Erleuchtet - Spieletopic

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Tomomi wirkte etwas bedrückt und schaute schüchtern nach unten.
    "Nicht magisch...", antwortete sie knapp und sie war sehr gut darin den Ton von Bitterkeit in ihrer Stimme zu verstecken. Dann schaute die Mumie nochmal auf den Verband des anderen Mädchens. Es war schon verranzt und alles andere als frisch. Die Flüssigkeit ist auch schon längst entwichen, weswegen Tomomi den Verband nicht kontrollieren konnte.
    "Kümmere die um die Entsorgung deiner Abfälle", klingelte es in dem Kopf der Mumie. Ohne diese Anweisung von Alicia, hätte Tomomi sich nicht jetzt genähert, um den Verband um das Handgelenk mit ihren bandagierten Händen zu entfernen. Während der Prozedur wich ihr Auge nie von der Wunde. Als diese freigelegt war, betrachtete die Mumie sie noch kurz und wie zuvor schlängelte sich eine 'Verbandsschlange', diesmal kürzer, aus ihrerm Mantel heraus und wickelte sich um das Handgelenk.
    "Noch ein bisschen heilen lassen", merkte sie an und setzte sich dann auf den freien Platz. Sie warf den alten verband jedoch nicht weg, sondern formte eine Kugel daraus, um sie dann nach oben zu werfen und aufzufangen, zu werfen und wieder aufzufangen usw.

  • Unwirsch öffnete er seine Augen, als er bemerkte, wie ihn jemand unsanft an der Schulter schüttelte. Zuerst nahm er nur unscharf die Umgebung wahr und er war verwirrt wo er sich befand. Erst nach und nach fielen ihm die vergangenen Geschehnissen wieder ein und beinahe gleichzeitig erkannte er dass es sich bei dem unsanften Rüttler um Bruno dem Busfahrer handelte. Er wollte dass die Jugendlichen in der Raststätte was essen sollten, damit sie schnell weiter konnten. Marcello hielt sich die Hand vor den Mund um zu gähnen. Er war noch immer müde und wollte am liebsten weiterschlafen, doch leider war das nicht möglich. Der Junge warf einen Blick auf seine Armbanduhr und sah, dass nur 3 Stunden seit seinem Salat vergangen waren. Kein Wunder war er noch so müde. Hatte er überhaupt schon Hunger? Wie auch immer er sah sich um und sah, dass sein Nachbar noch immer nicht zurückgekommen war. Dann entdeckte er zu seiner Erleichterung, dass das Plastikschälchen mit den Salatresten nicht während seines Schlafes umgekippt war. Seufzend nahm er sie mit um sie draußen in die nächsten Mülltonne zu werfen.


    Draußen war es noch sehr kühl. Er zog die Jacke enger zusammen, nachdem er sich ausgiebig gestreckt hatte. Bevor er mit den anderen wieder zurück in die Gaststätte ging, galt sein erster Gang den Waschräumen. Dort wusch er sich ein wenig, denn er wollte ein wenig ordentlich daherkommen. Leidlich zufrieden mit sich ging er nun zu den anderen. Seine Augen schweiften über das Frühstücksbuffet und er entdeckte, dass keiner der anderen mehr leuchtete. Das war schon mal sehr gut. Nun denn anstatt irgendwelche Sonderwünsche an den merkwürdigen Koch zu richten, gab er sich mit dem zufrieden was es gab. Er war sich sicher, dass der Koch nicht in der Lage war, sein gewohntes Frühstück zu richten. Marcello aß eine größere Schüssel mit Müsli und frischer Milch. Das schmeckte sogar. Dazu trank er aber schlechten Kaffee. Nun ja hauptsache er hatte Koffein im Blut und was warmes im Magen. Mehr konnte er nicht verlangen. Danach suchte er sich als Reiseproviant, drei Käsebrötchen und einen Apfel aus. Zum Trinken nahm er zwei Flaschen Orangensaft, die zum Glück keine Fruchtstückchen beinhalteten. Normaler war er den Saft frisch gepresst gewohnt, aber zur Not ging das auch. Er packte alles zusammen, ging zur Kasse, zeigte dies vor und teilte der noch sehr müde aussehenden Kassiererin mit, dass jemand anders bezahlte. Diese nickte rasch.


    Marcello atmete tief ein und aus. Dann ging er langsam zum Bus zurück. Seinen Platz fand er sofort wieder und verstaut sein Proviant. Zu seinem Erstaunen war sein Sitznachbar noch immer nicht aufgetaucht. Sein Gefühl sagte ihm, dass er wohl auch nicht zurückkommen würde. Irgendwie war Marcello darüber sehr enttäuscht, hatte er doch gehofft, so etwas wie Freundschaft schließen zu können. Aber auf der anderen Seite kannte er das vertraute Gefühl der Enttäuschung und Abgrenzung zu gut. Wahrscheinlich hatte er ihn von seiner Friedfertigkeit doch nicht überzeugen können. Oder hatte dem Kerl sein Gesumme so sehr gestört? Ach was solls ändern kann man es sowieso nicht mehr. Er beanspruchte daher den Fensterplatz für sich und kuschelte sich hinein. Sofort kam die Müdigkeit wieder heran gekrochen und drohte ihn zu überwältigen, als er plötzlich wieder aufgeschreckt wurde. Ein paar Sitze weiter fand eine laute Diskussion statt. Diese führte, als hätte er es geahnt der Flummel laut an. Marcello versuchte es zu ignorieren, doch das war unmöglich. Seufzend konzentrierte er sich darauf und hörte zu. Es ging um die Band Shadowsoul und Mord. Interessiert hörte er weiter zu.


    Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen erinnerte er sich, dass seine Mutter ihm immer verboten hatte, deren Musik zu hören. "Es sei gotteslästerlich und nicht für die zarten Ohren ihres Schatzes bestimmt". Dies war eine ihre liebsten Redewendungen. Aber wie es üblicherweise so ist, je verbotener eine Sache wahr, desto reizvoller wurde sie. Er beschaffte sich heimlich eine CD von ihnen und hörte sie wenn er sich unbeobachtet fühlte. Die Musik selber war nicht schlecht. Einige Songs sprachen ihn zwar an, aber sie machten ihn jetzt nicht über Nacht zum Selbstmord Kandidat, wie seine Mutter immer gesagt hatte. Mehr verband ihn nicht mehr der Band und bald hatte sich seine Interessen anderen Bands zugewandt.


    Er konzentrierte sich, nachdem er gedanklich abgeschweift war, wieder zu dem Gespräch, dass weiter vorne stattfand. Allerdings hatte er nicht vor sich einzumischen. Einerseits war das unhöflich und es ging ihn nichts an und zum anderen hatte er auf den anderen absolut keinen Bock. Marcello schloss seine Augen und hörte weiterhin zu.

  • Unsanft hielt der Bus an und riss Emma aus dem Schlaf. Wie ein Sturzbach strömten nun die Melodien der im Bus Versammelten wieder auf sie ein. Im Schein ihres Herzen erkannte sie außerdem, dass der Platz neben ihr noch frei war. Leise seufzte Emma; sie war unter Leuten, deren Melodie sie nicht abschreckten und hatte eigentlich gehofft, vielleicht doch ein paar neue Kontakte knüpfen zu können. Es musste doch irgendetwas bringen, in einem viel zu lauten Bus zu sitzen. Freiwillig.
    Inzwischen hatte sich auch der Busfahrer zu Wort gemeldet. Sie waren an einer Raststätte angekommen, wo sie sich etwas zu essen kaufen konnten, was ein gewisser Simon bezahlte. Ach, und sie sollte ihre Zeichen verdecken.
    Wieder seufzte Emma, diesmal etwas lauter. Als ob das so einfach wäre. Die anderen leuchteten an den Händen, am Bauch oder dem Rücken, irgendwelche Stellen, die man sowieso leicht mit Kleidung überdeckte. Aber die Stirn? Noch dazu endete ihr Zeichen direkt zwischen den Augen. Nur eine Skimaske hätte es komplett verdeckt, und einen Hut zum wenigstens teilweisen Verdecken hatte sie auch nicht. Also blieb ihr wohl oder übel nichts anderes übrig, als im Bus zu bleiben. Zu ihrer Erleichterung stoben aber die meisten anderen hinaus. Nur dieser Arthur nicht. Er ließ sich von Lewis einen Salat mitbringen. „Und mir kann keiner helfen…
    Kurz darauf brachte der Busfahrer einige Flaschen Sprudel und verteilte sie an die Zurückgebliebenen. Dann schloss er die Türen und schnorchelte von seinem Platz vor Emma. Auch sie wollte versuchen, wieder ins Reich der Träume zu finden, doch so richtig gelingen wollte es ihr nicht.


    Es kam ihr vor, als sein gerade mal fünf Minuten vergangen, als der Busfahrer sich schon wieder lautstark zu Wort meldete. Frühstück war angesagt. Erleichtert stellte Emma fest, dass das Leuchten inzwischen erloschen war und sie sich ohne Bedenken (als merkwürdig wegen ihres auffälligen „Tattoos“ abgestempelt zu werden, empfand sie inzwischen als normal) nach draußen und in die Raststätte wagen konnte.
    In dieser war es ruhiger als in dem engen Bus, aber es mischten sich zu den netten Melodien auch die der Angestellten. Köche mit Messern… da konnte ja nichts Gutes bei herauskommen. Um nicht allzu sehr mit den Menschen in Kontakt treten zu müssen, nahm Emma sich einfach zwei der bereitgelegten Brötchen und setzte sich in die Nähe der anderen. Es war seltsam, das Essen bezahlt zu bekommen. Normalerweise musste sie für so etwas immer hart schuften.
    Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatte (was ihr Magen ihr sehr dankte), wurden sie alle dazu bewegt, sich etwas Proviant für die Fahrt mitzunehmen, die gut und gerne noch acht Stunden dauern konnte. Keine besonders einladende Information, noch eine kleine Ewigkeit in diesem Lärm aushalten zu müssen. Trotzdem nahm sie das Angebot an und besorgte sich am Büffet noch drei Brötchen mit unterschiedlichen Belägen, sowie einen Apfel und zwei Flaschen stilles Wasser, welches in ihren Augen einfach besser war als Sprudel.
    Auf dem Weg zurück zum Bus stellte Emma die leere Sprudelflasche der letzten Nacht auf den Tresen und begab sich noch einmal in die Waschräume, um sich endlich zu erleichtern. Danach betrachtete sie sich kurze Zeit im Spiegel; die vergangene Nacht hatte deutlich ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur ihre Haare waren komplett zerzaust (was eigentlich nichts Neues war) und unter ihren Augen bildeten sich tiefe Ringe, nein auch ihr Gesichtsausdruck schien Emma selbst irgendwie… verändert. Emma konnte es nicht deuten.
    Tief atmete sie durch, um wenigstens ihre Gedanken für den Moment zu fokussieren und machte sich auf über den Parkplatz zurück in diesen Bus, der wer weiß wohin fuhr. Das junge Mädchen dachte an ihr Spiegelbild. Wohin auch immer, es spielte auch keine große Rolle mehr. „Du kannst es schaffen. Ich habe es gesehen“, spukte Elias Stimme durch ihren Kopf. Und sie vertraute ihm. Mit neuem Mut stieg das Mädchen wieder in den Bus.
    Im Bus betrachtete Emma ihren alten Platz auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges von Lewis und Arthur. Dann sah sie, dass Jasmin nicht mehr auf dieser Seite saß, sondern nun hinter Lewis platz genommen hatte. Also entschied sie sich dafür, es ihr gleichzutun und ebenfalls den Platz zu wechseln. Eine Flötenstimme zog sie an und sie landete bei einem schlanken Jungen mit kurzen Haaren, über denen eine blaue Mütze saß. Bevor der Bus sich komplett füllte, wollte Emma noch einmal genauer auf die Melodie des Jungen eingehen. Eine Flötenstimme, klar. Sie wirkte… einstudiert, nicht unbedingt frei, spielte ein fast schon enttäuschtes Stück und –
    Mehr konnte Emma nicht mehr heraushören, denn die Melodien um sie herum wurden immer lauter, sodass es unmöglich wurde, eine einzelne genau herauszuhören.
    Hallo“, begann Emma. Dieses Mal wollte sie es besser machen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, Jasmin vergrault zu haben… „Ich bin Emma. Ist der Platz neben die noch frei?


    ~*~


    Erst unwirklich, dann immer schärfer werdend vernahm Marcello eine weibliche Stimme neben sich, die ihn offensichtlich ansprach. Verwirrt öffnete er seine Augen und sah dass es wirklich kein Traum wahr. Er lächelte und antwortete: „Hallo Emma. Ich bin Marcello. Klar ist der Platz noch frei. Warte kurz.“ Leicht verlegen räumte er seine Sachen, die er vorhin so leichtsinnig ausgebreitet hatte, weg. Er schalt sich. Wie konnte er angenommen haben, dass dieser Platz ewig nicht besetzt werden würde. Dieses Mal würde er alles anderes machen als zuvor.


    ~*~


    Dankend setzte Emma sich neben den Jungen. Irgendwie klang seine Melodie ganz nett und Emma hat damit einen Anhaltspunkt, an den sie sich zu Beginn der Busfahrt klammerte, bis irgendwann das Mädchen, welches in der Nacht zuvor die Bestie erschossen hatte, aufstand und nach vorne ging. An der Bank neben Lewis und Arthur blieb sie stehen und sagte: „Kannst du mir denn auch etwas über die Band Shadowsoul sagen? Vor allem die Zeit kurz vor ihrer Trennung letzten Jahres interessiert mich. Du posaunst schon die ganze Zeit mit deinen Bekanntschaften aus der Szene, da bin ich mir sicher, du weißt oder glaubst irgendwas besonders tolles über diese Jungs zu wissen und kannst es schon gar nicht mehr abwarten damit zu prahlen.
    Shadowsoul? Nie gehört“, überlegte Emma, „aber das ist ja auch kein Wunder, wenn man zwei Jahre lang durch die Wälder reist und sowieso nur den nötigsten Kontakt zu anderen aufnimmt.“ Diese Gedanken machten sie irgendwie schon wieder traurig und sie überlegte, ihren neuen Sitznachbarn anzusprechen, doch dieser schien völlig vertieft in die Unterhaltung, ein paar Sitzreihen weiter vorne und so hörte auch Emma weiter zu.
    Lewis erzählte von einem Mord, den anscheinend der Frontman der Boygroup begangen hatte und von seinem Kontakt durch eine Stilistin. Arthur hingegen stellte die Reaktionen der verschiedenen Gruppen auf den Mord dar. „Irgendwie unheimlich…“ Als das Mädchen diesen noch weiter ausführte, kam Emma so richtig eine Gänsehaut und das Bild von einem Mädchen mit abgerissenem Kopf mischte sich zu dem von der erschossenen Bestie. Warum hatte sie sich hierrauf nur jemals eingelassen?
    Egal wie unhöflich es war, Emma konnte nicht weiter nur still dasitzen und zuhören, sie brauchte einfach ein wenig Ablenkung und so wandte sie sich an Marcello. Um ihn aber nicht ganz aus dem Thema zu reißen, beschloss Emma zunächst ihre Wissenslücken auf diesem Gebiet zu füllen. „Sag mal Marcello“, begann sie zaghaft und musste aufpassen, dass sie bei dem Lärm nicht schrie. Sie hatte gelernt, dass dies trotz der Fülle an Melodien nicht gut aufgenommen wurde. „Ich war in letzter Zeit nicht so ...“ Emma suchte nach einem passenden Wort. Auch wenn keiner der hier im Bus Anwesenden wirklich bedrohlich klang, war sie doch vorsichtig, jemandem etwas über sich zu erzählen. „… informiert, was so etwas anbelangt. Kannst du mir ein bisschen was Grundlegendes über diese Band erzählen?


    OT: Wenn man Sitzplätze wechslen kann, hätte ich mir die Diskussion auch sparen können... Tut mir wirklich leid. :s
    Der Teil, der mit ~*~ abgegrenzt ist, ist von Destiny Moon geschrieben.
    Ach und, wie vielleicht schon rauskommt, denkt Emma immernoch, dass Laverne Lewis heißt. Möglicherweise könnte irgendwer mal den Namen erwähnen... Na ja, irgendwann kommt das ja sicher.^^'

  • Trotz ihrer Bemühungen schien sie die Mu... das Mädchen verletzt zu haben. Gekänkt starrte sie auf ihre Füße. (Konnte sie die überhaupt sehen?) "Nicht magisch" fertigte sie Jasmin kurz ab. Sie gab ihr Bestes, um die Emotionen aus ihrer Stimme zu verbannen, aber Jasmin konnte aus gesprochenen Worten lesen wie aus einem Buch. Sie sagte nichts dazu. Niemand sagte etwas und das fremde Mädchen sah weiterhin ihre eventuell vorhandenen Füße an - erst bei genauerer unhöflicher Betrachtung bemerkte Jasmin, dass sie ihre verbundene Hand beobachtete. War das so unangebracht mit dem Magischen? Hilfe... Sie wünschte sich, Evelyn wäre wieder da. Wo steckte die eigentlich? Jasmin hatte sie nicht gesehen, seit sie in der Nacht aus dem Bus gescheucht wurde. Hoffentlich geht's ihr gut.
    Emma betrat den Bus und sah sich unsicher um, in ihrer Hand ebenfalls eine Tüte. Kurz winkte Jasmin ihr zu und lächelte halb, ohne zu wissen, ob sie es überhaupt gesehen hatte, als die Fremde ihre winkende Hand blitzschnell ergriff und mit konzentriertem Blick an dem Verband herumfummelte. Jasmin hatte noch nicht mal bemerkt, dass sie am ganzen Körper zitterte. Sie biss sich auf die ohnehin schon geschundene Lippe und spannte ihre Armmuskeln an, damit die gerade verarztete Hand ruhig blieb, und starrte den Sitz vor sich an. Ich will nach Hause.
    Bescheuerter Gedanke. Sie hatte kein richtiges zu Hause.
    Jasmin schluckte und beschloss sich einfach klein zu machen und zu schweigen. Die Methode hatte in der Schule dazu geführt, dass sie einigermaßen in Ruhe gelassen und als schüchtern abgestempelt wurde, einen Versuch war es also wert. Auch wenn sie das dumpfe Gefühl hatte, dass sie aus dieser Gesellschaft so schnell nicht wieder rauskam.
    Das Mädchen ließ ihre Hand los und sie legte sie langsam auf ihr Knie. Sie wünschte sich ein wenig Knete oder eine Büroklammer oder irgendetwas anderes, an dem man abwesend herumspielen konnte. "Noch ein bisschen heilen lassen" sagte das Mädchen wie aus weiter Ferne und setzte sich neben sie.
    Jasmin lehnte ihren Kopf an das Glas und schloss die Augen. Das Zittern wollte nicht nachlassen. Sie verfluchte ihr Kopfkino, als es ihr wieder und wieder die Bilder der vergangenen vierundzwanzig Stunden gewaltsam vor die Augen drängte. Die schwarze Bestie, tot und lebendig. Blondie, über und über mit Blut beschmiert. Evelyn, wie sie eine Sekunde am Tod vorbeirauschte. Die blutrot leuchtende Schlange auf ihrem Bauch. Der abgetrennte Kopf eines Mädchens, das sie nicht kannte. Es war, als hätte sie eine Gruselgeschichte vor dem Einschlafen gelesen. Nur schlimmer.
    Wie konnten die Anderen das nur so gelassen nehmen?

  • Es wurde ein verdammt langer Tag auf den endlos scheinenden Autobahnen, nur von einigen kurzen Pausen durchbrochen, damit die Erleuchteten sich erleichtern konnten. Und auch, dass inzwischen die Vorhänge und das obere Drittel der Fenster geöffnet worden waren, wurde es mit jeder verstrichenen Stunde wärmer auch das bergige Land wich nach und nach tiefer gelegenen Gegenden. Die Landschaft wurde weitläufiger und immer wieder konnte man zwischen den vorbeiziehenden Orten neben all den vielen kleineren Straßen auch weite Grünflächen sehen. Die dichten Wälder der mittleren Berge zogen an ihnen in einiger Entfernung vorbei und verschwanden, bis nur noch einzelne Wäldchen gelegentlich in der Ferne zu sehen waren. Richtig flach wurde das Land zwar nicht, da ganz Wejau von zumindest kleinen Bergen und Tälern bedeckt war, aber dennoch würde der südliche Teil des Landes von seinen Bewohnern gerne als „Flachland“ bezeichnet. Zusammengefasst ereignete sich die Fahrt so gut wie nichts aufregendes und die Stimmung auf geraden Autobahnen war nach einiger Zeit eher unterkühlt. Einige nutzten die tuckernde Sicherheit, des immer gleich schnell fahrenden Busses, um etwas auszuspannen und zu schlafen. Vor allem die, die sonst kaum zur Ruhe kamen, wie auch Marika, nutzen die Verschnaufpause, auch wenn die Streunerin nur in einen leichten Schlummer glitt, nachdem sie sich nach dem „Gespräch“ mit Flummy auf den erstbesten freien Sitz hatte fallen lassen.


    Trotz aller Ruhepausen waren alle erschöpft, als sie am späten Nachmittag, nachdem sie etwa eine dreiviertel Stunde durch kleinere Ortschaften getuckert waren, endlich an einer stillen Landstraße langsamer wurden und auf ein riesige, eingezäuntes Gelände zufuhren. Die Stimmung sank in Rekordgeschwindigkeit auf den Tiefpunkt denn außer einer fast vier Meter hohen Mauer, deren oberer Rand auch noch mit einer Rolle Stacheldraht gespickt war, ragten nur zwei Betonklötze mit vergitterten Fenstern auf. Es schien, als würden sie auf ein abgelegenes Gefängnis zuhalten. Als sie an dem großen Tor hielten und dieses sich Mechanisch schließlich öffnete und der Bus durch dieses auf einen riesigen, trostlosen Innenhof rollte, bestand kein Zweifel mehr, dass sie angekommen waren. Hinter ihnen schloss sich das Tor wieder, ehe der Bus zum stehen gekommen war.


    Kaum öffneten sich die Türen, sprang Mara, das abwesende Mädchen mit den roten Augen auf und flitzte mit einem Affenzahn aus dem Fahrzeug, um auf ein anderes Mädchen zuzustürmen, das gerade an der Seite einer jungen Frau aus dem kleineren der beiden Gebäuden gekommen war. Dieses andere Mädchen ähnelte Mara, wie ein Ei dem anderen, sie trug sogar die gleiche Kleidung. Nur etwa einen Schritt voneinander entfernt blieb Mara stehen und verschränkte die Finger mit denen ihrer Zwillingschwester. Für die beiden schien es damit nur noch sie selbst zu geben, die restlichen Erleuchteten nahmen sie gar nicht mehr wahr. Bei den anderen, die ausstiegen, erkannte man schnell zwei verschiedene Gruppen, denn die einen, die diesen Ort bereits zu kennen schienen, trugen eine erstaunliche Sicherheit, wenn nicht sogar Freude zur Schau, während alle anderen sich misstrauisch umsahen. Simon hatte es fast so eilig den Bus zu verlassen, wie Mara und fiel auch sofort der Frau neben den Zwillingen um den Hals. Auch eine kleine Mumie huschte durch die Teeniereihe hindurch, stand direkt hinter der jungen Frau und zupfte vorsichtig am Oberteil: „Hallo Mama…“, grüßte sie leise und außergewöhnlich schüchtern. Die Frau drehte kurz den Kopf nach hinten und lächelte mütterlich: „Willkommen zu Hause Tomomi.“, ehe sie sich wieder Simon zuwandte.


    Sie war jung, älter als die Erleuchteten, keine Frage, aber dennoch jung. Vom Aussehen schätzte man die Frau mit der wallenden, braunen Mähne höchstens auf Mitte zwanzig. Sie war schlank aber hatte dennoch ausgeprägte weibliche Rundungen, die sie auch gut durch ihre sportliche Kleidung zur Geltung brachte. Wenn man sie und Simon so beieinander sah, fiel einem auch unweigerlich auf, dass die gleiche goldbraune Haarfarbe hatten und beinahe wie Geschwister wirkten.
    Dann ließ die Frau den Kleinsten der Erleuchteten los und wandte sich lächelnd den anderen zu. Marika stutzte, denn diese Frau war eindeutig ein Mensch, trotzdem empfand sie dieser Person gegenüber nicht die gewohnte Ablehnung, im Gegenteil, die Anwesenheit der Frau wirkte sogar beinahe angenehm.


    Hallo meine Lieben, ich freue mich, dass ihr alle zu uns gekommen seid.“, verkündete die Frau, nachdem sie auch noch andere der Heimkehrer begrüßt hatte, „Mein Name ist Alicia Young und ich bin die Direktorin dieser kleinen Privatschule. Bitte entschuldigt unsre wenig einladende Fassade, aber wir gelten offiziell als Anstalt für schwer erziehbare Kinder, jugendliche Straftäter und soziale Problemfälle. In Wirklichkeit handelt es sich bei diesem Institut jedoch um einen Ort, der geschaffen wurde, um Jugendlichen wie euch ein Zuhause zu bieten, das sie auch verdient haben.“ Strahlend blickte sie jeden einzeln an und sah aus, als hätte sie am liebsten jeden von ihnen in die Arme geschlossen. Marika fiel auf, dass sie trotz ihres Alters eine gewisse Autorität und Güte ausstrahlte, die sie fast wie eine Mutter wirken ließ, die nach langer Trennung ihr vermisstes Kind begrüßt. Und auch die misstrauische Blonde konnte nicht anders, als sich an diesem Ort willkommen zu fühlen. Als wäre sie ewig ziellos durch die Welt gereist und hätte nun einen sicheren Hafen erreicht. Diese Gefühle verwirrten sie. Das war also dieses Alica, von der schon zuvor so oft geredet worden war und vor der ihr bulliger Fahrer so einen Respekt zu haben schien. Die Streunerin mit dem störrischen Bürstenschnitt hatte sich ihren ‚Doktor Xavier‘ irgendwie anders, weniger … sexy vorgestellt.


    Plötzlich wandte sich Alicia zu den Zwillingen um und setzte eine ernste Miene auf. „Und Fräulein, du gehst jetzt bitte schnellstens unter die Dusche und dann ins Bett.“, verlangte sie streng, „Und Marlee, ich meine mit BEIDEN Körpern, haben wir uns verstanden?“ „Mir geht es gut.“, beteuerten die Zwillinge wie aus einem Mund und hoben beteuernd leicht eine Hand, wobei sie wie exakte Kopien voneinander wirkten, sie blinzelten sogar perfekt gleichzeitig. Es war in gewissem Sinne das Unheimlichste, was Marie je gesehen hatte. Aber die Direktorin blieb hart: „Schluss damit, wir wissen beide, wie sehr es dich anstrengt, dich an zwei so weit entfernten Orten voneinander aufzuhalten und ich wette du hattest auf der ganzen Fahrt mit Mara nicht eine Sekunde Schlaf. Wie ich dich kenne hast du sie nur in den Standby Modus versetzt und dich auf Lea hier konzentriert.“ Die beiden Mädchen senkten nicht einmal schuldbewusst den Kopf, sondern blickten Alicia nur unbewegt an. „Mir geht es gut, ihr müsst alle nicht immer aufpassen, dass ich genug Esse oder schlafe.“, beteuerten die Zwillinge wieder, als wären sie eine Person. Aber die junge Frau ließ sich davon nicht überzeugen. „Marsch, ins Bett Mädchen, keine Diskussion. Und zwing mich nicht, nachher nachschauen zu müssen.“ Widerwillig fügte sich das Zwillingspärchen und verschwand im Haus.


    Entschuldigend wandte sich Alicia wieder den anderen Erleuchteten zu. „Ihr müsst entschuldigen, aber Marlee braucht gelegentlich eine starke Hand. Wie ihr gesehen habt ist ihre Fähigkeit einmalig, da sie zwei Körper kontrolliert. Diese beiden Mädchen, Mara und Lea sind in Wahrheit eine Person und somit die Einzige, die wirklich an zwei Orten gleichzeitig sein kann. Nur leider vergisst sie meistens, dass zwei Körper auch beide genügend Essen und Schlaf brauchen.“ Sie lächelte nun wieder. „Ihr seht also, ihr seid nicht die einzigen, mit außergewöhnlichen Kräften und hier gut aufgehoben, aber lasst uns doch erstmals reingehen. Hier ist es so ungemütlich.“ Erneut stockte sie. „Und falls einer von euch Beklemmung wegen unserer Mauer verspürt: die ist dazu da, die Menschen des Nachbarörtchens Stoneville draußen zu halten und nicht, um euch einzusperren. Die Mauer, die einen Erleuchteten fest hält müsste ohnehin erst noch erfunden werden und bevor ihr einen waghalsigen Fluchtversuch startet, der Schlüssel zur Nebentüre am großen Tor hängt direkt daneben unter dem Schild ‚Beladezone‘. Herr Salzer, bringen Sie bitte den Wagen weg. Den Rest des Tages können Sie sich freinehmen, ich versorge unsere jungen Gäste selbst.“ Mit dieser Anweisung für den bärtigen Schrank drehte sie sich um und betrat selbst das Haus. Die Gruppe folgte ihr und betrat über die Eingangstüre einen Gang, der von einigen Spinten gesäumt wurde und ein bisschen nach Schwimmbad roch. An der langen Seite des Ganges gegenüber des Einganges prangten zwei Türen in der Wand von denen eine einen Spalt offen stand und den Blick in einen gut bestückten Fitnessraum gewährte.


    Alicia ging, mit Tomo ganz dicht hinter ihr, über eine geflieste Treppe nach oben und folgte dort einem weiß gestrichenen Gang um eine Ecke und öffnete die Türe des ersten Raumes. Die Erleuchteten folgten ihr und fanden sich überraschend in einer großen Bibliothek mit vielen Bücherregalen und großen Fenstern an der Längsseite wieder. Auf die Helle Fensterfront steuerte die Direktorin zu und l hockte sich dort lässig auf die Kante eines Lesetisches, während die kleine Mumie neben ihr stand, jedoch der Gruppe direkt keinen Blick würdigte und ihr Auge hinter der Kapuze versteckte. Strahlend blickte sie die Jugendlichen an. Marika trat an ihr vorbei und blickte aus dem Fenster auf den wohl größten Garten, den sie je gesehen hatte. Wege aus hellem Kies durchzogen das Gras, welches alles andere als akkurat gestutzt war und ein gutes Stück über die Knölchel ragen musste. Es verlieh dem ‚Garten‘ eine sympathische Wildheit, zumindest in Marikas Augen. Schulterhohe Hecken säumten an einigen Stellen den Weg und begrenzten die einzelnen Bereiche. Zur rechten Hand konnte man hinter einem Sichtschutz aus Bambus ein Häuschen mit eigenem Garten und ohne Zugang zum großen Garten erkennen. Dieses mittelständige Miethaus passte irgendwie nicht hier her und schien in seiner eigenen, kleinen Welt gefangen zu sein und sich vom Geschehen um sich stark abzugrenzen. Dahinter kam ein großer, gepflegter Gemüse- und Blumengarten, zu dem auch zwei winzige Geräteschuppen gehörten. Auf der linken Seite kam nach einem riesigen, dreistöckigen Betonbau eine Ansammlung aus kleinen Schuppen , Gehegen und eingezäunten Weideflächen eine Art kleiner Hof. Er war zu weit weg, um genaueres zu erkennen, aber die Blondine meinte dort irgendetwas schnelles gesehen zu haben. Im hinteren Teil öffnete sich das Gelände zu einer weitläufigen Obstwiese, die bis zu den klippenähnlichen Felsen reichte, die sich steil gute zwanzig Meter hoch in den Himmel streckten und den Garten in dieser Richtung begrenzten. Ihr Blick streifte auch drei hohe Eichen, die im Dreieck standen und zwischen denen jemand ein Baumhaus gebaut hatte, oder gerade fleißig dabei war, denn darunter lag auf einem Stapel Holz. Aber all das bemerkte die Streunerin nur nebenbei, denn ihr Blick wurde von der glitzernden Wasserspiegel, der dem Schulgebäude, in dem sie sich alle befanden am nächsten lag und der so verführerisch in der Sommerhitze schimmerte. Es war kein Pool, wie er manchmal in Gärten vorkommt, nein, das hier war ein Schwimmbecken, in dem man richtig seine Bahnen schwimmen konnte. Nach der langen Fahrt durch die Hitze wirkte es wie eine flüsternde Verheißung und Marika hätte sich am liebsten sofort dieser hingegeben. Da dieser Ort hier ohnehin in einem Tal lag und von Nord und Süd von einem Bergkamm eingefasst wurde, staute sich die Sonnenglut hier besonders gut.


    „Wollt ihr euch nicht erst einmal umsehen?“, erkundigte sich Alicia bei den Jugendlichen. „Das große Gebäude dort ist das Wohnhaus. Auch wenn ihr nur eine Nacht hier bleiben wollt, solltet ihr euch dort ein Bett überziehen. Momentan sind aber nur die Zimmer des ersten Stocks bewohnt und auch nur diese werden im Winter geheizt, das Gebäude zu groß ist und wir ohnehin noch zu wenige sind. Ich erwarte nicht, dass ihr hier bleiben wollt und ich werde euch zu nichts zwingen, aber seid euch bewusst, dass jeder Einzelne von euch hier mehr als nur willkommen ist. Dieser Ort wurde für euch gebaut, für euch und alle anderen Erleuchteten, die noch dort draußen herumirren. Ihr habt es verdient, ein zu Hause zu haben und kein Mensch hat das Recht, euch schlecht zu behandeln. Auch wenn ihr weggeht, seit ihr hier immer willkommen, ich will dass ihr das wisst.“ Sie hielt inne und blickte die Gruppe an. „Wenn ihr bleibt gibt es ein paar Regeln: Wer etwas beschädigt muss für den Schaden gerade stehen; keiner eurer Brüder und Schwestern wird hier absichtlich verletzt, weder körperlich, noch geistig und schon gar nicht mit Waffen oder Kräften; Waffen dürfen nur in den Übungsbereichen, wie den Schießständen im Keller und einem eingezäunten Bereich direkt an der Felswand benutzt werden und: Die Tiere aus unsrem Streichelzoo werden nicht mit auf die Zimmer genommen, vor allem die beiden Zicklein nicht, die brauchen ihre Mutter und wenn ich irgendwo im Haus Ziegenkot finde, wird der Verursacher unserer Putztruppe zur Hand gehen und den Toilettendienst übernehmen. Ich hoffe, ihr könnt mit diesen Regeln leben. Essen bekommt ihr in unserer Kantine, ein Stock höher. Achja: Das hatte ich vergessen, geklaut wird hier auch nicht. Wenn ihr etwas braucht, sagt Bescheid und ich besorg es euch, sofern es in meiner Macht steht.“ Damit stieß sie sich vom Tisch ab und trat zu Simon. „Und du mein Schatz hast leider noch nicht frei. Wir beide müssen noch einmal Weg, vielleicht bekommen wir heute noch mehr Zuwachs.
    Dann drehte sie sich zu Tomomi um: „Und du Tomomi, sei ein Schatz und pass hier auf, solange wir weg sind. Vielleicht haben die Neuzugänge bald Fragen, bitte hilf Ihnen dann, okay?“, bat sie und lächelte wieder so mütterlich. Dabei war die Bitte so laut ausgesprochen, dass jeder im Raum es hören konnte, was Tomomi nicht geheuer war. Aber vielleicht war das ja Alicias Absicht, damit ihre nicht blutsverwandte Tochter aus der Schale kam.


    OT: JA Freunde, ich denke, eure Charas können jetzt erstmal das Gelände erkunden, es dürfte genug Beschäftigungsmöglichkeiten für alle geben^^.


    Den Lageplan und Grundriss der Gebäude werde ich morgen Abend im Infotopic online stellen.
    Zu den Tieren (irgendwie geh ich davon aus, dass die angespielt werden^^) In dem "Streichelzoo" gibt es eine großzügige Voliere mit einem Schwarm Stittigen, einem kleinen Stall mit einigen Kaninchen, vier freche Ziegen, von denen zwei junge Zicklein sind und eine alte Mischlingshündin, die sehr gutmütig ist.


    An Dieser stelle möchte ich auch erwähnen, dass wir bald Zuwachs bekommen.

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Der Rest der Fahrt verlief ereignislos. Artemis las sein Buch weiter und warf ab und zu einen Blick auf den Süden. Er war hügelig und nicht sonderlich interessant, also war das Buch seine Hauptunterhaltungsquelle. Bis...


    Ein Verringerung in der Geschwindigkeit des Busses weckte ihn aus seiner Apathie. Anscheinend waren sie fast da. Interessiert warf er einen Blick aus dem Fenster - man wollte ja wissen, wie so eine Bruderschaft hauste. Was er sah, war definitiv nicht das, was er erwartet hatte. Und er hatte eigentlich kaum was erwartet. Meterhohe Mauern mit Stacheldraht, die einen unschönen Betonkomplex umgaben. Die X-Men School war wesentlich ansehnlicher, und sie hatte ein Basketballfeld. Artemis spielte zwar kein Basketball, fand das Spiel allerdings wesentlich interessanter als die meisten anderen Sportarten.


    Dieser Ort hatte kein Basketballfeld. Der Busfahrer parkte auf dem Hof, während sich hinter ihm das Tor schloss. Artemis packte sein Buch ein, stand unsicher auf und stakste aus dem Bus hinaus. Das Sonnenlicht war viel stärker, als er es gewohnt war, und er musste sich eine Hand vor das Gesicht halten, um nicht völlig geblendet zu werden. Sobald seine Augen sich richtig eingestellt hatten, zeigten sie ihm - ein Bild in grau. Grauer Beton, graue Mauern...


    „Hallo meine Lieben, ich freue mich, dass ihr alle zu uns gekommen seid.“ Nicht grau, dachte Artemis. Dann fing er an, die Gestalt näher wahrzunehmen. Sie war weiblich. Äußerst weiblich, auch wenn in wenig betonender Kleidung. Braune, lange Haare mit einem leichten goldenen Schimmer rahmten ein Gesicht ein, in dem zwei nussbraune Augen liebevoll die Neuankömmlinge begrüßten. Sie war wirklich schön, und mit einem mal durchzuckten Artemis zwei grundlegende Erkenntnisse. Erstens - diese Frau war, obwohl sie von Grund auf sympathisch wirkte, keine Erleuchtete. Und, was noch viel merkwürdiger war - es war Artemis egal. Dies war das erste Mal, dass er eine andere Person mit sich von Anfang an auf einer Stufe sah. Vielleicht war sie sogar noch ein bisschen höher.


    „Mein Name ist Alicia Young und ich bin die Direktorin dieser kleinen Privatschule. Bitte entschuldigt unsre wenig einladende Fassade, aber wir gelten offiziell als Anstalt für schwer erziehbare Kinder, jugendliche Straftäter und soziale Problemfälle. In Wirklichkeit handelt es sich bei diesem Institut jedoch um einen Ort, der geschaffen wurde, um Jugendlichen wie euch ein Zuhause zu bieten, das sie auch verdient haben.“ In Ordnung, das sah nicht umbedingt wie das Zuhause aus, dass Artemis seiner Meinung nach verdient hatte. Und... was? Alicia? Die Alicia, die anscheinend alle Fäden in den letzten 24 Stunden in den Händen gehalten hat? Aber sie sahen wie vernünftige, verantwortungsvolle Hände aus.


    Nach einer Diskussion mit einer der Erleuchteten wandte sich Alicia wieder den Jugendlichen zu und bat sie in das Betongebäude. Von Innen sah es nicht sonderlich viel einladender aus als von Außen - Betonwände und Spinde. Erinnerte leicht an die High Schools aus Teeniefilmen und Fernsehserien. Am Ende des Ganges öffnete Alicia eine Tür...


    ...in eine andere Welt. In eine riesige Bibliothek, um genau zu sein. Im Fenster an der Rückwand des Raumes waren ein kleines Haus sowie ein groß angelegter Garten und ein Swimmingpool zu sehen - Korrektur, ein Schwimmbad. Alicia selbst setzte sich auf einen Lesetisch, also beschloss Artemis, sich ebenfalls hinzusetzen. In Ermangelung von Sitzgelegenheiten setzte er sich einfach im Schneidersitz auf den Fußboden und legte seinen Rucksack auf seinen Schoß. Kurz und knapp erläuterte die Erwachsene, dass die Erleuchteten gerne hier bleiben dürfen, wenn sie mit den Hausregeln einverstanden wären. Artemis wollte bereits zustimmen, als sich plötzlich etwas anderes in seinem Hinterkopf meldete.


    Ein riesiges Anwesen, mit riesigen Räumen. Haufenweise Spielsachen. Ein eigenes Zimmer, mit Fernseher und Spielekonsole. Großartiges Essen. Helfen im Haushalt. Streitende Buchhalter in Dads Büro. Ein Springbrunnen im Vorgarten versiegt. Dad steht mit einem Glas Whiskey im Kaminzimmer. Was hat er gesagt? "Auf dieser Welt gibt es nichts umsonst, Artemis. Nichts."


    Draußen vor dem Fenster war zwar eine Idylle, ein Paradies. So what? Es gibt kein Paradies. Irgendwo gibt es immer eine Falle, eine Fußangel. Die Welt ist von Natur aus gegen einen. Alicia hatte die Diskussionsleitung an die mumifizierte Gestalt weitergegeben und den Raum verlassen, und nun stand Artemis ebenfalls auf und ging zum Fenster. Seine entspannten Gesichtszüge hatten wieder ihre alte, herrische Form angenommen. In den letzten 15 Minuten habe ich keinem Vertrag zugestimmt, soweit ich weiß. Bed and Breakfast sind hier gratis. Das war doch schon mal was. Wie war das noch? Der große Klotz ist das Wohnhaus, aber es gibt momentan Heizungsprobleme.


    "Nun denn," meinte Artemis mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, ohne sich umzudrehen. Sein Blick schweifte durch das Fenster über den riesigen Garten. "Können wir uns hier einfach so umsehen? Oder sollen wir gleich unsere Zimmer beziehen? Ich würde mich gerne sowohl im Garten als auch im Zimmer näher umsehen, bevor ich entscheide, ob ich das Angebot annehme."

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  • Bevor Tomomi protestieren konnte, waren Alicia und Simon auch schon verschwunden.
    Das Mädchen versteckte daraufhin ihren leicht erröteten Kopf unter der Kapuze. Nun war es ihre Aufgabe sich um die Neulinge zu kümmern. Beobachten war eine Sache, das konnte sie sehr gut, aber Fragen beantworten? Das war der Mumie nicht geheuer.
    Zu ihrem Entsetzen, dass sie sich nicht anmerken lies, hatte einer der Neulinge auch schon eine Frage in den Raum geworfen. Unter ihrer Kapuze tauchte wieder das eher emotionslose, bandagierte Gesicht Tomomis auf und mit ihrem unverbundenen Auge schaute sie den Fragenden an: "Ihr dürft euch umsehen oder Betten bereits....", und sie stockte. Was hatte der Junge da gesagt? Befielen....bedienen....beziehen? Die kleine Mumie kam nicht mehr richtig auf das Wort, denn für sie klang es merkwürdig und war ihr auch völlig unbekannt. "machen.", vollendete sie ihren Satz schließlich.
    Die sehr ruhige kindliche Stimme wurde dann ein wenig ernster: "Regeln beachten...", fügte sie noch hinzu und schaute flüchtig die ganze ganze Gruppe entlang. Sie lies es sich nicht sofort anmerken, aber ihr war es momentan höchst unangenehm im Mittelpunkt zu stehn. Sie würde am liebsten weglaufen und sich verstecken. Jedoch kam die Bitte von ihrer Mama...

  • Leira schenkte dem Gespräch zwischen der Biest-Töterin und dem Jungen der scheinbar eine Aversion gegen normales Sitzen hatte, nicht viel Beachtung. Erst als der Busfahrer sich einschaltete, hörte sie wieder zu.
    Superheldenschule?? Ihr entwich ein leises, abgehacktes Lachen. Alles klar... Besonders als er von dieser Alicia erzählte, wurde sie wieder skeptischer. Aber auch der Vergleich mit X-Men war irgendwie... absurd. Vielleicht nicht so absurd wie du denkst, meldete sich eine leise Stimme zu Wort. Leira schob den Gedanken zur Seite. Sie hatte bisher nie einen auf Superheld gemacht, also warum sollte sie jetzt damit anfangen. Hm, vielleicht weil du heute erstmals mit einer gewissen horrorgestaltigen Bestie Bekanntschaft gemacht hast? Und das nicht das letzte Mal gewesen sein könnte?, wies sie sich gleich darauf sarkastisch zurecht.
    Danach bekam sie noch mit, dass die Fahrstecke verdammte Achthundert(!) Kilometer betrug und sie zehn Stunden unterwegs sein würden. Sie hasste lange Autofahren/Busfahrten/ whatever, über alles. Zwar würden sie unterwegs nochmal anhalten, aber auch die Aussicht, hier im Bus schlafen zu sollen, rief nicht gerade Stürme der Begeisterung bei ihr hervor.


    Leira wachte kurz auf, als der Motor zum ersten Mal erstarb, schlief jedoch rasch wieder ein, als sie erkannte, dass es noch nicht die Endstation, sondern nur wieder Oscuras war. Einen Moment lang plagte sie ein wenig schlechtes Gewissen, weil sie die Jugendherberge noch nicht bezahlt hatte, zumindest nicht für den gestrigen Tag, konnte sich aber einfach nicht aufraffen, jetzt nochmal dorthin zu gehen. Zudem war nachts sowieso niemand an der Rezeption und wenn sie das Geld einfach dort zurücklegte, würde es sich mit ziemlicher Sicherheit jemand anderes nehmen. Daher, who cares.
    Als sie das nächste Mal aufwachte, war der Bus leer. Einen winzigen Moment überkam sie so etwas wie Panik, danach erkannte sie, dass sie diese Raststätte erreicht haben mussten und die anderen sich wohl was zu essen holen gegangen waren. Nach kurzem Zögern beschloss sie, ebenfalls auszusteigen. Zwar war das nicht gerade eine Zeit, zu der sie normalerweise das Bedürfnis zu essen verspürte, aber sie fühlte sich irgendwie ausgelaugt und auch irgendwie hungrig.
    Sie fand die anderen Erleuchteten ziemlich schnell wieder und reihte sich einfach rasch in die Schlange ein. Sie beobachtete, dass die meisten gar nicht bezahlten, also übernahm das wohl jemand anderes für die komplette Gruppe. Sie zuckte die Schultern. Mir solls recht sein... Dennoch blieb sie bescheiden. Sie nahm sich nur ein Käsebrötchen, da sie mit vollem Magen nicht würde schlafen können und ein stilles Wasser. Danach kehrte sie sofort wieder in den Bus zurück.


    Nach nur drei Stunden Schlaf gab es schon wieder Frühstück. Das ist nicht sein Ernst jetzt..., dachte sich Leira genervt. Sie war längst nicht ausgeschlafen und essen musste sie auch nicht unbedingt schon wieder. Außerdem hatte sie noch Kopfschmerzen vom Vorabend. Einen Moment lang wünschte sie, sie hätte die Fähigkeit ergattert, unsichtbar zu sein, damit sie unauffällig im Bus bleiben und weiterschlafen konnte, aber so musste sie dann doch aussteigen.
    Nach einem Frühstück, dass Leira halb aus Protest, halb weil sie wirklich keinen Hunger hatte, ziemlich knapp hielt, ging es wieder weiter. Sie bekam mit, dass die anderen sich über eine Band unterhielten, deren Namen sie zwar schon einmal gehört hatte, aber von denen sie keinen einzigen Titel kannte - und daher hörte sie auch nicht wirklich zu.


    Leira schlief schon lange nicht mehr, als sie sich ihrem Zielort näherten. Die ganze Fahrerei ging ihr zunehmend auf die Nerven, da sie schon längst nicht mehr sitzen konnte. Und der Zielort sah auch hammer vielversprechend aus. Was ist das hier? Gefängnis? Geschlossene Anstalt?
    Die Frau, die sie anschließend begrüßte, machte dagegen aber einen sehr freundlichen Eindruck. Sie erklärte ihnen auch, warum die Gebäude so aussahen wie sie es nunmal taten. Alicia bat sie anschließend, ihr zu folgen und betrat eines der Häuser. Wenig später fanden sich alle in der Bibliothek wieder. Durch ein großes Fenster konnte man in den Garten sehen, der wesentlich größer war, als man vermutet hätte. Ein wirklich schöner Ausblick.
    Alicia bot ihnen an, sich umzusehen und sich ein Bett zu beziehen, falls sie bleiben wollten. Leira musste schmunzeln, als Alicia die Regeln bezüglich des Streichelzoos ansprach. Anscheinend war es schon öfter vorgekommen, dass jemand die Tiere mit reingenommen hatte... Dann erklärte sie dass sie noch einmal weg musste und bat sie das bandagierte Mädchen - Tomomi - den Neuankömmlingen ihre Fragen zu beantworten.


    Als die Begrüßungsrede beendet war, verspürte Leira jedoch wieder etwas Befangenheit. Sie war hier mit so vielen Menschen, die sie kaum kannte - auch wenn es andere Erleuchtete waren und ihre Anwesenheit sich irgendwie richtig anfühlte... Dennoch... dieses ganze Anwesen hier war so riesig... War es wirklich okay, einfach so herumzulaufen und sich die Räume und den Garten anzuschauen? Es widerstrebte Leira irgendwie ein wenig, als Erste die Bibliothek zu verlassen.
    Einer der Erleuchteten stellte ein paar Fragen, jedoch gab Tomomi nur ganz kurze Antworten. Das Mädchen schien ziemlich schüchtern zu sein. Naja, du bist im Moment auch nicht besser, rügte Leira sich gleich darauf selbst, immerhin stand sie hier und wartete darauf, dass jemand anderes zuerst den Raum verließ oder eine Richtung vorgab, der sie sich anschließen konnte. Andererseits hatte sie auch keine Lust, hier Wurzeln zu schlagen. Vor allem da ihr in ihrem Pulli mittlerweile viel zu warm war und sie eigentlich nur duschen und sich umziehen wollte.


    “Also ich weiß nicht wie’s euch geht, aber ich finds hier im Vergleich zu Oscuras ganz schön warm”, - verdammter Höhenunterschied - verkündete Leira plötzlich ein wenig verlegen. “Bevor ich mich hier groß umschaue geh ich mich erstmal umziehen. Die Zimmer sind drüben im ersten Stock oder?” - Was ist dann im Erdgeschoss? Naja, egal, seh ich dann schon.
    Sie machte sich auf den Weg zurück zum Eingang der Bibliothek, blieb vor der Tür noch einmal stehen und drehte sich halb um, um zu sehen ob jemand Anstalten machte, ihr zu folgen. Wenn ja würde sie einen Moment warten, wenn nicht schnell durch die Tür raus verschwinden und hoffen, den Ausgang des Gebäudes gleich wieder zu finden.



    Sorry dass ich so lange nichts geschrieben hab, werd in Zukunft versuchen wieder öfter zu posten.

  • Jasmin verbrachte die restliche Busfahrt schweigend an ihren Nägeln knabbernd. Die Pausen ignorierte sie. Sie bekam kaum mit, ob sich jemand anderes neben sie setzte oder die Mumie dort blieb, und zog unentwegt an ihrem linken Daumen, um sich irgendwie zu beruhigen. Vielleicht schlief sie zwischendurch ein, sie wusste es nicht.
    Sie erwachte erst aus ihrem Morphium-ähnlichen Zustand, als sie vor... einem Gefängnis hielten? Träge hob Jasmin den Kopf. Sie wollte keine neuen Eindrücke. Tatsächlich, einer Mauer, die sie zweimal überragen würde, mit Stacheldraht verziert und einem großen mechanischem Eingangstor, verdeckte mehr schlecht als recht zwei Betonklötze, dessen vergitterte Fenster winzig waren. Jasmins Kopf sank zurück an die Scheibe, ihre Augen fielen wieder zu. Es kümmerte sie kaum.
    Ein paar Minuten später kam der Bus zum Stehen. Jasmins Sitznachbar erhob sich - sie selbst blieb noch eine kurze Zeit sitzen, biss sich auf die Lippe und atmete tief ein, bevor sie dem Rest wie immer folgte. Hände in die Taschen der grauen Stoffjacke, Augenbrauen hoch, Unterlippe zwischen die Zähne. Ihr fiel auf, dass sie seit der Kaffeestunde nicht gelächelt hatte. Egal. An anderen Tagen lächelte sie überhaupt nicht, das passte schon.
    Jasmin bekam kaum etwas von ihrer Umgebung mit und sah lieber auf den steinigen Boden. Die Sohle ihrer Schuhe löste sich langsam ab. Eine braunhaarige Frau Anfang zwanzig machte einen auf herzliche Mutter. Jasmin verdrehte die Augen und ignorierte sie. Von Evelyn sah sie immer noch keine Spur. Langsam wurde sie deswegen traurig.
    Und wieder zurück in den Morphiumzustand.
    Jasmin war mittlerweile so gut darin, ihre Umgebung abzublocken, dass sie kaum merkte, dass die Gruppe sich wieder in Bewegung setzte. Sie fühlte sich wie bei einer dieser bescheuerten Jugendausflüge. Da hatte sie das Abblocken auch gelernt. Was vielleicht auch besser so war, denn ansonsten würde sie höchstwahrscheinlich alle fünf Sekunden schreien. Im Moment fühlte sie nichts, abgesehen davon, dass sie Evelyn schmerzlich vermisste. Gott, wie lächerlich. Du kennst sie überhaupt nicht.
    Sie liefen durch einen schwimmbadähnlichen Gang. Die gar nette Mutter schaltete ihr meterbreites Grinsen nicht eine Sekunde aus. Langsam sah es schmerzhaft aus. Doch das vergaß sie, als sie die riesige Bibliothek sah.
    Sie war riesengroß - mindestens vier mal so groß wie die kleine Stadtbücherei, die sie kannte. An den Seiten des Raumes waren riesige Fenster, die das Mädchen im Moment jedoch überhaupt nicht interessierten. Während manche Bücher verstaubte Ledereinbände hatten und fast einen halben Meter breit waren, würden andere in ihre Hosentasche passen. Eine Ordnung konnte sie auf den ersten Blick nicht erkennen. In einem Comic hätten Jasmins Augen jetzt wahrscheinlich geglitzert. So glitzerten nur ihre Gedanken. Bitte, bitte sag dass wir die Bücherei benutzen dürfen.
    Wie auf's Stichwort ergriff Frau Mutter wieder das Wort. Sie erklärte die Regeln, an die sich sowieso niemand halten würde, wo man etwas zu Essen bekam und wo sie schlafen konnten - aber nicht mussten. Innerlich atmete Jasmin auf. Wenigstens war sie nicht mit ein paar Vergewaltigern herumgereist.
    Die meisten ihrer Kameraden machten sich auf zu den Zimmern - gut so. Ohne überhaupt groß darüber nachzudenken, nahm sie sich drei Bücher aus möglichst weit auseinander stehenden Regalen, setzte sich in Ermangelung eines besseren Platzes auf den Boden, lehnte sich an ein Regal und begann zu lesen.


    OT: Sorry für den eventuell grauenvollen Stil. Auf mich kommen ein paar stressige Tage zu und ich wollte vorsorgen, damit ich nicht als inaktiv bezeichnet werde. ^^

  • Marika blieb noch einige Augenblicke unbewegt stehen und blickte auf den riesigen Garten hinaus. Vor allem der Pool reizte sie ungemein, denn es war gefühlte Ewigkeiten her, seit sie das letzte Mal geschwommen war. Allerdings würde das warten müssen, denn zu ihrem spärlichen Reisegepäck zählte keine Badekleidung. Ein paar der anderen drängte es offenbar mehr das Gelände zu erkunden, denn sie entfernten sich rasch von der Gruppe. Die Streunerin aber wandte sich nun der kleinen Tomomi zu und musterte die Mumie von oben bis unten. „Hey du!“, meinte sie harsch und verschränkte die Arme vor der Brust, „Was ist eigentlich mit dieser Frau? Sie ist ein Mensch, das ist klar, aber warum fühlt sich ihre Anwesenheit anders an?

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Tomomi blickte auf und ihr freies Auge, unter der Kaputze, musterte die Frau vor ihr.
    Manch einer hätte wohl damit gerechnet, dass die kleine Mumie zurückweichen oder gar mit Tränen in den Augen wegrennen würde. Doch völlig überraschen, war ein leichter Hauch von Entschlossenheit in ihr sonst leeres Auge zu finden.
    "M-mama hat sich vorgestellt. Ihr Name ist Alicia und i-i-ich bin Tomomi, b-bitte merk dir das.", antwortete sie leider dennoch nervös und verschlossen. "Mama kümmert sich um uns. Sie ist lieb und nicht so wie andere...Menschen. A-also red nicht schlecht über sie!"
    Die kleine Mumie versuchte selbstbewusst zu wirken, aber gelungenw ar es ihr nicht. Es war offensichtlich, dass sie nichts schlechtes über Alicia zulassen würde, aber sie hatte zu viel Angst sich der Frau zu nähern und lange würde sie den Blickkontakt auch nicht aufrecht erhalten.

  • Marika betrachtete das Mädchen mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ich habe weder etwas schlechtes über deine ‚Mama‘ gesagt. Und ich bin nicht schwer von Begriff. Ich hab durchaus mitbekommen, wie sich diese Alicia vorgestellt hat und deinen Namen hab ich auch noch behalten, Kleine.“, belehrte die Blonde die kleine Mumie harsch, „Ich wollte nur wissen, was mit ihr los ist, da sie sich anders wie andere Menschen anfühlt. Oder nennst du etwa jede Frau ‚Mama‘. Du solltest also wissen, was ich mein, immerhin wurde uns gestern noch erklärt, dass wir nicht mit Menschen können.“

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
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    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Tomomi ballte ihre bandagierten Hände und wippte auf ihre Fußspitzen hin und her, um ein paar Zentimeter Höhe zu gewinnen, was im Vergleich zu der Frau immer noch mickrig war.
    "Sie ist meine einzige Mama!", protestierte sie, hörte aber schnell mit dem Wippen auf und versteckte ihr Gesicht kurz unter der Kapuze.
    Ohne aufzublicken erzählte die Mumie dann: "Mama hat zum großen Stern gebetet und deswegen liebt sie uns und ist nicht so böse wie andere Menschen."
    Dann blickte das kleine bandagierte Mädchen auf und hatte einen leichten Anflug von Stolz in ihren Augen: "Mama ist vom großen Stern beschenkt worden."

  • Nun war es an Marie verwundert eine Augenbraue hochzuziehen. „Gut dass ich nur bedingt gläubig bin und gewiss keinen ‚großen Stern‘ anbete. Das klingt irgendwie nach dieser Sekte, die die Rosetta Liuroum anbetet.“, meinte sie ohne den Blick von dem Mädchen zu nehmen. Dann aber zuckte sie mit den Schultern und wandte sich ab. Die Blonde meinte an der Mine der Mumie zu erkennen, dass die sie nicht verschaukelte und das Mädchen ihr nicht mehr sagen würde. Also ging sie direkt auf die Türe zu und stieß diese schwungvoll auf. In der Tür blieb sie aber noch einmal stehen. „Ich geh davon aus, dass in diesem ‚Wohnhaus‘ auch Duschen vorhanden sind, ich stinke nämlich immernoch nach dem Blut dieses Bastards.“


    Einen kurzen Moment wartete sie, dann trat sie aus der Tür und folgte mit hartem, aber gleichzeitig auch leicht federndem Schritt dem Gang um die Ecke und anschließend hinaus auf einen Übergang zum großen Nebengebäude. Die Wände dieses freistehenden Ganges waren aus dicken, mit Draht durchzogenem Sicherheitsglas.
    Im Wohngebäude wählte die Streunerin den Gang, der am weitesten vom Eingang wegführte und wählte die letzte Türe an der rechten Seite. Dahinter öffnete sich ein großes Zimmer mit Fenstern zu zwei Seiten, das offensichtlich noch unbewohnt schien. Also ließ Marika ihren langen Ledermantel achtlos vor einem der beiden Betten, die an gegenüberliegenden Wänden standen, fallen und machte sich auf zum nächsten Waschraum.


    OT: Damit hat Marika ein Bett in Zimmer Nummer 1 belegt. Wer will kann gern zu ihr kommen, ich würde meinen Chara ungern allein lassen^^.

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  • Immer noch verwirrt über ihre Gastgeberin, blieb Xaroc erstmal in der Bibliothek stehen. Wie konnte diese Frau seiner Mutter nur so ähnlich sehen, ohne genau das zu tun? Freilich konnte sie nicht seine Mutter sein, dazu war sie viel zu jung. Dennoch, das blonde Haar, ich freundlicher Gesichtsausdruck, ihre gesamte Art. Hoffentlich stelle ich wegen ihr nicht irgendwas dummes an..., obwohl, daheim hat es mich ja auch nicht gekümmert, was zu Bruch ging und was nicht. Ein Puckern an seiner Schläfe erinnerte ihn an seine ‚Weckung‘. Leise murrend rieb sich Xaroc den Kopf, mit dem er im Bus nach einem besonders fiesen Schlagloch unsanft gegen die Scheibe geprallt war. Eigentlich war er Weckrufe anderer Art gewohnt. Er verfluchte leise das Schlagloch.


    Mehr aus Langeweile als Interesse folgte er dem Gespräch zwischen Mumie, Tomomi anscheinend, und Marika. Bei der Bemerkung, dass sie angeblich ‚nicht mit Menschen können‘ zuckte er zusammen. Soll das etwa heißen, wir sind keine Menschen? Unweigerlich schweiften seine Gedanken zurück, an die Belehrungen seines Vaters, dass seine Familie besonderer Abstammung sei, einzigartig und edel. Xaroc hatte das immer unter 'abstrusen Unsinn' verbucht, erst Recht nachdem Gespräch mit einer ‚Freundin‘ seines Vaters, die mindestens 3x so irre schien, wie der Rest aller Adeligen. Einmal mehr war er froh, gegangen zu sein. Er hatte keine Lust auf dieses ‚Sonderverhalten‘. Nur dass ich keinerlei Rat habe, was ich denn nun tun soll. Ich kann ja anscheinend nicht einmal mit anderen Leuten reden, ohne dass sie mir schiefe Blicke zuwerfen... oder ohne sie zu beleidigen...


    Seine neue ‚Freiheit‘ gefiel ihm , verunsicherte ihn aber auch stark. Er konnte tun und lassen was er wollte, von den Regeln dieses Ortes einmal abgesehen, aber wirkliche Einschränkungen waren die ja auch nicht. Mehr Selbstverständlichkeiten, die eigentlich jeder wissen sollte. Gerade war Marika unter großem Getöse abgezogen. Er wollte soeben hinterdrein wandern, da machte etwas ‚Klick‘ in seinen Gedanken. Hastig trat er zu der Mu- nein, Tomomi, legte die linke Hand auf den Rücken, die rechte auf die Brust und verbeugte sich steif, aber auch zackig. „Ich wollte mich noch für Eure Hilfe bedanken. Es war zwar keiner schwere Verletzung, aber dank Euch ist nicht einmal ein Kratzer verblieben. Habt Dank!“ Wie er da so gebeugt vor der kleinen Gestalt stand, wurde ihm bewusst wie lächerlich das aussehen musste. Das Blut schoss ihm ins Gesicht. Verfluchte Benimm-Regeln! Warum müssen die einem auch so eingedrillt werden? Und weswegen? Damit man die Familie ja nicht blamiert! Pah! Mit einem Ruck stand er wieder aufrecht, nickte noch einmal kurz, „Entschuldigt mich.“ , und war raus zur Tür, ehe wohlmöglich noch jemand einen unqualifizierten Kommentar abgeben konnte.


    Also, wohin jetzt? Bestimmt nicht auf ein Zimmer, das machen jetzt bestimmt fast alle und auf ein Gespräch nach der Aktion kann ich getrost verzichten... Und viel Gepäck zum verstauen hatte er eh nicht. Weiter darüber grübelnd wie kompliziert die Welt doch war und wie gleiche Wesen darin leben konnten die gleichzeitig so verschieden waren, trugen ihn seine Füße unbewusst vorwärts. Ein Bellen riss ihn aus den Gedanken. „Wie bitte?“, entfuhr es ihm. Nun sah er, dass im Garten an einem umzäunten Hof-Bereich mit mehreren Schuppen und Gehegen gelandet war, in denen sich mehrere Tiere aufhielten. Richtige, echte Tiere, fiel ihm auf. Dort standen ein Stall, in dem Kaninchen - Oder Hasen?- und ein paar Ziegen oder ähnliches waren und eine Voliere mit einem Haufen zeternder Vögel, wahrscheinlich irgendwelche Sittiche. Vervollständigt wurde das Bild mit einer Hundehütte, vor der ein Hund saß, der wohl der Ursprung des Gebells war.


    Der junge Schwertkämpfer war fasziniert. Selbstverständlich kannte er solche Tiere, aus Büchern oder Filmen, aber er hatte nie selbst Kontakt zu ihnen gehabt. Haustiere waren daheim nie gestattet gewesen. Vorsichtig trat er näher an den Zaun, trotz des ungewohnten Geruchs, den dieser Platz verströmte, wo er gleich von dem Hund schweifwedelnd begrüßt wurde. Unsicher wie er mit der Situation umgehen sollte, hockte er sich hin. Er kannte einige vom Sehen, aber wie Tiere sich verhielten war etwas ganz anderes.
    „Na?“, fragte er zögernd, „Wen haben wir denn hier?“


    OT: Okay, ich habe keinerlei Ahnung wie die Hündin heißt, noch was das für eine genaue Sorte ist und wie die aussieht. Aber da Tiere nunmal cool sind, musste ich einfach als erstes zum 'Streichelzoo'.^^'

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Artemis erhielt die Information, dass man bereits ein Zimmer einnehmen durfte, und reagierte entsprechend. Mit schnellen Schritten eilte er zur Tür hinaus und durch den Korridor auf den Hof. Er betrat den Wohnblock und stieg die Treppe zum ersten Stockwerk hinauf - im Erdgeschoss schien war es ziemlich warm zu sein, und er hoffte, ein kühles Zimmer zu kriegen.


    Im ersten Stock war die Frage, welches Zimmer er nehmen sollte. Nun, keine schwere Frage - für ihn kam natürlich nur ein Zimmer in Frage. Schnell eilte er zum Ende des Ganges und...


    ...stellte fest, dass Zimmer 8 abgeschlossen war. War es möglich, seine Zimmer abzuschließen? Oder hatte er sich aus Versehen das Zimmer der Betreuerin rausgepickt. Nun ja, Zimmer Acht war auf jeden Fall keine Option. Aber direkt gegenüber war die Tür von Zimmer 16, und das ging ja auch noch. Das System wirkte ein wenig wie Aberglauben, aber das war eine übereilte Wertung. Artemis wusste, dass ihm die Zahl 8 Glück brachte.


    Er öffnete die Tür zu Zimmer 16. Es war anscheinend ein Einzelzimmer, und darüber hinaus - ein besetztes. Die Spuren waren spärlich, aber unmissverständlich. Artemis seufzte und schloss die Tür wieder. Was nun? Der Korridor bog nach rechts ab, und dahinter würde es sicher noch ein Zimmer 24 geben. Aber wollte er wirklich dorthin? Es war doch ein bisschen sehr abgelegen.


    Moment. Was denke ich da? Abgelegen ist perfekt! Ich liebe abgelegen! Er bog um die Ecke, und tatsächlich - es gab ein Zimmer 24. Es gab sogar ein Zimmer 32 für den Fall, dass 24 besetzt war. Allerdings... wollte er sich wirklich so sehr von den anderen fernhalten? Sie waren zwar seltsam, aber - alles was recht ist - er auch. Anscheinend keimten bereits erste Freundschaften auf, also war es so gut wie sicher, dass sie einen großen Klumpen bilden würden, damit man gleich bei den anderen in den Raum konnte. Welchen Raum konnte er nehmen, wenn er sicher sein wollte, das Neueste mitzukriegen?


    Still bog er um die Ecke und kehrte wieder in den ersten Gang zurück, um dann vor einer vierten Tür stehen zu bleiben. Mal überlegen. Raum 16 ist besetzt. Raum 1 hatte die Tür halb offen, also zog dort auch gerade jemand ein. Raum 8 ist besetzt.


    Sein Blick richtete sich auf die Tür neben ihm. Raum 4? Na ja, vielleicht brachte ihm eine halbe 8 auch Glück. Er öffnete die Tür und fand ein komplett leeres Zweierzimmer vor. Vielleicht zog ja niemand ein. Nach kurzem Abwägen entschied er sich für das Bett an der linken Seite des Raumes und legte seinen Rucksack darauf als Platzmarker. Dann drehte er sich um und verließ den Raum. Zeit, den Rest der Anstalt kennenzulernen.


    Auf dem Hof lenkte er seine Schritte auf den kleineren Hof im Hof zu. Was hatte Alicia gesagt? Ein Streichelzoo oder so etwas. Na ja, vielleicht sollte er es sich mal ansehen.


    Als er den Hof betrat, fing eine Voliere voller Sittiche an, zu zwitschern. Sofort drückte er seine Hände auf die Ohren. Was für ein Lärm. Was ihm als erstes auffiel, war ein etwas ältlicher Hund, der gerade von einem der Neuankömmlinge gekrault wurde. Er überlegte, ob er ein Gespräch anfangen sollte, aber der Junge schien für den Moment unterhalten genug. Die Sittiche hatten sich inzwischen beruhigt, also wagte er es, die Hände von den Ohren zu nehmen und sich näher umzusehen. Ein Stall mit pelzigen langohrigen Tieren fiel ihm als nächstes ins Auge - ob es Kaninchen oder Hasen waren, konnte er nicht sagen. Wie unterscheidet man das noch einmal? Größe der Ohren oder so etwas war es doch, oder? Er machte sich eine gedankliche Notiz, das nachzugucken - Wissen war Macht, und die war etwas gutes. Und am anderen Ende des Hofes bewegte sich etwas - Artemis schaltete seine Fernsicht ein - zwei balgende Zicklein in der unmittelbare Nähe von zwei erwachsenen Exemplaren.


    Er ging zu ihrem Stall hinüber und lehnte sich über das Gatter. Die beiden Zicklein hörten sofort auf zu toben und blickten stattdessen am Gatter erwartungsvoll zu ihm hoch. Ging es in Ordnung, wenn er sie rausließ? Na ja, weiter als zum Zaun des Streichelzoos würden sie eh nicht kommen. Nicht ohne Mühe löste er den Verschluss am Gatter und öffnete es - und exakt diesen Moment nutzten die Zicklein, um rauszuflitzen. Halt, Korrektur - eine flitzte hinaus, die andere rannte gegen sein Schienenbein und schob sich dann an ihm vorbei.


    Grummelnd hielt Artemis sich sein schmerzendes Bein. Von zwei Ziegen verladen worden zu sein war schon schmerzhaft - hoffentlich hatte das keiner mitgekriegt.


    :ot: : Artemis hat ein Zimmer bezogen und erste Erfahrungen mit der einheimischen Tierwelt gesammelt. Ich habe ein bisher unbesetztes Zimmer gewählt, da ich ziemlich sicher bin, dass TheSnob seinen Chara bei meinem einziehen lassen will. Solltest du das hier lesen und es tatsächlich vorhaben - ich habe nichts dagegen. Mein Chara wird trotzdem ziemlich mürrisch deswegen sein, aber hey, das ist halt In-Character.

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  • Es waren Tage der Furcht, obwohl Cheja immer ein Ziel vor Augen hatte, obwohl er die ganze Zeit Hoffnung hatte. Doch irgendwann schwand die Hoffnung und die Freude ganz plötzlich, Reue und Zweifel nahmen ihren Platz ein.
    Der Militärflughafen, an dem er gelandet war, war schnell verlassen. Cheja hatte den Ausgang schnell gefunden, niemand hat ihn angehalten und ihn durchsucht – besser so. Gelbe und weiße Schilder zeigten den Weg zur nächsten Stadt, doch Cheja konnte kaum etwas entziffern. In der Schule hatte er nie aufgepasst. Also folgte ging er einfach der Straße durch den Wald. Es war etwas merkwürdiges, das ihn antrieb.
    Den ganzen Flug und die Tage davor hatte er einen Drang in ihm gespürt, der ihn von seinem Zuhause losgerissen hat – und Cheja wollte es. Als hätte jemand seinen Bauch an einer Angelschnur festgebunden. Ihm war seine Familie egal, sein Alltag, sein Land. Deswegen ist er gegangen, skrupellos, doch das ist nun mal der einfachste Weg. Nun war er da und fühlte sich noch immer nicht wie am Ziel. Der Zug an der Angelschnur blieb bestehen – nicht mehr und nicht weniger stark. Doch wo genau er hin sollte, das wusste auch Cheja nicht.
    Irgendwann gelangte er in eine Stadt, die er so gar nicht erwartet hätte. Er fühlte sich fremd und eingeschlossen in dieser Welt, die er so gar nicht kannte, doch er wollte nicht zurück. Er wurde immer weiter gezogen.
    Ein leerer Supermarkt war schnell gefunden, ein paar Schokoriegel waren eingepackt, der Kassiererin wurde eine Klatsche gegeben, als das grässliche Piepen der Sicherheitsschranken begonnen hatte, und dann war Cheja auch schon über alle Berge. So stahl er sich durch die verschiedenen Verkaufshäuser und Läden, verstreckte sich in leeren Gassen und nachts suchte er immer den selben Unterschlupf. Er hatte Erfahrungen, wie man sich durchschlägt, doch in diesem Land war es sehr ungewohnt für ihn. Öfters traf er auf die selben Gangs der Stadt – er wusste jedes Mal, dass das Gesetz des Stärkeren galt, doch es reizte ihn jedes Mal, sein Adrenalin zu spüren.
    Doch, so sorglos das Leben auch war, er hatte ständig das Gefühl, das er noch etwas zu tun hatte. Ihm wurde nicht klar, was: Täglich suchte er die Stadt ab, wartete auf ein Déjà-vu, eine Erleuchtung. Mit verstreichender Zeit, wurde auch er langsam ängstlich.
    An einem Abend, der Himmel war klar, die Sterne funkelten und ein kühler Wind durchstreifte die Straßen der Wohn- und Einkaufsstraßen, kam Cheja erneut in eine Handgreiflichkeit. Vielleicht lag es an seinem Aussehen, vielleicht an seinem Gemüt, jeden Reiz mit einem Schlag zu erwidern, doch er war gezeichnet von den letzten Tagen. Blaue Augen, schmerzende Glieder und keine Lust. Doch die anderen wollten es. Nicht weit von einer sehr belebten Straße entfernt, zwischen Mülleimern, engen Wänden und den Prostituierten des Viertels schlug und trat er gegen zwei Schränke. Aussichtslos, doch irgendwie reizend. Ein Hieb auf die Wange, ein Schlag in den Bauch. Der kleinere von beiden wollte gerade mit einer Glasflasche zuschlagen, da schreckt er zurück und hätte fast den Rücken seines Kumpels getroffen. Cheja nutzte den Moment und versetzte dem Einen einen Tritt in die Klöten. Dieser wich mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück, doch dem anderen war die Angst aufs Gesicht geschrieben.
    „Scheiße, Mann! Der is‘ nich‘ ganz dicht!“ und er half seinem fast impotenten Freund aus der Gasse.
    Cheja freute sich – endlich ein Erfolgserlebnis – und schaute seine wunden Hände an. Die Knöchel waren aufgeplatzt, sein Gelenke knacksten, wenn er sie bewegte. Doch ihm fiel der Glanz seiner Hände auf. Sie schienen fast zu leuchten. Dann, auf einmal, blendete ihn helles Licht, als er sich bewegte. Er riss sich den Schal vom Hals und sah, wie Licht von ihm ausging. Er betastet ihn, fühlte das Zeichen darauf. Schnell verpackte er seinen Hals so gut es ging und schaute sich um, dass ihn niemand gesehen hat. Ein Brausen ging durch ihn hindurch. Der Zug an der Schnur wurde stärker, als er es realisierte. Es war, als sei er fast am Ende eines Marathons angekommen; das Ziel vor Augen. Er schrak herum, als die beiden vermöbelten – der eine mehr humpelnd als gehend – auf ihn zu gerannt kamen.
    „Die Bullen!“, brüllte der eine – aus Solidarität? – und schubste Cheja weg, als er an ihm vorbeikam.
    Schnell rappelte sich Cheja auf, doch es fielen bereits die ersten Schüsse durch die Gasse und ein Polizist stand am Ende der Gasse. Ein anderer kam in sie hineingerannt.
    Wie ein Flummi sprang Cheja auf und rannte – seine Beine waren so leicht wie Federn. Die beiden anderen Schläger waren bereits aus der Gasse verschwunden. Das Ende kam immer näher, als Cheja plötzlich in eine steinharte Faust rannte. Ein weiterer Cop war vom anderen Ende in die Gasse gekommen und hatte ihn umgeböbelt. Mit einem Schrei fiel er zu Boden, hielt sich die Wunde Nase. Ein wuchtiger Mann sprang auf ihn, presste jegliche Luft aus seinem Bauch, und kugelte fast seinen rechten Arm aus, als er ihn auf seinen Rücken streckte. Cheja schrie und strampelte, doch zu schnell waren seine beiden Hände mit einem Klacken verbunden und er lag wehrlos auf dem harten, kalten Boden. Blut tropfte von seinem Gesicht auf den Boden unter seinen Augen. Der Mann auf seinem Rücken zog ihm den Rucksack vom Rücken und suchte jeden Zentimeter seines Körpers ab.
    „Ohooo! Sieh das doch mal einer an“, sagte der Cop, der den Rucksack durchsucht hat, überrascht. „Woher hast du das denn, mein Freund“ und er streckte ihm sein Messer, das er von einem Soldatenvater genommen hatte, unter die Nase.
    Cheja blieb stumm.
    „Die anderen sind entwischt“, sagte der Polizist schließlich beiläufig.
    „Kein Problem, wir haben immerhin einen Fang hier“, sagte der andere und hievte Cheja auf die Beine. „Und du kommst jetzt mal schön mit aufs Revier.“ Er schob Cheja zurück durch die Gasse.
    Eine Menschentraube hatte sich um deren Eingang gebildet, einige Männer hielten sie zurück. Der weiß-blaue Streifenwagen stand da, rotes und blaues Licht blinkten abwechselnd auf. Eine Hintertür stand offen, Cheja wurde in sei hineingewuchtet und mit einem Knall war er von der Außenwelt abgeschnitten. Vorne stiegen die Polizisten ein. Cheja war hinter einen Plastikscheibe. Er sah, wie sich die Menge um die Autos langsam auflöste, die Fotografen verschwanden. Die Cops stellten ihre Pappbecher mit Kaffee weg und starteten den Wagen.
    Sie fuhren durch die Stadt bis zum Polizeirevier in einem abgelegenen Stadtteil. Dort öffnete sich das Tor zu einer Tiefgarage. Innen parkte das Auto vor einem breiten, offenstehenden Tor. Die Polizisten stiegen aus, kamen herum zu Chejas Seite und holten ihn heraus. Mit festem Griff stießen sie ihn durch das Tor und durch den langen, betonierten Gang. Sie stiegen eine Treppe hinauf und kamen in einem weiteren, fensterlosen Flur an. Lange, hässliche Leuchtstoffröhren hingen an der Decke. Einige Polizisten liefen durch den Gang, klopften an Türen, trugen Dokumente oder Kaffeetassen umher.
    „Wieder erfolgreich gewesen?“, fragte ein älterer Cop im Vorbeigehen.
    „Das kannst du laut sagen!“, antwortet einer der beiden hinter Cheja, „der kommt so schnell nicht davon.“
    Sie schoben Cheja in einen dunklen Raum. Eine in die Decke eingelassene, quadratische Lampe verteilte gleichmäßig widerliches Licht im Raum. In der Mitte stand ein Tisch, zwei Stühle standen sich gegenüber, ein kleines Mikrofon war auf dem Tisch platziert. Eine mehr oder weniger auffällige Scheibe war links an der Wand, doch durchgucken konnte man überhaupt nicht.
    „Na, dann setz dich doch mal“, kam es von hinten und die Handschellen klagten wieder. Wie lose, unlebendige Körperteile hingen Chejas Arme an seinen Seiten herunter.
    Die Tür schloss sich und einer der Polizisten deute Cheja auf einen Stuhl, er setzte sich ihm gegenüber.
    „So, wollen wir gar nicht lange drum rum reden: Irgendwelche Papiere bei dir?“, fragt er Cheja.
    „Was?“, entgegnete er leise.
    „Naja, Ausweis, Pass, Führerschein, Waffenschein?“, letzteres betonte er stark sarkastisch.
    „Nein.“
    „Na dann: Wie heißt du denn?“
    Cheja überlegte kurz. Er wollte nicht sprechen. Seine Nase juckte ihm tierisch und sitzen konnte er schon gar nicht.
    Nach einer geschlagenen Minute brach der Polizist die Stille: „Also, wir können dich auch gleich einbuchten. Mehrfacher Ladendiebstahl, Hausfriedensbruch, mehrfache Körperverletzung, unerlaubtes Führen einer Waffe“, zählte er seine Straftaten auf. „Wir haben Überwachungsvideos, Zeugenaussagen. In einem Schnellverfahren können wir die Sache auch noch heute Abend beenden.“
    „Cheja Yeboah.“
    „Ein Anfang. Bist du Staatsbürger?“
    „Nein.“
    „Warum bist du dann hier? Wo wohnst du und wer sind deine Erziehungsberechtigten?“
    Cheja hielt den Mund. Wie sollte er auch etwas sagen? Entweder hätte man ihm nicht geglaubt, oder die Liste der Straftaten wäre noch länger geworden.
    Nach einer weiteren Weile hievte sich der Polizist aus dem Stuhl. „Gut, wenn das so ist, wirst du wohl noch etwas länger bei uns bleiben müssen.“ Und er ging.
    Die Stille war erdrückend. Cheja konnte die Leute draußen schon fast über ihn sprechen hören. Er wollte weg, bereute seine Taten schon fast.
    Nach einigen Minuten kam ein junger Polizist mit einer Kaffeetasse in den Raum. Er schien nicht älter als 30 Jahre zu sein. „Hi“, und er setzte sich, „Cheja, es ist etwas kompliziert: Wenn du uns nichts erzählen willst, dann müssen wir dich erst einmal hierbehalten“, sagte er, als würden sie sich schon Ewigkeiten kennen. „Das wurde dir schon alles gesagt, ich weiß, aber solange wir nichts über dich wissen, bleibst du hier – über Nacht sowieso – und morgen werden wir dann weitersehen.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich schätze, du bist älter als 18, oder?“ Er wartete nicht auf eine Antwort. „Dann komm mal mit.“
    Ohne Chejas Hände festzuschnallen führte er ihn in den Flur. Am Ende des Flures waren einige schwere Türen mit einem kleinen Guckloch. Der Polizist ging mit Cheja in ein kleines Badezimmer gegenüber den grünen, schweren Türen.
    „Hier hast du deine Kleidung“, der Mann streckte Cheja einen orangenen Overall zu. „Zieh bitte deine Sachen aus. Wir werden sie aufbewahren, bis etwas entschieden ist.“
    Cheja zögerte. Seine Hände griffen bereits zu seinem Schal, doch er wusste – und spürte –, dass sein Hals noch immer unnatürlich leuchtete.
    „Bitte, ich werde dir schon nichts weggucken“, sagte der Polizist auf einmal.
    Cheja öffnete zuerst sein Hemd, dann seine Hose, seine Boxershorts ließ er an, und wollte den Overall haben.
    „Mmh, dein Schal muss auch ab“, sagte der Polizist während zwei Schluck seines Kaffees.
    Widerwillig löste Cheja seinen Schal, starrte dabei die ganze Zeit den Mann an. Dessen Blick verhärtete sich zuerst, dann spuckte er fast seinen Kaffee über den Boden. Er verschluckte sich, hustet stark. Als er sich beruhigt hatte, griff er nach Chejas Schal.
    „Gut, zieh ihn wieder. Schnell!“
    Cheja zog den Schal verwirrt an, während der Mann auf die Tür hinter ihm starrte.
    „Komm, komm jetzt mit“, er drückte Cheja aus dem Raum. „Morgen wirst du abgeholt werden, versprochen.“ Der Polizist öffnete eine der schweren Türen.
    Ein fast leerer, kahler Raum war dahinter. Ein ziemlich unbequem aussehendes Bett, ein Tisch, eine Toilette, ein Waschbecken.
    „Hier musst du bis morgen bleiben. Verhalt‘ dich unauffällig, Essen kommt nachher.“ Er hatte die Tür schon fast geschlossen, als er sich noch einmal umdrehte: „Und behalt‘ deinen Schal an.“ Und damit schloss er die Tür zu Chejas Gefängnis.
    Das Gefühl von Zeit war schon lange verloren gegangen, doch in der Zelle wirkte alles noch viel merkwürdiger. Die Nacht draußen war schwarz, vor seiner Zelle hörte Cheja nichts. Er legte sich auf das Bett und schaute noch einmal unter seinen Schal. Das Leuchten wurde schwächer, doch das merkwürdige Gefühl sauste noch immer durch seinen Körper. Er zog den Schal wieder enger.
    Schnell war Cheja eingeschlafen – einen angenehmen Schlaf hatte er nicht –, doch am nächsten Morgen wurde er zeitig geweckt. Stimmen drangen durch die dicke Tür hindurch und im erhellten Flur konnte er Polizisten umherlaufen sehen. Er drehte sich einmal herum, versuchte erneut einzuschlafen, doch er fühlte sich zu sehr beobachtet. Als die Stimmen dann auch noch lauter und dröhnender wurden, richtete er sich auf, wollte bereits schimpfen. Seine Zellentür wurde geöffnet und ein breiter, kräftiger Polizist schaute ihn an. Mit tiefer Stimme sagte er: „Aufgestanden, Morgen is‘ es. Zeit für’s Frühstück.“
    Widerwillig rappelte sich Cheja auf und ging vor seine Zelle. Der Mann schob ihn durch diverse, hell erleuchtet Flure und Räume bis in eine Kantine, wo sich ein Meer aus orangefarben gekleideten Menschen vor ihm eröffnete. Straftäter jeden Alters, jeder Körpergröße und –masse und jeder Aggressivität saßen da und mampften ihr Frühstück. Cheja suchte nach einem Platz, wo er hingehen konnte und fand eine Schlange, die sich entlang der Essensausgabe erstreckte. Er stellt sich an. Drei Frauen hinter einem Gitter reichten durch kleine Luken jeweils ein Tablett mit etwas Frühstück herein. Cheja nahm sich eines und suchte nach einem möglichst leeren Tisch. Jeder Mensch hier kam ihm merkwürdig vor und obwohl die meisten Fuß- oder sogar Handschellen trugen, erwartete er jeden Augenblick einen Hieb von hinten zu bekommen.
    Schnell aß Cheja sein Essen und kehrte dann zurück in seine Zelle. Hier fühlte er sich sicherer, obwohl er die Enge und die Geschlossenheit ihn ebenfalls zu schaffen machten. Er hoffte, dass sich schnell etwas ändern würde, ansonsten müsste er wohl versuchen, sich selber zu befreien.
    Mittagessen gab es ebenfalls schnell – irgendeine dicke Suppe –, doch danach wusste Cheja einfach nicht mehr weiter. Eingepfercht wurde er immer. Ständig liefen Personen vor seiner Zelle umher und ständig hörte er irgendwelche Stimmen. Mehr als auf seinem harten Bett zu liegen, konnte er auch nicht. Er schaute den immer bewölkter werdenden Himmel hinter seinem vergitterten Fenster zu. Von der klaren Nacht war nichts mehr zu sehen. Wie ein Schlag durchschossen ihn die Ereignisse vergangener Nacht und er packte sich sofort an seinen Schal – er war froh, dass dieser noch da war –, dann schaute er hinunter. Natürlich konnte er nichts sehen, doch zumindest leuchtete nichts mehr taghell. Er ließ sich wieder auf sein Bett fallen.
    Irgendwann am späten Nachmittag klopfte es wieder einmal an Chejas Tür. Und wieder erschreckte er sich. Er schaute auf und sah den jungen Polizisten vom Vortag. Hinter ihm stand jedoch eine Frau in Zivil. Sie schaute ihn mit ihren braunen direkt an. Bedrohlich, wenn jemand so schaut und eigentlich hätte er direkt einen Schlag in die Fresse verdient, doch die Frau schien normal und sogar freundlich zu sein. Die Tür wurde geöffnet.
    „Hallo Cheja“, sagte der Polizist. „Kommst du mal bitte mit?“ Cheja erkannt, dass neben der Frau noch ein kleiner, schüchtern wirkender Junge stand. Der Polizist führte die Personengruppe in einen separaten Raum mit einem Tisch und einigen Stühlen. Cheja folgte den anderen. Das erste Mal schien es, als sei er in Sicherheit, als wolle die Frau nichts von ihm.
    „Also, Cheja“, begann der Polizist im Raum angekommen, „das ist Alicia Young. Sie ist die Leiterin der Morgan Fox-Anstalt, die sich hier in der Nähe befindet. Sie ist eine Anstalt, für… nun, jugendlich Problemfälle. Ich habe gestern noch nach einer für dich passenden gefunden, denn wir müssten dich ansonsten, wenn du also in keine Jugendanstalt gehst, ins Gefängnis stecken – für mehrere Jahre. Ich denke mal, dass du lieber in eine solche Anstalt gehst, als ins Gefängnis.“ Der Polizist schaute in die Runde. Cheja blieb stumm. Er war verwirrt, dass sich sein Weg doch noch so geändert hatte. Was sollte er tun? Einfach „Ja“ sagen und mit einer Frau mitgehen, die er seit einigen Sekunden kannte? „Ich würde es mir an deiner Stelle gut überlegen“, sagte der Polizist an Cheja gerichtet, „Die Morgan Fox- Anstalt ist renommiert dafür, was sie tut, nämlich Jugendlichen wieder auf die richtige Bahn bringen.“ Er ließ eine kurze Pause.
    „Gut“, flüsterte Cheja leise.
    „Dann… müssen wir uns noch um das Formelle kümmern“, sagte der Polizist an Alicia gerichtet, „und- oh, dich hätte ich fast übersehen. Das ist Simon Young“, er deutete auf den kleinen, introvertierten Jungen. „Wir werden bald schon wieder zurück sein“, und die beiden Erwachsenen gingen.
    Da stand Cheja nun. Mit dem Jungen, der zu seiner Retterin gehört. Doch er wollte weder in die Anstalt, noch ins Gefängnis. Er wusste nicht, was er sagen sollte, da wandte sich der Junge auch schon an eine vorbeigehende Polizistin und fragte sich nach Chejas persönlichen Gegenständen. Verwirrt schaute sie zuerst ihn, dass Cheja an. Sie ging und kam nach einer langen Weile mit seinen Sachen zurück, seine Kleidung und seinen Rucksack. Cheja hatte keine Hemmungen, sich direkt umzuziehen. Er wollte einfach nur aus dieser Farbe hinaus.
    „Ähm, es lag noch ein Messer dabei“, sie zeigte es in ihrer Faust. „Wir sind jedoch nicht dazu befugt, freigelassenen Jugendlich Waffen oder Ähnliches zurückzugeben. Dafür bräuchte ich-“
    „Das nehm‘ ich schon“, unterbrach Alicia die junge Frau. Mit einigen Dokumenten unterm Arm kam sie zu ihnen. „So, es wär nun alles geregelt. Wir können auch schon gehen.“ Mit einem breiten Lachen auf den Lippen strahlte sie die Gruppe an. Sie nahm das Messer an sich und wollte gehen. Cheja blieb noch stehen. Es ging ihm alles viel zu schnell. So einfach soll er abgeführt werden? Da musste etwas faul sein. Doch die Frau versicherte ihm noch einmal, dass alles in Ordnung und korrekt sei – es schien die Wahrheit zu sein.
    Vor dem Polizeigebäude war eine Wiese mit kleinen Büschen und Bäumen angelegt. Dahinter, auf der Straße, standen einige Autos in markierten Parkflächen. Sie gingen zu einem schwarzen, langen Auto. Die Scheiben waren verdunkelt. Alicia setzte sich vorne links auf den Platz, Simon sich neben ihr. Noch etwas unschlüssig, aber vor allem verängstigt stieg auch Cheja hinten ein. Noch gestern war er auf der selben Position abgeführt worden, heute fuhr er in seine Freiheit – zumindest hoffte er das.
    Die Frau startete den Motor. Sie fuhr aus der Parkbucht und auf die befahrene Straße.
    „Danke schön“, sagt Cheja zu den beiden vor ihm. „Ich-“, fing er an, doch er wusste nicht, wie er sich mit seiner gebrochenen Sprache richtig ausdrücke sollte. Er hoffte, dass man ihn trotzdem verstand.


    Startpost^^ Also, mein Chara kommt - ganz offensichtlich - neu dazu. Ich hoffe, es klappt alles mit meiner Beschreibung bei der Polizei (ich kann nämlich nicht aus Erfahrung sprechen). Sollte noch etwas grob falsch sein, ändere ich das natürlich noch^^ Ich hoffe natürlich auf ein schönes und vor allem langes RPG!

  • Genießerisch reckte Clea ihr Gesicht gen Sonne. Es war ein wunderbar warmer Tag, die Bienen schwirrten durch die Luft und sie hatte
    sich gerade ein Eis geholt. Nun saß sie auf einer Bank vor dem Ferienhaus. Ihre Eltern waren in einem Museum und bestaunten irgendwelche
    antiken Sachen. An sich wäre sie gerne mitgekommen, aber an solchen Orten waren ihr eindeutig zu viele Menschen. Das war einfach
    nichts für sie. Sunny kam maunzend um die Ecke, sprang auf die Bank und machte es sich auf ihrem Schoß gemütlich. Clea strich ihrer Katze
    über den Rücken und diese begann sofort, zu schnurren. Wie könnte ein Tag nur besser sein? Mit einem Pool im Garten, klar.
    Aber sonst … nicht.


    Eine Stunde später, das Eis war schon lange aufgegessen worden, schoben sich Wolken vor die Sonne. Wind kam auf und es schien
    beinahe, als würde es bald regnen. Regen war toll, aber die Kälte eindeutig nicht. Vorsichtig nahm Clea Sunny hoch und ging ins Haus.
    In der Küche stand noch das Geschirr ihres Mittagessens auf dem Tisch. Sie setzte Sunny auf den Boden und räumte es in
    die Spühlmaschiene. Dann schmiss sie das Eispapier in den Müll und ging in das kleine Wohnzimmer, das direkt an die Küche anschloss.
    Sie setzte sich auf das Sofa und nahm sich das Buch, das sie grade las, vom Tisch. Einen kurzen Moment huschte ihr Blick zur Uhr –
    ihre Eltern wollten um vier wiederkommen, nun war es halb. Bloß noch eine halbe Stunde Ruhe. Aber immerhin. Sie schlug das Buch auf,
    suchte sich die richtige Seite und versank.


    Ein seltsames Gefühl unterbrach sie bald – um genau zu sein, einige Stunden später. Als würde sie jemand rufen. Murrend sah sie
    von ihrem Buch auf. Da war niemand. Erst da verstand sie, dass es sich um keinen echten Ruf handelte. Es war ein Gefühl der Anziehung,
    das an ihrer Seele zu ziehen schien. Warum erinnerte sie das nur an den Physikunterricht? Kraft, Angriffspunkt und so …
    War schon etwas her.
    „Sunny?“, krächzte sie, „Ich geh' raus“ Für sie war es vollkommen normal, mit ihrer Katze zu sprechen wie mit einem Menschen.
    Beinahe wie ferngesteuert bewegte sie sich aus dem Haus und auf die Quelle des Gefühls zu. Sie hatte eine Tunnelblick, nichts anderes
    bestimmte ihre Gedanken, als diesen Ort zu erreichen. So bemerkte sie auch nicht, dass sie aus Versehen die Schuhe ihrer Mutter,
    die inzwischen wieder da war, angezogen hatte. Ihre schlurfenden Schritte – die Schuhe waren ihr zu groß – führten sie weiter in das Innere
    der Stadt. Was auch immer dort auf sie wartete, sie wollte es so schnell wie möglich erfahren. 'Tolle Einstellung, Lily. Am Ende ist es ein
    gedankenmanipulierendes Monster und du tappst genau in seine Falle'
    , scherzte sie. Doch auch dies brachte sie nicht dazu, umzukehren.
    Monster gab es nicht. Seltsame anziehende Kräfte zwar eigentlich auch nicht, aber bloß, weil sich das eine als doch existieren erwies,
    hieß es doch nicht gleich, dass es das andere auch gab, oder?




    Sie kam ihrem Ziel immer näher und wurde immer unruhiger. Nun war sie an der Hauptstraße angekommen. Aus einem ihr
    unbekanntem Grund blieb sie stehen und wartete. Es dauerte nicht lange, bis eine Frau aus einem parkendem, schwarzem Auto ausstieg.
    Ein kleiner, unscheinbarer Junge folgte ihr. Sie hatte lange braune Haare, trug eine Sonnenbrille – wohl wegen der blendenden Sonne – und,
    was Clea am Meisten verwunderte, kam direkt auf sie zu, wobei es fast so wirkte, als würde sie dem kleinen Jungen den Vortritt lassen.
    Vor Clea blieben beide stehen und blickten sie einige Sekunden nur an. Dann begann erstaunlicher Weise der schüchtern wirkende Junge,
    zu reden.
    "Hallo Schwester.", meinte er und strahlte sie regelrecht mit einem echten Lächeln an.
    "Schwester? Wie - Was meinst du damit?", brachte Clea perplex hervor. Ihr Herzschlag beschleunigte prompt. Wer war dieser Junge?
    "Ich denke, wir sollten uns erst einmal vorstellen, bevor wir sie so überfallen.", tadelte die Frau den Jungen sanft und wandte sich an Clea,
    "Das war unhöflich, entschuldige. Ich bin Alicia Young und das ist Simon, er ist wie du. Und wie ist dein Name?"
    "Clea", kam automatisch die Antwort. Wie sie? Was sollte das heißen? Sie zog eine Augenbraue hoch. Aber sie würde ja sehen.
    "Also Clea, lass mich dir ein paar Fragen stellen: Du fühlst dich unter Menschen normalerweise unwohl? Du fühlst dich in
    der Gesellschaft seltsam ausgegrenzt? Du hast Erwachsenen noch nie wirklich vertraut, selbst wenn es Angehörige oder deine
    Eltern sind? Du kannst Dinge, die andere Leute nicht können? Und du hast ein farbiges Zeichen am Körper, das fast wie ein Tatoo
    aussieht, wo aber niemand weiß, woher du es hast, am allerwenigsten du? Und letzte Nacht hat es seltsam geleuchtet?"

    Sie war baff. Einfach baff. In Gedanken harkte sie die Punkte der Reihe nach ab. Kurz erinnerte sie sich an die letzte Nacht.
    Tatsächlich war sie aufgewacht. Und ihr Zeichen hatte geleuchtet. Sie hatte lange am Fenster gestanden. Beinahe hatte es sich
    angefühlt, als wäre sie ein Glühwürmchen, das auf seiner Suche nach der Freiheit immer wieder gegen die Scheibe flog.
    Woher wusste diese Frau das alles? Langsam nickte sie.
    "Ja!" Die Antwort schien Alicia nicht zu überraschen. Sie nickte Simon nur kurz zu, der daraufhin die hellen Lederhandschuhe, die er
    trotz der hochsommerlichen Temperaturen trug, ab und offenbarte die beiden schneeweißen Spiralen auf seinen Handrücken, die noch
    immer schwach leuchteten. Clea starrte beinahe auf die Hände des Jungen. Irgendetwas sollte ihr das sagen, aber sie kam nicht drauf, was.
    Sie versuchte, sich zu konzentrieren. Das alles verwirrte sie ein wenig. Zeichen ... leuchten ... wahrscheinlich hatte Simon auch die anderen
    Merkmale, die Alicia genannt hatte. "Er auch?" Verdammt, drückte sie sich heute unverständlich aus. Um ihre Aufregung aus dem Kopf
    zu bekommen, schüttelte sie diesen.
    "Wie ich bereits sagte, Simon ist wie du.", bestätigte Alicia und der Junge streifte die Handschuhe schnell wieder über, "Das, was ihr beide
    seid, nennt man 'Erleuchtete'. Ihr seid mit einer großen Macht gesegnet und verflucht zugleich. Unter Menschen könnt ihr nicht leben,
    denn unter Menschen könnt ihr nicht glücklich werden. Aber es gibt einen Ort, wo ihr in Frieden leben könnt. Ich bin die Leiterin einer
    Schule für Erleuchtete und habe es mir zur Aufgabe gemacht, Kinder wie dir ein Leben zu bieten, dass ihr verdient. Wenn du willst,
    kannst du mit uns kommen. Nach Hause."
    ,
    erklärte Alicia weiter. Beinahe wollte Clea fragen, woher Alicia wüsste, wo ihr zuhause sei, aber dann verstand sie. Alicia meinte, dass diese
    komische Schule ihr zuhause sei. Heute konnte sie echt nicht normal denken. Lag wohl an letzter Nacht, in der sie eindeutig zu wenig
    geschlafen hatte.
    "Wo ist dieses Zuhause? Und wie ist es da?", fragte Clea skeptisch. Auch, wenn diese Frau ihr beinahe sympathisch erschien, würde sie nicht
    einfach so mitgehen. 'Steige nie zu Fremden ins Auto', das wurde ihr schon früh beigebracht.
    "Es handelt sich um ein sehr großes Gelände, dass wie ein Jugendzentrum eingerichtet ist und unter Staatlicher Förderung, wo außer
    mir und einigen angestellten keine Menschen leben. Dafür haben dort schon einige Erleuchtete Zuflucht gefunden. Dort habt ihr
    ein Zuhause, wo ihr so sein könnt, wie ihr wirklich seid, ohne euch verstecken zu müssen. Ihr könnt auch dort eine richtige
    Schulbildung bekommen und vor allem bekommt ihr dort Hilfe eure Kräfte zu ergründen, kontrollieren und besser zu beherrschen.
    Meine Angestellten vergleichen meine Morgan-Fox-Anstalt gerne mit Doktor Xavers Schule für Mutanten aus den X-Men-Comics,
    auch wenn ich finde, dass dieser Vergleich etwas hinkt."
    , erzählte Alicia lachend.
    "Hört sich interessant an. Aber bevor ich überhaupt mitkommen könnte, müsste ich die Erlaubnis meiner Eltern haben", stellte Clea fest.
    Ein Ort, an dem andere waren, die so waren wie sie? Und wie Simon? Mit dem Vergleich konnte sie nicht wirklich etwas anfangen, sie hatte
    die Comics nicht gelesen.
    "Du lebst also noch bei deinen Eltern?", erkundigte sich die Frau und schien zum ersten Mal in diesem Gespräch wirklich überrascht.
    Kurz überlegte sie, dann lächelte sie das Mädchen aufmunternd an: "In Ordnung, wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne
    einmal mit deinen Eltern reden."

    'Ja, tue ich', dachte sich Clea, 'ist das in irgendeiner Weise außergewöhnlich?' Sie schätzte ab, wie ihre Eltern wohl reagieren würden.
    Dabei glitt ein Lächeln über ihre Lippen. Die Vorstellung war einfach zu absurd. "Ja, ich denke, das wäre machbar"
    Wieder lächelte Alicia Clea an. "Gut, dann bring mich doch bitte zu ihnen.", bat sie.
    "Hey Clea, was kannst du eigentlich.", wollte der kleine Simon aufgeregt wissen, "Ich mein welche Lichtkraft wurde dir geschenkt?"
    Etwas unbeholfen stand sie da. "Gut. Also, es geht hier lang!", verkündete sie. An Simon gewandt erzählte sie: "Ich ... kann unter Wasser
    atmen, wie es scheint. Ist voll genial!"

    "Cool, ich kann einschüchtern, also ich kann auf Menschen einschüchternder wirken als ein großer Gorilla.", grinste der Junge,
    "Meine Ziehschwester Kasumi kann Teile von sich auflösen und Malee kontrolliert zwei Körper." Fröhlich beschlagnahmte er direkt
    den Platz neben Clea, während Alicia ihnen folgte.
    "Du? Cool. Aber die Vorstellung, dass man Teile von sich auflöst ...", ging Clea in einen Plauderton über.
    "Ja echt krass oder? Aber Marlee toppt uns alle die ist total gruselig. Und Zanza, einer der älteren kann aus Tarotkarten
    die Abbildungen beschwören."
    , plauderte Simon weiter, als wäre es das normalste der Welt über Superkräfte zu reden.
    "Simon, nicht in der Öffentlichkeit."
    , warnte Alicia, worauf der Junge Clea verschwörerisch zuzwinkerte. Sie lächelte. Dieser Junge
    war anscheinend tatsächlich ein bisschen wie sie. Wenn alle Erleuchteten so waren, dann würde es bestimmt lustig werden.
    Mussten bloß noch ihre Eltern überzeugt werden.


    Sie stiegen in das Auto ein. Clea setzte sich nach hinten. Neben ihr auf der Rückbank saß ein Junge.
    „Hi!“, murmelte sie. Die Fahrt ging wie im Fluge vorbei, Clea kam es beinahe vor, als hätte es bloß ein paar Sekunden gedauert.


    "Hier sind wir richtig!", sagte Clea. Sie stiegen aus und gingen ins Haus. "Mama! Papa! Ich hab Besuch mitgebracht!", rief sie in Richtung
    Küche. Man hörte Stühle schaben. "Hallo, Schatz", begrüßte sie ihre Tochter und umarmte sie kurz. "Und wer sind sie?" Ihr Vater hielt sich
    im Hintergrund und beäugte die Frau kritisch. Alicia trat freundlich lächelnd vor und reichte den beiden die Hand.
    "Mein Name ist Alicia Young, meines Zeichens Psychotherapeutin und Lehrerin. Ich würde gerne mit Ihnen über ihre Tochter reden,
    kann ich hereinkommen? Die Kinder können in der Zeit gemeinsam warten, sie scheinen sich ja gut zu verstehen.“
    , meinte die junge
    Frau höflich, aber bestimmt.
    "Sunny!", stellte Clea überrascht fest. Die Katze war einfach so aufgetaucht und strich jetzt um ihre Beine herum. Sie nahm sie hoch
    und kraulte sie hinter den Ohren. "Guck, Süße, das ist Simon. Simon, das ist meine Katze Sunny", machte sie die Beiden miteinander bekannt.
    "Wir haben auch Tiere. Sogar einen kleinen Hof. Mama meint, Tiere würden uns helfen, unser Sozialverhalten zu verbessern.",
    meinte Simon dazu.
    "Echt? Meinst du, Sunny könnte mitkommen?", fragte Clea. Auch, wenn sie vorher nicht daran gedacht hatte, ihre Süße musste mit.
    "Wie sieht es denn mit dem Transport aus, hast du eine Transportbox? Ich hätte ungerne Krallen im Gesicht und viele Katzen mögen
    ja keine Autofahrten. Aber Mama wird es wahrscheinlich erlauben"
    , gab der Junge zur Antwort und blickte das Kätzchen skeptisch an.
    "Türlich! Mama hat so nen Tick, deshalb muss sie immer bei Autofahrten da rein. Das Teil steht wohl in der Abstellkammer", überlegte sie.
    "Dann hol sie besser. Wenn du willst, helf ich dir beim Einladen, wir haben nämlich keine Katzen und deshalb auch kein Futter oder
    Sonstiges für Katzen. Um deine Eltern musst du dir keine Sorgen machen, Mama bekommt für gewöhnlich alles, was sie will."

    Für einen Moment stutzte Clea. Es klang beinahe, als wären ihre Eltern nur Hindernisse - Aber nein, so meinte Simon es sicherlich nicht.
    Sie sollte nicht immer so auf Kleinigkeiten achten. "Gut, dann bis gleich!", lenkte sie schließlich ein. Sie eilte zur Abstellkammer und holte
    die Transportbox. Dann ging sie zum Bad und nahm das Ersatz-Katzenklo mit - ein Wunder, dass sie so etwas besaßen. Als letztes eilte sie
    die Treppe hoch und lief in ihr Zimmer. Dort schnappte sie sich das Gestell mit den Näpfen und leerte den Wassernapf schnell im Bad aus.
    Als sie an ihrem Zimmer vorbeikam, kam ihr eine Idee. Wenn sie wirklich zu dieser Schule durfte, musste sie auch Klamotten haben, oder?
    Also ging sie noch einmal in ihr Zimmer und stopfte alles, was sauber und brauchbar war, in ihren großen Rucksack. Darauf legte sie alles,
    was sie sonst noch brauchte. Schnell polterte sie die Treppe wieder hinunter. "Hier. Ich hab gleich meine Sachen mitgebracht. Das Futter
    ist in der Küche. Muss ich noch hin"
    , berichtete sie Simon. Dann besorgte sie es. "Fertig!", verkündete sie beinahe außer Atem.


    Kurz darauf kamen Alicia und ihre Eltern wieder.
    „Du darfst mit, Schatz!“, verkündete ihre Mutter. Ihr Vater nickte nur kurz. Erleichterung erfasste sie. Auch, wenn es laut Simon ziemlich
    sicher gewesen war, dass Alicia ihre Eltern überzeugte, war sie doch froh, die Entscheidung zu hören.
    „Wie ich sehe, hast du deine Sachen schon gepackt“, stellte ihr Vater beinahe betrübt fest. Er kam zu ihr, umarmte sie und drückte ihr
    etwas in die Hand. „Taschengeld“, flüsterte er. Dann wurde sie von ihrer Mutter gedrückt.
    „Hoffentlich gefällt es dir da!“, meinte sie. Sie gingen zum Auto. Clea hatte in der Zwischenzeit mit Simon ihre Sachen ins Auto gepackt.
    Bloß ihr Rucksack befand sich noch bei ihr. 'Ach!', stellte sie fest, 'hätte ich beinahe vergessen!'
    „Ähm, also …“ fing sie an, „das ist so … Ich habe eine Katze. Darf ich sie mitnehmen?“ Im erstem Moment wirkte Alicia verdutzt.
    Dann hellte sich ihr Gesicht auf.
    „Ja, gerne sogar!“
    „Sie ist schon in ihrer Transportbox im Kofferraum“, erzählte Simon, „Ich wusste, dass du das erlauben würdest!“ Alicia kicherte.
    „Lass mir die Katze aber ja nicht an die Vögel ran!“, warnte sie.


    OT: Ich dachte, passt wohl, wenn beide Neueinsteigerposts hintereinander kommen. Und tadaaa, hier ist er. Auf ein gutes RPG!

  • Für einen kurzen Moment war Marcello irritiert. Was meint sie wohl? Dann fiel es ihm ein und er schalt sich einen Narren. Er überlegte welche Antwort er ihr wohl geben könnte und erwiderte:“ Es ist denk ich mal nicht allzu schlimm wenn man mal nicht so informiert ist. Das Ganze war immer hin schon ein paar Jahre her. Also die Band bestand aus 5 Mitgliedern. Der wichtigste von ihnen heißt Jimmy Colman und der war der Sänger der Band. Die restlichen der Band sind nicht so wichtig. Der Musikstil von ihnen ist Rock. Sie hatten einige gute Songs rausgebracht unter anderem den Song „Dark Dream“. Das Image der Band war sehr düster gehalten aber meiner Meinung nach wurde das extra so gehandhabt um mehr CD´s zu verkaufen. Die Manager der Plattenfirmen hatten auch Erfolg damit, denn die Boyband wurde von den Elternverbänden und so weiter verteufelt. Aber wie gesagt das war nur Geldmacherei.“ Er zuckte kurz mit den Achseln und fuhr fort:“ Gerade wohl deswegen kauften die Teenies ihre Platten. Alles was verboten ist, das ist umso reizvoller. Ach ja es gab kaum abgesehen von den üblichen Anfeindungen kaum richtige negative Schlagzeilen über die Band. Abgesehen davon welches neue Mädchen neben Jimmy gesehen wurde. Ansonsten gab es auch kaum was aus dem Privatleben der Band. Nun ja das änderte sich vor einem Jahr. Die Band brach auseinander als Gerüchte aufkamen, dass der Sänger ein Mädchen umgebracht haben soll. Bis heute weiß man nicht ob das Gerücht wahr ist oder ob es nur dazu diente nochmal richtig Geld zu scheffeln.“ Er lächelte sie kurz an und sagte:“ Ich hoffe ich konnte dir damit helfen.“


    ~*~


    Nachdem die Flöte einmal kurz gestockt hatte, begann Marcello zu erzählen und startete mit den Worten: „Es ist denk ich mal nicht allzu schlimm wenn man mal nicht so informiert ist. Das Ganze war immer hin schon ein paar Jahre her.
    Das macht es nicht viel besser…“, überlegte Emma und lauschte weiter der Ausführung über die Band. Ein düsteres Image hatten die fünf Mitglieder und der Mord war wohl das größte offenbarte Geheimnis aus ihrem Privatleben, auch wenn nicht klar war, ob es stimmte. Emma schluckte. Warum musste nur alles kompliziert und grausam sein?
    Sie wusste nicht, wie aufmerksam sie bei Marcellos Ausführung erschienen sein mochte, doch es bereitete ihr weiterhin große Schwierigkeiten bei dem Lärm etwas zu hören. Zu gern hätte sie mehr über die Flötenstimme ihres Sitznachbarn erfahren, aber nur manchmal fand sie seinen Weg in ihre Ohren.
    Am Ende seiner Erklärung lächelte Marcello Emma kurz an und sie lächelte zurück. „Ja, du konntest mir sehr helfen.“ Sie überlegte, was sie jetzt sagen sollte. Abgesehen davon, dass sie aufgrund ihrer Angst sowieso selten mit anderen ins Gespräch kommt, hätte sie wahrscheinlich auch so keine Ideen gehabt. Aber sie wollte mit einem netten Gegenüber unbedingt ein paar Erfahrungen auf diesem Gebiet machen und die Unterhaltung fortführen. Also sagte sie das Erstbeste, was ihr in den Sinn kam: „Ich komme aus Aceri. Es ist wunderschön da, wärmer als hier und es gibt – wie ich finde – auch schönere Wälder.“ Nachdem es ihren Mund verlassen hatte, klang es doch etwas seltsam, so an ein Gespräch über eine dunkle Boygroupe anzuschließen, aber die Worte konnte sie jetzt nicht mehr zurücknehmen. „Es kann ja auch eine Möglichkeit sein, mehr über ihn herauszufinden“, überlegte Emma. Und so hing sie noch ein „Und woher kommst du?“ an.


    ~*~


    Verwundert bemerkte Marcello dass seine neue Gesprächspartnerin leichte Schwierigkeiten hatte ihm zu zuhören oder ihm kam es nur so vor. Wie auch immer er vernahm ihre Frage und er erwiderte ein wenig lauter und langsamer:" Ah interessant da war ich glaube ich noch nie. Ich selber komme von dem Kontinent Erana. Genauer gesagt aus dem südlichen Land Rhadesian. Vielleicht hast du schon davon gehört. Wenn nicht ist es auch nicht so tragisch. Das Land ist eher gesagt ne Halbinsel und von Meer umgeben. Dort ist es auch sehr warm und die Leute sind relaxter als hier." Er machte eine Pause und sah nachdenklich aus, denn Gefühle die ihn an Heimweh erinnerten kamen in ihm hoch und er unterdrückte sie schnell. Sowas konnte er gar nicht gebrauchen. Er erzählte weiter:" Aus beruflichen Gründen zogen meine Eltern oder sollte ich sagen Erzeuger immer wieder im Kontinent umher. Sie nahmen mich immer mit und ich lernte viel von der Welt kennen, aber ich durfte leider nie raus, denn meinen Eltern war es peinlich mich in der normalen Öffentlichkeit zu präsentieren. Aber genug von mir. Wie sieht es bei dir aus?" Er ignorierte den bitteren Beigeschmack seiner Eltern und konzentrierte sich auf das Gespräch. Es war seltsam mit jemand anders so offen zu reden. Das kannte er bisher kaum oder eher gar nicht. Außerdem wollte er noch nicht preisgeben, wer er wirklich war.


    ~*~


    Als Marcello ihr langsamer und lauter antwortete, hätte Emma sich am liebsten selbst geohrfeigt. Er musste denken, sie sei schwer von Begriff. Leider konnte sie ihn so aber wirklich einfacher verstehen; nur seine Melodie erkannte sie nicht, sodass sie nicht wusste, was er wirklich von ihr dachte.
    Nach ein paar Sätzen setzte sich die Flötenstimme dann doch durch und spielte mit… Heimweh? Emma selbst konnte mit diesem Gefühl eher weniger anfangen. Zu ihren Eltern zog es sie schon mal gar nicht, doch in die Wälder von Aceri zu-
    Ihre Gedanken wurden von einem schiefen Flötenton unterbrochen und Emma bemerkte, dass sie Marcello kaum noch zugehört hatte. Es ging um seine Eltern – anscheinend war sie nicht die einzige, die schlechte Erfahrungen mit diesem Thema verband. Doch da war noch etwas gewesen… Warum hatte sie bloß nicht mehr genau zugehört?
    Aber genug von mir. Wie sieht es bei dir aus?“, endete Marcello nun und sah sie an.
    Emma öffnete kurz den Mund, schloss ihn wieder, schluckte und sah weg. Eigentlich wollte sie nicht darüber sprechen. „Ich bin abgehauen“, sagte sie kleinlaut und fast flüsternd, ohne ihren Gesprächspartner anzusehen. „Vor zwei Jahren… Der einzige Mensch, mit dem ich noch ein bisschen ausgekommen war, ist gestorben und- “ Sie brach ab. Wie von selbst ballte sie ihre Hand zu einer Faust und sie wusste gar nicht so genau warum. Trauer und Wut überströmten das Mädchen und es musste ein Leichtes gewesen sein, diese aus ihrer Melodie herauszuhören.
    Emma ließ den Kopf sinken und versuchte so gut es ging, die Tränen zu unterdrücken. Weinen war jetzt auf jeden Fall nicht hilfreich. Ihre Finger lösten sich aus der Fauststarre, doch Emma konnte noch nicht wieder sprechen. Sie hoffte sehr, dass Marcello jetzt das Wort ergriff und sie irgendwie ablenkte.


    ~*~


    Marcello war wie erstarrt. Das wollte er doch nicht. Schon scheinbar zum vielleicht tausendsten Mal trat er in ein Fettnäpfchen. Nahm das ganze denn nie ein Ende?Hatte er so was schlimmes gesagt, dass sie gleich zu weinen anfing? Er konnte sich nicht daran erinnern. Eine Röte der Verlegenheit stieg ihm ins Gesicht. Meine Güte der Umgang mit anderen Menschen ist schwieriger als gedacht. Es stand fest, dass er noch sehr viel darüber lernen musste. Er schluckte und zitterte denn ihm drängte sich die Frage auf, was er machen soll. Soll er einfach weiterplaudern und ihre Gefühle ignorieren? Oder soll er sie völlig ignorieren in der Hoffnung dass sie sich einen neuen Partner sucht? Oder sollte er sie trösten? Bevor er sich entscheiden konnte, öffnete er seinen Mund und er sagte sanft:" Entschuldige wenn ich dich irgendwie verletzt haben sollte. Wenn ich gewusst hätte, dass dich meine Frage so herunterzieht, hätte ich sie niemals gestellt. Mein Beileid übrigens für deinen Verlust. So sagt man doch nicht wahr?" Er kramte aus seiner Tasche ein Päckchen mit Taschentücher und hielt es ihr hin:" Hier, nimm das für alle Fälle. Ich brauche es im Moment nicht. Entschuldige, ich habe keine Ahnung ob ich das so richtig mache. Bis jetzt kenne ich das leider nicht." Er machte eine Pause. In der Zwischenzeit hatte sich seine Stimme wieder normalisiert, denn es war ihm nicht entgangen, dass es ihr peinlich gewesen war, wie er mit ihr gesprochen hatte. Anschließend fuhr er fort:" Ich hoffe es macht dir nichts aus, wenn ich von was anderem spreche?" Er übersprang die kleine Pause und fragte aufmuntert:" Was hältst du von alldem hier? " Er hoffte, dass er diesmal in kein Fettnäpfchen tritt. "Was mich selber angeht, ich weiß nicht was ich davon halten soll. Einerseits spüre ich dass ich zum ersten Mal seit Jahren in einer Menschenmenge wohlfühle und sie mich nicht ignorieren oder gar ausnutzen aber die Sache mit diesen Bestien macht mir Angst. Es ist halt alles noch so Neu." Oh Man er schwallt sie zu wie der dessen Handy er zu Boden zerschmettert hat. Das wollte er nicht und er hoffte sie nahm es ihm nicht übel.


    ~*~


    Emma spürte, wie ihre Augen feucht wurden und hörte, wie unangenehm Marcello die Situation doch war. Das war ihm gegenüber nicht fair. Warum musste sie auch gleich so überreagieren?
    Mit einem Lächeln nahm Emma die Taschentücher entgegen und musste grinsen, als Marcello ausgerechnet nach der jetzigen Situation fragte.
    Was soll man schon davon halten?“, entgegnete sie dann. „Fremder Mann fährt seltsame Kinder zu einem geheimnisvollen Ort, an dem sie vor blutrünstigen Bestien in Sicherheit sind.“ Lachend schüttelte sie den Kopf und drehte sich danach zu ihrem Sitznachbarn. Die Taschentücher lagen unbenutzt in Emmas Schoß; allein die Unterhaltung machte, dass sie sich besser fühlte. „Du hast recht“, meinte sie schließlich. „Nicht, dass ich mich in Menschenmassen irgendwann wohlfühlen könnte, aber einzeln ist es doch immer wieder überraschend angenehm. Und den anderen muss es ja auch so gehen… Eine unbeschreibliche Sinfonie.
    Emma seufzte und ließ sich nur ein einziges Mal auf alle Melodien ein, die hier im Bus überdeutlich zu hören waren. Als hätten sie jahrelang zusammen geprobt, spielten alle Stimmen perfekt zusammen. Nur eine einzige stieß aus der Reihe. Das musste der Busfahrer sein.


    ~*~


    Ihm fiel ein Stein vom Herzen, dass es ihr wieder besser geht. Zumindest hatte sie ihm seine rüpelhafte Art verziehen. Aufmerksam lauscht er ihrer Beschreibung der aktuellen Situation und dabei huschte ein Lächeln über seine Lippen. Sie hatte es auf den Punkt getroffen. Zudem gab sie ihm recht, dass sie sich hier auch wohler fühlte. Er legte den Kopf schief, als sie das Ganze als eine Sinfonie beschrieb. Sinfonie? Hmm so hatte er es noch nie betrachtet. Ihm war zwar nicht klar wie sie auf das Musikstück kam, aber der Vergleich gefiel ihm. Leise erwiderte er:" Ja wie eine einzigartige Sinfonie." Dann versank er auch ins Schweigen denn er ihm wurde klar, dass alles Nötige zwischen ihnen gesprochen war. Langsam lehnt er sich in seinen Sitz zurück, schloss seine Augen und überließ sich dem regelmäßigen Motorengeräusch des Busses.


    ~*~


    Halb versunken, halb angestrengt lauschte Emma noch ein bisschen den Melodien der anderen. Beinahe hätte sie überhört, dass Marcello noch etwas gesagt hatte, doch verstanden hatte sie ihn nicht. Erst wollte sie nachfragen, aber als sie sah, wie er sich entspannt zurückgelehnt hatte, ließ sie es bleiben. Sie hatten genug gesagt und den Rest der Fahrt verbrachte Emma wieder damit, die höllisch laute Musik in ihrem Kopf zu unterdrücken.


    Zwei Brötchen und einen Apfel später begann der Bus langsamer zu werden und gemächlich durch Dörfer und später auf einen riesigen Betonklotz zuzufahren. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Emma aus und auch die anderen schienen sich nicht sonderlich wohl zu fühlen – an ihren Melodien und Gesichter gemessen.
    Auf dem Hof angekommen öffneten sich die Türen und einige der Insassen stürmten mit einer unglaublichen Geschwindigkeit aus dem Bus. Auch Emma beeilte sich dieses grausige Gefährt zu verlassen und bekam gerade noch etwas Unglaubliches mit. Das Mädchen mit den roten Augen, welches als erste aus dem Bus gestiegen war, rannte auf ein anderes Mädchen zu, welches ihr zum verwechseln ähnlich sah. Emma hatte es schon einmal in der Schule mit eineiigen Zwillingen zu tun gehabt, aber in der Regel hatten auch diese verschiedene Charaktere und so verschiedene Melodien, doch als die beiden Mädchen hier nun ihre Finger verschränkten, verschmolz ihre Melodie zu einer einzigen, als wären sie nur eine Person. Emma lief es kalt den Rücken hinunter. Unheimlich.
    Neben den beiden Mädchen stand eine junge Frau, die anders war. Anders als die Jugendlichen, die Emma gestern Abend und heute getroffen hatte, aber auch anders als der Busfahrer, dessen Melodie so kein bisschen zu den anderen passte. In Emma baute sich ein Konflikt auf. Irgendetwas an der Frau wirkte fast angenehm und trotzdem verspürte Emma Angst, beinahe mehr als bei jedem anderen; und das hatte einen einfachen Grund: So sehr sie auch versuchte sich zu konzentrieren, nie erkannte sie mehr als einzelne Noten aus der Melodie dieser Frau. Wo war sie bloß gelandet?
    Dann begann die Frau zu sprechen und das Gefühl des Willkommenseins gewann die Oberhand. Alicia Young sprach von einem Zuhause für „Jugendliche wie euch“.
    Was meint sie denn damit?“, überlegte Emma, während sich die Frau nun an die Zwillinge wand und kurz darauf auch schon das Geheimnis um sie lüftete: „Wie ihr gesehen habt ist ihre Fähigkeit einmalig, da sie zwei Körper kontrolliert. Diese beiden Mädchen, Mara und Lea sind in Wahrheit eine Person und somit die Einzige, die wirklich an zwei Orten gleichzeitig sein kann. ...
    ‚nicht die einzigen mit außergewöhnlichen Kräften’“, wiederholte Emma in Gedanken. „Vielleicht haben sie die Falsche erwischt; was kann ich schon?
    Danach erklärte Alicia noch, was es mit der Mauer auf sich hatte. An einer Stelle musste Emma stutzen. „Ein Erleuchteter. Was soll das denn sein?
    Nachdem sie ihre Ausführungen beendet hatte, führte Alicia die Gruppe in eines der Gebäude. Durch lange Gänge erreichten sie eine riesige Bibliothek, wo die Regeln aufgezählt wurden und die Direktorin sich mit Simon, einem kleinen Jungen, auf den Weg machte, noch andere abzuholen.
    Emmas Blick versank in dem Blick auf die Bäume, die anscheinend zu einer großen Obstwiese gehörten. Allerdings zwang sie sich selbst dazu, erst einmal hier zu bleiben. Alicia hatte etwas von besonderen Fähigkeiten der anderen erzählt und wer wusste schon, wer hier noch so herumlief. Unschlüssig blickte sie auf das Mädchen, was sie damals im Kampf zur Gruppe gezogen hatte. „Damals; das ist auch keine vierundzwanzig Stunden her.“ Tomomi, wie sie hieß, sprach gerade mit der Schützin, während Jasmin sich einige Bücher geschnappt hatte.
    Ein Mädchen mit kastanienbraunen Haaren verließ gerade den Raum, als Emma nach Marcello Ausschau hielt. Sie wusste nicht genau, was über sie kam, aber für ihre Verhältnisse sehr entschlossen ging sie ihr hinterher. Nachdem die Tür hinter Emma ins Schloss gefallen war, rief sie dem Mädchen hinterher: „Hey, warte!“ Ihre Geselligkeit heute wunderte sie sehr.
    Kurz darauf hatte Emma die andere in dem Gang eingeholt, der vermutlich zum Wohnhaus führte. „Sorry“, begann sie etwas unbeholfen. Wirklich gut gelangen ihr die Konversationen immer noch nicht. „Ähm, hi, ich bin Emma. Und du?Besser als gar nichts…


    OT: Der Anfang ist ein Gemeinschaftspost von Destiny Moon und mir, das Ende Emmas Ankunft in der Anstalt. Leira wollte ja nicht so ganz alleine gehen, oder?^^

  • Marcello öffnete seine Augen und musste sich erst Mal an die ungewohnte Helligkeit gewöhnen. Er musste wieder eingeschlafen sein, was aber auch kein Wunder war, denn er schlief meistens wenn er im Bus reiste. Seine Nachbarin schien noch mit sich selbst beschäftigt zu sein und so schaute er aus dem Fenster. Als er draußen den unfreundlich wirkenden Betonklotz erblickte, schlug sein Herz vor Nervosität schneller. Er fragte sich ob es eine gute Idee gewesen war, einfach den anderen blind vertrauend hinterher gelaufen zu sein? Wer wusste schon was einen dahinter erwartet? Leise schluckte er und er machte sich innerlich bereit wieder abzuhauen, falls ihm sein Gefühl nicht trauen sollte. Es war ihm dabei egal ob es da draußen Bestien gab oder nicht. Einsperren würde er sich hier auf keinen Fall lassen. Aus den Augenwinkeln, sah Marcello, dass es nicht nur ihm so erging und dadurch fühlte er sich schon besser. Er beobachtete, wie sich ein Tor öffnete und der Bus hin durchfuhr. Sie landeten auf einem nichtssagenden Hof und der Bus hielt an. Okay er hatte Zeit seines Lebens schon auf abstrakten Bühnen und Plätzen seine Konzerte abgehalten, aber das hier war zu viel des Guten. Die anderen stiegen aus, aber er war sich zuerst unsicher ob er ihnen wirklich folgen sollte, doch schließlich ließ er sich breitschlagen. Ansonsten käme er sich albern vor, wenn er einfach sitzen bleiben würde. Es blieb ihm nichts anderes übrig als ein Risiko zu wagen und weiter zu gehen. So schluckte er seinen Stolz hinunter, steht auf und begab sich nach draußen.


    Dort hatten sich bereits einige versammelt. Die eine Gruppe die schon mal dagewesen waren und die anderen „Neuen“ zu denen er auch gehörte. Dann nahm er noch zwei weitere Personen wahr, die wahrscheinlich aus einem der Gebäuden gekommen war. Eines davon war ein junges Mädchen, dass Mara verblüffend ähnlich sah. Diese stürmt auf ihre Zwillingsschwester zu und schloss sie in ihre Arme. Marcello beobachtete interessiert die Scene denn, er war bisher noch keinem Zwillingspärchen in der Realität begegnet. Die beiden jedoch schienen mehr zu sein als gewöhnliche eineiige Schwestern. So genau konnte es er nicht sagen, aber es kam ihm unheimlich vor. Ein anderer Junge namens Simon fiel der weiblichen Person neben der Zwillingsschwester Mara um den Hals. Seine dunklen Augen musterten diese genau. Sie schien ein wesentlich älter zu sein als die anderen hier, aber dennoch sah sie jung aus. Da er nicht gut schätzen konnte, ließ er dies sein. Vom Aussehen her war sie recht hübsch aber das waren viele Personen, die er schon mal kennengelernt hatte. Was ihn an ihr verwirrte, war dass sie zwar keine von „Ihnen“ war, aber dennoch verabscheute er sie nicht, wie andere Menschen.


    Sie stellt sich als Alicia Young vor und erzählte ihnen von der Anstalt. Er dachte:“ Das ist also die viel gerühmte Alicia. Interessant.“ Irgendwie hatte er sich sie eher als eine Art strenge alte Jungfer vorgestellt, die im Rollstuhl saß. Innerlich schnitt er eine Grimasse. Er hat sie doch tatsächlich mit Professor Xaver verglichen. Er zwang sich daraufhin ihr wieder zuzuhören. Ah dann war es also bloß eine inoffizielle Anstalt und in Wirklichkeit ein Internat für solche wie sie. Es wurde immer interessanter und zugleich auch spannender. Alicia erklärte ihnen dass sie Mara und Lea in Wirklichkeit eine Person waren und dass erstaunte ihn sehr. Aber es erklärte auch einiges. Dann sagte sie ihnen, dass sie jederzeit gehen könnten wenn es ihnen hier nicht gefällt. Marcello dachte:“ Das ist wohl das mindeste, dass man das konnte.“ Wie auch immer, die Frau begab sich in ein eines der größeren Gebäude und lud die Neuankömmlinge ein das Innere des Hauses zu besichtigen. Neugierig geworden folgten Jugendlichen ihr.


    Zuerst gab es nichts Besonderes zu sehen und rasch stellte sich bei Marcello Ernüchterung ein. Irgendwie hatte er sich da was anderes vorgestellt. Sehnsüchtig erinnerte er sich an die erstklassigen Hotels in seiner nicht allzu fernen Vergangenheit. Dagegen war das hier wirklich lächerlich. Diese Meinung änderte sich jedoch als er die ersten Zimmer erblickte. Das eine war ein gut eingerichteter Fitnessraum. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass er dort allzu viel Zeit verbringen wird, aber der Einrichter hatte sich auf jeden Fall Mühe gegeben. Danach ging es eine Treppe hoch und bald steht die gesamte Gruppe in einer sehr gut bestückten Bibliothek. Staunend sah er sich um, obwohl er nicht viel mit Büchern anfangen konnte, war er dennoch beeindruckt. Alicia ging zur breiten Fensterfront, setzte sich auf eine der Lesetische und sah sie an. Marcello dachte:“ Nicht schlecht hier. Mal sehen was noch kommt.“ Er warf einen Blick aus den Fenstern und seine Pupillen weiteten sich, als er das Park ähnliche Äußere erblickte. Eine innere Stimme lud ihn ein, diesen zu erkunden, doch er widerstand dem. Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder zu Alicia, die die Jugendlichen einlud das Anwesen zu erkunden. Sie erklärte ihnen, wo sie schlafen könnten und die Regeln des Hauses. Als sie die Ziegen erwähnte, hob er eine Augenbraue. Eine Ziege im Haus? Wer kam auf eine solche bescheuerte Idee? Anscheinend schon einige. Das konnte er sich im besten Willen nicht vorstellen so was zu machen. Die restlichen Regeln waren dafür in Ordnung. Es war wichtig, dass es da was gab, an das sie sich orientieren konnten.


    Wie die meisten begab er sich zum Wohnhaus und er fragte sich mit wem er das Zimmer teilen würde. Trotz der Vertrautheit untereinander, war er noch recht unsicher mit dem Umgang anderer. Es war auch zum ersten Mal, dass er sich mit jemand anders ein Zimmer teilen würde, denn bisher kannte er sowas nicht. Langsam lief er den Gang entlang. In manchen Zimmern sah er bereits, dass diese belegt waren. Schließlich öffnete er die Tür der Nr. 10. Dort fand er noch zwei unbelegte Zimmer. Er legte seine wenigen Habseligkeiten auf das linke Bett und sah sich um. Die Inneneinrichtung war auf das mindeste beschränkt, was seiner verwöhnten Seele weh tat. Bevor er nun genauer darüber nachdenken konnte was er vermisste, beschloss er erst Mal Duschen zu gehen. Er erinnerte sich an den Grundriss des Hauses, der unten an der Wand hing und ging dorthin. Rasch fand er die Duschen und begab sich dorthin. Auch hier war die Einrichtung sehr zweckmäßig, aber für den Anfang genügte ihm das.


    Nachdem er sich eine ausgiebige Dusche gegönnt hatte, ging er sich wieder wohlfühlend in sein neues Zimmer zurück und stellte zweierlei fest. Zum einen hatte er immer noch keinen Mitbewohner bekommen und zum anderen war sein Bett auch nicht bezogen worden. Verwirrt kratzte er sich am Kopf. Was machte er jetzt? Hatten die Hausmädchen so viel zu tun, dass sie ihn vergessen hatten? Oder musste er etwa das Bett selber beziehen? Um Himmels Willen wo war er nur hier gelandet? Er setzte sich auf einen der Stühle, denn er musste erst mal über die neue Situation nachdenken.


    OT: So nun ist auch Marcello eingezogen ^^ Wer will der kann ihm gerne Gesellschaft leisten