Einen gewissen "Grundrespekt" sollte man vor jedem Menschen haben, da hast du schon Recht, sonst würde unser Zusammenleben nicht funktionieren. Aber wenn jemand nicht dazu bereit ist, mich respektvoll zu behandeln, warum sollte ich ihn dann respektieren? Wodurch hätte sich so jemand meinen Respekt verdient?
Im Grunde sind wir uns ja vermutlich einig. Den Grundrespekt sollte man zunächst voraussetzen, denn sonst landen wir eben ganz schnell bei der von dir beschriebenen Situation:
Würde mich diese Person allerdings anpöbeln, dann würde ich rein aus Prinzip sitzen bleiben, denn in dem Fall hätte sich die Person meinen Respekt durch ihr respektloses Verhalten mir gegenüber verspielt.
Hier geht offensichtlich jemand davon aus, dass man nicht respektvoll mit dem anderen umgehen müsse, da sich dieser den Respekt nicht verdient habe. Respekt wird aber nicht verdient, sondern verloren, wie das Beispiel ebenfalls zeigt. Geht jeder davon aus, dass der andere sich zuerst korrekt verhalten müsse und verhält sich solang selbst, wie man will, landet man fasst zwangsläufig in der Situation, dass man sich respektlos verhält und gleichzeitig über Respektlosigkeit klagt. Sowas lässt sich leicht vermeiden, indem man sich immer erstmal respektvoll verhält. Damit wird man es nicht jedem rechtmachen, es gibt halt Leute, die sich selbst über den höflichsten Menschen noch aufregen, weil halt die Frisur nicht passt oder das Weltbild sonst zusammenbricht.
Im Übrigen ist es interessant, dass vor allem diejenigen, die ständig über die "respektlose Jugend" von Heute herziehen, meistens selbst Menschen sind, die ihren Mitmenschen keinerlei Respekt entgegenbringen.
Nun kenn wir deren Sichtweise auf die Welt natürlich nicht. Lass diese Menschen oft auf junge Menschen getroffen sein, die sich sehr respektlos verhalten haben, dann fängt man irgendwann vom einzelnen auf alle zu schließen. Und dann ist es halt "die Jugend", die sich eh respektlos verhält, warum sollte man dann selbst respektvoll mit ihr umgehen? Führt dann halt zu oben beschriebener Situation gegenseitiger Respektlosigkeit, der man nur entgegen wirkt, indem man selbst solchen Menschen entsprechend respektvoll begegnet. Vielleicht bringt es nichts, vielleicht aber merkt der Mensch auch, dass besagte Jugend gar nicht so schlimm ist und fragt beim nächsten Mal freundlicher.
Nur wer keine Ahnung von Politik hat, kann mit ihr zufrieden sein.
Es stimmt, dass hierzulande gerne gemeckert wird. Aber das geschieht nicht zu Unrecht. Dank der neoliberalen Ideologie, die Europa derzeit im Würgegriff hält, werden die Löhne immer weiter gesenkt, die Arbeitslosigkeit steigt und Gewerkschaften werden systematisch geschwächt, wovon allein die Großkonzerne und die Superreichen profitieren. In einer ungerechten Gesellschaft, in der eine Minderheit von Kapitalisten über den Rest herrscht, kann niemand zufrieden sein, der versteht, was vor sich geht.
Du triffst zwar durchaus meine persönliche Ansicht, was in diesem Land schief läuft, aber Fakt ist nunmal, dass das Gemecker in den meisten Fällen an ganz anderen Stellen ansetzt. Und auch Lösungsansätze für die beschriebenen Probleme sehen je nach politischer Färbung verschieden aus. Da ich meine Ansichten nicht für unfehlbar halte, kann ich nur schwer einschätzen, welche tatsächlich die richtigen sind. Denn natürlich können vermeintliche Lösungen für diese Probleme ganz andere Probleme mit sich ziehen. Die Theorie klingt meist recht einfach, die Praxis ist es oft nicht.
Und speziell zur "neoliberalen Ideologie, die Europa derzeit im Würgegriff hält": Ich habe schon Menschen über "Europakommunismus" und "EUdSSR" schimpfen hören. Denen ist die Wirtschaft noch längst nicht liberal genug und die Linken sind das Problem. Aber gut, damit begeben wir uns schon recht stark vom eigentlichen Thema weg.
Das glaube ich eher nicht. Konservative Erziehungsmethoden hätten in unserer heutigen Informationsgesellschaft bestimmt keine Auswirkungen auf die Jugend im Allgemeinen. Dafür ist unsere Gesellschaft bereits "zu liberal". Man müsste die Kinder schon komplett von der echten Welt abschotten, um zu verhindern, dass sie sich ihr anpassen. :P
Ich sagte ja bereits, dass die Prämisse für konservative Erziehung ein allgemein konservativer Tenor wäre. Sprich: Die Gesellschaft dürfte eben nicht liberal sein, sondern müsste ein entsprechend konservatives Weltbild vertreten. Aber das ist lediglich ein Gedankenspiel mit jeder Menge "hätte wäre könnte".