Ab wann "kommt es darauf an"? Und wann darf ich mich darauf verlassen, dass sie die Grenzen ihre Satire kennen?
Das ist halt idiotisch. Eine Stimme gegen den Antrag ist real gesehen (egal aus welchen Gründen auch immer) eine Stimme gegen den Antrag.
Das fühlt sich in etwa so an, als ob dich jemand ohrfeigen würden und dir dann ins Gesicht lacht "war doch Satire, höhö."
Ich sag's mal so: Ich persönlich bin da nicht so sicher. Das heißt, ich gestehe es absolut jedem zu, das scheiße zu finden (und der Herr Sonneborn gesteht das wahrscheinlich auch jedem zu), aber die Ansicht, dass die Begründung nicht zählt, halte ich, sofern ich die Sache als Satire auffasse, für verkürzt: Satire ist nämlich eben nicht die Einheit von Sache und Begriff, als die sie damit gewünscht werden würde. Eine Beurteilung, die mit solcher Eindeutigkeit erfolgt, steht hier dann eigentlich dem freien Kunstschaffen entgegen. Dem, was gesagt wird, eine Bedeutung so eindeutig zuordnen zu wollen, halte ich für falsch - man löscht damit letztlich die Uneigentlichkeit aus, die für Satire doch eigentlich so sehr notwendig ist.
Persönlich hätte ich übrigens auch dagegen gestimmt, denn wenn man so etwas durchsetzt, dann besteht ja das Risiko, dass in den Ländern die homophoben Gruppen das zum Anlass nehmen, um die betroffenen Gruppen noch stärker zu unterdrücken und diskrimini... Oh.
Ich denke, man muss sich einfach bei der Partei darüber im Klaren sein, dass man tendenziell eben einen programmatischen Nihilismus wählt: Wie Sonneborn selbst mal angegeben hat, stimmt er abwechselnd mit Ja oder mit Nein. Er macht eben keine Politik, er karikiert sie. Wem das nichts wert ist, der macht natürlich nichts falsch damit, nicht die Partei zu wählen. Gleichzeitig kommt die Partei eben eher aus einem linksorientierten Bereich, und im Grunde werden die damit verbundenen Vorstellungen dann auch geteilt. Ich bezweifle, dass die Partei, sollte sie sich entscheiden, den programmatischen Nihilismus im Bereich von LGBTQ*-Rechten aufgeben sollte, zu deren Gegner werden würde.
Die Frage, die man sich dann aber natürlich immer noch stellen kann, ist die, wie man es bewerten muss, wenn die Partei eben in manchen Themen dann doch ernst macht. Sonneborn hat sich ja etwa durchaus gegen Artikel 13 eingesetzt. Da kann man sich schon fragen, ob das noch in das Gesamtkonzept einer Karikierung der Politik passt oder ob man dadurch sich auf den Ernst der Politik eingelassen hat - und im Falle des Letzteren wäre dann natürlich die weitere Frage, ob man dann konsequenterweise auch in anderen Positionen eine Stellung zu beziehen hat, die moralisch gesehen vertretbar ist (was dann natürlich immer noch das Korrektiv zu von "Pragmatismus" geprägten Positionen anderer Parteien sein könnte und sich insofern von denen in gewisser Weise immer noch abheben würde).
Andererseits habe ich von Satire eh keine Ahnung, also was soll's.