Hallo meine Lieben!
Heute möchte ich mich einem Thema „Kinderfernsehen“ widmen. Und zwar nicht nur im Bezug auf „altes Kinderfernsehen“ und „neues Kinderfernsehen“, sondern auch in einem etwas mehr internationalen Bezug.
Ich möchte daher auch sehr darum bitten, euch den Text ein wenig durchzulesen, ehe ihr euch zum Thema äußert.
Die Zielgruppe allgemein
Wie schon gesagt: Hier soll es in erster Linie um Kinderfernsehen gehen. Kein Jugendfernsehen. Als Zielgruppe des Kinderfernsehens werden Zuschauer bis zu einem Alter von 13 Jahren angesehen. Das heißt übrigens auch, dass viele vermeintliche „Kindersendungen“ gar nicht mehr hineinfallen, weil eine ganze Reihe der „Teenie-Serien“ eben genau das sind: Serien für Teenies, als Jugendliche in einem Alter von 13 aufwärts.
Die Zielgruppe aufgeteilt
Bei der Produktion von Kinderserien, kann man die Zielgruppe unterteilen, weil es praktisch nicht möglich ist, ein Programm zu entwickeln, dass 0-13jährige gleichermaßen anspricht. Daher untergliedert man die Zielgruppe meist wie folgt:
Klein(st)kindalter: 0-2 Jahre
Sendungen für dieses Alter sind recht simpel gehalten. Oftmals verfolgen sie den Zweck Kinder zum Reden anzuregen, weshalb oftmals dieselben Worte immer und immer wieder wiederholt werden. Auch soll meist ein Grundlegendes Verständnis von Schrift und Zahlen vermittelt werden.
Dabei wird die vierte Wand normal beständig durchbrochen.
Was hier jedoch von vielen Pädagogen kritisiert wird, ist die Tatsache, dass einige Eltern davon ausgehen, dass dieses Programm es ersetzt, dass sie selbst sich mit den Kleinkindern auseinander zu setzen.
Beispiele: Disneys kleine Einsteins, Teletubbies
Kindergartenalter: 3-5 Jahre
Auch das Kindergartenprogramm ist oftmals belehrend aufgebaut. Nicht selten werden hier einfache Dinge anschaulich erklärt. Es gibt jedoch auch erste Serien, die jedoch meist sehr episodisch und mit wenig fortlaufender Handlung aufgebaut sind, da es Kindern unter 5 Jahren schwer fällt, fortlaufender Handlung zu folgen. Wenn auch weniger direkt belehrend, vermitteln diese Serien oftmals pädagogische Werte und sozialen Umgang für die Kinder.
Es gibt jedoch auch einzelne simpel und lustig gehaltende Serien.
Beispiele: Sesamstraße, Stanley, Hamtaro, Bob der Baumeister
Vorschulalter: 6-8 Jahre
Bei Kindersendungen, die für Kinder im Vorschul- und frühem Grundschulalter gerichtet sind, finden sich verschiedene Serien, die auch seichte fortlaufende Handlung bieten. Hier finden sich auch umso mehr Serien, bei denen auf den belehrenden Anteil verzichtet wird und vorrangig für seichte Unterhaltung gesorgt wird.
Bei den „Lehrsendungen“ finden sich oft jedoch genauere Erklärungen und mehr Details als bisher, auch wenn es sich natürlich nicht mit Serien der nächsten Zielgruppe vergleichen lässt. Auch bei den etwas pädagogisch gehaltenen Serien finden sich hier etwas ernstere Themen.
Beispiele: Die Sendung mit der Maus, Als die Tiere den Wald verließen, Löwenzahn, Doremi
Grundschulalter: 9-13 Jahre
Bei Serien, die sich an Kinder im Grundschulalter richten, finden sich durchaus komplett fortlaufende Handlungen, die auch in die Tiefe gehen können und ihre Charaktere mit richtigen Problemen Konfrontieren, auch wenn sich meist was Gewaltdarstellungen angeht zurückgehalten wird. Hier ist es oftmals auch sehr abhängig vom Land, in dem die Serie produziert wurde.
Bildende Serien beschäftigen sich hier ausführlicher mit einzelnen Themen, widmen oftmals eine ganze Folge einem Thema.
Beispiele: Willi will's Wissen, Achtung! Streng Geheim, ein Großteil der weit verbreiteten Shonen-Anime
(Anmerkung: Einige der genannten Serien überschneiden verschiedene Zielgruppen. Ich habe nur versucht möglichst bekannte Beispiele zu finden)
Streitpunkte im Bezug auf Kinderfernsehen
Kinderfernsehen ist etwas, das immer wieder zu Streit sorgt.
Generell sind sich die meisten Pädagogen einig, dass Fernsehen für die Kleinkinder relativ sinnlos ist und alles, was diese Sendungen vermitteln, besser durch die Eltern vermittelt werden sollte, zumal es immer noch nicht vollkommen geklärt ist, wie und ob Kleinstkinder überhaupt das Programm direkt wahrnehmen. Und während man sicher sagen kann, dass es besser ist, wenn die Kinder durch das Fernsehen zum Reden gebracht werden, als dass sie stumm bleiben, so ist es oftmals auch so, dass diverse an diese sehr, sehr junge Zielgruppe gerichtete Serien nicht mal die jeweilige Sprache korrekt vermitteln.
Auch für anderes vermitteltes Wissen, ist es streitbar, ob es nicht besser wäre, wenn dieses im richtigen Leben vermittelt werden würde – auch wenn kaum jemand den Bildungswert von Sendungen wie „Löwenzahn“ und der „Sendung mit der Maus“ anzweifelt, die weniger alltägliche Fragen ansprechen.
Was jedoch ein von Pädagogen häufig angesprochenes Thema ist, ist die Tatsache, dass auch Kindergartenkinder und Kinder im Vorschulalter betreut Fernsehen sollten, also mit ihren Eltern zusammen, damit diese ihnen beim Verstehen der gesehenen Dinge helfen und helfen Wissensansätze zu vertiefen. Leider ist es so, dass dies sehr selten passiert.
Außerdem wird davon abgeraten Kinder unter 3 Jahren häufiger als zwei oder drei Mal die Woche fernsehen zu lassen und auch bei älteren Kindern den Fernsehkonsum zu kontrollieren und reduzieren, da viele Kinder zu viel Zeit vor Fernseher oder Computer verbringen.
Deutsches Kinderfernsehen – Früher und Heute
Viele glauben, dass es die „Kleinstkindersendungen“ früher nicht gab, was jedoch nur eingeschränkt stimmt. Tatsächlich ist es so, dass diese zwar in Deutschland erst in den letzten 12 Jahren ihren Aufstieg feiern konnten, es ähnliche Programme in Amerika sogar schon den den 70ern gab. Tatsächlich war das deutsche Kinderfernsehen für Kinder unter dem Vorschulalter jedoch früher vorrangig wöchentlicher Natur und lief meist am Wochenende, selbst wenn es in den Ferien eventuell Sonderprogramme gab. Und – natürlich – täglich den Sandman. Zu den sehr alten Serien gehören auch die „Sendung mit der Maus“, die bereits seit 1971 wöchentlich über die deutschen Bildschirme flimmert, und Löwenzahn, das genau zehn Jahre später – 1981 – an den Start ging.
Auch die Kindernachrichtensendung „logo!“ ging bereits in den 80ern an den Start.
Jedoch kamen bereits in den 70ern und 80ern immer mehr Serien aus Amerika und Großbritannien nach Deutschland. Die „Sesamstraße“ startete sogar in der deutschen Fassung (die übrigens nicht der amerikanischen entspricht, auch wenn einige Clips aus der US-Version übernommen und synchronisiert wurden) bereits 1973.
Auch die ersten Anime, wie „Wicki“, „Heidi“ und „Die Biene Maja“ kamen damals nach und nach zu uns, auch wenn der Begriff „Anime“ damals gänzlich unbekannt war.
Bekannt waren außerdem im Fernsehen, gerade zu besonderen Zeiten, die Ausstrahlung diverser Fernsehfilme für Kinder. Die bekanntesten dürften hier wohl die Märchenfilme, von denen viele aus der DDR, aber auch Polen und Tschechien kamen, sein.
Viele Animationsserien kamen zu uns, allerdings bemühten sich um diese Zeit auch die öffentlich rechtlichen Fernsehsender mehr „Realserien“ für Kinder zu bringen. Damals wurden viele Kinderkrimis und Abenteuerserien aus Australien und dem vereinigten Königreich aufgekauft uns für uns lokalisiert. Einige erinnern sich vielleicht noch an „Achtung! Streng geheim!“, „Ocean Girl“ und andere Serien...
Der große Umbruch im deutschen Kinderfernsehen kam jedoch Mitte der 90er Jahre, als bei uns RTL2 ('93), Super RTL ('95) und nicht zuletzt auch der Kinderkanal ('97) an den Start gingen und mit sich eine ganze Reihe täglicher Kinderprogramme brachten, so dass es nun praktisch den ganzen Tag Kinderfernsehen gab. Damit kamen nicht nur diverse Superhelden auch animiert nach Deutschland, sondern auch immer mehr Anime, wie Sailor Moon, Dragon Ball und diverse andere Serie (auch wenn diese natürlich bei weitem nicht in der Zahl zu uns kamen, wie die US-Serien). Und natürlich brachte es auch bald die Disneytoons mit sich...
Diese Entwicklung hielt bis etwa 2005/2006 an. Es kamen weitere Sender nach Deutschland, wie die eigenen Disneysender und Nickelodeon. Doch irgendwann nahmen die Quoten ab, weshalb viele der Sender ihr Programm veränderten und eindämmten. Dies zeigt sich vor allem darin, dass viele Programme nun eine bestimmte Zielgruppe ansprechen, anstatt das Spektrum möglichst weit zu halten.
Über den Grund davon lässt sich streiten. Vielleicht haben sich die Interessen der Kinder in Deutschland geändert. Vielleicht ist die Zielgruppe jedoch übersättigt worden.
Kinderprogramm – Hier und anderswo
Etwas, das sich über das deutsche Fernsehen mittlerweile feststellen lässt, ist, dass es wenige deutsche Fernsehsendungen gibt, die ausgestrahlt werden. Das deutsche Fernsehprogramm für besteht mittlerweile vorrangig aus US-Amerikanischen Sendungen, mit einzelnen Serien aus Großbritannien und Frankreich oder Belgien dazwischen. Natürlich gibt es noch immer „Die Sendung mit der Maus“ und „Löwenzahn“, die weiterhin wöchentlich ausgestrahlt werden, jedoch ist der Großteil der Serien importiert und nachträglich lokalisiert worden.
Interessant finde ich persönlich zu sehen, dass sich das deutsche Fernsehen beinahe vollkommen – von den öffentlich rechtlichen einmal abgesehen – vom „Bildungsfernsehen“ für Kinder abgewandt hat. Ja, es gibt die „Lehrserien“ für Kleinstkinder, über deren Effektivität sich weiterhin jedoch gestritten wird. Doch während Super RTL früher diverse US-Serien des Formats übernommen hat, laufen davon nur noch sehr wenige.
In anderen Ländern sieht es dahingehend noch anders aus.
Gut, das japanische Kinderfernsehen wird tatsächlich vorrangig von Anime beherrscht, was hier auch traditionell ist, während das amerikanische Kinderfernsehen jedoch einige Serien, die Quizinhalte haben oder versuchen Motivation zum „Selbermachen“ zu bieten, weiterhin sendet. Auch haben in den USA tatsächlich einige der reinen „Bildungskanäle“ zumindest einmal wöchentlich Specials für Kinder – davon abgesehen, dass diverse Sendungen, wie „MythBusters“ auch von Kindern gesehen werden.
In Großbritannien sieht es noch einmal anders aus, da gerade BBC in seinem Kinderprogramm verschiedene Sendungen zum Thema Erdkunde, Biologie oder Geschichte beinhaltet, die nicht selten recht humorvoll gestaltet sind. Außerdem gibt es hier im Fernsehen nicht nur – wie im US Fernsehen - „Soaps“ für Kinder, sondern durchaus auch Fantasy-Serien für Kinder und Jugendliche.
Ähnlich sieht es im Skandinavischen Fernsehen aus. Hier laufen zwar auch diverse Animationsserien aus den USA (gerade einige Nicktoons findet man hier für gewöhnlich), jedoch finden sich meist einige Fantasy-Serien für Kinder. Lustig dabei zu beobachten ist, dass fast überall Thor, Loki, Odin und Co die ein oder andere Rolle spielen ;)
In Frankreich und Belgien gibt es wiederum wieder viele eigene Produktionen, von denen viele Animiert sind. Immerhin haben Frankobelgische Animationsserien auch ihre eigene Geschichte, auch wenn dies von vielen Leuten vergessen wird. Interessant ist dahingehend übrigens, dass viele dieser Animationsserien übrigens mittlerweile von japanischen Studios Co-Produziert werden.
So, das war's dann aber erst einmal von mir.
Fragen zum Diskussionseinstieg:
Wie denkt ihr über Kinderfernsehen allgemein?
Was ist für euch die Aufgabe von Kinderfernsehen, bzw. was erwartet ihr von einer Kindersendung?
Wie viel Fernsehen ist gut für Kinder?
Was sollten Eltern ihren Kindern zu schauen erlauben?
Was haltet ihr von den Sendern, die ausschließlich Kinderprogramm senden?
Wie findet ihr die Entwicklung des Kinderfernsehens?
Gibt es ausländische Kinderserien, die eurer Meinung nach in Deutschland gezeigt werden sollten?
Welche Kinderserien habt ihr selbst gerne geschaut?
Was würdet ihr euch vom Kinderprogramm in Deutschland wünschen?