück. Wie sehr wünschte ich wir könnten gemeinsam durch die Welt reisen. Nur er und ich. Ich wollte, dass er bei mir ist, aber stattdessen fährt er wieder auf den Ozean hinaus. Oft blicke ich aus dem Fenster und male mir die Wildesten Abenteuer aus. Wie es wohl sein könnte, mit ihm um die Welt zu segeln. Das Rauschen der Wellen in meinen Ohren zu hören? Jedes Mal, wenn er zurückkommt, muss ich bei seinem Anblick lächeln. Doch umso schwerer ist es für mich, wenn er kurz darauf auf das nächste Schiff steigt um das blaue Meer zu durchfahren. Wie gerne hätte ich mit ihm getauscht. Wie ist es wohl, wenn neben dem Boot einige Wasserbewohner schwimmen. Wie gerne hätte ich die sanfte Meeresbrise in meinem Haar gespürt. Ich hätte an der Reling gestanden. Die Arme ausgebreitet und die Augen geschlossen. Hätte den Moment lange festgehalten und wenn er dann noch bei mir gewesen wäre. Dieser Gedanke zaubert mir ein sanftes lächeln ins Gesicht. In meiner Fantasie da bin ich frei. Frei von meinen Problemen und Schulden. Frei von Arbeit. Für ewig mit ihm vereint. Wenn ich nur in seine smaragdgrünen Augen sehe, dann schmelze ich dahin. Ich hatte wirklich ein Glück so einen tollen Mann gefunden zu haben. Doch was nutzt dass, wenn er mich immer verlässt. Und so bin ich schon wieder allein. Wie jedes Mal schmerzt der Gedanke, ob er zurückkehren wird. Wenn ihm etwas zustößt. Wenn er mich braucht und ich bin nicht da? Nur der reine Gedanke daran, lässt mir eine warme Träne die Wange hinab laufen. Immer mehr Tränen folgten dieser einen. Eine davon läuft von meiner Nase hinab in meinen Mund. Ich schlucke die salzige Träne und spüre, wie sich langsam der Kloß in meinem Hals bemerkbar macht. Ich hasse dieses Gefühl. Ich hasse es allein zu sein. Das schlucken fällt mir schwerer, doch ich versuche mich zu beherrschen. Mit der rechten Hand wische ich mir die feuchten Tränen aus dem Gesicht. Das Knacken des Feuers erinnert mich an die schöne Zeit, bevor er Matrose geworden ist. Wie viele Abende sind vergangen. Wir haben gemeinsam auf dem Sofa gesessen. Ich habe meinen Kopf auf seine Schulter gelegt und wir haben das Feuer beobachtet. Gemeinsam. Ich vermisse diese Zeit. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er mich in seine Arme genommen hat. Ich habe seinen Atem auf meiner Haut gespürt. Dann hat er mich zärtlich auf den Kopf geküsst. Wieso ist es nicht mehr so? Ich wünschte ich könnte die Zeit zurück drehen. Verhindern dass er den Job annimmt. Natürlich verdienen wir nun mehr Geld. Doch das Geld ist mir egal, ich will ihn. Ich will bei ihm sein. Manchmal glaube ich fast, er mag seine Arbeit mehr als mich. Nein, so was darf ich nicht denken. Denn die Hoffnung daran, dass es nicht so ist, gibt mir Kraft weiter zu machen. Wie jeden Tag warte ich darauf, dass er zurückkommt. Ich warte und warte. Und die Sehnsucht nach ihm steigt jeden Tag mehr. Die Sehnsucht nach Freiheit. Darauf dieser Stadt zu entfliehen und mit ihm das Meer zu durchsegeln. Das ist mein Traum. An ihn Klammere ich mich, wenn er nicht da ist. Seufzend stehe ich auf, denn ich weiß, ich muss weiter Arbeiten. Sonst wird mich meine Chefin feuern und dann wäre er noch länger weg. Dass würde ich nicht aushalten. Dann wäre die Sehnsucht zu groß, dass weiß ich. Ein letztes Mal blickte ich aus dem Fenster, in der Hoffnung in noch ein letztes Mal zu erblicken, bevor er für 5 Monate verschwindet. Zwar widme ich mich nun wieder meiner Arbeit, doch in Gedanken bin ich nur bei ihm. Und dieser Gedanke lässt mich Lächeln. In meinem Herzen ist er immer bei mir und deshalb kann ich nicht anders als zu lächeln.