Sexualität, Geschlechter und Paraphilien

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  • /Ist wie mit Veganern die das auch mindestens 60x im Gespräch erwähnen müssen.

    Ich kenne diese Gespräche. Der übliche Gesprächsbeginn ist "Nur ein Salat? Was ist da los?", worauf Veganer_innen sich dann solange rechtfertigen müssen, bis der Fleischesser "keine Lust mehr auf den missionarischen Eifer" hat. (Nein, Fleischesser ist nicht versehentlich nicht gegendert.)

    Und an der Gendersprache find ich persönlich nix positives oder Inklusiv. Wir sind im großen und ganzen alles Menschen. Der Mensch. Da gibts keine Mensch:in

    Deine Meinung zum Gendern ist mir aber herzlich egal. Ich will in Ruhe gendern dürfen. Du darfst es sehr gern lassen, ich will dir nicht vorschreiben, wie du redest, schreib du es mir auch nicht vor.

    Da muss ich sagen, die sind teilweise recht anstrengend besonders die, mit denen ich zu tun hatte. Da sagt man ein falsches Wort und die sind auf 180 oder aber ganz plötzlich im tiefen Depri-Loch.

    Ach, so ein Gespräch hatte ich auch mal. Eine Kollegin war sofort auf 180, als ich Erzieher_innen sagte, wobei hier ironischerweise die männlichen Erzieher expizit mitgemeint waren.

    Es ist ja fast so, als hätten Menschen einfach Themen, die sie mehr beschäftigen, als sie sollten, weil das Thema doch eigentlich nicht so wichtig ist.

    Edit: Ich habe übrigens deutlich mehr Verständnis dafür, wenn trans Menschen sich an Misgendering stören, als für Menschen, die sich am Gendern stören. Für erstere ist das nämlich gar kein so irrelevantes Thema, sondern sehr verletzend.

  • Was ich allerdings störend finde, zB. auch bei dem Nemo von ESC. Muss man seine Orientierung wirklich 300x erwähnen?
    /Ist wie mit Veganern die das auch mindestens 60x im Gespräch erwähnen müssen.

    Ich frag mich ja immer wer diese ominösen Veganer*innen sind, die andauernd sagen, dass sie vegan sind. Wenn wird das im Kontext von Essen erwähnt und da macht es ja auch Sinn.

    Ich meine ja, es gibt sie schon, vor allem jene, die dich so random als Mörder bezeichnen lel, aber die haben im Realleben auch Raritätswert.


    Ich aktzeptiere es völlig. Es mir wie gesagt egal ob sich jemand als Mann, Frau, irgendwas dazwischen oder Toaster sieht.
    Solange der Mensch nen guten Charakter hat interessiert mich nicht, wie er sich selber sieht.
    Was ich allerdings störend finde, zB. auch bei dem Nemo von ESC. Muss man seine Orientierung wirklich 300x erwähnen?
    /Ist wie mit Veganern die das auch mindestens 60x im Gespräch erwähnen müssen.

    Man kann es gerne 1x mitteilen und gut ist

    Deren Lied hat sich um Selbstfindung gedreht, das waren literally die Lyrics deren Beitrags.


    Ich find "aber musst du es jedem ins Gesicht drücken?" irgendwo genauso ironisch wie die cishetero Menschen, denen man nicht erzählen darf, was man am Wochenende mit dem gleichgeschlichtlichen Partner unternommen hat, oder wen man attraktiv findet. Sie selbst reden nonstop drüber und merken es nicht, dass sie "es einem ins Gesicht drücken".


    Und wehe du misgenderst eine cis Person lol. Du darfst nichtmal ihren Hund misgendern ohne korrigiert zu werden.

  • Was ich allerdings störend finde, zB. auch bei dem Nemo von ESC. Muss man seine Orientierung wirklich 300x erwähnen?

    Müssen sich cis Personen immer mit Herr und Frau vorstellen? Müssen sich heterosexuelle Pärchen ständig in 90 Prozent der Werbespots oder auf der Straße sehen lassen?


    Klare Antwort: Why not? Wenn wir doch alles Menschen sind und uns alle respektieren ist das schließlich kein Problem ;)


    Wenn man aber reinschreibt dass man prinzipiell Interesse an dem Thema hat und dann erstmal einen Post raushaut was einen alles an einem inklusiven Miteinander stört und was alles man davon sowieso nicht umsetzen oder respektieren wird, dann drückt der Schuh ganz woanders.


    Trans Menschen sind anstrengend, Veganer sind anstrengend, Menschen die in seltenen Momenten ihre Identität mitteilen sind nervig und Gendersternchen sind sowieso ganz übel, alles andere zum Thema Gender kann man ohnehin nicht nachvollziehen weil gibt ja eh nur zwei.


    Auf dieser Grundlage wirkt es nicht sehr einladend sich wirklich ernsthaft mit dir auszutauschen.

  • Hab ich? Wenn dann unterbewusst bzw. ist es mir nicht aufgefallen. Bzw. achte ich darauf gar nicht hab wie gesagt, nix damit zu tun,

    Ich habe da ehrlich gesagt gehofft, dir die Ironie aufzuzeigen, dass diese "300mal" eben entweder nicht ausreichten, um dich zu informieren oder du andere Identitäten doch nicht so ganz akzeptierst.


    (Nemo nutzt im Deutschen btw gar keine Pronomen, im englischen "they/them".)


    Was ich dir ans Herz legen möchte, ist, dir zu überlegen, warum dich die blosse Erwähnung von so Sachen, mit denen du dich nicht identifizierst, stören.

    Dass deine Zahlen eher nicht der Realität entsprechen, sagte ich davor schon, aber der Fakt, dass dir ein "Nemo ist non-binär" negative Emotionen auslöst, zeigt zusätzlich, dass du diesem Thema wahrscheinlich weniger neutral und akzeptierend begegnest, als dass du denkst.

  • Hao Ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass cis und hetero Leute ständig darauf aufmerksam machen, welche Identität sie haben. Sie reden über ihre Partner*innen, sie reden über ihre Kinder, sie reden über halt so "typische Dinge" für ihr Geschlecht, und ich glaube, sie werden dich auch sehr seltsam anschauen, wenn du sie misgenderst.

  • Es ist basically "ich akzeptiere ja [insert Identität], aber nur, wenn sie mich nicht wissen lassen, dass sie dazugehören, und ich sie nicht in meinen Medien sehen muss."

    Aber queere Menschen "müssen" dauernd Heteropaare sehen. Es ist im Alltag auch normal, wenn nicht-queere Menschen dauernd über ihr Geschlecht und Sexualität reden. Also queere Menschen sind es nicht, die einem Baby bereits sagen "er ist ja so ein Charmeur!", wenn ein männliches Baby mit weiblichen spielt lol.


    Was ich zuteils verstehe tbh, wenn ein Thema für eine Person sehr unbekannt und neu ist und man hat nunmal im Alltag neben einem Teil- oder Vollzeitjob, privaten Verpflichtungen und Hobbies, oft nicht die Lust und Kapazität sich stundenlange Videos zu einem Thema zu geben, das einen zuvor eigentlich kaum behelligt hat, oder sich Fachbücher zu kaufen oä. Da dauert es länger bis ein Thema Normalität wird, wenn es einen selbst nicht betrifft.


    Zwei meiner Schreibkumpel (cis Männer) in meiner Gruppe, wussten anfangs auch nicht, was sie von queeren Charakteren, speziell einem nicht-binären Hauptcharakter und Dey/denen-Pronomen halten sollten, aber das ist für viele einfach eine Gewöhnungssache.

    Jedenfalls finde ich jede Person, die nicht gleich in einen Superterf-Modus geht, gar nicht so schlimm. Meine Latte liegt hierbei auch niedrig, bin damals durch's Twitter-Terf-Bootcamp gegangen, inklusive, dass sich ein paar zusammengerottet und mich attackiert haben ^^'... und durch eine "feministische" Schreibgruppe, die trans Charaktere gehasst haben und jeden weiblichen Charakter, der kein Pick Me ist.

  • Ich persönlich nehme durchaus wahr, dass queere Menschen ihre sexuelle und geschlechtliche Identität sehr viel stärker in den Vordergrund schieben als nicht-queere Menschen. Dass "hetero-cis" Menschen ständig über ihre Identität und Sexualität sprechen ist in dem Ausmaß, wie es hier dargestellt wird, nicht der Fall. Natürlich wird man in seinem eigenen sozialen Umfeld darüber sprechen, das gilt für cis und nicht-queer ebenso wie für nicht-cis und queer, aber natürlich machen queere Menschen ihr Geschlecht und ihre Identität sehr viel expliziter zu ihrer Identität und tragen sie nach außen, sieht man ja auch schon an diesem Thread hier, wo sich queere sehr offen als queer identifizieren. Man könnte jetzt argumentieren, das tun sie deshalb, um sich von der hetero- und cis-normativen Gesellschaft abzugrenzen, was ja fair game ist, aber das Ausgangsstatement ist an sich nicht falsch.


    Wurde hier nicht sogar mal von queeren Leuten kritisiert, dass queere Charaktere in Filmen/Spielen gar keine Tiefe besitzen und deren einziger purpose es eigentlich ist, ein queeres Aushängeschild zu sein? Dieser Trend fällt der queeren Community ja scheinbar selbst auf.


    Zum Thema, Identität akzeptieren und respektieren. Das Problem das ich z.B. habe ist nicht, andere Identitäten nicht zu akzeptieren, sondern, dass von besagten Communities vorausgesetzt wird, die Legitimität und den Wahrheitsgehalt des zugrundeliegenden Narrativs anzuerkennen. Es ist ein wenig wie mit religiösen Menschen. Akzeptieren und respektieren wir die religiöse Identität von Menschen? Klar. Können wir die zugrundeliegenden Glaubenssätze trotzdem skeptisch betrachten, wie die Existenz eines Gottes, der uns Leitlinien zum Leben vorschreibt? Absolut. Das eine schließt das andere nicht aus. Genauso kann man anerkennen, dass sich Menschen in dieser Gesellschaft in einer Selbstfindungsphase befinden und versuchen, sich von bestehenden Stereotypen abzugrenzen, heißt aber trotzdem nicht, dass man jemandem die Argumentation, aufgrund derer sich jemand als divers oder gender-fluid labelt, abkaufen muss.


    Das ist allerdings etwas, was ich in Diskussionen mit der queeren community immer wieder wahrnehme. Es werden bestimmte, soziale Konzepte reetabliert und als wahr vorausgesetzt, gerne auch unter dem Deckmantel der wissenschaftlichkeit. Dass die Wissenschaft z.B. intergeschlechtliche Menschen anerkennt und sagt, dass Geschlecht nuancierter ist und ein Penis oder Chromosome alleine nicht das Geschlecht ausmachen, wird dann gerne als Vorwand genutzt zu sagen, dass man Geschlecht ja gar nicht definieren oder kategorisieren könne. So können jetzt auch Männer schwanger werden, weil trans Männer ja Männer sind und es ja auch Frauen ohne Uterus gibt, weswegen ein Uterus ja eigentlich gar kein geschlechtsspezifisches Merkmal ist. Die Wahrheit ist allerdings, wenn ich mir 100 fremde Menschen auf der Straße anschaue, werde ich sehr genau in der Lage sein, diese Menschen anhand ihres Geschlechts zu kategorisieren, sofern sie ihr äußeres Erscheinungsbild nicht durch Operationen und Hormone verändert haben.


    So ein krasses, unübersichtliches Spektrum ist Geschlecht nun mal nicht. Es gibt zwei sehr klare Kategorien, die ein geschlechtsspezifisches Set an Eigenschaften aufweisen, innerhalb derer es einige Nuancen gibt. Weil, seien wir mal ehrlich, das Leben an sich ist ein krasses Spektrum. Wir teilen uns 50% genetisches Material mit ner Banane und haben eine fast 100 Prozentige genetische Übereinstimmung mit Schimpansen. Trotzdem haben wir klare Kategorien, die Menschen vom Rest der Tierwelt unterscheiden. Anhand wovon machen wir diese Kategorien überhaupt abhängig? Von unserem Intellekt und unserem Bewusstsein? Wie verhält es sich dann mit geistig stark beeinträchtigten Menschen? Wem es nicht aufgefallen ist, genau das ist das Argument, das von veganer Seite in der ethischen Debatte genutzt wird, um von der Gegenseite ein klares Unterscheidungsmerkmal zu nennen, welches die Ungleichbehandlung von Mensch und Tier rechtfertigt.


    Versteht mich nicht falsch, man kann mir durchaus unterstellen, dass diese Kategorisierung, die in meinem und vielen anderen Köpfen stattfindet, irgendwo auch gesellschaftlich geprägt ist. Wir als Gesellschaft haben uns darauf geeinigt, dass diese Kategorisierung irgendwo Sinn macht, weil sie sich klar unterteilen lässt. Wenn es jetzt Leute gibt die sagen, diese Kategorien kann man durchaus aufweichen, dann werd ich nicht sagen, dass das nicht geht, ich werd aber auch nicht sagen, dass mich diese Aufweichung, bzw. die zugrundeliegenden Argumente überzeugen. Aber darum sollte es ja auch nicht gehen, andere zu überzeugen. Ich finde wie gesagt, Respekt und Akzeptanz kann auch existieren, ohne vom Weltbild des Gegenübers überzeugt zu sein, solang man koexistiert.

  • Ich persönlich nehme durchaus wahr

    Das setzt aber voraus, dass man es überhaupt wahrnehmbar macht. In Real Life würde niemand auf die Idee kommen, dass ich trans bin, weil ich damit eben nicht hausieren gehe, weil ich mich gerade in Ostdeutschland nicht zur Zielscheibe machen will, wenn ich mit genug Passiv-Aggressivität für die Welt auch gut genug im Boymode klarkomme. Nur um mal meine anekdotische Evidenz in den Raum zu werfen.


    Genauso wie ich aus allen Richtungen, von der Mutter, von der Freundin etc. Verwunderung höre, wenn irgendjemand schwul ist, aber die Person sich ja gar nicht "schwul verhielte" und das auch von sich aus nie zum Thema gemacht hat.


    Dass "hetero-cis" Menschen ständig über ihre Identität und Sexualität sprechen ist in dem Ausmaß, wie es hier dargestellt wird, nicht der Fall.

    "Hey, ich habe null Probleme mit meinem mir zugewiesenen Geschlecht und habe die sexuelle Ausrichtigung, die gesellschaftlich von mir erwartet wird" ist jetzt auch keine Aussage, die irgendeinen Mehrwert hätte, weil es in der Mehrheitsgesellschaft ohnehin angenommen wird.


    Wenn man jetzt aber queer ist und dann gerne hätte, nicht misgendert zu werden und unterstellt zu bekommen, einen für hetero typischen Partner zu haben/brauchen, dann wird es halt immer dann zum Thema gemacht, wenn einem was unterstellt wird. Und da diese Annahmen von der Mehrheitsgesellschaft nun einmal automatisch getroffen werden, bleibt einem nur das Korrigieren, was viele (ich unterstell dir hier nicht, dass du es so handhabst) dann als "die reden ständig drüber" verbuchen. Oder das Runterschlucken und mehr oder weniger Abgefucktsein. Zu letzterer Sorte zähle ich dann zum Beispiel, weil es für mich deutlich weniger Stress bedeutet, als dass ich ggf. direkte Anfeindung einkassiere, weil man bei den meisten Leuten kaum abschätzen kann, wie sie reagieren.


    Die Wahrheit ist allerdings, wenn ich mir 100 fremde Menschen auf der Straße anschaue, werde ich sehr genau in der Lage sein, diese Menschen anhand ihres Geschlechts zu kategorisieren, sofern sie ihr äußeres Erscheinungsbild nicht durch Operationen und Hormone verändert haben.

    In Schubladen wird jeder erstmal automatisch gesteckt. Das heißt nur nicht, dass die Kategorien stimmen. Gerade wenn die Schublade von der Optik allein nicht einmal richtig bedient werden kann. Ähnlich als würde man jeden mit dunklerem Teint erstmal als Türke verbuchen.


    Das nimmt gerade in der heutigen Zeit eklige Ausmaße an, wo die Gender Criticals wieder anfangen, cis Frauen als Männer zu kategorisieren, sobald sie zu breite Schultern einen zu breiten Kiefer oder eine zu große Nase haben.


    So ein krasses, unübersichtliches Spektrum ist Geschlecht nun mal nicht.

    Obligatorisches "sex isn't gender" und selbst dann: Je nachdem, wie man Geschlecht definiert: doch.

  • Obligatorisches "sex isn't gender" und selbst dann: Je nachdem, wie man Geschlecht definiert: doch.

    Ja, this. Kategorien und gesellschaftliche Konzepte sind etwas, worauf sich ne Gesellschaft einigt. Sie sind selten, wenn überhaupt, 100% objektiv, weil wir ja von sozialen Konzepten sprechen. Und das hat irgendwo auch zur Folge, dass man in einer Gesellschaft die Interessen bestimmter Gruppen gegeneinander abwägen muss; man wird's nie allen recht machen. Gerade bei dem Thema Frau sein, welches in unserer Gesellschaft ne politische Dimension hat. Da kommt es zwangsläufig zu Spannungen.

  • Klar wirkt es so, als würden queere Menschen ihre sexuelle Orientierung einem mehr unter die Nase reiben, wenn man es halt schon als Aufdrängen der Sexualität wahrnimmt, wenn ein homosexueller Mann im Gespräch über den neuesten Blockbuster beiläufig erwähnt, dass er den mit seinem Partner gesehen hat, während ein heterosexueller Mann öffentlich mit seiner Partnerin rumknutschen kann, einen Kalender mit leichtbekleideten Frauen am Arbeitsplatz aufhängen und darüber reden, wie attraktiv er die neue Kollegin findet, ohne dass das jemandem überhaupt als öffentliche Darstellung von Heterosexualität auffällt, weil das ja als "normal" gilt...

  • aber natürlich machen queere Menschen ihr Geschlecht und ihre Identität sehr viel expliziter zu ihrer Identität und tragen sie nach außen,

    Was ist hier dein Argument? Dieses Thema ist explizit dafür da. Ich rede nicht 24/7 über meine Sexualität, manche Tage denke ich gar nicht dran. Aber ich rede halt auch normal mit Freunden über meinen Partner, oder sage mal, wenn ich einen Dude heiß finde. Wie es Heteros auch machen. Das wird dann aber häufig schon als "aufs Auge drücken" interpretiert. Wie Gray Ninja hier vor mir auch schön gesagt hat.

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  • Klar wirkt es so, als würden queere Menschen ihre sexuelle Orientierung einem mehr unter die Nase reiben, wenn man es halt schon als Aufdrängen der Sexualität wahrnimmt, wenn ein homosexueller Mann im Gespräch über den neuesten Blockbuster beiläufig erwähnt, dass er den mit seinem Partner gesehen hat, während ein heterosexueller Mann öffentlich mit seiner Partnerin rumknutschen kann, einen Kalender mit leichtbekleideten Frauen am Arbeitsplatz aufhängen und darüber reden, wie attraktiv er die neue Kollegin findet, ohne dass das jemandem überhaupt als öffentliche Darstellung von Heterosexualität auffällt, weil das ja als "normal" gilt...

    Ist mir im Leben immer wieder aufgefallen, wenn ich in Nebensätzen bei irgendwelchen Gesprächen meinen Beziehungsstatus erwähnt habe. Sobald ich als weibliche Person etwas anderes als einen männlichen Partner erwähnte oder andeutete, wurde öfter nachgefragt, als beim Gegenteil. Außer bei Menschen, die sich allgemein genderinklusiv ausdrücken und wohl deswegen das gar nicht beachten.


    Überspitzt ausgedrückt: Musste mich öfters vor heterosexuellen Menschen outen als vor queeren Menschen lol

  • Momente, in denen queere Menschen in meinem Bekanntenkreis explizit darüber gesprochen haben: bei der Vorstellung (zwecks Pronomen), beim generellen Unterhalten im Alltag (wie von Cassandra beschrieben). Das Interessante daran ist, es wäre meistens auch dabei geblieben.


    Wir hatten zB. jemanden bei uns auf Arbeit und dey war nonbinary, hat sich entsprechend so vorgestellt und die Pronomen angegeben. Danach kamen erstmal 5 Fragen von Heteros wie sie sich das "vorstellen" können. Was ist non binary? "Was, weder Mann noch Frau?!", sie müssen das erstmal besser "verstehen", bevor sie jemanden mit diesen Pronomen ansprechen möchten.


    Nun, wanted was macht man denn in einer solchen Situation, die btw. häufiger im Alltag von queeren Menschen auftritt als einem lieb ist? Man kann sagen "nein, ich möchte meine Sexualität nicht zu sehr zum Thema machen". Gut, dann wird eben deine Identität ignoriert weil sie kann ja "nicht nachvollziehbar erklärt werden".

    Man kann aber auch sagen "alles klar ich erkläre es euch im Detail" und darüber offen sprechen, dann hast du aber wieder mindestens 2-3 Leute die davon genervt sind weil man stelle die Sexualität ja zu sehr in den Fokus.


    Ja, queere Menschen reden in manchen Situationen ausführlicher darüber, sie werden aber auch ausführlicher zu Dingen "befragt", die unter Heteros selbstverständlich ist oder nicht mehr weiter thematisiert wird.


    Alleine dass es überhaupt kein Problem ist wenn cis Frauen oder Männer sich offen so verhalten, präsentieren, sowohl optisch als auch gesellschaftlich, wenn man aber in keins dieser Spektren reinpasst dann muss man sich erstmal "rechtfertigen" wieso nicht und dabei ganz genau aufpassen, dass man weder zu viel darüber spricht (nervig), noch zu wenig (unglaubwürdig, kann nicht akzeptiert werden). Erklär doch mal. Ich muss es verstehen bevor ich es akzeptiere. Nö, man muss nicht. Man kann auch einfach aufhören so sehr im Leben anderer rumzubohren (und nein, ich rede nicht von ehrlichem Nachfragen und aufrichtigem Interesse) und sein Gegenüber akzeptieren. Ohne dass man selbst alles nachvollziehen und verstehen kann. Manchmal kann man das einfach nicht. Deshalb kann man es trotzdem akzeptieren und muss kein Problem daraus machen.

  • Die Sache ist eben, dass diese Klamotten, in denen sich cis heten als cis heten outen nicht als so etwas wahrgenommen werden. Aber heteros reden die ganze Zeit über ihre Heterosexualität - und cis Leute reden auch wesentlich häufiger darüber cis zu sein, als sie es wahrnehmen.


    Es wurden eben hier die Beispiele genannt. Wenn ich so einen Tag im Büro verbringe, dann reden meine größtenteils cis männlichen Mitarbeiter häufig über ihre Partnerinnen und ihre Kinder. Ein paar sind jetzt in dem Alter, wo das erste Kind unterwegs ist. Definitiv eine sehr heterosexuelle Sache, die gerne diskutiert wird. Soweit ich weiß (ich hänge ja seltener mit cis Frauen ab) ist das noch mehr ein Thema zwischen cis Frauen und so. Dann eben auch das, was hier genannt wurde. Dann wird eben darüber gesprochen, welche Schauspielerinnen die Herren gerade richtig hot finden und so. Also gerade unter meinen jüngeren Kollegen gerne ein Thema. Sehr heterosexuell das alles. Und gestern im Büro gab es noch eine Diskussion darüber - unter zwei älteren Kollegen - ob man denn in den Star Wars Filmen sexy Frauen casten sollte, oder ob das nicht die Priorität sein sollte und eher Schauspielerisch Talent wichtig wäre.


    Auch über die cis Eigenschaften wird dann doch gesprochen. Gerade so unter Freunden. Vielleicht weniger im Büro, aber eben so mit Freunden und so? Da reden Leute gerne mal über irgendwelche Genitalienbezogene Sachen. Und seien es eben Frauen, die über ihre Periode klagen. Aber ich habe auch schon häufiger die Herren über ihre Penisse sprechen hören und so. Sehr cis, tut mir ja leid.


    Es ist effektiv beständig ein Thema. Aber sobald ein Mann sagt: "Boah, der (männliche) Schauspieler da, der ist verdammt hot!" Dann kommt sofort: "Musst du mir unter die Nase reiben, dass du auf Männer stehst?"

  • Klar wirkt es so, als würden queere Menschen ihre sexuelle Orientierung einem mehr unter die Nase reiben, wenn man es halt schon als Aufdrängen der Sexualität wahrnimmt, wenn ein homosexueller Mann im Gespräch über den neuesten Blockbuster beiläufig erwähnt, dass er den mit seinem Partner gesehen hat, während ein heterosexueller Mann öffentlich mit seiner Partnerin rumknutschen kann, einen Kalender mit leichtbekleideten Frauen am Arbeitsplatz aufhängen und darüber reden, wie attraktiv er die neue Kollegin findet, ohne dass das jemandem überhaupt als öffentliche Darstellung von Heterosexualität auffällt, weil das ja als "normal" gilt...

    Eben das.

    Cishetero Menschen nehmen sich selbst als die Norm wahr und reflektieren gar nicht, wie häufig und selbstverständlich sie über ihren Gender und ihre Sexualität reden.


    Heute im Bus haben fünf Teenagermädels rumgekullert wie schorf ihr Klassenkollege ist. Stell mir grad vor, dass es als "ins Gesicht drücken" gewertet werden würde, wenn sich fünf Jungs über ihren Klassenkollegen so äußern. :unsure:


    Lustig wird's, wenn du jemandes Hund misgenderst und dann heißt es: "sieht man doch, dass das ein Mädchen ist." Interessant xD



    Und seien es eben Frauen, die über ihre Periode klagen. Aber ich habe auch schon häufiger die Herren über ihre Penisse sprechen hören und so. Sehr cis, tut mir ja leid.

    Ja gut, dazu muss man nicht cis sein, dazu muss man nur einen Uterus haben über den man klagen kann.

  • Ja gut, dazu muss man nicht cis sein, dazu muss man nur einen Uterus haben über den man klagen kann.

    Dann ist man ja leider wieder nicht männlich/non binär genug und wird am besten noch beleidigt. Haha wie witzig Periodenprodukte auf Männertoiletten braucht man ja nicht. Ich kann von damals noch aus Erfahrung reden, wie nervig es ist, wenn man nicht mal nen Mülleimer hat e.e

    Zum Glück muss ich mir um sowas keine Gedanken mehr machen.

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    Finanzkrisen steckt es einfach so weg und gleicht diese mit einem Obstkorb für die nette Geste aus. «

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  • Nuya aber wenn man sich in der Öffentlichkeit über seinen Schwarm etc. unterhält. Das seh ich nicht als "unter die Nase" reiben. Wird schon arg grad aufgebauscht hier. Dann dürfte man ja gar nichts mehr draußen sagen.

    Ich denke einfach, das es von "nicht hetero" Menschen einfach zu wenig gibt, als das sowas auffallen würde.

  • Es ging eigentlich mehr um den Vergleich. Sobald queere Menschen überhaupt irgendwas in diese Richtung sagen, stürzen sich vor allem Cis-Personen regelrecht da drauf. Ohne dabei zu merken, wie oft sie diese Themen selber ansprechen, und wie frei sie dabei sein dürfen. Den Partner in der Öffentlichkeit küssen oder Händchen halten? Niemand sagt was, wenn es Mann und Frau sind. Aber es reicht schon aus, wenn ein einzelner meint, seine 5 Cent dazu geben zu müssen, und der Tag ist damit geprägt, negativ wohlgemerkt.


    Ich weiß nicht, wie sehr sich hier die Leute an den Themen als solche stören, wenn Kollegen, Freunde oder Verwandte darüber plaudern, mich selber juckt es schlichtweg nicht. Als Ace habe ich da jedoch einen völlig anderen Bezug dazu als die anderen, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Da ich außerdem einen Lebensgefährten habe, fällt das nach außen hin wirklich niemanden auf, solange ich nicht darüber rede.


    Kurzgefasst: Die einen dürfen und da wird es gut aufgenommen, die anderen müssen hingegen immer mit irgendeinem Kommentar rechnen.

  • Wird schon arg grad aufgebauscht hier. Dann dürfte man ja gar nichts mehr draußen sagen.

    Willkommen in der Realität von vielen queeren Menschen :) viele dürfen draußen „ja gar nichts mehr sagen“. Ist ja sofort zu viel. Oder zu wenig. Je nachdem wie man es gerade in der Argumentation braucht.


    Ein Äußern über den Schwarm lässt bzw. Rückschlüsse auf die eigene sexuelle Orientierung zu und ist durchaus bei heteros normal, während homosexuelle erstmal beäugt werden.


    Literally die erste Reaktion die ich damals bei meinem outing als bisexuell hatte war „Du stehst jetzt aber nicht auch auf mich oder? 👀“ (nicht nur anmaßend und halb vorwurfsvoll, es war nicht mal wahr weil ich im Zuge meines outings meine damalige Freundin vorgestellt habe)


    Aber das möchte man alles nicht hören wenn man nicht betroffen ist, man möchte sich selbst gerne weiterhin an gewissen Dingen stören ohne wirklich verstehen zu wollen worum es geht. Ist einfacher ;)

  • Nuya aber wenn man sich in der Öffentlichkeit über seinen Schwarm etc. unterhält. Das seh ich nicht als "unter die Nase" reiben. Wird schon arg grad aufgebauscht hier. Dann dürfte man ja gar nichts mehr draußen sagen.

    Ich denke einfach, das es von "nicht hetero" Menschen einfach zu wenig gibt, als das sowas auffallen würde.

    Ja, siehst du wie es queeren Menschen geht lol. Was glaubst du, was passiert / recht wahrscheinlich passieren kann, wenn schwule Jungs in der Bahn über ihren Schwarm sprechen. Dass sie von einem Möchtegernganster als Schwuchteln beschimpft werden oder eine ältere Person rumzetert, ist die optimalere Option. Dass jemand aggressiv auf sie reagiert und ihnen Gewalt androht, oder tatsächlich ausübt, ist ebenfalls nicht gar so unwahrscheinlich.


    Zum anderen ist es sehr wahrscheinlich, dass hetero Menschen, oder allgemein rein monosexuelle (sprich solche, die zu 100 % hetero- oder homosexuell sind), sowie vollkommen asexuelle Menschen, in der Minderheit sind.