[Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/140801/hpyiobey.jpg]
Baby Reshiram and Zekrom by arkeis-pokemon
Information | Vote | Gewinner
Ähnlich wie im letzten Jahr gibt es auch dieses Jahr wieder eine bestimmte Anzahl an Punkten, die ihr den Texten geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr frei wählen könnt, wie genau ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten, können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen, eure Wahl begründen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten. Es ist außerdem hilfreich, euch das "How to vote-Topic" anzusehen. Schreibt ihr in dieser Saison besonders viele Votes, habt ihr die Chance auf Medaillen. Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen und Regeln zur Wettbewerbssaison 2014
Wer neben den Votes noch weitere Kritik für dein Werk erhalten möchte, aber kein eigenes Topic erstellen will, der kann dies gerne in unserem Einzelne Werke-Topic tun!
Zitat von AufgabenstellungDas Thema dieser Runde lautet:
Kindergeschichte
Wenn Sonnfel sich bereits verabschiedet hat und Lunastein mit einer blauen Zipfelmütze über uns wacht, lesen sicherlich gerade hunderte Eltern ihren Kindern eine Geschichte über wundersamen Wesen vor, bevor die Kleinen ins Land der Trainerträume verschwinden. Eure Aufgabe ist es, eine solche Kindergeschichte zu verfassen. Dies bedeutet, dass die Wortwahl und das gewählte Thema eures Textes möglichst kindgerecht sein sollten. Des Weiteren ist Pokémonbezug bei diesem Wettbewerb verpflichtend. Ob eure Geschichte in der uns bekannten Pokémon-Welt von Trainern bis zu Rangern spielt oder das Fandom anderweitig umsetzt, ist euch jedoch überlassen.
Ihr könnt 6 Punkte verteilen, maximal drei an eine Abgabe
ZitatAlles anzeigenID: [DEINE USERID]
AX: X
AX: X
Beispiel:
ID: 27258
A16: 3
A1: 5
A3: 1
A7: 1
A9: 2
Der Vote läuft bis Sonntag, den 31.08.2014, um 23:59 Uhr.
[tab=Abgaben]
Einst lebte in einem fernen Land ein König, der von seinem ganzen Volk geliebt wurde. Sie nannten ihn Panferno, den Affenkönig.
Er besaß einen riesigen Palast und Unmengen an Reichtümern.
Jeden Abend hielt er Feste ab, auf denen er Kunststücke wie das Jonglieren mit Feuerbällen vorführte und sein Volk mit Witzen unterhielt. Eigentlich hatte der König alles, was er sich wünschen konnte, doch in seinem Herzen brannte ein Wunsch, den er sich bislang nicht erfüllen konnte.
Er wollte in den Kreis der Legendären aufsteigen.
Also machte Panferno sich eines Tages allein auf den Weg. Sein Weg führte ihn nach Süden, durch eine große Wüste. Es war sehr anstrengend, doch der Wille des Affenkönigs war stark. Immer, wenn er vor Erschöpfung im heißen Sand zusammenbrach, richtete er sich schon nach kurzer Zeit wieder auf und ging langsam voran. Nachdem er drei Tage und drei Nächte lang durch die Wüste gewandert war, erreichte Panferno die Ausläufereines Gebirges, auf dessen Spitze sich die Speersäule befand. Gierig trank er aus einem nahegelegenen Fluss, ehe er sich an der Aufstieg machte.
Der Affenkönig war ein guter Kletterer und so erreichte er innerhalb eines Tages die Spitze. Auf dem schneebedeckten Plateau ragten mehrere hellbraune Säulen in den Himmel empor. In der Mitte stand ein Podest, auf dem Panferno sich erschöpft niederließ.
„Arceus, Herr der Welten, Herr des Lebens“, rief er, „ich habe eine Bitte an euch!“
Zuerst blieb sein Ruf ohne Folgen, doch schon nach kurzer Zeit schoss ein greller Lichtblitz vom Himmel herab und Arceus ein riesiges weißes Wesen mit goldenen Verzierungen am ganzen Körper erschien auf dem Plateau.
„Wer seid ihr“, fragte Arceus.
Der König erhob sich langsam und musterte sein Gegenüber mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Ich bin Panferno, der Affenkönig. Ich möchte in der Kreis der Legendären aufgenommen werden.“ Arceus konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken.
„Kommt schon, kleiner Clown. Ihr seid doch nicht einmal stark genug um mich anzugreifen. Und über Weisheit verfügt ihr offenbar auch nicht, sonst hättet ihr bereits erkannt, das ihr keine Chance habt.“ Diese Worte machten den Affenkönig wütend. Grell und hoch leuchtete die Flamme auf seinem Kopf. Panferno hob die Fäuste und stürmte nach vorne, doch Arceus brauchte nur mit einem Fuß auf dem Boden stampfen, um eine Druckwelle zu erzeugen, die den Affenkönig an den Rand der Speersäule zurückwarf.
„Wie ich sagte, ihr habt keine Chance“, donnerte Arceus Stimme ihm entgegen, „doch ich erkenne euren Mut und eure Entschlossenheit. Ich lasse euch in den Kreis, wenn ihr es schafft, die anderen Legendären zu besiegen.“
Mit diesen Worten verschwand das Pokemon. Enttäuscht stieg Panferno vom Gipfel herab. Wie hatte er nur denken können, Ruhm und Reichtum würden reichen? Und wie sollte er es mit allen Legendären aufnehmen? Der Affenkönig ließ sich am Fuß des Berges nieder und meditierte bis zum Abend über diese Fragen. Dann begann er schließlich zu lächeln.
In seinem Kopf formte sich eine Idee. Während die Sonne am Horizont versank und die Welt in gelbliches Licht tauchte, lief Panferno nach Westen, bis er auf einen dichten Wald traf. Im Inneren dieses Waldes fand der Affenkönig nach langer Suche schließlich einen kleinen Höhleneingang, welcher in eine Grotte führte. Mehrere Stalaktiden hingen von der Decke herab und wurden von einem Licht erhellt, welches über einem kleinen See schwebte. In dem Licht schlief ein kleines weißes Pokemon mit einer gelben Krone und einem gleichfarbigen Umhang. Es war Jirachi, das Wunschpokemon. Einer Legende nach würde es alle tausend Jahre einen Wunsch erfüllen.
Da es aber erst in einem Jahr soweit sein würde, verließ Panferno die Höhle wieder. Er setzte sich an einen Baum und wartete. 364 Tage lang ernährte er sich von verschiedenen Beeren und übte das Kämpfen.
Nachdem das Jahr vorüber war, hörte der Affenkönig ein lautes Gähnen im Höhleninneren. Blitzschnell rannte er in die Höhle und stieß beinahe mit dem erwachenden Jirachi zusammen. „Jirachi, endlich bist du wach“, begrüßte Panferno das legendäre Pokemon der Wünsche.
„Oh, hallo. Habt ihr einen Wunsch“, fragte es.
„Ich möchte in den Kreis der Legendären aufgenommen werden, doch dazu muss ich sie alle besiegen“, erklärte Panferno.
„Ich verstehe“, antwortete Jirachi,“ und nun wollt ihr die Macht, mit der ihr das schaffen könnt. Nun gut. Verlasst diese Höhle und geht nach Norden. In einer Felsspalte werdet ihr eine Waffe finden, die euch diese Macht verleihen kann. Folgt einfach dem Stern, der am hellsten strahlt.“
Nachdem Panferno die Höhle verlassen hatte, ging er nach Norden, bis die Nacht hereinbrach und der Affenkönig den einen Stern am Himmel sah, der größer war als alle anderen.
Dieser führte ihm zu der Felsspalte, in dem Panferno einen goldenen Stab entdeckte, welcher ihm außergewöhnliche Kräfte verlieh. Er konnte nun fiel schneller zuschlagen und mit jedem seiner Haare eine Kopie seiner selbst erzeugen. Auch seine Sprungkraft war stark gewachsen.
So holte er mit flinken Donnerschlägen Arktos, Lavados und Ho-oh vom Himmel. Zapdos rammte er mit seinem Stab zu Boden. Der Affenkönig besiegte einen Legendären nach dem anderen bis er schließlich die Neumondinsel erreichte.
Auf der kleinen Insel stand das Schloss von Darkrai. Doch das schwarze Pokemon hatte bereits von Panfernos Stärke gehört. Da er wusste, dass er ihn nicht würde schlagen können, versuchte Darkrai es mit einer List.
Er lud den Affenkönig in sein Schloss ein und gab ihm reichlich zu Essen. Der hungrige Affe konnte nicht wiederstehen und nahm das Angebot an. Mit vollem Magen schlief er den Rest des Tages, bis er am Abend wieder erwachte.
Doch sein Stab fehlte. Panisch suchte Panferno den gesamten Raum ab, doch der Stab blieb unauffindbar.
„Was ist, kannst du mich ohne Stab nicht besiegen“, fragte Darkrai mit einem herausfordernden Blick. Der Affenkönig hielt inne.
„Doch, euch besiege ich auch so.“ Panferno sprang blitzartig in Darkrais Richtung und setzte zum Nahkampfangriff an. Darkrai aber formte eine große schwarze Blase, mit der er den Affenkönig traf. Panferno erstarrte und fiel in einen tiefen Schlummer. Doch der Affenkönig war nicht dumm.
Ein kleines Haar wurde von einer leichten Brise zum Fenster hinausgetragen und verschwand im Dunkel der Nacht.
Es war ein schöner, sonniger Tag auf der Zekrom-Ebene, ein grasiges, weites Land mit kleinen Wäldchen, auf dem viele Elektro- und Drachenpokémon leben. Leider war er aber nicht ganz friedlich, denn unter den Mitgliedern des Elektromaus-Clubs herrschte mal wieder Zwietracht. Es war Essenszeit, und ein kleiner Haufen Beeren lag zum Verspeisen bereit - wenn nicht darüber gestritten worden wäre, wer sich zuerst davon nehmen durfte.
„Wer so grob ist, kann doch kein Anführer sein! Ein guter Anführer lässt andere immer zuerst essen“, beteuerte Pikachu gegenüber seinem großen Bruder Raichu.
Minun drehte sich im Kreis und sang: „Los, los, Pikachu! Anführer unserer Herzen und Magenschmerzen!“
„Von wegen“, widersprach Raichu. „Ein Anführer muss so respektiert werden, dass er als Erster essen darf.“
Jetzt war es Plusle, Minuns Zwillingsschwester, die sich auf die Seite der orangefarbenen Elektromaus stellte: „Raichu vor, so stark wie Thor. Keiner ist besser, als unser erster Esser!“
Pachirisu versuchte, ganz anders als die Zwillinge, die beiden Streithähne zu beschwichtigen: „Bitte, seid doch vernünftig ...“ Doch es war bereits zu spät, die Brüder hörten nicht auf sie.
„Klären wir ein für alle Mal, wer der Anführer ist!“, verlangte Raichu. Die graubraune Faust leuchtete gelb auf, Funken zuckten darum herum. „Donnerschlag!“
Pikachu schaute überrascht, ging dann aber auf alle Viere. Aus seinen Backentaschen sprühten gelbe Blitze. „Volttackle!“, rief der jüngere Bruder, und die beiden liefen aufeinander zu, bereit, gegeneinander zu kämpfen. Plusle und Minun waren ganz aus dem Häuschen und feuerten die beiden aus voller Kehle an.
Doch bevor die zwei aufeinanderstießen, landete Emolga plötzlich zwischen ihnen und hielt gegen beide jeweils eine Hand, um sie aufzuhalten. Weil sowohl Pikachu als auch Raichu kein Mädchen schlagen wollten, bremsten sie in letzter Sekunde ab. Dabei platzte Pikachus Blitzhülle, die ihn beim Volttackle umgeben hatte, in alle Richtungen auf, und Raichus Donnerschlag flog als Kugelblitz in den Himmel, wo er niemanden treffen konnte.
„Sofort aufhören!“ Emolga sah die Brüder tadelnd an, während Plusle und Minun dazu übergingen, die flugfähige Elektromaus zu bejubeln. Diese wies Raichu und Pikachu weiter zurecht: „Wir können auch einfach gleichzeitig essen! Seid doch Pichu wenigstens ein gutes Vorbild, sonst wird er noch genauso wie ihr. “
Raichu verschränkte uneinsichtig die Arme vor der Brust; Pikachu hingegen sah zu seinem kleinen Bruder Pichu, der bei Pachirisu saß und sie mit großen Augen anblickte. Zwar mochte das jüngste Mitglied des Elektromaus-Clubs es nicht, wenn seine großen Brüder stritten, doch war er immer sehr fasziniert von den Kämpfen, die manchmal daraus entstanden. „Emolga hat recht“, befand Pikachu und setzte sich zu den anderen, um mit ihnen zu essen. Auch Raichu kam dazu, und alles wurde wieder ruhig.
„Danke, Emolga“, flüsterte Pachirisu dem Flughörnchen zu. „Ich wüsste nicht, was wir ohne dich machen sollten. Auf mich hören sie nie, und Minun und Plusle machen alles nur schlimmer. Ich finde, du solltest unsere Anführerin sein!“ Emolga erwiderte nichts und aß nur schweigend ihre Beere.
„Seid ihr der Elektromaus-Club?“
Die sieben wandten sich der fremden Stimme zu, die gefragt hatte. „Ja, sind wir“, bestätigte Pikachu.
Raichu fügte hinzu: „Das sieht man doch!“ Dabei deutete er auf seine Brust, wo er wie jedes Mitglied das Abzeichen des Clubs trug, ein graugelber Mauskopf mit orangeroten Wangen und Blitzsymbol auf der Stirn.
Das fremde Pokémon fragte: „Darf ich mich euch anschließen?“
Die Angesprochenen sahen einander an, hoppelten dann auf die Neuangekommene zu und beschauten sie sich genauer. Die Beeren waren vorerst vergessen.
„Wie kommst du auf die Idee, zu uns zu passen? Du siehst aus wie ein zu kurz geratenes Rattikarl. Du bist sogar kleiner als Pichu!“, meinte Raichu laut.
Pikachu wollte wissen: „Bist du überhaupt ein Elektropokémon?“
Die Fremde nickte. „Elektro und Fee.“
Raichu prustete belustigt, bis Pichu piepsig meinte: „Ich finde, sie schaut aus wie ein kleiner Raichu mit Pikachubacken!“ Daraufhin nahm Raichu seinen kleinsten Bruder spielerisch in die Mangel.
Emolga beachtete dies nicht weiter - sie wusste, dass Raichu mit Pichu, anders als mit seinem anderen Bruder, nur Spaß machte - und fragte die Neue: „Wie heißt du denn?“
„Dedenne.“
„Dedenne! Wie heißt du denn, Dedenne denn!“, riefen Minun und Plusle im Chor.
„Also, Dedenne“, begann Pikachu und schob die viel zu lauten Zwillinge beiseite. „Wenn du Mitglied in unserem Club werden möchtest, musst du eine Besonderheit haben.“ Als Dedenne ihn nur fragend und mit neugierig zuckenden Tasthaaren anblickte, erklärte er: „Es ist so, dass jeder bei uns irgendetwas Besonderes kann oder an sich hat. So ist Emolga besonders, weil sie fliegen kann; Pachirisu ist unsere Clubschönheit.“
Als er das sagte, legte sich das weiße Eichhörnchen verlegen den buschigen Schweif über den Kopf und sagte halblaut: „Ach, hör auf, du. Ich bin nur die beste Kletterin.“
Pikachu grinste nur und fuhr fort: „Pichu ist klein und etwas ungeschickt mit seiner Elektrizität, was manchmal ziemlich lustig ist.“ Die Bäckchen des Jüngsten wurden rot, als sich die Aufmerksamkeit auf ihn richtete, und feine Blitze sprangen daraus hervor. „Plusle und Minun denken und fühlen fast das Gleiche.“
„Genau das Gleiche“, versicherten die Zwillinge wie aus einem Mund.
„Ruhe auf den unteren Zweigen!“ Raichu schlug Minun, damit er verstummte, auf den Kopf. Anstatt dass nur er sich die schmerzende Stelle rieb, schloss sich ihm seine Schwester an, doch beide kicherten frech. „Ich bin der Kräftigste und der Anführer unseres Clubs“, informierte Raichu Dedenne und baute sich zu voller Größe auf.
„Und ich“, übernahm wieder Pikachu das Wort, „bin der Schnellste und der echte Anführer.“
Emolga verdrehte die Augen, als sich wieder ein Streit zu entladen drohte, und wandte sich nun ihrerseits an Dedenne: „Was kannst du besonders gut?“
Unermüdlich zuckten Dedennes Tasthaare, während sie die Blicke des Clubs erwiderte. Dann sah sie sich nachdenklich auf der Ebene um. Unweit döste ein dunkelblau geschupptes Knakrack in der Sonne. „Ich kann ein Knakrack besiegen, indem ich es knuddle“, behauptete die kleine Mausfee.
Die Reaktionen der Elektromäuse waren recht unterschiedlich: Raichu begann lautstark zu lachen, während Pachirisu und Pichu die Mausfee erstaunt musterten. Emolga war skeptisch, Plusle und Minun hingegen feuerten Dedenne jetzt schon an. Schließlich war es Pikachu, der meinte: „Das ist zwar sehr gefährlich, aber wenn du wirklich meinst, ein Pokémon von den Typen Drache und sogar Boden besiegen zu können, dann ... sollten wir dir die Chance geben, dich zu beweisen.“
Damit waren Emolga und Raichu zwar ganz und gar nicht einverstanden, doch weil die anderen Mitglieder dafür waren, machten sich die acht Elektropokémon auf zu Knakrack. Vorsichtig tippte Dedenne die Schnauze des sonnenscheinwarmen Sandhais an und sagte: „He, du. Aufwachen, ich mag gegen dich kämpfen.“
Das beeindruckend große Pokémon regte sich, erwachte langsam aus seinem Schlummer und erhob sich gähnend. Es sah zu Dedenne hinab und grummelte verschlafen: „Du Winzling forderst mich zum Kampf heraus?“ Als die Mausfee mutig nickte, rief der Sandhai: „Wenn das so ist ... Feuerzahn!“ Plötzlich munter stieß Knakrack zu Dedenne hinab und öffnete weit das Maul mit den gefährlichen, in Flammen gehüllten Haizähnen.
Der Elektromaus-Club hielt die Luft an, aber Dedenne konnte gerade noch ausweichen, bevor der Kopf des viel größeren Pokémon auf die Wiese krachte. Sofort sprang die Mausfee auf dessen Stirn und klammerte sich daran fest. „Knuddler!“ Die sieben Zuschauer staunten nicht schlecht, als unter Dedennes kleinen Pfötchen ein rosafarbenes Licht erstrahlte und Knakrack unter der Attacke wütend brüllte. Lange dauerte es nicht, bis den Sandhai alle Kraft verlassen hatte und er mit lautem Donnern zu Boden stürzte.
Minun und Plusle kriegten sich nicht mehr ein vor Jubel und sprangen umeinander, verteilten Funken wie leuchtendes Konfetti, um Dedenne zu feiern. Pikachu und Raichu waren die Kinnladen runtergeklappt, und auch Emolga rieb sich verblüfft die Augen. Pichu hatte sich an Pachirisu geklammert, die ihren Schweif schützend um sie beide gelegt hatte.
Dedenne hockte auf Knakracks Kopf, schaute zu ihnen runter und zuckte mit den Tasthaaren. „Kann ich eurem Club jetzt beitreten?“
Erst, als ein zischender Blitz aus Pichus Wangen zuckte, der alle sieben vor Schreck zusammenfahren ließ, fand Raichu seine Stimme wieder. Verlegen, weil er zuvor gelacht hatte, kratzte er sich am Hinterkopf und meinte: „Pikachu, du bist der Anführer. Was meinst du?“
Der Angesprochene schluckte, murmelte: „Das war echt unglaublich ...“, und sah zu seinen Clubmitgliedern. Sonst hatte Pichu immer Bewunderung in den Augen, wenn er seine großen Brüder anblickte; doch jetzt sah er Dedenne auf diese Art an, was Pikachu schon etwas eifersüchtig machte. Aber als Anführer durfte er nicht egoistisch sein. Er seufzte und meinte schließlich: „Ja, darfst du.“
Unter dem Singsang der Zwillinge kletterte Dedenne vom Haikopf herab und kam auf Pikachu zu. Dieser übergab ihr das Abzeichen des Clubs, das sich die Mausfee auf die Brust klebte, wo es durch die elektrische Ladung ihres Fells wie auch bei den anderen haften blieb.
Ihre Tasthaare zuckten glücklich, als Pikachu, Raichu, Pichu, Plusle, Minun, Pachirisu und Emolga Dedenne als neues Mitglied im Elektromaus-Club willkommen hießen.
Amelie war eigentlich in sehr nettes Kind. Sie war sehr fleißig und passte im Unterricht in der Schule immer auf. Sie hätte viele gute Freunde haben können, aber niemand wollte mit ihr etwas zu tun haben. Denn sobald sie abends ihre Zähne putzen sollte war Amelie gar nicht mehr nett. Nein, wenn ihre Eltern mit ihr ins Bad gehen wollten, fing sie an, fürchterlich zu schreien und weinte sogar, nur um nicht Zähne putzen zu müssen. Weder mit Bonbons oder Lutschern konnten ihre Eltern sie von dem Türrahmen weglocken, an den sie sich jeden Abend klammerte, noch konnte das Geckarbor ihres Vaters, das eigentlich ihr bester Freund war, Amelie überzeugen, die Zahnbürste in die Hand zu nehmen. So konnte man immer wenn Amelie lächelte, die Reste ihrer letzten Mahlzeit sehen. Und weil sie am liebsten Spinat aß, sahen ihre Zähne meistens nicht weiß, sondern grün aus. Deshalb wollte niemand mit Amelie Ball spielen, sogar wenn sie den bunten mit ganz vielen Sternen, den sie gerade zu ihrem siebten Geburtstag bekommen hatte und obwohl sie zu jedem nett sein wollte und auch häufig ihre Klassenkameraden zu sich nach Hause einlud, musste sie immer allein in ihrem Zimmer sitzen, weil niemand kam. Aber trotzdem wehrte sie sich mit Händen und Füßen jeden Abend gegen das Zähneputzen.Irgendwann lasen Amelies Eltern dann in der Zeitung von einem Professor in Rosalstadt, der anscheinend alle Kinder dazu bringen konnte, freiwillig und ohne Schreien oder Weinen ihre Zähne zu putzen. Sofort holten sie Amelie aus ihrem Zimmer und machten sich mit ihr auf den Weg von ihrem Haus in Wurzelheim zum Haus des Professors. Doch dann fragte Amelie: „Wohin gehen wir denn eigentlich?“ Und plötzlich rutschte ihren Eltern das Herz in die Hose. Sie merkten, dass Amelie, wenn sie ihr die Wahrheit sagen würden, wahrscheinlich dasselbe machen würde, wie wenn sie Zähne putzen müsste. Deshalb antworteten sie: „Das ist eine Überraschung.“ Danach war Amelie sehr glücklich, denn sie liebte Überraschungen.Doch als sie und ihre Eltern dann im Wartezimmer des Professors saßen wurde Amelie dann langsam misstrauisch. Vor allem weil ihre Eltern ihr immer noch nicht sagen wollten, was sie mit ihr vorhatten. Also versuchte Amelie es selber zu erraten. Zuerst überlegte sie, ob sie sich vielleicht endlich ein eigenes Pokémon aussuchen dürfte, aber dann fiel ihr ein, dass sie ja erst sieben Jahre alt war. Dann kam ihr die Idee, dass sie vielleicht in der Pokémon-Pension waren, um ein paar liebe Pokémon zu streicheln, aber die war ja gar nicht in Rosalstadt, sondern in der Nähe von Malvenfroh City. Amelie war so mit überlegen beschäftigt, dass sie gar nicht versuchte, mit den anderen Kindern im Wartezimmer zu reden und vielleicht endlich ein paar Freunde zu finden, obwohl diesen Kindern bestimmt ihre oft grünen Zähne egal gewesen wären, da sie ja selber nie ihre Zähne putzten.Dann wurde Amelie von einer hübschen jungen Frau, die einen weißen Kittel trug, gerufen und in einen neuen Raum geführt. Sie dachte schon, dass ihre Eltern sie zum Arzt gebracht hätten, aber sie war doch überhaupt nicht krank. Amelie drehte sich um, um zurückzugehen und ihren Eltern zu sagen, dass sie sich gut fühlte, aber dann sagte eine Stimme hinter ihr: „Wo willst du denn hin?“ Hinter ihr saß ein Mann an einem Schreibtisch, auf dem viele Papierstapel lagen. Er trug denselben weißen Kittel, wie die junge Frau. Normalerweise sagten Amelies Eltern ihr immer: „Du sollst nicht mit Fremden reden!“, aber sie saßen ja im Zimmer nebenan. Was sollte schon passieren? Deshalb fragte sie: „Wer bist du denn?“ „Wer ich bin, ist eigentlich egal. Viel wichtiger ist, wer dich hier kennenlernen möchte“, antwortete der Mann mit dem weißen Kittel und griff unter seinen Schreibtisch. Dann hob er einen schwarzen Ball hoch und legte ihn auf eine Stelle, wo gerade kein Papierstapel war. Amelie kam langsam näher und erkannte, dass der Ball Fell hatte und nachdem sie schneller näher kam, dass der Ball kein Ball, sondern ein Pokémon war. Dann hob das Pokémon seinen Kopf und blickte verschlafen Amelie an. „Das ist Nima. Sie ist mein Fiffyen und ganz zahm. Du darfst sie gerne mal streicheln“, sagte der Mann und Amelie streichelte Nima. Sie schaute erstmal ein bisschen erschrocken, doch dann schmiegte sie sich an Amelies Hand. Dabei fühlte sie, dass sich Nimas Fell ziemlich weich anfühlte.Amelie war total glücklich, weil das wirklich eine tolle Überraschung war und mit der Erlaubnis ihres Besitzers spielte sie sehr lange mit Nima draußen. Am meisten Spaß machte den beiden, wenn Amelie einen Ball warf und Nima ihn holte. Dieses Spiel spielten sie am längsten. Allerdings trug sie den Ball nie mit dem Maul, sondern rollte ihn mit ihren Pfoten über den Boden. Als Amelie das auffiel, fragte sie den Mann mit dem weißen Kittel: „Warum trägt Nima den Ball nicht in ihrem Maul? Das wäre doch einfach, als ihn mit den Pfoten zu rollen, oder?“ Der Blick des Mannes wurde auf einmal traurig. „Da hast du recht. Ich kann dir zeigen, warum sie nur ihre Pfoten benutzt, um den Ball zu holen. Komm her, Nima.“ Nima hörte sofort und kam angerannt. Dann ging der Mann in die Knie und streichelte Nima unter dem Kinn. Es sah aus, als gefiele ihr das und sie öffnete ihr Maul ein wenig. Was Amelie dann sah, erschrak sie sehr, denn Nima hatte keine Zähne. Da war nur das rosa Zahnfleisch. Ihr Besitzer sagte: „Der Mann, dem Nima vor mir gehörte, hat sich nicht gut um sie gekümmert. Besonders ihre Zähne haben darunter gelitten, dass sie von niemandem gepflegt wurden. Sie sind alle ausgefallen.“ Amelie war viel zu erschrocken, um irgendetwas zu sagen. Sie rannte zurück ins Wartezimmer, zu ihren Eltern. Dann weinte sie.Aber seitdem putzt Amelie immer, wenn sie soll, gründlich ihre Zähne. Ihre Mitschüler haben auch aufgehört, Amelie zu meiden und sie hat viele Freunde gefunden. Außerdem darf sie heute jeden Dienstag Nima besuchen kommen und so lange mit ihr spielen, wie sie will.
Es wird dunkel. Marie liegt in ihrem Bett und starrt an die graue Decke. Nachts ist immer alles grau und schwarz. Sie mag es nicht, wenn es dunkel ist. Ihre Mom betritt das Zimmer.
„Mom, kannst du mir eine Geschichte erzählen?“, fragt das Mädchen leise. Sie ist zwar schon sechs Jahre alt, aber sie mag die Geschichten trotzdem, die ihre Mutter erzählt.
„Klar doch, Schätzchen.“ Mit der für sie typischen Bewegung streicht sich ihre Mutter das tiefschwarze Haar aus der Stirn und setzt sich auf die Bettkante. Sie überlegt.
„Mom?“, fragt das Mädchen, weil ihre Mutter längere Zeit nichts mehr sagt.
„Ich habe nachgedacht. Diese Geschichte wird dir gefallen, da bin ich sicher. Deine Großmutter hat sie mir einst erzählt. Also, das war so...
In einer Zeit, als die Erde noch jung war, lebten Pokémon und Menschen schon in dieser Welt. Sie lebten zusammen in Harmonie. Es gab damals viele Arten, die heute ausgestorben sind, aber auch welche, die du kennst. Und wie heute auch bedienten sich die Menschen ab und zu ihrer Macht.
In einem kleinen Land lebte damals eine schöne und kluge Königin. Sie wurde auch „Wasserkönigin“ genannt, weil sie mit vielen Pokémon des Meeres befreundet war. Ihr Volk liebte sie. Als sie herrschte, gab es keine Kriege und kein Leid. Eines Tages aber kam eine schreckliche Dürre über das Land, welche die Ernten zu vernichten drohte und ihr Volk litt darunter.
Die Wasserkönigin war sehr traurig über dieses Dilemma, denn sie konnte natürlich keinen Regen machen. Jeden Tag ging sie also zum See hinaus, der hinter ihrem Schloss lag, und ersann immer neue Methoden, wie sie dessen Wasser auf die Felder ihres Volkes tragen könnte.
Zuerst ließ sie viele ihrer Untertanen mit Eimern kommen, damit sich jeder das Wasser nehmen konnte, so viel er brauchte, aber es war eine zu mühselige Arbeit und ein Großteil des Wassers aus den Eimern verdunstete auf dem Weg zu den Feldern.
Danach wollte sie lange Leitungen aus hohlen Baumstämmen legen lassen, um das Wasser zu transportieren, aber das Wasser floss natürlich nicht nach oben, darum musste sie diese Idee ebenfalls verwerfen. Nun bat sie ihre Freunde, die Pokémon, um ihre Hilfe. Zuerst nahm sie ein Starmie mit auf die Felder. Es war bekannt dafür, mit einer einzigen Aquaknarre die Festhalle überfluten zu können. Die Königin und ihr Freund gingen also auf die Felder und Starmie setzte seine Aquaknarre ein, aber es reichte nicht aus. Es war immer noch zu wenig Wasser.
Sie bedankte sich bei Starmie, denn ein paar Pflanzen würden dadurch überleben. Da es aber nicht genug war, fragte sie nun ein Turtok, welches ebenfalls mit ihr befreundet war. Turtok sollte mit einer Hydropumpe ein ganzes Haus füllen können. Aber auch diese viel größere Wassermenge reichte nicht aus. Und immer noch brannte die unnachgiebige Sonne über ihr.“
„Sie muss ein Pokémon Regentanz einsetzen lassen!“, ruft Marie. Man sieht ihr deutlich an, dass sie sehr stolz auf ihr Wissen ist. Ihre Mutter lächelt leise.
„Ach, muss sie das?“ Sie kitzelt ihre Tochter und erzählt erst weiter, als die Kleine nicht mehr lacht.
„Also, wo war ich?
Die Wasserkönigin war am Ende ihrer Weisheit, als auch ein ausgeklügeltes Rinnensystem nicht funktionieren wollte, weil das Wasser in den Erdrinnen zu schnell versickerte. Schließlich fragte sie ihren königlichen Berater, was sie denn falsch mache.
„Nichts, Eure Majestät“, sagte er, „Es steht einfach nicht in Eurer Macht, es regnen zu lassen.“
„Aber ich muss etwas tun! Diese Dürre zerstört unsere Ernten“, erwiderte sie aufgebracht und lief wieder hinaus zum See. Dort kniete sie sich ans Ufer und betete zum Gott des Wassers.
„Ich flehe Euch an, wir brauchen dringend Regen! Mein Volk wird im Winter hungern, wenn das so weiter geht“, bat sie, doch nichts geschah.
Als die Wasserkönigin dann aber in dieser Nacht einschlief, sandte ihr der Gott des Wassers einen Traum. In diesem Traum reiste sie weit weg, weiter als jemals zuvor, zum großen Meer. Die Wellen wogten unter ihr, sie erhob sich in die Lüfte und sah einen riesenhaften Schatten unter der Meeresoberfläche.
„DORT FINDET IHR HILFE“, schallte eine tiefe, dunkle Stimme durch ihren Geist.“
Maries Mutter verstellt ihre eigene Stimme, um genau so dunkel zu klingen. Marie selbst hängt mit leuchtenden Augen an den Lippen ihrer Mutter.
„Die Wasserkönigin erschrak fürchterlich und wachte sofort auf. Sie erzählte niemandem von ihrem Traum, weil sie nicht wusste, ob sie lediglich einen Wunsch geträumt hatte oder ob ihr der Gott des Wassers wirklich im Traum erschienen war.
Sie rief Suicune, ihren getreuen Freund, zur Hilfe, damit er sie ans Meer brachte. Suicune und die Königin ritten drei Tage und drei Nächte lang ohne eine Pause. Sie kamen an vertrockneten Feldern und verdorrenden Wäldern vorbei. Schließlich erreichten sie das große Meer am äußersten Rand des Königreichs.
„Hier war ich in meinem Traum“, sagte die Königin, konnte aber den Schatten nicht sehen, der ihr erschienen war. Das Meer lag still und friedlich vor ihr. Nichts ließ darauf schließen, dass sie hier wirklich den Gott des Wassers treffen würde. Sie spürte, wie ihr der Mut schwand und Verzweiflung an seine Stelle trat. Die Wasserkönigin fiel auf die Knie.
„Ich habe versagt, Suicune“, murmelte sie traurig.“
Maries Mutter schweigt eine Weile. Die Kleine starrt mit großen Augen zu ihr hoch.
„Mum?“
„Tut mir Leid. Ich war kurz woanders“, lächelte ihre Mutter.
„Die Königin war am Ende. Sie hatte keine neuen Ideen und auch keine Hoffnung mehr. Sie war drauf und dran, wieder umzukehren und in ihr Schloss zurückzukehren.
Und genau in diesem Moment hörte sie die Stimme wieder in ihrem Kopf.
„KOMMT ZU MIR, KÖNIGIN“, sagte die Stimme. Mit einem Schlag war ihre trübsinnige Laune wie weggewischt. Sie bedeutete ihrem Freund, dass er auf sie warten sollte, und stieg hinab zum Strand. Als sie den Fuß in die Wellen setzen wollte, brach ein Geschöpf aus den Wellen hervor, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte! Seine Schuppen strahlten in einem tiefen Blau. Helle Linien aus Licht zogen sich über den Körper des Wesens. Die Kiefer dieses Meeresbewohners waren gespickt mit scharfen Zähnen.
Der Himmel verdunkelte sich von einer Sekunde auf die nächste und schwere Regentropfen prasselten auf die Erde hernieder. Die Wasserkönigin hatte Proto-Kyogre gefunden.
Nur sehr mächtige Wasserpokémon hatten die Kraft, so starke Regenschauer durch ihre bloße Anwesenheit zu beschwören. Die Wasserkönigin erkannte, dass dieses Wesen der Gott des Wassers selbst war.
„Bitte, kommt mit in mein Königreich! Wie brauchen Euren Regen zum Überleben!“, rief sie. Proto-Kyogre wusste, dass sie ein Freund der Wasserpokémon war und war bereit, ihr seine Macht zu leihen.
„ICH KANN NICHT. EURE FLÜSSE SIND ZU KLEIN. NEHMT DIES, ES IST EIN TEIL MEINER MACHT. WERDET SELBST ZUR REGENBRINGERIN“, sagte Proto-Kyogre zu ihr und gab ihr einen Kristall aus den Tiefen der Meere. Die Königin nahm ihn ehrfürchtig in Empfang. Er war so blau wie die Schuppen des Wesens vor ihr.
Die Wasserkönigin spürte die Kraft des Kristalls durch ihren Körper fließen und ihr Haar, das einst blond gewesen war, färbte sich schwarz.
„Habt tausend Dank, Gott des Wassers! Ich verspreche Euch, dass ich diese Macht weise einsetzen werde!“, rief sie, erfüllt von Freude und Dankbarkeit. Nach ihren Worten entschwand Proto-Kyogre wieder in den schwarzen Ozean, doch der Regen blieb.
Als die Königin auf Suicune zurück zum Palast ritt, folgten die schweren Regenwolken ihrem Weg. Die Felder, die Wälder und die Wiesen, an denen sie vorbeikam, wurden mit dem lebensspendenden Regen bedacht, der so lange gefehlt hatte.
Von diesem Tag an wurde sie die Regenbringerin genannt. Ihre heldenhafte Tat wurde nie vergessen, und ihr Volk musste nie wieder unter einer Dürre leiden.“
Maries Mutter beugt sich vor und gibt ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn.
„Und nun musst du schlafen, Schätzchen. Morgen ist dein erster Schultag.“
„Werde ich. Danke, Mom. Das war eine schöne Geschichte.“
„Das freut mich.“ Maries Mutter steht auf und will das Zimmer verlassen, doch ihre Tochter hat noch eine Frage.
„Mom?“
„Ja?“
„Gibt es den Regenkristall noch? Was ist mit ihm passiert?“
„Das weiß niemand. Angeblich wurde er zusammen mit der Regenbringerin an einem unbekannten Ort vergraben, als sie gestorben ist.“
„Wie sah er denn genau aus?“
„So wie der hier. Nur größer“, erwidert Maries Mutter und weist auf den Stein an ihrer Halskette. Er funkelt leicht, als das Licht aus dem Flur darauf fällt.
„Schlaf gut, Schatz.“
„Gute Nacht, Mom.“
Sie lächelt ihre Tochter erneut an und verlässt das Zimmer. Marie hört den Regen an ihr Fenster prasseln. Das monotone Geräusch macht sie müde. Schließlich schläft das Mädchen ein.
An einem schönen, warmen Sommertag wachte das junge Teddiursa in seiner Höhle auf. Es war früh am Morgen, sodass der kleine Bär gähnen musste, da es noch nicht richtig wach war.
Er stand langsam und leise auf, da die Eltern unseres Freundes noch schliefen. Plötzlich ertönte ein lautes Grummeln. Es war der Bauch des Bären, der solch ein Geräusch von sich gab.
Vom Hunger angetrieben tappte das Teddiursa auf Zehenspitzen zu den Essensvorräten, um sich seine Lieblingssüßigkeit zu holen – Honig.
Doch nach längerem Suchen musste es traurig feststellen, dass kein Honig mehr in den Töpfen war. Eine kleine Träne lief ihm über die Wange.
Doch da kam dem kleinen Bären eine Idee: Er könnte ja zu der Honigfarm ganz in der Nähe von seiner Höhle gehen und sich dort ein Fässchen Honig kauften.
Sofort stapfte es hinaus. Dabei war das Teddiursa sehr leise und vorsichtig, da seine Mama und sein Papa auf gar keinen Fall wach werden durften, da sich seine Eltern sonst bestimmt Sorgen machen würden.
Als es aus der Höhle rauskam, wunderte sich der kleine Bär, wie hell es doch schon war. Er musste die Augen zusammenkneifen, um etwas zu sehen, da die Sonne ihn blendete.
Mit vorsichtigen Schritten ging es durch den Wald, dessen Ende zur Honigfarm führte. Die Bäume warfen dunkle Schatten auf den Erdboden, doch der tapfere Held fürchtete sich nicht.
Mit kurzen Schritten schlenderte es durch den Wald und lauschte dem Gesang der Taubsi. Doch der schöne Gesang wurde durch einen dumpfen Aufprall zerstört.
Teddiursa erschrak und wich ein Stück zurück, als es ein noch nie zuvor gesehenes Pokémon erblickte. Doch der böse Blick des Unbekannten verängstigte den Bären.
„Hallo“, sagte der Zapfen. „Ich bin Tannza. Wer bist du?“ Unser Freund wunderte sich über das freundliche Erscheinen von Tannza. Doch es antwortete ihm höflich:
„Ich bin Teddiursa und auf der Suche nach einem Fässchen Honig.“ Tannza fragte Teddiursa, ob er zur Honigfarm ginge. Der Bär nickte höflich, wie er es von seinen Eltern gelernt hat.
„Soll ich dich begleiten?“, fragte der kleine Tannzapfen. „Dann bist du nicht so allein.“ So gingen die beiden zusammen zur Honigfarm der Wadribie und Honweisel.
Dort kauften sie sich Honig, welchen sie auf dem Rückweg verspeisten. Als die beiden Freunde bei Tannzas Baum ankamen, verabschiedeten sie sich auch sogleich, da Teddiursa zurück in der Höhle sein sollte, bevor seine Eltern mitbekommen, dass der Bär sich raus geschlichen hatte. Schließlich war er noch nicht stark genug, falls ihm mal etwas passiere. Als Teddiursa Zuhause war, legte er sich auf seinen Schlafplatz.
Um die Täuschung komplett zu machen, tat es so, als schliefe es tief und fest. Doch dann hörte der kleine Bär seine Mutter schimpfen: „Wieso hast du Honig in deinem Gesicht? Wir haben doch gar keinen in der Höhle gehabt!“
Jenny hatte sich an diesem Tag besonders auf den Kindergarten gefreut. Denn heute war ein Ausflug in den Poképark geplant. Voller Aufregung saßen sie und ihre beste Freundin Alia im Bus und konnten es kaum erwarten, endlich anzukommen.
Alia war die beste Trainerin der ganzen Magby Gruppe. Obwohl sie erst sechs Jahre alt war, hätte sie es ohne zu zögern auch mit einem zehnjährigem Trainer aufgenommen, so mutig war Alia. Natürlich hatte auch sie, wie jedes Kind, ab und zu Angst. Aber dann dachte sie an ihr Kuschelpokémon Isi, das immer an ihrer Seite war und fühlte sich gleich hundert Mal mutiger. Isi war immerhin das stärkste, schlauste und schönste Iscalar von allen. Zusammen waren die beiden immer auf der Suche nach neuen, ihnen unbekannten Pokémon. Deshalb freute sich Alia sogar noch etwas mehr als Jenny auf den heutigen Ausflug.
»Isi und ich werden uns alle Pokémon dort ganz alleine ansehen! Die Bisofank und Schiggy und die Chevrumm und auch das Wailmer. So eins gibt es dort nämlich auch«, hatte sie geprahlt und somit sogleich wieder die Bewunderung in Jenny geweckt.
Nach scheinbaren Stunden im Bus erreichte die Kindergartengruppe endlich den Poképark. Vor Aufregung drückte Jenny ihr Kuschelpokémon, ein Hunduster namens Belli, fest an ihre Brust.
Vor lauter Spannung überhörten Jenny und Alia beinahe, dass die beiden Erzieher Frau Dressler und Herr Kalle bereits Karten gekauft hatten und nun die Kinder zusammen riefen. Herr Kalle war ein großer, aber noch recht junger Mann. Er war ziemlich nett, deshalb mochte ihn eigentlich jeder. Frau Dressler hingegen war alt und sehr streng, eine richtige Spielverderberin. Jenny war sicherlich nicht die Einzige, die es doof fand, dass gerade diese Erzieherin mit in den Poképark fuhr und nicht die immer lachende Frau Sibstein.
»Ok, alle miteinander. Wir bleiben dicht beisammen. Solltet ihr die Gruppe verlieren, geht zum Eingang und wartet dort«, erklärte Herr Kalle und Frau Dressler fügte noch einige Regeln hinzu, was Jenny sofort seufzen ließ.
Aber sie hatte sich vorgenommen, sich durch Nichts den Tag verderben zu lassen. Also reihte sie sich brav in die Gruppe ein. Allerdings kam sie nicht weit, denn kaum waren sie um die erste Ecke gebogen und an einem kleinem Gehege voller Pii stehen geblieben, da zog Alia Jenny zurück.
»Was soll das!«, rief Jenny erschrocken, doch ihre Freundin legte den Finger an die Lippen und gebot ihr so, still zu sein.
»Ich sagte doch, ich und Isi sehen uns alle Pokémon ganz alleine an. Komm mit!«
Zwar war Jenny nicht ganz wohl dabei, doch Alia war so schnell weg gerannt, dass sie gar nicht hatte Nein sagen können. Sie rannte ihrer Freundin hinterher, die erst nach mehreren Minuten stehen blieb.
»Warum bist du weggerannt?«, fragte sie, ganz außer Atem.
»Na, weil wir uns ganz alleine alle Pokémon ansehen werden«, sagte Alia, inzwischen scheinbar etwas ungeduldig. »Das habe ich dir doch schon gesagt.«
Erst jetzt verstand Jenny, was ihre Freundin gemeint hatte. Sie wollte ohne Herr Kalle, Frau Dressler und die anderen Kinder durch den Park streifen!
»Wir werden richtig Ärger kriegen«, warf Jenny ein, denn sie mochte es überhaupt nicht, wenn sie von den Erwachsenen ausgeschimpft wurde.
Doch Alia winkte ab und Jenny hatte etwas Angst, vor ihrer tapferen Freundin als Feigling da zu stehen. Irgendwie hatte Alia ja auch recht. Es hatte seinen Reiz, auch einmal frech zu sein. Gerade für Jenny, die sonst immer sehr gut auf das hörte, was die Erwachsenen sagten. Außerdem konnte ihr mit Belli an ihrer Seite sowieso nichts passieren.
Zögerlich nickend nahm sie die Hand ihrer besten Freundin und zusammen gingen die beiden weiter in den Park hinein. Da sahen sie viele, ganz erstaunliche Pokémon. Wunderschöne Fasasnob und kräftige Donphan, die sich zu einer Kugel zusammenrollen konnten. In einem Käferhaus, in dem es sehr warm war, gab es ganz besonders viele verschiedene Arten. Fermicula, Wattzapf und Raupy waren zwar Käferpokémon, trotzdem fand Jenny sie ziemlich niedlich. Lediglich ein böse drein blickendes Cerapendra erschreckte beide Mädchen so sehr, dass sie schnell aus dem Insektenhaus hinaus und schnurstracks zu den Aquarien liefen. Tatsächlich gab es dort auch das versprochene Wailmer. Es grinste Jenny und Alia glücklich an und grollte lustig. Ein Lachen entrangen ihnen jedoch nur die kleinen Seemops, die unbeholfen durch das Wasser kugelten.
Nach einiger Zeit ließen sich Jenny und Alia schließlich erschöpft auf einer Bank nieder. Sie hatten nun fast den ganzen Park angesehen und fühlten sich schon ganz erschlagen von all den wunderbaren Eindrücken. Lediglich den Streichelzoo hatten sie bewusst ausgelassen, um einem möglichen Aufeinandertreffen mit ihrer Gruppe aus dem Weg zu gehen.
»Nun ist nur noch ein Pokémon übrig«, sagte Alia und deutete auf ein Gehege, nicht weit von der Bank entfernt, auf der die beiden Mädchen saßen.
Schon von Weitem konnte man hinter dem hohen Gitter ein kräftiges Pokémon mit einzigartiger Haarpracht stehen sehen. Sofort begannen Jennys Augen zu funkeln.
»Ist das ein Bisofank?«, rief sie aufgeregt und sprang auf.
Ausnahmsweise war sie sogar schneller als Alia an dem Gehege. Staunend blickte sie in die Augen des großen Bullen, der leicht irritiert schnaubte, als hätte selbst er zwei derlei aufgeregte Menschenmädchen noch nie gesehen.
»Sein Fell sieht so kuschelig aus«, quietschte Jenny. »Am liebsten würde ich es streicheln.«
Aber im Streichelzoo gab es keine Bisofank.
»Dann machen wir das doch!«, ließ da eine Stimme über ihr verlauten.
Es war Alia, die auf einen Baum geklettert war, der direkt neben dem Gehege stand und dessen kräftige Äste sogar über den Zaun reichten. Jenny musste bei dem Anblick Belli fest an ihre Brust drücken, um nicht von Angst um ihre Freundin übermannt zu werden.
»Ich geh da nicht hoch!«, rief sie protestierend und wandte den Blick ab.
»Feigling!«, brüllte Alia zurück, während sie sich über einen Ast beugte und versuchte, mit ihrer Hand das Haar eines Bisofank zu fassen zu bekommen.
»Pass auf!«, sagte Jenny ziemlich laut, denn sie war sehr besorgt.
Doch ihre Freundin dachte gar nicht daran, sondern beugte sich sogar noch weiter vor, bis ihr ganzer Oberkörper über dem Ast hing und ihre Finger fast das Bisofank erreicht hatten, das misstrauisch zu dem Mädchen hinauf blickte. In diesem Moment vergaß Alia vor Aufregung gar, auf Isi aufzupassen. Das Iscalar entglitt ihren Händen und stürzte hinab, mitten in das Gehege.
»Isi!«, rief sie erschrocken und stemmte ihren Körper noch weiter nach vorne.
Noch bevor Jenny etwas sagen konnte, verlor ihre beste Freundin den Halt und wäre beinahe herunter gefallen. Nun hing sie da und beide Hände umklammerten den Ast, während ihre Füße an dem Stamm herunter baumelten.
»Hilfe!«, schrie Alia ängstlich und Jenny, die nicht wusste was sie tun sollte, stimmte schnell mit in ihr Gebrüll ein.
Bald schon fühlte sie die Tränen über ihr Gesicht rinnen. Wie sollte sie ihrer Freundin nur helfen? Die Bisofank erschienen ihr jetzt gar nicht mehr so eindrucksvoll, sondern nur noch gefährlich.
In diesem hoffnungslos scheinendem Moment blitzte urplötzlich ein grelles Licht auf und ein anderes Bisofank erschien aus dem Nichts in dem Gehege. Überrascht sah Jenny sich um und erblickte Herr Kalle, der einen Pokéball in der Hand hielt. Das Bisofank schien also ihm zu gehören.
Mit ruhiger, sanfter Stimme rief er Alia zu: »Lass dich vorsichtig fallen. Bisofank wird dich auffangen!«
Obwohl das Mädchen vor Angst zitterte und vor lauter Weinen schon ganz rot im Gesicht war, vertraute sie auf den Erzieher und ließ los, vielleicht auch vor Erschöpfung. Sie fiel nicht tief, sondern landete sanft auf dem Rücken des großen Bisofank, das scheinbar beruhigend auf seiner Verwandten einredete, sodass keines von ihnen aggressiv auf die Eindringlinge reagierte. Es hob mit seinem Kopf Alia, die sich fest in seine Haare krallte, über den Zaun sodass Herr Kalle sie auf den Arm nehmen konnte. Jenny war sehr beeindruckt von dem ganzen Schauspiel und zugleich äußerst erleichtert, dass ihrer Freundin nichts geschehen war. Weinend fielen sich die beiden Mädchen in die Arme und vor Freude flossen gleich noch mehr Tränen.
»Vergiss deinen Freund nicht«, sagte da nach kurzer Zeit Herr Kalle und reichte Alia Isi, den sein Bisofank scheinbar ebenfalls zu dem Zaun getragen hatte.
»Wir wollten nur die Pokémon streicheln«, schluchzte Jenny und fürchtete sich schon vor dem Ärger, den sie bekommen würden, als Herr Kalle sie zurück zum Eingang führte.
»Na aber deshalb dürft ihr doch nicht weglaufen. Alle haben sich Sorgen um euch gemacht.«
Jetzt bekamen die beiden Mädchen auch noch ein schlechtes Gewissen und so dauerte es noch ziemlich lange, bis ihre Tränen endlich versiegt waren.
Zuletzt nahm ihr Tag aber, trotz einer gehörigen Standpauke von Frau Dressler, doch noch ein gutes Ende. Denn Herr Kalle erlaubte ihnen, sein heldenhaftes Bisofank zu streicheln. Dies war sehr viel ungefährlicher, als in das Gehege zu klettern. Also gaben sich die beiden Mädchen ein Versprechen. Wenn sie groß waren sollten sie jedes Pokémon, das sie berühren wollten, zuerst zu ihrem Freund machen. Und ganz heimlich schworen sich beide, eines Tages ein Bisofank zu fangen.
Wir blicken eine lange Zeit zurück, hundert Jahre und mehr, als noch keine Menschen diese Welt bevölkerten, sondern nur die mystischen Pokémon. Und der Stärkste unter ihnen war der Ritter Caesurio. Von seinen Heldentaten sangen die Barden im ganzen Lande. Eine weitere solche Heldentat will ich hier erzählen.
Caesurio war wie jeden Morgen nach dem Aufstehen in den Thronsaal seiner grossen und schönen Burg gegangen, um sich dort mit seinen Beratern über den Tag zu unterhalten, als plötzlich einer seiner Soldaten, ein Gladiantri, hineinstürmte. Keuchend rannte es zum goldenen Thron, auf dem der starke Ritter Caesurio Platz genommen hatte und überreichte ihm einen Zettel.
„Eine Botschaft von den Bauern in der nahen Siedlung!“, sagte das Gladiantri völlig ausser Atem. „Sie werden von einem bösen Rameidon terrorisiert! Es rennt über alle Felder hinweg und macht die Ernte kaputt. Wenn dies noch lange so weiter geht, werden sie alle verhungern. Aber lest selbst, grosser Ritter.“
Caesurio entfaltete den Zettel und las die Worte darauf. Die Berater sahen, wie sich seine Augen besorgt zusammenzogen.
„Dies ist nicht gut. Dies ist gar nicht gut“, murmelte er, „aber danke vielmals für die Botschaft, Gladiantri. Ich werde sehen, was ich tun kann. Und nun, gehe wieder zurück an die Arbeit!“
„Selbstverständlich, grosser Ritter“, sagte das Gladiantri und verneigte sich tief. Dann huschte es so schnell es konnte aus dem Thronsaal. Caesurio selbst wandte sich wieder an seine Berater: „Ihr habt gehört, was hier los ist. Wir müssen da sofort etwas unternehmen, sonst sterben unsere Bauern. Das können wir nicht zulassen! Alle anderen Tagesgeschäfte sind nicht so wichtig. Teilt allen mit, dass ich heute auf meinem besten Pferd, dem treuen Zebritz, ausreiten, um mich der Bedrohung zu stellen. Ich nehme drei meiner besten Soldaten mit! Bringt sie zu mir.“
Sofort rannten die Berater aus dem Thronsaal, um die Befehle vom starken Ritter Caesurio auszuführen. Er selbst griff nach seinem Schwert. Er nannte es Durengard und es war messerscharf, so scharf, dass es einen dicken Baum mit einem Hieb durchtrennen konnte. Mit grossen Schritten eilte er auf den Hof.
Als er draussen ankam, war sein Pferd schon bereit. Ein Stalljunge hielt es am Zügel fest, doch er hatte grosse Mühe. Zebritz hielt nicht still, schnaubte laut und strotzte nur so vor Energie. Caesurio trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Stirn. Sofort beruhigte es sich, denn es kannte den starken Ritter gut. Mit ihm zusammen hatte es schon die eine oder andere schwierige Herausforderung bewältigt. Caesurio schwang sich auf seinen Rücken und trieb es in Richtung Tor. Zwei Palastwachen drehten an grossen Holzrädern, um das eiserne Fallgitter hochzuziehen. Der starke Ritter ging hindurch, hinter ihm drei seiner besten Leibwächter. Sie waren alles Gladiantri, denn Gladiantris waren nach Caesurio die stärksten Kämpfer im ganzen Land. Sie ritten auf Elezebas.
„Auf in den Kampf, Recken!“, rief der starke Ritter und zog sein Schwert. Er befahl Zebritz, zum nahen Dorf zu galoppieren. Wie ein Blitz schoss es auf und davon, Funken stoben hinter ihm her. Die Gladiantris waren dicht hinter Caesurio.
Als sie in der Siedlung angekommen waren, sahen sie sofort, dass nicht alles in Ordnung war. Häuser waren beschädigt oder gar eingestürzt. Die Strasse war dreckig und voller Leuten, es gab kaum ein Durchkommen. Caesurio ritt zu einer alten Bauersfrau, einem Ohrdoch: „Was ist hier los, ehrenwerte Dame?“
„Ein grosses, böses Rameidon hat mit seinem Kopf die Häuser eingerannt. Wir konnten zum Glück noch rechtzeitig fliehen. Jetzt ist Rameidon auf dem grossen Feld vor dem Dorf und zerstört uns die ganze Ernte. Herr, Ihr müsst uns helfen. Tötet dieses Monster, oder wir verhungern alle!“, antwortete Ohrdoch verzweifelt.
„Danke für die Auskunft, ehrenwerte Dame. Gladiantri, los geht’s zum grossen Feld!“, sagte der starke Ritter. Die Gladiantris folgten ihm, so schnell sie konnten. Schon nach wenigen Metern hörten sie die schweren Schritte des Rameidons. Caesurio schluckte. Eine solche Bestie würde ein gefährlicher Gegner sein, er musste sehr gut aufpassen.
Schritt für Schritt ritten sie weiter, bis Rameidon in Sicht kam. Es drehte sich sofort zu den Rittern um und rannte auf sie zu. Die Pferde aber reagierten schnell und konnten der Attacke im letzten Moment ausweichen. Caesurio schwang sein Schwert Durengard und traf Rameidon am Rücken. Doch es hinterliess nicht einmal einen Kratzer in der dicken Haut des Monsters. Es brüllte, provoziert vom dreisten Angriff des starken Ritters und setzte zu einer weiteren Attacke an. Geschickt wich das Zebritz dem tödlichen Kopf von Rameidon aus und Caesurio konnte mit Durengard wieder einen Treffer landen. Auch diesmal wurde Rameidon nicht verletzt.
„Diese Haut ist zu dick, sogar für das schärfste Schwert der Welt!“, schrie Caesurio zu seinen Gladiantri. „Wir können es nicht mit Gewalt besiegen, also besiegen wir es mit List! Du“, der starke Ritter zeigte auf eines der Gladiantri, „du gehst das längste Seil holen, das du finden kannst. Verstanden?“
„Ja, Herr“, sagte es und galoppierte davon. Die übrigen drei kämpften unerschrocken weiter. Rameidon startete Attacke um Attacke, und die Pferde wichen immer wieder aus. Stahl streifte den Rücken der Bestie, doch er blieb wirkungslos. Das Monster wurde immer wütender, denn es war sich nicht gewohnt, dass ein Gegner so lange standhalten würde. Es setzte zu einem gewaltigen Angriff an und sprintete blitzschnell auf eines der Gladiantri zu. Sein Pferd wich zu spät aus; der Reiter wurde vom steinharten Kopf aus dem Sattel geschleudert und ging zu Boden. Mit schmerzverzerrter Miene krümmte sich das Stahlpokémon und versuchte, aufzustehen. Doch es ging nicht, die Wunde war zu tief. Rameidon knurrte freudig über seinen Erfolg.
Das weckte den schlimmsten Zorn des starken Ritter Caesurios! Man lachte nicht ungestraft über seine Freunde. Er packte Durengard fester und galoppierte direkt auf die Bestie zu. Diese zögerte nicht lange und setzte zum Gegenangriff an. Im letzten Moment machte Zebritz einen Sprung zur Seite, und Rameidons Angriff ging ins Leere. Die Schwertklinge prallte an den stahlharten Kopf des Monsters und zerbrach in tausend Stücke.
„Nein, nicht mein Schwert!“, rief Caesurio entsetzt und schaute verzweifelt auf den Griff, der noch in seiner Hand ruhte. „Wie soll ich mich jetzt verteidigen?“
In dem Moment ritt das dritte Gladiantri herbei, am Sattel ein langes, dickes Tau befestigt.
„Ist dieses recht, Herr?“, fragte das Gladiantri mit lauter Stimme und zeigte auf das Seil.
„Ja, genau richtig“, antwortete der Ritter. „Gib mir das eine Ende, und nimm das andere Ende selbst. Du“, Caesurio zeigte auf das verbliebene Gladiantri, „stellst dich so hin, dass Rameidon dich angreift. In dem Moment, in dem es angreift, spannen wir das Seil!“
Caesurio gab seinem Zebritz Sporen und brachte sich in Position, ebenso das Gladiantri mit dem Seil. Das dritte rannte wie eine nervöse Biene vor Rameidon herum, um es zu provozieren. Als Caesurio ein Zeichen gab, rannte es genau in Richtung Falle. Die Bestie nahm ebenfalls Fahrt auf, um auch dieses Gladiantri mit einem starken Kopfstoss zu erledigen. Doch es hatte nicht mit den anderen beiden gerechnet. Just in dem Moment als das Elezeba übers Seil hinweggaloppierte, zogen der starke Ritter und das Gladiantri daran, so dass Rameidon mit Höchstgeschwindigkeit in die Falle tappte. Das Seil verfing sich um seine Beine, es stolperte und fiel in den Staub. Ein dumpfer Knall erfüllte die Gegend. Caesurio atmete auf.
„Fast geschafft!“, rief er, „wir müssen es nur noch fesseln!“
Der starke Ritter nahm die Beine der Bestie, bevor sie sich selbst aufrichten konnte, und zurrte das Seil fest. Rameidon konnte sich kaum bewegen.
„Sieg!“, rief Caesurio.
„Sieg!“, riefen auch die Gladiantri.
Mithilfe ihrer Pferde schleppten die Gladiantri und Caesurio die gefangene Bestie ins nahegelegene Dorf. Der Verletzte ritt zusammen mit dem Ritter auf dem Pferd.
Als die Bewohner sie kommen sahen, jubelten sie laut. Sie hatten schon einen Scheiterhaufen eingerichtet, auf dem das Monster getötet werden sollte, denn mit einem normalen Schwert ging das nicht, weil die Haut zu dick war.
Der Ritter Caesurio nahm eine lodernde Fackel und steckte den Haufen in Brand.
„Dies sind die letzten Momente einer brutalen und grausamen Bestie. Auf, dass sie uns nie mehr heimsuchen wird!“, sprach er klar und deutlich, „wir haben uns heute einen grossen Sieg erkämpft!“
Mit dieser Tat wurde der starke Ritter Caesurio erst recht zu einer Legende, die für immer unsterblich sein wird, sei es auch nur in den Erzählungen der Leute und den Herzen der Zuhörer.
In einem ganz weit entfernten Land, in dem nur Pokémon wohnten, lebte ein kleines Evoli. Es war nicht außergewöhnlich, es besaß genauso flauschiges, braunes Fell wie alle anderen Evoli und auch seine Persönlichkeit war lebhaft, wie bei den anderen Pokémon in seinem Alter.
Sein Vater Nachtara war das Dorfoberhaupt in dem Evoli-Dorf, in dem sie lebten, seine Mutter kümmerte sich um alle Kinder ihrer Heimat, und das Leben des kleinen Evolis war eigentlich sehr schön – bis auf eine Sache.
„Du musst dich entwickeln“, sagte sein Vater. „Alle anderen Evoli entwickeln sich auch im Moment weiter, und du sollst wirklich nicht der Letzte sein.“
Aber das kleine Evoli war traurig, als es daran dachte, dass es so viele Möglichkeiten gab, doch keine von ihnen sprach es wirklich an. Am liebsten wollte es für immer ein Evoli bleiben, doch das war in seinem Dorf verkannt, weil ein Evoli nicht wirklich ein starkes Pokémon war, das einmal für das Dorf nützlich sein konnte. Gerade das kleine Evoli unserer Geschichte, das irgendwann einmal das Dorfoberhaupt werden sollte, konnte es sich nicht leisten, sich nicht zu entwickeln.
Also ging es zu seiner Tante, Flamara. Ihr warmes rotes Fell zeugte von dem Feuertypen, in den sie sich entwickelt hatte, und wegen dem sie nun auch die meiste Zeit in der Nähe des Lagerfeuerplatzes verbrachte. „Möchtest du ein Flamara werden?“, fragte sie ihren Neffen, doch der verneinte erst einmal.
„Ich weiß noch nicht. Es wäre mir wohl zu warm.“
„Gut“, entgegnete Flamara, „aber wenn du dich dafür entscheidest, sag mir Bescheid und ich suche dir einen Feuerstein.“
Als nächstes besuchte das kleine Evoli seinen Bruder, Aquana, am See seines Dorfes. Es würde ihm nicht gefallen, mit Schuppen herumzulaufen und das Wasser hatte es nie gemocht, also überlegte es es sich anders und drehte wieder um, ohne seinen Bruder anzusprechen.
Sein bester Freund war ein Blitza, dessen Fell ständig aufstellte und der allgemein ein eher hektisches Gemüt besaß. Er lebte auf einem Hügel, von dem man sich erzählte, dass bei Gewitter hier oft der Blitz einschlug. „Cool, du willst also ein Blitza werden?! Ich hab noch einen Donnerstein für dich parat, dann kannst du dich gleich entwickeln!“
Aber das kleine Evoli schüttelte den Kopf, als es daran dachte, dass es als Blitza nicht wirklich geeignet war – es war eher ein ruhiges Pokémon und das passte nicht.
Ein Nachtara, so ein finsteres Pokémon wie sein Vater, oder eine elegante Psycho-Schönheit wie seine Mutter Psiana zu werden, das wollte das kleine Evoli auch nicht. Außerdem war es doch komisch, wenn es so aussehen würde wie einer seiner Eltern, nicht?
Viel Auswahl gab es nicht mehr, aber das kleine Evoli ging dennoch in den Wald, um dort seinen Onkel, ein Folipurba zu treffen. Die Blätter an seinem Körper rochen zwar immer frisch und er brauchte nicht einmal etwas essen, denn seine „Nahrung“ war das Sonnenlicht, aber das kleine Evoli konnte es sich schwer vorstellen, im Wald zu leben, dazu liebte es den Komfort seines Zuhauses viel zu sehr.
Den Gipfel des Berges zu erklimmen, auf dem in eisiger Kälte seine Cousine Glaziola lebte, darüber dachte das kleine Evoli gar nicht erst nach. Ein Glaziola war sicherlich ein schönes Pokémon, aber schon alleine der Stein, den es würde berühren müssen, um sich zu entwickeln, war dort oben und dort würde es trotz seines dicken Felles wohl fürchterlich frieren.
Also blieb nur noch Feelinara übrig – momentan wohnte aber kein Feelinara im Dorf, das dem kleinen Evoli erklären könnte, wie man sich entwickelte. Außerdem hatte das Feenpokémon rosa Fell und besaß Schleifen, und das kleine Evoli war ein Junge, der sich nie für solchen Mädchenkram interessiert hatte. Seine Schwester, die noch zu klein war, um sich zu entwickeln, würde sich aber sicherlich für Feelinara entscheiden, wenn es bei ihr so weit war.
Traurig saß das kleine Evoli an diesem Abend in seinem Bett aus Stroh und starrte aus dem Fenster. Es wollte sich eigentlich gar nicht entwickeln, aber es war nun einmal Gang und Gebe. Sein Vater würde sauer sein, wenn es ihm sagte, dass es sich nicht entscheiden konnte, seine Mutter enttäuscht von ihm.
„Warum kann ich nicht einfach bleiben, wie ich bin?“, fragte es in die Leere. Aber egal, ob es von irgendjemandem gehört worden war, alles blieb still.
Am nächsten Morgen saß die Familie des kleinen Evolis am Essenstisch und aßen gerade die vielen Sinelbeeren, die Folipurba aus dem Wald gesammelt hatte. „Und, hast du dich entschieden?“, fragte Nachtara seinen Sohn, welcher jedoch nur den Kopf schüttelte. „Was? Wieso nicht?“
Das kleine Evoli überlegte, zu lügen. Vielleicht konnte es sagen, dass es zu viele gute Möglichkeiten gab. Stattdessen füllten sich aber seine Augen mit Tränen, ohne, dass es das wollte.
„Kind, was ist los?“, fragte Psiana besorgt und der Stein auf ihrer Stirn leuchtete in einem Versuch, die Gedanken des kleinen Evolis zu lesen.
Es schaffte es nicht mehr, die Worte zurückzuhalten. „Warum will jeder, dass ich mich verändere? Bin ich denn kein gutes Pokémon, wenn ich einfach ein Evoli bleibe? Ich will nicht anders sein. Ich will so bleiben, wie ich bin!“
Das kleine Evoli bereitete sich darauf vor, Ärger zu bekommen, weil es die Anweisungen seines Vaters so missachtete, aber stattdessen überraschte der es, indem er erwiderte: „Ach, so ist das? Du hast mich, glaube ich, falsch verstanden, mein Sohn. Es wäre schön, wenn du dich entwickeln würdest, aber du musst nicht, wenn du nicht willst.“
„Aber ...“ Das kleine Evoli schaute nach oben, in die sanften Augen seines Vaters. „Du meintest doch, ich muss mich entwickeln, oder?“
„Aber wir würden dich doch niemals dazu zwingen, jemand zu werden, der du nicht bist!“, warf seine Mutter ein. „Wir sind einfach davon ausgegangen, dass du das auch willst. Und dann hat dein Vater es wohl etwas unglücklich formuliert.“
Das kleine Evoli war überrascht von dem Zuspruch seiner Eltern, und auch, wenn es im Dorf nicht sofort auf Verständnis stieß, wurde seine Entscheidung doch akzeptiert. Und als sein Vater zu alt wurde, um weiter Dorfoberhaupt zu sein, wurde es als erstes unentwickeltes Oberhaupt des Evoli-Dorfes bekannt – und als glücklichstes.
[/tabmenu]