"Hm, schon seltsam, wie schnell sich alles zum Guten wenden kann. Es ist nur eine kurze Zeit her, da hatte ich endlich beschlossen, nach Uriel aufzubrechen, um mir mein eigenes Geld zu verdienen, und jetzt bin ich nur dadurch, dass ich an die richtigen Leute geraten bin, schon so gut wie einer Organisation beigetreten, die mich für meine Dienste bezahlen wird und obendrein noch den Sonnenkaiser loswerden will. Der Typ war mir sowieso nie geheuer, es müsste ihm doch klar sein, dass sich nicht alle Völker miteinander vertragen können, das was er errichtet hat, ist nichts anderes als eine Diktatur, die dem Volk nicht gerecht wird. Schon eine tolle Vorstellung von Frieden", dachte Palres so vor sich hin. Er hatte das Geschehene noch immer nicht richtig verarbeiten können, es war schliesslich auch sehr schnell gegangen. Aber er war glücklich, seine Entscheidung schien die richtige zu sein, denn er hatte ein sehr gutes Gefühl, obwohl sich sein Verstand dagegen gesträubt hatte, einfach so einzuwilligen; das Bauchgefühl und die Neugier des Fauns hatten diesmal den Sieg davongetragen.
Nun stand er also da, und machte sich seine Gedanken, während er in der Kapelle auf eine Regung wartete. Gleich neben ihm stand Jan, der Niugnip, mit dem er sich vor kurzem noch über dessen Rasse und seine eigene Heimat in den grossen Wäldern unterhalten hatte. Mit einem gehörigen Abstand zu ihnen hatte sich Platinex, das Metallwesen im Gotteshaus niedergelassen. Palres konnte sich leicht denken warum. Die Platiner brachten "Halbwesen", zu denen er augenscheinlich auch gehörte, nur Abscheu entgegen. Eigentlich konnte dem Faun das egal sein, er war sich die Sticheleien und Bemerkungen über sich ja gewohnt, trotzdem traf es ihn immer wieder, wenn er an seine schwere Kindheit erinnert wurde. Die anderen, die auch noch zur Gruppe gehörten, hatten sich auch zu den Wartenden gesellt, und so stand oder sass man still da, um auf ein Anzeichen für Aktivität zu warten.
Schlussendlich tauchte dann ein in eine schwarze Robe gewandter Mann wie aus dem nichts auf, und mit ihm ein Runenkreis und er sprach diese Worte: “Mein Name tut nichts zur Sache, wichtig ist nur, dass ich der Teleportmagier der Organisation bin, die Sie soeben angeworben hat. Ein kurzer Überblick über die folgenden Geschehnisse. Ich habe im hinteren Teil der Kapelle ein Tor erschaffen, dass Sie in das Hauptquartier bringen wird. Allerdings ist das Tor mit Zaubern belegt, die auch Ihre körperliche und seelische Konstitution überprüfen. Sollten die Zauber Sie für geeignet befinden, werden Sie ohne Probleme teleportiert. Das ist vielleicht ein wenig irritierend, aber es tut nicht weh und es wird Ihnen höchstens ein wenig schwindlig. Sollten Sie nicht unseren Anforderungen entsprechen, wird das Tor Sie nicht passieren lassen, da das Risiko Sie zu beschäftigen zu hoch wäre. Auch das sollte nicht zu irgendwelchen Schmerzen führen. Wenn keine Fragen mehr sind, folgen Sie mir bitte einfach.“
Palres lauschte seinen Worten aufmerksam und setzte sich dann, als auch die anderen es taten, in Bewegung, er wollte ja nicht zurückbleiben, aber ebensowenig Initiative ergreifen. Zusammen gingen sie durch das Tor und keiner schien abgewiesen zu werden. Allerdings wurde es Palres ganz anders, als sich plötzlich alles zu drehen anfing. Schliesslich stolperte er mit den anderen zusammen in einen grossen, leeren Raum, was sich als nicht allzu einfach erwies, da sie alle gleichzeitig gekommen waren. Palres hätte mit seinen Hufen fast den Niugnip zertrampelt und musste sich schliesslich mit den Händen stützen, um nicht ganz hinzufallen. Cion war derjenige, der sich am schnellsten fing und den anderen erklärte, dass er nun gehen würde. Jareth würde die Truppe übernehmen. Es folgte ein kurzer Abschied, bei dem sich dann auch alle wieder im Griff hatten und dann, als Cion gerade erst weg war, ging's los. Aus allen Ecken und Enden des Raums strauchelten die verschiedensten Wesen in den Raum. Palres erkannte unter anderem einen Tremorouge, der sich kaum übersehen liess, einen ebenfalls ziemlich grossen Greifen, einen Spinnenmenschen, die er auch schon zu Gesicht bekommen hatte, und eine Dyrade, die ja auch zu den Waldwesen zählte. Auf alle Fälle war es eine ziemlich zusammen gewürfelte Truppe, zu der, wenn man sie selbst mitzählte, siebzehn Leute gehörten.
Dann erhob Jareth, dem ja das Kommando übergeben worden war, die Stimme: „Mein Name ist Jareth und ich bin derjenige, der diese Gruppe leiten wird. Da ich sehe, dass wir alle unterschiedlichen Rassen entstammen, möchte ich um eine kleine Vorstellungsrunde bitten. Wie gesagt, ich bin Jareth, 22 Jahre alt, Kaabalist, also von der Elementklasse Metall und schwarzer Magier in Ausbildung. Ich habe mich für diese Aufgabe gemeldet, weil der Sonnenkaiser unrechtmäßig das Geld meines Volkes schmälert, dass eigentlich unserem Gott Utizck gebührt. Wie sieht es mit euch aus?“
"Eine Vorstellungsrunde? Das ist doch nicht dein Ernst, oder?", dachte Palres mehr oder weniger verzweifelt. Er hasste das, sich in den Mittelpunkt zu stellen, und mit anderen zu reden. Dass er sie nicht kannte, verbesserte die Lage nicht gerade sehr, verschlimmerte sie aber immerhin auch nicht. Ihm war jetzt schon klar, dass seine Vorstellung kurz ausfallen würde. Aber bevor überhaupt auf den Gedanken kam, sich zu melden, taten das zwei andere Rekruten.
Der eine, der sich als Ignatier vorstellte, einem Angehörigen der Feuerklasse, schien das mit der Vorstellung relativ locker zu nehmen. Mit einer fröhlichen Stimmer verkündete er einige Dinge über sich, während Palres sich Gedanken machte, wie er mit einem Feuerwesen umgehen sollte. Feuer in Form von Waldbränden, war jedem Faun das wahrscheinlich Verhassteste, das er sich vorstellen konnte, allerdings war es kontrolliert auch sehr nützlich. Wenn der Ignatier also mit seinen Gaben umgehen konnte, bestand kein Grund, ihn mit Vorurteilen zu bewerfen. Palres beschloss, ihm neutral gegenüber zu treten, wahrscheinlich war er sogar ganz in Ordnung, seine Vorstellung gefiel ihm sogar.
Zur Vorstellung der nächsten, einer Lumaerin, liess sich nichts Besonderes sagen, aber es meldete sich aus irgendeinem Grund kein anderer, also war wohl Palres an der Reihe. Er atmete kurz aus, und begab sich dann in die Mitte des Kreises, der sich mittlerweile gebildet hatte.
"Nun, hallo alle zusammen", sagte er etwas unsicher und verhaspelte sich sogar ein wenig, doch es gelang ihm, sich wieder zu fangen. Er wollte sich ja nicht zum Affen machen."Mein Name ist Palres, ich bin fünfundzwanzig Jahre alt und wie der eine oder andere wahrscheinlich schon bemerkt hat, bin ich ein Faun, gehöre also der Elementklasse Pflanze an. Ich bin durchaus magiekundig, verlasse mich im Kampf aber meistens auf meine Fähigkeiten als Schwertkämpfer, desweiteren bin ich wie jeder Faun eigentlich Musiker und ein wenig belesen. Einen richtigen Beruf habe ich allerdings nicht. Die Gründe, warum ich an diese Organisation gelangt bin, sind ehrlich gesagt, dass ich momentan ein wenig knapp bei Kasse bin, aber auch, dass ich das Werk des Sonnenkaisers alles andere als befürworte. Ähm, soviel zu mir."
Dann gliederte er sich wieder in den Kreis ein, froh, die Vorstellung mehr oder weniger überstanden zu haben. Jetzt, da er sie hinter sich hatte, wartete er gespannt auf die anderen Rekruten.