die wenn es um die christlichen Kirchen geht gerne groß geschrieben wird.
Ob das wirklich überall so ist, wage ich zu bezweifeln. Klar haben die Kirchen oft noch eine Vormachtstellung und gerade Politiker gehen da sehr ungerne dagegen vor, weil sie da nur verlieren können. Aber außerhalb christlich-konservativer Parteien (und natürlich noch rechter davon) sehe ich nicht, dass sehr viel Wert darauf gelegt wird, die Rechte und Freiheiten der christlichen Kirchen zu stärken. Ja man kann kritisieren, dass sie nicht mit gleicher Härte angegriffen werden, aber sie zu ignorieren ist nicht ihre Rechte großschreiben.
In der Bevölkerung sind zum ersten Mal überhaupt mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland keiner Konfession zugeordnet. Das beinhaltet noch nicht einmal die Millionen Menschen, die zwar noch auf dem Papier eine Konfession angehören, aber dennoch nicht gläubig sind. Auch da sehe ich keine große Front der christlichen Kirchen. Auch da sind sie auf dem absteigenden Ast. Auch hier können sie ihre Privilegien nur aufgrund der Gleichgültigkeit der Masse verteidigen und nicht, weil sich so aktiv für sie eingesetzt wird.
Sowohl in der Politik sehe ich das Verteidigen des Christentums viel eher als eine Abwehr von alle dem was als fremd wahrgenommen wird, als das man sich wirklich um das Christentum kümmert.
Es wird auch nicht verhindern, dass Frauen vom sozialen Umfeld dazu gezwungen werden sich zu verschleiern
Nein, natürlich wird man Zwangsverschleierung mit solchen Maßnahmen nicht beenden können. Aber das Verbot im öffentlichen Raum ist damit nicht wirkungslos.
Bei Lehrerinnen finde ich es auch dämlich zu glauben und zu argumentieren, dass das Verbot irgendwas gegen Zwangsverschleierung tun würde. Wer das sagt, hat entweder keine Ahnung oder gibt seine waren Motive nicht frei. Das heißt jedoch nicht, dass man das Verbot nicht dennoch einführen kann, um aus der Schule ein Ort zu machen, an dem die Lehrer keine Weltanschauungen so frei propagieren können, vor allem keine, die teilweise nur schwer mit Bildungsidealen und Rechtsstaatlichkeit vereinbar sind. Ich würde das natürlich jeder Religion unterstellen und daher auch chrisltiche Religion in den Schulen verbieten. Das heißt das Abhängen aller Kreuze in den Schulen, das Verbot für Lehrer chrisltiche Insignien zu tragen, die Abschaffung des konfessionellen Religionsunterricht und die Entfernung von diesem in der Verfassung und die Abschaffung größtenteils staatlich finanzierter Schulen, die dennoch unter chrislticher Trägerschaft sind. Anders gesagt, wenn es um religiöse Neutralität gibt, ist der chrisltiche Glaube das mit Abstand größer Problem und Kopftuch o. ä. eigentlich Nebensache. Wenn man aber alles entfernt, gehört das Kopftuch eben auch dazu.
Weiterhin ist das Kopftuch in Schulen eher ein Problem für Schülerinnen, die aus muslimischen Kontexten stammen und keines tragen. Diskriminierung eben dieser Schülerinnen, vor allem von Kopftuch tragenden Mitschülerinnen, ist ein immer häufiger auftretendes Problem. Das lässt sich nicht durch ein Kopftuchverbot in Schulen lösen, es würde aber dafür sorgen, dass das Problem zumindest nicht dort auftaucht und die Schülerinnen dem nicht zwangsausgesetzt sind.
Effektiv ist es ein Freifahrtsschein um gegen Frauen, die freiwillig aus religiöser Überzeugung ein Hijab tragen zu diskriminieren und ein Sieg der Rechten, die gerade in Frankreich & Niederlande seit Jahren eine Kampagne gegen jegliche Verschleierung führen,
Dem würde ich wiederum zustimmen. Ich bin sehr religionskritisch und kann dem viel abgewinnen, Religiösität zur Privatsache zu machen. Das heißt auch, sie aus dem öffentlichen Raum innerhalb von Institutionen zu entfernen und religöse Insignien auf dem Arbeitsplatz nicht mehr zu schützen, als andere Dinge der Weltanschauung.
Es wäre aber gelogen, wenn Kopftuch/Hijab... nicht oft ein Politikum sind, wo es vielen eben nicht darum geht. Diese Dinge sind ein Symbol für den Islam. Viele Menschen sind Islam und generell Leute, die in ihren Augen fremd sind, ein Dorn im Auge. Sie wollen das verbannen. Daher schießen sie gegen Kopftuch/Hijab und Co. um gegen die Religion und diese Menschen zu schießen. Kampf gegen Unterdrückung und Neutralität in öffentlichen Gebäuden etc. ist nur ein Feigenblatt hinter dem sie sich verstecken, um ihre waren Motive zu verschleiern.
Das macht es aber im Umkehrschluss nicht zu einem Gebot nicht dennoch sachlich und ohne solche Hintergründe über solche Themen zu diskutieren und entsprechende Entscheidungen zu treffen.
Kannst du zumindest hier in Deutschland vergessen, wo christliche Kirchen ein Großteil der sozialen Einrichtungen kontrollieren (vor allem Katholische Kirche) oder zumindest mitfinanzieren, hofiert werden, den Schulplan mitgestalten etc.
Dem würde ich komplett zustimmen. Jedoch würde ich es um den Hinweis versehen, dass sie mitbestimmen und mit kontrollieren ohne wirklich zu finanzieren. Caritas und Diakonie werden zu 98% vom Staat finanziert. Gleichzeitig bekommen Kirche und kirchliche Träger, steuerliche Erleichterungen und Zahlungen aus Steuergeldern (nicht Kirchensteuer), wie beispielsweise Gehälter von Bischöfen und Kardinälen, Heizkosten von Kirchen... Damit könnte man die restlichen 2% auch noch finanzieren und die Kirche überall rausschmeißen.
Die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs ist eindeutig gegen Muslime und vor allem Muslima gerichtet
Dem würde ich entschieden widersprechen. Die Klage war vor Gericht, weil eine Bewerbung aufgrund ihres Kopftuchs einen Praktikumsplatz nicht bekommen hat. Das Unternehmen sagte dies offen und sagte auch, dass sie den Platz bekommt, wenn sie die Kopfbedeckung ablegt. Die Firma wieß daraufhin, dass es eine firmeninterne Neutralitätsregel gibt, bei der gar keine religiösem, philosophischen oder politischen Weltanschauungen zum Ausdruck gebracht werden dürfen.
Das Gericht hat die Klage abgewiesen und geurteilt, dass hier kein Fall von religiöser Diskriminierung vorlag. Bezüglich der Neutralitätsregel hat das EuGH jedoch diese Dinge betont:
- Es muss allgemein und unterschiedslos auf alle Mitarbeiter angewendet werden. Also wenn, dann müssen alle religiösen Zeichen von allen Religionen verboten werden und auch gilt es für alle Mitarbeiter.
- Es muss angemessen und erforderlich sein bzw. ein rechtmäßiges Ziel verfolgen. Das heißt also, das Unternehmen muss im Zweifelsfall nachweisen, dass solch ein Neutralitätsgebot in dem konkreten Fall notwendig für den Geschäftsbetrieb ist, ein wirtschaftlicher Schaden entsteht... Der bloße Wille für weltanschauliche Neutralität reicht demnach nicht.
- Es darf in der Praxis nicht dafür sorgen, dass Personen mit einer bestimmten Weltanschauung benachteiligt werden.
Ich lese da eben nicht, dass die Entscheidung eindeutig gegen Muslime und vor allem Muslima gerichtet ist. Ich lese da eindeutig heraus, dass man einen rechtlichen Fall ermöglichen will, wo der Arbeitgeber bei nachvollziehbarem Interesse religiöse Neutralität vorschreiben kann und dass man aber gleichzeitig so viele Auflagen wie möglich eingebaut hat, damit die Entscheidung nicht so einfach missbraucht werden kann (was in der Realität natürlich dennoch passieren wird).
Gerade der Absatz, dass der bloße Will für Neutralität nicht reicht, ist genau dafür da, der Diskriminierung was entgegen zu stellen. Denn seien wir ehrlich. Es gibt viele Arbeitgeber, die haben kein Problem, wenn menschen offen ein Kreuz tragen. Kommt die erste Arbeitnehmerin mit Kopftuch, wird man alle religiösen Zeichen und auch das Kreuz verbieten. Ob das Kreuz nun auch weg ist, ist egal, Hauptsache kein Kopftuch. Und genau deswegen gibt es den Satz mit der Notwendigkeit.
wird zumindest hierzulande nicht zu einer gleichen Unsichtbarkeit aller Religionen in öffentlichen Einrichtungen führen.
Das ist auch nicht das Ziel des Urteils. Es ist keine Vorschrift, die Religion in öffentlichen Einrichtungen sichtbar oder unsichtbar machen soll. Es ist dafür da, eine Rechtsgrundlage zu geben, die Klarheit für bestehende Konflikte zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber schaffen soll.
Das Ding ist, dass es einen nichts angeht was andere tun, solange es keine Dritten gefährdet oder eben Hetze oder sowas wie wissenschaftliche Unwahrheiten nach außen hin verbreitet.
Naja wenn wissenschaftliche Unwahrheiten verbreiten mich was angeht, dann ist das alleine ja schon ein Grund sich gegen Religion zu richten.
Darüber hinaus finde ich zwar die Grundaussage richtig, aber ich finde das du hier mit zweierlei Maß misst. Klar wir haben durch Schwurbler und Verschwörungstheorien, aktuell ein sehr großes Problem. Aber die Aufzählung von nichts außer Gefährdung Dritter Hetze und wissenschaftliche Unwahrheit wirkt schon sehr stark gebiased.
Wenn du wissenschaftliche Unwahrheit generell als Problem erachtest, was einen was angeht und was das man nicht in der freien Gesellschaft aushalten soll, dann gibt es viele Dinge, die dann aufgrund ihres negativen Impacts dann ebenfalls mit aufgezählt werden könnten. Mit dem Maßstab eigentlich die öffentliche Ausübung von Religion generell und auf jeden Fall so etwas wie das Tragen von Kopftüchern etc.
Das Ganze ist halt, blöd gesagt, nicht mein Kaffee, und auch nicht deiner.
Und hier sieht man ganz eindeutig, dass es eben nicht so einfach ist. Denn die Öffentlichkeit formt eben unsere Wirklichkeit, unsere Wertvorstellungen und unsere Gesellschaft.
Daher ist es eben wichtig das ganze auszuhandeln. Das heißt man gibt jedem Individuum das Recht sich selbst frei auszuleben, solange sie andere nicht gefährdet und es im privaten Raum bleibt.
Alles außerhalb des privaten Raums sieht da aber schon ganz anders aus. Denn wenn unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen, muss das ja geregelt sein. Die Arbeitnehmerin möchte ihr Kopftuch auf der Arbeit tragen, dass ist ihre Vorstellung von freier Entfaltung und ihrer Privatsache. Der Arbeitgeber möchte, dass sein Unternehmen ein religionsfreier Raum bleibt und somit auch nicht, dass seine Arbeitnehmer ein Kopftuch tragen.
Das Interesse der Arbeitnehmerin und die des Arbeitgebers sind im Konflikt. Zu sagen es ist nicht unser Kaffee und die Gesellschaft soll sich raushalten, würde bedeuten, dass der Arbeitgeber frei entscheiden kann und die Arbeitnehmerin entweder wie er will feuern bzw. gar nicht erst einstellen kann. Ist seine unternehmerische Freiheit. Wenn die Arbeitnehmerin, ihre religöse Freiheit ausleben will, dann eben nicht mit dem Arbeitgeber. Das wäre das Ergebnis, wenn wir sagen, es wäre nicht unser Kaffee. Da kann ich schon wieder, dass Rousseau-Zitat anbringen: "Zwischen dem Schwachen und dem Starken ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit." - Um den in dieser Position Schwachen zu schützen, brauchen wir das Gesetz und dann ist es eben doch unser Kaffee, weil wir in einem Staat leben, wo sich Legislative, Exekutive und Judikative vom Volkswissen legitimieren (und dass das defizität ist, also es zu wenig unser Kaffee ist, ist ja eher ein Problem als was Gutes). Und das resultiert daraus, dass es eben Gesetze gibt, die es dem Arbeitgeber nicht einfach erlauben frei nach belieben Leute herauszuschmeißen oder beim Einstellungsprozess zu diskriminieren. Und das ist gut so.