Ideologien und Ideologiekritik

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  • Staaten und Gesetze hingegen existieren, weil der Stand, auf dem sich unsere Gesellschaft (national, global) befindet und befunden hat, Staaten und Gesetze notwendig macht, weshalb sie sich geschichtlich überall entwickelt haben, wo eine Gesellschaft oder Zivilisation eine gewisse Größe und Komplexität erreicht hat.

    Das ist einfach nur Geschichtsverleugnung. Der Nationalstaat ist ein sehr, sehr modernes Konstrukt. Während man sich nun streiten kann, ob der British Commonwealth oder die französisiche Republik der erste Nationalstaat waren... Das Konzept ist sehr neu und sämtliche Darstellungen, die in früheren Reichen einen Staat erkennen zu meinen, sind letzten Endes nur eine versuchte Reflektion moderner Sichtweisen.


    Nationalstaaten sind ein Produkt des Kolonialismus. Nicht mehr und nicht weniger. Und genau aufgrund des Kolonialismus sind sie auch so ein Problem. Das Konzept selbst wird missbraucht, um weiterhin Wertschöpfung aus den ehemaligen Kolonien in die ehemaligen Kolonialstaaten zu schaffen und diese ehemaligen Kolonien kurz (und instabil) zu halten.

  • Das ist einfach nur Geschichtsverleugnung. Der Nationalstaat ist ein sehr, sehr modernes Konstrukt. Während man sich nun streiten kann, ob der British Commonwealth oder die französisiche Republik der erste Nationalstaat waren... Das Konzept ist sehr neu und sämtliche Darstellungen, die in früheren Reichen einen Staat erkennen zu meinen, sind letzten Endes nur eine versuchte Reflektion moderner Sichtweisen.


    Nationalstaaten sind ein Produkt des Kolonialismus. Nicht mehr und nicht weniger. Und genau aufgrund des Kolonialismus sind sie auch so ein Problem. Das Konzept selbst wird missbraucht, um weiterhin Wertschöpfung aus den ehemaligen Kolonien in die ehemaligen Kolonialstaaten zu schaffen und diese ehemaligen Kolonien kurz (und instabil) zu halten.

    Auf Wikipedia (welches als Quellenangabe wiederum ein Buch von Uwe Wesel, der Rechtswissenschaftler und Rechtshistoriker ist, verlinkt), heißt es:


    Die ersten Staaten entstanden im vierten bis dritten Jahrtausend vor Christus in Mesopotamien in den Städten (Uruk, Kiš, Lagasch, Eridu, Isin, Sippar, Larsa, Adab, Nippur, Šuruppak, Ur, Akkad) und Elam (Susa), Ägypten (Naqada) und China (Xia-Dynastie); im dritten bis zweiten Jahrtausend entstanden Staaten in Indien (Indus-Kultur), Griechenland, Kreta (Minoische Kultur), später dann in Mexiko (Olmeken und Maya) sowie Peru (Caral)


    Ein neuartiges Konstrukt, welches das Produkt des Kolonialismus ist, scheinen Staaten nicht zu sein.

  • Auf Wikipedia (welches als Quellenangabe wiederum ein Buch von Uwe Wesel, der Rechtswissenschaftler und Rechtshistoriker ist, verlinkt), heißt es:


    Die ersten Staaten entstanden im vierten bis dritten Jahrtausend vor Christus in Mesopotamien in den Städten (Uruk, Kiš, Lagasch, Eridu, Isin, Sippar, Larsa, Adab, Nippur, Šuruppak, Ur, Akkad) und Elam (Susa), Ägypten (Naqada) und China (Xia-Dynastie); im dritten bis zweiten Jahrtausend entstanden Staaten in Indien (Indus-Kultur), Griechenland, Kreta (Minoische Kultur), später dann in Mexiko (Olmeken und Maya) sowie Peru (Caral)


    Ein neuartiges Konstrukt, welches das Produkt des Kolonialismus ist, scheinen Staaten nicht zu sein.

    Ganz wilder Vorschlag: Wie wäre es, wenn du, bevor die Meinungen von Menschen, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigen, nicht angreifst, wenn dein ganzes Wissen von Wikipedia (noch dazu dem deutschen Wikipedia, das nachgewiesen einen rechten Bias hat) stammt? Lies erst einmal ein paar Bücher zum Thema. Oder eher zu den Themen. Weil du hast deutlich einfach keine Ahnung, wovon du in diesem Thread redest.


    Es gab vor Beginn des Kolonialismus keinen Staat in irgendeinem modernen Sinne. Es gab keine zentrale Regierung, die für das Volk verantwortlich war. Es gab keine konkreten Grenzen. Keine zentrale Währung. Keine zentrale Wirtschaft. Wichtiger noch: Es gab keine gemeinsame Sprache und keine gemeinsame Identität.


    Es gab Könige, die die Meinung hatten, dass ein gewisses Stück Land unter ihrer Macht steht - aber abgesehen von etwaigen Steuereintreibungen, haben die Menschen in diesem Stück Land davon nichts mitbekommen. Es gab kein Bewusstsein dafür, ob man nun in Deutschland oder Frankreich lebte. Man lebte in Köln oder Paris oder - realistisch gesehen - eher in dem Dorf XYZ. Da es keine Nationen gab, gab es auch eine relative Bewegungsfreiheit. Wenn du nun von vom Dorf XYZ, das dem französischen König unterlag, in das Dorf ABC, das in einem Herzogstum im heiligen römischen Reich lag, ziehen wolltest, dann konntest du das tun.


    Genau so war es für die meisten Menschen scheißegal, ob dann nun ein neuer König an die Macht kam. Die meisten Leute konnten nicht einmal sagen, wer der aktuelle König war. Weil es keinen Unterschied für sie machten. Und wenn im Rahmen eines Krieges nicht gerade dein Dorf, deine Felder und Hof verbrannt wurden, war es dir auch recht egal, wenn sich die Grenze so verschoben hat, dass du nun auf einmal in Ungarn und nicht länger in Österreich (also dem heiligen Römischen Reich) lebtest. Du hast weiter deine Sprache gesprochen, hast weiter dein Feld bestellt (oder was auch immer sonst für einen Job ausgeübt), hast weiter dem Landherren einen Teil deiner Ernte oder deines Umsatzes abgegeben.


    Es gab keine Form der zentralen Organisation.


    Das ist übrigens auch der Grund, warum es so wenig Karten aus der Zeit vor dem 17. Jahrhundert gibt, die Ländergrenzen aufzeigen.


    Der Nationalstaat, wie wir ihn heute kennen, ist ein Ergebnis von Kolonialismus und damit einhergehend Merkantilismus (also dem Vorgänger des Kapitalismus) und Nationalismus.

  • Du verwechselst hier "es gab immer schon gewisse Formen von Verwaltung" mit Nationalstaaten. Das ist bei Weitem nicht dasselbe.

  • Die Staatsformen ansich mögen sich, wie vieles auf der Welt, im Laufe der Zeit weiter entwickelt haben. Dafür gibt es sicherlich vielfältige Gründe. Die heutigen Staaten als Ergebnis des Kolonialismus zu bezeichnen, ist dann aber doch eine sehr abenteuerliche Sichtweise.

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • Habe wenn ich das richtig sehe auch nicht davon gesprochen, dass es vor Jahrtausenden "Nationalstaaten mit konkreten Grenzen, zentraler Wirtschaft und Währung" gab. Aber nun mal eben Staatenbildung innerhalb eines beanspruchten Territoriums samt gemeinsamer Identität und Sprache, Gesetzen und folglich Staatsgewalt zur Durchsetzung besagter Gesetze. Vielleicht waren Staaten nicht so klar und sauber von einander abgegrenzt wie heute, wo jeder Staat eine souveräne Nation mit internationalen Verträgen ist, und vielleicht hat der Kolonialismus zu unserem Verständnis von Staat und Staatslehre beigetragen, an den oben genannten Dingen ändert dies aber halt nichts.


    Alaiya impliziert hier halt, dass es vor dem Kolonialismus mehr oder weniger nur sich selbst verwaltende Völker mit flachen Hierarchien auf relativ lokaler Ebene gab, wo es ein bisschen "Verwaltung" gab - also der feuchtfröhliche Traum eines jeden Anarchisten. Königreiche und Imperien mit komplexen Strukturen und Hierarchien, zentraler Verwaltung und Gesetzen samt Vollstreckung, ein neuartiges Konzept. So meinte Alaiya im Polizeigewalt-Thread ja auch, dass die Polizei ein ziemlich neues Konzept ist, obwohl die Wortherkunft auch schon Jahrtausende alt ist und erklärt wurde, warum es eigentlich keinen Sinn macht, dass es seit Jahrtausenden Gesetzestexte gibt, während die Vollstreckende Gewalt, die eben diese Gesetze durchsetzt, ein "neues Konzept" ist. Dafür, dass du dich "jahrelang damit auseinandersetzt", sind das doch schon beträchtliche Wissenslücken. :)

  • Die heutigen Staaten als Ergebnis des Kolonialismus zu bezeichnen, ist dann aber doch eine sehr abenteuerliche Sichtweise.

    Nein, das ist die eigentlich recht einig angenommene Sichtweise der modernen Politgeschichte. Nationalstaaten wurden notwendig auf Basis einer zunehmend zentralisierten Wirtschaft im Rahmen des Merkantilismus. Dieser ging aus dem Kolonialismus hervor. Desweiteren wurde die Bewegung für Nationalstaaten aus nationalistischen Gruppen befeuert - während sich der Nationalismus auch in Folge des Kolonialismus und des damit einhergehenden Otherings anderer Völker und Kulturen entwickelt hat.


    Alaiya impliziert hier halt, dass es vor dem Kolonialismus mehr oder weniger nur sich selbst verwaltende Völker mit flachen Hierarchien auf relativ lokaler Ebene gab, wo es ein bisschen "Verwaltung" gab - also der feuchtfröhliche Traum eines jeden Anarchisten.

    Wo habe ich gesagt, dass es flache Hierarchien oder Anarchismus gab? Nirgends. Du legst mir gerade Worte in den Mund. Alles, was ich sage, ist, dass es keine Staaten gab - nicht im Sinne irgendeiner modernen interpretation. Es gab kein zentrales politisches Organ, es gab keine zentralen Gesetze und es gab kein Machtmonopol und es gab keinerlei Konzepte wie Bürgerschaft.


    Wem man als einfacher Bauer (also einem vom 80% der Bevölkerung) unterstellt war, war der Lehnsherr - also wer auch immer das Land besaß, auf dem man arbeitete. Wobei selbst das ein wenig zu vereinfacht ist, denn das Lehnswesen war vor allem in Zentraleuropa und England verbreitet - weniger aber in Osteuropa (was nicht heißt, dass da alles golden war).


    Was damals Könige (und Kaiser) als ihr "Reich" bezeichnet haben, war am Ende meist nur ein loser Zusammenschluss von kleineren Einheiten, die wiederum ein Zusammenschluss von Einheiten waren. Während Könige finanziell Geld eintreiben konnten, gab es bis zum 17. Jahrhundert wenig im Sinne zentraler Gesetze und definitiv kein Gewaltmonopol. (Allein schon deswegen nicht, weil sämtliche Gewalt mit der Kirche geteilt wurde.)


    Und der Punkt ist nun einmal, dass die Behauptung, dass es "Staaten" braucht, absolut irrsinnig ist, wenn man es historisch betrachtet. Was Staaten braucht ist fraglos der Kapitalismus - und jedwede Form des Kolonialismus. Aber die Gesellschaft, um sich als solche zu organisieren, braucht sie definitiv nicht.


    Weißt du, hättest du dich zumindest irgendwie mit dem Thema auseinandergesetzt - also mehr als einmal auf Wikipedia zu lesen - dann könntest du zumindest Argumente machen. Tatsächliche Argumente, die von Leuten kommen, die den Nationalstaat als natürliche Entwicklung sehen und die darüber geforscht haben. Dafür müsstest du jedoch natürlich Bücher lesen. Aber das hast du sehr deutlich nicht gemacht. Du kennst dich nicht aus mit gesellschaftlicher Organisation in der Geschichte und wie diese ich entwickelt hat. Und du weißt auch nicht mal was das Wort Anarchismus wirklich bedeutet, weil du nie in deinem Leben ein Buch über Anarchismus gelesen hast oder - Gott bewahre - dich mal mit eine anarchistischen Bewegung unterhalten hast.


    Du bist nicht in der Lage Ideologiekritik zu machen, Raito, denn das würde voraussetzen, dass du irgendeine Ahnung von den Ideologien hättest. Die hast du nicht. Weil du in diesem Zusammenhang einfach ungebildet bist und dich auch weigerst, dich zu bilden, wie deine Antworten hier im ganzen Thread zeigen. Du versuchst Leute zu belehren, die sich weit, weit mehr mit einem Thema auseinandergesetzt haben, als du willens bist es zu tun. Das ist albern. Ich hoffe du weißt das.

  • lol In was für Verschwörungstheoretischen Kreisen treibst du dich bitte herum?

    In der englischen Wikipedia.


    Überflieg mal den Anfang der Artikel zu "Critical theory" und "Neo-Marxism". Fällt auf, dass da dieselben Namen von Repräsentanten genannt werden? "Critical Theory" war damals wie heute ein Schlagwort, um den unliebsamen Begriff "Marxismus" zu vermeiden.


    Gut. https://occidentstudy.ihcs.ac.ir/m/article_4252.html?lang=en


    Hier ist ein bibliographisches Verzeichnis, das mir das von dir empfohlene Buch (das ich nicht kenne) unter "Criticism of Neoliberalism from the Critical Theory Perspectives" einordnet.


    Zitat
    Wer sollen bitte die Leute sein, die hier so böse "neomarxistisch" Dinge tun?

    Anscheinend du?

    Zitat

    Wir wissen, wer hinter der Unterdrückung von transgeschlechtlichen Menschen steht - die Emails dahinter sind geleakt und es ist eine Mischung von Republikaner*innen, Superreichen und religiösen Extremist*innen. Sicher keine Marxist*innen, sondern absolute Chicago School Free Market Kapitalist*innen.

    Scheinbar drücke ich mich ja wirklich unverständlich aus. Nicht die Unterdrückung von trans Menschen wird von Marxisten vorangebracht, sondern ihre Liberalisierung.

    Zitat

    Es hat einen Grund, warum Faschismus immer aus Kapitalismus hervorgeht.

    War Stalin kein Faschist? (Nein, er war "totalitär". Ha, ha. Juden verfolgt (siehe die "Ärzteverschwörung") und Terror (ganz stark unter Jeschow, und Beria war noch schlimmer, und Abakumov auch nicht besser) und Genozid (an Ukrainern, an Krimtataren...) verübt hat er trotzdem.) Gut, man kann natürlich argumentieren, dass das leninistische System in der UdSSR nicht lange genug Bestand hatte, um die Krise des Kapitalismus usw., aber das würde ich nicht tun.

  • Überflieg mal den Anfang der Artikel zu "Critical theory" und "Neo-Marxism". Fällt auf, dass da dieselben Namen von Repräsentanten genannt werden? "Critical Theory" war damals wie heute ein Schlagwort, um den unliebsamen Begriff "Marxismus" zu vermeiden.

    Oh, ganz wunderbare Quelle. Muss ich wirklich sagen. Klingt auch überhaupt nicht Verschwörungstheoretisch oder so.


    Also fassen wir zusammen: Laut dir sind alle Leute, die progressive Ansichten vertreten und eventuell der Meinung sind das Chicago School Free Market Capitalismus nachweisbar massive Schäden an der Lebensqualität von Menschen hat, direkt böse Marxisten, die... offenbar laut dir irgendwie eine neue Weltordnung erreichen wollen. Sehe ich das richtig? Weil das klingt nach einer sehr vereinfachten Weltsicht, die sehr auf Verschwörungsideologie aufbaut.


    Und nein, als jemand der nun beides im Studium schon behandelt hat: Critical Theory ist nicht Neo-Marxismus. Es ist nur so, dass praktisch alle Kritiken an Unterdrückenden Strukturen aus genannten Gründen darauf hinauslaufen, dass man das moderne kapitalistische System kritisiert. Aber nicht alle, die dieses kritisieren, plädieren für Marxismus in irgendeiner Form, oder Sozialismus/Kommunismus. Diverse Leute plädieren zum Beispiel eher für die Keynesianische Schule.


    Scheinbar drücke ich mich ja wirklich unverständlich aus. Nicht die Unterdrückung von trans Menschen wird von Marxisten vorangebracht, sondern ihre Liberalisierung.

    Also siehst du eine verschwörung dahinter, dass auf einmal trans Menschen akzeptiert werden sollen und das alles nur darauf aus ist, um böse gemein Dinge zu tun und nicht einfach nur... weil man der Meinung ist, dass Leute Menschenrechte haben sollten=


    War Stalin kein Faschist?

    Nein. Faschismus hat eine Definition. Faschismus ist nicht einfach nur "macht Kriegsverbrechen".

  • Nein. Faschismus hat eine Definition. Faschismus ist nicht einfach nur "macht Kriegsverbrechen

    Ich stimme dir zwar bei dem meisten zu, hier gibts aber ein paar Einwände.

    Faschismus ist generell recht vage definiert. Viele definieren es als hyper nationalistisch und autoritär.

    Stalin war sehr Autoritär. Wobei ich bezweifle, dass Stalins UDSSR wirklich links war.

    Ich wüsste aber auch nicht, ob es als System kapitalistisch ist, oder nicht.

  • Faschismus ist generell recht vage definiert. Viele definieren es als hyper nationalistisch und autoritär.

    Nein, ist es nicht. Wir haben zwei gängige Definitionen von Faschismus - und beide treffen zwar in ein paar Punkten auf Stalins UdSSR zu, aber halt nicht in so vielen. Die USA wie sie aktuell ist, erfüllt mehr merkmale von Faschismus als Stalins Russland.


    Und nein, natürlich war spätestens ab Stalin die UdSSR nicht mehr wirklich Sozialistisch, sondern ging eher in Richtung Staatskapitalismus (wie halt eben China aktuell auch).


    Mir geht es halt eher darum, dass die Tatsache, dass man "Faschismus" schreien, wenn ein Staat gewaltsam unterdrückt (oder allgemein einem Leute widersprechen) verwässert das Wort. Und das ist in meinen Augen sehr gefährlich.

  • Oh, ganz wunderbare Quelle. Muss ich wirklich sagen. Klingt auch überhaupt nicht Verschwörungstheoretisch oder so.

    Nein, klingt es wirklich nicht. Es ist eher "verschwörungstheoretisch", darin eine Verschwörungstheorie zu sehen.


    Auf Wikipedia herumzuhacken, ist einfach. Wenn ich dich stattdessen auf ein Buch verwiesen hätte, das niemand hier gelesen hat, hätte das erst recht nichts gebracht.

    Zitat

    Und nein, als jemand der nun beides im Studium schon behandelt hat: Critical Theory ist nicht Neo-Marxismus.

    Kann ich akzeptieren, weil du es dann doch wahrscheinlich besser weißt; sprechen wir meinetwegen ab jetzt und rückwirkend nicht mehr von Neomarxismus, sondern von Kritischer Theorie.

    Zitat
    Es ist nur so, dass praktisch alle Kritiken an Unterdrückenden Strukturen aus genannten Gründen darauf hinauslaufen, dass man das moderne kapitalistische System kritisiert.

    Die "Unterklasse" behagt doch der "progressiven Klasse" selbst nicht. Siehe dazu "Durchschnittsasi".

    Zitat
    Aber nicht alle, die dieses kritisieren, plädieren für Marxismus in irgendeiner Form, oder Sozialismus/Kommunismus. Diverse Leute plädieren zum Beispiel eher für die Keynesianische Schule.

    Die auch nicht funktioniert.

    Zitat

    Also siehst du eine verschwörung dahinter, dass auf einmal trans Menschen akzeptiert werden sollen und das alles nur darauf aus ist, um böse gemein Dinge zu tun und nicht einfach nur... weil man der Meinung ist, dass Leute Menschenrechte haben sollten=

    Was heißt hier immer Verschwörung? Linke Gruppen haben sich das Thema zueigen gemacht, genauso wie rechte Gruppen. Diejenigen, die wirklich nur an Menschenrechten interessiert sind, sind wahrscheinlich sogar in der Überzahl; weil aber das Thema unentwirrlich mit links/rechts codierten Dogmen verbunden ist, wie dem vom rein sozialen (="sinnlosen") Konstrukt der Gender-Identität bzw. rein biologischen Konstrukt (hier mal als binäre Extreme verstanden), werden auch diese Menschen unweigerlich politisiert.

  • Nein, klingt es wirklich nicht. Es ist eher "verschwörungstheoretisch", darin eine Verschwörungstheorie zu s

    Nein, ist es nicht. Du sprichst hier von einer Organisierten Sache, die darauf ausgerichtet sei, ein System umzustürzen, was du eindeutig als ein gutes System betrachtest. Spezifisch bezichtigst du Menschen, die sich einfach nur für Menschenrechte Einsetzen, dessen, dass sie es nur tun würden, um ein anderes Ziel zu verfolgen - und nicht etwa, weil sie Interesse daran haben, dass trans Menschen ein langes und glückliches Leben führen können.


    Desweiteren bezichtigst du auch Leute, die schlicht und ergreifend den Status Quo kritisieren, dies mit unlauteren Zielen zu tun.


    Kann ich akzeptieren, weil du es dann doch wahrscheinlich besser weißt; sprechen wir meinetwegen ab jetzt und rückwirkend nicht mehr von Neomarxismus, sondern von Kritischer Theorie.

    Das ist korrekt. Es ist kritische Theorie. Und kritische Theorie ist sehr wichtig, da es nun einmal wichtig ist unsere Welt, in der wir gerade leben, kritisch zu hinterfragen und auch zu hinterfragen wie die ganzen Ungerechtigkeiten, die wir beobachten können, zu Stande kommen.


    Die "Unterklasse" behagt doch der "progressiven Klasse" selbst nicht. Siehe dazu "Durchschnittsasi".

    Nein, das stimmt schlicht und ergreifend nicht. Es gibt übrigens keine "progressive Klasse", nur eine progressive Bewegung. Klassen beziehen sich rein auf die Einkommensgruppen und die damit verbundenen Lebensumstände. Es gibt nicht "die progressive Klasse", da in der progressiven Bewegung Menschen aus allen Klassen - vorrangig aber aus der Unterschicht und Mittelklasse vertreten sind.


    Und die Unterschicht besteht zu einem nicht unerheblichen Anteil aus marginalisierten Personen. Also queeren Menschen, behinderten Menschen, BI_PoC und alleinstehenden Frauen.


    Dabei sei natürlich gesagt, das leider gerade diejenigen, die nicht zu einer marginalisierten Gruppe gehören und in der Unterschicht landen, leider sehr anfällig für rechte Ideologien sind, da diese einfache Erklärungen und Lösungen für ihre Probleme liefern und es nun einmal leichter ist marginalisierte Menschen zu verprügeln, als gegen das System zu kämpfen. Auch wird von rechts immer wieder versucht, marginalisierte Gruppen gegeneinander auszuspielen. (Dies sehen wir eben darin, wie aktuell von rechts versucht wird, Frauen und cis Queere menschen gegen trans Menschen auszuspielen.)


    Und wer aktiv and der Unterdrückung von marginalisierten Gruppen teilnimmt, gehört dafür natürlich kritisiert - unabhängig von seinem Jahreseinkommen.


    Die auch nicht funktioniert.

    Und das machst du woran fest?


    Bzw. behauptest du gerade das Chicago School Kapitalismus/Neoliberalismus funktioniert?


    Was heißt hier immer Verschwörung?

    Weil du nun einmal eine Verschwörung herbeifantasierst. In der alle Menschen, die sich für die Rechte von marginalisierten Menschen einsetzen und die sogenannten "Systems of Opression" kritisieren, alle in wahrheit komplett das System stürzen wollen und es nur aus diesem Grund tun.

  • Es gibt übrigens keine "progressive Klasse", nur eine progressive Bewegung. Klassen beziehen sich rein auf die Einkommensgruppen

    Das ist eine von mehreren möglichen Definitionen der Klasse (Marx würde ja eher an Produktion denken). Aber auch hier habe ich kein Problem damit, den Begriff der "progressiven Klasse" fallenzulassen (Brecht bezeichnet die Bourgeoisie (!) in einem Essay so, was aber von mir nicht gemeint war).


    Wenn es nach dem mittleren Einkommen geht, übertreffen Asiaten weiße Amerikaner um einiges. Warum?

    Zitat
    Dabei sei natürlich gesagt, das leider gerade diejenigen, die nicht zu einer marginalisierten Gruppe gehören und in der Unterschicht landen, leider sehr anfällig für rechte Ideologien sind, da diese einfache Erklärungen und Lösungen für ihre Probleme liefern und es nun einmal leichter ist marginalisierte Menschen zu verprügeln

    Die linken Ideologien liefern also keine "einfachen Erklärungen und Lösungen" für die Probleme der Menschen aus der Unterschicht?

    Vor allem: Wer "in der Unterschicht landet", ist nicht schon von sich aus zu einer marginalisierten Gruppe gehörig?

    Zitat
    Auch wird von rechts immer wieder versucht, marginalisierte Gruppen gegeneinander auszuspielen. (Dies sehen wir eben darin, wie aktuell von rechts versucht wird, Frauen und cis Queere menschen gegen trans Menschen auszuspielen.)

    Ja, das ist natürlich traurig.

    Zitat

    Und das[s Keynesianismus nicht funktioniert,] machst du woran fest?

    Keynes erkennt richtig, dass die wahre Ursache der Massenarbeitslosigkeit zu hohe Reallöhne sind, er erwartet aber, die Reallöhne müssten durch einen Prozess der Geldentwertung verringert werden, damit, wenn die Gewerkschaften auf zu hohen Geldlöhnen bestehen, die Geldmenge vermehrt wird, daher die Preise steigen und die Reallöhne sinken.


    Das funktioniert aber nicht, weil die Gewerkschaften die sinkende Kaufkraft durch immer neue Lohnerhöhungen einholen, sodass eine progressive Inflation entsteht. Es stimmt also nicht, dass Lohnerhöhungen die Nachfrage fördern.

    (frei zitiert nach H. Poller, "Die Philosophen und ihre Kernthesen", S. 456)

    Zitat

    Bzw. behauptest du gerade das Chicago School Kapitalismus/Neoliberalismus funktioniert?

    Ich bin kein Ökonom. Ich habe davon sehr wenig Ahnung. Aber die Chicago School hat teilweise sehr gut funktioniert, Ludwig Erhard, obwohl kein Laissez-faire-Kapitalist, hat ja auf deren Ideen zurückgegriffen. Chile unter Pinochet will ich lieber nicht als Beispiel anführen, weil das wahrscheinlich mit stark ausbeuterischen staatlichen Strukturen einherging.


    Übrigens finde ich die These seltsam, die Kapitalisten würden die Unterklasse im Kapitalismus unweigerlich unterdrücken. Hinter der Unterstützung für trans Menschen steckt eine Menge Geld, die von Riesenfirmen wie Google, Microsoft oder Johnson & Johnson kommt.

    Zitat

    Weil du nun einmal eine Verschwörung herbeifantasierst. In der alle Menschen, die sich für die Rechte von marginalisierten Menschen einsetzen und die sogenannten "Systems of Opression" kritisieren, alle in wahrheit komplett das System stürzen wollen und es nur aus diesem Grund tun.

    Wie kommst du immer auf "alle Menschen"? Wenn du das Zitat nicht abgeschnitten hättest, sähest du, dass da steht "Diejenigen, die wirklich nur an Menschenrechten interessiert sind, sind wahrscheinlich sogar in der Überzahl".


    Hat Black Lives Matter eine marxistische Komponente? Ja, aber nicht alle, die an BLM teilnehmen, sind auch Marxisten, und insgesamt ist die Bewegung nicht marxistisch. Aber es gibt eben doch das teilweise Bestreben, die Bewegung für den Marxismus einzusetzen.


    Ich glaube ja schon, dass diejenigen, die "Systems of Oppression" kritisieren, diese Systeme auch "komplett stürzen", wenigstens: ihrer Essenz nach verändern -- was mir das Gleiche heißt -- wollen.

    Zitat
    Und kritische Theorie ist sehr wichtig, da es nun einmal wichtig ist unsere Welt, in der wir gerade leben, kritisch zu hinterfragen

    "Kritisch zu hinterfragen", was als Grundsatz linker Ideologie gilt, bringt mir gerade sehr wenig Freunde ein. Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen GAS und Gender-Identität hat immer noch niemand beantwortet.

  • Die linken Ideologien liefern also keine "einfachen Erklärungen und Lösungen" für die Probleme der Menschen aus der Unterschicht?

    Tatsächlich nicht. Zum einen ist es deutlich schwerer eine ganze Staatsstruktur abzubauen und durch etwas relativ ungetestetes zu ersetzen, zum anderen ist es deutlich einfacher nach unten zu schlagen, als nach oben.

    Was für eine Beruhigung bringt es denn, wenn jemand sagt, das Problem sind die unerreichbaren, übermäßig mächtigen?

    Zumal ein wechsel in Staatskörper auch viel eigene Initiative gebraucht und vielleicht zuerst viel Arbeit und Nachteile bringt, bevor es besser wird. Dafür zu voten, alle Ausländer raus zu schmeißen benötigt null Aktivität. Man muss sich einfach nicht dagegen einsetzen.


    Zur Frage bezüglich des Einkommensstandes von Asiaten weiß ich auch ein paar Antworten.

    Letztendlich bin ich aber leider nicht fit genug, um exakte Gründe anzugeben, aber es hat wohl viel mit deren finanziellen Status bei der Ankunft in den Staaten zu tun und dem Stigma sie seien natürlich begabter als andere "Rassen" was zu Bevorzugung führt.

    Neben dieser kurzbeschreibung hoffe ich, dass noch jemand anderes die Details ergänzen wird, die ich nicht hinzufügen kann.

  • Wenn es nach dem mittleren Einkommen geht, übertreffen Asiaten weiße Amerikaner um einiges. Warum?

    a) Das betrifft nur das mittlere Einkommen. Gesamt gesehen sind immer noch weit mehr Asiat*innen in America unter der Armutsgrenze, als weiße Menschen.

    b) Liegt das am "Model Minority Mythos" und wie dieser Zustande kam. Effektiv hat die USA für Asiat*innen aus akademischen und technischen Berufen leichtere Einwanderungsregelungen, als für andere ethnische Minderheiten (aufgrund der hohen technikafinität von diversen Asiatischen Hochschulen), was dazu führt das Asiatische Einwanderer*innen direkt in höhere Gehaltsklassen einsteigen. Was dazu führt, das die best verdienenden Asiat*innen im Amerika halt genug Einkommen haben, um die massive Armut anderer Asian Americans auszugleichen.

    c) Ist spezifisch bei Asiat*innen es nun einmal so, dass kulturell häufig von den Kindern Leistung erwartet wird, was dazu führt das im Schnitt asiatischstämmige Schüler*innen häufig bessere Leistungen erbringen und einen besseren schulischen Erfolg erleben. Dennoch ist nachgewiesen, dass selbst der bessere asiatische Schüler häufig gegenüber einem durchschnittlichen weißen Schüler benachteiligt wird.


    Die linken Ideologien liefern also keine "einfachen Erklärungen und Lösungen" für die Probleme der Menschen aus der Unterschicht?

    Vor allem: Wer "in der Unterschicht landet", ist nicht schon von sich aus zu einer marginalisierten Gruppe gehörig?

    Wie Sunaki korrekt sagt: Nein, die Lösung "Hmm, irgendwie funktioniert das System nicht und diejenigen, die an der Spitze stehen profitieren von unserem Leid, aber wir haben keine Mittel sie zu erreichen" ist nicht einfach. Eine systematische Änderung zu erzeugen ist nicht einfach. Es ist das genaue Gegenteil.

    Dagegen ist es sehr einfach eine marginalisierte Person, die sowieso schon vom Staat und System weniger geschützt ist, als alle anderen, anzugreifen und ihr Leid zuzufügen - etwas das häufig genug nicht einmal strafrechtliche Konsequenzen mit sich bringt, da nun einmal auch die Polizei häufig einen rechten Bias hat.


    Und natürlich, so gesehen sind auch Arme Menschen in unserer Gesellschaft marginalisiert und Klassismus ist wahrscheinlich eine der unsichtbarsten Formen der Diskriminierung. Insofern kann man natürlich vielleicht besser sagen "mehrfach marginalisierte Menschen".


    Keynes erkennt richtig, dass die wahre Ursache der Massenarbeitslosigkeit zu hohe Reallöhne sind, er erwartet aber, die Reallöhne müssten durch einen Prozess der Geldentwertung verringert werden, damit, wenn die Gewerkschaften auf zu hohen Geldlöhnen bestehen, die Geldmenge vermehrt wird, daher die Preise steigen und die Reallöhne sinken.


    Das funktioniert aber nicht, weil die Gewerkschaften die sinkende Kaufkraft durch immer neue Lohnerhöhungen einholen, sodass eine progressive Inflation entsteht. Es stimmt also nicht, dass Lohnerhöhungen die Nachfrage fördern.

    Das... ist nicht der Kern von Keynes Wirtschaftsphilosophie. Überhaupt nicht. Der Kern von Keynes Wirtschaftsphilosophie ist, dass der Staat in die Wirtschaft investieren muss, bspw. durch Infrastrukturprojekte, und in diesem Sinne Geld in die Hand nehmen muss, um in einer Rezession Armut und Arbeitslosigkeit und damit eben auch der Teufelsspirale entgegen zu wirken. Denn, so erkennt Keynes, je mehr Leute von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind, desto weniger Geld ist in der Ökonomie und desto weniger Geld wird ausgegeben, was die Rezession verstärkt. Wie gesagt, Teufelsspirale. Entsprechend, so Keynes, muss der Staat entgegen wirken. Er schlägt dafür finanzielle Unterstützungen für die Arbeitslosen und Arbeitsunfähigen Menschen vor, wie eben auch das staatliche Schaffen von Jobs. Wie gesagt, Infrastrukturprojekte.


    Darüber hinaus bringt Keynes auch ein, dass es eventuell zu überlegen sei, gewisse Sektoren aus dem "freien Markt" herauszunehmen, um eben Lebensgrundlagen für die Menschen zu erhalten.


    Aber der Kern ist = Staatliche Ausgaben sind notwendig, um Rezessionen entgegen zu wirken.


    Etwas, das nachgewiesener Weise funktioniert.


    Außerdem Erkennt Keynes auch die Wichtigkeit für Investition in diverse Grundversorgungen (unter anderem Infrastruktur, aber auch Hausbau allgemein), um Wirtschaft und Lebensverhältnisse zu stabilisieren.



    Ich bin kein Ökonom. Ich habe davon sehr wenig Ahnung. Aber die Chicago School hat teilweise sehr gut funktioniert, Ludwig Erhard, obwohl kein Laissez-faire-Kapitalist, hat ja auf deren Ideen zurückgegriffen. Chile unter Pinochet will ich lieber nicht als Beispiel anführen, weil das wahrscheinlich mit stark ausbeuterischen staatlichen Strukturen einherging.

    Nein, die Chicago School hat nie gut funktioniert. Sie hat ausnahmslos überall wo sie umgesetzt wurde, zu politischer Stabilisierung geführt, wurde aber wieder und wieder von den USA (speziell unter Leitung von Ökonom Milton Friedman) durch Coups in verschiedensten Ländern der Südhalbkugel durchgesetzt, was ein zentraler Faktor darin ist, warum diverse dieser Länder eben heute in permanenter politischer Destabilisierung leben.


    Auch innerhalb der USA sehen wir, wie in den Bereichen, wo die Chicago School durchgesetzt wurde, die Armut gestiegen ist, wie auch die gesundheitliche Belastung der Bevölkerung und die Übersterblichkeit und auch die Kriminalität. Bildung dagegen sinkt in Gebieten, wo es durchgesetzt wurde.


    Die einzigen, die von Chicago School Laissez-faire Profitieren, sind die sowieso reichen.


    Ich gehe soweit zu behaupten (und bin damit nicht allein, da diverse Wirtschaftspsycholog*innen und -forscher*innen diese Meinung teilen), dass die Chicago School eine Form von Gewalt ist. Und natürlich so, wie sie aktuell eingesetzt wird, vor allem auch eine Form kolonialer Gewalt.


    Übrigens finde ich die These seltsam, die Kapitalisten würden die Unterklasse im Kapitalismus unweigerlich unterdrücken. Hinter der Unterstützung für trans Menschen steckt eine Menge Geld, die von Riesenfirmen wie Google, Microsoft oder Johnson & Johnson kommt.

    Das die Kapitalist*innen marginalisierte Gruppen unterdrücken ist nicht nur eine These, sondern ist wieder und wieder nachgewiesen worden. Die Finanzierung hinter der Anti-Trans Bewegung ist weitaus größer, als die in der Pro-Trans Bewegung, wo die Spenden häufig nur Symbolbeträge sind, die der eigentlichen Bedeutung des Begriffs "Virtue Signaling" entsprechen.


    Ich glaube ja schon, dass diejenigen, die "Systems of Oppression" kritisieren, diese Systeme auch "komplett stürzen", wenigstens: ihrer Essenz nach verändern -- was mir das Gleiche heißt -- wollen.

    Was bei dir das gleiche heißt. Ist schön für dich, ist aber dennoch ein Unterschied.


    Übrigens höre ich dabei raus, dass du es für richtig und wichtig empfindest, dass Menschengruppen unterdrückt und ausgenommen werden. Interessant zu wissen.


    "Kritisch zu hinterfragen", was als Grundsatz linker Ideologie gilt, bringt mir gerade sehr wenig Freunde ein.

    Dann sollte man sich die Frage stellen, warum das so ist?


    Sollen marginalisierte Gruppen (und das inkludiert in diesem Fall Arme Menschen) einfach akzeptieren, dass sie unterdrückt werden?`

  • Wie Sunaki korrekt sagt: Nein, die Lösung "Hmm, irgendwie funktioniert das System nicht und diejenigen, die an der Spitze stehen profitieren von unserem Leid, aber wir haben keine Mittel sie zu erreichen" ist nicht einfach. Eine systematische Änderung zu erzeugen ist nicht einfach. Es ist das genaue Gegenteil.

    Das ist ja erst mal keine Lösung sondern eine Erkenntnis. Und da habe ich durchaus das Gefühl, dass viele Ideologen, die sich weit links des politischen Spektrums befinden, die Realität zugunsten ihrer Ideale ausblenden, sich also teilweise der Komplexität die hinter der Erreichung dieses Ideals steht nicht bewusst zu sein scheinen. Kommunismus sagt ja auch von sich selbst, das Ziel und nicht der Weg zu sein. Du hast weiter unten die durchaus positiven Ansätze von Keynes erläutert, die doch einige sozialistische Ansätze aufweisen. Gleichzeitig hat sich Keynes aber nicht als Sozialist, geschweige denn Kommunist verstanden, stand dem Marxismus auch eher kritisch gegenüber und war eher darauf bedacht, den Kapitalismus zu "retten". Er argumentierte, dass es sinnvoller sei, ein bestehendes System schrittweise zu ändern, als es sofort komplett über Bord zu werfen. Das ist ja auch irgendwo der Kern des Konservatismus. Die Erkenntnis, dass es viel schwerer ist, ein System aufzubauen, als es zu zerstören. Zwar mag die Erkenntnis, wie scheiße unser System teilweise ist und warum, fortschrittlich sein, doch ist es die Idee, es einfach über den Haufen zu werfen und "abzuschaffen" nicht. So wie z.B. im Polizeigewaltthema, in das ich mich reingelesen habe, in dem schwadroniert wurde, man solle die Polizei und den Staat am besten gleich mit abschaffen und zum Modell der indigenen Völker zurückkehren. Wie stellt ihr euch das in der Realität vor?

  • wanted Hättest du die ganze Diskussion gelesen, wüsstest du, dass ich Keynes aufgebracht habe, spezifisch um zu widerlegen, dass Anhänger der kritischen Theorie alle Marxistisch sind, da es eben unter ihnen diverse Anhänger*innen von Keynes und anderen Sozialwirtschaftlichen Systemen gibt. Ich habe ihn also spezifisch als ein Beispiel angeführt für etwas, das kapitalistisch ist, aber heute im Bereich der kritischen Theorie anzusiedeln ist.

  • So wie z.B. im Polizeigewaltthema, in das ich mich reingelesen habe, in dem schwadroniert wurde, man solle die Polizei und den Staat am besten gleich mit abschaffen und zum Modell der indigenen Völker zurückkehren. Wie stellt ihr euch das in der Realität vor?

    Ich möchte mal anzweifeln, dass das wirklich eine akkurate bzw. faire Wiedergabe der Diskussion dort ist. Indigene Völker mit nicht-hierarchischen Gesellschaftsformen bzw. ohne staatliches Gewaltmonopol wurden da meiner Erinnerung nach lediglich als Beispiel genannt, dass der Mensch nicht unbedingt einen modernen Nationalstaat mit besagtem Gewaltmonopol und Polizei und Hierarchien benötigt, und das wiederum wurde nur angeführt, weil von der anderen Seite das Argument kam, der Mensch brauche das alles eben, um eine funktionierende Gesellschaft zu haben (quasi von Natur aus). Es wurde nicht behauptet, einfach mal eben von heute auf morgen 1:1 irgendeine Gesellschaftsform indigener Völker zu adaptieren.

    Außerdem bin ich ziemlich sicher, dass allgemein auch nicht behauptet wurde, Staat und Polizei sollten am besten einfach komplett von heute auf morgen komplett gestrichen werden. Hier wurde meiner Erinnerung nach gerade angemerkt, dass es wichtig ist, nach und nach Ursachen von Kriminalität (unter anderem etwa Armut) anzugehen und zugleich Personal aufzubauen, das für bestimmte Krisensituationen (etwa Situationen häuslicher Gewalt oder psychische Krisen von Einzelpersonen) besser geschult, aber eben nicht unbedingt bis an die Zähne bewaffnet und mit so weitreichenden Befugnissen ausgestattet ist. Es wurde angemerkt, dass, wenn die Polizei weiterbesteht, zugleich von der Polizei unabhängige Möglichkeiten aufgebaut werden sollten, um Fälle von Polizeigewalt aufzuarbeiten. Und so weiter und so fort. Das Ganze war sehr viel weniger naiv-idealistisch und stattdessen deutlich nuancierter, als es jetzt hier gemacht wird.

    Was nicht passiert ist, war die Vorlage eines wunderschön detaillierten Zehnjahresplans zur Errichtung einer nicht-hierarchischen Gesellschaft ohne Staat und Polizei, der alle zufriedenstellt. Aber was wird hier auch erwartet? Wir sind hier kleine Einzelpersonen in einem Pokémonforum, und dafür wurde imo in der fraglichen Diskussion schon Einiges an konkreten Richtungen genannt, in die es dann in der Realität gehen kann. Und all das wird hier jetzt einfach mal im Vorbeigehen durch einen äußerst simplifizierten Strohmann ersetzt, was ehrlich gesagt gerade angesichts der Tatsache, wie viel Mühe sich da von vielen Leuten mit ihren Beiträgen gegeben wurde, ein klein wenig ermüdend ist.

  • a) Das betrifft nur das mittlere Einkommen. Gesamt gesehen sind immer noch weit mehr Asiat*innen in America unter der Armutsgrenze, als weiße Menschen.

    Das stimmt nicht. https://www.census.gov/library…ns/2021/demo/p60-273.html


    8,2% der Weißen lebten 2020 unter der Armutsgrenze, gegenüber 8,1% der Asiaten.

    Zitat

    Wie Sunaki korrekt sagt: Nein, die Lösung "Hmm, irgendwie funktioniert das System nicht und diejenigen, die an der Spitze stehen profitieren von unserem Leid, aber wir haben keine Mittel sie zu erreichen" ist nicht einfach. Eine systematische Änderung zu erzeugen ist nicht einfach. Es ist das genaue Gegenteil.

    Für "die Rechten" stehen doch genauso "unerreichbare" Politiker, Bürokraten und Kapitalisten "an der Spitze" als ihre Gegner fest.

    Zitat

    Der Kern von Keynes Wirtschaftsphilosophie ist, dass der Staat in die Wirtschaft investieren muss, bspw. durch Infrastrukturprojekte, und in diesem Sinne Geld in die Hand nehmen muss, um in einer Rezession Armut und Arbeitslosigkeit und damit eben auch der Teufelsspirale entgegen zu wirken. Denn, so erkennt Keynes, je mehr Leute von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen sind, desto weniger Geld ist in der Ökonomie und desto weniger Geld wird ausgegeben, was die Rezession verstärkt. Wie gesagt, Teufelsspirale. Entsprechend, so Keynes, muss der Staat entgegen wirken. Er schlägt dafür finanzielle Unterstützungen für die Arbeitslosen und Arbeitsunfähigen Menschen vor, wie eben auch das staatliche Schaffen von Jobs. Wie gesagt, Infrastrukturprojekte.

    Der "Keynesianismus" hat aber das fundamentale Problem, dass er ein System reguliert, das von Menschen beherrscht wird, die die Mittel haben, diese Regulationen zu umgehen.


    Dass der Staat sich manche Industrien vorbehalten sollte (etwa die Wasserversorgung), sehe ich genauso. Aber wie viele und welche, darüber kann man wohl diskutieren.

    Zitat

    Aber der Kern ist = Staatliche Ausgaben sind notwendig, um Rezessionen entgegen zu wirken.

    Etwas, das nachgewiesener Weise funktioniert.

    Der "Keynesianismus" hat aber auch zur Stagflation der 70er in den USA und Großbritannien geführt, in der sowohl die Arbeitslosigkeit als auch die Inflation hoch waren, im Gegensatz zu Keynes' These, diese seien invers zueinander ("Philips-Kurve"). In Deutschland hat sich unter "keynesianischer" ökonomischer Politik damals die Arbeitslosigkeit verfünffacht.


    Zitat

    Nein, die Chicago School hat nie gut funktioniert. Sie hat ausnahmslos überall wo sie umgesetzt wurde, zu politischer Stabilisierung geführt, wurde aber wieder und wieder von den USA (speziell unter Leitung von Ökonom Milton Friedman) durch Coups in verschiedensten Ländern der Südhalbkugel durchgesetzt, was ein zentraler Faktor darin ist, warum diverse dieser Länder eben heute in permanenter politischer Destabilisierung leben.

    Ich will mich eigentlich für meine Ansichten nicht auf diesen Zusatz "Chicago School" festlegen (tu dixisti). Ich finde einige soziale Unterstützung durch die Regierung, etwa im Bereich der Krankenversicherung oder des Arbeitslosengeldes, durchaus gut, vielleicht bin ich insofern ja "Keynesianer". In den USA ist ohnehin seit ca. 1990 wieder der "Keynesianismus" (wenn man den als Interventionismus versteht) auf dem Vormarsch, von links wie von rechts; sowohl George W. Bush als auch Obama haben ausgesprochen interventionistisch regiert; aber das durchschnittliche Haushaltseinkommen sank unter Obama von $55627 2007 auf $51017 2012. Übrigens lagen auch unter der "Chicago School", womit wohl in den USA "Reaganomics" gemeint ist (hat die eigentlich die USA "politisch destabilisiert"), die staatlichen Ausgaben der USA bei knapp 23% des Bruttoinlandsprodukts, gegenüber ~7% vor 1929, was wohl auch an der Rüstungspolitik infolge des NATO-Doppelbeschlusses lag, die immerhin, man möge es ihr zugutehalten, den Fall der Sowjetunion mittelbar bewirkte.


    Deine Insistenz, die Chicago School um Friedman sei "böse" (gewalttätig, kolonialistisch) und stecke hinter Coups im globalen Süden, sehe ich wiederum als "verschwörungstheoretisch". Der Coup in Chile geschah 1973 (mit Unterstützung der CIA), die chilenische Wirtschaftspolitik unter Pinochet war zunächst korporatistisch und gar nicht "neoliberal", Friedman hat erst 1975 einen Besuch in Chile angetreten. Er war auch kein "Berater" Pinochets, so wenig wie er "Berater" Jugoslawiens war, er hat das Regime Pinochets sogar heftig kritisiert. Er sah in der Liberalisierung der Wirtschaft eine Methode, die Demokratisierung voranzubringen, was in Chile tatsächlich funktioniert hat; die meisten marktfreundlichen Veränderungen wurden unter den Regierungen nach Pinochet erreicht und bewirkten von 1990 bis 2000 eine Reduzierung der Armut um die Hälfte der Betroffenen (von 40% auf 20%). Friedman war übrigens auch gegen den Irakkrieg (der nicht den "Neoliberalismus", sondern den (neo)konservativen Korporatismus und Protektionismus stärken sollte) und nannte sich selbst einen Anti-Interventionisten. Die Liberalisierung der Wirtschaft selbst in Diktaturen liegt wohl eher an einem globalen Trend hin zur Liberalisierung als in einer systematischen Eigenschaft dieser Diktaturen. -- Was Argentinien betrifft, so wurde das Land unter der Diktatur gar nicht so sehr "liberalisiert" wie zur gleichen Zeit etwa Schweden oder Malaysia.


    Dass der Kapitalismus die Unterklasse ökonomisch unweigerlich unterdrückt, bestreite ich wirklich. Die Zahl der Menschen weltweit, die an extremer Armut leiden, hat sich von 1,85 Milliarden ~1990 auf 767 Millionen ~2010 verringert, was vor allem auch mit der Hinwendung Chinas zum Kapitalismus zusammenhängt. Wirtschaftliche Freiheit geht einher mit geringeren Armuts- und Arbeitslosigkeitsraten (Armut im ökonomisch freiesten Quintil der Nationen liegt bei ~15% gegenüber 29% im Rest der Welt; Arbeitslosigkeit bei ~5% gegenüber mehr als doppelt so viel im Rest der Welt). Das Problem des globalen Südens ist eher, dass diese Länder noch zu wenig vom Markt durchdrungen werden, als zu sehr (im ökonomisch unfreiesten Quintil liegt die Armut bei 37% und die Arbeitslosigkeit bei 13%), und dass in ihnen hohe Korruption dazu führt, dass interventionistische Politik vom Volk befürwortet wird. Das Problem sind aber auch den freien Markt behindernde Einfuhrzölle der Industrieländer auf Textilien und landwirtschaftliche Erzeugnisse, also Produkte, von denen die Dritte Welt ausnahmsweise mal mehr als genug produziert.

    Zitat

    Das die Kapitalist*innen marginalisierte Gruppen unterdrücken ist nicht nur eine These, sondern ist wieder und wieder nachgewiesen worden. Die Finanzierung hinter der Anti-Trans Bewegung ist weitaus größer, als die in der Pro-Trans Bewegung, wo die Spenden häufig nur Symbolbeträge sind, die der eigentlichen Bedeutung des Begriffs "Virtue Signaling" entsprechen.

    Ich sehe ein, dass der asymmetrische Vorteil der Mächtigen begrenzt werden muss.


    Zitat

    Übrigens höre ich dabei raus, dass du es für richtig und wichtig empfindest, dass Menschengruppen unterdrückt und ausgenommen werden. Interessant zu wissen.

    Virtue signaling (und völlig falsch)

    Zitat

    Dann sollte man sich die Frage stellen, warum das so ist?

    Das Forum ist überwiegend links...? Und ich werde als "rechts" wahrgenommen?

    Zitat

    Sollen marginalisierte Gruppen (und das inkludiert in diesem Fall Arme Menschen) einfach akzeptieren, dass sie unterdrückt werden?`

    Nein.


    PS. Die Kriterien, nach denen die heutigen USA faschistischer seien als Stalins UdSSR, würde ich gern mal sehen.