Zu Leiras Bedauern stellten sich nicht alle der anderen vor. Naja egal, muss ich mir für den Anfang nicht ganz so viele Namen merken.
Es dauerte nicht mehr allzu lange bis der Bus in die Stadt fuhr. Leira ging in der Zwischenzeit nochmal in ihr Zimmer um ihren Rucksack zu holen. Auch wenn sie ein paar Sachen auspackte und da ließ, damit er nicht so schwer war. Sie fragte sich zwar kurzzeitig, ob das eine gute Idee war, denn auch wenn sie sich bisher anpasste, war ihr diese Anstalt schon auch irgendwie suspekt. Dann aber dachte sie sich, dass sie wohl vorläufig erstmal wieder hierher zurückkehren würde und die Sachen, die sie hier ließ, nicht verloren sein würden.
In der Stadt gab Alicia allen 25 Dollar und sagte ihnen, dass sie sich in zwei Stunden wieder treffen würden. Auch wenn Leira eigentlich vorhatte ein paar Sachen mehr zu kaufen und 25 Dollar dafür nicht reichen würden, fragte sie Alicia nicht nach mehr Geld. Sie hatte selbst noch ein wenig dabei, und sie konnte es irgendwie nicht leiden, andere um Geld zu bitten. Außerdem konnte sie nicht glauben, dass sie einfach so Geld bekäme ohne das eine Gegenleistung erwartet wurde, auch wenn Alicia keine gefordert hatte. Nur machte es das in Leiras Augen noch mehr suspekt als ohnehin schon. Die Heimleiterin erwies sich als sehr spendabel, und ab einer gewissen Grenze musste einfach jeder misstrauisch werden.
Die anderen Erleuchteten zerstreuten sich relativ schnell. Leira bekam mit, dass eine Gruppe in einen Süßigkeitenladen gehen wollte - sie selbst war jedoch nicht so sehr der Süßigkeitenfan und hatte nicht wirklich Lust sich anzuschließen. Dann zieh ich halt erstmal allein los.
Leira zog es gleich am Anfang in ein größeres Geschäft. Zuerst überlegte sie, sich etwas klimatisch angepasstere Kleidung zu besorgen, dann jedoch überschlug sie im Kopf den ihr zur Verfügung stehenden Geldbetrag und entschied sich die Prioritäten zu ändern und sich lieber ein paar Sandalen zu kaufen. An Kleidung konnte sie sich ja auch in der “Anstalt” noch bedienen, aber langsam fühlte sie sich in ihren Turnschuhen nicht mehr so wirklich wohl, es war einfach zu warm.
Etwa eine halbe Stunde später verließ sie das Geschäft mit einem paar hellbraunen Sandalen, die sie vor allem nach den Kriterien “bequem” und “gut drin laufen können” ausgesucht hatte. In der Tüte des Schuhgeschäftes befanden sich ihre Turnschuhe, da sie diese sofort ausgezogen hatte nachdem sie sich neue Schuhe geleistet hatte.
Als Leira weiter durch die Straßen schlenderte, entdeckte sie plötzlich eine Gruppe anderer Erleuchteter, die gerade ein Bademodengeschäft betraten. Leira überlegte nicht lange. Im Pool schwimmen zu gehen wäre ziemlich cool... im wahrsten Sinne, haha. Sie betrat kurz nach der Gruppe das Geschäft und bekam gerade noch mit, wie Tomomi erklärte, dass Geld kein Problem sei. Praktisch, dachte sie sich, denn sie hatte nur noch etwas über 15 Dollar übrig, nachdem sie für die Sandalen größtenteils mit ihrem eigenen Geld bezahlt hatte.
“Hi”, winkte sie der größtenteils aus Mädchen bestehenden Gruppe freundlich zu, in der sie zu ihrer Freude auch wieder ihre Zimmergenossin entdeckte, nachdem sie die anderen ja kaum kannte. Sie begann ein wenig die zum Verkauf angebotenen Teile zu sichten, als sie mitbekam, wie Marika gestand, nicht wirklich Ahnung zu haben was sie da kaufen sollte.
Leira war jetzt zwar selbst nicht so ultra modebewusst, aber sie kannte sich schon ein wenig aus, auf jeden Fall besser als Marika. Sie drehte sich zu ihr herum. “Ich kann dir auch helfen, wenn du möchtest”, schlug sie vor. “Was wäre dir denn lieber, Bikini oder Badeanzug?” Sie selbst würde ja immer Bikini wählen, aber die andere hatte so etwas kriegerisches und kämpfte gegen die Ungeheuer, daher konnte es ja sein dass sie irgendwo Narben hatte die sie nicht so zur Schau stellen wollte.
„Was weiß ich. Ich möchte nur den verdammten Pool benutzen können.“, antwortete die Streunerin etwas abweisend und wandte leicht den Kopf ab. Sie hasste die Blöße, die sie sich hier gab und fühlte sich völlig fehl am Platz und sogar etwas hilflos, was sie so gar nicht mochte. Da sie sich aber wieder daran erinnerte, dass die andere mit den rotbraunen Haaren ihr helfen wollte und es unhöflich war, solche Leute abweisend zu behandeln. Also seufzte sie und zog die Schultern hoch. „Was ihr am besten findet, ich hab doch von allem hier keine Ahnung.“
Leira zuckte erst etwas zusammen auf die Reaktion der Blonden, beschloss dann aber darüber hinwegzugehen. Na gut, wenn sie nicht weiß was sie will braucht sie sich dann aber auch nicht beschweren, dachte sie sich. Sie musterte die andere kurz um ihre Körpermaße abzuschätzen und beschloss dann es mal mit Größe M zu versuchen, da sie zwar groß, aber doch eher dünn war. Oder drahtig bis durchtrainiert viel mehr. Wie auch immer.
“Hmm...” Leira ging kurz das Angebot durch und suchte gleich mehrere Sachen, manchmal sogar in zwei Größen aus. “Dann probier doch das mal an”, wies sie Marika an und drückte ihr einen olivfarbenen Bikini der nach Leiras Meinung gut zu ihren Augen passen würde, einen schwarzen Badeanzug mit rotem Blumendruck und das gleiche nochmal als Bikini und einen dunkelblauen Badeanzug mit einer weißen, wellenförmigen Linie, die senkrecht an einer Seite entlang lief. Für sich selbst suchte sie einen roten Bikini mit weißem Blumendruck in einer kleineren Größe aus. “Die Umkleiden sind dahinten, komm am besten gleich mit”, meinte sie und marschierte zielstrebig los.
Mit dem Berg auf den Armen folgte Marika Leira zu den Kabinen und zog sich selbst in eine zurück. Das meiste von dem, was die andere herausgesucht hatte, war ihr doch ein wenig zu auffällig, aber da sie es wohl eh nur auf dem Gelände der Anstalt tragen würde, warum nicht. Schnell entledigte sie sich ihrem Tanktop, dem bügellosen Büstenhalter, den sie immer trug und der Hose und schlüpfte in den schwarzen Badeanzug, ihre Unterhose behielt sie darunter lieber an. Leider hatte dieses verdammte ding so kompliziert verkreuzte Träger, dass sie sich völlig verhedderte und bei dem Versuch, gegen den dehnbaren Stoff anzukämpfen plötzlich über den dummen Hocker stolperte, den eine nicht sonderlich umsichtige Person wohl in den engen Raum gestellt hatte. Die Folge darauf war, dass sie mit ordentlich poltern auf dem Hosenboden landete und erst einmal ordentlich zu fluchen begann, dass es bestimmt die anderen vor der Kabine und das Mädchen in der Umkleide neben ihr noch deutlich hören konnten.
Leira hatte gerade ihren neuen Bikini fertig angezogen - immerhin passte er ihr sogar ziemlich gut - als es in der Umkleide neben ihr ordentlich Lärm gab. So als wäre die Person neben ihr irgendwie über irgendwas drüber gefallen. Kaum zu glauben dass jemand der es mit den Bestien aufnehmen kann gleichzeitig so ungeschickt ist, dachte Leira etwas amüsiert. “Alles ok bei dir?”, fragte sie nach drüben - das “wie hast du das denn hingekriegt” sparte sie sich lieber.
„Natürlich, aber wieso stellen die Deppen hier so nen Hocker rein?“, murrte Marika und man konnte ihr schon an der Stimme anmerken, dass ihr die Sache peinlich war, „Übrigends, das Teil sieht mit den Trägern seltsam aus. Ich glaub da stimmt was nicht und sonst… Länge passt, aber das wars auch schon.“
Diesmal konnte Leira ihr Kichern nicht unterdrücken. “Der Hocker ist dazu da, dass man da seine Klamotten drauf schmeißt oder sich halt hinsetzen kann...” falls man nicht mit den Trägern oder sonst was zureckt kommt, haha.
“Ich kann dir auch noch was anderes holen, wenn dir das lieber ist”, bot Leira dann jedoch großzügig an, während sie schon dabei war, sich wieder anzuziehen.
Super, besser ging es ja nicht, die andre lachte über sie. Aber daran konnte Marika auch nichts mehr ändern. Also streifte sie schnell dieses biestige Ding ab und griff sich den olivfarbenen Bikini. „Ich hab hier ja noch Teile.“, antwortete sie und strich insgeheim sämtliche Badeanzüge von ihrer imaginären Liste. Den schmutzfarbenen Zweiteiler fand sie eigentlich ganz in Ordnung. Das war eine ähnliche Farbe wie ihre Armeehose und vom schnitt her relativ unspektakulär. Diesmal wählte sie direkt die kleinere der beiden Größen, denn Leira hatte ja vorgesorgt. Das Ding passte. Auch die Optic sagte Marika zu. Der Bikini war unauffällig, verlieh ihr kein bisschen Weiblichkeit und neben ihren deutlich helleren Augen, die von einem gelben Kranz um die Pupille dominiert wurden, wirkte die Farbe noch schmutziger. Insgesamt verlieh es ihr, zusammen mit ihrer Frisur eher ein schlägerhaftes Aussehen. Nichts was sie gestört hätte, denn für Marika war dieses Teil einfach eines: unauffällig, auch wenn ihre Einschätzung dessen weit von der anderer Menschen abwich.
"Der hier ist gut.", meinte die Streunerin halblaut.
Leira kam wieder vollständig angezogen aus der Kabine und zog den Vorhang von Marikas Umkleide halb zur Seite. Irgendwie sah der Bikini vorhin weniger … seltsam aus. “Naja ich weiß nicht”, wagte sie einzuwenden, “ich finde der steht dir nicht wirklich.” Sie drehte sich zum Rest der Gruppe um, die sich zwischen den Umkleiden und dem Verkaufsraum verteilt hatte. “Oder was meint ihr?”
OT: Zusammen mit Sheewa. Jetzt könnt ihr mit Marika anstellen was ihr wollt ;) (also Kleidungsmäßig und so)