Neurodiversität

  • Ich hab gar keine Ahnung von deutschen Medien, aber hab mich in einen Artikel eingelesen und Toni klingt doch eigentlich ganz gut, zumindest in der Theorie. Reingeschaut hab ich nicht.

    Hab eine Szene gesehen, wo der in ein Buch, in dem seine Opa verschiedene Mimiken macht und die Emotion druntersteht, reinschaut und immer wieder in das Buch und der gegenübersitzenden Person ins Gesicht starrt, um die Emotion zu erkennen. Fand ich sehr erniedrigend, ich würde das so nie machen, damit stellt man sich doch nur selbst bloß.

    Muss sagen, dass mich Tourette unter Umständen gar nicht so sehr stören würde. Ich brauch ständige Hintergrundgeräusche wie Leute, die miteinander reden etc, zum Lernen und verlier sehr, sehr schnell die Konzentration ohne. Deswegen sitz ich auch sehr gern in der vollen Mensa oder in belebten Parks zum Lernen. Kommt drauf an, ob mir dauernd direkt ins Ohr geschrien wird, I guess. Aber ich glaube das ginge schon, wenn man sich zurückziehen kann. Brauche selbst dann ebenfalls in einem Energietief und wenn ich mich dann doch überladen fühle, einen Rückzugsort.

    Lernen ginge da bei mir gar nicht, ich brauch es am besten komplett still.


    Verstehe grad den Vergleich zu Influencern nicht.

    Aber ja, wollte nur den Hintergrund dessen ansprechen wieso der Begriff Asperger eher mit Zwiespalt betrachtet wird.

    War ein bisschen als Witz gedacht, Influenza ist ja vor 15 Jahren nur als ansteckende Krankheit gemeint gewesen, als gehörtes Wort ohne Zusammenhang denkt man heute immer an Influencer. Und du meintest ja Asperger wäre wegen diesem Arzt kein so gutes Wort, aber bei der Diagnostik ist es halt nach wie vor der typisch Begriff. Wollte nur sagen, dass Bedeutungen sich mit der Zeit ändern, die wenigsten denken bei Asperger an diesen Arzt, ich habe den Begriff mal in Bezug auf das Asperger-Zentrum in Wien in einem Fernsehbeitrag gehört, wo die sagten, dass ein Dr. Asperger diese Form klassifiziert hätte. Von Nazi war da gar nicht die Rede. (War bei Galileo vor ein paar Jahren).


    War dann blöd aneinander vorbeigeredet, ich meinte auch nur, dass ich selbst schon mitgekriegt hab, dass es Leute gibt, die wirklich jede "Modekrankheit" haben (angeblich), nut um im Mittelpunkt zu stehen. Nur wenn man gwrade diese "Modekrankheit" hat und keiner einem glaubt, ist das auf Dauer sehr nervig. Ich hab auch ein Lipödem und obwohl man das sehr deutlich sehen kann und es keine Fettleibigkeit ist, wurde mir erst geglaubt, nachdem ich einen Arzt, der sich auch mit der Krankheit auskennt, was wiederum leider nur sehr wenige Ärzte können, es mir diagnostiziert hat. Da helfen Sport und Diät nämlich leider gar nichts. :crying:



    Ja ich verstehe natürlich, dass man sich eine Diagnose holt, wenn man sich sonst dauernd überanstrengen müsste.

    Das muss am Ende auch jeder für sich selbst entscheiden, aber ich will halt nicht belächelt oder als "Mode" dargestellt werden, nur weil ich keinen Wisch in der Hand habe(n will).


    Auf meinem Datenblatt und Pass stehen zb auch nicht, dass ich trans bin, aber das macht es nicht weniger wahr. Btw grad deswegen hol ich mir auch keine Diagnose, weil man sehr verkindlicht wird und dann heißt es, wie willst du wissen ob du trans aka nicht-binär bist.


    Btw so hab ich Autos selbst noch nie betrachtet.

    Ist halt auch nicht wegegn gelächelt, sondern dem Vorwurf, dass ich mich nur nicht anstrengen würde, was mich da auch wütend macht.


    Bei Pass bin ich auch kein Experte, dass muss jeder selber wissen, hat, finde ich auch nichts mit verniedlichen zu tun, wenn mir wegen meines Autismus da einer so käme, kann ich auch ganz anders. :glasses: Bin beim Pass nur der Meinung, dass wenn alles immer digitaler wird und auch ummer mehr genetische Daten festgehalten werden, es vielleicht auch eine Angabe zu den biologischen Markern geben sollte, nicht nur bei Geschlecht, man kann sie ja auch mittlerweile die Farbe der Augen komplett ändern lassen, die biologischen Marker zeigen aber immer noch die eigentliche Farbe an. Wobei ich es auch absurd finde, wenn manche Politiker meinen, dass manche Menschen nur ihr Geschlecht ändern, um der Justiz zu entkommen. :biggrin: (Bitte nicht falsch verstehen, gibt immer Leute, die sich von der persönlichen Meinung gleich auf den Schlips getreten fühlen)


    Ist auch halt so mein eigenes Gefühl, Autos anderer sind nochmal was anderes und ich kann auch diejenigen verstehen, die sich vom Straßenverkehr zu sehr gestresst fühlen, seh auch bei jeder Fahrt entweder Fahrradfahrer und E-Scooterfahrer auf dem Bürgersteig und/oder in die falsche Richtung, im Kreisverkehr links blinkende Autos oder anderes Chaos.😵😵😵


    Das stimmt. Mädchen und weiblich gelesene autistische Kinder oder mit ADHS passen sich auch rascher an und lernen schneller neurotypische Mimik zu lesen etc. Das hat natürlich ebenso seine Vorteile und man verinnerlicht es halt automatisch, auch wenn einen die Mehrheitsgesellschaft nicht unbedingt interessiert, aber manche verlieren auch sehr ihren "Sense of Self".


    Viele neurodivergenten Menschen sind eher direkt und gerade bei Frauen und weiblich gelesenen Personen ist das für viele gewöhnungsbedürftig. Frauen wird angelernt oft den Konjunktiv sehr häufig zu benutzen und sagen dann oft "bitte könnten Sie ... bitte würden Sie... bitte wüssten Sie wo Adresse X ist..." und all diese Kleinigkeiten. Dann gilt man schnell als etwas bestimmend, wenn man sich als solche kleine Konventionen nicht hält, was bei Männern jedoch normal gesehen wird. Was ähm okay ist, finde ich. :D


    Ich war halt immer sehr extrovertiert und auch sozial orientiert, aber eben auf eine Art, die so einigen neurotypischen Menschen seltsam vorkam, auch wenn ich mich teilweise an die angepasst habe. Es wurde dann andauernd gesagt ich rede zu viel oder "fängt erst mit zwei zu reden an und hört dann nie wieder auf xD" und dann hab ich weniger geredet, war es auch nicht recht (vor allem mir selbst nicht), also war's mir dann zuteils auch egal.

    Was als sozial und gutes Benehmen betrachtet wird, ist ja auch sehr von der Mehrheitsgesellschaft abhängig. Wie sehr man drauf eingehen will, kommt halt auf die Situation, das Umfeld und all das an.

    Meinte eigentlich eher, dass man mehr als Fremdkörper auffällt, wenn man sich eben nicht anpasst oder andere Interessen hat. Das Danke und Bitte ist halt eher eine Höflichkeit, ich leg die aber auch ganz schnell ab, wenn das Gegenüber mir von oben herab oder aufgrund meines Geschlechts mir doof kommt. Und im Mimik lesen bin ich nach wie vor schlecht, hab auch die typische Problematik, dass ich der anderen Person nicht in die Augen sehen kann, weil es stresst. Ich kann das zwar gut überspielen, so dass es nicht auffällt, ist aber halt anstrengend.


    Bei dem Direkten kann ich es eigentlich gut umspielen, dass es nicht mit der Tür ins Haus fallen ist, da ich auch weiß, dass manche Reaktionen oder Äußerungen nicht direkt verstanden werden, da ich manchmal schon 2 Schritte weiter bin.


    Den Satz "Was ähm okay ist, finde ich. :D" meinst du, dass Direktheit auch bei Frauen okay ist, oder? Ist halt so ein Beispiel für Doppeldeutigkeit, wo ich jetzt den genau Bezugspunkt erkennen kann.


    Was gutes Benehmen angeht, hängt das wirklich sehr vom Umfeld ab, ich bin da halt der Meinung, man sollte keine grundlos, und "Deine Nase gefällt mir nicht" ist kein Grund, einen anderen attackieren, mobben oder ausschließen. Wenn man ein wenig Rücksicht zeigt, lassen sich die allermeisten Missverständnisse vermeiden.

    Ich will zum Beispiel auch offen mit meinem Autismus umgehen, um mich nicht immer dafür entschuldigen oder rechtfertigen zu müssen, warum auch, ist ja nicht meine Schuld.

    Ich binde es aber auch nicht jedem direkt auf die Nase, man merkt vielleicht etwas, aber ich muss ja nicht jeder Wildfremden Person meine Lebensgeschichte erzählen. :woot:

  • Hab eine Szene gesehen, wo der in ein Buch, in dem seine Opa verschiedene Mimiken macht und die Emotion druntersteht, reinschaut und immer wieder in das Buch und der gegenübersitzenden Person ins Gesicht starrt, um die Emotion zu erkennen. Fand ich sehr erniedrigend, ich würde das so nie machen, damit stellt man sich doch nur selbst bloß.


    Ja okay... die Prämisse klang dann auch wieder besser als es zu sein scheint lol. Was erwarte ich eigentlich.



    War ein bisschen als Witz gedacht, Influenza ist ja vor 15 Jahren nur als ansteckende Krankheit gemeint gewesen, als gehörtes Wort ohne Zusammenhang denkt man heute immer an Influencer. Und du meintest ja Asperger wäre wegen diesem Arzt kein so gutes Wort, aber bei der Diagnostik ist es halt nach wie vor der typisch Begriff. Wollte nur sagen, dass Bedeutungen sich mit der Zeit ändern, die wenigsten denken bei Asperger an diesen Arzt, ich habe den Begriff mal in Bezug auf das Asperger-Zentrum in Wien in einem Fernsehbeitrag gehört, wo die sagten, dass ein Dr. Asperger diese Form klassifiziert hätte. Von Nazi war da gar nicht die Rede. (War bei Galileo vor ein paar Jahren).


    Also zusammengefasst: Ich hab es in der Schule auch noch so gelernt, weil Doktor Hans Asperger Kinder im Nationalsozialismus, die er mit Asperger diagnostoziert hat, vor dem Tod gerettet hat.

    Das ist natürlich Augenauswischerei. Auch heutige Kinder, die noch den Aspergerstempel aufgedrückt bekommen, wären zur Nazizeit in keiner Sekunde in Gefahr gewesen, weil es ihnen nicht darum ging jede Andersartigkeit auszulöschen, sondern jede störende Andersartigkeit, in dem Fall autistische Kinder mit Minderintelligenz oder die nur schwer fähig waren das Haus zu verlassen oder zu kommunizieren, da diese als nicht nützlich genug für die Gesellschaft angesehen wurden.

    Diese hat Doktor Hans Asperger in Wien an den Spiegelgrund geschickt, das war ein "Euthanasieprogramm" der Nazis, und hat nicht wie behauptet Aspergerkinder gerettet. Die waren nie in Gefahr. Er hatte wie andere Nazis lebenswertes und unlebenswertes Menschenleben laut Nazi-Ideologie getrennt und fand eben Aspergerkinder lebenswerter.


    Du weißt selbst, wenn jemand heute eine Aspergerstempel aufgedrückt bekommt, wird man dann noch eher "hochbegabt" genannt.

    Selbst wenn heute wieder ein so extremer Rechtsruck käme, dass wieder begonnen werden würde Menschen als unlebenswert einzustufen, wärst du so ziemlich als Letztes in Gefahr Opfer von ihnen zu werden (btw deswegen lass ich mein Geschlecht auch nicht auf divers ändern, ich finde die starke FPÖ hier bisschen beängstigend :upsidedown:).



    Ist halt auch nicht wegegn gelächelt, sondern dem Vorwurf, dass ich mich nur nicht anstrengen würde, was mich da auch wütend macht.


    Bei Pass bin ich auch kein Experte, dass muss jeder selber wissen, hat, finde ich auch nichts mit verniedlichen zu tun, wenn mir wegen meines Autismus da einer so käme, kann ich auch ganz anders. :glasses: Bin beim Pass nur der Meinung, dass wenn alles immer digitaler wird und auch ummer mehr genetische Daten festgehalten werden, es vielleicht auch eine Angabe zu den biologischen Markern geben sollte, nicht nur bei Geschlecht, man kann sie ja auch mittlerweile die Farbe der Augen komplett ändern lassen, die biologischen Marker zeigen aber immer noch die eigentliche Farbe an. Wobei ich es auch absurd finde, wenn manche Politiker meinen, dass manche Menschen nur ihr Geschlecht ändern, um der Justiz zu entkommen. :biggrin: (Bitte nicht falsch verstehen, gibt immer Leute, die sich von der persönlichen Meinung gleich auf den Schlips getreten fühlen)


    Meiner Meinung nach bräuchte sich eigentlich niemand "genug anzustrengen", egal welchen Neurotyp man hat oder aus welchen Gründen, weil ich überzeugt bin, dass es jedem selbst überlassen sollte, ob und wie sehr man an der Gesellschaft teilnimmt und sich da anpasst oder eben anstrengt. Die Meinung haben aber leider nicht viele.


    Es ist auch absurd. Es gibt keine Möglichkeit der Justiz so einfach zu entkommen, indem man einfach nur sein Geschlecht oder Namen ändert, das war Propaganda, die verbreitet worden ist. Die Sozialversicherungsnummer muss ja noch dieselbe sein, und die Änderung des Namens und Geschlecht muss ja wo aufliegen sowie ich unsere Bürokratie kenne.



    Ist auch halt so mein eigenes Gefühl, Autos anderer sind nochmal was anderes und ich kann auch diejenigen verstehen, die sich vom Straßenverkehr zu sehr gestresst fühlen, seh auch bei jeder Fahrt entweder Fahrradfahrer und E-Scooterfahrer auf dem Bürgersteig und/oder in die falsche Richtung, im Kreisverkehr links blinkende Autos oder anderes Chaos.😵😵😵


    Ich probier erst gar nicht, ob ich fahren kann, weil ich die Reaktionszeit einer Oma hab und ein Auto zu besitzen fände ich teuer und lästig.

    Chaos macht mir dafür nichtmal was aus. Ich funktioniere gut in Chaos, weil mein Hirn dann viel Dopamin ausschüttet, sobald viel los ist. :D



    Meinte eigentlich eher, dass man mehr als Fremdkörper auffällt, wenn man sich eben nicht anpasst oder andere Interessen hat. Das Danke und Bitte ist halt eher eine Höflichkeit, ich leg die aber auch ganz schnell ab, wenn das Gegenüber mir von oben herab oder aufgrund meines Geschlechts mir doof kommt. Und im Mimik lesen bin ich nach wie vor schlecht, hab auch die typische Problematik, dass ich der anderen Person nicht in die Augen sehen kann, weil es stresst. Ich kann das zwar gut überspielen, so dass es nicht auffällt, ist aber halt anstrengend.


    Bei dem Direkten kann ich es eigentlich gut umspielen, dass es nicht mit der Tür ins Haus fallen ist, da ich auch weiß, dass manche Reaktionen oder Äußerungen nicht direkt verstanden werden, da ich manchmal schon 2 Schritte weiter bin.


    Sowieso, aber ich find das jetzt nicht störend, zumal zb Anime im richtigen Umfeld alles andere als ein sonderbares Hobby ist und selbst wenn ein Hobby als sonderbar gesehen wird, ist es etwas Gutes mit seinen Interessen oder mit seiner Art zu kommunizieren manche Menschen auch herauszufordern.

    Autismus und ADHS werden ja Großteils bloß als Störung betrachtet, weil sie von neurotypischen Menschen so beschrieben worden sind, genauso wie cis Menschen nicht-binäre und trans Menschen pathologisierend beschrieben haben.


    Oh ich meinte nicht das bitte, sondern wirklich den Konjuktiv. Viele weiblich gelesene Menschen lernen unterbewusst dauernd ihre Sprache abzuschwächen und kleiner damit zu klingen und an neurodivergenten Kindern geht dieses unterbewusste Erlernen "weiblicher, weicher Sprache" oft vorbei und sind allgemein direkter. Ich könnte schon, wenn ich wollte, aber eigentlich will ich nicht. Deswegen wird man als etwas bestimmend wahrgenommen, aber ich hab sowohl mit Kindern gearbeitet, da musst du das xD, und bei Erwachsenen schadet es manchmal ebenfalls nicht.



    Was gutes Benehmen angeht, hängt das wirklich sehr vom Umfeld ab, ich bin da halt der Meinung, man sollte keine grundlos, und "Deine Nase gefällt mir nicht" ist kein Grund, einen anderen attackieren, mobben oder ausschließen. Wenn man ein wenig Rücksicht zeigt, lassen sich die allermeisten Missverständnisse vermeiden.

    Ich will zum Beispiel auch offen mit meinem Autismus umgehen, um mich nicht immer dafür entschuldigen oder rechtfertigen zu müssen, warum auch, ist ja nicht meine Schuld.

    Ich binde es aber auch nicht jedem direkt auf die Nase, man merkt vielleicht etwas, aber ich muss ja nicht jeder Wildfremden Person meine Lebensgeschichte erzählen. :woot:


    Nur sehen neurotypische Menschen auch viel sehr viel unbedeutenden Smalltalk zb und unerwünschte Pingpong-Fragen als "gutes Benehmen" an, oder selbst wenn sie einem sagen "wie findest du X?" Aber dann nicht hören wollen wie man es findet, sondern nur eine (Selbst)Bestätigung haben wollten. :upsidedown:


    Ich erkenne schon wer eine ehrliche Meinung will und wer eine Selbstbestätigung, aber das ist halt nervig. Bzw in meinem Freundeskreis ist es "gutes Benehmen" bzw. sozial erwünscht dann die ehrliche Meinung zu sagen und sehr direkt miteinander umzugehen ohne zu viel Filter.

    Wenn beschrieben wird, dass autistische Menschen oder mit ADHS "unsozial" wären und keine soziale Kommunikation verstünden, meint man meist "keine soziale Kommunikation mit dem neurotypischen Menschen (die das nicht verstehen)", nicht im Allgemeinen mit allen Menschen.


    Aber allgemein ist es auch an meiner Arbeit und Uni so, dass eher weniger Leute so diesen typischen Smalltalk führen (außer man hat tatsächlich mehr Interesse einander was die Person so außerhalb tut, was an sich so der Fall ist bei einigen), ständige Pingpongfragen beantworten zu müssen, diesen dummen "wer mit wem"-Tratsch zu haben oder sobald jemand den Raum verlässt zu lästern etc... will nie wieder zurück an einen typischen "neurotypischen Arbeitsplatz." xD

    Hab kurz im Verkauf gearbeitet und Verhältnis zu den Kollegen auf solchen Arbeitsplätzen ist furchtbar mit all dem Tratsch und allem.



    Den Satz "Was ähm okay ist, finde ich. :D" meinst du, dass Direktheit auch bei Frauen okay ist, oder? Ist halt so ein Beispiel für Doppeldeutigkeit, wo ich jetzt den genau Bezugspunkt erkennen kann.


    Ja genau, so war es gemeint. Es ist für viele Leute halt immer noch gewöhnungsbedürftig oder etwas abschreckend.

  • Etwas, das ich gerade feststelle, ist, dass es totaler Bullshit ist, dass man als erwachsene Person mit ADHS kein Anrecht auf Pflegegeld hat. Weil es nun einmal nachgewiesen ist, dass wir in der Regel mit dem Haushalt überfordert sind. Das gilt für die meisten Personen mit ADHS und es ist eine medizinische Einschränkung - wir sollten ein Anrecht darauf haben, eine Haushaltshilfe bezahlt zu bekommen. Weil es nun einmal nicht unsere Schuld ist, dass wir den Haushalt nicht meistern können ohne.


    Ich kriege ja aktuell aufgrund der physischen Behinderung die Haushaltshilfe von der Krankenkasse bezahlt, und merke halt gerade, dass diese so gesehen zu 70% Dinge macht, die mich wegen ADHS überfordern, statt Dinge, die mich wegen der Physischen Behinderung überfordern. Ist der Haushaltshilfe natürlich letzten Endes egal. Die wird bezahlt, also macht sie das halt einfach, aber... Ich merke halt, dass mich das ganze schon massiv aufregt. Also dass ich halt erst physisch behindert werden musste, um diese Hilfe, die mich zu einem unaussprechlichen Grad entlasstet, zu bekommen.


    Und das schlimme ist ja auch immer, dass Leute, die sich mit ADHS nicht so auskennen, es eben als moralisches Verfallen betrachten, wenn man mit dem Haushalt in dieser Hinsicht überfordert ist. Ich selbst schäme mich ja auch immer dafür, dass ich halt... Ich es nicht schaffe, mich um bestimmte Dinge zu kümmern. Es ist ja nicht so, als ob ich es will, aber mein Gehirn davon zu überzeugen es zu tun, ist halt als würde ich versuchen mit nem Baseballschläger durch Stahlbeton zu prügeln.

  • Und das schlimme ist ja auch immer, dass Leute, die sich mit ADHS nicht so auskennen, es eben als moralisches Verfallen betrachten, wenn man mit dem Haushalt in dieser Hinsicht überfordert ist.

    Wird ja nicht nur beim Haushalt, sondern auch bei Gartenarbeiten und sonstigen Verpflichtungen so betrachtet.

    Bzw. manche gehen noch einen Schritt weiter und polen das auf Studenten, die nicht gleichzeitig neben dem Studium arbeiten auch noch als moralisches Verfallen an.

    (Funfact: Ich hatte mir das während dem Master angetan und es war ein Fehler. Endete mit Burnout.)

    Zurück zum Thema: Meinem Psychologen damals habe ich nicht im Detail genau geschildert, wie schlimm es wirklich ist, weil ich mich dafür schämte.


    Eine Frage, falls sie dir nicht zu persönlich ist, hätte ich an dich: Nimmst du gegen ADHD Medikamente?

    Ich frage nach, weil ich demnächst (kann sich nur um Monate handeln) einen Termin für eine AuDHD (wird beides getestet) Evaluation bekommen werde.

    Eine meiner Hoffnungen ist dann nämlich, dass ich leben generell dann besser im Griff haben könnte, ohne auf andere angewiesen zu sein müssen (meine Familie hilft mir so alle 2-3 Monate, wenn ich was wirklich gar nicht schaffe).


    Pflegehilfe bot man mir damals eher nur für meine Telefonphobie an, die ich aber mittlerweile zum Glück los bin.

  • Eine Frage, falls sie dir nicht zu persönlich ist, hätte ich an dich: Nimmst du gegen ADHD Medikamente?

    Ich haben nun für eineinhalb Jahre Medikamente bekommen, die auch meine Konzentrationsfähigkeit auf der Arbeit und alles deutlich verbessert haben, ja. Allerdings haben sie meine Fähigkeit mich um den Haushalt zu kümmern, nur marginal beeinflusst. Leider.


    Es sei dazu gesagt, dass ich aktuell von den Medikamenten runter bin, da sie leider sich nicht mit den lebenswichtigen Medikamenten, die ich gerade für den physischen Kram bekomme, vertragen. Die bekomme ich erst in 6 Wochen, wenn die lebenswichtigen Medikamente runterdosiert werden, wieder. Und wahrscheinlich bekomme ich dann auch ein anderes ADHS Medikament, weil das Medikinet, was ich bisher bekommen habe, leider eine bestimmte Nebenwirkung bei mir hatte.

  • Vielleicht habe ich großes Glück, aber zu mir kommt seit etwa einem Jahr täglich ein Pflegedienst und hilft mir bei all den Sachen, mit denen ich unter anderem wegen ADHS Probleme habe, also die richtigen Medikamente zum richtigen Zeitpunkt nehmen, Haushalt machen und an Körperpflege zu erinnern. Der Gutachter der Krankenkasse hat mir damals einen Pflegegrad 2 gegeben, obwohl ich keine körperliche Behinderung habe, nur ADHS, Autismus und Depression. Dass das ziemlich ungewöhnlich ist, habe ich aber auch schon mitbekommen, da es für die Pflegekräfte offensichtlich ungewohnt ist, dass jemand die Sachen zwar motorisch ganz gut kann, aber halt einfach nicht dran denkt.

  • Und das schlimme ist ja auch immer, dass Leute, die sich mit ADHS nicht so auskennen, es eben als moralisches Verfallen betrachten, wenn man mit dem Haushalt in dieser Hinsicht überfordert ist.

    Wird ja nicht nur beim Haushalt, sondern auch bei Gartenarbeiten und sonstigen Verpflichtungen so betrachtet.

    Bzw. manche gehen noch einen Schritt weiter und polen das auf Studenten, die nicht gleichzeitig neben dem Studium arbeiten auch noch als moralisches Verfallen an.

    (Funfact: Ich hatte mir das während dem Master angetan und es war ein Fehler. Endete mit Burnout.)

    Zurück zum Thema: Meinem Psychologen damals habe ich nicht im Detail genau geschildert, wie schlimm es wirklich ist, weil ich mich dafür schämte.

    Weiß nicht, wem es genauso geht, aber ich hatte diese ADHD-Paralysis als Kind und Jugendlicher nicht, sprich: ich möchte gerne etwas tun, aber es funktioniert einfach nicht, oder mit viel mehr Aufwand, sich aufzuraffen.

    Da hatte man allgemein weniger Zeitdruck und für mich ist es so, dass Zeitdruck und ein sehr eng gefasster Tagesablauf am öftesten verursacht, dass ich auch alltägliche Tasks vermeide, oder solche, die mir eigentlich Freude bereiten würden.

    Ich habe den Eindruck, dass das ein Symptom von Depressionen ist, da (nicht überraschend), viele neurodivergente Menschen Depressionen haben, da wir täglich in eine Welt gezwungen werden, die nicht für einen gemacht und strukturiert ist, und anderen Gründen.


    Gut, sagen wir, dass mir die Meinung anderer ziemlich am Allerwertesten vorbeigeht. xD per se, solange sie keinen Einfluss darauf hätte, wie man sein Leben gestaltet. Ein großer Teil der Gesellschaft sieht es schon als "moralischen Verfall" an 25 Stunden zu arbeiten.

    Hatte auch ein Gespräch mit jemanden anderen mit ADHD, der war fast beleidigt, weil ich keine Medikamente nehmen und nicht mehr als 25 h arbeiten möchte, da man bei der Gesellschaft den Eindruck hinterließe, neurodivergente Menschen wollten sich ja gar nicht anpassen. Guess what... xD


    Und Freunde, für die man seine Wohnung aufräumen muss, sind für mich keine Freunde, sondern Bekannte. Dreck wäre nun etwas anderes oder Tiere vernachlässigen, aber etwas Chaos ist okay und ich richte mich da nicht nach den Vorstellungen anderer. Wenn ich heute oder morgen keine Lust drauf habe, überkommt es mich in fünf Tagen oder so das Bad wieder zu putzen uä. Dann legt sich ein Schalter um und ich putze alles innerhalb einer Stunde. Warte gerne drauf, bis ich Lust habe und wenn ich mir Druck mache Dinge zu erledigen, kommt die Lust drauf nie.


    Wer möchte, dem sollte eine Haushaltskraft bezahlt werden, ich will nicht, dass fremde Leute meinen Krempel anfassen. Ich bin so ein Drache, der auf seinen Büchern und Klamotten sitzt und Feuer speit, wenn fremde Leute irgendetwas anfassen. Don't touch me and touch my clutter... oder so. Das gilt auch für das Bad und alles andere.

    Ich finde es sonst ironisch wie es bei Wohlhabenden als guter Ton gilt eine Haushaltskraft zu haben, bei anderen Menschen ist es moralischer Verfall und Versagen lol.

  • Zuerst noch danke an Alaiya und Gray Ninja fürs Erläutern.

    Etwas ernüchternd zu hören, dass die Medikamente bei dir Alaiya "nur" bei der Arbeit funktionieren, aber das wäre momentan auch schon ein dickes Plus.


    Weiß nicht, wem es genauso geht, aber ich hatte diese ADHD-Paralysis als Kind und Jugendlicher nicht, sprich: ich möchte gerne etwas tun, aber es funktioniert einfach nicht, oder mit viel mehr Aufwand, sich aufzuraffen.

    Da hatte man allgemein weniger Zeitdruck und für mich ist es so, dass Zeitdruck und ein sehr eng gefasster Tagesablauf am öftesten verursacht, dass ich auch alltägliche Tasks vermeide, oder solche, die mir eigentlich Freude bereiten würden.

    Ich habe den Eindruck, dass das ein Symptom von Depressionen ist, da (nicht überraschend), viele neurodivergente Menschen Depressionen haben, da wir täglich in eine Welt gezwungen werden, die nicht für einen gemacht und strukturiert ist, und anderen Gründen.

    Also ich hatte das schon als Kind.

    z.B. kriegte man mich nie in die Dusche (und dann nicht mehr raus, weil eigentlich mochte ich den Vorgang selber, aber aufraffen es zu tun eben...)..

    Aber wie du schon sagtest, gab es weniger Druck und dadurch hatte ich es deutlich weniger.


    Ich wurde aber auch nie alleine fertig, hatte keine Ahnung (bzw. es ergab keinen Sinn für mich) von Kleidung, Pflege und so vielen grundlegenden Sachen und meine Eltern halfen mir daher extrem lange mit all diesen Vorgängen, sprich Socken, Frühstuck das Brot fertig gestrichen und alles wurde täglich vorbereitet.


    Depressionen habe ich keine, aber jetzt, wo mehr auf meiner Platte steht, erlebe ich diese Paralyse öfters.

    Meist sind es jene Sachen, denen ich eine (zu) hohe Wichtigkeit zuschiebe, mir zu langweilig/gross erscheinen, ich zu viel Freiheit habe (aber wenn man mich zwingen will, geht's auch nicht :/) etc.

    Da kann eine Sache dann eben auch mal Jahre dauern.


    Eine Sache, die mir bei kleineren Sachen da sehr geholfen hat, ist die 20-Sekunden-Regel: Wenn ich etwas in weniger als 20 Sekunden geschafft kriege, gebe ich mir fix den Ruck, indem ich mich an die Regel erinnere. Dadurch ist meine Wohnung (bzw. vor allem die Küche) nun meistens ordentlich, wenn ich nicht viel zu erschöpft bin und Sachen generell aufgebe.


    Wirklich umsetzen kann ich diese Regel aber erst seit ich regelmässig L-Theanin nehme, was zumindest meine Stresstoleranz etwas erhöhte und wodurch ich fast gar keine Anxiety mehr habe.


    Und Freunde, für die man seine Wohnung aufräumen muss, sind für mich keine Freunde, sondern Bekannte. Dreck wäre nun etwas anderes oder Tiere vernachlässigen, aber etwas Chaos ist okay und ich richte mich da nicht nach den Vorstellungen anderer. Wenn ich heute oder morgen keine Lust drauf habe, überkommt es mich in fünf Tagen oder so das Bad wieder zu putzen uä. Dann legt sich ein Schalter um und ich putze alles innerhalb einer Stunde. Warte gerne drauf, bis ich Lust habe und wenn ich mir Druck mache Dinge zu erledigen, kommt die Lust drauf nie.

    Das ist doch eigentlich eher das Prinzip von body doubling, das (teils leider, wäre lieber selbstständiger) zumindest bei mir extrem gut funktioniert, die Person muss mir da auch nicht bei der Sache helfen.

    So habe ich z.B. meine Master-These geschafft und wenn ich merke, dass ich beim Haushalt wirklich zu viel angehäuft habe, was putzen/aufräumen anbelangt, lade ich bewusst Freunde ein, weil ich dann genug Motivation habe (dank Urgency), um es zu tun, obwohl ich weiss, dass es sie nicht jucken würde, wenn's dreckig wäre.


    Von alleine überkommt es mich eigentlich nie, Sachen zu tun, die mir keinen Spass bereiten, ich muss mich da schon immer irgendwie austricksen (z.B., indem ich mir danach eine Belohnung in Aussicht stelle).


    Und manchmal geht's halt trotz solchen Tricks eben gar nicht, speziell, wenn ich mir zu wenig Sorge getragen habe. Dann gebe ich meinen Hund auch temporär an meine Mutter ab, wenn ich merke, dass ich nicht mal das Minimum schaffe, wodurch ich mich trotz besseren Wissens immer sehr mies dafür fühle.


    Das ist z.B. eine Sache, die mich schon extrem wurmt, dass ich so sehr auf andere angewiesen bin.



    ----------


    Habe btw den ersten ADHD Test von einem Psychologen ausgewertet hinter mir und soll jetzt zu einem Neuropsychologen wegen "ADD", wo ich halt direkt merke, wie wir in der Schweiz immer noch veraltetes Wissen nutzen (es wird hier auch immer noch Asperger diagnostiziert...).

  • Ich hab mich eher immer dann geweigert und dann plötzlich keinerlei Motivation etwas zu tun, wenn es mir von außen bestimmt wurde, was immer noch der Fall ist.

    Gibt ja glücklicherweise Arbeitgeber, die genau das schätzen. xD Auf einer Arbeitsstelle war ich leider solange befristet bis seine Frau wieder Vollzeit arbeiten konnte, das war bei einem Arbeitgeber, der durch mich draufgekommen ist, dass er autistisch ist haha. Hatte nirgendwo freiere Handhabe als dort, da er sehr gut nachvollziehen konnte, dass man seinem inneren Rhythmus folgt und nicht andauernd von außen bestimmt werden möchte, bzw. dann Arbeitsmotivation verliert.


    Wenn mir als Kind meine Mutter mir jeden Abend angeschafft hat, wann ich zu baden und schlafenzugehen hatte und sie hat es sich irgendwann abgewöhnt lol.

    Im Hort nach der Schule hatte ich dann zur Essenszeit keinen Hunger, weil mir angeschafft wurde wann ich zu essen hatte, und allgemein wann man welchen Stoff zu lernen hatte.

    War in der Volksschule und teilweise noch in Unterstufe sehr froh darüber, dass es recht wenig fixe Unterrichtsstunde gab (Montessori-angelehnt), und ich vieles erledigen konnte was ich wollte, wann ich es wollte.


    Kann bzw. will auch heute nur mit anderen zusammenleben, wenn man dementsprechende freie Handhabe und genügend Freiraum und Rückzug hat.

    Hatte in meiner WG ebenfalls einen Plan von "in dieser Woche bist du für das Bad zuständig" und keine so fixe Struktur haben. Manchmal hab ich andere Aufgaben halt mitübernommen, weil ich gerade Lust dazu hatte und dafür in der nächsten Woche weniger getan.


    Sagen wir, ein guter Teil meines Freundeskreises ist auch nicht so neurotypisch lol

    Aber es ist interessant zu beobachten wie sich alle Jobs gesucht haben, in denen sie bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen können, wann sie ihre Aufgaben erledigen und wie.



    Zitat

    umsetzen kann ich diese Regel aber erst seit ich regelmässig L-Theanin nehme, was zumindest meine Stresstoleranz etwas erhöhte und wodurch ich fast gar keine Anxiety mehr habe.

    Darf ich fragen worauf sich die Anxiety speziell bezieht, also auf welche Situationen? Hab von anderen AuDHD-Leuten gehört, dass sie Anxiety haben, aber von mir und zwei Freunden kenne ich das so überhaupt nicht.

  • Ich hab mich eher immer dann geweigert und dann plötzlich keinerlei Motivation etwas zu tun, wenn es mir von außen bestimmt wurde, was immer noch der Fall ist.

    Ja, das ist das Paradoxe: Body Doubling hilft mir, aber sobald es einen Zwang/plötzliche Aufforderung gibt, habe ich da - stur wäre das falsche Wort - wie so einen Block gegen die Sache.

    Da muss ich mir dann wirklich bewusst sagen, dass ich gerade deswegen keinen Bock habe, es die andere Person wissen lassen (falls möglich), dass ich es mache, aber genau jetzt deswegen nicht kann/blockiert bin.


    Passiert mir aber mittlerweile eher, wenn man mich im falschen Moment unterbricht und die Sache nicht schreibt, da mich hören mehr fordert.


    Kann bzw. will auch heute nur mit anderen zusammenleben, wenn man dementsprechende freie Handhabe und genügend Freiraum und Rückzug hat.

    Grade deswegen bin ich mittlerweile froh, einfach alleine zu leben und bis ich mich konsistenter organisieren kann/eine Lösung finde, würde ich das auch nicht ändern wollen.

    Habe bisher auch nur erfolgreich mit jenen Menschen leben können, die mich wirklich in Ruhe liessen (und ich brauche extrem viel Me-Time).


    Was freie Handhabe angeht, ist zu viel/zu unstrukturiert aber imo auch nicht gut. Zumindest mir tut man da keinen Gefallen, weil ich da vor lauter Bäume den Wald nicht sehe und dann auch in einer Paralyse ende.


    Darf ich fragen worauf sich die Anxiety speziell bezieht, also auf welche Situationen? Hab von anderen AuDHD-Leuten gehört, dass sie Anxiety haben, aber von mir und zwei Freunden kenne ich das so überhaupt nicht.

    Breit gefächert.


    Paar davon:

    - Angst vor den Wildschweinen hier ums Haus herum

    - wenn ein Plan/Sache, auf die ich mich freute (ansonsten erfreut's mich), verschoben/gecancelt wird

    - bei jeder neuen Sache, die ich nur durch extrem akribisches Planen gehändelt kriege, indem ich mich auf möglichst jedes Szenario vorbereite

    - wenn ich mich bereitmachen soll und dabei gestresst werde, kann im schlimmsten Fall in einer Panikattacke enden

    - wenn ich einen Termin/Event einhalten muss, kann ich davor fast an nichts anderes denken/machen

    - wenn ich das Gefühl habe, jemanden verletzt zu haben, weil ich mal wieder in ein Fettnäpfchen trat/zu harsch war und dann im Kopf das gesamte Gespräch replaye, um zu verstehen, wieso

  • Bastet Schöner Beitrag, erklärt gut was ADHS so mit sich bringt. Auch Dinge erwähnt die zu viele einfach nicht wissen, teilweise nicht einmal welche vom Fach, besonders aus der älteren Generation..

    Hier auch nochmal eine schöne Zusammenfassung von dem was halt die meisten "Symptome" (blödes Wort...) sind vom Universitätsklinikum Köln. Allerdings fehlt mir hier Hochsensibilität.

    ADHS im Erwachsenenalter - ADHS-Info


    Anhand dieser Liste und was ich von anderen mit ADHS programmierten/gebauten Art von Gehirn (was denk ich mal ein freundlichere Beschreibung ist, die es nicht als Krankheit dastehen lässt) mitbekommen habe, besonders von denen die viel darüber reden und sich damit viel auseinandergesetzt haben, bin ich mir sicher das ich auch ein solches Hirn habe.

    Es würde einfach massiv viele Dinge und Ansammlung von Problemen in meinem Leben erklären.


    Wand-von-Text:


    Generell kann ich mich auch ohne eine ADHS Diagnose schon als neurodivers bezeichnen, da ich doch in einigen Hinsichten anders als andere funktioniere und denke, mich anders Verhalte und generell nicht der Bilderbuch (biologisch weibliche) Mensch bin, den die Standardbevölkerung gerne sehen möchte.

    Ich kann mit dem 0815 Alltagsleben nichts anfangen, populäre Interessen die Frauen so haben und typische Verhaltensweisen sind bei mir kaum vorhanden, ich bin auf dem ASexualität Spektrum und identifiziere mich als Nicht-Binär, bin also auf dem Transgender Spektrum und eher so im Bisexuellen Bereich.

    Darüber hinaus ziemliche Probleme wegen meinem biologischen Geschlecht und aussehen gehabt in meinen 20ern. Weil ich da quasi noch gar nichts über Geschlechtsidentitäten wusste und generell nicht wusste wer ich eigentlich bin. Zum Glück? war ich immer abgelenkt und kam so nicht dazu darüber zu viel nachzudenken.

    Das hat sich jetzt über die letzten 5 Jahre gelegt. Ich bin mir dem riesigen Umfang meiner Probleme bewusste geworden und bin jetzt auch über den generellen LGBTQA+ Bereich informiert. Was mir dabei wohl massiv geholfen hat war die fehlende Verbindung zu meiner Persona zu finden und damit auch mich selber zu entdecken (Grüße gehen raus an Hellsing Ultimate :>).


    Dabei halt auch erkannt das ich höchstwahrscheinlich ein ADHS Hirn habe.

    Und warum habe ich dann keine Diagnose oder sonstwas? Weil ich bio-weiblich bin, so erzogen wurde, introvertiert bin und mich demzufolge immer versucht habe anzupassen und jedermanns Wünsche zu erfüllen. :)


    Dabei war ich sogar:

    • Mit 12? beim Kinderpsychologen 2-3 mal, welcher rein garnichts getan um mein Leben zu verbessern, trotz ziemlichen Schulproblemen und das ich mich ihm gegenüber wohl introvertiert as duck verhalten habe, hätte wohl mindestens mal Autismus Vermutung hinstellen müssen.
    • Später einmal bei der Schulpsychologin welche nichts getan hat ausser kurz zu reden.
    • 2023 bei einer Neurologin, welche mich nach 30 Min weggeschickt hat. Auf der Rechnung stand dann Persönlichkeitsstörung. Ja ok... Die wurde mir auch immer Unsympathischer.
    • Später in 2023 Jahr bei einer Psychologin welche ein ADHS Diagnoseprogramm durchgezogen hat und am Ende der Meinung war ich wäre kein Fall davon, weil meine Probleme angeblich nicht schlimm genug sind und ich ja nicht physisch Hyperaktiv bin. Ich habe hier die ganz starke Vermutung das sie in Studium & Ausbildung vor Ort nicht gelernt hat wie ADHS bei Frauen funktioniert. Alleine Hyperaktivität als Grund für nicht-Diagnose hinzustellen ist schon ganz schwierig. Für mich 500€ aus dem Fenster... Aber sie meinte noch das ich mich mal im Bereich Autismus umsehen sollte.

    Ich denke ich kann sagen das ich mit wehenden Fahnen 3-4 mal durchs Erkennungsraster geflogen bin und damit Teil der 1:7 Ratio bin. Denn das ist das momentan das Verhältnis Diagnostizierter Mädchen/Frauen vs. Jungen/Männer. (QUELLE)

    Dabei sind die Probleme, die ich schon mein ganzen Leben habe vielen aufgefallen, sie wurden von diversen Menschen meinen Eltern gegenüber angesprochen!. Die Folgen des Nichtstuends sind dann bis heute um so schwerwiegender.

    Ich frage mich wie hoch ich meine Red-Flags ich eigentlich noch hissen muss und wie viele.


    Bisher sieht meine Sammlung so aus:

    • Konzentrations- & Aufmerksamkeitsstörungen, wenn es nicht gerade eine Hyperfixierung ist, welche ich dann hasse zu unterbrechen. Betraf Schule, betrifft meine Hobbies und Projekte. Ich komme nicht auf lange Aufgabenstellungen klar, Teilweise bleibt nichts hängen von dem was gesagt wurde oder ich vor 2 Sekunden gelesen habe, je uninteressanter desto schlimmer. Besonders langweilige Texte/Aufgaben(-stellungen) sind meine Feinde. Ich habe damals teilweise für alle Hausaufgaben den restlichen Tag gebraucht. Selbst wenn ich manchen gerne mache und machen will, es frisst massiv Energie.
    • Das resultieren ziemliche Lernschwäche, bei Textbasiertem und Bebildertem lernen und es behalten, obwohl die Dinge teilweise echt nicht schwer sind und ich sie wissen will.
    • Alles was nicht zwangsweise jetzt getan werden muss bleibt liegen. Erst wenn es nervt oder getan werden muss wird es erledigt oder je nach dem ob es handlich zum/nach dem erledigen einer anderen Aufgabe passt und mich nichts ablenkt.
    • Längere Projekte anfangen und zu ende bringen ist schwer, an einer Aufgabe dran zu bleiben ist wie Bergsteigen wo es nur Bergauf geht,
    • Überforderung in Gruppen (auch durch soziale Probleme) und im Straßenverkehr (deshalb auch keinen Führerschein).
    • Schnell ablenkbar, besonders wenn die momentane Beschäftigung keine Hyperfixierung ist und daraus resultierender Vergesslichkeit. Und wenn es meine Gedanken sind die mich ablenken.
    • Innere Hyperaktivität, Unruhe die ich kaum nach Außen zeige, aber je nach dem was ich gerade denke und wie tief ich in Gedanken bin, kann ich nicht still sitzen und bewege mich unbewusst, besonders bei Tagträumen. Als Kind aber angeblich viel physisch aktiv gewesen wenn ich es durfte.
    • Leicht Reizbar, auch wenn ich bestenfalls nicht mehr drauf reagiere, kann aber auch von 0 auf 180 sein in einer Sekunde wenn man mir auf den ganze falschen Fuß tritt und dann ist Zurückhaltung kaum noch möglich, besonders die letzten Jahre die viel von Stress geprägt waren (hab auch keine Lust mehr mich zurück zu halten). Ggf. Affektlabil.
    • Termine und einen regelmäßigen Tagesablauf einhalten erfordert viel Disziplin, 2. existiert nur allzu selten. Besonders Hyperfixierungen lassen mich alles vergessen, Zeit wird nur zum Wort. Dann ist der Tag auch mal 30 Stunden lang und es wird 12 Stunden nichts gegessen.
    • Massive Stressintoleranz heutzutage (Extra stark ausgebildet Dank meiner Schul- und danach Ausbildungszeit (fast alles vermeidbar gewesen..)) und daraus resultierenden Neigung zu Angstattacken. Autopilot für alltägliche Aufgaben geht unter psychisch & physischer Belastung auch kaputt und generell wir alles schwer. Langzeitschäden dadurch Stress erlitten.
    • Hypersensibilität in vielerlei Hinsicht und daraus resultierender Reizüberflutung. Wenn es zu viel war über Tage hinweg, liege ich danach auch mal einen Tag 19 Stunden im Bett.
    • Tagträumerei, manchmal auch nicht steuerbar wenn allein.
    • Hirn/Körper verlangt nach Stimulation durch auf irgendwas herumkauen oder irgendwas zum herumspielen


    Darauf kommt halt noch meine Introvertiertheit und gestörtes Sozialverhalten. Auch wenn es heute besser ist als vor 15 Jahren.

    Und nein, es hat zu keinem Zeitpunkt in meinem Leben auch nur einer versucht mir aktiv zu helfen oder Hilfe zu finden.


    Die Folgen davon:

    • In der Grundschule wurde meine Aufmerksamkeit, Desorganisiertheit, Verträumtheit und mein Schriftbild in den ersten 3 Jahren mehrmals bemängelt.
    • Ein äußerst beschissene Realschulzeit geprägt von Mobbing, nicht erst genommen werden, Angst, viel mit Kopfschmerzen heimgehen, schlechten Noten, Sitzenbleiben und am Ende auf der Hauptschule landen wo es nicht besser lief. Und Lehrern die meckern das man nicht mitarbeitet obwohl man es ja so toll könnte und welche die einen dumm nennen.
    • In der Ausbildung mangelnde Kontrolle über den Tagesablauf und permanenten Schlafmangel und ersten physischen Folgen.
    • Ich habe jetzt 16 Jahre nichts gemacht weil ich mit 21 in der Welt stand und nicht zurecht kam, nicht gut sozialisiert war, keine Blick auf alle meine Probleme hatte, nicht wusste wer ich bin (was mir noch nicht bewusst war).
    • Habe erst seit letztem Jahr erst die geistige Reife alle meine Probleme anzugehen und mein Leben zu ändern, bestenfalls Diagnosen heranzuziehen und hoffentlich irgendwann in Zukunft Therapie zu erhalten was nochmal eine andere Mühe wird.
    • Ich fühle mich massiv im ausleben meiner Hobbies eingeschränkt und das deprimiert mich.


    Naja, mal schauen, hab im Juli wieder einen Diagnosetermin, vielleicht wird da ja was draus.

    Findet via Zoom Call statt. Hoffe ich kann mich hier daheim halbwegs darauf konzentrieren. Ich werde danach mal berichten.


  • Update:

    Ich habe jetzt 2 1/2 Wochen nach dem Termin endlich Rückmeldung erhalten:

    Zitat

    Bei -NAME- gilt nach klinischer Urteilsbildung basierend auf den ICD 11 Kriterien, die

    Diagnose eines adulten ADHS Syndroms vom vorwiegend unaufmerksamen Erscheinungsbild

    bestätigt. ICD-11 6A05.0

    Schon leicht komisch und erleichternd dies endlich bestätigt zu wissen.

    Zusätzlich wurden auch relevante Symptome aus den Bereichen soziale Phobie und Persönlichkeitsstörung (kombiniertes Erscheinungsbild) erwähnt.

    Damit geht nun die Suche nach Therapie und die Kostenfrage dafür los.


    Zum Termin selbst:

    Hatte noch nie Videocalls, aber habe mich nach relativ kurzer Zeit daran gewöhnt. Das Gespräch war recht angenehm und ging ca. 2 Stunden mit Pause dazwischen. Es wurden auch 3 Tests auf einer bestimmten Website gemacht.

    Das Gutachten wurde dann daraus und vorher ausgefüllten Selbst-/Fremdbeurteilungsbögen erstellt.

  • Das empfinde ich nicht als den großartigen Ratschlag, für den du ihn hältst. Eher verhungere ich, als dass ich meine Seele an den Aktienmarkt verkaufe lol.

    Ich sehe die Teilhabe am Aktienmarkt an sich als unethisch an und man macht zwar immer den "könnte ich in der Zeit zurückreisen, würd ich Bitcoins kaufen"-Joke, aber nein... würde ich nicht.


    Also ja, würde ich einen Lottogewinn machen, würde ich diesen in Eigentum anlegen, um eben darin zu wohnen, und sonst nichts.

    Ich kann deine Bedenken wirklich gut nachvollziehen. Gerade Themen wie Kryptos, KI oder generell Investitionen werfen viele wichtige Fragen auf, über Umweltauswirkungen, Ressourcenverschwendung und Verantwortung.

    Mir geht es da ähnlich: Ich liebe es, neue Dinge zu lernen und Möglichkeiten zu erkunden, aber ich merke auch immer wieder, dass ich dabei achtsam bleiben will. Nicht alles, was technisch möglich ist oder finanziell verlockend wirkt, fühlt sich für mich automatisch richtig an.

    Für mich ist es deshalb eher ein ständiges Abwägen: Wo kann ich Dinge sinnvoll und im Einklang mit meinen Werten nutzen und wo ziehe ich für mich eine Grenze?

    Ich finde es sehr wertvoll, solche Fragen überhaupt zu stellen, und ich respektiere deinen konsequenten Ansatz total.

    Vielleicht geht es am Ende gar nicht darum, alles gleich zu sehen, sondern darum, sich selbst immer wieder bewusst zu fragen: "Was fühlt sich für mich stimmig und verantwortungsvoll an?"

    Deine Meinung ist allerdings falsch und widerspricht allen bekannten Fakten. Das fängt schon damit an, dass nicht anoyminisierte Bewerbungen von Personen mit fremdsprachigen Namen eher abgelehnt werden zu... du darfat dich selbst über alle Nachteile, die Frauen so erfahren, informieren.

    Ich hab deinen furchtbar populistischen Blogartikel zur "Opfermentalität" gelesen und erwähne dies hier, weil beides gut zusammenpasst. Du ignorierst - extrem gut belegte - Fakten, um deine Einstellung nicht überdenken zu müssen. Reale Chancenbenachteiligung hat nichts mit Opfermentalität zu tun und diese Schiene zu fahren, ist nichts als Projektion. Wollte eigentlich sagen, dass diese Beiträge nach einer Dog Whistle klingen, aber ich denke du bist auch selbst einer Dog Whistle erlegen.

    Ich möchte klarstellen: Ich bestreite nicht, dass es Diskriminierung und reale Benachteiligungen in Deutschland gibt, im Bewerbungsprozess oder im Alltag bestimmter Bevölkerungsgruppen. Diese Themen sind wichtig und verdienen Aufmerksamkeit.

    Meine Aussage zielte jedoch auf etwas anderes ab: Trotz bestehender Ungleichheiten bietet das deutsche System meiner Meinung nach jedem grundsätzlich die Möglichkeit, ein geregeltes, stabiles Leben aufzubauen, sofern individuelle und gesellschaftliche Anstrengungen zusammenkommen.

    Ich sehe Eigenverantwortung und staatliche Hilfen nicht als Widerspruch, sondern als zwei Seiten derselben Medaille: Ja, es gibt Hürden, aber es gibt auch Wege, sie zu überwinden.

    Realität ist oft komplexer als ein einfaches "alles ungerecht" oder "alles fair". Genau diese Differenzierung halte ich für wichtig, wenn wir über Chancen und Gerechtigkeit sprechen.

    Mein Blogbeitrag ist absichtlich provokant und herausfordernd geschrieben um Reaktionen zu triggern.

    Ich weiß auch nicht was du dir realistischerweise von "man ist im Kapitalismus für sein eigenes Glück verantwortlich" erhoffst. Glaubst du im Kommunismus, oder auch nur in einem besseren Ökosozialismus, klopft jemand random an deiner Tür und schenkt dir aus dem Nichts ein Diplom, oder ...? Wie darf man sich vorstellen, wie du dir diese Lebensrealität vorstellst?

    Ich glaube nicht, dass irgendjemand einfach ein Diplom geschenkt bekommt, weder im Kapitalismus noch im Kommunismus.
    Ich glaube nur, dass in unserem System Eigeninitiative echte Chancen eröffnen kann, trotz aller realen Schwierigkeiten.

    Hinzu kommt, um im Kapitalismus mitzumachen, müsste man erstmal seinen Charakter ablegen. Hätte auch bessere Jobchancen bekommen bzw. eine Ausbildung an einer Programmierkolleg und Praktikum abgebrochen, weil ich mein Umfeld teilweise zum Kotzen fand.

    Ein Lehrender hat stolz verkündet wie man Kleinbauern in Entwicklungsländern kaputtmacht um Aktiengewinne zu schöpfen (ich weiß nicht wie, weil ich da mental ausgestiegen und ich will es auch nicht wissen), der Dude war auch ganz davon begeistert wie kosteneffizient Amazon seine Mitarbeiter ausbeutet (mit dem emotionslosen Zusatz von "hätten's halt was Gscheits glernt"), dann die Musk-Fanboys und Manchildren mit Attack Helikopter-Jokes etc... dazu kommt das toxische Leistungsdenken.


    Hab quasi im Mikrokosmos gesehen, weshalb der Zustand der Erde heute so ist wie sie ist und sollte vielleicht vor Augen führen wie Kapitalismus tatsächlich aussähe. Ich weiß nicht, ob man Psychopath sein muss, um im Kapitalismus so richtig aufzublühen, oder ob er einen dazu macht, oder irgendetwas dazwischen, aber ich will ganz eindeutig so wenig Berührungspunkte wie möglich dazu.

    Gab natürlich auch Leute, die sehr okay waren, aber wenn das System vergiftet ist, sind das nicht diejenigen, die Einfluss bekommen.

    Und ich mag mich zwar nicht für Newsartikel interessieren, die irgendwelche Konflikte und Anschläge beklagen, weil ich dagegen nichts ausrichten kann und nicht jeden fremden Menschen auf der Welt mitbeklagen muss, aber man muss nicht auch noch voller Freude an der Ausbeutung anderer Personen und der Umwelt teilnehmen.

    Weißt du, ich merke, wie sehr dich diese Erfahrungen verletzt und enttäuscht haben.

    Und ich finde, es ist völlig legitim, sich von einem System oder einem Umfeld abzuwenden, wenn man das Gefühl hat, dass es einen von den eigenen Werten entfremdet.

    Ich sehe das vielleicht ein bisschen anders, aber ich verstehe sehr gut, warum man nach solchen Erlebnissen Kapitalismus mit Ausbeutung und Kälte verbindet. Diese Seiten gibt es, und es wäre falsch, sie einfach wegzuwischen.

    Ich glaube aber auch, dass es im selben System Menschen und Wege gibt, die genau das Gegenteil verkörpern, nämlich Fairness, Menschlichkeit und Verantwortung.

    Für mich persönlich ist der Kapitalismus eine neutrale Plattform: Er zeigt uns, wer wir sind und wofür wir uns entscheiden.

    Deshalb wünsche ich mir, dass wir nicht aufgeben, bessere Wege zu finden, innerhalb oder außerhalb des Systems.

    Und ich finde es gut dass du genau darauf hinweist.

    Ich beschäftige mich immer noch mit (Daten)Verwaltung, nun in einem durchschnittlich bezahlten Job, aber ich muss wenigstens nicht mit diesen ... Vertretern der menschlichen Spezies arbeiten und kann etwas Sinnvolleres tun (Datenverwaltung in der Medizin). Vielleicht könnte ich an anderen Branchen viel mehr verdienen, sicher, aber das will ich unter den Umständen nicht.

    Ich hab auch Freunde in der IT, die haben zwar ein besseres Umfeld, die Anforderungen und Umstände in der gesamten Branche sind jedoch oftmals furchtbar. Und dann stell dir vor, jemand ist nicht in der IT, sondern in einer Minimum Wage-Branche.

    Ich habe selbst 7 Jahre in der Pflege gearbeitet, in einem Bereich, der wahrscheinlich eines der besten Beispiele dafür ist, wie wichtig Arbeit für die Gesellschaft sein kann und wie wenig sie trotzdem oft anerkannt wird, sowohl finanziell als auch menschlich . Am Ende hat mich diese Arbeit enfach nur krank gemacht, weshalb ich für mich selber sntschieden habe, einen Schlussstrich zu ziehen.

    Ich weiß, wie es sich anfühlt, sich jeden Tag aufzureiben, Verantwortung für andere zu tragen und trotzdem das Gefühl zu haben, dass das im großen System kaum eine Rolle spielt.

    Gerade deshalb glaube ich, dass der Kapitalismus, so wie er heute oft funktioniert, dringend Veränderungen braucht. Nicht, indem wir Eigenverantwortung abschaffen, sondern indem wir endlich echte Wertschätzung und faire Bedingungen für alle schaffen, nicht nur für wenige Branchen.

    Ich respektiere total deinen Entschluss, dich nicht in Umfelder zu zwingen, die deine Werte mit Füßen treten würden. Das ist gut und genau solche Entscheidungen braucht es, wenn wir etwas verändern wollen.

    Btw kann ich auch nebenher studieren. Nicht weil ich etwas damit erreichen will, sondern um des Lernens Willen. Intellektuelle und einfach nur menschliche Neugierde war für Jahrtausende (unter anderem auch) ein Selbstzweck, bis der heutige Hyperkapitalismus meinte selbst Teile akademischer Kreise mit "wenn es dich nicht in deiner Karriere voranbringt, ist Wissen unnütz" zu vergiften. In erster Linie von den rechtsextremen Techbros zu vergiften, die an nichts auf dieser Welt Interesse und Wert finden außer am Geld.

    Für mich ist das Lernen von Dingen die mich interessieren auch etwas, das einfach Freude macht, etwas, das mich innerlich wachsen lässt, ohne dass es immer einen "nützlichen" Zweck erfüllen muss.

    Ich habe es weiter oben schon mal angesprochen, aber für mich ist Kochen meine größte Leidenschaft überhaupt. Ich liebe es, neue Gerichte auszuprobieren, Techniken zu lernen und mich einfach kreativ auszutoben. Nicht, um daraus Profit zu schlagen, sondern weil es mich glücklich macht. Klar liebe ich es für andere zu kochen, wenn ich das möchte, auch mit dem Hintergedanken, zu beeindrucken. Aber da ich kochen auch als Kunstform sehe, weißt du als Autorin wahrscheinlich, was ich damit meine.


    Ich glaube, genau diese echte Neugierde und die Freude am Entdecken sind etwas, das wir bewahren sollten, gerade in einer Welt, die manchmal zu sehr auf Effizienz und Verwertung schaut.


    Für die bessere Argumentation und Formulierungen habe ich KI zu Hilfe genommen, da mir das durch meine Behinderung schwerer fällt.

  • Dazu will ich sagen: Autismus und AHDS sind in vielen Bereichen keine inhärente Behinderung, man wird von der Gesellschaft behindert. Ich hab nun keine offizielle Diagnose und auch kein Interesse daran, aber ich hab auch schon öfters mit anderen neurodivergenten Personen zusammengearbeitet und habe welche in meinem Umfeld, von denen viele dasselbe aussagen: je mehr Freihand sie im Home Office oder auch vor Ort haben, desto einfacher ist und desto effizienter ist man. Dann tut man halt von 9 bis 10 nichts, erledigt sein Spensum von 11 bis 15-16 Uhr und geht dann heim / schaltet den PC ab.

    Ich muss dazu sagen, dass ich selbst seit fast 10 Jahren die ADS Diagnose habe, und meine executive function manchmal EXTREM behindernd ist. Da gibt es auch keine Tabletten (Amphetamine haben mal geholfen, davon wollte ich aber wirklich weg), das ist einfach ein Stück weit auch die Natur der Erkrankung, wobei ich Neurodivergenz gar nicht mal als Erkrankung bezeichnen mag. Und das ist eben auch das, was ich meine, wenn ich von Mitgefühl und Zugeständnis rede. Es wäre ja schonmal ein Anfang, wenn man als Mensch mit einer Erkrankung, Behinderung, Einschränkung, Diagnose auch irgendwo einfach gesehen wird und man nicht kämpfen muss, dass Leute überhaupt verstehen können, wieso einen manche Dinge, vor allem im Arbeitsalltag, einschränken.

    Viel dessen, das man pauschal kritisieren mag, wie "die kriegen sich schlecht motiviert" oder "die können nur sich selbst helfen" ist, meiner Erfahrung nach, bei manchen Krankheitsbildern einfach schlichtweg nicht gegeben. Ich finde es auch schön, hier Erfahrungsberichte von Leuten wie Fuchsfeder zu lesen, man muss aber dazu sagen, dass selbst die Schritte, die sie geleistet hat, bei weitem nicht für jeden Menschen, der vom System fallen gelassen wird, zu bewältigen ist. Erwartet man - jetzt auf niemanden explizit bezogen, sondern auf die Gesellschaft generell - denn, dass jemand, der so depressiv ist, dass er sein Bett nicht mehr verlässt, sich einfach mit einem Anruf Hilfe holen kann? Ich sehe hier den Fehler hat vor allem darin, dass es viel zu wenige Ressourcen und Anlaufstellen gibt für Menschen, die irgendwo einfach in ein Loch fallen, nicht mehr weiter wissen, sich beruflich gar nicht orientieren können, nicht mal mehr eine Alltagsstruktur haben. Um irgendeine Art von Wirtschaftssystem humanisieren zu können, muss man sich erst einmal um all diejenigen adäquat kümmern können, die von diesem System fallen gelassen worden sind.

  • Erwartet man - jetzt auf niemanden explizit bezogen, sondern auf die Gesellschaft generell - denn, dass jemand, der so depressiv ist, dass er sein Bett nicht mehr verlässt, sich einfach mit einem Anruf Hilfe holen kann?

    Ich habe panische Angst vorm telefonieren gehabt und das alles per Email, bzw die Seite von 116117 geregelt. Viele Praxen die ich so recherchiert habe wollen auch ausschließlich die Anfragen per Email und das ist wesentlich einfacher für Leute die sich schwer aufraffen können/Telefonangst haben. Wenn es so weit ist, dass man sich wirklich nicht mehr aus dem Bett bewegen kann gibt es auch Apps wie Krisenchat, alles anonym und man muss nicht telefonieren. Wenn man es geschafft hat Kontakt aufzunehmen und über die 116117 ein Erstgespräch zu bekommen, auch wenn die einem keinen Platz anbieten können, können sie zumindest Tipps geben wie man weiter verfahren kann. Anlaufstellen wie die Diakonie sind, egal welcher Religion man zugehörig ist auch immer super. Aus persönlichen Erfahrungen kann ich aber von Vereinen wie der Caritas abraten (alles was katholische Hintergründe hat generell). Also es gibt auch Möglichkeiten, wenn es einem schwer fällt, aufzustehen. Und wenn man das geschafft hat kann man stolz auf sich sein und darauf aufbauen

  • Ich habe panische Angst vorm telefonieren gehabt und das alles per Email, bzw die Seite von 116117 geregelt. Viele Praxen die ich so recherchiert habe wollen auch ausschließlich die Anfragen per Email und das ist wesentlich einfacher für Leute die sich schwer aufraffen können/Telefonangst haben. Wenn es so weit ist, dass man sich wirklich nicht mehr aus dem Bett bewegen kann gibt es auch Apps wie Krisenchat, alles anonym und man muss nicht telefonieren. Wenn man es geschafft hat Kontakt aufzunehmen und über die 116117 ein Erstgespräch zu bekommen, auch wenn die einem keinen Platz anbieten können, können sie zumindest Tipps geben wie man weiter verfahren kann. Anlaufstellen wie die Diakonie sind, egal welcher Religion man zugehörig ist auch immer super. Aus persönlichen Erfahrungen kann ich aber von Vereinen wie der Caritas abraten (alles was katholische Hintergründe hat generell). Also es gibt auch Möglichkeiten, wenn es einem schwer fällt, aufzustehen. Und wenn man das geschafft hat kann man stolz auf sich sein und darauf aufbauen

    Abgesehen davon, dass Hilfsangebote je nach Ortschaft stark variieren können, wissen viele nicht von der Existenz diverser Angebote. Und selbst das Wissen kann sich nicht immer in aktiver Hilfesuche übersetzen lassen; das liegt einfach daran, dass viele Personen von der eigenen Situation/Krankheit so gelähmt sind, dass eigenes Handeln schlichtweg nicht realisierbar ist.

    Ich habe vor ca. etwas mehr als einem Monat für eine Freundin den Weißen Ringe angerufen, da sie aufgrund eines Stalkers dringend juristische Hilfe benötigt hat. Da ich von der Existenz dieser Organisation wusste, selbst aber keine direkten Erfahrungen hatte, allerdings psychisch in der Lage war dort anzurufen, habe ich sie zum Glück dahingehend entlasten können.

    Ich werde auf ihre persönliche Situation nicht näher eingehen (außer eben, dass alles gut geklappt hat, eben weil der Weiße Ringe eine sehr gut aufgestellte Opferschutzorganisation ist), aber die Erfahrung hat mir zumindest eines nochmal verdeutlicht: Dass den ersten Schritt zu machen auch von anderen abgenommen werden kann (und normativ gesprochen auch sollte), da man oftmals nicht in der Verfassung ist, dies selbst zu tun. "Hilfe zur Selbsthilfe" ist hier ein oftmals nicht nur missverstandener, sondern auch realitätsverzerrender Ansatz, der Personen eine Verantwortlichkeit für die eigene Leidenssituation zuschreibt.

  • Dazu will ich sagen: Autismus und AHDS sind in vielen Bereichen keine inhärente Behinderung, man wird von der Gesellschaft behindert. Ich hab nun keine offizielle Diagnose und auch kein Interesse daran, aber ich hab auch schon öfters mit anderen neurodivergenten Personen zusammengearbeitet und habe welche in meinem Umfeld, von denen viele dasselbe aussagen: je mehr Freihand sie im Home Office oder auch vor Ort haben, desto einfacher ist und desto effizienter ist man. Dann tut man halt von 9 bis 10 nichts, erledigt sein Spensum von 11 bis 15-16 Uhr und geht dann heim / schaltet den PC ab.

    Ich muss dazu sagen, dass ich selbst seit fast 10 Jahren die ADS Diagnose habe, und meine executive function manchmal EXTREM behindernd ist. Da gibt es auch keine Tabletten (Amphetamine haben mal geholfen, davon wollte ich aber wirklich weg), das ist einfach ein Stück weit auch die Natur der Erkrankung, wobei ich Neurodivergenz gar nicht mal als Erkrankung bezeichnen mag. Und das ist eben auch das, was ich meine, wenn ich von Mitgefühl und Zugeständnis rede. Es wäre ja schonmal ein Anfang, wenn man als Mensch mit einer Erkrankung, Behinderung, Einschränkung, Diagnose auch irgendwo einfach gesehen wird und man nicht kämpfen muss, dass Leute überhaupt verstehen können, wieso einen manche Dinge, vor allem im Arbeitsalltag, einschränken.

    Viel dessen, das man pauschal kritisieren mag, wie "die kriegen sich schlecht motiviert" oder "die können nur sich selbst helfen" ist, meiner Erfahrung nach, bei manchen Krankheitsbildern einfach schlichtweg nicht gegeben. Ich finde es auch schön, hier Erfahrungsberichte von Leuten wie Fuchsfeder zu lesen, man muss aber dazu sagen, dass selbst die Schritte, die sie geleistet hat, bei weitem nicht für jeden Menschen, der vom System fallen gelassen wird, zu bewältigen ist. Erwartet man - jetzt auf niemanden explizit bezogen, sondern auf die Gesellschaft generell - denn, dass jemand, der so depressiv ist, dass er sein Bett nicht mehr verlässt, sich einfach mit einem Anruf Hilfe holen kann? Ich sehe hier den Fehler hat vor allem darin, dass es viel zu wenige Ressourcen und Anlaufstellen gibt für Menschen, die irgendwo einfach in ein Loch fallen, nicht mehr weiter wissen, sich beruflich gar nicht orientieren können, nicht mal mehr eine Alltagsstruktur haben. Um irgendeine Art von Wirtschaftssystem humanisieren zu können, muss man sich erst einmal um all diejenigen adäquat kümmern können, die von diesem System fallen gelassen worden sind.

    Das versteh ich voll.

    Mir wurde mal von einer Psychiaterin gesagt, dass diese beibden meisten Depressions- oder Burn Out-Symptome sind, also kein inhärenter Trait von Neurodivergenzen, und neurodivergente Menschen noch höhere Wahrscheinlichkeit haben diese zu entwickeln, weil man einen größeren Aufwand betreiben muss um in der Gesellschaft zu leben, und eben auch anderen, persönlichen Gründen.


    Woher die Executive Dysfunction auch immer stammt (und Brainfog, den ich während den Depressionssymptomen gleichzeitig habe), der bürokratische Aufwand ist so groß. Während ich eine stärkere depressive Phase hatte, die sich bei mir in starker Energielosigkeit äußert, wurde ich vom AMS zu (unguten) Amtsärzten geschickt, weil... man könnte ja lügen und schmarotzen wollen!

    Wenn du Therapie- und Psychiaterkosten einreichen willst, um die Hälfte bis zwei Drittel der Kosten erstattet zu bekommen, ist der bürokratische Aufwand noch höher. Kassenpsychiater sind dafür auch rar gesät. Wenn ich nur an all das Einreichen und Anträge denke, werd ich schon müde davon. ><

    Das sind halt so "ich bin froh, wenn ich Energie zum Kochen habe und nicht nur Brot mit Aufstrich esse"-Phasen, diese immense Bürokratie ist da wirklich ein Hindernis.

  • Ich habe panische Angst vorm telefonieren gehabt und das alles per Email, bzw die Seite von 116117 geregelt. Viele Praxen die ich so recherchiert habe wollen auch ausschließlich die Anfragen per Email und das ist wesentlich einfacher für Leute die sich schwer aufraffen können/Telefonangst haben. Wenn es so weit ist, dass man sich wirklich nicht mehr aus dem Bett bewegen kann gibt es auch Apps wie Krisenchat, alles anonym und man muss nicht telefonieren. Wenn man es geschafft hat Kontakt aufzunehmen und über die 116117 ein Erstgespräch zu bekommen, auch wenn die einem keinen Platz anbieten können, können sie zumindest Tipps geben wie man weiter verfahren kann. Anlaufstellen wie die Diakonie sind, egal welcher Religion man zugehörig ist auch immer super. Aus persönlichen Erfahrungen kann ich aber von Vereinen wie der Caritas abraten (alles was katholische Hintergründe hat generell). Also es gibt auch Möglichkeiten, wenn es einem schwer fällt, aufzustehen. Und wenn man das geschafft hat kann man stolz auf sich sein und darauf aufbauen

    Abgesehen davon, dass Hilfsangebote je nach Ortschaft stark variieren können, wissen viele nicht von der Existenz diverser Angebote. Und selbst das Wissen kann sich nicht immer in aktiver Hilfesuche übersetzen lassen; das liegt einfach daran, dass viele Personen von der eigenen Situation/Krankheit so gelähmt sind, dass eigenes Handeln schlichtweg nicht realisierbar ist.

    Ich habe vor ca. etwas mehr als einem Monat für eine Freundin den Weißen Ringe angerufen, da sie aufgrund eines Stalkers dringend juristische Hilfe benötigt hat. Da ich von der Existenz dieser Organisation wusste, selbst aber keine direkten Erfahrungen hatte, allerdings psychisch in der Lage war dort anzurufen, habe ich sie zum Glück dahingehend entlasten können.

    Ich werde auf ihre persönliche Situation nicht näher eingehen (außer eben, dass alles gut geklappt hat, eben weil der Weiße Ringe eine sehr gut aufgestellte Opferschutzorganisation ist), aber die Erfahrung hat mir zumindest eines nochmal verdeutlicht: Dass den ersten Schritt zu machen auch von anderen abgenommen werden kann (und normativ gesprochen auch sollte), da man oftmals nicht in der Verfassung ist, dies selbst zu tun. "Hilfe zur Selbsthilfe" ist hier ein oftmals nicht nur missverstandener, sondern auch realitätsverzerrender Ansatz, der Personen eine Verantwortlichkeit für die eigene Leidenssituation zuschreibt.

    Meine Erfahrung da ist, dass viele die Hilfe eigentlich gar nicht annehmen möchten, wenn man diese anbietet. Und das ist für mich dann auch der Punkt, ab dem ich mich nicht mehr einmische, weil ich eben nicht für andere verantwortlich bin. Ich gebe dann Tipps wo man sich melden kann, oder biete an, dass man sich bei dem Wunsch nach Hilfe nochmal bei mir melden kann. Für mehr habe ich nicht die Energie. Außer natürlich ich merke, dass die Person sich in akuter Gefahr befindet, wie zb s*izidgefährdet. Dafür nutze ich aber auch nicht mehr meine Energie und rede stundenlang auf die Person ein, sondern rufe Polizei, bzw RTW. Die kennen sich aus und können wirklich helfen

  • "Hilfe zur Selbsthilfe" ist hier ein oftmals nicht nur missverstandener, sondern auch realitätsverzerrender Ansatz, der Personen eine Verantwortlichkeit für die eigene Leidenssituation zuschreibt.

    Und auch da muss man zusätzlich noch betonen, dass gewisse Ämter und Hilfsorganisationen sich gegenseitig die Verantwortung zuschieben und es innerhalb dieses Hilfesystem Unstimmigkeiten und etliche Lücken gibt. Aus meiner Erfahrung im psychiatrischen Setting - es ist für viele Betroffene schon absolut überbelastend, wenn du vor einer stationären Aufnahme noch eine Überweisung brauchst, vielleicht von nem Hausarzt, bei dem du schon seit Jahren nicht warst. Vielleicht auch weil du dich da nicht ernst genommen gefühlt hast (medical gaslighting ist n Ding, gerade bei jungen Leuten), und deshalb gar nicht mehr die Kraft hattest, dorthin zu gehen. Vielleicht musst du dann noch mit deiner Krankenkasse diskutieren, ob die deinen Aufenthalt in einer Klinik überhaupt übernehmen. Vielleicht musst du noch mit dem Jobcenter streiten, ob deine psychologische Rehabilitation wirklich klar geht, ohne dass du gekürzte Bezüge bekommst etc. Es ist ein Teufelskreis und es gibt zu wenige Lichtblicke, an denen man sich, auch wenn man tief gesunken ist, festhalten kann.

    Meine Erfahrung da ist, dass viele die Hilfe eigentlich gar nicht annehmen möchten, wenn man diese anbietet.

    Aber auch das ist ja ein multifaktorelles Problem. Nimmt man Hilfe nicht an, weil man andere nicht belasten oder reinziehen will? Hat man den Hintergedanken, andere zu belasten oder die tun das nur aus Mitleid? Bin ich ein Versager, weil ich es nicht alleine hinbekomme? Was ist wenn sich die andere Person bemüht mich irgendwo reinzubringen, und dann ist es am Ende doch sinnlos bzw hilft mir nicht bei meinem eigentlichen Problem? Gelange ich vielleicht in eine emotionale Abhängigkeit oder Schuldsituation? Die andere Person hat doch selbst schon genug um die Ohren

    ... Es gibt viele Gründe, wieso es Leuten sehr schwer fällt, Hilfe überhaupt anzunehmen. Deswegen sage ich auch, dass das System grundlegend mehr accessible sein MUSS und Menschen einfacher Zugang zu Therapieplätzen, Selbsthilfegruppen, professionellen Online Ressourcen brauchen.

  • Ich habe panische Angst vorm telefonieren gehabt und das alles per Email, bzw die Seite von 116117 geregelt. Viele Praxen die ich so recherchiert habe wollen auch ausschließlich die Anfragen per Email und das ist wesentlich einfacher für Leute die sich schwer aufraffen können/Telefonangst haben.

    Das Problem Telefonieren hatte ich damals auch, ich bekam Panikattacken beim Gedanken daran, wollte aber in Therapie wegen dem und anderen Sachen. Bei uns zahlte die Krankenkasse damals nur sehr spezifische Einrichtungen und die hier öffentliche zugelassene nahm Anfragen ausschliesslich per Telefon an. Ich bot in der Mail an, dass ein Freund von mir anrufen könnte, aber nein, das müsste ich selber sein.

    Soziale Angst (bzw. generell viel Angst) hatte ich auch noch, also schon die Mail an sich schreiben war mit extrem viel Herzklopfen verbunden gewesen und hatte mich dann für den Rest des Tages erledigt.

    Geschafft Hilfe zu kriegen habe ich schlussendlich nur, weil es mir Monate danach (oder war es mehr als ein Jahr?) "gut" genug ging, dass ich zitternd dort in Person aufkreuzen konnte. Die Hilfe hätte ich aber schon davor sehr gut gebrauchen können und wenn sich mein Zustand nicht geändert hätte, könnte ich wohl noch heute gar nicht telefonieren...


    Da gibt es auch keine Tabletten (Amphetamine haben mal geholfen, davon wollte ich aber wirklich weg),

    Da mir das aktuell als Hilfe, die ich wegen meinen exekutiven Problemen in Anspruch nehmen kann, angeboten wurde: Falls du magst, kannst du erläutern, wieso du wieder weg davon wolltest?