Finde Überdramatisieren auch doof. Nur denke ich, dass diejenigen, die das Problem eigentlich überdramatisieren, diejenigen sind, die behaupten, es ließe sich eh nichts (mehr) tun - denn seien wir mal ehrlich, was könnte eine negativere und überdramatisierendere Haltung sein?
Bin mir (auch wenn ich die weiteren Zitate betrachte, bei denen du den Begriff verwendest) nicht ganz sicher, ob wir unter Überdramatisieren überhaupt das Gleiche verstehen. Wenn da steht, dass man sowieso nichts daran ändern kann, ist das wohl eher eine realistische Beschreibung der Tatsachen, vielleicht auch etwas Resignation. Vielleicht könnte man ein bisschen ändern, wenn man morgen alles herunterfahren würde, was irgendwie klimaschädlich ist, aber das wird nicht passieren, auch nicht übermorgen oder überübermorgen.
Aus meiner Sicht sind auch Diskussionen, ob wir Kohlekraftwerke besser morgen, als 2038 abschalten sollen verschwendete Mühe und Demos gegen ein neu gebautes Kohlekraftwerk, das am besten garnicht erst ans Netzt gehen soll, schlicht dumm. Ich sags gerne immer wieder: zumindest gibt es hier nun einen Ausstiegsplan. Vielleicht will sich ja jemand mal die Mühe machen, wieviele Kohlekraftwerke momentan weltweit in der Planung oder im Bau sind, von den bestehenden mal ganz zu schweigen. Aber gut, wenn wir unsere paar Kraftwerke 15 Jahre früher abschalten, gibt uns das zumindest das Gefühl, etwas getan zu haben. Zum Glück gibts ja die EU und wir könnten uns bei Stromknappheit auf polnische Kohlekraftwerke und belgische/französische Atomkraftwerke verlassen. Leider sieht man ja nicht, welcher Strommix gerade aus der Steckdose kommt.
Zu den von dir beschriebenen Folgen kann man heute nur spekulieren. Möglich, dass wir in ein paar Jahren radikale Folgen zu erwarten haben. Aber da gehts den Politikern nunmal wie den Bürgern: teurer Strom, Fahrverbote usw. treffen uns jetzt, die Zukunft in ein paar Jahren ist viel zu wenig greifbar und statt sich ständig vor ihr zu fürchten bzw. den Weltuntergang herbeizubeschwören, kann man auch einfach im Jetzt leben. Klingt am Ende egoistischer als es soll und entspricht nicht komplett dem, was ich denke oder wie ich mich verhalte, aber wie schnell sich etwas ändern kann, sieht man ja gerade aktuell, wenn ein kleiner Virus die halbe Menschheit lahmlegt. Der ist vielleicht wirklich genau das, was die Umwelt gerade braucht, wird aber wer will schon sein restliches Leben mit diesen ganzen Einschränkungen verbringen?