Erleuchtet - Spieletopic

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Als Aru in der Stadt aus dem Bus stieg, wusste er immer noch nicht, was ihn dazu gebracht hatte, mitzufahren. Weder gab es einen Grund sich der Gruppe anzuschließen, noch wollte der Blinde irgendetwas in der Stadt oder mochte die Menschenmengen. Von der Vorstellungsrunde, der er sich wie anscheinend auch einige andere enthalten hatte, war ihm schon wieder so gut wie alle Informationen entfallen. Zum einen, da es zu viele Informationen in zu kurzer Zeit wahren, zum anderen da, er so oder so nicht jede Information später wieder der richtigen Stimme zuordnen konnte. Dafür hatte der Pazifist einfach zu wenig Umgang mit anderen Menschen oder Lebewesen bisher gehabt. Irgendjemand konnte die Gefühle oder die Handlungen manipulieren, jemand anderes hatte die Fähigkeit, die Bestien aufzuspüren. Mehr wusste er schon nicht mehr...
    Nach dem er Geld, 25 Dollar, wie er durch die Größe der Scheine abschätzen konnte, von der Heimleiterin erhalten hatte - sofort ausgeben würde der Junge es nicht, da er die Anstalt verlassen wollte würde er selbst einige Rücklagen brauchen - tauchte das nächste Problem auf. Gern hätte der Schwarzhaarige die nächsten Stunden an einem ruhigen Ort verbracht, wenn es denn überhaupt solch einen in der Stadt gab, jedoch mussten sie in zwei Stunden wieder zurück sein. Da er, als Blinder und lediglich mit seiner Kraft ausgestattet, beim Lesen von Uhren immer seine Schwierigkeiten hatte, keine eigene besaß, niemand anders Fragen wollte und, selbst wenn er die Informationen abgelesen bekam, sie nicht in eine verwertbare Uhrzeit umgewandelt konnte, musste sich Aru entweder eine andere Gruppe suchen oder am Treffpunkt warten, bis die zwei Stunden um waren.
    Seiner Meinung nach dürfte die letztere Option jedoch mehr Fragen aufwerfen, falls er jemandem auffiel, als sich einfach einer Gruppe anzuschließen. Natürlich würde es alles andere als einfach werden dieser durch die Stadt zu folgen, aber zumindest versuchen konnte er es. Einzig den Rückweg sollte der Blinde sich für alle Fälle einprägen. Grundsätzlich wäre es ihm nun egal gewesen, welcher Gruppe er sich angeschlossen hätte, nach dem er jedoch Tomomis Stimme und, nach dem er kurz sein Sichtfeld ausgedehnt hatte, auch eine zu ihr passende Gestalt gefunden hatte, entschied er sich erst einmal ihr zu folgen. Letztendlich dürfte sie sich hier zumindest etwas auskennen, weshalb das Mädchen sicherlich auch auf die Zeit achten und später zurück finden würde.
    Wie Aru es erwartet hatte, war es alles andere als einfach der Gruppe zu folgen und insofern war es nicht verwunderlich, dass der Junge die anderen Erleuchteten mehrfach verloren hatte und nur durch viel Glück wiederfinden konnte. Auch hatte er sie kurzzeitig verloren, als sie unerwarteter weise einen Laden betreten hatten, erst als er sie durch ein kurzes Ausweiten seiner Sicht im Gebäude geortet hatte, lehnte sich der Schwarzhaarige an eine Hauswand einige Meter entfernt, aber noch nah genug, um das öffnen der Tür zu hören, wenn sie den Laden wieder verlassen würden.


    OT: Wie mit Sheewa und Dragonfire abgesprochen mach ich nun die Mädchengruppe kaputt, in dem sich Aru ihnen anschließt; wenn auch nicht offiziell, da er sie bisher nur bis vor den Laden verfolgt hat.

  • Xaroc blieb noch einen Moment halb verdattert stehen. Hatte der andere gerade wirklich vor ihm salutiert? War das nicht eigentlich sowas wie ein Zeichen von Ehrerbietung beim Militär? Er denn schüttelte den Kopf. Wenn das stimmen sollte, war das das erste mal, dass jemand ihm gegenüber so etwas gemacht hatte, zumindest ohne dass er irgendeine Form von Spott darin hatte wahrnehmen können. Irgendwie gefiel ihm der Gedanke trotzdem. „So gehabt euch wohl.“, murmelte Xaroc dann noch, obwohl Samuel längst aus Hör- und Sichtweite verschwunden war.
    Die meisten anderen schienen ja dem ‚Nicht-Soldaten‘ eher mit Misstrauen zu begegnen oder sogar zu fürchten und vielleicht mochten sie auch gute Gründe dafür haben, wenn der anderen wirklich schon getötet hatte. Xaroc hingegen hatte weniger Probleme mit ihm, obwohl er selbst nicht wirklich verstand warum. Aber abgesehen davon dass er schnell gelernt hatte, dass er selbst bestimmt nicht ‚normal‘ war, hatte er anscheinend gerade eben auch eine andere Seite von Samuel kennengelernt. Da dieser allerdings nun ohnehin für immer verschwunden war, war das alles sowieso eher nebensächlich, genauer gesagt, unwichtig.


    Kommen wir zu unseren eigenen Problemen: Einkaufen auf eine Art, die bei der Kontrolle nicht vermuten lässt, dass man reicher ist als der halbe Kontinent. Das würde eine ziemliche Herausforderung sein, denn alleine wenn er sich nur auf der Stelle drehte, waren da so viele interessante Sachen, das er am liebsten einfach nur mit Geld um sich geworfen hätte. Aber so war er eben auf 45 Dollar beschränkt.
    Hatte nicht jemand von den anderen Erleuchteten was von einem Süßigkeiten-Laden erzählt? Das klang zwar echt reizvoll und wahrscheinlich war die Chance jemanden von den anderen dort anzutreffen größer, aber für das Mittagessen war das nicht wirklich geeignet. Trotzdem beschloss er, diesem Laden später noch einen schnellen Besuch abzustatten. Man wusste ja nie.


    Indessen fiel sein Blick auf ein Büchergeschäft, welches wohl recht gut besucht zu sein schien. Das ließ darauf schließen, dass es dort auch was Gutes zu holen geben musste. Drinnen arbeitete er sich durch die verschiedenen Jonres - oder wie auch immer Alicia das bezeichnet hat - wobei er bewusst versucht die Tatsache zu ignorieren, dass sich jeder Gang in den er trat, verdächtig schnell leerte.
    Doch ins Auge fiel ihm ansonsten nichts wirklich. Ein paar Bücher kamen ihm aus dem Fernsehen bekannt vor. Entweder aus der Werbung oder weil er beim herum schalten Ausschnitte aus den Verfilmungen mitbekommen hatte, aber Bücher über dumme junge Mädchen, die sich in Vampire verliebten und selber welche werden wollten oder über Bauernburschen, die Prinzessinnen retteten und Weltraumstationen in die Luft jagten, interessierten ihn weniger.


    Dann entdeckte er in dem Bereich, in dem groß an dem Regal das Wort ‚Thriller‘ prangte, ein schwarzes Buch, auf dem nichts außer der Iris eines großen blauen Auges zu sehen war. Sowas sprang einem wirklich im wahrsten Sinne ins Auge. Der Titel sagte ihm allerdings nichts, doch der Klappentext gab zu verstehen, dass sich Meerestiere plötzlich weltweit grundlos gegen die menschliche Bevölkerung richteten. „Hmpf, als ob. Tiere sind gut, die schaden den Menschen niemals grundlos.“, murmelte er, und legte es wieder weg. Er wollte schon gehen, hatte allerdings keine drei Schritte vollbracht, bevor er zurückging und das Buch doch wieder an sich nahm. Die Vernichtung der Menschheit, durch nichtmenschliches Leben? Vielleicht konnte man doch das eine oder andere daraus lernen.


    Nachdem er den Preis von 11 Dollar bezahlt, und die Kassiererin ihn dabei etwas zu hastig verabschiedet hatte, trat er wieder auf die Straße. Gut, etwas zur Beschäftigung hatte er nun, wahrscheinlich mehr, als er in seinem Leben bewältigen konnte, wenn man die Dicke des Buches betrachtete, aber da war ja noch mehr auf der Liste. Er stopfte Buch und Quittung irgendwie in seinen kleinen Beutel, bevor er sich erneut nach einem geeigneten Laden umsah.
    So. Wohin als nächstes?


    OT: Unkreativität ftw. Ich wusste nicht dass Shopping so schwer zu beschreiben sein würde.
    Ich weiß zwar nicht, wer sonst gerade noch 'frei' ist, aber könnte jemand Xaroc aus seiner 'Miesere' helfen?^^'

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Der Friseursalon war ein mittelständisches Geschäft ohne größere Ausschmückungen; aber er wirkte sauber und zuverlässig. Momentan rasierte ein recht junger Friseur - wahrscheinlich noch in der Ausbildung - einen älteren Herrn mit leichten Gewichtsproblemen auf dem Platz, der am weitesten weg vom Schaufenster stand; ein anderer beobachtete seine Aufmachung erstaunt von der Kasse aus, senkte aber schnell den Blick, als Artemis den Blick erwiderte, wenn auch mit weniger Neugier und mehr Entrüstung.
    Still griff er sich eines der Frisurmusterbücher, welche neben den Magazinen im Wartebereich lagen, und blätterte darin herum, bis er auf eine unauffällige, mittellange Frisur stieß, die seinen Ansprüchen genügte. Mit dem Buch stand er auf und zeigte das Bild dem neugierigen Kassierer, welcher nickte und ihn bat, sich den Mantel auszuziehen und Platz zu nehmen. Art nahm Platz, verzichtete aber auf das Ablegen des Mantels und nahm den leicht unsicheren Blick des Friseurs zufrieden in Kenntnis. Während ihm der Friseur einen zweiten Mantel zum Auffangen der Haare umlegte, nahm er seine Mütze ab und betrachtete sein schwarzes Haar im Spiegel. Wirklich entsetzlich zerzaust - es wurde Zeit, dass er wieder etwas Form hinein brachte.
    Die zaghaften Versuche des Friseurs, Konversation zu beginnen, prallten an Arts eisigem Schweigen ab. Schließlich ließ er sich den schwarzen Mantel abnehmen, bezahlte den Haarschnitt (von seinen anfangs $25 blieben nun noch $6.50 zurück) und verließ den Laden ohne ein Wort des Abschieds. Hinter ihm wischte sich der Friseurmeister die Stirn und versuchte sich zu beruhigen, damit er keinen schlechten Eindruck auf normale Kunden machte.
    Draußen sah er sich kurz um. Ein oder zwei bekannte Gesichter sah er, aber er war sich nicht sicher, ob er wirklich mit einem von ihnen mitgehen sollte. Wirklich wichtig war ihm hier eigentlich nichts - vielleicht sollte er die sechseinhalb Dollar behalten? Die Leiterin hatte zwar Kassenbons verlangt, aber nicht erwähnt, was sie mit dem Restgeld machten. Das einzige, was immerhin ein bisschen verlockend wirkte, war die Videoarcade etwa 200 Meter weiter (für Art klar erkennbar) - aber wie sollte er sich da einen Kassenbon ausstellen lassen? Vielleicht, wenn sie eigene Chips anstelle von Quartern für ihre Automaten nutzten...
    Die Stimme neben ihm kam nun, wo er nachdachte, etwas überraschend. Als er sich umdrehte, stand plötzlich der Pyrokinetiker mit den schwachen Kenntnissen im Wejauisch vor ihm. Wie hieß er? Jeza? Cheja? Nun, er schien freundlich zu sein, oder zumindest nicht ganz so verhaltensauffällig wie seine erste Bekanntschaft bei den Erleuchteten? BTW, was machte Laverne eigentlich? Vermutlich Klamotten kaufen. Er bezweifelte, dass die 25 Dollar für seinen flamboyanten Geschmack ausreichend waren.
    Artemis räusperte sich. "Well, ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen. Aber... gibt's 'nen bestimmten Ort, wo du hinwillst? Ich hab eigentlich schon alles erledigt, was ich hier machen wollte. Falls du eine Idee hast - by all means, tell it." Plötzlich fiel ihm Chejas Fremdsprachenschwäche wieder ein. "Ich meine, wenn du eine Idee hast, sag sie mir ruhig."


    Artemis drehte sich schnell um und blickte Cheja an.
    "Well, ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen. Aber... gibt's 'nen bestimmten Ort, wo du hinwillst? Ich hab eigentlich schon alles erledigt, was ich hier machen wollte. Falls du eine Idee hast - by all means, tell it." Artemis stockte. "Ich meine, wenn du eine Idee hast, sag sie mir ruhig."
    Nur langsam kam Cheja dem schnellen Wortfluss hinterher. Es dauerte schon fast viel zu lang, bis er endlich alles verstanden hatte – hoffentlich alles.
    „Also, ich tue nicht wissen, was ist hier. Alles ist so… anders, du weißt?“
    Cheja schaute erneut die Einkaufspassage hinauf. Viele Leute, viele bunte Geschäfte. Er erkannte kaum etwas. Was konnte man hier auch tun? Lebensmittel kaufen? Er hatte von dem exzessivem Konsum der westlichen Welt gehört, doch was genau sie kauften, wusste er nicht.
    Artemis schien jedoch zumindest zu wissen, was hier zu tun sei.
    „Bist du mal hier gewesen? Lass uns nur umgucken.“
    Langsam schlenderten sie die Straße hinauf. Einige Blicke wurden den beiden zugeworfen: Verwunderung, Interesse, Angst, Verärgerung; vieles war dabei. Die beiden kamen an Geschäften vorbei, unter denen sich Cheja nichts vorstellen konnte. Vor einem Laden, in dessen Schaufenster dutzende Fernsehbildschirme standen, die ein Fußballspiel übertrugen, standen noch mehr Menschen - hauptsächlich Männer - die auf die Bildschirme starrten. Geschäfte, aus denen junge Frauen kamen, die unter ihrer Schminke ersticken zu schienen, auf Stelzen, bepackt mit vier, fünf, sechs Tüten. Ein golden erhelltes Geschäft erschien. Eine hölzerne Fassade mit zwei großen Fenstern und eine sich im Kreis drehenden Tür. Cheja verlangsamte sein Tempo und spähte hinüber zu dem Geschäft. Es war malerisch, dezent in der Einkaufspassage und doch auffallen.
    "Warte", sagte er zu Artemis und deutete auf das Geschäft. "Lass uns gehen dort."
    Es war ein Uhrengeschäft - und kein 08/15 Uhrengeschäft. Silberne, goldene Uhren waren im Schaufenster ausgestellt, alle mit einem kleinen, unauffälligen Preisschild – mindestens vierstellig. Doch Cheja konnte damit nichts anfangen. Er war erstaunt von der Schönheit und Eleganz der Werke.
    „Tust du meinen, dass wir… dass wir können gehen da rein?“, fragte er Artemis.


    Art runzelte die Stirn. Das Uhrengeschäft war schon eine Nummer - und das waren die Preisschilder auch. Die beiden waren dort defintiv fehl am Platz. Cheja selbst schien das ja auch erkannt zu haben, also würde ihn die Absage nicht so schwer treffen. Er fing an mit den Worten "Tja, wir sind nicht umbedingt...", wobei er beiden Hände in den dafür vorgesehen Manteltaschen vergrub.
    Seine rechte Hand schloss sich um etwas Rechteckiges, woraufhin er verwirrt innehielt. Er konnte sich nicht daran erinnern, bei seiner Abreise irgendetwas in seinem Mantel verstaut zu haben - alles, was es wert war, mitgenommen zu werden, hatte er in seinen Rucksack getan, Geld und Fahrkarten eingeschlossen. Interessiert zog er seine Hand aus der Tasche. Sie hielt seinen Ausweis.
    Für einen Moment vergaß er Cheja und betrachtete nur das Stück Plastik in seiner Hand. Ein viel jüngeres Abbild seiner Selbst blickte ihn aus einem kleinen Fenster an, ohne Lächeln, nur der Blick eines Zwölfjährigen, der diese Zeremonie über sich ergehen ließ in dem Wissen, dass sie bald vorbei sein würde. Das kleine Plastik war der Beweis, dass er Artemis Benjamin Faraday war - und das mindestens bis Ende 3487, denn so lange war der Ausweis gültig.
    Was sagte ihm der Ausweis? Nun, dass er Art Faraday war. Es erinnerte ihn an seine Familie, denn die trug zu großen Teilen den gleichen Namen. Es war nicht so, als wäre ihm seine Familie je besonders wichtig gewesen - oder er ihr - aber nun wirkte es etwas surreal. Ausgerechnet er befürchtete, nicht in den Juwelierladen hineingelassen zu werden? Ein Witz.
    Er kehrte ins Hier und Jetzt zurück, steckte den Ausweis in seine Tasche zurück und trat zwei Schritte zurück, um den Namen des Geschäfts zu lesen. DeRoot, also eine Filiale der hauptsächlich im Westen verbreiteten DeRoot-Juwelierkette. Gut zu wissen. Er sog hörbar Luft ein und trat wieder einen Schritt nach vorne, neben Cheja. "Weißt du was? Wir gehen rein. Es ist okay. Oder, besser gesagt, es wird okay sein."


    Wirklich? Es freute Cheja, dass sein enkulturierter Freund sich dazu entschied, den Laden zu betreten. Er hatte kaum damit gerechnet. Es schien, als hätte Artemis durch das Papier Erleuchtung gefunden – Cheja konnte keine Gedanken lesen, also war ihm der Grund zunächst egal.
    Die beiden durchschritten die Tür und fanden sich in dem erdrückenden Geschäft wieder. Unter Glaskuppeln eingeschlossen waren verschiedene Uhren- und Schmuckgegenstände auf gestellt, alle schimmernd. An den Wänden, an Regal angebracht, drehten sich die Uhren im Kreis, was Chejas Blick fing, doch schnell verwirrte. Die Brillanten und Diamanten glänzten in dem warmen Licht, das von kleinen Deckenstrahlern kam. Ein in Anzug gekleideter Mann Mitte zwanzig beriet einen ebenfalls adrett aussehenden Mann, der eine mindestens zwanzig Jahre jüngere Wasserstoffblondine im Arm hielt.
    Cheja ging auf die andere Seite des Ladens, weil die Personen die beiden Neuankömmlinge schräg angeguckt haben. Artemis und er fanden sich vor einem Regal wieder, welches dutzende Uhren zeigte. Einige fielen durch ihre überdimensionale Größe auf – sie waren fast so groß wie Chejas Handfläche –, andere funkelten sie nur an, doch alle tickten im selben Takt. Wenn man genau hinsah, erkannte man, dass selbst die kleinen, goldenen Zeiger sich synchron bewegten, als würden sie alle von einer Person gesteuert werden. Neben dem Regal hing ein vergrößertes Ausstellungsstück, welches das Innenleben einer solchen Uhr zeigte: In mehreren Schichten übereinander angebracht waren viele, viele kleine Zahnräder, mit winzigen Zähnchen, die sich untereinander verhakten. Ein bewegtes Spiel, perfekt abgestimmt, mit einer Präzision und Filigran, die bezaubernd und beängstigend zugleich war.
    „Entschuldigung!“, räusperte sich eine Stimme hinter Cheja. Sein Körper zuckte schlagartig. „Wenn ich Sie bitten dürfte, dieses Geschäft zu verlassen“, sagte der Mitarbeiter, der soeben noch den Reichen Schnösel bediente, „denn wir bedienen nur eine sorgfältige und ausgewählte Kundschaft.“ Er schaute die beiden jungen Männer genau an und schien auf ihre Kleidung zu schielen. „Wenn ich Sie also bitten dürfte“, und er deutete mit seinem Arm den Weg zu Tür.
    Chejas Kopf wurde heiß. Dem Mann sind wohl einige Sicherungen durchgebrannt, wir der sich aufführt. Artemis schien das alles nicht zu interessieren. Er schaute dem Mitarbeiter in Anzug starr und ausdruckslos in die Augen, während er in seiner Jackentasche suchte. „Hier", entgegnete er kurz und reichte dem Mann das Papier, das er vor dem Laden gefunden hatte.
    Dieser hielt sich mit dem Lesen des Scheines einige Zeit auf, schaute dann skeptisch zu Artemis. „Artemis Benjamin Faraday? Van Faraday? Die Waffenschmiede?“ Er hielt kurz inne. „Also, meine Herren, gestohlen habt ihr wohl auch. Ihr seht mir nicht wie Nachkommen dieser Familie aus – besonders du nicht“, sagte er mit Fingerzeig auf Cheja. „Wenn ich nicht sofort die Polizei holen soll, dann möchte ich euch nun dem Laden verweisen.“ Er machte ernst. Er gab Artemis das Stück Papier zurück und schob Cheja Richtung Eingangstür. „Ihr seid mir schon sehr suspekt vorgekommen als ihr hier hineingekommen seid.“ Und damit standen beide draußen in der Mittagssonne.
    Cheja warf noch einen Blick zurück in den Laden, mit dem Funkeln, dem Glitzern, dem Reichtum und dem Mann, der einem Kollegen etwas erzählte.


    OT: Der Gemeinschaftspost von Tungsten. und mir. Vielleicht kommt noch etwas dazu, bis die zwei Stunden dann rum sind^^

  • Die Innenstadt war größer als gedacht, was ihre Stimmung jedoch nicht gerade steigerte. 25 Dollar waren wirklich der reinste Hungerlohn, vor allem wenn man bedachte, dass sie sich davon auch ein Mittagessen leisten sollten, und selbst hatte sie nur 10 dabei. Einige der Läden wirkten so verlockend, wie sie teuer waren, doch das Musikgeschäft hatte Jasmin sofort in den Bann gezogen. Sie ballte die Geldscheine in ihrer Hand zu einem Knäuel zusammen, während sie sehnsüchtig das Schaufenster anstarrte.
    Es war noch nicht einmal ein großer Laden, eingequetscht und zusammengedrängt zwischen zwei Hausfassaden. Die Oberseite der Glasfenster waren mit Stickern vollgeklebt, unten wurden Angebote ausgestellt. Eine mannshohe Harfe mit glänzend silbernen Saiten, zwei gebrauchte, verkratzte Keyboards und eine Klarinette, die doch tatsächlich auf einem roten Samtkissen lag - sie musste fast lachen, doch all das nahm sie kaum zur Kenntnis, als ihr die ein wenig abgenutzte Westerngitarre ins Auge sprang. Die Stahlseiten waren an einigen Stellen schwarz vom vielen Spielen, das Holz zu billig, um einen Raum mit Klang zu füllen, und auf der Zarge und der Decke waren kleine Dellen zu sehen, doch der bloße Anblick einer Gitarre wirkte fast stimulierend auf sie. Ihre Finger spannten sich an und formten unbewusst simple Akkorde, und erst ein unfreundlicher Passant, der sie unsaft rempelte, holte sie in die 25-Dollar-Realität zurück.
    25 Dollar plus zehn waren 35. Das Instrument kostete 45.
    Fast hätte sie auf dem offenen Bürgersteig angefangen zu heulen. Meine Güte. Es ist nur eine billige Gitarre. Doch sie log sich selbst an. Es wäre ein Stück Heimat, eine Zufluchtmöglichkeit, etwas, das ihr gut tat. Wahrscheinlich konnte man aus den abgenutzten Saiten kaum einen Ton holen. Es war wirklich eine grauenvolle Qualität, aber trotz allem funktionierte sie.
    Gut. Dann muss ich kreativ werden.
    Die Klingel bimmelte durch den winzigen Laden, als sie entschlossen die Tür aufdrückte.
    Das Schicksal schien ihr helfen zu wollen, denn im Geschäft war nur ein übermüdeter Praktikant anzutreffen, etwa zwei Jahre älter als sie. Es bedurfte nur fünf Minuten Überzeugungsarbeit und einer falschen Handynummer, um sich das Instrument gegen eine Leihgebühr von 4 Dollar die Stunde zu borgen - der Typ war wirklich grauenvoll naiv. Leise kichernd verließ sie den Laden. Schon allein das Gefühl des Gitarrenhalses in der Hand schien sie mit Lebensenergie zu füllen.
    Seltsamerweise hatte sie beim Spielen keinerlei Schamgefühl, weshalb sie schon zwei Minuten später am Straßenrand saß und ein schnelles Jazzlied angestimmt hatte. Vor ihr lag ihre blaue Mütze. Normalerweise versteckte sie sich vor ihrem eigenen Schatten, aber Musik hatte eine unglaubliche Wirkung auf sie, sodass sie weder die Fußgänger noch ihre Blicke wirklich registrierte. Schon wieder kicherte sie. Sie kam sich vor wie in einem schlecht gemachten Musical, aber es machte ihr tatsächlich Spaß. Zum Singen reichte ihr Mut jedoch natürlich nicht.
    Die Zeit schien sich zu verformen. Laut ihrer Armbanduhr hatte sie schon seit 40 Minuten so gespielt, doch es fühlte sich wie fünf an, als ihr linker Ringfinger anfing zu bluten. Vom vielen Nägelknabbern war ihre gesamte hart erarbeitete Hornhaut in der kurzen Zeit verschwunden, doch es machte ihr nichts aus. Seit Wochen war sie nicht so vergnügt gewesen. Ihre Mütze hatte sich gefüllt wie im Märchen Sterntaler - gut, das war übertrieben. Jasmin sah drei Scheine und ein paar Münzen. Aufgeregt zählte sie durch. Okay, fünfunddreißig minus vier plus siebzehn einundzwanzig sind... Auch ohne das Ergebnis, das ihr im nächsten Moment durch den Kopf schoss, war es ihr klar.
    Fast hüpfte sie zum Musikgeschäft zurück, um wenig später mit einer abgenutzten Gitarrentasche auf dem Rücken durch die Straßen zu schlendern - die Tasche hatte ihr dieser Idiot doch tatsächlich geschenkt. So muss es sich anfühlen, Felix Felicis zu trinken.
    Hätte sie noch breiter gelächelt, wäre es wohl durch ihre Ohren gegangen. Sie hatte noch drei Dollar einundzwanzig, die sie vollständig im Süßigkeitenladen ausgab. Dort traf sie auch auf die fragliche Mädchengruppe von vorhin, denen sie fröhlich zuwinkte - besonders die Mumie strahlte sie an. Sie lachte stumm bei dem Gedanken, was die alle jetzt wohl von ihr dachten.
    Ihre Füße trieben sie zu einem recht überfülltem Buchladen. Kaufen konnte und wollte sie nichts, aber vielleicht konnte sie sich eins der dünneren Romane nehmen und auf einer Couch lesen, bis sie wieder zum Bus musste. Bevor sie das Geschäft jedoch betreten konnte, erblickte sie die Igelfrisur. Er bemühte sich grad mit vollen Kräften, irgendetwas in einen kleinen Beutel zu stopfen, und wirkte ein wenig planlos.
    "Hey!" rief sie und ging auf ihn zu. Ihre Laune war nicht zu trüben. "Hast du dir ein Buch gekauft? Passt das denn auch da rein?"


    OT: Es steht euch frei, ob ihr Jasmin bei ihrem kleinen Minikonzert gesehen habt oder nicht. ^^
    und Xaroc, Kontakte knüpfen kann nicht schaden :D

  • „Hey! Hast du dir ein Buch gekauft? Passt das denn auch da rein?“


    Zerstreut sah er sich um. Da Stimme kam ihm vage bekannt vor. Erst dann merkte er, dass die Person zu der die Stimme gehörte direkt vor ihm stand. Beim zweiten Blick stellte sie sich als ‚Überhaupt Keinname‘ heraus, dass aschblonde Mädchen, dass er schon während der Vorstellungsrunde angesprochen hatte und das sich geweigert hatte, nicht mal ihren Vornamen zu nennen. Er war einen Moment versucht abzublocken. Er stand vor einem Buchgeschäft und stopfte ein Buch in seine Tasche. Wonach sah das denn bitte schön sonst aus? Aber erstens hatte sie ihm nichts getan, zweitens verlangten die Regeln es so und drittens: Von nicht kommt nichts. Irgendwann musste er ja anfangen Freunde zu finden. Besonders nachdem einer der potentiellen Kandidaten sich so unverhofft verabschiedet hatte.


    Er räusperte sich. „Nun ja. Ich denke jeder gewöhnliche Mensch wäre darin zerquetscht worden, aber ich hatte keinerlei Schwierigkeiten.“, spielte er auf ihr ‚erleuchtetes‘ Talent an, normale Menschen zu verschrecken, während er den Beutel an seinen Gürtel band. „Und da uns ja nun ein längerer Aufenthalt in unserem neuen Heim zu erwarten scheint, entschloss ich mich, etwas zur Beschäftigung zu erstehen. Allerdings würde ich es vorziehen, es vorerst in der Tasche zu lassen, ansonsten bekomme ich es wohlmöglich dort nicht wieder hinein.“ Er überlegte kurz, kam aber zu dem Schluss, dass er nicht nach ihrem Namen fragen sollte. Immerhin hatte er das ja schon vorher irgendwie getan und sie hatte abgelehnt. Stattdessen fiel sein Blick auf die große Tasche auf ihrem Rücken. „Wie steht es mit Euch? Ihr scheint da ja ein recht enormes Gepäckstück mit Euch zu führen.“ Vielleicht konnte sich ja daraus ein vernünftiges Gespräch entwickeln.


    OT: @ Rocketgirl: Der Meinung bin ich auch.^^

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    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Abrupt drehte sich der Igel herum und starrte Jasmin halb zerstreut, halb missmutig an. Seine dunkelblauen Augen schienen sie zu röntgen, während er von seinem Buch abließ. Mit jeder Sekunde schwand ihr Lächeln ein klein wenig.
    Fast eine halbe Minute starrte sie der blonde Junge so an, bis er sich plötzlich räusperte und ihr eine unglaublich geschwollene Antwort gab. Wow, der spricht ja wie der Diener von der Queen. Moment, kam der nicht aus einer Adelsfamilie ohne Bildung oder so? Fast bereute sie es, ihn angesprochen zu haben. Aber wenigstens war er nicht unfreundlich und noch wies er sie nicht ab - was sicher noch kommen würde, aber einen Versuch war es wert.
    "Allerdings würde ich es vorziehen, es vorerst in der Tasche zu lassen, ansonsten bekomme ich es womöglich dort nicht wieder hinein" sagte der Blonde, während er den überfüllten Beutel umständlich an seinen Gürtel band. Jasmin grinste wieder. "Die Tasche ist aber echt klein. Hm, wie viel Zeit haben wir noch? Hier kann man bestimmt größere kaufen. Also, nicht dass das keine schöne Tasche und so ist" fügte sie hastig hinzu.
    Der Junge stockte, schien zu überlegen, doch schließlich redete er weiter. "Wie steht es mit Euch? Ihr scheint da ja ein recht enormes Gepäckstück mit Euch zu führen."
    Verwirrt starrte Jasmin ihn an. Euch? Er konnte nicht älter als siebzehn sein. Wahrscheinlich hatte er es nur so von seiner Familie gelernt. Gott, der Ärmste. "Uhm, also... du kannst mich ruhig duzen, ich meine, du musst nicht, aber ich glaube, wir sind fast gleich alt" stotterte sie heraus. Da war sie wieder, die altbekannte Unsicherheit. Wie drückte man sowas aus? "Also, auf jeden Fall... wie es dir am liebsten ist." Leicht verzweifelt brach sie ab. "Egal. Ähm. Ein Gepäckstück? Meinst du das hier?" Fragend deutete sie mit dem Daumen auf die schwarze, etwas abgewetzte Gitarrentasche. Plötzlich hoffte sie, dass sie keine Löcher hatte.
    "Das ist... hm..." Von seiner Vorstellungsrede hatte sie nicht viel mitbekommen, nur, dass er keine Bildung hatte. Wie konnte sie ihm das erklären, ohne dass er glaubeb würde, sie nähme ihn auf den Arm? "Willst du's mal sehen?" Umständlich schälte sie sich die Träger der Tasche vom Rücken und begann, am Reißverschluss zu nesteln. "Ich bin übrigens Jasmin, und du... Xaroc, oder?"

  • „Die Tasche ist aber echt klein. Hm, wie viel Zeit haben wir noch? Hier kann man bestimmt größere kaufen. Also, nicht dass das keine schöne Tasche und so ist“, meinte sie plötzlich ohne Vorwarnung, grinste dabei allerdings. Also schien es keine Beleidigung zu sein. Er zuckte mental mit den Schultern. „Ich hatte nun wirklich nicht die Zeit, meine sieben nicht vorhandenen Koffer fein säuberlich zu packen, bevor ich verschwunden bin.“, verteidigte er sich halbherzig. „Abgesehen davon, dass meine... Kräfte mir wohl einiges an... Schlepperei ersparen. Zudem hänge ich ein wenig an dieser Tasche.“, fügte er noch mit einem Lächeln hinzu.
    Statt darauf einzugehen, gab sie ihm darauf zu verstehen, dass er sie ruhig duzen durfte. Aber das kam nun wirklich nicht in Frage. Man duzte nur zwei Arten von Personen: jene, denen man uneingeschränkt vertraute und jene, die man auf persönlicher Ebene demütigen wollte. Und weder das eine, noch das andere traf auf sie zu. Daher tat er so, als hätte er diese Erlaubnis einfach überhört.
    Dann ging sie auf seine Frage ein und begann die große Tasche abzunehmen und daran rum zu werkeln. „Mhm, sicher, wenn es Euch keine Umstände bereitet.“, meinte er, als sie sich dann plötzlich doch noch vorstellte. „Ich bin übrigens Jasmin, und du... Xaroc, oder?“
    Statt sich vor all den Leuten zu verbeugen, deutete er nur kurz eine leichte Verneigung an. „Angenehm, Miss Jasmin. Und ja, Xaroc ist korrekt, in der Tat.“ Ein wenig verlegen, gab er vor, die Straße hinunter zusehen, bevor er sich entschuldigte. „Und es tut mir aufrichtig leid, dass ich so aufdringlich war. Wenn ich gewusst hätte, dass es Euch solche Unannehmlichkeiten bereitet, hätte ich natürlich geschwiegen, statt Euch so zu bedrängen.“ Er zögerte kurz. Dieses Mädchen war schon wieder ganz anders, als die bisherigen Leute, mit denen er bisher gesprochen hatte. Warum wirkte sie so unsicher?„Aber... es hieß ja allerdings auch nicht vollkommen Grundlos ‚Vorstellungsrunde‘, nicht wahr?“, versuchte er nun doch vorsichtig, ein wenig mehr über sie zu erfahren. „Und wo wir schon bei dem Thema sind: würde es Euch etwas ausmachen, Eure Gabe ein wenig zu erläutern? Ich meine natürlich, falls Euch das nicht zu... nun, Ihr wisst schon...“

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • "Ich hatte nun wirklich nicht die Zeit, meine sieben nicht vorhandenen Koffer fein säuberlich zu packen, bevor ich verschwunden bin"
    Nun lachte Jasmin aufrichtig. Es fühlte sich skurill an, als würden heiße Luftblasen in ihrer Kehle zerplatzen, aber nicht schlecht. "Ich hab mich schon gefragt, wo du deinen Flachbildfernseher gelassen hast" Auch Xaroc - falls er wirklich so hieß - lächelte.
    Die Gitarrentasche musste wirklich ein extrem billiges Modell gewesen sein, der Reißverschluss lieferte ihr jedenfalls einen tapferen Kampf. Hoffentlich hatte sich keine Saite dazwischen eingeklemmt... Ersatzsaiten konnte sie sich nun wirklich nicht leisten. Verzweifelt zog und zerrte sie am Zipper, der immer wieder an der gleichen Stelle hängen blieb, und konnte der Igelfrisur kaum zuhören. "Gott!"
    Xaroc reagierte auf den Du-Vorschlag mit einem mehr als nur entsetzten Gesicht, wie sie kurz bemerkte. Meine Güte, sehe ich so alt aus oder was? Das kann ja was werden. Verstohlen holte sie ihr Handy heraus und betrachtete ihr Spiegelbild auf dem schwarzen Bildschirm. Nein, keine grauen Haare, keine Falten, ihre Wangen waren sogar gerötet. Wenn das nicht von der puren Jugend zeugte!
    Schnell steckte sie ihr Telefon wieder weg, doch der Junge hatte es zum Glück nicht bemerkt. "Es tut mir aufrichtig leid, dass ich so aufdringlich war. Wenn ich gewusst hätte, dass es Euch solche Unannehmlichkeiten bereitet, hätte ich natürlich geschwiegen, statt Euch so zu bedrängen" meinte er, nachdem er sich verstohlen umgesehen hatte - was denn, hatte seine reiche Familie jetzt auch noch Spione auf ihn angesetzt? Jasmin schüttelte den Kopf. "Hm? Ach, dieses Vorstellungsding... passt schon" murmelte sie abwesend. "Das war doch nicht aufdringlich... argh!" Was zum Teufel klemmte da im Reißverschluss? Langsam wurde das Ganze wirklich unangenehm.
    Xaroc zögerte kurz und musterte sie wieder prüfend. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er sie schon wieder mit "Euch" angesprochen hatte. Was ging bloß in seinem Kopf vor?
    Plötzlich sprach er schneller. "Aber... es hieß ja allerdings auch nicht vollkommen grundlos 'Vorstellungsrunde', nicht wahr? Und wo wir schon bei dem Thema sind - würde es Euch etwas ausmachen, Eure Gabe ein wenig zu erläutern? Ich meine natürlich, falls Euch das nicht zu... nun, Ihr wisst schon..."
    Mit einem Ruck gab der Reißverschluss nach. Automatisch zog Jasmin den Zipper in einem Zug bis nach unten und konnte die Gitarre nur im letzten Moment vor dem Herausfallen retten. "Ah!" Durch den Schwung stolperte sie ein wenig nach vorne und rempelte Xaroc an.
    Sofort wich sie zurück, die Wangen dunkelrot, und strich sich hektisch die Haare aus dem Gesicht. "Oh Gott, sorry, tut mir leid, hab ich dir wehgetan?Tut mir so leid. Ähm..." Leicht fragend blickte sie ihn an. "Meine Gabe?" Marika hatte sie doch so etwas Ähnliches gefragt. So bekannt konnten ihre schulischen Leistungen doch wirklich nicht sein - sie hatte nie freiwillig an irgendwelchen Wettbewerben in diesem Bereich teilgenommen oder sonst irgendetwas getan, was sie über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht hätte. Das jetzt plötzlich alle von ihren Noten wussten, hatte ihr gerade noch gefehlt. "Äh, ich... wie meinst du das? Hier -" sie deutete auf die ramponierte Gitarre - "das kann ich ganz gut. Wieso fragst du?"

  • Marika war anscheinend auch einverstanden. Außerdem gesellte sich noch ein Mädchen zu ihnen, an dessen Name Clea sich nicht erinnern konnte. Sie verkündete, dass sie auch zu Süßigkeitenladen wollte. Tomomi stammelte noch kurz etwas und führte sie dann zum Laden. Auf dem Weg lief Clea ein Schauder über den Rücken. Es fühlte sich an, als würde sie verfolgt werden. Sie meinte sogar beinahe, einen Blick zu spüren. Sie sah für einen Moment zurück und erblickte einen Jungen, der ihrer Gruppe anscheinend folgte. Sie meinte ihn auch schon in der Anstalt gesehen zu haben, also war er wohl auch ein Erleuchteter. 'Anstalt, wie sich das anhört. Vielleicht bin ich ja doch irre ...' Sie wand ihren Blick zum Boden und betrachtete im Gehen das Muster der Steine. Sie wollte sich noch einen kleinen Moment Ruhe gönnen, bevor sie ihr Projekt 'Selbstbewusstsein' wieder aufnahm. Sie hätte nie gedacht, dass es sie mental so anstrengend sein würde, ihr Training auch wirklich durchzuführen. Vielleicht würde es ja mit der Zeit einfacher werden, wenn sie sich daran gewöhnt hatte und die Anderen ein wenig mehr kannte. Wenn sie es nicht morgen schon wieder aufgab. Was wahrscheinlicher war.


    Beinahe wäre sie am Süßigkeitenladen vorbeigerannt. So selbstversunken, wie sie manchmal war, hatte sie solche Situationen schon öfter erlebt. Wie genau sie es merkte, konnte sie gar nicht erklären, sie hatte irgendwie das Gefühl, die anderen wären nicht mehr da. Und als sie aufschaute, musste sie ihrem Gefühl erneut Recht geben. Hastig ging sie das kleine Stück, das sie zu viel gelaufen war, zurück und betrat, wenn auch kurz verspätet, ebenfalls den Laden.


    Sie bekam gerade noch mit, wie Tomomi auf die Stelle deutete, an der sich anscheinend die Bonbons befanden und daran erinnerte, an die Quittung zu denken.
    Leise über ihr Missgeschick kichernd, tapste Clea zu dem Regal, in dem sich laut Tomomi das befand, wonach sie suchte. Sie war noch nie in solch einem Laden gewesen, dem Ganzen an Nächsten kam wohl ein kleines Lädchen in ihrem Heimatort, das zwar auch Süßes verkaufte, allerdings vor allem Gummitiere - oder wie man es auch immer nennen wollte. Sie ging das Regal auf und ab und betrachtete die verschiedenen Sorten. Sie mochte Vanille, Erdbeere lieber nicht, Anis auch nicht, aber Kirsche und Waldfrüchte. Solch eine Entscheidungsphase konnte bei ihr lange dauern, sie wog die Möglichkeiten immer genauestens ab. 'Gehört zwar nicht zu meinem Projekt, aber ich könnte mich mal etwas schneller entscheiden ...' Kaum hatte sie diesen Gedanken ausformuliert, entschied sie sich für ein Tütchen Vanille-Sanddorn und eines mit einer Mischung aus verschiedenen Bonbonsorten.


    Sie trug ihre Ausbeute zur Kasse, darauf bedacht, so selbstsicher und aufrecht wie möglich zu gehen. Dort legte sie die beiden Tütchen auf den Tresen und sah den Kassierer an. "Das hätte ich gerne", sagte sie ihm, allerdings nicht so leise und genuschelt wie sonst immer, sondern klar und deutlich, dem Kassierer ins Gesicht. Er scannte die Barcodes ein und nannte ihr einen Preis. Sie reichte ihm das Geld, um wieder in Gedanken versinken zu können. Doch gerade, als er ihr das Rückgeld geben wollte, fiel ihr ein, dass sie ja keine Tasche mithatte. "Entschuldigung, könnte ich auch noch eine Tüte haben?", fragte sie und legte den Kopf ein wenig schief. "Natürlich", murrte der Kassierer beinahe feindseelig, "Das macht dann noch einmal zwanzig Cent."
    "Ach, und den Bon bräuchte ich auch noch" Normalerweise hätte sie jetzt auf den Bon verzichtet und sich kleinlaut verkrochen, aber nein, sie war ja heute vollkommen selbstbewusst. Und außerdem waren es ja nur Menschen - hatte sie das nich vorhin aufgeschnappt? Auf jeden Fall ging ihr das Projekt beinahe schon auf die Nerven. Der Kassierer hatte inzwischen Bon und Bonbons - wenn man es so vor sich hindachte, hörte es sich echt lustig an - in der Tüte verstaut und hielt ihr das Rückgeld entgegen. Sie nahm es, schnappte auch die Tüte, brachte ein - hoffentlich - halbwegs siegerisches Grinsen zustande, drehte sich um und stakste davon. Dabei stellte sie sich vor, auf High Heels zu laufen, auch wenn sie diese genau genommen nicht ausstehen konnte. Da die anderen anscheinend noch nicht ganz fertig waren, streifte sie noch ein wenig zwischen den Regalen umher.

  • Marie blickte sich in dem vollgestopften Laden um. Hier gab es so viel, was ihr bereits beim Ansehen das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber ein Blick auf die Preise sorgte dafür, dass auch die Streunerin zu grübeln begann, ob ihr Taschengeld denn für ihr Vorhaben ausreichen würde. Auch, wenn sie sich am liebsten bedient hätte, trat sie erst einmal an Tomomi heran. Die kleine Mumie stand vor den größten Zuckerlollies, die die junge Frau je gesehen hatte. Irgendwie konnte sie sich aber herrlich das scheue Mädchen mit so einem Naschwerk vorstellen. Ihr Blick fiel kurz auf das Preisschild der Lollies. Beinahe vier Dollar kostete ein Stück. Marika war zwar nicht sonderlich gut im mit Zahlen und Kopfrechnen zu Gange, kannte aber doch die Größenverhältnisse der Zahlen. Wenn schon so ein kleines Stück Zuckerwerk so viel kostete, wie teuer waren denn dann Kleidungsstücke?
    Hey Kleine, kannst du mir vielleicht mal kurz helfen?“, sprach sie das Mädchen an.


    Tomomi, aus ihrer zuckersüßen Traumwelt gerissen, zuckte kurz zusammen und schaute dann mit ihrem Auge zu Marika hinauf: "J-ja. Du brauchst Hilfe?", fragte sie, immer noch verwirrt über die Freundlichkeit der jungen Frau.


    Ich tu mir etwas schwer mit den Preisen, ich war früher nicht oft einkaufen.“, erklärte Marika vorsichtig, um das Mädchen nicht zu verschrecken, „Wenn ich die Preise hier sehe, glaube ich, dass das Geld nicht für Kleidung reichen wird, oder? Ich hatte vor nach Badebekleidung zu schauen, da ich den Pool im Garten bei dieser Hitze sehr einladend fand.


    Tomomi senkte daraufhin den Blick und steckte sich wieder die bandagierte Fingerkuppel in den Mund. "Badekleidung...", murmelte sie fast unverständlich. Mama versuchte sie immer wieder zum Baden zu bewegen, aber dadurch konnten die anderen Erleuchteten.....


    Sie wandte sich wieder Marika zu und schaute sie mit ihrem typischen kindlichen Blick an: "Das ist kein Problem. Wenn das Geld nicht reicht, können Sachen für Mama zurückgelegt oder Rechnungen gemacht werden. Du darfst teure Sachen kaufen, solange sie nicht böse sind..."


    Also sprich, so lang du dabei bist, können wir Sachen kaufen, die mehr kosten, als wir haben?“, wunderte sich die Streunerin.


    Die Mumie fing an Däumchen zu drehen. Sie war nicht so gut in solchen komplizierten Dingen. "Ähm...nur zurücklegen momentan. Mama kümmert sich dann darum, wenn sie die Erlaubnis gibt."


    Marika seufzte, sie hatte immer noch nicht wirklich verstanden. „Gut, ich werde es schon sehen.“, meinte sie, „Aber das heißt ich kann mir auch hier etwas mitnehmen und später trotzdem noch diese Kleidung kaufen? Kannst du mir hier etwas empfehlen?“ Die letzte Frage wäre von ihr aus eigentlich nicht nötig gewesen, da sie ohnehin ihren eigenen Geschmack bei Süßkram nicht kannte, aber dies war Tomomis Revier und vielleicht würde diese Bitte dem kleinen Geschöpf etwas Sicherheit geben.


    "Wenn du nicht genug Geld hast. Kannst du die Sachen an der Kasse zurücklegen lassen und Mama Bescheid sagen. Sie kontrolliert dann und kümmert sich darum.", versuchte Tomomi nochmal aus dem Gedächtnis zu erklären. Sie selbst musste diese Regelung nie einsetzen, da sie nie viel einkaufte oder Mama anwesend war. Auf die letzte Frage leuchtete Tomomis Auge auf, versuchte dies aber unter der Kapuze zu verstecken. "Die Früchtedrops sind sehr lecker und viele passen in eine Tasche...und diese Lollys hier...", nie nahm eine zur Hand, "schmecken toll und halten auch lange. Ich mag es lange zu schlecken...", gab sie mit leichter Errötung zu.


    Ich glaube die wären mir zu groß.“, schmunzelte Marika, als das Mädchen auf ihre Frage so einging, „Da würde ich nur in Versuchung kommen, daran rumzuknabbern und überall klebrige Fingerabdrücke hinterlassen. Ich schätze etwas kleineres, was auch schnell im Mund ist, wäre für mich besser.


    Nun war Tomomi in ihrem Element, oder besser gesagt, endlich wie ein kleines Mädchen: "Ja, Mama schimpft manchmal, wenn meine Verbände klebrig sind, aber jetzt passiert das nicht mehr. Ich mag es nicht sie oft zu wechseln. Neben den Drops gibts auch kleine Wunderkugeln. Die Knistern so toll auf der Zunge."


    Ein für sie typisches, leicht ironisch angehauchtes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht der Streunerin aus. „Aber ohne deine Verbände oder zumindest mit weniger von ihnen, würdest du bestimmt viel niedlicher aussehen, Kleine.“, feixte sie, bis ihr einfiel, dass sie mit einem kleinen, sensiblen Kind redete und sich selbst etwas ermahnte, „Warum läufst du eigentlich so herum, man könnte fast meinen, deine Mama sorgt nicht gut für dich, wenn du in solchen Lumpen herumrennst. Und bei der Hitze ständig mit Kapuze rumlaufen, ist eigentlich nicht gut, da bekommt man ganz schnell ne böse Ohrenenzündung.


    Auf diese Worte hin machte Tomomi einen Schritt zurück und schaute auf dem Boden: "Ich sehe nicht niedlich aus.", kam es von ihr emotionslos, "Ich brauche die Verbände und Mama kümmert sich sehr viel um mich.", fügte sie hinzu und tatsächlich war ein leichter Hauch Protest in ihrer Stimme zu hören. Die Mumie rieb ihre bandagierten Finger aneinander, während sie fortsetzte: "So warm ist es nicht...ich habe mich dran gewöhnt." Tatsächlich wünschte sich das Mädchen bei solchen heißen Tagen immer wieder in einen kühlen Raum fliehen zu können. Mit ihrem unverbundenen Auge blickte sie wieder zu den Regalen, um sich mit den Süßigkeiten abzulenken.


    Marika verdrehte die Augen. Sie hatte scheinbar schon wieder ein Mal einen Gesprächspartner verärgert. „Sorry Kleine, war nicht böse gemeint.“, murmelte sie, „Ich wollte deine Mama nicht beleidigen. Trotzdem muss ich dir wiedersprechen, du siehst ziemlich niedlich aus. Warum brauchst denn du die Verbände?


    "Huh?", gab Tomomi von sich und sie wirkte etwas verwundert, "Mama sagt das auch immer, aber das stimmt nicht. Sie möchte nur nicht, dass ich traurig bin." Daraufhin nahm sie einen der Lollys und begutachtete die Zuckerbombe. "Die Verbände......brauche ich...", antwortete die Mumie nur sehr zögerlich, "um andere zu helfen. Ich kann helfen, wenn jemand Aua hat."


    Aha“, antwortete Marika nur, „Ich glaub übrigens, deine Mama sagt das nicht nur so.“ Dieses Thema war definitiv nicht das sicherste, erst recht nicht mit ihrem Talent Konversationen zu führen und eigentlich interessierte es die Streunerin auch nicht, warum das Mädchen so herumlief. Wenn die Kleine es nicht sagen wollte, würde sie auch nicht mehr fragen. „Zurück zu den Süßigkeiten: Ich hab von denen nicht wirklich Ahnung also vertraue ich dir. Such was für mich raus, aber nicht zu viel, davon wird ich bestimmt nicht satt und ich bekomm mit Sicherheit bald wieder Hunger.


    "O-okay...", antwortete Tomomi sowohl auf Marikas Aussage als auch auf ihre Anfrage bezogen. Die Mumie schwebte regelrecht, während sie so schnell wie möglich durch die Gänge wanderte. Wie ein Schatten, der hier und da auftauchte und schließlich wieder vor Marika stand und ihr allerlei Süßkram in ihren bandagierten Händen entgegenhielt. "Das sind Fruchtdrops, Wunderkugeln, Gummiwürmer und kleine Lutscher. Ich hoffe sie werden dir schmecken."


    „Das versteht sie unter ‚nicht zu viel‘?“, wunderte sich die Streunerin, nahm aber das Zeug entgegen, um die Kleine nicht zu kränken. Sie hatte die anderen Besucher beobachtet und folgte ihnen zur Kasse, wo sie den Verkäufer anwies, nur einen Teil dieser Masse ihr zu berechnen und den Rest zu behalten. Das Päckchen, das übrig blieb war noch immer von ordentlicher Größe und Marie bezweifelte nicht, dass es ihr eine Weile reichen würde. Zuletzt ‚bat‘ sie den Verkäufer etwas zu harsch den Teil den sie nicht genommen hatte, wegzupacken, damit Tomomi dies nicht sah. Dann machte sie, dass sie aus dem Laden kam, denn mittlerweile erdrückten sie die vollgestopften Regale förmlich. Draußen wartete sie auf die anderen und entdeckte dabei einen Kerl mit Sonnenbrille vor dem Laden, den sie meinte, in der Anstalt schon mal gesehen zu haben. So konzentrierte sie sich, wie sie es tat, wenn sie die Bestien aufspüren wollte. Der Erleuchtetenradar sollte doch ähnlich funktionieren und tatsächlich konnte sie das Licht des anderen spüren.


    Marika nickte Tomomi kurz zu und die kleine Mumie freute sich herzlich, dass sie helfen konnte. Sie blickte kurz zu Marika, während sie hinausging, und fragte kurz rüber: "An Quittung gedacht?"
    Mit diesem Moralschub traute sich Tomomi auch an die anderen Mädchen ran: "Braucht ihr noch Hilfe?"


    Hattest du kein Interesse da rein zu gehen?“ erkundigte sie sich und verstaute die Tüte mit dem Süßkram und das Stück Papier, das sie bekommen hatte in einer ihrer vielen Hosentaschen. „Dieser Lichtradar scheint übrigens wirklich nützlich zu sein.“, merkte sie an und konzentrierte sich auf die anderen im Laden, wobei sie sich an die Hauswand lehnte und die Augen schloss. Es war tatsächlich wie bei den Bestien und sie konnte deutlich die Lichter in dem Gebäude hinter ihr wahrnehmen, welche sich noch darin bewegten. „Wie ähnlich.“, murmelte sie verwundert und mehr zu sich selbst, „Die beiden scheinen wirklich zwei Seiten eines Ganzen zu sein.“ Wenn sie genau hinhorchte erkannte sie feine Unterschiede in den Lichtern aber um diese auseinander halten zu können, würde sie noch eine Weile brauchen.


    OT: Zusammen mit Dragonfire entstanden.


    Prime: mein Chara spricht dich an, falls es nicht klar ist.

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Zu ihrem Glück sprach sich tatsächlich niemand gegen Aurores Wunsch aus, mitzukommen. Zwar gab es rational gesehen keine Gründe dafür, deswegen hatte sie selbst niemals etwas gesagt wenn sie in der Lage der anderen gewesen wäre, allerdings wusste sie aus eigener Erfahrung, dass er Erleuchteten meist zuwider war, zu viel Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Daher hätte sie es trotzdem nicht gewundert, wenn eine der Mädchen sie hätte ausschließen wollen. Gerade weil sie so ziemlich die Einzige zu sein schien, die nicht beim gestrigen Kampf mit dabei gewesen war. Zwischen den anderen Erleuchteten hatte sich mit Sicherheit schon eine Art Verbindung aufgebaut, während sie... Naja, sie war eben kein Teil dieser Verbindung. Wobei sie das, in Anbetracht der teilweise sehr abstrusen Menschen (man musste ja nur Laverne betrachten) vielleicht auch gar nicht schlecht war.
    Tatsächlich aber stand plötzlich Tomomi vor ihr und fragte sie schüchtern wie eh und je, aber trotzdem emotionslos: "Auf mich aufpassen?"
    Aurore blinzelte erst ein wenig verwirrt. Von allen hier Anwesenden fragte das kleine Mumienmädchen ausgerechnet sie? Auch wenn sie es ungern dachte, aber eigentlich sah Aurore alles andere als sympathisch aus. Das Mädchen mit dem Herz auf der Stirn, beispielweise, wirkte doch sehr viel freundlicher als die finster dreinblickende, weiße Gestalt. Roe zuckte kurz mit den Achseln, als sich Tomomi wieder umdrehte, ohne auf eine Antwort zu warten. Gut, warum eigentlich nicht? Es gab keinen Grund, abzulehnen. Außerdem bezweifelte sie, dass den Mädchen hier irgendetwas passieren könnte. Sie waren eine ziemlich merkwürdige Gruppe und die Ladeninhaber wussten schon von ihrem vorherigen Besuch, dass Aurore aus der Jugendstrafanstalt Morgan-Fox kam, und wenn die Menschen die Gruppe in ihrer Begleitung sahen, dann war eigentlich auch klar, dass der Rest ebenfalls dort zu Hause war. Und dann würde sich so ziemlich niemand mehr wagen, sich ihnen großartig zu nähern.


    Aurore folgte Tomomi zum Süßigkeitenladen. Eigentlich hätte sie auch alleine gehen können, den Weg kannte sie mittlerweile in und auswendig, allerdings hatte sie sich nun einmal der Gruppe angeschlossen und dann sollte man auch bei dieser bleiben. Sie unterhielt sich mit niemandem und versuchte möglichst, sich im Schatten zu halten. Ihre Hände hatte sie in der Jackentasche, ihren Kopf schützte sie mit der Kapuze, nur die Beine waren bis auf die kurzen Shorts und die Ballerinas unbedeckt was ein recht großes Risiko war, wenn man bedachte wie schnell sie einen mittelschweren Sonnenbrand bekam. Sie mied also jegliches Licht und wich dabei auch den kleinsten Flecken aus. Erst als der Laden in Sichtweite kam konnte sich Roe ein wenig entspannen. Endlich. Schatten. Und eine Klimaanlage!
    Wie sie diese blöde Hitze hasste.


    Innen drin löste sich Roe sofort von dem Rest der Gruppe und fegte quer durch den Laden. Ihr fielen sofort dutzende Süßigkeiten ein, die sie gerne haben wollte. Und weil sie sonst keine großartigen Ansprüche stellte, nahm sie sich auch vor, so viel zu kaufen wie nur möglich. Alicia würde es schon bezahlen, denn wie gesagt, das Geld, das sie für Süßigkeiten verbriet sparte Roe beim Abendessen ein, das man bei ihr nicht einmal als spärlich bezeichnen konnte.
    Als erstes zog Roe zwei Tüten der Himbeerbonbons aus dem Regal, von denen sie gestern erst das letzte gegessen hatte. Diese Dinger waren genial lecker, lutschte man allerdings zu viele von ihnen, tendierte der Mundraum dazu, sich leicht aufzurauen. Danach spuckte man eine Weile lang Blut ins Waschbecken, trank einen Schluck Wasser, dann war es aber auch wieder gut.
    Danach zog es Roe zum Mandelnougat, einer weißen, zähen Masse mit allerlei Nüssen, vorrangig eben Mandeln. Sie zog hier vier längliche Packungen heraus und betrachtete mit einem Augenrollen den großen Warnhinweis auf der Verpackung. ACHTUNG! Kann Spuren von Nüssen enthalten!


    So ging es eine Weile weitere. Roes stolze Ausbeute waren zwei Tüten Himbeerbonbons, vier Tafel Mandelnougat, mehrere Kekspackungen, zwei Tafeln weiße Schokolade, dutzende Packungen Kaugummi, eine bunte Sammlung Kaubonbons, mehrere kleine Lutscher, Jelly Beans, ein paar Packungen Laribo, eine Packung Schaumküsse, gebrannte Mandeln, Marshmallows und drei kleine Pakete mit verschiedenen kleinen Küchlein. Sie trug die Masse an Süßem reihenweise zur Verkaufstheke, der Verkäufer allerdings verzog dabei keine Miene. Das hatte er beim ersten und beim zweiten Mal noch gemacht, aber mittlerweile... Für die ohnehin schon merkwürdige, blasse Schwererziehbare war das einfach Gewohnheit. Auch wenn er nicht umhin kam sich zu fragen, warum sie bei solch einem Süßigkeitenkonsum trotzdem noch so dürr war. Überstarker Stoffwechsel? War ja auch egal.
    All diese Sachen ließ Roe für sich zurücklegen, nur ein Bagnum legte sie auf den Tresen und bezahlte es tatsächlich auch. Der Kerl nahm das Geld mit einem Grunzen an sich und schob ihr das Mandeleis zu. Aurore nahm es an sich ohne sich zu bedanken -Er zeigte schließlich auch keine Manieren- und verließ im Schlendergang den Laden. Unter der Abdeckung blieb sie im Schatten stehen und schleckte genüsslich ihr Eis.
    Blieb nur zu Hoffen dass Alicia die Sachen schnell abholte.


    OT: Wenn irgendjemand Lust hat. Roe anzusprechen (zum Beispiel auf die übermäßigen Massen an Süßigkeiten ;D) kann das gerne tun ^^

  • Was auch immer in ihrer Tasche solch heftigen Widerstand geleistet hatte, es schien nun nachzugeben. Erkennbar war dies, dass Jasmin plötzlich übermässig schnell den Reißverschluss der Tasche runterzog, und gleichzeitig durch den Ruck gegen ihn prallte. Xaroc hob reflexartig die Hände um sie stützen zu können, während er selbst noch ums Gleichgewicht rang, aber da hatte sie sich schon wieder gefangen und murmelte hastig eine Entschuldigung. Ihrer Gesichtsfarbe nach war der kleine ‚Anschlag‘ wirklich nicht geplant gewesen. Er wurde selber leicht rot. Nach sämtlichen Büchern, die er jemals gelesen hatte, geschah immer etwas blödes oder peinliches in Situationen wie diesen. Obwohl bereits das gesamte Gespräch für ihn irgendwie peinlich gewesen war, zweifelte er nicht daran, dass es noch viel schlimmer gekommen wäre, hätte er sie wirklich auffangen müssen. So blieb ihm wenigstens das glücklicherweise erspart. „Es macht fast gar nichts...“, nuschelte er verlegen zurück.


    Dann blickte sie ihn an, als müsse sie erstmal überlegen, in welcher Sprache er gesprochen hätte. „Meine Gabe? Äh, ich... wie meinst du das? Hier das kann ich ganz gut. Wieso fragst du?“, meinte sie plötzlich, und zeigte auf den Inhalt ihrer Tasche. Xarocs Blick folgte ihrer Hand und er musste für einen Augenblick überlegen. Es handelte sich zweifelsohne um ein Musikinstrument. Nur welches genau und wie es hieß, wollte ihm nicht einfallen. Aber gesehen hatte er etwas ähnliches schon einmal, auf einer der Feiern, wo ein paar Musikanten - vergeblich - versucht hatten, für eine etwas heitere Stimmung zu sorgen. Er schüttelte den Kopf und lächelte.
    „Nun, das war nicht ganz das, weiß ich meinte. Oh, bitte versteht mich nicht falsch: es freut mich, dass Ihr den Umgang mit einer Violine, Cello oder welche Art Geige das auch immer sein mag, beherrscht, aber eigentlich“ - er schaute sich kurz um, ob ihnen gerade auch ja niemand Beachtung schenkte und senkte die Stimme - „meinte ich eher das hier...“ So hielt er ihr erst seine leere Handfläche hin, schloss seine Augen und ballte die Hand zur Faust. Dann konzentrierte er sich kurz in Gedanken auf seine Mutter und öffnete sowohl Augen als auch Hand wieder, auf der nun seine goldene Kette samt Medaillon lag. „Ihr müsst doch etwas ähnliches beherrschen. Soweit ich nämlich gesehen und verstanden habe, hat jeder von uns solch eine Gabe.“

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Etwas steif versuchte Xaroc sich vor ihrem Fall zu schützen und hielt sie an den Armen fest. Sein Ellbogen streifte kurz ihren BH, reflexartig schnellte sie zurück und starrte ihn an, bereit, ihm eine Rede zu halten - oder besser gesagt vorzustammeln, sie kannte sich ja. Doch er schien es noch nicht einmal bemerkt zu haben und murmelte auf ihre Entschuldigung hin nur ein halblautes "Es macht fast gar nichts" zurück. Halb misstrauisch, halb verlegen beäugte sie ihn weiter. Nein, nie im Leben hatte er das mit Absicht getan. Er war ja schon vom Auffangen roter im Gesicht als sie selbst. In seinem reichen Haus galt es sicher schon als verpönt, wenn die Damen keine Spitzenhandschuhe trugen. Erleichtert atmete sie aus.
    Die Gitarre schien er wie erwartet nicht zu erkennen und auch nicht allzu spannend zu finden - dieses höfliche Desinteresse war sie zu gut gewöhnt, um es nicht zu erkennen -, doch sie nahm es ihm nicht übel und packte sie hastig wieder ein. Den Reißverschluss hatte sie wohl irgendwie repariert, und sie war froh, einem weiteren Debakel zu entgehen. Außerdem hatte sie sowieso mal wieder die falsche Antwort gegeben. "
    Nun, das war nicht ganz das, weiß ich meinte" Resigniert seufzte sie. Musik war das einzige Talent, über das sie wirklich sprechen wollte. Nun ja, sie konnte sich ja immer noch dumm stellen - er würde ihr schon keine Kopfrechenaufgaben geben. Trotzdem konnte sie nicht anders, als zu lächeln, als er sie angrinste.
    Erst jetzt fiel ihr auf, wie dicht die Menschenmenge um sie herum war, besonders, als ein Mann Mitte 30 sie anrempelte und einfach weiterrauschte. Genervt rieb sie sich die Schulter, als die Igelfrisur plötzlich seine Stimme senkte. Verstohlen sah Xaroc sich um und beugte sich ein wenig näher zu ihr, bevor er raunte: "Eigentlich meinte ich das hier..."
    Wieder lief jemand nah an ihnen vorbei, zu nah. Eine Frau, die ihre besten Tage hinter sich hatte, denn ihr verbliebenes Haar war stahlgrau und brüchig, ihr Gesicht ähnelte von den ganzen Falten dem einer Schildkröte. Schon war sie wieder weg und Xaroc hielt ihr ein Medaillon hin.
    Sein Gesichtsausdruck war stolz. Es war ein hübsches Medaillon, schwer und alt, an einer goldenen Kette befestigt. Triumphierend sah er sie an, während sie entsetzt zurückwich. "Ihr müsst doch etwas Ähnliches beherrschen. Soweit ich nämlich gesehen und verstanden habe, hat jeder von uns solch eine Gabe"
    Einen Schritt zurück, dann noch einen. Hastig tastete sie ihre Taschen ab, doch ihr Handy und ihre anderen Habseligkeiten waren sicher verstaut. Sie ließ Xaroc nicht aus den Augen. "Du... du bist ein Taschendieb? Und bezeichnest es als Gabe?" Ein weiterer Schritt zurück. "Wow, was... meintest du nicht, du kommst aus so einer reichen Familie oder so? ... wieso?"
    Sie tat ihr Bestes, um ihn nicht zu verurteilen. Er war kein böser Mensch - jedenfalls kam es ihr so vor - aber dass er das Ganze auch noch witzig fand und für etwas Tolles hielt...
    Vielleicht passierte das den Besten, doch im Moment spürte sie nichts als Angst.


    OT: Verzeih, Jasmin ist etwas schwer von Begriff. :D

  • Marika zuckte nur mit den Achseln und wandte sich wieder von Emma ab. Im ersten Moment war sie froh darüber, doch dann fühlte sie sich leicht ausgeschlossen von denen, deren Gegenwart in ihrem Bauch keine Krämpfe verursachte. Diese dämliche Angst vor Menschen machte ihr jeden Besuch in jeder Stadt immer schwer. Das Mädchen konnte ein Zittern nicht unterdrücken, während sie die vielen Menschen in der Einkaufsstraße betrachtete.
    Unschlüssig stand sie in der Gegend, als sich noch ein Mädchen (ein ziemlich bleiches, dessen Harfenstimme sehr kühl und damit zur Hautfarbe zu passen schien) zu der Gruppe gesellte und mit den anderen aufbrach. Was sollte sie denn nun tun? Sie war alleine irgendwo, wusste nichts, kannte nichts und hatte nur 25 Dollar. Also beschloss sie nach kurzem Zögern der Gruppe zu folgen. Wohin genau sie wollten, hatte Emma nicht mitbekommen, aber das war ihr auch herzlich egal. Jetzt gerade war das Gefühl der Einsamkeit größer als in drei Monaten alleine im Wald.
    Auf dem Weg sah sie, wie das Harfenmädchen immer wieder leichte Schlangenlinien lief um im Schatten zu bleiben. Warum tat sie das nur? Emma war zwar auch niemand, der sich an den Strand legte, und die Sonne brannte in diesem Teil der Welt schon gewaltig, aber das war kein Grund, ihr so auffällig aus dem Weg zu gehen. Sie beschloss die andere irgendwann darauf anzusprechen. Vielleicht.
    Tomomi betrat nach ein paar Minuten ein Geschäft und die anderen folgten ihr. Auch Emma ging die Stufe hinauf und durch die Tür und fand sich in einem Paradies für Kinder wieder. Der ganze Laden war vollgestopft mit Süßigkeiten. Emma wusste nicht, was sie davon halten sollte, aber die kleine Mumie (wie man Tomomi auch nennen konnte, was aber bei Emma eher liebevoll gemeint war) schien sich äußerst wohl zu fühlen.
    Emma selbst blieb in der Nähe der Tür, während sich die anderen bedienten. Schon nach kurzer Zeit merkte sie den drängenden Blick des Verkäufers auf sich. „Willst du nichts kaufen?“, fragte er leicht gereizt, woraufhin das Mädchen aus Aceri verängstig einen Schritt zurücktrat und ein paar säuberlich aufgereihte Tafeln Schokolade umschmiss. Man sah deutlich, wie die Wut in dem Verkäufer anstieg, aber bevor er irgendetwas tun konnte, kam das Harfenmädchen mit einem riesigen Berg an Süßkram auf ihn zu und beschäftigte ihn glücklicherweise für eine ganze Weile.
    So schnell sie konnte hob Emma die Schokolade auf und stellte sie mehr provisorisch als schön wieder ins Schaufenster, bevor sie voller Panik den Laden verließ, nur um von den Menschenmassen davor in Empfang genommen zu werden. Sie hätte in der Anstalt bleiben oder gar nicht erst in den Bus steigen sollen. „Na ja, jetzt ist es zu spät“, sagte sie sich selbst, „also beruhige dich.
    Das funktionierte allerdings auch nicht so wirklich. Schließlich hörte sie wieder die Harfenstimme aus dem unstimmigen Gewirr der anderen Melodien heraus. Ihre Besitzerin trat aus dem Laden mit nur noch einem Eis, welches sie nun zu lecken begann. In ihr sah Emma ihre Chance: Ablenkung. Kurzentschlossen ging sie auf die andere Erleuchtete (mit jedem Mal kam das Wort schneller) zu. „Hast du etwas gegen die Sonne?“, fragte sie und kam sich noch im gleichen Moment absolut blöd vor. Keine Anrede, nichts. Einfach aus heiterem Himmel diese Frage. „Also – ähm – Sorry… ich…“ Warum musste das auch nur so schwierig sein?


    OT: Aurore, das Harfenmädchen. Du bist dran Cáithlyn, wenn du es schon so nett anbietest.^^

  • Wieder schien er irgendetwas falsch gemacht zu haben, denn nun wurde es doch schlimmer. Anstatt eine Erklärung abzugeben, wich sie vor ihm zurück und stotterte wild vor sich hin. Als er Begriff was sie da plapperte gefror ihm fast das Blut. Er musste schnell was unternehmen, sonst würde sein Geheimnis schneller raus sei, als er in Fettnäpfchen treten konnte. „W-wie kommt Ihr darauf das ich aus reichem Hause stamme? Ich habe nicht- ich habe nie auch nur eine Andeutung an so etwas“ - Moment, was hatte sie da noch gebrabbelt? „Hey, wartet einen Augenblick. Ein WAS?! W-wieso? Ich... was redet Ihr da, verflucht nochmal?!“ Brauste er auf und hielt das Medaillon hoch. „Das ist meins! Ich trage es seit mein Vater mir vom Schicksal meiner Mutt“ - er brach hastig ab. Irgendwie hatte sie das Talent, dass ständig Themen aufkamen, über die er jetzt nicht reden wollte. Über die er niemals reden wollte. Mit niemandem. Und mit ihr schon gar nicht. Aber er würde sich nicht für etwas beschuldigen, was er nie getan hatte.


    Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Wahrscheinlich war es sowieso egal, was er ihr jetzt sagte. Entweder würde sie ihm nicht glauben oder es missverstehen. Er fragte sich langsam, ob sie das mit Absicht machte, aber dennoch ließ er ihr keine Chance dazwischen zu plappern. „Hört mich an. Ich habe bereits erläutert, dass ich nicht weiß, woher ich komme...“, gut, dass war zwar nicht auf seine Familie bezogen, aber dennoch keine Lüge, „... aber ich bin mit absoluter Sicherheit nicht das, was Ihr von mir denkt. Dazu wäre ich viel zu ungeschickt.“ Das konnte sie nun wohl wirklich nicht falsch deuten. Sonst würde er sich ernsthafte Sorgen um ihren Geisteszustand machen. „Das letzte was ich möchte ist, dass Ihr plötzlich falsche Geschichten, Behauptungen oder Gerüchte über mich in Umlauf bringt. Das stünde weder Euch noch mir gut zu Gesicht.“ Er versuchte einen leicht mahnenden Tonfall in seine Stimme zu legen. „Dies beschwört lediglich unnötige und unerfreuliche Scherereien herauf, versteht Ihr?“ Er legte noch eine Schippe drauf. „Und ich bin kein Dieb. So tief würde ich niemals sinken.“


    OT: Oh nein, bitte lass mich diese Scharade nicht bereuen. .__.'
    Sonst... xD

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  • „How can you dare, DARE I say, mir einfach so dreist in die Parade hineinzuschneien!“, fauchte der Schwarzhaarige ungehalten, während er sich vor Wut schnaubend auf den Weg zum Bus begab. Er brauchte jetzt Kaffee. „Ich hatte die Hälfte dieser Idioten bereits um den kleinen Finger gewickelt, zukünftig, mein ich, und dann kommst du und ruinierst mir alles! Preemptively!“, korrigierte er sich.
    „Tja, Pech, Affenhirn!“, kam die freche Antwort prompt von Tonja, welche ihm fröhlich hüpfend schulmädchenhaft folgte. Sie war offenbar äußerst begeistert von sich selbst. „Sowieso, nur jemand der mindestens so dumm, wenn nicht dümmer, ist als du, wäre jemals auf dich reingefallen …“
    „Okay, du She-Demon!“, die letzten Worte spuckte Laverne förmlich aus, während er herumwirbelte, um diesem Geschöpf den Todesblick zuzuwerfen. „Du denkst vielleicht, du hättest gewonnen, aber der Krieg ist noch nicht vorbei! Ich habe versteckte Talente, von denen du noch nicht einmal zu träumen wagst!“
    „Ich freu mich drauf!“, entgegnete die andere gehässig und schenkte dem jungen Dieb ein weiteres Lächeln der äußerst herablassenden Sorte. „Darauf dich ein weiteres Mal zu blamieren!“
    „Oh, du!“, zischte jener und seine Blicke wurden noch giftiger als das schlechte Essen von Olga. „XXX, kann ich nur sagen. Und das heißt: It’s on!“
    „It’s on? Wo sind wir hier, auf dem Disney-Channel?“
    „It’s so on! Und jetzt entschuldige mich …“, schwungvoll wandte Laverne sich um, wobei er peinlichst genau darauf achtete, dass er größer wirkte als seine Gesprächspartnerin. „Ich muss jetzt einkaufen gehen!“
    „Hoffentlich siehst du dann nicht mehr so aus wie der schwule Bruder vom Joker …“

    „Oh, du!“, doch bevor Laverne auf die ketzerische Beschreibung seines unfehlbar guten Modegeschmacks eingehen konnte, war Tonja schon davon stolziert und ließ den jungen Mann ein wenig wie den begossenen Pudel zurück. „W-wenigstens seh ich nicht aus wie … wie Quasimodos kleine Schwester!“


    Einige Stunden später stolzierte der Brillenträger alle Arme, immer noch äußerst gereizt, mit lauter Tüten vollgepackt, durch die Innenstadt. Er hatte die Zeit genutzt, um sich erneut umzuziehen und dabei gleich den halben Ladeninhalt aufzukaufen. Er war bei Gluttonous, einem der absoluten In-Designer, gewesen und hatte dort seinen Charme spielen lassen, um ein paar Gratisproben zu bekommen. Alicias Geld hatte er bei McCafé für ein paar dutzend Latté Macchiatos verscherbelt („Es ist nicht so gut wie Starbucks, aber immerhin …“).
    Sein neustes Outfit beinhaltete eine blau-gelb gestreifte Jeans passend zu seinen schwarzen Stiefeln und dem blau-weiß-rot karierten Hemd, welches er über einem weißen, mit dem Hipster-Dreieck bedruckten Shirt trug. Noch immer diente seine dicke Sonnenbrille zum kaschieren seiner Augenringe, aber da es ohnehin recht sonnig war, fiel er nicht wirklich auf. Auf seinem Kopf saß ein Paar knallroter Kopfhörer über welche er zurzeit Cessy Whitetrash’s „Boom Boom Bounce“ hörte. Wäre er in besserer Stimmung gewesen, hätte er vermutlich mitgesungen, so aber schlürfte er nur missmutig an seinem Kaffe. Gab es in diesem Dorf denn wirklich nichts zu tun?
    Beim Vorbeigehen stibitzte er einem wohlhabenden Paar das Portemonnaie, da er den Mann als recht unsympathisch empfand, aber irgendwie brachten ihm die zusätzlichen 500 Dollar nicht den freudigen Kick, den er sich erwartet hatte. Was war los mit ihm? Lag bestimmt an dieser furchtbaren Gesellschaft, mit der er sich umgab. Am schlimmsten war diese Tonja! Wie konnte man nur so eine nervige, selbsteingenommene, arrogante Person sein? Jeder Atemzug von ihr war schlimmer als der Tod eines Hundewelpen. Nun gut, er hasste Hunde und allgemein alle Tiere, aber das ging am Thema vorbei. Fakt war, dass die Leute hier das Letzte waren.
    Also warum nicht abhauen? Was hielt ihn hier? Mobsters, der Wunsch eine weitere Begegnung mit diesen hässlichen mutierten Einhörnern zu vermeiden? Wie dem auch sei, eine Weile würde er das noch aushalten können. Wenn auch nur, um hinter das Geheimnis dieser Alicia zu kommen. Wer weiß, vielleicht konnte er ja sogar noch Profit daraus schlagen? Zur Not blieb ihm immer noch Plan Omega: Alle in der Nacht ausnehmen und abhauen.


    OT: Puh, schwere Geburt wäre noch milde ausgedrückt. Nicht das Beste, was ich je geschrieben habe, aber dafür, dass der Text Satz für Satz wie ein löchriger Flickenteppich zusammengeworfen worden ist, noch ganz passabel.
    Wer Laverne ansprechen möchte nur zu.

  • Soweit Marcello mitbekommen hatte stand Shopping als nächstes auf dem Plan. Da war er natürlich gerne dabei. Nicht dass er gerne einkaufen ging, aber er brauchte noch dringend ein paar Sachen und so ließ sich es sich leider nicht vermeiden. Insgeheim freute er sich schon darauf. Bevor es losging ging erst noch in das Zimmer dass er gemeinsam mit Xaroc bewohnte und traf noch einige Vorbereitungen. Unter anderem seinen eigenen Geldbeutel, da er nicht wusste wie viel Taschengeld sie bekamen. Danach traf er gemeinsam mit den anderen unten im Hof ein. Der Bus wartete bereits dort und er stieg gleich ein. Wider Erwarten fand er dort einen freien Sitzplatz und machte es sich bequem. Während der Fahrt konnte er nun in Ruhe nachdenken. Es fühlte sich seltsam an so mit einer Gruppe zu reisen. Immerhin hatte er sich eine Zeitlang ganz alleine in diesem Land herumgeschlagen. Zudem kam noch die Tatsache dass er sich bei ihnen sehr wohl fühlte. Anders wie früher. Bevor er jedoch wieder in depressive Stimmung geriet, lenkte er sich ab und sah neugierig aus dem Fenster.


    Nach der verhältnismäßig kurzen Fahrt stiegen die Jugendlichen aus und umringten Alicia. Unweigerlich kamen ihm dabei Vergleiche von einer Schulklasse in den Sinn die ihre Lehrerin umringte. Na gut er kannte sowas auch nur von anderen Medien denn er selber hatte so was nie persönlich kennengelernt. Dementsprechend war er auch ein wenig nervös auch wenn er es sich nicht selbst anmerken ließ. Sein Gesicht verlängerte sich dementsprechend als er das Taschengeld von 25 Dollar von Alicia ausgehändigt bekam. Ihre dazugehörige Erklärung bekam er zwar mit aber er starrte immer noch ungläubig auf das Geld in seiner Hand. War das etwa alles? Er hoffte erst auf einen schlechten Scherz aber sehr zu seinem Missvergnügen war dies leider nicht der Fall. Er dachte seufzend: „Na toll. Nun muss ich wohl meine eigenen Reserven anzapfen.“ Gerne tat er es nicht denn er musste sparen. Leider hatte er keine Ahnung ob er selber an das Geld kam, das auf einem Konto liegt. Dies verwalten denn leider seine Eltern und er hatte sich nie mit sowas auseinandergesetzt. Dafür könnte er sich immer noch ärgern, aber geschehen ist geschehen. Marcello musste das alles nun genau planen, aber das dürfte nicht das Problem sein.


    Der Junge mit den dunklen Augen registrierte dass sich einige aufgemacht hatten um zu dem Süßigkeiten Laden, der ganz in der Nähe liegt, zu gehen. Dafür hatte er kein Interesse. Süßigkeiten mochte er nicht sonderlich. Nach der Feststellung machte er sich nun auf den Weg in die Innenstadt. Zumindest musste er keine Sorgen haben, dass die Leute ihm blöd kamen, denn sie mieden ihn wie immer. Wie man so sehen kann hat alles seine Vor – und Nachteile. Danach begab er sich ein Bekleidungsgeschäft. Zuerst war er versucht gewesen sich ein Laden für Designermode zu suchen, aber er entschied sich dann doch dagegen da er dort allzu großen Versuchungen ausgesetzt war. Hier waren die Verführungen geringer. Interessiert lief er durch die Räume und überflog das Sortiment. Wie zu erwarten gab es nichts Interessantes bis er auf ein Regal mit Sonderangeboten stieß. Es gab Bademäntel im Sonderangebot. Marcello staunte nicht schlecht darüber und konnte dem Angebot nicht widerstehen. Rasch durchsuchte er die Kleidungsstücke nach seiner Größe und besah sich den Preis. Es war ein schlichter dunkelblauer Frotteebademantel für 19,95 Dollar. Genau das was er brauchte. Klar es war kein Markenmodell aber dieser hier genügte voll und ganz seinen Zweck. Zufrieden ging er zur Kasse. Dort begrüßte ihn ein unfreundlich wirkender Verkäufer. Dieser behandelte ihn nicht gerade zuvorkommend, aber das war Marcello ja gewohnt. Er ließ sich zum Schluss noch den Einkaufszettel geben und bat noch um eine Einkaufstüte. Diese wurde ihm grob hingeworfen. Einen Augenblick überlegte Marcello ihm dies heimzuzahlen kam aber doch zu dem Schluss dass er diese Mühe nicht wert war. Mit raschen Schritten ging er aus dem Geschäft raus. Er war glücklich über seinen Bademantel und nur das zählte.


    Ein paar Schritte weiter entdeckte er ein Schreibwarengeschäft. In diesem kaufte er einen Schreibblock und einen Kugelschreiber. Er hatte es sich angewöhnt immer was zum Schreiben parat zu haben. Wenn ihm nämlich neue Musikstücke oder Liedtexte einfielen, musste er dies sofort aufschreiben. Ansonsten vergaß er es wieder. Diese jahrelange Angewohnheit hatte er bis heute beibehalten. Für die beiden Dinge hatte er nun 5 Dollar bezahlt. Auch dieses Mal vergaß er den Einkaufszettel nicht. Nun war er halbwegs zufrieden mit sich.


    Während er weiterging streiften seine Augen zufälligerweise eine Gestalt die wie sollte er es vorsichtig ausdrücken: Sehr auffällig gekleidet war. Das konnte nur einer sein. Tatsächlich war es dieser Lewistyp. Woher er wohl diese Klamotten hatte? Beim zweiten Blick erschien es ihm als ob dieser ein wenig deprimiert drein sah, aber Marcello verspürte nicht die geringste Lust ihn darauf anzusprechen. Dafür hatte er im Moment weder Zeit noch Nerven. Also machte er dass er weiterkam. Es gab schließlich so viel Geschäfte und nur so wenig Zeit.

  • Artemis blickte sich verwirrt um. Natürlich hatte er nicht erwartet, dass der Ausweis alle Probleme löste. Er war auf eine Diskussion gefasst gewesen, auf Misstrauen, auf alles. Nicht auf direktes Handeln allerdings, denn dazu griffen solche Leute selten. Oder vielleicht hatte er es auch falsch in Erinnerung.


    Er blickte hinter sich, wo der Rücken des Verkäufers sich wieder entfernte. Mittlerweile hatte er es wieder geschafft, seine Zunge aus der Schockstarre zu rufen, und so gab er seinem Unmut sofort eine hörbare Form. "Well, screw you!" Ohne zu merken, dass er wieder in seine Heimatsprache gerutscht war, wandte er sich zu Cheja um. "Seriously, screw that guy. What a jerk!" Erst nun ging ihm auf, dass Cheja ihn wohl kaum verstanden haben konnte, aber am Tonfall konnte man sicher erkennen, was er gemeint hatte. Der Angestellte hingegen hatte ihn verstanden.


    Schnell legte er Cheja eine Hand auf die Schulter und schob ihn von dem Geschäft weg. Dabei achtete er darauf, in den Menschenmassen auf der Straße zu verschwinden - auch hier streiften die zwei wieder einige missmutige Blicke, aber Art war das egal. Sie konnten ihn nicht für irgendetwas belangen; der Typ von DeRoot hingegen konnte das schon, und das wollte er vermeiden. Trotzdem, jetzt, wo er geflucht hatte, ging es ihm schon etwas besser. Wenn er allerdings noch einmal hier einkaufen ging, sollte er wirklich um DeRoot einen Bogen machen.


    Nun, wo er nicht mehr in Gedanken weilte, fiel ihm vor allem eins auf - der Jazz, der diesen Bereich der Promenade untermalte. Der Ton war leise, und der Urheber - Korrektur, die Urheberin - saß ein ganzes Stück entfernt von ihnen. Art ließ seine Augen das Bild vergrößern - tatsächlich, das Gesicht kannte er. Eine andere Figur aus der Anstalt, die sich bei der Vorstellung arg zurückgehalten hatte. Eine Erleuchtete, wenn man so wollte. Momentan spielte sie eine alt wirkende Gitarre - in was für einem Zustand sie war, konnte er aufgrund mangelnder Expertise schlecht sagen, aber sie wirkte doch älter - und nahm damit anscheinend tüchtig ein. Ein interessanter Weg, das Taschengeld aufzubessern, dachte er. Würde ich mit so etwas umgehen können, würde ich es vermutlich genauso machen.


    Nun, die Musik war gut, und die Idee ebenfalls. Also fasste Artemis einen Entschluss und zog das Geld aus der Jackentasche. Eine Quittung zu bekommen dürfte schwer sein, aber wenn er kurzzeitiges Vergessen der Regel vortäuschte, würde die Leiterin bestimmt nicht so hart reagieren. Vielleicht bestätigte die Musikerin sogar die Geldübergabe für ihn. Also zählte er 1.50 ab - die restlichen fünf Dollar waren für eventuelle Spontankäufe reserviert - und löste sich kurz von Cheja, um zu der Gitarristin hinüberzugehen und ihr das Geld in den Hut zu legen. Sofort danach kehrte er zu Cheja zurück, der ihm anscheinend keine Frage dazu stellte.


    Nach einer Viertelstunde des Flanierens wurden Art allmählich die Beine müde; schließlich lief er nicht auf regelmäßiger Basis. Mit Cheja setzte er sich also auf eine Bank, wo sie erfolgreich ein Gespräch vermieden; na ja, es gab auch kaum etwas, über das sie hätten reden können. Schließlich hatte er sich ja nur die Haare schneiden lassen, und Cheja hatte bisher gar kein Geld ausgegeben - also fielen ihre Käufe schon mal als Gesprächsthema aus. Sogar der Jazz war verklungen, was bedeutete, dass die Musikerin ihren Sitzplatz abgebrochen hatte. Und da tauchte Laverne auf.


    Wie immer stellte sein Auftauchen eine Vergrößerung des Farbgehalts der Szenerie dar - schließlich war seine Kleidung in Farben gehalten, die in der gesamten restlichen Stadt nur spärlich auftauchten. Modefarben sozusagen, die sich durch ein bestimmte Schattierung und $200 von ähnlichen, aber wesentlich weniger im Trend liegenden Farben unterschieden. Und all diese farbigen Klamotten waren vor allem eins - neu. Zumindest hatte er sie bestimmt nicht aus der Anstalt. Ohne darauf zu achten, ob Cheja ihm folgte oder nicht, stieß Artemis sich von der Bank ab und ging zu Laverne hinüber, der neben seinen neuen Sachen noch mehr neue Sachen trug, diese jedoch in Tüten um seine Arme gehängt. Wahrscheinlich lief es auf ein entsetzliches Gespräch hinaus, aber auch er hatte einen Weg gefunden, sein Startkapital zu vermehren, und das anscheinend bedeutend effizienter als die Straßenmusikantin von vorhin. Erst ließ er sich vom Strom der Leute neben ihn treiben, dann trat er plötzlich hinaus, direkt neben Laverne. Mit einem vielsagenden Blick auf seine Taschen meinte er "G'day. Du scheinst offensichtlich den Weg gefunden zu haben, 25 Dollar auf die ertragreichste denkbare Weise umzusetzen. Wie hast du das gemacht?"

    No time to search the world around
    'Cause you know where I'll be found
    When I come around
    When I come around, yeah

  • Cleas Blicke blieben an Tomomi hängen. Sie hatte gerade gefragt, ob noch jemand Hilfe brauchte, was auf Clea an sich nicht zutraf. Allerdings war sie Clea irgendwie sympathisch. Und es konnte ja wohl nicht schaden, neue Kontakte zu knüpfen. Also ging sie auf Tomomi zu und blieb ratlos vor ihr stehen. Was sollte sie sagen? Improvisationstalent besaß sie eindeutig nicht. "Hey! Also, ich wollte dich etwas fragen. Ähh ... na ja, was sind deine Lieblingssüßigkeiten? Also deine allerliebsten? Und magst du Katzen?" Bevor noch mehr kompletter Unsinn ihren Mund verlassen konnte, schloss sie ihn lieber wieder. Tomomi blickte kurz zu Aurore rüber, die (wiedereinmal) eine große Portion Süßigkeiten gekauft hatte. Das machte das Weißmädchen irgendwie noch mehr sympathisch. Doch die kleine Mumie wurde durch eins der anderen Gruppenmitglieder abgelenkt und diese Ablenkung hatte es in sich. Tomomi wurde geradewegs mit Fragen überrollt und das zeigte sie auch mit einem kurz aufgerissenen Auge. Dann versteckte sie ihr Gesicht unter der Kapuze und schaute etwas nervös auf den Boden: "L-lieblingssüßigkeit? Ich....ich mag die großen Lollipops. Sie sind bunt, schmecken toll und ich kann lange daran schlecken.", erklärte sie und drehte mit ihren bandagierten Fingern Däumchen. "Und....Katzen...?", sie schaute auf und blickte emotionslos zu Clea, "Sie sind süß, aber ich spüre ihr Fell nicht...Magst du sie denn?" Anscheinend hatte sie Tomomi verschreckt. Das war ganz und gar nicht, was sie gewollt hatte. Ihr Mut verflog und sie verlagerte das Gewicht vom einen auf das andere Bein, was bei ihr ein sicheres Zeichen für Nervosität war. "Mir sind die immer zu groß. Und meistens vergesse ich, sie weiterzuschlecken und dann werden sie alt. Und dann mag ich sie nicht mehr ...", gab sie ihre Meinung preis. "Katzen mag ich. Sehr. Ich habe sogar eine. Vielleicht liegt es daran, dass ich sie so mag. Ich mag es einfach, wie eigensinnig sie manchmal sind und dass sie sich - im Gegensatz zu Hunden - auch oft alleine beschäftigen. Aber Hunde sind irgendwie auch toll ..." "Ich bin sehr schnell im Schlecken.", gab Tomomi von sich und zeigte sogar ein wenig Stolz dabei. "Katzen laufen immer vor mir weg. Hunde weniger, aber.....ich kann sie auch nicht so richtig fühlen....", fügte sie hinzu und schaute auf den Boden. "Du hast eine Katze? Wir haben viele Tiere in der Anstalt..." Wenigstens schien sie für einen Moment den richtigen Ton angeschlagen zu haben. Danach sah Tomomi wieder betrübt drein. Zwar erwähnte sie schon zum zweitem Mal, dass sie nicht richtig fühlen konnte, aber Clea wollte es nicht direkt ansprechen, um nicht in ein Fettnäpfchen zu tapsen. "Echt? Was für welche denn? Ich habe von Vögeln gehört, aber von mehr Tieren noch nicht", versuchte sie, das belangloseste Thema anzusprechen.
    Die kleine Mumie schaute wieder auf: "Oh, wir haben alle möglichen Streicheltiere...ich vergesse die Namen aber immer...", antwortete sie leicht verlegen. "Wir haben Kaninchen...Ziegen...Meerschweinchen...und so vieles mehr. Soll ich sie dir beim nächsten Mal zeigen? Aber so ein eigenes Haustier...muss toll sein." "Oh ja, gerne!", gab sie ehrlich begeistert von sich. "Ja, es ist schon toll, vor allem, wenn das Tier halt auch mit ins Haus darf und stubenrein ist und so, aber ein bisschen anstrengend ist es. Meine Kleine wird immer furchtbar launisch, wenn sie ihr Futter nicht bekommt. Wer kümmert sich denn um eure Tiere?" "Ein Tier im Haus? Mama hat oft geschimpft, wenn ich viele Haare in den Verbänden hatte. Und wir haben Leute, die sich um sie kümmern. Manchmal tu ich aber auch etwas, wenn ich Zeit habe. Ich mag Tiere...sie tun mir nichts böses.", und schaute kurz beiläufig und emotionslos an sich herunter. "Na, hoofentlich macht meine Katze keine Probleme ... Aber eigentlich hatte Alicia mir erlaubt, sie mitzunehmen, von daher ...",murmelte Clea, mehr zu sich selbst als zu Tomomi. "Ich finde es allgemein toll, wie nett Tiere zu einem sind. Egal, wer man ist, sie mögen einen."
    "Egal wer man ist? Hmmmm...." Tomomi schloss ihr Auge und dachte nach. "Warum hast du mich überhaupt angesprochen? Nicht viele machen das.....", und ihr Auge öffnete sich wieder und schaute Clea an.
    Ihr Herz machte einen Satz. Sie wollte - Nein, sie war mutig und selbstbewusst. "Ich weiß es nicht ... du schienst mir sympathisch ... und ich denke, ich brauche Anschluss ... in irgendeiner Weise ..." Sie verstummte. "Weißt du, Menschen können uns ja von Natur aus nicht leiden. Wie zwei Magneten, die sich abstoßen. Und wir ... Ich habe jetzt quasi die Chance, auf Leute zu treffen, die mich vielleicht verstehen ..." So sehr sie auch wegschauen wollte, sie hielt Tomomis Blick stand. Warum erzählte sie das? Klar, das Projekt, aber ging das hier nicht ein bisschen darüber hinaus? Und war es nicht nur solch pseudo-poetisches Gelabere? "Menschen...können uns nicht leiden....", Tomomi verschränkte ihre bandagierten Arme und hielt sich selbst fest. "In der Anstalt sind eigentlich alle lieb und nett...trotzdem finde ich nicht viele Freunde. Ich bin anders als die Anderen, mich versteht keiner."
    Es war nicht einfach, eine gute Antwort zu finden. Weder wollte sie zu sensationslustig erscheinen, noch übermitleidig. Den richtigen Ton zu finden glich dem Balancieren auf einem Drahtsein. "Noch mehr anders als wir? Das muss schwer sein ...", sagte sie in einem weichen Ton und wand den Blick zu Boden. Ihr als Erleuchteten war das Leben schon schwer gefallen, wie sollte es da erst Tomomi gehen?
    Die Mumie versteckte ihr Gesicht hinter der Kapuze und schien einen leisen Laut von sich zu geben, was einem Grummeln sehr ähnlich war, wenn auch ein niedlich kindliches Grummeln.
    Hatte sie etwas Falsches gesagt, das Mädchen unwollentlich verletzt? Oder war es Zustimmung? Clea war ziemlich verwirrt, und bevor sie die Situation noch weiter verschlimmerte, sagte sie lieber nichts und starrte den Boden weiter an. Eigentlich hatte es sehr süß geklungen, aber nein, sie wollte lieber nichts riskieren und ging lieber wieder in ihre passive Haltung über. Ein oder zwei Mal warf sie einen Blick hoch, um sich zu versichern, das alles gut war. Nicht, dass sie das wirklich hätte beurteilen können.
    Mit einem leeren Blick, schaute sie Clea wieder an: "Habe....ich etwas falsch gemacht?"
    Rasch hob sie den Kopf wieder an. "Nein, nein, du nicht. Ich wollte bloß nicht ...", stammelte sie und brach ab. "Wehtun?", wisperte sie und sah Tomomi teils beinahe bittend, teil ängstlich an.
    "Mir wehtun?", fragte Tomomi schon abweisend und strich sich unter ihrem Mantel über ihren bandagierten Körper. Bevor die kleine Mumie aber wieder einen Anfall bekommen konnte, erinnerte sie sich, dass sie im Süßigkeitenladen waren, der Ort der ihr so gefiel. "N-nein...du hast mir nicht wehgetan. Ich bin nur hässlich, deshalb glaub ich....andere mögen nicht mit mir spielen..."
    "Du bist doch nicht ..." Sie machte es nur noch schlimmer. 'Ein Hoch auf mein Feingefühl ...' Unverfänglichkeit musste her. Aber wie würde solch ein plötzlicher Themenwechsel wirken? Sie musste es riskieren. "Sag mal, wie schmecken eigentlich die hier?", fragte sie und zeigte auf Kaugummis, die aussahen wie Flummis und angeblich extra große Blasen machten. 'Nicht gut, aber besser als gar nichts ...'
    Entgegen aller Wahrscheinlichkeit, strahlte Tomomi wieder: "Ohhhh, die neuen Zepellin Kaugummis! Die schmecken nicht nur, die machen richtig große Blasen, die auch toll platzen. Aber ich darf sie nicht essen, sonst wird Mama böse, wenn meine Verbände verkleben."
    "Oh ja, das kenne ich! Mir klebte mal so ein Kaugummi in den Haaren und dann mussten mir die Haare abgeschnitten werden. Kürzer als kinnlang. Ich sah vielleicht dämlich aus!", grinste Clea. "Ich glaube, ich nehme davon ein paar mit."
    "Oh ja, in den Haaren ist auch doof.", bestätigte Tomomi und zeigte ein ganz leichtes Lächeln. Bei Süßigkeiten war sie sehr offen. "Tu das, die sind wirklich lecker."
    Froh, die Kurve wieder doch noch gekriegt zu haben, nahm sie sich eine Packung aus dem Regal. "Ich bezahle eben, bei meinem Gedächnis vergesse ich das noch ... Bis bald dann, okay?"
    "Okay, bitte nicht Quittung vergessen.", erinnerte Tomomi sie daran.
    "Mach ich nicht!", gab sie zurück. Innerlich wappnete sie sich schon einmal gegen das Gespräch mit dem Kassierer, das sie wohl oder übel würde führen müssen.


    OT: Zusammen mit Apollina verfasst.

  • Nach und nach trat die Gruppe wieder aus dem Haus. Der Blinde hätte sich nun zwar wieder einen anderen Ort suchen können, von dem aus er die Gruppe "im Auge behalten" hätte können, jedoch wäre dieses Vorgehen wohl auffälliger, als einfach weiterhin zu warten, bis sich die Gruppe erneut in Bewegung setzen würde. Um so überraschter war Aru, als er angesprochen wurde.
    Zuerst reagierte er nicht darauf, in der Annahme, dass es einer der umstehenden Personen gegolten hatte, nach dem aber niemand zu antworten schien, musste er es wohl sein, der gemeint war. Da der Junge weder wusste, was sein Gegenüber mit dem "Lichtradar" meinte, vielleicht war es ihre Fähigkeit, noch sagen konnte, auf wen sie sich mit "die beiden" bezog, antwortete er lediglich auf ihre erste Frage. "Nein, ich werde mein Geld erst einmal sparen."


    Marika zuckte nur mit den Schultern, aber ohne die Augen zu öffnen. "Um ehrlich zu sein, ich hatte noch nie Geld zur Verfügung und bin bisher immer gut ohne ausgekommen. Da ist es jetzt natürlich umso reizvoller das zu probieren, was ich früher nie hatte.", meinte sie nur lapidar. Dieses Thema interessierte sie gerade nicht wirklich, das andere war viel interessanter. "Hast du schon einmal diese Fähigkeit, die angeblich jeder von uns besitzt ausprobiert? Also andere Erleuchtete zu orten? Ich finde es klappt überraschend gut, vor allem, wenn man die Augen schließt ist es sehr einfach."


    Nach dem sie auch ohne Geld überlebt hatte, war es mehr als nur wahrscheinlich, dass Arus Gesprächspartnerin von anderen gestohlen hatte. Gut heißen konnte der Pazifist es zwar nicht, aber da er weder Beweise dafür hatte, noch es zu einem Streit oder Wortgefecht kommen lassen wollte, beließ er es dabei. Was nun aber schon etwas interessanter zu sein schien, war die Fähigkeit andere Erleuchtete zu Orten. Meinte sie damit seine Sicht? Nein, das war unwahrscheinlich. Besonderst bei Lebewesen einschließlich Erleuchteten wurde es schwer, etwas genaues zu erkennen. Es musste also etwas anderes gemeint sein... Wobei der Blinde sich fragte, ob er diese Kraft überhaupt hatte, nach dem ihm seine Augen fehlten. "Auch diese Frage muss ich verneinen, ich wusste bisher noch nicht einmal dass wir so eine Fähigkeit besitzten sollten."


    "Hast du gestern nicht zugehört?", wunderte sich die Streunerin und blickte ihn an, "Es wurde erklärt, dass wir eigentlich alle in der Lage sind, das Licht der anderen zu spüren. Also dass wir damit alle zwei Fähigkeiten haben, nur ist die zweite bei allen gleich. Mir fällt es recht einfach, immerhin ist es meiner eigentlichen Kraft sehr ähnlich. Am besten funktioniert meine Kraft, und ich übertrag das gerade einfach auf den Lichtradar, ohne zu wissen, ob es sich wirklich ähnlich verhält, wenn man die Augen schließt, den Kopf irgendwo anlegt und sich darauf konzentriert innerlich ruhig zu werden und alles, was stört auszublenden. Wenn ich nach den Dwuochsé Ausschau halte, konzentriere ich mich dann auf das dunkle, das mich berührt hat. Ich vermute, wenn ich nach den Erleuchteten in meiner Umgebung schauen will, muss ich mich dann auf das Helle in mir und auf das Licht, das uns irgendwie verbindet konzentrieren. Dann tauchen kleine Lichtpunkte in meinem Kopf auf, jeder für einen Erleuchteten. Gerade schaff ich es, bis in den Laden von gerade hinein zu "sehen" aber mit meinem Monsterradar kann ich mehrere Straßenzüge ohne wirkliche Anstrengung einsehen. Diese Gewissheit, dass in diesem Sichtfeld keine Feinde sind, beruhigt mich, denn ich komme mir oft sehr gejagt vor. Auch die anderen so zu spüren ist irgendwie ... tröstlich. Man ist nicht alleine."


    "Hm... Das muss wohl gesagt worden sein, nach dem ich gegangen bin..." Generell mochte er die Richtung nicht, in die das Gespräch lief. Zu sehr wurde das Sehen angesprochen. Und wenn selbst eine Person, die sehen und durch ihre Fähigkeit einen wesentlich größeren Radius abscannen kann, nur in das Geschäft hin schauen kann, wie sah es dann erst mit ihm aus? Jemand mit mehr Gesprächserfahrung dürfte nun Arus Unsicherheit auffallen, anderen zumindest eine allgemeine Veränderung an ihm. Er wollte das Thema wechseln, wenn nicht gleich das Gespräch beenden, mit denen er wenig Erfahrung hatte, jedoch auch vermeiden seine Gesprächspartnerin dadurch zu verletzten, welche, da sie auch eine Erleuchtete war, wohl ebenfalls nur ungern Gespräche führte.


    Scheinbar wollte der Typ nicht darauf eingehen, was Marika nur mit einem erneuten Schulterzucken abtat. Es hätte ihr gefallen, einmal sich mit jemand anderem über ihre Kräfte auszutauschen und vielleicht sogar Tipps zu bekommen, wie sie diese effektiver nutzen konnte, aber er wollte scheinbar nicht. Auf der Straße war es laut und einen Moment schwieg sie, bevor sie in die Tasche griff und eines der Bonbon herausholte, die Tomomi ihr empfohlen hatte, es auspackte und sich in den Mund schob. Erst dann wurde ihr bewusst, dass das wohl mal wieder unhöflich war und sie hielt dem anderen kommentarlos ebenfalls eines hin, allerdings ohne sich auf ihn zuzubewegen, weshalb sie über anderthalb Meter auseinander standen.
    "Wie heißt du eigentlich?", wollte die Blonde wissen.


    Da die anderen wohl nicht weiter ziehen würden, solange er sich noch mit ihr im Gespräch befand, hatte der Blinde sein Sichtfeld seit Beginn der Unterhaltung wieder normalisiert. Dabei entging ihm nun aber, dass das Mädchen ihm ein Bonbon hin hielt. "Ich heiße Aru," stellte er sich vor und ignorierte dabei unwissend die Geste seines Gegenübers. "Wie heißt du?" Die Stimme kam ihm zwar noch bekannt vor, konnte er aber keinem Namen zuordnen. Dass sich Marika schon in der Runde in der Anstalt vorgestellt hatte, war ihm dabei gänzlich entfallen.


    "Du kannst mich Marika nennen.", meinte die Streunerin und kniff leicht die Augen zusammen, "Magst du nicht?" Irgendetwas an diesem Typen war merkwürdig.


    Die letzte Frage machte Aru stutzig. "Magst du nicht," war nichts, dass man zu jemand sagte, dem man gerade seinem Namen genannt hatte. Auch schien Marika die Sprache, selbst wenn sie aus dem Ausland kommen sollte, ohne Probleme zu beherrschen und ohne Dialekt zu reden. Was hatte es also mit der Frage auf sich? Einzig bei einem Spitznamen könnte er es sich noch irgendwie vorstellen, dass man seinem Gegenüber die Möglichkeit lässt, selbst zu entscheiden, wie man den anderen rufen möchte, aber das war wohl hier nicht der Fall... Vielleicht kannte er aber einfach nur manche Besonderheiten der Sprache nicht, nur selten führte der Blinde Gespräche und daher war es durchaus im Bereich des Möglichen das der Junge manches nicht wusste. "Ich wüsste nicht, was gegen Marika sprechen sollte oder wie ich dich sonst nennen könnte..."


    "Meinst du das erst?", wollte die Streunerin nun misstrauisch wissen. Hier stimmte definitiv etwas nicht. Entweder er versuchte sie zum Narren zu halten oder es war etwas ganz anderes. "Veralberst du mich etwa? Dann solltest du wissen, dass ich diese Art von Späßen nicht lustig finde.", erklärte sie ihm recht harsch, "Letzte Chance, nimm es, oder ich pack es weg?" Dabei hielt sie noch immer die Hand mit der Nascherei offen, verengte aber die Augen.


    Ihren Namen hatte sie also nicht gemeint, aber was dann? Kurz vergrößerte der Blinde sein Sichtfeld, bis er etwas erkannte, das wohl ihre Hand sein musste und in der sich ein kleiner Gegenstand befand. Da er nicht wusste, um was es sich handelte, und anderen nicht zu nahe kommen wollte, entschied sich Aru jedoch dagegen, ihn anzunehmen. "Oh, dass meintest du. Entschuldigung, ich war wohl gerade etwas schwer von Begriff und nein danke, du kannst es behalten." Dabei versuchte er auch etwas zu lächeln, damit sie nicht auf die Idee kam, er würde es wegen ihr ablehnen, und bei seiner Wortwahl achtete der Junge darauf, nichts zu sagen, dass auf irgendeine Weise bestimmen ließ, was genau sie in der Hand hielt. Letztendlich wusste er es nicht und es wäre sehr schlecht, sich nochmals so einen Fehltritt zu erlauben wie mit ihrem Namen.


    OT: Teil 1 einer Gemeinschaftsarbeit mit Sheewa