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Ähnlich wie im letzten Jahr gibt es auch dieses Jahr wieder eine bestimmte Anzahl an Punkten, die ihr den Texten geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr frei wählen könnt, wie genau ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenig oder zu viele Punkte enthalten können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen! Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen zur Wettbewerbssaison 2012
Ihr könnt 6 Punkte verteilen
Der Vote läuft bis zum 19.05.2012 um 23:59 Uhr.
«Siehst Du das, Reine?»
Die Stimme der brünetten Trainerin war lediglich ein Hauchen, das durch die Luft schwang und ihrem Staunen insofern Ausdruck verlieh, als dass es im bunten Treiben um sie herum nunmehr klang wie ein Flüstern. Ein Flüstern, das so schnell im Stimmengewirr solch vieler verschiedener Leute versank, dass sich das Mädchen kaum sicher war, die Worte tatsächlich ausgesprochen zu haben. Ihr treues Pokémon aber hatte die an es gerichtete Frage sehr wohl gehört und stieß, ob nun als Bestätigung dieser oder als eigene Überraschung, einen sanften, schnurrenden Laut der Entzückung aus. Oh ja, es sah es sehr wohl – das ›Fest des Friedens‹.
Raimon City war vom Wüstenresort aus kaum wiederzuerkennen gewesen. Es hatte direkt vor ihnen gelegen, umschmeichelt von der langsam dem Horizont entgegen sinkenden Sonne, und doch eine derartige Helligkeit ausgestrahlt, dass es wahrscheinlich noch weithin sichtbar war, ja, vielleicht sogar bis hin nach Hodomoe City. Überall konnte man Quellen des Lichts erkennen, ob es nun leuchtende Lampions waren oder das Glühen feuriger Fackeln, und selbst einige Feuerwerkskörper hatten die Trainerin und ihr Pokémon aus der Ferne erkennen können. Alles in allem ein überragender Anblick.
Bis zu diesem Moment hatten Touko und ihr Lepardas Reine nicht vorgehabt, der Stadt des Sports und der Musik noch an diesem Abend einen Besuch abzustatten – doch das Schauspiel, welches sich ihnen geboten hatte, hatte sie dazu veranlasst, ihren Plan zu ändern. Ihr eigentliches Ziel war zwar die Erforschung des Alten Palaste gewesen, aber in Anbetracht eines solchen Spektakels waren sich beide auch ohne Worte einig gewesen, eine Ausnahme zu machen. Das hatten sie sich einfach aus der Nähe betrachten müssen.
Und hier standen sie nun – inmitten so vieler Menschen und Pokémon – und ließen das Treiben auf sich wirken, während sie die Geschehnisse des Festes in sich aufnahmen: Da gab es feuerspuckende Männer, die zusammen mit ihren unbekannten Pokémon aus weit entfernten Regionen stammten und nun auf einem großen Platz inmitten der Stadt ihre Fertigkeiten in der Kunst des Feuers bewiesen; ballonverkaufende Jungen und Mädchen in langen Gewändern bahnten sich Wege durch die vielen Männer, Frauen und Pokémon und boten ihnen allen mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht ihre Ware an, die, bunt hinter ihnen in der Luft hängend, die Form verschiedenster Pokémon hatte – da gab es blaue Ballons, die mit dem Antlitz des Wasserwesens Mijumaru bezeichnet waren, ebenso wie rote, die die Form eines Baoppu hatten. Einer hatte die grasbewachsenen Muster der Jalorda eingefangen, ein anderer wiederum die Irrungen des Traumdunstes von den Mushama, und ein letzter schließlich zog die gänzliche Aufmerksamkeit Toukos auf sich und entlockte ihr einen freudigen Aufschrei. Sofort war sie bei dem Mädchen, welchen ebenjenen Ballon feilbot, angelangt, und schon nach wenigen Sekunden war sie stolze Besitzerin eines in der Luft schwebenden, auf sie herabblickenden Lepardas-Gesichtes, was ihrer Partnerin Reine einen amüsierten Laut entlockte.
Inzwischen war die Sonne zur Gänze hinter dem Horizont entschwunden, was das Leuchten der lebendigen Stadt vor dem dunklen Firmament noch deutlicher von der Schwärze der Nacht abhob. Nun konnte man auch das Feuerwerk in seiner ganzen Pracht bewundern, wie jede einzelne Rakete ihren Weg vom festen Erdboden in den losgelösten Himmel fand und über den Köpfen der Menschen und Pokémon mit einem glockenklaren Ton zerschellte, um hierauf bunte Bilder in die Dunkelheit zu malen. Rote, blaue, grüne und gelbe Funken stoben, Farbklecksern auf einer schwarzen Leinwand gleich, über die Kämme des zunehmenden Windes, der, wie Wellen das Meer, die Luft durchpflügte und klingelnde Stabspiele zum Ertönen brachte. Der Duft von Zuckerwatte wurde durch die Menge der Besucher getragen, und aus der Ferne hörte man das helle Lachen einiger Kinder, ebenso wie verschiedenste Melodien, manche fremdländisch und exotisch, andere wiederum fast bekannt und vertraut, das Gewirr der Stimmen durchdringen.
Touko wandte ihren Kopf in die Richtung, in welcher sie ihren Lieblingsplatz dieser Stadt vermutete, und bedeutete Reine, ihr zu folgen. Leicht war es nicht, durch das dichte Gedränge der Leute und ihrer Partner zu gelangen, ohne auf deren Füße, Pfoten, Klauen und Hände zu treten, aber schließlich hatten sie es bis zum östlichen Rande der Stadt geschafft und sahen sich nun einem noch viel größeren und zugleich kleinerem Schauspiel gegenüber, als es das Treiben inmitten der Stadt, vor dem Bahnhof, den Stadien und dem Musiktheater, gewesen war: Leuchtende Lampions, ebendiese, welche sie aus der Finsternis des Wüstenresorts hatten ausmachen können, wiesen ihnen den fast gänzlich leeren Weg zu der Arena des Models Kamilla und noch daran vorbei, bis hin zu dem einzigen Ort, der aus unerfindlichen Gründen nicht einmal von verliebten Pärchen besucht war – dem Riesenrad, dessen rot-weiße Gondeln behängt waren von Lichterketten und eine eigene Art der Festlichkeit ausstrahlten. Einzelne Stände fanden sich vor dem Eingang dieser Attraktion, und als Touko und Reine nähertraten, sahen sie sich einer gewaltigen Auswahl verschiedenster Köstlichkeiten gegenüber, die von Schmalzgebäck mit Puderzucker bis hin zu gebrannten Mandeln reichten. Neben Herzkonfekten und Lavakeksen ließen sich selbst Knurspe und Pokériegel, Naschwerk aus weit entfernten Regionen, zwischen den Tütchen und Beutelchen finden, und ohne auch nur ein Zeichen der Zustimmung zu erbeten, hielt Touko ihrer Partnerin wenig später eine kleine Box der köstlichsten Backwerke hin, während sie sich selbst genüsslich eine vollends perfekte Mandel in den Mund schob – absolut himmlisch. Dieser Meinung war anscheinend auch Reine, denn noch ehe sie das erste Stück eines violett gefärbten Pokériegels gänzlich hatte hinunterschlucken können, bildete sich auf ihrem Gesicht ein glückliches Lächeln, das ihre Mundwinkel umspielte und ihre Augen zum Strahlen brachte. Touko kicherte ob des wie verzaubert aussehenden Antlitzes der Lepardas und konnte nicht umhin, ihre Hand sanft durch das Fell ihrer Partnerin gleiten zu lassen.
«Weißt Du, warum man es das ›Fest des Friedens‹ nennt?»
Eine Stimme, seltsam fremd und vertraut zugleich, wie die Melodien, die kurze Zeit zuvor durch Raimon City geklungen waren, ertönte hinter der jungen Trainerin und ließ sie ihre Hand über dem Kopf Reines innehalten. Ihr Herz machte einen seltsamen Satz, doch war es nicht ein Gefühl der Freude, das sie durchlief und ihren Puls beschleunigte – es war Wut, die sie in einer einzigen flüssigen Bewegung herumfahren und das Pokémon an ihrer Seite ihre scharfen Krallen ausfahren ließ, während das Fest um sie herum beständig weiterverlief, als wäre nichts geschehen.
«Es heißt, dass die Brüder, dessen gespaltene Seelen die Drachen Reshiram und Zekrom hervorgebracht haben, sich nach langer Zeit genau hier wiedertrafen.»
Der junge Trainer vor ihnen sprach ungerührt weiter, eine Hand in der Hosentasche, die andere um das silberne Band eines goldenen Luftballons geschlossen, der über ihm in der Luft hüpfte, was einen seltsamen Kontrast zu den Taten bot, die er und sein Vater der Welt schon angetan hatten. Touko war außer sich vor Zorn und kurz davor, ihre Partnerin auf diesen niederträchtigen Menschen, dessen bloße Anwesenheit dieses Fest zerstörte, loszulassen – aber seine Worte ließen sie keine ihrer rachegetränkten Gedanken verwirklichen, sondern sie vielmehr gespannt aufhorchen. Und während hinter ihnen, über dem erleuchteten Riesenrad, ein weiteres Feuerwerk die dunkle Nacht erhellte, fuhr der grünhaarige Junge weiter fort mit seiner Erzählung.
«Sie haben auf ihren Wegen viele Orte der Region bereist und fast ihren Streit darnieder gelegt, doch als sie sich erblickten, war es, als wäre nie ein Jahr zwischen ihnen vergangen, und so gingen sie erneut aufeinander los.»
Der Trainer seufzte laut auf und schüttelte bedauernd den Kopf, dann wies er mit einem Nicken auf das Riesenrad hinter ihm und lächelte verschwörerisch.
«Es war eine junge Frau, die den Zwist der beiden stoppte und sie ermahnte, sich noch ein weiteres Leid anzutun. Sie hatte wie alle anderen auch von der Legende der zwei Brüder und ihrer Drachen gehört und war sich durchaus im Klaren darüber, dass es mehr Feindseligkeiten zwischen diesen beiden Männern gab, als sie sich je vorstellen konnte – dennoch trat sie dazwischen, von der festen Überzeugung beseelt, dass ein jeder Streit irgendwann einmal sein Ende finden müsste.»
Wie von selbst bewegten sich die Schritte der beiden Trainer und Reine, die beschützend stets einen Schritt vor Touko einherschritt, auf diesen einen Ort zu, an dem sie sich vor so langer Zeit schon einmal begegnet waren. Der grünhaarige Junge half, dort angelangt, Touko in eine der Gondeln und setzte sich ebenfalls dazu, bevor er auch der Lepardas gebot, sich zu ihnen zu setzen. Kurze Zeit später fuhren sie auch schon gen Himmel, und dort vermochten sie erst die wahre Schönheit dieses Feuerwerkes auszumachen, dessen Pracht und Herrlichkeit über ihnen einen bunten Teppich durch den Himmel webte.
«Und als die beiden Brüder die junge Frau anhörten, verstanden sie, auch wenn sie nicht in der Lage waren, sich jemals gänzlich zu vergeben. Aber sie versprachen, sich zu zügeln und zumindest in dieser Stadt ihren Streit beiseite zu legen.»
Er lächelte Touko sanft und bittend an und hielt ihr seine ausgestreckte, leicht gewölbte Hand hin.
«Und so», flüsterte er, als sie seine Hand ergriff, nun ihrerseits lächelnd und sanftmütig, während unter ihnen die lebendige Stadt pulsierte und leuchtete und erfüllt war von den verschiedensten Menschen und Pokémon, «so entstand das ›Fest des Friedens‹.»
„Wow!“ Das war das einzige, was ich sagen konnte. All die Pokemon, all die Freude und dann dieser wunderbare Geruch von Zuckerwatte und anderen Leckereien. Wie lange habe ich mich schon auf das hier gefreut. Und jetzt ist er endlich da, der Moment meines Lebens. Noch nie, wirklich nie war ich hier. Alle erzählten mir immer, wie toll es hier sei. Die Aufregung im Bauch tat schon fast weh. Gut, noch zwei Minuten, dann geht’s los. Ich öffnete langsam den Mund. Ein süßlicher Duft lag in der Luft. Irgendwoher kannte ich ihn, doch woher? Die Sonne strahlte so schön hellblau und keine Wolke war am Himmel und dann, der Geruch. Ich ließ meine Augen zufallen. Langsam sog ich den Duft ein. Ich spürte heißen Atem an meiner Wange, doch als ich die Augen wieder öffnete, stand niemand neben mir, ich musste es mir eingebildet haben. Doch, es stand wer neben mir, jedoch war er knapp einen Meter größer als ich. So langsam wurde ich unruhig, wann geht es endlich los? Die Pokemon stampften ungeduldig auf dem Boden herum und es klang, als würde Groudon wieder unter der Erde herumrumoren. Doch dann, mit einem lauten Knarren öffnete sich die Tür und die Massen an Pokemon stürmten auf den weiten Platz. Auch ich wurde von dem Strom erfasst und ließ mich fröhlich treiben. Was für ein Gefühl. So schwerelos und leicht. Fast schon, als würde ich von tausenden Wablu getragen werden. Plötzlich kam er wieder, dieser Duft. In meinen Gedanken erschienen Bilder: Das gelbe Fell eines Pokemon, diese schwarzen Augen mit diesem hübschen lila Glanz. Woher kannte ich sie?
Ich schüttelte den Gedanken ab, sprang von dem Rückenpanzer einer Schildkröte ab und lief fröhlich zu den Ständen, wo Pokemon große weiße Zuckerwatten machten. „HE, he, PASS doch auf!!!“, brüllte ein Pokémon mit großem Mund wütend, als ich es leicht wegdrückte. Ein flauschiges, rosa Pokemon hinter dem Zuckerwattenstand reichte mir ein Stäbchen mit Zuckerwatte und ich hüpfte glücklich weiter. Die Wesen um mich waren alle sehr ausgelassen und die Luft schien vor Anspannung und Freude zu zittern. Die kleinen Tauben, die über uns ihre Kreise zogen, zwitscherten laut mit ihren hellen Stimmchen. Am liebsten würde ich es ihnen gleichtun, aber das geht natürlich nicht. Mein Blick wanderte zu dem riesigen Riesenrad auf der anderen Seite. Klar, dass ein Riesenrad riesig ist, aber dieses…es war einfach unglaublich riesig. Mein Herz war noch immer am Klopfen. „He, du da, Winzling, Platz da!“, grölte ein bärenähnliches Wesen. Erschrocken sprang ich zur Seite und ließ ihn durch. Verwirrt blickte ich dem taumelnden Riesen hinterher und schüttelte den Kopf. Also wirklich, nein, das muss echt nicht sein. Flink rannte ich zum Riesenrad und sprang in eine Kabine. Wenige Sekunden später begann es, sich zu drehen. Mein Magen schien hin und her zu hüpfen. Noch nie zuvor war ich so aufgeregt und zugleich begeistert gewesen. Diese Aussicht war einfach himmlisch. Man konnte weit über den Rummelplatz hinaus sehen. Dort sah man das Dorf und etwas weiter hinten, sah man die Silhouetten der Berge, wo ich einst Blizza getroffen habe...
Auf einmal traf es mich wie aus heiteren Himmel. Der Duft, das gelbe Fell, die Augen, genau, das war es!
Blizza! Wo war sie nur? Sie muss hier sein, ich habe sie gerochen! Aber woher kam der Geruch? Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich blickte hinab. Obwohl ich so hoch war, konnte ich sehen, wie ein kleines gelbes Pokémon durch die Menge raste. Das junge Blitza rannte wie vom Blitz getroffen zum Riesenrad. Okay, ich gebe zu, selbst das wäre nicht verwunderlich, weil sie ja nun mal ein Elektropokemon war. Mein Puls war auf hundertachtzig, Blizza, sie war hier! Ohne zu zögern sprang ich hinab. Es war sehr hoch, doch das war mir egal. Ich landete leichtfüßig auf den Pfoten und rannte hinter ihr her. Die Pokemon um mich herum murrten und fluchten, als ich mich zwischen ihren Füßen durchquetschte. Ich war hier auf dem Rummelplatz und es sollte der beste Tag meines Lebens werden, doch nun war mir all das egal. Ich dachte, ich würde sie nie wieder sehen und jetzt…Mein Kopf war leer. Verwirrt, ja, das war ich. Verzweifelt hechtete ich über den steinigen Boden. Ich hatte sie aus den Augen verloren, aber ihr Geruch, er blieb. Noch einmal konzentrierte ich mich und folgte ihrer Fährte. Langsam schnupperte ich entlang des Weges. Der Duft, so fremd und doch vertraut, wurde stärker. Immer wieder musste ich den vielen, aufgeregt durch die Gegend rennenden Pokémon ausweichen. Verdammt, der Geruch wird schwächer. Ich wirbelte herum und schnupperte begierig weiter.
Gleich war ich bei ihr, ganz sicher. Etwas Warmes berührte mich. Schlagartig öffnete ich die Augen und sah einem Pokemon in die Augen. Sanfte, vertraute Augen. Ich schien mich in dem Schwarz dieser Augen zu verlieren. Sie zogen mich magisch an. Ich war fassungslos und konnte kein Wort herausbringen. Das wunderbare, gelbe Fell von ihr stand in alle Richtungen wild ab, wie immer. „Ich…du, wo?!“, stotterte ich verlegen. Sie legte mir ihre Pfote auf den Mund: „Nein, sag nichts…“ Ihre zarte Stimme hielt mich fest. Ganz wunderbar weich klang sie in meinen Ohren. Mein Bauch war gefüllt von Schmetterlingen. Ja, es war wahrlich wie früher. Liebevoll wühlte sich ihre zartfühlende Schnauze in mein feuriges Fell. Ich tat es ihr gleich und steckte meine Schnauze in ihr Fell. Alles in mir kribbelte, als würde ich in einem Meer aus Federn schwimmen. Etwas Nasses lief mein Fell hinunter. Sie weinte doch nicht etwa? Wir ignorierten das Getümmel um uns. Es war wie ein Traum. Ihr warmer Atem erwärmte mein kaltes Fell. Wenige Sekunden später lösten wir uns von einander. In Blizzas Augen funkelten Tränen. Leise schluchzte sie. Es war mir schon fast peinlich, aber auch mir rollte eine einsame Träne aus dem Augenwinkel. Erneut kam sie ganz nah zu mir, sodass sich unsere Schnauzen berührten. Dann flüsterte sie leise, ganz leise: „Ich bin so froh, dass du endlich wieder bei mir bist. Fire, mein Ein und Alles. Ab jetzt werden wir für immer zusammen bleiben, für immer und ewig.“ Es war ein Tag, wie ich ihn mir immer gewünscht hatte. Ein Tag, an dem ich mich so lebendig gefühlt hatte wie noch nie. Ein Tag mit Blizza.
Das Drachenfestival, das alle dreizehn Jahre stattfand, wurde diese Saison in einem eigens dafür errichteten Stadion abgehalten. Der ovale Grund der Arena machte größtenteils ein tiefes Becken aus, gekrönt von zwei sandbedeckten Inseln. Nach oben hin war das Gelände zum Himmel geöffnet. Dadurch war das Stadion so angelegt, dass die Drachenpokémon, die hier auftraten, all ihre Elemente nutzen konnten. Über den Tribünen schlängelte sich der Leib eines fiktiven Drachen, dessen Kopf weit in die Arena hineinragte. In seinem weit aufgerissenen Maul saß die vierköpfige Jury, die traditionell von den berühmtesten Drachentrainern der Regionen gestellt wurde.
Seléne stand auf der kleineren der beiden Inseln, die für die Koordinatoren vorgesehen war, und beobachtete die applaudierenden Zuschauer auf den Tribünen ringsum. Die meisten dieser eingebildeten Geldsäcke erwarteten gewiss, Glurak, Garados oder Piondragi hier auftreten zu sehen, da sie nach Drache aussahen oder zumindest so klangen. Diesen ignoranten Stümpern würde sie einen echten Drachen vorführen! Und vor allem dem Juryquartett eine Kür servieren, die sie so schnell nicht vergessen würden.
Thema des diesjährigen Drachenfestivals war, den Auftritt in Form eines Mythos darzulegen. Seléne hatte lange nach einer passenden Legende getüftelt, war entsprechend stolz auf das Ergebnis. Farblich hatte sie sich an ihren Drachen angepasst: Ein schwarzgraues Kleid, das lange blonde Haar mit roten Perlen geschmückt. Doch sie war nur der Hintergrund, trug nur den Text vor. Das war allein der Auftritt ihres Pokémon.
Andächtig holte Seléne den Finsterball hervor, den sie bislang in ihren Ärmeln verborgen hatte. Sogleich wurde es ruhig im Stadion, als sie das Objekt auf die größere Insel warf, wo es im Sand liegenblieb. Angespannte Stille kehrte ein. Komm heraus, befahl sie telepathisch dem Pokémon in dem Ball, was dieses auch in seiner digitalisierten Form vernahm, langsam. Die Kugel öffnete sich einen Spalt breit, und tiefschwarzer Nebel quoll in dichten Schwaden daraus hervor, flutete die Insel, türmte sich immer weiter auf. Bald kristallisierten sich Konturen aus dem Dunst, und etwas nahm Gestalt an: Zuerst woben sich Flügel in die Realität, goldene Ornamente, ein kräftiger Hals. Rot glühende Augen öffneten sich. Der Nebel löste sich komplett auf. Ein Raunen brandete durch die Menge, als die Zuschauer die imposante Gestalt Giratinas erkannten, die sämtliche Farben und einen Großteil des Lichts trank.
Seléne lächelte in sich hinein. Genau diese Reaktion hatte sie erzielt.
„Vor langer Zeit“, hob sie an, und das Minimikrofon trug ihre Stimme durch das ganze Stadion, „lebte ein mächtiger Drache hoch in den Bergen. Als die Menschen in dieses Gebirge zogen, um es zu bevölkern, versuchte er, sie aus seiner Heimat zu vertreiben.“
Drachenwut, war Selénes nächster Befehl an Giratina, noch während sie den letzten Satz sprach. Der riesige Drache breitete die Schwingen noch weiter aus und hob den Kopf, ein urgewaltiges Brüllen erklang. Violett-gelbe Flammen schossen aus seinem Maul und geisterten Irrlichtern gleich durch die Arena.
Verwandle mich! Verwandle mich!, dröhnte Giratinas Gedankenstimme in Selénes Kopf, sein Geist glühte vor hitziger Vorfreude. Seine schwerfällige Gestalt in der echten Welt machte ihm zu schaffen.
Sie vertröstete das Legendäre und rezitierte den Mythos weiter: „Der Drache hütete sich davor, jemanden zu verletzen oder gar zu töten. Die Menschen aber verließen das Gebirge nicht.“ Jetzt holte Seléne den Platinum-Orb hervor. Das mystische Kleinod war erfüllt von der Energie der Zerrwelt und pulsierte wie ein kleines Herz. Sie warf Giratina den Orb zu; kaum, dass dieser die graue Schuppenhaut berührte, erstrahlte der Dimensionsdrache in goldenem Licht.
Aus dem Feuer, das die große Insel bedeckte, schoss Giratina in den Himmel, nun in seiner viel dynamischeren Urform. „Der Drache begann, die Träume der Menschen heimzusuchen“, fuhr Seléne fort und gab Giratina parallel dazu Anweisungen, in welche Richtung es fliegen sollte. Sein ungestümes Wesen war nicht dazu geschaffen, den komplizierten Tanz zu verinnerlichen, sodass die Koordinatorin ihm immer zur Leitung stehen musste. Der riesige Wyrm zog seine Kreise durch das Stadion, die Drachenwutflammen folgten ihm, wo es vorbeikam, wie einem Meister. Oft zischte Giratina nur knapp über den Köpfen des Publikums hinweg, das sich erschrocken davor duckte. Seléne musste lächeln. Sie wusste, der Geisterdrache aus der Paralleldimension war der Realität viel zu fremd, um nach herkömmlicher Physik einen Luftstoß zu verursachen. Für die Zuschauer musste es sich so anfühlen, als flöge gar nichts über ihnen.
Während Giratina die violetten Irrfeuer einsammelte, fuhr Seléne mit der Legende fort: „Da zogen vier tapfere Krieger aus mit dem Ziel, sich endgültig des Drachens zu entledigen.“ Bleib stehen!, befahl sie ihrem Geisterdrachen, der auch sofort gehorchte. Nun schwebte das Legendäre genau gegenüber der Jury auf der anderen Seite des Stadions. „Sie wussten nicht, dass er sie einfach verbrennen konnte. Als der gutmütige Drache aber ihre Waffen und Absichten sah, erkannte er, dass sie sich nie auf Frieden einigen würden. Also fasste er einen Entschluss…“ Seléne brach ab und konzentrierte sich. Diesen Teil der Vorführung durfte sie unter keinen Umständen verhauen. Flieg los, wies sie Giratina an. Der Drache schoss augenblicklich auf die Jury zu, die Drachenfeuer umkreisten ihn in einem wilden Strudel. Das Legendäre würde von sich aus nicht stehen bleiben und mit voller Wucht ins Maul des künstlichen Drachen fliegen. In der Jury machte sich Panik breit.
Im allerletzten Moment rief Seléne Giratina Schemenkraft! zu, und der lebendige Albtraum verschwand in einem Lichtblitz. Die Flammen, die ihn begleitet hatten, stoben auseinander und lösten sich in einem Farbenspiel aus allen Nuancen von Gelb und Violett auf. „Der Drache verschwand spurlos für lange Zeit.“
Seléne gönnte sich nur einen Moment der Erleichterung, dass dieses heikle Kunststück gelungen war.
Bereite das Finale vor, gab sie Giratina zu verstehen. Sie spürte seine Präsenz noch immer, auch wenn es gerade keine Substanz hatte. „Eines Tages“, setzte sie den Mythos fort, „geschah es, dass der Himmel der Erde zürnte.“ Wie ein Echo dieser längst vergangenen Katastrophe, zogen Wolken über dem Stadion auf, grau und schwer, und fernes Donnern erklang dumpf und der Wirklichkeit entrückt. Auch das letzte Licht wurde getilgt. Ein dunkler Schatten bewegte sich bedrohlich unter der spiegelglatten Oberfläche des Beckens, doch nichts war im Wasser, das regungslos dalag. „Die Menschen in den Bergen des Drachens bemerkten das nahende Unheil, doch für eine Flucht war es längst zu spät.“
Seléne spürte, wie Giratina sich neben ihr knapp über der Wasseroberfläche materialisierte. Die Düsternis in der Arena verbarg es vor den Blicken des Publikums. Mache ich das gut?, wollte der legendäre Drache wissen.
Die Koordinatorin lächelte. Ihr Pokémon war manchmal wie ein Kind, das nach Bestätigung bettelte. Du bist wunderbar, lobte sie es liebevoll. Aber noch sind wir nicht fertig.
Sie setzte wieder an: „Da erhob sich der Drache aus einem verborgenen See, um seine Heimat und die Menschen vor dem Zorn des Himmels zu bewahren.“ Giratina richtete sich zu seiner ganzen Größe auf und breitete die dreigeteilten Flügel so weit aus, als wolle es das ganze Stadion umschließen. Jetzt fielen in düsteren Farben leuchtende Felsbrocken aus den Wolken. Der Dimensionsdrache ließ erneut sein charakteristisches Brüllen erklingen, das die Wirklichkeit selbst zum Erzittern zu bringen schien. Finsteraura, gab Seléne Giratina das Zeichen, auf das es wartete, woraufhin es Sphären schwarzer Energie durch die Arena schickte. Sie wehrten den Draco-Meteor ab, der aus dem Himmel regnete, ließen die Steine in einem farbenfrohen Feuerwerk bunter Sterne bersten und explodieren.
Während das Publikum von diesem Lichtspiel abgelenkt war, schickte sie Giratina einen weiteren Gedanken: Zurück in den Ball. Wie es auch erschienen war, digitalisierte sich das Legendäre wieder in unauffällig dunklem Nebel. Der Finsterball nahm diesen auf und schloss sich mit einem leisen Klicken wieder.
Als das Feuerwerk abbrach, war Giratina für die Zuschauer wieder einmal ins Nichts verschwunden. „Als die Menschen zum See kamen, um sich bei dem Drachen zu bedanken“, leitete Seléne das Ende ein, „war dieser nicht mehr da. Er hatte all seine Lebensenergie aufgebraucht, um sie zu retten. Sein Andenken aber sollten die Menschen des Gebirges nie vergessen.“
Während die Scheinwerfer die Arena einen nach dem anderen wieder erhellten und Beifall im Publikum laut wurde, verbeugte Seléne sich, schritt über die schmale Brücke auf die größere Insel, um den Finsterball aufzulesen, und kehrte in die Umkleidekabinen zurück.
Habe ich das gut gemacht?, wollte Giratina erneut wissen. Innerhalb des Balls konnte es den Applaus nicht vernehmen, doch der war ihm ohnehin egal. Wichtig war ihm lediglich das Lob der Koordinatorin, die es gefangen hatte.
Es war perfekt, versicherte Seléne ihm und streichelte den Finsterball, auch wenn sie wusste, dass das Legendäre das nicht spüren konnte. Giratina schickte ihr einen zufriedenen Gedanken und genoss ihre Zuneigung.
„Serena, mach schnell, die jährliche Parade geht gleich los!“
Genervt stand ich im Türrahmen zum Zimmer meiner kleinen Schwester. Wie immer hatte sie natürlich bis zum letzten Moment gewartet bis sie endlich ihre Sachen zusammenpackte. War natürlich wieder mal typisch. Genervt trat ich hinein. „Und wieso genau nimmst du deine Puppe mit?“, fragte ich sie. „Wir gehen zur Parade, da wirst du schon genug Unterhaltung haben und keine Zeit damit zu spielen, benutzt du eigentlich auch mal dein Hirn?“
„Lass mich doch, Nelly, ich will Jana dabei haben…“ Ihr Blick wanderte in die Ferne. Die hässliche Puppe fest an die Brust gedrückt flüsterte sie mit leerem Blick: „Bis zum Ende.“ Eine kurze Weile sagte niemand etwas und ich schaute sie nur schräg an. Was sollte das denn jetzt bedeuten? Egal, wir mussten jetzt jedenfalls los. „Äh, gut, dann nimm sie halt mit. Aber komm jetzt bitte, sonst verpassen wir die Parade. Ich geh da auch nur hin weil Mum mich gezwungen hat wieder mal etwas mit dir zu unternehmen, ich würde lieber hier daheim bleiben oder mit meinen Freunden etwas machen. Kannst du eigentlich auch mal weniger nervig sein?“
„Schon gut, ich hab’s ja schon...“ Irgendwie wirkte sie bedrückt, aber ich wollte nicht noch mehr Zeit verschwenden und so packte ich sie einfach am Handgelenk und zog sie aus der Tür.
Laute Musik dröhnte in meinen Ohren. Der Geruch von Süssigkeiten wie Zuckerwatte und Popcorn drang in meine Nase. Ich fühlte mich wirklich wohl hier, es das Wetter war warm und ich stand neben meiner Schwester am Rand der Strasse und beobachtete dabei die Wagen, welche an uns vorbeifuhren. Die Stimmung war fröhlich und ausgelassen, verkleidete Menschen standen auf den vielen Gefährten die eine langsam fahrende Kolonne bildeten und winkten den Zuschauern lächelnd zu. Einige der Kinder winkten jubelnd zurück, während die Erwachsenen eher passiv am Geschehen beteiligt waren. Es gab Wagen in allen Farben und sie alle waren einem anderen Motto gewidmet. Es gab den Himmel, den Frühling, einen der aussah wie ein Feuerwehrauto, dann noch einen Wald und einen der aussah als stünde er lichterloh in Flammen. Es war herrlich mit anzusehen.
Mein persönlicher Lieblingswagen fuhr gerade an uns vorbei – Soweit ich wusste war es leider schon einer der Letzten. Wir waren schon lange hier und das Tageslicht ging langsam zur Neige. Aber dieser Wagen war wirklich wundervoll. Es war der des Ozeans, der mit dunkelblauer Seide behangen war und über und über bedeckt mit Seesternen, Korallen und Meerespflanzen aus Plastik. Die Menschen darauf hatten sich auch alle passend verkleidet, so gab es zwei, die Delfine darstellen sollten, drei Meerjungfrauen und einen Mann mit grauem Bart, der wohl den Meeresgott Poseidon darstellen sollte. Alles wirkte wirklich als wäre es eine Unterwasserwelt und die Verkleidungen der Schauspieler darauf waren sehr kunstvoll. Die Schuppen der Meerjungfrauen glitzerten im Sonnenlicht als bestünden sie aus Rubinen, Saphiren und Diamanten, die Gesichter der Schauspieler leuchteten und strahlten. Sie schienen wirklich Spass an ihrem Job zu haben. Allgemein war der ganze Wagen einfach nur wundervoll gestaltet worden.
„Der Wagen ist wirklich schön, oder?“, fragte ich und blickte zu Serena. Doch sie war nicht mehr da.
Schreiend bahnte ich mir einen Weg durch die Zuschauermenge. Immer wieder rief ich ihren Namen. Ich hatte Serena verloren, das durfte nicht sein. Wo war sie nur, meine kleine Schwester? Wo konnte sie sein? Mit ihren zehn Jahren durfte sie doch nicht alleine in einer fremden Stadt auf Erkundungsreise gehen, besonders nicht wenn gerade so eine Parade lief und der Verkehr dadurch sicher noch reger war als sonst. Ich musste sie um jeden Preis finden!
Ich rannte durch die Nebengassen der Stadt. Auch hier noch konnte ich die laute Musik der Wagen hören. Langsam bekam ich davon wirklich Kopfschmerzen. Wieso nur war sie nicht bei mir geblieben, und vor allem – wieso hatte ich es nicht verhindern können? War ich denn so eine miserable Aufpasserin? Ich spürte, wie sich in meinem Hals ein Kloss bildete, meine Augen füllten sich mit Tränen. Wenn der Kleinen jetzt etwas geschehen war und das nur daran lag dass ich sie den ganzen Tag beinahe ignoriert hatte… Aber ich war so mit den Wagen beschäftigt gewesen, hatte mich auf die Parade konzentriert, auf das Essen, auf das Fest… Ich fühlte mich einfach schlecht. Wie hatte mir nur meine Schwester abhanden kommen können? Verzweifelt stand ich da, weinend, ohne jegliche Anhaltspunkte. Ich irrte durch eine Stadt die ich kaum kannte und suchte nach meiner verschwundenen Schwester. Kein Zeichen von ihr. Bis ich plötzlich vor mir auf der Strasse etwas liegen sah.
Ich stürzte darauf zu. Tatsächlich, es war der Schuh von Serena! Wie konnte das nur geschehen sein? Verwirrt hielt ich ihn in der Hand, völlig konfus blickte ich ihn an. Was hatte das nur zu bedeuten? In meinem Kopf drehte sich alles. Um mich herum liefen die Menschen und schauten mich mit seltsamem Gesichtsausdruck an. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, wer sass schon weinend auf der Strasse und hielt einen Schuh in der Hand? Doch ehrlich gesagt war mir das egal. Das einzige was jetzt zählte war Serena zu finden und heil nach Hause zu bringen. Alles andere hatte jetzt keinen Sinn. Da fiel mir plötzlich etwas auf: In dem Zettel drin war etwas versteckt gewesen – Ein Zettel. Ich faltete ihn auseinander. Das war ganz eindeutig Serenas kindliche Handschrift.
Liebe Nelly,
wenn du diesen Schuh findest bin ich wahrscheinlich schon lange weg. Wenn du dich fragst wohin… Nun, ich denke dass ich dir das nicht beantworten kann. Niemand weiss was danach passiert. Nachdem alles endet.
Wahrscheinlich wirst du dir das alles hier gar nicht durchlesen weil ich dir ja egal bin, jedenfalls behandelst du mich immer so. Falls ich dir jemals etwas getan haben sollte, weshalb du jetzt immer so fies zu mir bist, tut mir das schrecklich leid. Aber ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten dass du mich immer nur herumkommandierst und mich beleidigst. Wenn du mich nicht magst, will ich dir nicht länger zur Last fallen. Mum und du habt sicher schon genug andere Sorgen, ohne mich auch noch am Hals zu haben. Du hast mir ja oft genug gesagt wie sehr ich euch – oder zumindest dich – nerve. Ich will nicht einfach nur ein ungeliebtes Stück Mensch sein, das wirklich nur da ist um zu leben…
Jana habe ich mit mir genommen. Sie war die Einzige die mir immer zugehört hat, sie hat mich getröstet in den vielen Stunden in denen ich geweint habe.
Heute habe ich mir einen Entschluss gefasst. Ich kann nicht mehr, ich bin endgültig am Ende. Und so will ich einfach nur noch weg von hier. Ich werde dich vermissen, auch wenn du wohl froh sein wirst wenn ich weg bin. Verzeih für alles was ich dir angetan habe, um was es sich da auch handeln mag.
Serena.Fassungslos starrte ich auf den Brief. Die letzten Worte hatte ich kaum noch lesen können, so sehr weinte ich. Auf der Strasse sitzend, schreiend. Ich konnte nicht realisieren was da stand. Hatte Serena sich umgebracht? Meine kleine Serena, meine Schwester? Hatte ich sie wirklich so schrecklich behandelt? Wie hatte ich das nur tun können? WIE?!
Es kam mir vor als würde die Welt um mich herum zerbrechen. Serena hatte wegen mir ihr Leben beendet. Wegen mir, der schrecklichsten Schwester die es jemals gegeben hatte. Wo hatte sie es wohl getan? Auch wenn ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte versuchte ich zu überlegen. Und da fiel es mir ein.
Keuchend nach dem langen schnellen Lauf kam ich an der Brücke an. Sie hatte Wasser geliebt, immer schon war sie geschwommen wie ein kleiner Fisch. Und ich hatte sie ausgelacht für alles was sie getan hatte. Wieso nur war ich so ein schlechter Mensch… Ich traute mich kaum über das hüfthoche Geländer zu blicken. Doch ich musste es tun. Für meine Schwester, der ich so unendlich viel Leid zugefügt hatte. Mein Gesicht war tränenüberströmt als ich mir ein Herz fasste und hinunterblickte.
Tatsächlich. Dort an einem der Felsen hatte die Strömung ein grün-blaues Etwas angeströmt. Genau in diese Farben hatte sich meine Schwester heute eingekleidet. Es war ihr Körper, der dort in den Felsen hing. Ihr lebloser Körper. Der war das Letzte der ich sah, bevor ich der Ohnmacht erlag. Ich sank ich die schwarze Welt der Verdammnis und fühlte nichts mehr ausser der Schuld, die nun auf ewig auf mir lasten würde. Ich hatte meine kleine Schwester auf dem Gewissen.
Dies geschah am Tag der Parade, und jedes Jahr widmete ich diesen Tag ihr. Es war nicht mehr das Gleiche, die Wagen zu beobachten wenn sie mich doch so sehr an den dunkelsten Tag meines Lebens erinnerten. Doch in meinem Herzen lebte Serena weiter, denn auch wenn ich es ihr nicht zeigen konnte, ich hatte sie geliebt.
„Wie konnte es nur passieren?“ So dachte sich die Person, die inmitten des Gebüsches zusammengekauert hatte. Ihr stand die Haut schon von dem Dreck des Gehölzes, der nur in den tiefsten Poren einzudringen versuchte. Ihre Kleidung stank nach dem Gestrüpp des Waldes, durch den sie in ihrer panischen Flucht gestolpert ist. Das schwere Atmen ließ die Brust stark hochheben und wieder absenken. Nur knapp entkam sie, vermutlich als eine von Wenigen, dem grausamen Flammentod. Sie waren aber nicht Natur oder gelegt; sie ergaben eine Feuersbrunst der Finsternis.
„Wie kann das nur passieren, dass unser Land so sehr dieser Katastrophe ausgesetzt ist? Wie geht es nur Onkel Iron? Mein Gott, was ist nur passiert? Dabei fing der Tag so gut an; das morgendliche Erwachen durch das Metallgeräusch von der Schmiede meines Onkels, und die Feier … oh, die Feier: Ein wundervolles Erlebnis …“
***
Schon, als wir uns der Fassade der imposanten Stadtmauern der Hauptstadt des Königreichs näherten, vernahmen ich und mein Onkel, dem bekannten Schmied des Landes Iron, die Laute der Festtagsfeier, die zum zehnten Jubiläum des legendären Helden von vor langer Zeit abgehalten wurde. Was muss dieser eine besondere Person gewesen sein, weswegen er nun nach so langer Zeit noch gefeiert wurde. Die Legende an sich besagte, dass der Held, den man zu seinen Zeiten wohl Link nannte, in Zeiten der Finsternis auftauchte und das große Übel des Landes versiegelte und somit dem Land wieder das Licht brachte. Doch er soll nicht gestorben sein; angeblich hatte er die sagenhafte Fähigkeit gehabt, durch die Zeit zu reisen. So brachte ihn dies den Titel „Held der Zeit und des Lichtes“ ein – ja, ein wirklich langer Titel, wie ich immer lustig bemerke.
Auf jeden Fall wurde ihm zu Ehren diese Feier gehalten. Und das nicht gerade spärlich:
Schon bevor auf den eigentlichen Marktplatz eintraten, empfingen uns die Soldaten vor dem Stadttor mit freundlichen Worten; sonst waren sie immer verschwiegen. Auch wünschten sie uns eine Menge Spaß, was mein Onkel und ich gerne zurück erwiderten; auch wenn ich mir das bloße Dastehen vor der den Toren als recht langweilig vorstelle. Doch sie haben sich bestimmt aus irgendeinem Grund diesen Posten angenommen. Doch mal abgesehen davon, sahen wir, während wir durch die Schatten des Torbogens schritten, das bunte Treiben der Fahnen, Buden, Zelte und Menschen, die sich zu diesem Anlass in verschiedene Outfits geworfen haben; einige trugen die gewohnte Städterpracht – weißes Leinenhemd, braune Hosen und schwarze Stiefel -, andere schienen zur feierlichen Stimmung beizutragen, indem sie sich extravagante Kostüme an den Körper legten und somit wie Narren aussahen und sich so auch verhielten; mittels Albereien und Belustigungen, die die Menschen des Marktplatzes erfreuten und zum Lachen brachten. Gerade diese Gelächter und Heiterkeit konnte man bestimmt über den gesamten Marktplatz vernehmen; dieses schien sogar den Himmel zu erfreuen, da dieser sich in seinem prächtigsten Blau und ohne schlechte Stimmung verbreitende Wolken zeigte. Zwar blieb er vogellos, da die Flugwesen die Stille mehr bevorzugten als das heitere Treiben, doch dies machte offenbar dem Fest nichts aus. Noch immer huschten die bunten Tücher und Kostüme vor uns umher wie ein Mosaik an den Farben des Regenbogens. Erst als wir den Torbogen hinter uns ließen, konnten wir auch das Wichtigste aus dem Gewusel heraushören: Die Musik. Es war nicht erkennbar, welche Instrumente gespielt wurden, denn sie schienen an verschiedenen Orten alle gleichzeitig zu spielen, doch ergab dies ein Klangkonzert, welches so sehr freudige Stimmung verbreitete, dass das sonst geschäftige Gemurmel der Stadt in ein lautes Auflachen und Feierlaune versetzte. Aber auch ließen sich Spuren des alltäglichen Marktlebens finden; die Standbesitzer riefen, so laut sie nur konnten, ihre teils übertriebenen Werbesprüche wie „Holt euch die frischesten Tomaten; rot wie der Feuerdrache, aber doch so rund wie unsere geliebte Sonne“ oder „Was sind Tomaten, wenn man die meerfrischesten Fische sich hier ansieht“ oder auch „Fühlt diese Qualität dieser Steine. Das ist Handwerkskunst. Frisch von den Goro-Bergen, wo diese Steine als Schätze der ehewürdigen Goronen gelten!“ aus. Ich persönlich fand es sehr witzig, was sich Händler für Ideen einfallen ließen, um ihre sehr ausgefallene Ware zu verkaufen. Aber von deren Geschäftsgeschichten abgesehen, belebten vor allem und essentiell die verschiedensten Attraktionen, an denen sich die Menschen spielerisch erfreuten. Vom einfachen Zielschießen mit Pfeil und Bogen bishin zum Schwertkampf. Gerade dafür kam Onkel Iron hierher. Er, als bekannter Schmied, schmiedete stets die Schwerter neu für den Kampf, weswegen er auch diesen großen Sack an seinem Rücken heften hatte, der mit dem geschärften Stahl gefüllt war. Eigentlich missbilligte ich immer diesen grausamen Sport, doch ich konnte nichts gegen die nach Sieg, Ruhm und Blut rufende Menge ankommen – wie eine Ameise gegen den Menschen rebelliert.
Plötzlich erklang der stetige Trommelklang und alle gerieten in noch mehr Feierlaune – ich mit einbeschlossen. Denn nun begann die für mich wohl genialste Attraktion, bei der alle mitwirken konnten. Ich verabschiedete mich von Iron, der die Schwerter wegbringen wollte, und eilte in die Menge hinein, die sich um den Zentralplatz des Marktes versammelte, um jenes Podest, welches aus der Menge hervorragte. Dann kam er – der wohl gut aussehendste, adretteste Mann, den das Städtchen bieten konnte. Schon als er auf die Bühne kam, riefen alle Frauen der Menge vor lauter Bewunderung hysterisch – mich übrigens mit einbeschlossen. Darüber lächelte er, ohne wie ein Macho zu wirken, und hieß uns alle herzlich auf den Markt willkommen, worüber sich die Menge noch mehr fröhlich ausließ. Was er nun tat, war das Highlight des Tages; soviel stand schonmal fest. Er war ein sogenannter Magier des Feuers, der auf irgendeine Art und Weise es schaffte, Flammen um sich herum zu schwingen und dabei Formen und Figuren zu bilden. Dabei zog er immer seine obere Kleidung aus, sodass wir Frauen und Mädchen auch zu unserem Glück einen Blick auf seinem muskulösen Oberkörper werfen konnten. Diese Definition … wundervoll.
Aber es war dennoch ein Augenmerk darauf zu legen, wie er aus den Flammen einen Drachen und andere Wesen kreierte. Es war ein wundervoller Anblick, der einem nur den Atem nehmen konnte.
Nichts hätte diese atemberaubende Vorstellung und allgemein die Stimmung zunichtemachen können.
„Schwächlinge!“
„In der Tat!“
„Nicht mal der geringste Widerstand!“
„Meister! Sollen wir nun in der Stadt mitmischen?“„…“ Die vermummte Gestalt sagte nichts. Die stechend roten Augen beäugten die kitschigen Fahnen, die zu diesem Event aufgestellt wurden und dann auf die bewusstlosen Soldaten, die sie zuvor erledigt hatten. „Es wird Zeit, dass dieser Feier ein Highlight verpasst wird!“
Ich schlenderte durch die Stadt,
überall hörte ich den Klang von Musik, die Melodien verschwammen ineinander,
es klang wie ein einziges großes Kunstwerk der Musik.
An jeder Ecke standen die Künstler mit ihren Instrumenten, immer wieder musste ich halten und die Musik in mich aufnehmen.
Man kann so viele schöne Dinge in die Melodien interpretieren, ich fühlte mich wie im Paradies.
Ich schloss meine Augen und versetzte mich in das, was ich hörte,
Musik ist so faszinierend, sie drückt das aus, was unbedingt gesagt werden muss, man aber nicht in Worte fassen kann.
Ich bin so froh, dass es dieses Fest gibt, ohne die Musik wäre diese Stadt ein altes, stinkendes,
vermülltes Loch, doch die Musik macht selbst den dunkelsten Ort zu einer Oase des Glückes.
Viele würde bestimmt denken, das dies kein tolles Fest sein könnte,
denn außer den Musikern gibt es rein gar nichts, nicht zu Essen oder Trinken auch keine Attraktionen. Und aufgedrehte Menschen, die nicht als Aktion im Kopf haben, würden das „Fest der Musik“ bestimmt nicht mögen.
Aber ich bin anders, ich lebe für die Musik, ich nehme sie auf und bin dann in meiner ganz eigenen Welt, ich kann einfach nicht ohne Musik, ich brauche sie wie Luft zum Leben.
Ein Musiker faszinierte mich am meisten, er stand in einer Ecke mit seinem Saxophon,
ganz alleine spielte er seine Lieder. Trotzdem musste ich stehen bleiben und ihm zuhören,
ich hatte quasi keine andere Wahl. Ich starrte gebannt auf ihn und lauschte den lieblichen Tönen seines Saxophons.Er spielte so wunderschön und um mich herum die
Menschenmenge immer größer, ich glaube keiner wusste so genau, was ihm an der Musik des Musiker so berührte, es waren keine besonders schwere, schnelle Stücke die der kleine Junge spielte. Kleiner Junge? Der Musiker musste erst ungefähr fünf Jahre alt gewesen sein, sein Saxophon war fast so groß wie er selbst, er hatte aber keine Mühe es zu halten.
Jetzt wurde mir klar warum alle ihn so gebannt anstarrten, erst bemerkte ich nur die Musik,
dann erst das Wunderkind, welches diese schöne Musik erzeugte. Aber seltsamer Weisen überraschte mich nicht das Alter des Jungen, sondern mit wie viel Gefühl und Emotionen er seine Stücke spielte, als hätte er schon als Baby auf seinem Saxophon gespielt.
Nach einer Weile riss ich mich dann von diesen emotionalen Klängen los und ging weiter.
Verträumt ging ich die Straßen entlang, am liebsten hätte ich an jeder Ecke, an der sich ein Musiker oder eine Band hinstellte, stundenlang den Songs und Melodien zugehört, doch soviel Zeit blieb mir nicht.
Doch am liebsten hatte ich es trotzdem wenn sich die Melodien vermischten, so entstanden völlig neue Melodien, die meist noch besser als jedes einzelne Stück klang.
Mir gefiel, dass nicht zu viele Leute unterwegs waren und man so problemlos jede Straße langsam entlang laufen konnte, aber das machte mich auch traurig, viel mehr Leute hätten die schönen Klänge des „Festes der Musik“ hören sollen.
Ich nahm so viel von diesem Fest mit, so viele Emotionen so viele Gefühle,
ich hörte Musik aus aller Welt, was mich sehr berührte, die verschiedensten Menschen sah ich und die schönsten Melodien hörte ich.
Ich bin so froh dort gewesen zu sein und hoffe, dort nächstes Jahr wieder zu sein.
Während die Sonne langsam aufging und den noch leeren Marktplatz Schleiedes in ein violettes Licht tauchte, stand ich schon alleine auf dem großen Marktplatz in der Mitte der Stadt. Die langen Schatten der Häuser wirkten wunderschön und gespenstisch zugleich. Ich lehnte mich gegen einen Laternenpfahl, während ich auf meinen Vater wartete, der den Wagen mitbringen wollte. Die Vögel zwitscherten und ein Schwarm Plaudagei flogen über mich hinweg und sangen ein Lied. Es klang wirr und fast wie ein Kanon eines ungeübten Chores. Die Häuser, die um den Platz herum standen, wirkten eintönig, die grauen Fassaden, die immer gleich aussehenden Dächer schienen mir ein wenig langweilig.
Ich wartete noch, als schon einige andere Menschen kamen und anfingen ihre Stände aufzubauen. Langsam wurde ich ungeduldig, nervös wechselte ich vom linken Fuß auf den rechten. Immer wieder. Die Zeit verging langsam, ich konnte das Ticken der großen Kirchenuhr fast schon hören. Auch die anderen Menschen fand ich nicht interessant, es war jedes Jahr das Gleiche. Sie bauten ihre Stände auf, der Tag verging und die Stände wurden wieder abgebaut.
Die Sonne stieg höher und das schummerige violette Licht wich einem hellen fröhlichen Tageslicht.
Der Marktplatz füllte sich weiter mit Menschen, die ersten Besucher kamen.
Wo bleibt er nur?, fragte ich mich. Ich hatte gar nicht wirklich realisiert, dass ich angefangen hatte, im Kreis zu laufen.
„Entschuldige, ich habe dich warten lassen!“, rief plötzlich eine Stimme hinter mir.
Ich drehte mich um und blickte in das etwas gehetzt aussehendes Gesicht meines Vaters. „Das wurde aber auch Zeit!“, antwortete ich ihm barsch.
„Ich habe noch ein paar Leute getroffen, mit denen ich mich unterhalten musste. Wusstest du schon, dass Lucia jetzt mit Ash zusammen ist?“
„Nein, aber das will ich jetzt eigentlich auch gar nicht wissen!“, sagte ich leise. Dann fing ich an, den Stand aufzubauen.
„Jetzt hilf mir doch mal und steh da nicht rum, wie ein begossener Pudel!“, wies ich meinen Vater an, der angefangen hatte, sich mit einem unserer Nachbarn zu unterhalten.
„Oh, äh, ja ’tschuldige.“, meinte er und half mir. Schnell hatten wir die Waren richtig sortiert und Preisschilder aufgestellt. Der Bürgermeister der Stadt hatte sich schon auf der großen abbaubaren Bühne in der Mitte des Platzes niedergelassen und war nun aufgestanden um zu dem Mikro zu gehen. Er räusperte sich einmal, dann fing er an zu reden.
„Willkommen. Willkommen zum alljährlichem Festival hier unserem schönen Städtchen. Ich bin erfreut darüber, dass ich auch dieses Jahr so viele Menschen begrüßen darf. Dieses Jahr haben wir eine besondere Attraktion, denn – wie viele von Ihnen ja aus dem letzten Jahr schon wissen – haben wir jedes Jahr ein kleines Turnier, bei dem sich jeder anmelden kann. Der Preis war die letzten Jahre immer nur ein kleiner Geldpreis, doch dieses Jahr ist es etwas viel größeres. Es ist ein Pokémon-Ei, welches von einem Einwohner unserer Stadt bereitgestellt wurde. Kommen Sie herauf, Troy.“
Mein Vater zwinkerte mir zu und ging auf die große Bühne zu. Er winkte der applaudierenden Menschenmenge zu und gab lachend Luftküsse. Ich schüttelte den Kopf und schlug mir die Hand vor die Augen.
Wie peinlich kann ein einzelner Mensch eigentlich sein? Mein Vater fing an, zu reden, ich hörte gar nicht hin. Es war das ewige „ja ich freue mich, hier sein zu dürfen“-Gelaber. Das musste ich nun wirklich nicht hören. Ich lehnte mich gegen den Wagen und rollte mit den Augen, als mein Vater wieder anfing Luftküsse zu verteilen. Ich drehte mich einfach um und sortierte noch einmal die Pokémon-Eier um, die wir verkaufen wollten.
Als dann die ewigen Reden des Bürgermeisters, meines Vaters und noch einiger anderer wichtigtuerischer Leute, ging das Festival richtig los. Man konnte die Freude der Menschen und auch die der Pokémon gerade zu spüren, die Lautstärke, die verschiedenen Gerüche, die in der Luft hingen. Der Marktplatz war bunt geschmückt, Girlanden zierten die Stände, Luftballons hingen überall. Auf der Bühne tummelten sich kleine Pokémon, die von ihrem Trainern angezogen worden waren. Ein Haspiror trug eine bunte Weste, ein Plinfa ein Kleid, ein riesiges Mamutel trug ein ... Kleid? Wieso zur Hölle trägt ein Mamutel ein Kleid??? Ich konnte mir gerade so verkneifen laut loszulachen. Den Trainer will ich mal kennen lernen., dachte ich lächelnd und wandte mich wieder einem Käufer zu. Es war ein älterer Herr mit schütterem, grauem Haar.
„Bitte sehr?“, fragte ich ihn freundlich.
„Ich hätte gerne ein Pokémon-Ei.“
Wer hätte es gedacht...
„Haben Sie einen speziellen Wunsch?“
„Nein, eigentlich nicht, ich würde mich gerne überraschen lassen.“
„Dann suchen Sie sich eines aus.“
Der Mann überlegte kurz, dann deutete er auf ein Ei, welches relativ am Rand lag. Ich nickte und nahm es hoch. Es bewegte sich schon leicht. Ich nahm aus einem Fach unter der Verkaufsfläche ein Glasgefäß, in welches ich das Ei vorsichtig hereinlegte. Dann steckte ich noch einen Pokéball oben herauf und übergab es dem Mann.
„Wie viel macht das dann?“, fragte er, ich nannte ihm den Preis und er zahlte. So ging es weiter, die Sonne war schon über ihren Höchststand heraus. Gegen 14 Uhr kam mein Vater und übernahm den Stand.
Nur kurze Zeit später kündigte der Bürgermeister an, dass das Turnier losgehen würde. Er erklärte die Regeln, an denen sich seit dem letzten Jahr nichts verändert hatte. Jeder kämpfte mit einem Pokémon, bis auf das Finale, welches mit zwei Pokémon in einem Doppelkampf bestritten werden sollte. Er rief die ersten beiden Trainier auf, es war Ash, der gegen einen fremden Jungen kämpfte und gewann. So ging es weiter, ich machte bei dem Turnier auch mit. Schließlich erreichte ich mit sieben Weiteren das Halbfinale. Dort trat ich gegen eine fremde Trainerin namens Black an. Sie setzte ein Pokémon ein, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte. Es war ein kleines Oranges Pokémon, anscheinend hieß es Floink. Es sah aus wie ein Schwein. Ich rief mein Pokémon. Sumpex kam freudig aus seinem Ball heraus. Floink sah verängstigt aus und ging einen Schritt zurück. Seine Trainerin redete ihm jedoch gut zu und es fasste Mut. Dann ging der Kampf los. Trotz der außergewöhnlichen Schnelligkeit des gegnerischen Pokémon, die ich bei dem Schweineartigem gar nicht erwartet hatte, hatte es keine Chance, seine Attacken richteten kaum Schaden an und es hatte einfach eine riesige Schwäche gegenüber Sumpex.
Als Floink besiegt war, jubelten die Umstehenden und mein Vater ... wie sollte es auch anders sein, brüstete sich damit, dass er mein Vater war. Jetzt hör auf immer so peinlich zu sein, sonst...
Die anderen Kämpfe verfolgte ich gespannt, es war wunderschön mit anzusehen, wie einige Pokémon grazil ihre Attacken einsetzten und trotzdem effektiv trafen.
Ich war überrascht, als ich schon wieder aufgerufen wurde. Ich trat auf die Bühne und wurde wiederum von lauten Jubelschreien empfangen. Ich erwartete meinen Gegner aufgeregt, so weit war ich bei diesem Turnier noch nie gekommen, obwohl ich schon einige Male mitgemacht hatte. Der Bürgermeister rief abermals den Trainer auf. Fragend sah ich mich um. Wieso kommt er nicht? Die gleichen Gedanken hatte anscheinend auch das Publikum, welches sich verwirrt umdrehte.
„Entschuldigt.“, ertönte eine ruhige Stimme plötzlich. Ein junger Mann trat auf die Bühne.
„Da bist du ja endlich!“, sagte ich unwirsch, um meine tiefe Erfurcht vor diesem Trainer zu verbergen. Auch wenn ich ihn nicht kannte, beeindruckte mich schon sein Name. Sein Äußeres wirkte so gelassen, die langen grünen Haare fielen ihm sanft über die Schultern und seine tief ins Gesicht gezogene Cap verlieh ihm etwas mysteriöses, geheimnisvolles.
Er musterte mich mit gesenktem Kopf, nur einmal konnte ich einen Blick auf sein Gesicht erhaschen. Sein Mund formte ein leichtes Lächeln und seine glänzenden grünen Augen waren im Einklang mit seinen Haaren und seiner hellen Kleidung.
Ich war immer noch gebannt von seinem Aussehen, sodass ich regelrecht hoch schreckte, als er sein Pokémon herausrief.
Es war majestätisch groß, sein weißes Fell glänzte im Licht der bereits untergehenden Sonne. Es richtete sich langsam auf, öffnete seine strahlend blauen Augen und stieß einen wohlklingenden Ruf aus. Ich war gebannt, fasste mich jedoch wieder und holte mein Dragoran aus seinem Pokéball.
„Dragoran, Drachenklaue!“, begann ich den Kampf. Mein Gegner lächelte nur und flüsterte etwas Unverständliches. Schon sprang das weiße Pokémon hoch in die Luft und schlug ein paar Mal mit den Flügeln. Dann öffnete es sein Maul und eine riesige Flamme verschlang die Luft.
Dragoran hatte keine Chance, als es versuchte auszuweichen wurde es seitlich von den Flammen getroffen. Fast zwei Minuten wurden die Flammen aufrecht gehalten, die Hitze hatte mir Schweiß auf die Stirn getrieben. Als sie wieder abklangen hatte ich von dem grellen Licht Flecken vor den Augen. Dragoran sank zu Boden und stöhnte einmal auf. Dann regte es sich nicht mehr.
„Dragoran!“, schrie ich und holte es schnell in seinen Ball zurück.
Niedergeschlagen stieg ich von der Bühne hinunter, doch die Menschen jubelten dem Gewinner zu.
Obwohl Ash seinen nächsten Kampf leicht gewann, verlor er im Finale.
Doch es interessierte mich nicht, ich dachte nur noch eines.
N...