Pünktlich zum Oster-Kommi-Sonntag hat das Osterfluffeluff ein paar bunte Ostereier in meinen Kommentaren versteckt! Findet ihr sie alle?
Der Sternenhimmel
In den Weiten über unsLeuchtet er ewig
Das Motiv des leuchtenden Sternenhimmels bietet sich für Gedichte immer wunderbar an und auch hier finde ich die Umsetzung durchaus gelungen. Die Faszination, die vom Licht der Sterne ausgeht, wird in den drei Versen gut eingefangen, indem ganz unterschiedliche Aspekte thematisiert werden. Stehen im zweiten Vers zunächst die unendlich wirkende Anzahl der Sterne sowie ihre ebenso unendlich wirkende Entfernung im Vordergrund (das Wort Weite ist da nicht ganz eindeutig und lässt theoretisch beide Lesarten zu!), kommt im dritten Vers noch der Aspekt der ewig wirkenden Lebenszeit der Sterne hinzu. Insgesamt spricht mich das Haiku damit auf Anhieb an! ^-^
Alles anzeigenEs erschüttert mich
Wenn Menschen nicht verstehen
Und ich einen Teil
von mir selbst verstecken muss
Denn es kommt kein Verständnis.
Es erschüttert michWenn Menschen nicht verstehen
Dass nur Offenheit
Jedem Möglichkeiten gibt
Zu sein wie man sein möchte.
Es erschüttert michWenn Menschen von sich sagen
Dass es sie nicht stört
Solange man doch bloß nichts
Vor den Augen machen will.
Es erschüttert michWenn Menschen nicht verstehen
Wenn Menschen hassen
Denken ihr Hass sei gerecht
Und besser für alle hier.
Wenn die Wand bröckeltHinter der man sich versteckt
Sich verstecken muss
Erschüttert und zerbrochen
In den Trümmerteilen sitzt.
Allzu viel möchte ich zu diesem Gedicht gar nicht schreiben, da ich finde, dass es inhaltlich doch sehr ausdrucksstark ist und damit gut für sich alleine sprechen kann. Formal finde ich es interessant, wie hier mit einem parallelen Aufbau der jeweils ersten beiden Verse gespielt wird – ein Konzept, mit dem erst in der letzten Strophe gebrochen wird. Genau an dieser Stelle passt der Bruch mit der zuvor verwendeten Form jedoch ausgezeichnet, da das Bröckeln, von dem pünktlich im ersten Vers der letzten Strophe die Rede ist, auf diese Weise perfekt dargestellt wird. Das Gedicht wirkt auf mich sehr persönlich, deshalb möchte ich dir danken, dass du es mit uns geteilt hast!
Die Sonne scheint ja!
Kommen die warmen Tage?
Oder täuschen sie,
Um wieder wegzugehen
Und mich frieren zu lassen.
Auch hier gefällt mir der Aufbau des Gedichtes wieder sehr gut, da sich die Unsicherheit des Ichs beim Lesen so ein bisschen auf mich überträgt. Am Anfang steht eine klare Aussage, welche mit einem sicher wirkenden Ausrufezeichen abgeschlossen ist. Das Fragezeichen im zweiten Vers deutet dann schon eine erste Unsicherheit an, bevor es im dritten Vers schließlich in eine andere Richtung kippt. Mir gefällt es dabei besonders gut, dass das Wort täuschen genau in der Mitte des mittleren Verses platziert ist, da es gewissermaßen den Spiegelpunkt darstellt, von dem aus es nach oben in eine sonnige und nach unten in eine frostige Richtung geht. Formal beginnt ab dem dritten Vers übrigens eine Frage, die nirgendwo mit einem Fragezeichen abgeschlossen wird. Es stört mich nicht weiter, ich möchte es nur anmerken, falls das unbeabsichtigt geschehen ist. ^-^
Schutz
Sturm tanzt vor'm Fenster,weckt die Nebelgespenster,
Ich kuschle mich ein.
Das Bild des tanzenden Sturmes wirkt zunächst sehr malerisch und nimmt dem Sturm damit fast ein wenig die Bedrohlichkeit. Er wühlt und schlägt nicht, nein, er tanzt vielmehr sachte draußen vor dem Fenster und man kann ihm möglicherweise sogar bei seinen Pirouetten zusehen. Dann taucht im zweiten Vers aber der Begriff der Nebelgespenster auf, der mir sehr gut gefällt, da von ihm nun die zentrale Stimmung des gesamten Gedichts ausgeht. Es kommt eine unheimliche Ebene hinzu, vielleicht ist der Sturm im Verlauf der Verse auch stärker geworden, das Licht der Sonne scheint nicht mehr so stark wie noch zu beginn, sodass nun eben nicht mehr der malerische Aspekt im Vordergrund steht. So begründet der zweite Vers letztlich auch das Einkuscheln im dritten Vers, welches dem Ich ein bisschen Sicherheit zu geben scheint. Ich mag diesen Aufbau jedenfalls sehr gern! ^-^
Zeichnen
Setze Strich für Strich,doch mit jedem fürchte ich
dass das Bild zerbricht.
Das beschriebene Gefühl kommt mir vom Schreiben tatsächlich sehr bekannt vor. Gedichte kann ich auch häufig über unzählige Seiten hinweg immer wieder durchstreichen und minimal verändern, in der leisen Hoffnung, dass eine einzelne Silbe nicht den gesamten Klang oder eben im übertragenen Sinn das gesamte Bild zerstört. Aber letztlich ist es nicht nur die Furcht vor dem Bruch, sondern auch die Hoffnung, dass der gesetzte Strich einen positiven Effekt herbeizaubern kann. Das mag beim Zeichnen anders sein, da Fehler dort nun wirklich nicht so leicht verziehen werden. Die Parallele fand ich aber durchaus erwähnenswert. ^-^
Das sanfte Mondlicht
Nächtliche Abendstunden
Friedlich ruht die Welt
Dieses Haiku vermittelt durch seine Wortwahl eine sehr angenehme, ruhige Stimmung. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Ich möglicherweise vor einem Fluss sitzt und das schimmernde Mondlicht im Wasser beobachtet. Oder es blickt bei Nacht irgendwo außerhalb der Stadt aus dem Fenster und genießt die absolute Dunkelheit, die einzig durch den Mond und die Sterne durchbrochen wird. Das Haiku wirkt auf mich jedenfalls sehr ansprechend! :3
Alles anzeigenGrabbesuch
Warmer Frühlingstag,
helle Sonnenstrahlen, sie
beleuchten dein Grab.
Jene Pflanze dortauf deiner Ruhestätte,
sie ziert diesen Ort.
Und ist sie verwelkt,bringe ich eine neue,
wieder und wieder.
Diese Haikukette vermittelt mir auf Anhieb einen sehr persönlichen Eindruck, indem über die drei Strophen hinweg eine wunderbar intime Atmosphäre aufgebaut wird. Das Ich stellt sich zunächst komplett in den Hintergrund, spricht ausschließlich von einem Du, das bereits verstorben ist. Erst in der dritten Strophe greift das Ich aktiv in das Geschehen ein, nämlich in dem Moment, in dem die verwelkte Blume für das Du ersetzt werden muss. Insbesondere der letzte Vers hallt durch seine direkte Wiederholung des Wortes wieder ein wenig nach; vielleicht hätte man hier nicht einmal zwingend einen Punkt setzen müssen. Auslassungspunkte hätten beispielsweise andeuten können, dass das wieder und wieder auch nach Abschluss des Verses weiter fortgeführt wird. Unabhängig davon finde ich die Haikukette aber sehr ansprechend. Bisher ist das eines meiner Lieblingswerke bei diesem NPM!
Hochbeet und Hochbett?
Viel zu verwirrend. Jetzt schlaf'
ich auf dem Boden.
Die Idee hinter diesem Haiku finde ich kreativ und irgendwie erfrischend. Bei der Aussage Viel zu verwirrend musste ich auch aufgrund ihrer Kürze doch ein wenig schmunzeln. Eventuell hätte ich mir im dritten Vers auch eine Alternative vorstellen können, die andeutet, dass das Ich nun versehentlich in einem Hochbeet schläft. Also irgendwie ein Kommentar, dass es sehr unbequem ist zwischen den Pflanzen oder so. Das mag durch die Silbenbegrenzung aber auch etwas schwierig sein. Das Haiku hat mir aber ohnehin auch so gefallen! ^-^
Ich hab entschieden
Mir mal zu überlegen
Ob ich nachdenke
Auch im Verlauf dieses Haikus ist wieder die Entwicklung von einer sehr sicher geglaubten Aussage im ersten Vers zu einer maximal vagen Aussage im dritten Vers zu beobachten. Der Ansatz des Ichs, sich zu überlegen, ob es nachdenken möchte, ist dabei allerdings dennoch als äußerst löblich hervorzuheben, denn viel zu oft spricht oder handelt man, ohne vorab darüber nachzudenken, welche Auswirkungen oder Folgen das jeweils nach sich ziehen kann. Insofern trifft dieses auf den ersten Blick humorvoll wirkende Haiku dann doch einen Punkt, der vielleicht einen gar nicht so unwichtigen Punkt anspricht. Das Haiku hat mir deshalb gut gefallen! ^-^
Der beste Vogel
Es ist und bleibt der Kea
Kein Zweifel möglich
Ich finde es lobenswert, dass hier einer bedrohten Art solche Aufmerksamkeit geschenkt wird, allerdings möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Paradiesvögel aufgrund ihrer Paradiesvogelhaftigkeit (ein Wort, das mein Browser überraschenderweise zu kennen scheint!) dem Kea deutlich überlegen sind!
Die wahre Prüfung
Besteht nicht aus den Fragen
Sondern Antworten
Ich mag dieses Haiku, da ich jetzt schon eine ganze Zeit lang darüber nachdenken konnte. Das Ich mag vor einer richtungsweisenden Entscheidung stehen und möglicherweise mangelt es ihm dabei nicht an Optionen. Ich denke, solche Situationen kennt man ja doch zur Genüge. Das mag von kleinen Entscheidungen reichen, was man heute essen soll, bis zu den ganz großen, ob man das lukrative Jobangebot in Stadt A annimmt oder nicht doch lieber den Traum in Stadt B verfolgt. Antworten liegen insofern immer haufenweise vor, nur die richtige Antwort unter ihnen auszuwählen, das scheint für das Ich die tatsächliche Prüfung darzustellen. Formal wurde im letzten Vers ein aus für die Form geopfert, ansonsten gefällt mir das Haiku aber sehr! ^-^
Alles anzeigenFür dich würde ich
Dem Mond tausend Gedichte
Singend Vorlesen
Für mich würde dieWelt den Morgen nicht kennen
Wenn du nun verstummst
Für uns ist die NachtVersprechen an den Morgen,
der mit uns beginnt
Naww, die drei Haiku sind einfach wirklich toll geschrieben, das mag ich sehr! Ähnlich wie schon in der Haikukette von Evo Lee nimmt sich das Ich auch hier zunächst zurück, um ein Du anzusprechen. Was mir hierbei besonders gut gefällt, ist die Synthese in der dritten Strophe, die das Ich und das Du in der wiederkehrenden Für X-Struktur letztlich zusammenführt. Insgesamt drücken die drei Haiku zusammen eine unglaublich starke Hingabe des Ichs aus. Formal frage ich mich so ein bisschen, wieso in der dritten Strophe plötzlich ein Komma auftaucht, nachdem Interpunktion im gesamten restlichen Gedicht ausgelassen wurde. Eine wirkliche Antwort habe ich spontan nicht gefunden, vielleicht magst du das ja noch aufklären. ^-^
Vergessene Zeit
alter Ort und Gerüche
das was war, erwacht
Ich mag den Aufbau dieses Haikus, da ich das Gefühl habe, mit jedem Vers eine neue Information zu erlangen, die mich der ausgedrückten Szene näher bringt. Der erste Vers ist noch sehr allgemein gehalten und kann sich auf viele Situationen beziehen. Der zweite Vers ist da schon konkreter und stellt eine verortbare Situation da, in welcher sich das Ich befindet. Der dritte Vers ist es letztlich, der den ersten Vers erklärt, da er den zweiten mit dem ersten Vers in Verbindung setzt. Es ist die vergessene Zeit, die durch den alten Ort und die Gerüche letztlich erst im dritten Vers wirklich erwacht. Das finde ich sehr gelungen! ^-^
Nach Frankreich fliegen
und Italienisch essen
kommt mir spanisch vor
Die mediterrane Küche ähnelt sich eben sehr stark. :< Nein Spaß, ich mag es, wie du hier über die Verse hinweg mit den drei Ländern spielst und im dritten Vers dann noch eine gängige Redewendung einbringst, die wunderbar in diesen Kontext passt. Das hat mir gut gefallen, weil ich es doch sehr kreativ finde! :3
Stumme Geräusche
Gefangen in der Stille
Ein leises Echo
Das Haiku startet sehr direkt mit einem Oxymoron und spielt im Anschluss mit dem unwirklich wirkenden Bild der Stille. Das leise Echo im letzten Vers klingt nach, scheint dabei aber möglicherweise gar nicht zu existieren. Oder es scheint zumindest nicht wahrnehmbar zu sein. Mir gefällt diese bedrückende, aber gleichzeitig auch sehr zärtlich, fragile Atmosphäre sehr gut. Ich kann mir vorstellen, dass hier die Sehnsucht nach Worten ausgedrückt wird. Vielleicht steht eine Aussage im Raum, die sich aber noch niemand auszusprechen traut. Möglicherweise geht es um das erste Ich liebe dich in einer frischen Beziehung, vielleicht aber auch um den ersten Trost nach einem Abschied. So oder so gefällt mir das Haiku sehr gut! ^-^
Blick in den Himmel
Regentropfen auf der Haut
Sorgen fallen ab
Auch bei diesem Haiku gefällt mir die Stimmung wieder sehr gut. Das Ich spürt den Regen auf der eigenen Haut und wäscht sich die Sorgen damit quasi vom Leib. Interessant ist, dass die ersten beiden Verse insgesamt sehr nüchtern beschreibend geschrieben sind, sämtliche positiven Assoziationen gehen erst vom dritten Vers aus. Der zunächst neutrale Blick in den Himmel wird so erst am Ende als Lächeln interpretiert. Das passt aus meiner Sicht wunderbar zum Stimmungswechsel des Ichs, den man so auch beim Lesen buchstäblich mitfühlen kann, sobald der Regen einsetzt. ^-^