Neurodiversität

  • Ich hab gar keine Ahnung von deutschen Medien, aber hab mich in einen Artikel eingelesen und Toni klingt doch eigentlich ganz gut, zumindest in der Theorie. Reingeschaut hab ich nicht.

    Hab eine Szene gesehen, wo der in ein Buch, in dem seine Opa verschiedene Mimiken macht und die Emotion druntersteht, reinschaut und immer wieder in das Buch und der gegenübersitzenden Person ins Gesicht starrt, um die Emotion zu erkennen. Fand ich sehr erniedrigend, ich würde das so nie machen, damit stellt man sich doch nur selbst bloß.

    Muss sagen, dass mich Tourette unter Umständen gar nicht so sehr stören würde. Ich brauch ständige Hintergrundgeräusche wie Leute, die miteinander reden etc, zum Lernen und verlier sehr, sehr schnell die Konzentration ohne. Deswegen sitz ich auch sehr gern in der vollen Mensa oder in belebten Parks zum Lernen. Kommt drauf an, ob mir dauernd direkt ins Ohr geschrien wird, I guess. Aber ich glaube das ginge schon, wenn man sich zurückziehen kann. Brauche selbst dann ebenfalls in einem Energietief und wenn ich mich dann doch überladen fühle, einen Rückzugsort.

    Lernen ginge da bei mir gar nicht, ich brauch es am besten komplett still.


    Verstehe grad den Vergleich zu Influencern nicht.

    Aber ja, wollte nur den Hintergrund dessen ansprechen wieso der Begriff Asperger eher mit Zwiespalt betrachtet wird.

    War ein bisschen als Witz gedacht, Influenza ist ja vor 15 Jahren nur als ansteckende Krankheit gemeint gewesen, als gehörtes Wort ohne Zusammenhang denkt man heute immer an Influencer. Und du meintest ja Asperger wäre wegen diesem Arzt kein so gutes Wort, aber bei der Diagnostik ist es halt nach wie vor der typisch Begriff. Wollte nur sagen, dass Bedeutungen sich mit der Zeit ändern, die wenigsten denken bei Asperger an diesen Arzt, ich habe den Begriff mal in Bezug auf das Asperger-Zentrum in Wien in einem Fernsehbeitrag gehört, wo die sagten, dass ein Dr. Asperger diese Form klassifiziert hätte. Von Nazi war da gar nicht die Rede. (War bei Galileo vor ein paar Jahren).


    War dann blöd aneinander vorbeigeredet, ich meinte auch nur, dass ich selbst schon mitgekriegt hab, dass es Leute gibt, die wirklich jede "Modekrankheit" haben (angeblich), nut um im Mittelpunkt zu stehen. Nur wenn man gwrade diese "Modekrankheit" hat und keiner einem glaubt, ist das auf Dauer sehr nervig. Ich hab auch ein Lipödem und obwohl man das sehr deutlich sehen kann und es keine Fettleibigkeit ist, wurde mir erst geglaubt, nachdem ich einen Arzt, der sich auch mit der Krankheit auskennt, was wiederum leider nur sehr wenige Ärzte können, es mir diagnostiziert hat. Da helfen Sport und Diät nämlich leider gar nichts. :crying:



    Ja ich verstehe natürlich, dass man sich eine Diagnose holt, wenn man sich sonst dauernd überanstrengen müsste.

    Das muss am Ende auch jeder für sich selbst entscheiden, aber ich will halt nicht belächelt oder als "Mode" dargestellt werden, nur weil ich keinen Wisch in der Hand habe(n will).


    Auf meinem Datenblatt und Pass stehen zb auch nicht, dass ich trans bin, aber das macht es nicht weniger wahr. Btw grad deswegen hol ich mir auch keine Diagnose, weil man sehr verkindlicht wird und dann heißt es, wie willst du wissen ob du trans aka nicht-binär bist.


    Btw so hab ich Autos selbst noch nie betrachtet.

    Ist halt auch nicht wegegn gelächelt, sondern dem Vorwurf, dass ich mich nur nicht anstrengen würde, was mich da auch wütend macht.


    Bei Pass bin ich auch kein Experte, dass muss jeder selber wissen, hat, finde ich auch nichts mit verniedlichen zu tun, wenn mir wegen meines Autismus da einer so käme, kann ich auch ganz anders. :glasses: Bin beim Pass nur der Meinung, dass wenn alles immer digitaler wird und auch ummer mehr genetische Daten festgehalten werden, es vielleicht auch eine Angabe zu den biologischen Markern geben sollte, nicht nur bei Geschlecht, man kann sie ja auch mittlerweile die Farbe der Augen komplett ändern lassen, die biologischen Marker zeigen aber immer noch die eigentliche Farbe an. Wobei ich es auch absurd finde, wenn manche Politiker meinen, dass manche Menschen nur ihr Geschlecht ändern, um der Justiz zu entkommen. :biggrin: (Bitte nicht falsch verstehen, gibt immer Leute, die sich von der persönlichen Meinung gleich auf den Schlips getreten fühlen)


    Ist auch halt so mein eigenes Gefühl, Autos anderer sind nochmal was anderes und ich kann auch diejenigen verstehen, die sich vom Straßenverkehr zu sehr gestresst fühlen, seh auch bei jeder Fahrt entweder Fahrradfahrer und E-Scooterfahrer auf dem Bürgersteig und/oder in die falsche Richtung, im Kreisverkehr links blinkende Autos oder anderes Chaos.😵😵😵


    Das stimmt. Mädchen und weiblich gelesene autistische Kinder oder mit ADHS passen sich auch rascher an und lernen schneller neurotypische Mimik zu lesen etc. Das hat natürlich ebenso seine Vorteile und man verinnerlicht es halt automatisch, auch wenn einen die Mehrheitsgesellschaft nicht unbedingt interessiert, aber manche verlieren auch sehr ihren "Sense of Self".


    Viele neurodivergenten Menschen sind eher direkt und gerade bei Frauen und weiblich gelesenen Personen ist das für viele gewöhnungsbedürftig. Frauen wird angelernt oft den Konjunktiv sehr häufig zu benutzen und sagen dann oft "bitte könnten Sie ... bitte würden Sie... bitte wüssten Sie wo Adresse X ist..." und all diese Kleinigkeiten. Dann gilt man schnell als etwas bestimmend, wenn man sich als solche kleine Konventionen nicht hält, was bei Männern jedoch normal gesehen wird. Was ähm okay ist, finde ich. :D


    Ich war halt immer sehr extrovertiert und auch sozial orientiert, aber eben auf eine Art, die so einigen neurotypischen Menschen seltsam vorkam, auch wenn ich mich teilweise an die angepasst habe. Es wurde dann andauernd gesagt ich rede zu viel oder "fängt erst mit zwei zu reden an und hört dann nie wieder auf xD" und dann hab ich weniger geredet, war es auch nicht recht (vor allem mir selbst nicht), also war's mir dann zuteils auch egal.

    Was als sozial und gutes Benehmen betrachtet wird, ist ja auch sehr von der Mehrheitsgesellschaft abhängig. Wie sehr man drauf eingehen will, kommt halt auf die Situation, das Umfeld und all das an.

    Meinte eigentlich eher, dass man mehr als Fremdkörper auffällt, wenn man sich eben nicht anpasst oder andere Interessen hat. Das Danke und Bitte ist halt eher eine Höflichkeit, ich leg die aber auch ganz schnell ab, wenn das Gegenüber mir von oben herab oder aufgrund meines Geschlechts mir doof kommt. Und im Mimik lesen bin ich nach wie vor schlecht, hab auch die typische Problematik, dass ich der anderen Person nicht in die Augen sehen kann, weil es stresst. Ich kann das zwar gut überspielen, so dass es nicht auffällt, ist aber halt anstrengend.


    Bei dem Direkten kann ich es eigentlich gut umspielen, dass es nicht mit der Tür ins Haus fallen ist, da ich auch weiß, dass manche Reaktionen oder Äußerungen nicht direkt verstanden werden, da ich manchmal schon 2 Schritte weiter bin.


    Den Satz "Was ähm okay ist, finde ich. :D" meinst du, dass Direktheit auch bei Frauen okay ist, oder? Ist halt so ein Beispiel für Doppeldeutigkeit, wo ich jetzt den genau Bezugspunkt erkennen kann.


    Was gutes Benehmen angeht, hängt das wirklich sehr vom Umfeld ab, ich bin da halt der Meinung, man sollte keine grundlos, und "Deine Nase gefällt mir nicht" ist kein Grund, einen anderen attackieren, mobben oder ausschließen. Wenn man ein wenig Rücksicht zeigt, lassen sich die allermeisten Missverständnisse vermeiden.

    Ich will zum Beispiel auch offen mit meinem Autismus umgehen, um mich nicht immer dafür entschuldigen oder rechtfertigen zu müssen, warum auch, ist ja nicht meine Schuld.

    Ich binde es aber auch nicht jedem direkt auf die Nase, man merkt vielleicht etwas, aber ich muss ja nicht jeder Wildfremden Person meine Lebensgeschichte erzählen. :woot:

  • Hab eine Szene gesehen, wo der in ein Buch, in dem seine Opa verschiedene Mimiken macht und die Emotion druntersteht, reinschaut und immer wieder in das Buch und der gegenübersitzenden Person ins Gesicht starrt, um die Emotion zu erkennen. Fand ich sehr erniedrigend, ich würde das so nie machen, damit stellt man sich doch nur selbst bloß.


    Ja okay... die Prämisse klang dann auch wieder besser als es zu sein scheint lol. Was erwarte ich eigentlich.



    War ein bisschen als Witz gedacht, Influenza ist ja vor 15 Jahren nur als ansteckende Krankheit gemeint gewesen, als gehörtes Wort ohne Zusammenhang denkt man heute immer an Influencer. Und du meintest ja Asperger wäre wegen diesem Arzt kein so gutes Wort, aber bei der Diagnostik ist es halt nach wie vor der typisch Begriff. Wollte nur sagen, dass Bedeutungen sich mit der Zeit ändern, die wenigsten denken bei Asperger an diesen Arzt, ich habe den Begriff mal in Bezug auf das Asperger-Zentrum in Wien in einem Fernsehbeitrag gehört, wo die sagten, dass ein Dr. Asperger diese Form klassifiziert hätte. Von Nazi war da gar nicht die Rede. (War bei Galileo vor ein paar Jahren).


    Also zusammengefasst: Ich hab es in der Schule auch noch so gelernt, weil Doktor Hans Asperger Kinder im Nationalsozialismus, die er mit Asperger diagnostoziert hat, vor dem Tod gerettet hat.

    Das ist natürlich Augenauswischerei. Auch heutige Kinder, die noch den Aspergerstempel aufgedrückt bekommen, wären zur Nazizeit in keiner Sekunde in Gefahr gewesen, weil es ihnen nicht darum ging jede Andersartigkeit auszulöschen, sondern jede störende Andersartigkeit, in dem Fall autistische Kinder mit Minderintelligenz oder die nur schwer fähig waren das Haus zu verlassen oder zu kommunizieren, da diese als nicht nützlich genug für die Gesellschaft angesehen wurden.

    Diese hat Doktor Hans Asperger in Wien an den Spiegelgrund geschickt, das war ein "Euthanasieprogramm" der Nazis, und hat nicht wie behauptet Aspergerkinder gerettet. Die waren nie in Gefahr. Er hatte wie andere Nazis lebenswertes und unlebenswertes Menschenleben laut Nazi-Ideologie getrennt und fand eben Aspergerkinder lebenswerter.


    Du weißt selbst, wenn jemand heute eine Aspergerstempel aufgedrückt bekommt, wird man dann noch eher "hochbegabt" genannt.

    Selbst wenn heute wieder ein so extremer Rechtsruck käme, dass wieder begonnen werden würde Menschen als unlebenswert einzustufen, wärst du so ziemlich als Letztes in Gefahr Opfer von ihnen zu werden (btw deswegen lass ich mein Geschlecht auch nicht auf divers ändern, ich finde die starke FPÖ hier bisschen beängstigend :upsidedown:).



    Ist halt auch nicht wegegn gelächelt, sondern dem Vorwurf, dass ich mich nur nicht anstrengen würde, was mich da auch wütend macht.


    Bei Pass bin ich auch kein Experte, dass muss jeder selber wissen, hat, finde ich auch nichts mit verniedlichen zu tun, wenn mir wegen meines Autismus da einer so käme, kann ich auch ganz anders. :glasses: Bin beim Pass nur der Meinung, dass wenn alles immer digitaler wird und auch ummer mehr genetische Daten festgehalten werden, es vielleicht auch eine Angabe zu den biologischen Markern geben sollte, nicht nur bei Geschlecht, man kann sie ja auch mittlerweile die Farbe der Augen komplett ändern lassen, die biologischen Marker zeigen aber immer noch die eigentliche Farbe an. Wobei ich es auch absurd finde, wenn manche Politiker meinen, dass manche Menschen nur ihr Geschlecht ändern, um der Justiz zu entkommen. :biggrin: (Bitte nicht falsch verstehen, gibt immer Leute, die sich von der persönlichen Meinung gleich auf den Schlips getreten fühlen)


    Meiner Meinung nach bräuchte sich eigentlich niemand "genug anzustrengen", egal welchen Neurotyp man hat oder aus welchen Gründen, weil ich überzeugt bin, dass es jedem selbst überlassen sollte, ob und wie sehr man an der Gesellschaft teilnimmt und sich da anpasst oder eben anstrengt. Die Meinung haben aber leider nicht viele.


    Es ist auch absurd. Es gibt keine Möglichkeit der Justiz so einfach zu entkommen, indem man einfach nur sein Geschlecht oder Namen ändert, das war Propaganda, die verbreitet worden ist. Die Sozialversicherungsnummer muss ja noch dieselbe sein, und die Änderung des Namens und Geschlecht muss ja wo aufliegen sowie ich unsere Bürokratie kenne.



    Ist auch halt so mein eigenes Gefühl, Autos anderer sind nochmal was anderes und ich kann auch diejenigen verstehen, die sich vom Straßenverkehr zu sehr gestresst fühlen, seh auch bei jeder Fahrt entweder Fahrradfahrer und E-Scooterfahrer auf dem Bürgersteig und/oder in die falsche Richtung, im Kreisverkehr links blinkende Autos oder anderes Chaos.😵😵😵


    Ich probier erst gar nicht, ob ich fahren kann, weil ich die Reaktionszeit einer Oma hab und ein Auto zu besitzen fände ich teuer und lästig.

    Chaos macht mir dafür nichtmal was aus. Ich funktioniere gut in Chaos, weil mein Hirn dann viel Dopamin ausschüttet, sobald viel los ist. :D



    Meinte eigentlich eher, dass man mehr als Fremdkörper auffällt, wenn man sich eben nicht anpasst oder andere Interessen hat. Das Danke und Bitte ist halt eher eine Höflichkeit, ich leg die aber auch ganz schnell ab, wenn das Gegenüber mir von oben herab oder aufgrund meines Geschlechts mir doof kommt. Und im Mimik lesen bin ich nach wie vor schlecht, hab auch die typische Problematik, dass ich der anderen Person nicht in die Augen sehen kann, weil es stresst. Ich kann das zwar gut überspielen, so dass es nicht auffällt, ist aber halt anstrengend.


    Bei dem Direkten kann ich es eigentlich gut umspielen, dass es nicht mit der Tür ins Haus fallen ist, da ich auch weiß, dass manche Reaktionen oder Äußerungen nicht direkt verstanden werden, da ich manchmal schon 2 Schritte weiter bin.


    Sowieso, aber ich find das jetzt nicht störend, zumal zb Anime im richtigen Umfeld alles andere als ein sonderbares Hobby ist und selbst wenn ein Hobby als sonderbar gesehen wird, ist es etwas Gutes mit seinen Interessen oder mit seiner Art zu kommunizieren manche Menschen auch herauszufordern.

    Autismus und ADHS werden ja Großteils bloß als Störung betrachtet, weil sie von neurotypischen Menschen so beschrieben worden sind, genauso wie cis Menschen nicht-binäre und trans Menschen pathologisierend beschrieben haben.


    Oh ich meinte nicht das bitte, sondern wirklich den Konjuktiv. Viele weiblich gelesene Menschen lernen unterbewusst dauernd ihre Sprache abzuschwächen und kleiner damit zu klingen und an neurodivergenten Kindern geht dieses unterbewusste Erlernen "weiblicher, weicher Sprache" oft vorbei und sind allgemein direkter. Ich könnte schon, wenn ich wollte, aber eigentlich will ich nicht. Deswegen wird man als etwas bestimmend wahrgenommen, aber ich hab sowohl mit Kindern gearbeitet, da musst du das xD, und bei Erwachsenen schadet es manchmal ebenfalls nicht.



    Was gutes Benehmen angeht, hängt das wirklich sehr vom Umfeld ab, ich bin da halt der Meinung, man sollte keine grundlos, und "Deine Nase gefällt mir nicht" ist kein Grund, einen anderen attackieren, mobben oder ausschließen. Wenn man ein wenig Rücksicht zeigt, lassen sich die allermeisten Missverständnisse vermeiden.

    Ich will zum Beispiel auch offen mit meinem Autismus umgehen, um mich nicht immer dafür entschuldigen oder rechtfertigen zu müssen, warum auch, ist ja nicht meine Schuld.

    Ich binde es aber auch nicht jedem direkt auf die Nase, man merkt vielleicht etwas, aber ich muss ja nicht jeder Wildfremden Person meine Lebensgeschichte erzählen. :woot:


    Nur sehen neurotypische Menschen auch viel sehr viel unbedeutenden Smalltalk zb und unerwünschte Pingpong-Fragen als "gutes Benehmen" an, oder selbst wenn sie einem sagen "wie findest du X?" Aber dann nicht hören wollen wie man es findet, sondern nur eine (Selbst)Bestätigung haben wollten. :upsidedown:


    Ich erkenne schon wer eine ehrliche Meinung will und wer eine Selbstbestätigung, aber das ist halt nervig. Bzw in meinem Freundeskreis ist es "gutes Benehmen" bzw. sozial erwünscht dann die ehrliche Meinung zu sagen und sehr direkt miteinander umzugehen ohne zu viel Filter.

    Wenn beschrieben wird, dass autistische Menschen oder mit ADHS "unsozial" wären und keine soziale Kommunikation verstünden, meint man meist "keine soziale Kommunikation mit dem neurotypischen Menschen (die das nicht verstehen)", nicht im Allgemeinen mit allen Menschen.


    Aber allgemein ist es auch an meiner Arbeit und Uni so, dass eher weniger Leute so diesen typischen Smalltalk führen (außer man hat tatsächlich mehr Interesse einander was die Person so außerhalb tut, was an sich so der Fall ist bei einigen), ständige Pingpongfragen beantworten zu müssen, diesen dummen "wer mit wem"-Tratsch zu haben oder sobald jemand den Raum verlässt zu lästern etc... will nie wieder zurück an einen typischen "neurotypischen Arbeitsplatz." xD

    Hab kurz im Verkauf gearbeitet und Verhältnis zu den Kollegen auf solchen Arbeitsplätzen ist furchtbar mit all dem Tratsch und allem.



    Den Satz "Was ähm okay ist, finde ich. :D" meinst du, dass Direktheit auch bei Frauen okay ist, oder? Ist halt so ein Beispiel für Doppeldeutigkeit, wo ich jetzt den genau Bezugspunkt erkennen kann.


    Ja genau, so war es gemeint. Es ist für viele Leute halt immer noch gewöhnungsbedürftig oder etwas abschreckend.

  • Etwas, das ich gerade feststelle, ist, dass es totaler Bullshit ist, dass man als erwachsene Person mit ADHS kein Anrecht auf Pflegegeld hat. Weil es nun einmal nachgewiesen ist, dass wir in der Regel mit dem Haushalt überfordert sind. Das gilt für die meisten Personen mit ADHS und es ist eine medizinische Einschränkung - wir sollten ein Anrecht darauf haben, eine Haushaltshilfe bezahlt zu bekommen. Weil es nun einmal nicht unsere Schuld ist, dass wir den Haushalt nicht meistern können ohne.


    Ich kriege ja aktuell aufgrund der physischen Behinderung die Haushaltshilfe von der Krankenkasse bezahlt, und merke halt gerade, dass diese so gesehen zu 70% Dinge macht, die mich wegen ADHS überfordern, statt Dinge, die mich wegen der Physischen Behinderung überfordern. Ist der Haushaltshilfe natürlich letzten Endes egal. Die wird bezahlt, also macht sie das halt einfach, aber... Ich merke halt, dass mich das ganze schon massiv aufregt. Also dass ich halt erst physisch behindert werden musste, um diese Hilfe, die mich zu einem unaussprechlichen Grad entlasstet, zu bekommen.


    Und das schlimme ist ja auch immer, dass Leute, die sich mit ADHS nicht so auskennen, es eben als moralisches Verfallen betrachten, wenn man mit dem Haushalt in dieser Hinsicht überfordert ist. Ich selbst schäme mich ja auch immer dafür, dass ich halt... Ich es nicht schaffe, mich um bestimmte Dinge zu kümmern. Es ist ja nicht so, als ob ich es will, aber mein Gehirn davon zu überzeugen es zu tun, ist halt als würde ich versuchen mit nem Baseballschläger durch Stahlbeton zu prügeln.

  • Und das schlimme ist ja auch immer, dass Leute, die sich mit ADHS nicht so auskennen, es eben als moralisches Verfallen betrachten, wenn man mit dem Haushalt in dieser Hinsicht überfordert ist.

    Wird ja nicht nur beim Haushalt, sondern auch bei Gartenarbeiten und sonstigen Verpflichtungen so betrachtet.

    Bzw. manche gehen noch einen Schritt weiter und polen das auf Studenten, die nicht gleichzeitig neben dem Studium arbeiten auch noch als moralisches Verfallen an.

    (Funfact: Ich hatte mir das während dem Master angetan und es war ein Fehler. Endete mit Burnout.)

    Zurück zum Thema: Meinem Psychologen damals habe ich nicht im Detail genau geschildert, wie schlimm es wirklich ist, weil ich mich dafür schämte.


    Eine Frage, falls sie dir nicht zu persönlich ist, hätte ich an dich: Nimmst du gegen ADHD Medikamente?

    Ich frage nach, weil ich demnächst (kann sich nur um Monate handeln) einen Termin für eine AuDHD (wird beides getestet) Evaluation bekommen werde.

    Eine meiner Hoffnungen ist dann nämlich, dass ich leben generell dann besser im Griff haben könnte, ohne auf andere angewiesen zu sein müssen (meine Familie hilft mir so alle 2-3 Monate, wenn ich was wirklich gar nicht schaffe).


    Pflegehilfe bot man mir damals eher nur für meine Telefonphobie an, die ich aber mittlerweile zum Glück los bin.

  • Eine Frage, falls sie dir nicht zu persönlich ist, hätte ich an dich: Nimmst du gegen ADHD Medikamente?

    Ich haben nun für eineinhalb Jahre Medikamente bekommen, die auch meine Konzentrationsfähigkeit auf der Arbeit und alles deutlich verbessert haben, ja. Allerdings haben sie meine Fähigkeit mich um den Haushalt zu kümmern, nur marginal beeinflusst. Leider.


    Es sei dazu gesagt, dass ich aktuell von den Medikamenten runter bin, da sie leider sich nicht mit den lebenswichtigen Medikamenten, die ich gerade für den physischen Kram bekomme, vertragen. Die bekomme ich erst in 6 Wochen, wenn die lebenswichtigen Medikamente runterdosiert werden, wieder. Und wahrscheinlich bekomme ich dann auch ein anderes ADHS Medikament, weil das Medikinet, was ich bisher bekommen habe, leider eine bestimmte Nebenwirkung bei mir hatte.

  • Vielleicht habe ich großes Glück, aber zu mir kommt seit etwa einem Jahr täglich ein Pflegedienst und hilft mir bei all den Sachen, mit denen ich unter anderem wegen ADHS Probleme habe, also die richtigen Medikamente zum richtigen Zeitpunkt nehmen, Haushalt machen und an Körperpflege zu erinnern. Der Gutachter der Krankenkasse hat mir damals einen Pflegegrad 2 gegeben, obwohl ich keine körperliche Behinderung habe, nur ADHS, Autismus und Depression. Dass das ziemlich ungewöhnlich ist, habe ich aber auch schon mitbekommen, da es für die Pflegekräfte offensichtlich ungewohnt ist, dass jemand die Sachen zwar motorisch ganz gut kann, aber halt einfach nicht dran denkt.

  • Und das schlimme ist ja auch immer, dass Leute, die sich mit ADHS nicht so auskennen, es eben als moralisches Verfallen betrachten, wenn man mit dem Haushalt in dieser Hinsicht überfordert ist.

    Wird ja nicht nur beim Haushalt, sondern auch bei Gartenarbeiten und sonstigen Verpflichtungen so betrachtet.

    Bzw. manche gehen noch einen Schritt weiter und polen das auf Studenten, die nicht gleichzeitig neben dem Studium arbeiten auch noch als moralisches Verfallen an.

    (Funfact: Ich hatte mir das während dem Master angetan und es war ein Fehler. Endete mit Burnout.)

    Zurück zum Thema: Meinem Psychologen damals habe ich nicht im Detail genau geschildert, wie schlimm es wirklich ist, weil ich mich dafür schämte.

    Weiß nicht, wem es genauso geht, aber ich hatte diese ADHD-Paralysis als Kind und Jugendlicher nicht, sprich: ich möchte gerne etwas tun, aber es funktioniert einfach nicht, oder mit viel mehr Aufwand, sich aufzuraffen.

    Da hatte man allgemein weniger Zeitdruck und für mich ist es so, dass Zeitdruck und ein sehr eng gefasster Tagesablauf am öftesten verursacht, dass ich auch alltägliche Tasks vermeide, oder solche, die mir eigentlich Freude bereiten würden.

    Ich habe den Eindruck, dass das ein Symptom von Depressionen ist, da (nicht überraschend), viele neurodivergente Menschen Depressionen haben, da wir täglich in eine Welt gezwungen werden, die nicht für einen gemacht und strukturiert ist, und anderen Gründen.


    Gut, sagen wir, dass mir die Meinung anderer ziemlich am Allerwertesten vorbeigeht. xD per se, solange sie keinen Einfluss darauf hätte, wie man sein Leben gestaltet. Ein großer Teil der Gesellschaft sieht es schon als "moralischen Verfall" an 25 Stunden zu arbeiten.

    Hatte auch ein Gespräch mit jemanden anderen mit ADHD, der war fast beleidigt, weil ich keine Medikamente nehmen und nicht mehr als 25 h arbeiten möchte, da man bei der Gesellschaft den Eindruck hinterließe, neurodivergente Menschen wollten sich ja gar nicht anpassen. Guess what... xD


    Und Freunde, für die man seine Wohnung aufräumen muss, sind für mich keine Freunde, sondern Bekannte. Dreck wäre nun etwas anderes oder Tiere vernachlässigen, aber etwas Chaos ist okay und ich richte mich da nicht nach den Vorstellungen anderer. Wenn ich heute oder morgen keine Lust drauf habe, überkommt es mich in fünf Tagen oder so das Bad wieder zu putzen uä. Dann legt sich ein Schalter um und ich putze alles innerhalb einer Stunde. Warte gerne drauf, bis ich Lust habe und wenn ich mir Druck mache Dinge zu erledigen, kommt die Lust drauf nie.


    Wer möchte, dem sollte eine Haushaltskraft bezahlt werden, ich will nicht, dass fremde Leute meinen Krempel anfassen. Ich bin so ein Drache, der auf seinen Büchern und Klamotten sitzt und Feuer speit, wenn fremde Leute irgendetwas anfassen. Don't touch me and touch my clutter... oder so. Das gilt auch für das Bad und alles andere.

    Ich finde es sonst ironisch wie es bei Wohlhabenden als guter Ton gilt eine Haushaltskraft zu haben, bei anderen Menschen ist es moralischer Verfall und Versagen lol.

  • Zuerst noch danke an Alaiya und Gray Ninja fürs Erläutern.

    Etwas ernüchternd zu hören, dass die Medikamente bei dir Alaiya "nur" bei der Arbeit funktionieren, aber das wäre momentan auch schon ein dickes Plus.


    Weiß nicht, wem es genauso geht, aber ich hatte diese ADHD-Paralysis als Kind und Jugendlicher nicht, sprich: ich möchte gerne etwas tun, aber es funktioniert einfach nicht, oder mit viel mehr Aufwand, sich aufzuraffen.

    Da hatte man allgemein weniger Zeitdruck und für mich ist es so, dass Zeitdruck und ein sehr eng gefasster Tagesablauf am öftesten verursacht, dass ich auch alltägliche Tasks vermeide, oder solche, die mir eigentlich Freude bereiten würden.

    Ich habe den Eindruck, dass das ein Symptom von Depressionen ist, da (nicht überraschend), viele neurodivergente Menschen Depressionen haben, da wir täglich in eine Welt gezwungen werden, die nicht für einen gemacht und strukturiert ist, und anderen Gründen.

    Also ich hatte das schon als Kind.

    z.B. kriegte man mich nie in die Dusche (und dann nicht mehr raus, weil eigentlich mochte ich den Vorgang selber, aber aufraffen es zu tun eben...)..

    Aber wie du schon sagtest, gab es weniger Druck und dadurch hatte ich es deutlich weniger.


    Ich wurde aber auch nie alleine fertig, hatte keine Ahnung (bzw. es ergab keinen Sinn für mich) von Kleidung, Pflege und so vielen grundlegenden Sachen und meine Eltern halfen mir daher extrem lange mit all diesen Vorgängen, sprich Socken, Frühstuck das Brot fertig gestrichen und alles wurde täglich vorbereitet.


    Depressionen habe ich keine, aber jetzt, wo mehr auf meiner Platte steht, erlebe ich diese Paralyse öfters.

    Meist sind es jene Sachen, denen ich eine (zu) hohe Wichtigkeit zuschiebe, mir zu langweilig/gross erscheinen, ich zu viel Freiheit habe (aber wenn man mich zwingen will, geht's auch nicht :/) etc.

    Da kann eine Sache dann eben auch mal Jahre dauern.


    Eine Sache, die mir bei kleineren Sachen da sehr geholfen hat, ist die 20-Sekunden-Regel: Wenn ich etwas in weniger als 20 Sekunden geschafft kriege, gebe ich mir fix den Ruck, indem ich mich an die Regel erinnere. Dadurch ist meine Wohnung (bzw. vor allem die Küche) nun meistens ordentlich, wenn ich nicht viel zu erschöpft bin und Sachen generell aufgebe.


    Wirklich umsetzen kann ich diese Regel aber erst seit ich regelmässig L-Theanin nehme, was zumindest meine Stresstoleranz etwas erhöhte und wodurch ich fast gar keine Anxiety mehr habe.


    Und Freunde, für die man seine Wohnung aufräumen muss, sind für mich keine Freunde, sondern Bekannte. Dreck wäre nun etwas anderes oder Tiere vernachlässigen, aber etwas Chaos ist okay und ich richte mich da nicht nach den Vorstellungen anderer. Wenn ich heute oder morgen keine Lust drauf habe, überkommt es mich in fünf Tagen oder so das Bad wieder zu putzen uä. Dann legt sich ein Schalter um und ich putze alles innerhalb einer Stunde. Warte gerne drauf, bis ich Lust habe und wenn ich mir Druck mache Dinge zu erledigen, kommt die Lust drauf nie.

    Das ist doch eigentlich eher das Prinzip von body doubling, das (teils leider, wäre lieber selbstständiger) zumindest bei mir extrem gut funktioniert, die Person muss mir da auch nicht bei der Sache helfen.

    So habe ich z.B. meine Master-These geschafft und wenn ich merke, dass ich beim Haushalt wirklich zu viel angehäuft habe, was putzen/aufräumen anbelangt, lade ich bewusst Freunde ein, weil ich dann genug Motivation habe (dank Urgency), um es zu tun, obwohl ich weiss, dass es sie nicht jucken würde, wenn's dreckig wäre.


    Von alleine überkommt es mich eigentlich nie, Sachen zu tun, die mir keinen Spass bereiten, ich muss mich da schon immer irgendwie austricksen (z.B., indem ich mir danach eine Belohnung in Aussicht stelle).


    Und manchmal geht's halt trotz solchen Tricks eben gar nicht, speziell, wenn ich mir zu wenig Sorge getragen habe. Dann gebe ich meinen Hund auch temporär an meine Mutter ab, wenn ich merke, dass ich nicht mal das Minimum schaffe, wodurch ich mich trotz besseren Wissens immer sehr mies dafür fühle.


    Das ist z.B. eine Sache, die mich schon extrem wurmt, dass ich so sehr auf andere angewiesen bin.



    ----------


    Habe btw den ersten ADHD Test von einem Psychologen ausgewertet hinter mir und soll jetzt zu einem Neuropsychologen wegen "ADD", wo ich halt direkt merke, wie wir in der Schweiz immer noch veraltetes Wissen nutzen (es wird hier auch immer noch Asperger diagnostiziert...).

  • Ich hab mich eher immer dann geweigert und dann plötzlich keinerlei Motivation etwas zu tun, wenn es mir von außen bestimmt wurde, was immer noch der Fall ist.

    Gibt ja glücklicherweise Arbeitgeber, die genau das schätzen. xD Auf einer Arbeitsstelle war ich leider solange befristet bis seine Frau wieder Vollzeit arbeiten konnte, das war bei einem Arbeitgeber, der durch mich draufgekommen ist, dass er autistisch ist haha. Hatte nirgendwo freiere Handhabe als dort, da er sehr gut nachvollziehen konnte, dass man seinem inneren Rhythmus folgt und nicht andauernd von außen bestimmt werden möchte, bzw. dann Arbeitsmotivation verliert.


    Wenn mir als Kind meine Mutter mir jeden Abend angeschafft hat, wann ich zu baden und schlafenzugehen hatte und sie hat es sich irgendwann abgewöhnt lol.

    Im Hort nach der Schule hatte ich dann zur Essenszeit keinen Hunger, weil mir angeschafft wurde wann ich zu essen hatte, und allgemein wann man welchen Stoff zu lernen hatte.

    War in der Volksschule und teilweise noch in Unterstufe sehr froh darüber, dass es recht wenig fixe Unterrichtsstunde gab (Montessori-angelehnt), und ich vieles erledigen konnte was ich wollte, wann ich es wollte.


    Kann bzw. will auch heute nur mit anderen zusammenleben, wenn man dementsprechende freie Handhabe und genügend Freiraum und Rückzug hat.

    Hatte in meiner WG ebenfalls einen Plan von "in dieser Woche bist du für das Bad zuständig" und keine so fixe Struktur haben. Manchmal hab ich andere Aufgaben halt mitübernommen, weil ich gerade Lust dazu hatte und dafür in der nächsten Woche weniger getan.


    Sagen wir, ein guter Teil meines Freundeskreises ist auch nicht so neurotypisch lol

    Aber es ist interessant zu beobachten wie sich alle Jobs gesucht haben, in denen sie bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen können, wann sie ihre Aufgaben erledigen und wie.



    Zitat

    umsetzen kann ich diese Regel aber erst seit ich regelmässig L-Theanin nehme, was zumindest meine Stresstoleranz etwas erhöhte und wodurch ich fast gar keine Anxiety mehr habe.

    Darf ich fragen worauf sich die Anxiety speziell bezieht, also auf welche Situationen? Hab von anderen AuDHD-Leuten gehört, dass sie Anxiety haben, aber von mir und zwei Freunden kenne ich das so überhaupt nicht.

  • Ich hab mich eher immer dann geweigert und dann plötzlich keinerlei Motivation etwas zu tun, wenn es mir von außen bestimmt wurde, was immer noch der Fall ist.

    Ja, das ist das Paradoxe: Body Doubling hilft mir, aber sobald es einen Zwang/plötzliche Aufforderung gibt, habe ich da - stur wäre das falsche Wort - wie so einen Block gegen die Sache.

    Da muss ich mir dann wirklich bewusst sagen, dass ich gerade deswegen keinen Bock habe, es die andere Person wissen lassen (falls möglich), dass ich es mache, aber genau jetzt deswegen nicht kann/blockiert bin.


    Passiert mir aber mittlerweile eher, wenn man mich im falschen Moment unterbricht und die Sache nicht schreibt, da mich hören mehr fordert.


    Kann bzw. will auch heute nur mit anderen zusammenleben, wenn man dementsprechende freie Handhabe und genügend Freiraum und Rückzug hat.

    Grade deswegen bin ich mittlerweile froh, einfach alleine zu leben und bis ich mich konsistenter organisieren kann/eine Lösung finde, würde ich das auch nicht ändern wollen.

    Habe bisher auch nur erfolgreich mit jenen Menschen leben können, die mich wirklich in Ruhe liessen (und ich brauche extrem viel Me-Time).


    Was freie Handhabe angeht, ist zu viel/zu unstrukturiert aber imo auch nicht gut. Zumindest mir tut man da keinen Gefallen, weil ich da vor lauter Bäume den Wald nicht sehe und dann auch in einer Paralyse ende.


    Darf ich fragen worauf sich die Anxiety speziell bezieht, also auf welche Situationen? Hab von anderen AuDHD-Leuten gehört, dass sie Anxiety haben, aber von mir und zwei Freunden kenne ich das so überhaupt nicht.

    Breit gefächert.


    Paar davon:

    - Angst vor den Wildschweinen hier ums Haus herum

    - wenn ein Plan/Sache, auf die ich mich freute (ansonsten erfreut's mich), verschoben/gecancelt wird

    - bei jeder neuen Sache, die ich nur durch extrem akribisches Planen gehändelt kriege, indem ich mich auf möglichst jedes Szenario vorbereite

    - wenn ich mich bereitmachen soll und dabei gestresst werde, kann im schlimmsten Fall in einer Panikattacke enden

    - wenn ich einen Termin/Event einhalten muss, kann ich davor fast an nichts anderes denken/machen

    - wenn ich das Gefühl habe, jemanden verletzt zu haben, weil ich mal wieder in ein Fettnäpfchen trat/zu harsch war und dann im Kopf das gesamte Gespräch replaye, um zu verstehen, wieso

  • Bastet Schöner Beitrag, erklärt gut was ADHS so mit sich bringt. Auch Dinge erwähnt die zu viele einfach nicht wissen, teilweise nicht einmal welche vom Fach, besonders aus der älteren Generation..

    Hier auch nochmal eine schöne Zusammenfassung von dem was halt die meisten "Symptome" (blödes Wort...) sind vom Universitätsklinikum Köln. Allerdings fehlt mir hier Hochsensibilität.

    ADHS im Erwachsenenalter - ADHS-Info


    Anhand dieser Liste und was ich von anderen mit ADHS programmierten/gebauten Art von Gehirn (was denk ich mal ein freundlichere Beschreibung ist, die es nicht als Krankheit dastehen lässt) mitbekommen habe, besonders von denen die viel darüber reden und sich damit viel auseinandergesetzt haben, bin ich mir sicher das ich auch ein solches Hirn habe.

    Es würde einfach massiv viele Dinge und Ansammlung von Problemen in meinem Leben erklären.


    Wand-von-Text:


    Generell kann ich mich auch ohne eine ADHS Diagnose schon als neurodivers bezeichnen, da ich doch in einigen Hinsichten anders als andere funktioniere und denke, mich anders Verhalte und generell nicht der Bilderbuch (biologisch weibliche) Mensch bin, den die Standardbevölkerung gerne sehen möchte.

    Ich kann mit dem 0815 Alltagsleben nichts anfangen, populäre Interessen die Frauen so haben und typische Verhaltensweisen sind bei mir kaum vorhanden, ich bin auf dem ASexualität Spektrum und identifiziere mich als Nicht-Binär, bin also auf dem Transgender Spektrum und eher so im Bisexuellen Bereich.

    Darüber hinaus ziemliche Probleme wegen meinem biologischen Geschlecht und aussehen gehabt in meinen 20ern. Weil ich da quasi noch gar nichts über Geschlechtsidentitäten wusste und generell nicht wusste wer ich eigentlich bin. Zum Glück? war ich immer abgelenkt und kam so nicht dazu darüber zu viel nachzudenken.

    Das hat sich jetzt über die letzten 5 Jahre gelegt. Ich bin mir dem riesigen Umfang meiner Probleme bewusste geworden und bin jetzt auch über den generellen LGBTQA+ Bereich informiert. Was mir dabei wohl massiv geholfen hat war die fehlende Verbindung zu meiner Persona zu finden und damit auch mich selber zu entdecken (Grüße gehen raus an Hellsing Ultimate :>).


    Dabei halt auch erkannt das ich höchstwahrscheinlich ein ADHS Hirn habe.

    Und warum habe ich dann keine Diagnose oder sonstwas? Weil ich bio-weiblich bin, so erzogen wurde, introvertiert bin und mich demzufolge immer versucht habe anzupassen und jedermanns Wünsche zu erfüllen. :)


    Dabei war ich sogar:

    • Mit 12? beim Kinderpsychologen 2-3 mal, welcher rein garnichts getan um mein Leben zu verbessern, trotz ziemlichen Schulproblemen und das ich mich ihm gegenüber wohl introvertiert as duck verhalten habe, hätte wohl mindestens mal Autismus Vermutung hinstellen müssen.
    • Später einmal bei der Schulpsychologin welche nichts getan hat ausser kurz zu reden.
    • 2023 bei einer Neurologin, welche mich nach 30 Min weggeschickt hat. Auf der Rechnung stand dann Persönlichkeitsstörung. Ja ok... Die wurde mir auch immer Unsympathischer.
    • Später in 2023 Jahr bei einer Psychologin welche ein ADHS Diagnoseprogramm durchgezogen hat und am Ende der Meinung war ich wäre kein Fall davon, weil meine Probleme angeblich nicht schlimm genug sind und ich ja nicht physisch Hyperaktiv bin. Ich habe hier die ganz starke Vermutung das sie in Studium & Ausbildung vor Ort nicht gelernt hat wie ADHS bei Frauen funktioniert. Alleine Hyperaktivität als Grund für nicht-Diagnose hinzustellen ist schon ganz schwierig. Für mich 500€ aus dem Fenster... Aber sie meinte noch das ich mich mal im Bereich Autismus umsehen sollte.

    Ich denke ich kann sagen das ich mit wehenden Fahnen 3-4 mal durchs Erkennungsraster geflogen bin und damit Teil der 1:7 Ratio bin. Denn das ist das momentan das Verhältnis Diagnostizierter Mädchen/Frauen vs. Jungen/Männer. (QUELLE)

    Dabei sind die Probleme, die ich schon mein ganzen Leben habe vielen aufgefallen, sie wurden von diversen Menschen meinen Eltern gegenüber angesprochen!. Die Folgen des Nichtstuends sind dann bis heute um so schwerwiegender.

    Ich frage mich wie hoch ich meine Red-Flags ich eigentlich noch hissen muss und wie viele.


    Bisher sieht meine Sammlung so aus:

    • Konzentrations- & Aufmerksamkeitsstörungen, wenn es nicht gerade eine Hyperfixierung ist, welche ich dann hasse zu unterbrechen. Betraf Schule, betrifft meine Hobbies und Projekte. Ich komme nicht auf lange Aufgabenstellungen klar, Teilweise bleibt nichts hängen von dem was gesagt wurde oder ich vor 2 Sekunden gelesen habe, je uninteressanter desto schlimmer. Besonders langweilige Texte/Aufgaben(-stellungen) sind meine Feinde. Ich habe damals teilweise für alle Hausaufgaben den restlichen Tag gebraucht. Selbst wenn ich manchen gerne mache und machen will, es frisst massiv Energie.
    • Das resultieren ziemliche Lernschwäche, bei Textbasiertem und Bebildertem lernen und es behalten, obwohl die Dinge teilweise echt nicht schwer sind und ich sie wissen will.
    • Alles was nicht zwangsweise jetzt getan werden muss bleibt liegen. Erst wenn es nervt oder getan werden muss wird es erledigt oder je nach dem ob es handlich zum/nach dem erledigen einer anderen Aufgabe passt und mich nichts ablenkt.
    • Längere Projekte anfangen und zu ende bringen ist schwer, an einer Aufgabe dran zu bleiben ist wie Bergsteigen wo es nur Bergauf geht,
    • Überforderung in Gruppen (auch durch soziale Probleme) und im Straßenverkehr (deshalb auch keinen Führerschein).
    • Schnell ablenkbar, besonders wenn die momentane Beschäftigung keine Hyperfixierung ist und daraus resultierender Vergesslichkeit. Und wenn es meine Gedanken sind die mich ablenken.
    • Innere Hyperaktivität, Unruhe die ich kaum nach Außen zeige, aber je nach dem was ich gerade denke und wie tief ich in Gedanken bin, kann ich nicht still sitzen und bewege mich unbewusst, besonders bei Tagträumen. Als Kind aber angeblich viel physisch aktiv gewesen wenn ich es durfte.
    • Leicht Reizbar, auch wenn ich bestenfalls nicht mehr drauf reagiere, kann aber auch von 0 auf 180 sein in einer Sekunde wenn man mir auf den ganze falschen Fuß tritt und dann ist Zurückhaltung kaum noch möglich, besonders die letzten Jahre die viel von Stress geprägt waren (hab auch keine Lust mehr mich zurück zu halten). Ggf. Affektlabil.
    • Termine und einen regelmäßigen Tagesablauf einhalten erfordert viel Disziplin, 2. existiert nur allzu selten. Besonders Hyperfixierungen lassen mich alles vergessen, Zeit wird nur zum Wort. Dann ist der Tag auch mal 30 Stunden lang und es wird 12 Stunden nichts gegessen.
    • Massive Stressintoleranz heutzutage (Extra stark ausgebildet Dank meiner Schul- und danach Ausbildungszeit (fast alles vermeidbar gewesen..)) und daraus resultierenden Neigung zu Angstattacken. Autopilot für alltägliche Aufgaben geht unter psychisch & physischer Belastung auch kaputt und generell wir alles schwer. Langzeitschäden dadurch Stress erlitten.
    • Hypersensibilität in vielerlei Hinsicht und daraus resultierender Reizüberflutung. Wenn es zu viel war über Tage hinweg, liege ich danach auch mal einen Tag 19 Stunden im Bett.
    • Tagträumerei, manchmal auch nicht steuerbar wenn allein.
    • Hirn/Körper verlangt nach Stimulation durch auf irgendwas herumkauen oder irgendwas zum herumspielen


    Darauf kommt halt noch meine Introvertiertheit und gestörtes Sozialverhalten. Auch wenn es heute besser ist als vor 15 Jahren.

    Und nein, es hat zu keinem Zeitpunkt in meinem Leben auch nur einer versucht mir aktiv zu helfen oder Hilfe zu finden.


    Die Folgen davon:

    • In der Grundschule wurde meine Aufmerksamkeit, Desorganisiertheit, Verträumtheit und mein Schriftbild in den ersten 3 Jahren mehrmals bemängelt.
    • Ein äußerst beschissene Realschulzeit geprägt von Mobbing, nicht erst genommen werden, Angst, viel mit Kopfschmerzen heimgehen, schlechten Noten, Sitzenbleiben und am Ende auf der Hauptschule landen wo es nicht besser lief. Und Lehrern die meckern das man nicht mitarbeitet obwohl man es ja so toll könnte und welche die einen dumm nennen.
    • In der Ausbildung mangelnde Kontrolle über den Tagesablauf und permanenten Schlafmangel und ersten physischen Folgen.
    • Ich habe jetzt 16 Jahre nichts gemacht weil ich mit 21 in der Welt stand und nicht zurecht kam, nicht gut sozialisiert war, keine Blick auf alle meine Probleme hatte, nicht wusste wer ich bin (was mir noch nicht bewusst war).
    • Habe erst seit letztem Jahr erst die geistige Reife alle meine Probleme anzugehen und mein Leben zu ändern, bestenfalls Diagnosen heranzuziehen und hoffentlich irgendwann in Zukunft Therapie zu erhalten was nochmal eine andere Mühe wird.
    • Ich fühle mich massiv im ausleben meiner Hobbies eingeschränkt und das deprimiert mich.


    Naja, mal schauen, hab im Juli wieder einen Diagnosetermin, vielleicht wird da ja was draus.

    Findet via Zoom Call statt. Hoffe ich kann mich hier daheim halbwegs darauf konzentrieren. Ich werde danach mal berichten.


  • Update:

    Ich habe jetzt 2 1/2 Wochen nach dem Termin endlich Rückmeldung erhalten:

    Zitat

    Bei -NAME- gilt nach klinischer Urteilsbildung basierend auf den ICD 11 Kriterien, die

    Diagnose eines adulten ADHS Syndroms vom vorwiegend unaufmerksamen Erscheinungsbild

    bestätigt. ICD-11 6A05.0

    Schon leicht komisch und erleichternd dies endlich bestätigt zu wissen.

    Zusätzlich wurden auch relevante Symptome aus den Bereichen soziale Phobie und Persönlichkeitsstörung (kombiniertes Erscheinungsbild) erwähnt.

    Damit geht nun die Suche nach Therapie und die Kostenfrage dafür los.


    Zum Termin selbst:

    Hatte noch nie Videocalls, aber habe mich nach relativ kurzer Zeit daran gewöhnt. Das Gespräch war recht angenehm und ging ca. 2 Stunden mit Pause dazwischen. Es wurden auch 3 Tests auf einer bestimmten Website gemacht.

    Das Gutachten wurde dann daraus und vorher ausgefüllten Selbst-/Fremdbeurteilungsbögen erstellt.