Wer kennt das nicht: Man hat ein Bild im Kopf, weiß aber nicht, was man schreiben soll, um es dem Leser nahe zu bringen?
In diesem Topic werde ich zuerst eine kleine Einführung in Sachen Beschreibungen geben und danach habt ihr die Möglichkeit, selbst geschriebene Beschreibungen von Szenen, Charakteren oder Objekten zu posten, auf die dann alle User:innen im Bereich einen Blick werfen können. Im zweiten Beitrag findet ihr außerdem eine ausführliche Unterstützung zum Schreiben einer Kampfszene.
Ich denke mal, jeder weiß, was beschreiben bedeutet. Die berechtigte Frage ist jetzt aber „Wie beschreibe ich?“, beziehungsweise „Wie beschreibe ich in dieser und jeder Situation?“. Genau diese Fragen werde ich nun in den Grundzügen zu klären versuchen.
- Generelle Vorgehensweise
- Charakterbeschreibungen
- Umgebungsbeschreibungen
- Unterschiede in verschiedenen Situationen
- Kleine Hilfe bei der Strukturierung
- Weitere Möglichkeiten für Beschreibungen
- Fazit / Zusammenfassung
1. Generelle Vorgehensweise
„Stell dir vor, du würdest direkt vor ihr stehen. Worauf würdest du achten?“
Das ist das grobe Motto, das man bei jeder Beschreibung im Hinterkopf behalten sollte. Denn genau darum geht es beim Beschreiben ja, dem Leser einen möglichst genauen Eindruck der von euch geschaffenen Welt zu vermitteln. Genau damit solltet ihr also, noch bevor ihr alles aufs (digitale oder klassische) Papier bringt, anfangen, euch einfach mal die Situation, den Handlungsort und eure Charaktere vorzustellen. Ihr betrachtet sie sozusagen mit eurem „inneren Auge“ und achtet dabei auf Details, die das zu Beschreibende einzigartig machen oder einfach nur auszeichnend für es sind. Genaueres dazu, was das sein kann, gibt’s dann bei 2. & 3.
Aber jetzt habt ihr einen Haufen Details und wollt diese irgendwie in euren Text einbringen, doch wie? Am besten versucht ihr, alles, was ihr nun im Hinterkopf habt, stückchenweise einfließen zu lassen, indem ihr immer dann, wenn etwas neues Einzug in eure Geschichte hält, es einmal ganz grob beschreibt. Wenn zum Beispiel ein neuer Charakter auftaucht, dann beschreibt ihr kurz die auffälligsten Dinge an ihm, wie zum Beispiel eine ausgefallene Frisur, das Gesicht, seine Körperhaltung oder das Auftreten, lasst aber kleinere Dinge vorerst außen vor. Konzentriert euch bei etwas Neuem immer darauf, nur das Wichtigste zu beschreiben, da, wenn ihr zu ausführlich werdet, der Lesefluss leidet.
Vergessen solltet ihr diese kleinen aber feinen Nuancen jedoch nicht. Später könnt ihr sie immer, wenn sich die Gelegenheit bietet, einschieben. Solche Gelegenheiten sind besonders Situationen, in denen eine kleiner Teil einer Person oder eines Gegenstandes eine große Rolle spielt. Wenn zum Beispiel ein Charakter gerade wutentbrannt gestikuliert, ist das ein passender Moment, zu beschreiben, wie kräftig seine Arme gebaut sind und wie bedrohlich das die Gesten wirken lässt, oder wenn sich zwei Charaktere sehr nahe kommen, könnt ihr anfangen, Gesichtszüge und andere Details zu beschreiben, die sonst eher nebensächlich sind. Ein paar weitere Tipps zur groben Strukturierung von Beschreibungen steht unter 5.
2. Charakterbeschreibungen
Bei Charakterbeschreibungen solltet ihr besonders auf Dinge achten, die einen Menschen auszeichnen. Neben einfachen Dingen, wie Größe und Farben besteht ein Mensch noch aus weit mehr als seiner Kleidung. Wenn man einen Menschen ansieht hat man zum Beispiel oft einen groben Eindruck, aus welcher Region er stammt und sein Körperbau lässt meist auf eine Berufsrichtung schließen
Beispiel: „Ein Hüne mit schroffer, braungebrannter Haut trat durch die Tür, die an der er sich beinahe seinen Kopf stieß. Mit einem trockenen Blick und stampfenden Stiefeln trat er an den Tresen, von wo aus er mit einer kräftigen Stimme ein Bier bestellte.“
Mit genau diesen groben Details solltet ihr beginnen. Ihr beschreibt am Anfang am besten die ganz grundlegenden Dinge, wie Körperbau und -haltung und geht auch ein wenig auf sein Verhalten ein. Besonders aus Letzterem kann der Leser sich dann nämlich schnell einen Überblick über einen Charakter verschaffen, da besonders die Körperhaltung und das Verhalten noch wesentlich mehr darstellen, als einfach nur das sichtbare Äußere. Durch sie erhält er einen ersten Einblick in den Charakter und kann ihn besser einordnen.
Deshalb geht, wenn ihr Charaktere beschreibt, einfach auf die Details ein, die euch besonders auffallen würden, wenn ihr vor dem Charakter stündet.
Beispiele: „mit gesenktem Blick schlurfte er an den beiden vorbei“; „mit ihrer harten Stimme und eiskalten Blicken machte sie klar, dass sie nicht klein bei geben würde“; „ohne auf die bereits Schlafenden zu achten knallte er die Tür hinter sich zu, bevor er einmal tief durchatmete, froh darüber, seine Ruhe zu haben“
3. Umgebungsbeschreibungen
Im Grunde sind Beschreibungen von Umgebungen ähnlich wie solche von Charakteren. Auch hier ist es wichtig, dass ihr immer von einem groben Bild ausgehend immer präziser werdet. Geht ruhig von einem Sinnbild, wie einem „heruntergekommenen Straßenzug“ aus und werdet, sobald er ins Zentrum des Geschehens rückt, präziser. Ihr könnte beispielsweise die Lichtverhältnisse an dem Ort beschreibt, halt alles, was man nicht auf den ersten Blick bemerken würde, wenn man wirklich dort stehen würde, aber diesen Ort eben doch ausmacht. Da eine Umgebung wesentlich mehr Elemente enthält, führe ich mal ein paar mehr Beispiele für absolut wichtige Details und jene, die ihr später noch ergänzt, an. Es sind jedoch nur Beispiele, letztendlich gibt es noch wesentlich mehr, das man nennen kann.
Direkt am Anfang solltet ihr berücksichtigen:
- Wo ihr seid (in einer Stadt, auf dem Land, in einem Wald)
- Was die Szenerie dominiert (Häuser, Hügel, eine Eisenbahnlinie, die die Felder durchtrennt)
- Wie die Entfernungen aussehen (ganz nah eine Wiese, dahinter erste Häuser und im Hintergrund Wolkenkratzer)
- Grundlegende Besonderheiten (Baustile, Atmosphäre, Eindrücke)
- ...
Später kommen dann Dinge wie:
- einzelne Gebäude / Bewüchse
- Licht und Schatten
- Gerüche
- Regelmäßigkeiten (Straßenlaternen, Reihenhäuser)
- ...
Beispiel: „Als er um die Ecke bog, blickte Thomas in eine Gasse, in die er sich bei Nacht wohl nicht mehr wagen würde. Bereits am frühen Nachmittag strahlten die heruntergekommenen Backsteinhäuser mit den lauernden Schatten zwischen ihnen nicht nur Trostlosigkeit, sondern auch Gefahr aus. Seinen Schritt weiter beschleunigend rannte er nun fast durch das Arbeiterviertel, sein Ziel, die in der Ferne bereits erkennbare weiße Polizeistation, die wie ein Lichthafen in dieser Schattenwelt wirkt, fest im Blick.“
4. Unterschiede in verschiedenen Situationen
Nachdem jetzt geklärt ist, was ihr generell beschreibt, gibt es ja noch einige Unterschiede in der Art, wie ihr etwas beschreibt, je nachdem, wie die Rahmensituation aussieht. In einer spannenden oder einer Kampf-Szene beispielsweise, werdet ihr wohl kaum auf das interessante Muster der Tapete eingehen, sondern euch darauf konzentrieren, all das zu beschreiben, was die Spannung nach oben zieht. In einer spannenden Szene wäre das dann zum Beispiel ein Knarren des Bodens, in einer Kampfszene ein Hinweis auf die Gefährlichkeit eines Gegners.
Im Grunde gibt es zwei Hauptgruppen an Szenen: Zum einen die, in denen die innere Handlung, also Gefühle und die Wahrnehmung der Charaktere im Mittelpunkt stehen und zum anderen die, die das Augenmerk auf die äußere Handlung, sprich Umgebung und Geschehnisse, legt. Wenn ihr euch also fragt, wie genau ihr beschreiben sollt, dann solltet ihr überlegen, in welche der beiden Gruppen ihr eure Szene am besten einordnen könnt.
Solltet ihr zu dem Schluss kommen, eure Szene würde die erste Kategorie vertreten, dann solltet ihr als Nächstes einen genauen Blick auf eure Charaktere werfen. Wenn ihr in einer aufreibenden / gefühlsgeladenen Szene zum Beispiel einen Überblick über den Geisteszustand eines Charakters gebt, kann der Leser ihn meist sehr viel besser verstehen. Im weiteren Verlauf solltet ihr dann noch darauf achten, alles immer quasi aus der Sichtweise des Hauptcharakters / der Hauptcharaktere zu erzählen. Wie denkt er über das, was passiert, wie nimmt er es wahr. Anstatt Gegebenheiten einfach nur einzuwerfen solltet ihr sie so beschreiben, wie sie die Charaktere erleben. Zwei Beispiele für solche Beschreibungen wären: „Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine huschende Bewegung“ anstatt „Etwas huschte von hier nach dort“ oder an Stelle von „Sie nährten sich langsam, bis sich ihre Lippen fast berühren“ einfach „Sie spürte, wie er immer näher kann, konnte die Lippen schon fast spüren, die nur noch wenige Zentimeter von ihren entfernt waren.“
Beispiel: „Mike hat die Nacht schon immer gemocht. Entspannt und mit einer gewissen Genugtuung beobachtete er, wie auch die letzten Strahlen der Sommersonne hinter den grauen Bergen am Horizont verschwanden. Wie die Sonne würde auch die anderen irgendwann untergehen, doch er würde zu diesem Zeitpunkt ihren Platz übernehmen, wie es nun der Mond langsam am Himmel tat. Er schlenderte mit einer leichten Gänsehaut durch das kniehohe Gras, das ihn festzuhalten schien. Die Ruhe, die sich über die Wiese gelegt hatte, löste beinahe genauso viel Freunde in ihm aus, wie das Bild des Mädchens, dass er in seinem Geist hatte und in der Umgebung suchte. Doch immer, wenn er etwas fand, dass diesem Bild ähnlich sah, war es nur ein Schatten, oder einer der vielen Büsche.“
Gehört eure Szene jedoch zu der anderen Gruppe, macht ihr das Ganze ein wenig anders. Jetzt beschreibt ihr, was passiert, wie die Umgebung aussieht und betrachtet alles generell mehr aus einer nüchterneren Sicht. Zwar sollt ihr nicht unbedingt komplett trocken schreiben, doch sollte alles, was man in erster Linie sieht, aber auch hört oder riecht, nun vordergründlich erwähnt werden. Das heißt, während ihr die Handlung erzählt, beschreibt zuerst was passiert, wo es passiert, ergänzt um Beschreibungen von Umgebung und allem Handlungsrelevanten. Stellt hierbei die Gefühle von Charakteren und wie sie das Ganze wahrnehmen ruhig ein wenig zurück, wenn es keine große Bedeutung für die weitere Story hat.
Beispiel: „Doch plötzlich entdeckte er etwas anderes, dass sein Herz schneller schlagen ließ. Hinter dem großen Birnbaum waren drei düstere Gestalten mit Kapuzenpullis aufgetaucht, deren Silhouetten er nur zu gut kannte. Ohne groß zu überlegen drehte er sich um und begann so schnell zu laufen wie er konnte. Hinter sich hörte er einige Rufe und das dreifache Rascheln des Grases, als die drei seine Verfolgung aufnahmen. Zwei Minuten schien sich nichts an der Distanz zwischen ihnen zu ändern, doch plötzlich zuckte Mike zusammen, als er kaum eine Armlänge rechts von sich etwas aufblitzen sah. Es war zwar nur eine ungefährliche polierte Felge gewesen, doch der sportliche Junge, der sich in dem Moment, in dem er sich nach hinten umwand, auf ihn warf, war alles andere als ungefährlich.“
5. Kleine Hilfe bei der Strukturierung
Sortiert eure Details immer von „grob“ bis „fein“. Wie nämlich bereits bei 2. & 3. gesagt, ist es wichtig, immer erst eine grobes Bild aus nicht zu präzisen, aber weitreichenden Beschreibungen zu geben und dann erst den Feinschliff mit immer präziseren Details zu geben.
Ich habe es bereits im Nebensatz erwähnt, die groben Details sind die, die einem, würde man selbst in der beschriebenen Welt stehen, sofort ins Auge fallen, während die „feineren“ dann alles das ist, was erst auf den zweiten Blick auffällt. Dies ist das Hauptkriterium, nachdem ihr die Prioritäten der Details aufbauen solltet, doch hier noch ein paar Sonderfälle: Auffälligkeiten (besonders etwas, das fehl am Platz wirkt) sind immer wichtig und sollten unbedingt genannt werden; die Atmosphäre ist ebenfalls sehr wichtig; achtet immer darauf, worauf gerade euer Fokus liegt und beschreibt dies ausführlicher.
Neben dieser Sortierung während einer Beschreibung solltet ihr außerdem darauf achten, eure Beschreibungen nicht zu überfrachten. Besonders, wenn ihr schon etwas länger schreibt, kann es euch schnell passieren, dass ihr sehr viele Details für eine sehr kurze Situation findet. Jetzt ist es allerdings wichtig nicht zu versuchen, möglichst alle zu nennen, sondern viel mehr solltet ihr versuchen, die Beschreibungen in ein vernünftiges Verhältnis zur Handlung zu setzen. Bringt ihr zu viele Details ein, kommt die Handlung zum erliegen und der Leser hat das (berechtigte) Gefühl, dass fast nichts passiert und dass es aber auch nicht zu wenig sein sollten, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Aus diesem Grund kommt wieder der bereits im letzten Absatz genannte Fokus ins Spiel. Überlegt euch, was für die entsprechende Situation wirklich essentiell ist und beschreibt nur dass, was einfach nicht ausgelassen werden kann. Denn auf jede Situation folgt eine nächste, in der ihr nebenbei noch die Details nennen könnt, die ihr bisher noch in der Hinterhand gehalten habt.
Worauf man bei der Strukturierung von Beschreibungen ebenfalls achten sollte, ist, dass man seine Beschreibungen nicht als Blöcke zu formulieren. Denn auch wenn man nicht tausend Ideen für eine Kleinigkeit hat, so besteht jede Situation aus vielen Kleinigkeiten und ihr solltet nicht alle auf einmal beschreiben, da man sonst schnell blockweise Beschreibungen und Handlung abwechselt, was jedoch unschön ist. Viel mehr solltet ihr versuchen, die Beschreibungen von Umgebung und Personen in die Handlung einfließen zu lassen. Gebt den Detail kleine und ruhig nur temporäre Rollen in der Handlung und verbindet so das Beschreiben mit dem weitererzählen der Handlung. Dadurch lockert ihr eure Beschreibungen ein wenig auf.
6. Weitere Möglichkeiten für Beschreibungen
Es gibt viele Möglichkeiten, eine Beschreibung zu gestalten, aber da die meisten dieser Möglichkeiten gleich eine Kategorie für sich sind, belasse ich es dabei einige von ihnen aufzuzählen: Umschreibungen; Vergleiche; Metaphern (Sinnbilder); Perspektivwechsel
Wie gesagt, das waren nur einige wenige von vielen Möglichkeiten, um eurer Phantasie ein paar weitere Impulse zu geben.
7. Fazit / Zusammenfassung
Hier sind noch einmal die wichtigsten Punkte aufgelistet, auf die ihr achten solltet, wenn ihr beschreibt:
- Denkt immer daran, was ihr beschreiben wollt.
- Beschreibt immer nur Dinge von Bedeutung.
- Achtet auf die Perspektive, aus der ihr schreibt.
- Schreibt die Gegebenheiten nieder, die die Atmosphäre unterstützen, die ihr erzeugen ollt.
- Entscheidet, ob ihr mehr auf innere oder äußere Handlung eingeht und beschreibt das Überwiegende.
- Geht immer vom gröbsten zum feinsten Detail über.
- Überfrachtet keine Szene, sondern verteilt eure Beschreibungen.
So, wer jetzt noch Fragen hat, darf diese gerne stellen. Auch wenn ihr Beschreibungen von Situationen geschrieben habt und wissen wollt, ob sie "gut" sind und was ihr noch besser machen könntet, dürft ihr sie einfach posten und bewerten lassen.