Es war ruhig an diesem Nachmittag auf den Zinnen der Mauern, die den Königspalast umgab. Der Wind pfiff an dem dicken Bollwerk vorbei und an undichten Stellen durch es hindurch, doch mehr als das zusammen mit dem Klappern der Rüstungen der Wachen, die Teil der Königsgarde waren und dann gelegentlich vom Marktplatz durchdringende Durcheinanderrufen der Händler war nicht zu hören. Es war einer der ewig gleichen Tage, an denen einzelne Personen oder kleine Gruppen ans Tor kamen, um Einlass baten und nach einer Kontrolle und wenn sie einen vernünftigen Grund dafür hervorbringen konnten, von schwer gerüsteten Gardisten in den Vorhof geführt wurden.
Doch die Ruhe wurde durchbrochen, als man bis zu den Außenmauern eine gedämpfte Explosion vernehmen konnte und sehr kurz darauf die Türen der Gardisten- und Wachenquartiere aufflogen und sämtliche Mitglieder beider Gruppen voll ausgerüstet sich im Palast verteilten. Kaum einer wusste, was überhaupt geschehen war, doch die Befehle waren eindeutig und so wurden beide der hintereinander angebrachten Tore geschlossen, Bogen- und Armbrustschützen bezogen Stellung auf der Mauer, Suchtrupps durchkämten jeden Winkel nach Personen, die dort nicht hingehörten und Magier und Ärzte eilten ins Zentrum des Palastes.
In Serel selbst bekam davon niemand etwas mit, auf dem Markt versuchen die Händler weiterhin, sich gegenseitig mit ihren Angeboten zu übertönen, Diebe versuchten in dem Getümmel ihr Glück, während auch in den Wohnvierteln jetzt, in der Erntezeit, frohe Geschäftlichkeit waltete. Es war die Zeit des Überflusses, in der man auch Geld hatte, sein Haus noch einmal auf den Winter vorzubereiten und Vorräte anzulegen. Auch war es eine friedliche Zeit, da jeder so mit seinen eigenen Dingen beschäftigt war, dass er keine Zeit hatte, sich Feinde zu machen und die Wachen hatten kaum etwas zu tun, außer Kleinkriminelle, für die dies ebenso eine Blütezeit war, in Schach zu halten.
Auch in den anderen Königreichen wartete man bereits auf die langersehnten Getreidelieferungen, weshalb es fast überall ähnlich wie in Serel zuging. Noch zumindest...
Als Ra'jeron aufwachte starrte er einen Moment in den grauen Himmel, unter dem er rücklings auf dem feuchten Boden lag. Mit diesem Abend waren bereits vierzehn Tage vergangen, seit dem Tag, der alles verändert hatte. Er hatte nicht gut geschlafen und somit war auch der Muskelkater nicht verschwunden, den er nun schon mehrere Tage mit sich herumschleppte. Es war für einen Za'edal durchaus ein leichtes lange und ausdauernd zu laufen, doch er war bereits seit einer Woche nur von Sonnenuntergang bis wenige Stunden nach Sonnenaufgang am Laufen und hatte nur unregelmäßig Nahrung zu sich genommen, was immer mehr seinen Tribut forderte.
So richtete er sich langsam auf, schüttelte einmal sein fast komplett schwarzes, vier Zentimeter langes Fell und entfernte den gröbsten Dreck aus ihm, bevor er in einem langsam Trott den nächsten Nachtmarsch begann. Immerhin würde er bald sein Ziel erreicht haben, in der Ferne konnte man in den letzten Sonnenstrahlen bereits die groben Konturen Serels betrachten. Höchstens ein nachtaktives Tier würde ihn sehen können und auch nur einen vorn übergebeugten schwarzen Schatten vor einem langsam auch immer dunkler werdenden Hintergrund sehen können.
Kurz vor Ende der Nacht erreichte Ra'jeron die äußeren Bezirke von Serel, wo er misstrauisch von den Wachen begutachtet wurde. „Halt! Was wollt ihr in Serel?“, wurde er von einer Wache angesprochen, die in der Mitte einer Dreiergruppe stand, die ihm mit drei gesenkten Lanzen den Weg versperrten.
Im ersten Moment schreckte Ra'jeron daraufhin zusammen, doch er hatte sich bereits etwas zurechtgelegt, für eine solche Situation. „Ich bin nur auf der Durchreise.“, verkündete er mit seiner rauen und fast schon knurrenden Stimme. „Ich suche eine Gaststädte und möchte morgen auf den Markt.“
Doch das beeindruckte die Wache wenig. „Ihr seht nicht aus wie ein Flüchtling aus den anderen Städten. Ihr habt nichts bei euch und seid bewaffnet.“
„In diesen Zeiten wohl nur verständlich, in denen Plünderungen stattfinden und Chaos herrscht.“, entgegnete der Wolf-Humanoide daraufhin und blickte sich einmal prüfend in alle Richtungen um.
„Wir sind einem Bürgerkrieg auch ohne Fremde mit Waffen schon nah genug.“ Die Wachen machten keine Anstalten, Ra'jeron durchzulassen, sodass er sich in dem Moment, indem sie geschlossen einen Schritt auf ihn zumachten, herumdrehte und mit schnellen Schritten durch Seitengassen rannte. Ihm brannten zwar die Beine, doch musste er keine Lanze und keine Metallrüstung mit schleppen, sodass er sie schnell abgehängt hatte.
Die Eindrücke, die er dabei von der Stadt sammelte, waren nicht gerade die besten: Manche Häuser waren abgebrannt, Türen eingetreten, aus den Fenstern wurde er mit einer Mischung aus Feindschaft und Zorn beobachtet und selbst jetzt, wo niemand auf den Straßen war, konnte er die Unruhe und die drohende Gefahr spüren.
Sicher war es hier beim besten Willen nicht, doch war es in der Tat eine perfekte Umgebung für seine Zwecke. Hier würde er die Leute finden, die er suchte und sollte gleichzeitig auch endlich das Gebiet verlassen haben, in dem er Gefahr lief, dass man ihn finden würde.
Etwas länger als eine Woche war er nun schon in Serel und die allgemeine Lage in der Stadt spitzte sich immer weiter zu, doch gleichzeitig war er auch dem Grund seines Aufenthalts hier immer näher gekommen. Die gesamten Tage über war er in und um der Stadt unterwegs gewesen und hatte Ausschau nach Individuen gehalten, die für seine Zwecke nützlich sein könnten. Nun hatte er entschieden, dass er lange genug gewartet hatte und schrieb die letzten schmierigen Worte auf den kleinen gelblichen Zettel, bevor er sich vom Pult erhob, mit seinem auf- und abwippenden Gang zur Tür ging, sie soweit öffnete, dass er einmal den Wolfskopf hindurchrecken konnte und dann in den Gastraum der Kneipe ging. Hier setzte er sich an den Tisch, an dem sich einige Boten versammelt hatte, reichte ihnen je einen Zettel und eine Beschreibung und mögliche Aufenthaltsorte eines Adressaten.
Einer nachdem andern verließen die Boten daraufhin die Kneipe und wenige Minuten später machte sich auch Ra'jeron selber auf den Weg, bis zu dem Treffen wollte er noch weiterhin so unauffindbar bleiben, wie er es bisher gewesen war. Zwar waren einige Gerüchte über ihn aufgekommen, weil er zu Anfang nicht vorsichtig genug gewesen war und der ein oder andere hatte nach ihm gesucht, doch bisher hatte er es geschafft, sich in den vielen Schatten, die der sich ankündigende Bürgerkrieg warf, bestens zu verstecken gewusst.
Inhalt der Briefe
Sicher hast du von den Gerüchten gehört, dass sich jemand in dieser Stadt herumtreibt, der was zu den Attentaten wissen soll. Glaubst du diesen Gerüchten?
Diesen Jemand gibt es wirklich und ich habe dich beobachtet. Wenn du wissen willst, was an den Gerüchten wahr ist und was die vielen Münder erfunden haben, komm heute Abend bei Sonnenuntergang ins „Schwankende Fass“, eine kleine Gaststätte im nördlichen Teil der Stadt. Setzt dich an den Tressen und sobald der Wirt zu dir kommt, zeig ihm unauffällig diesen Zettel.
Das ist der einzige Weg zu mir zu kommen und wahrscheinlich deine einzige Chance, Antworten auf mehr als die Frage zu finden, was an den Gerüchten wahr ist, insofern ihr gewillt seid, ein gewisses Risiko einzugehen.
~R'J
OT: So, damit geht es jetzt ganz offiziell los.
Eure Startposts sollten jetzt beinhalten, wie euer Charakter nach Serel oder in die Nähe dieser Stadt kommt und von den Gerüchten hört, dass sich in Serel eine Person herumtreibt, die einiges über die Attentate zu wissen und etwas zu planen scheint und nach einigen Tagen an einem Morgen von einem Boten einen der oben gezeigten Briefe erhält. Sobald dann alle da sind, wird es langsam Abend werden. Bis dahin sind auch schon erste Interaktionen möglich, bei denen ihr jedoch daran denken solltet, dass ihr noch mehr oder weniger ganz normale Bürger seid.
Im Informationstopic findet ihr im ersten Post noch ein paar Informationen zur Stadt und im zweiten die angekündigte Charakterübersicht, sowie die Formatierungsregeln.