Eine neue Staffel, ein neues Abenteuer. Wie üblich, wenn Ash eine neue Region betritt, bemerkt man als langjähriger Zuschauer hier und da Parallelen zu den vorangegangen Staffelanfängen. Dennoch markiert die X/Y-Staffel einige größere Tabubrüche und distanziert sich gerade deswegen vom üblichen Pokemon-Alltagstrott deutlich.
Bereits ganz zu Anfang bemerkt man den fast schon fließenden Übergang der Figur ''Ash''. Konkret spreche ich hier vom fließenden Übergang von Ash, aus der Einall-Region und Ash, der frisch in der Kalos-Region ankommt. Ein Reboot der gesamten Figur samt Fähigkeiten scheint weniger präsent zu sein als zuvor. Manch einer würde sogar weitergehen und behaupten hier gäbe es keinen Reboot. Gerade wenn man sich kurz zuvor das Ende der Einall-Staffel angesehen hat, wird einem all zu deutlich, das hier ist tatsächlich noch der selbe Ash. Die Synchronisation erfolgt exakt auf der selben Tonlage, sein Verhalten ist nahezu identisch mit dem Einall-Ash. Ein neues Abenteuer, die selbe Hauptfigur. Eine schöne Überraschung, auf die man als langjähriger Fan des Animes nicht vorbereitet ist. Natürlich kann die Tragweite, ausgehend aus dieser einen Folge, noch nicht eindeutig eingeschätzt werden. Wir, als Zuschauer, können an dieser Stelle nicht sagen inwiefern Ash in der Lage ist, strategische Erkenntnisse, die er aus der Einall-Region oder sogar zuvor gewonnen hat, noch immer anzuwenden weiß oder nicht. Wir wissen ebenso wenig ob er besagten fließenden Übergang lediglich suggeriert oder umgekehrt, dadurch etwas zu kaschieren versucht.
Kommen wir nun zur Haupthandlung dieser Episode. Was wäre eine neue Region, ohne die Vorstellung der Begleiter. Bereits zu Anfang treffen wir auf Serena, die auf eine unsanfte- und dennoch süße Art und Weise von Dartiri geweckt wird. An dieser Stelle konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, sind die Parallelen zum Intro der beiden Spieleeditionen: Pokemon X/Y, doch frappierend. Endlich lässt man die Spiele nicht links liegen und bemüht sich der Integration bzw. einer gewissen Fusion von Spiel und Anime. Toll! Was ebenfalls positiv auffällt, die Tatsache wie bemüht das Autoren-Team ist, jene neue Region nicht kurz und knapp abzuarbeiten, um schnellstmöglich mit der Haupthandlung loslegen zu können. Stattdessen wird dem Zuschauer in wunderschönen und ästhetisch sehr ansehnlichen Bildern die gesamte Region nach und nach vorgestellt. Was ich in allen Staffelanfängen zuvor stets kritisierte wird hier, mit der Kalos-Region, zum ersten Mal richtig gemacht: Die Vorstellung der Region mittels einer Kamerafahrt in der Panorama-Perspektive.
Diese oder ähnliche Kamerafahrten haben nicht die Intention in weniger als 10 Sekunden die ganze Region zu präsentieren. Wieso auch? Dafür sind die Dutzenden nachfolgenden Episoden verantwortlich. Die Kameraperspektive hat aber dennoch eine ungemein wichtige, fast schon elementare Funktion wenn es um einen Staffelanfang geht: Sie schafft eine glaubwürdige Immersion eines Neuanfangs, in dem sie die gesamte Region kurz ausleuchtet und dem Zuschauer verdeutlicht, hier kommt der Protagonist in einer Region an, die ihm und somit dem Zuschauer, neu und fremd zugleich ist. So muss die Erstpräsentation einer Region aussehen!
Nach anfänglichen Missmut, dass Albas Schwester, die Arenaleiterin Viola aus Nouvaria City, leider abwesend ist, entscheidet sich Ash den Arenaleiter der Hauptstadt der Kalos-Region Illumina-City, herauszufordern. Leider glückt ihm das nicht und er wird auf eine unhöfliche und schroffe Art der Arena verwiesen. Viel erfahren wir nicht vom Arenaleiter der Illumina-Arena, beantwortet schließlich eine roboterähnliche Stimme alle Fragen von Ash. Nach dem plumpen Rausschmiss aus der Arena und der, nur durch Citro & Heurekas Hilfe geglückten, schmerzlos endenden Landung Ashs und Pikachu, lernen wir schnell zwei weitere Charaktere kennen. Die Geschwister Citro und Heureka. Citro scheint ein technikorientierter Charakter zu sein. Seinem Look nach, mit Brille, dem schmächtigen Aussehen, dem Overall, seiner Unfähigkeit kürzeste Wege joggen zu können ohne aus der Puste zu sein, seinem Talent Maschinen und Apparate zu erfinden, ist er ein Nerd/Techfreak-Gemisch. Heureka wiederum ist die niedliche kleine Schwester, die wohl oder übel dafür da ist, den Kawaii-Faktor des Pokemon-Animes nach oben zu treiben, in dem es zum einen selbst auf süß macht oder stets betont wie süß dieses oder jenes Pokemon ist. Genau das gab mir leider einen Beigeschmack, in welche Richtung sich der Anime, speziell im Hinblick auf die neu eingeführten Feen-Pokemon, einschlagen könnte. Man will hier den Knuddelfaktor von Pokemon auf einen neuen Level hieven. Ich hoffe an dieser Stelle, dass die Haupthandlungen nicht all zu sehr darunter leiden werden.
Nach dem Kennenlernen findet auch ein kleiner freundschaftlicher Kampf zwischen Ash und Citro statt, in der uns ein weiteres neues Pokemon der Kalos-Region vorgestellt wird: Scoppel
Der Kampf wird zunächst von Scoppel dominiert bis Pikachu ein kleines Comeback feiern kann ehe der Kampf seitens Team Rocket je unterbrochen wird. Nun, was macht Team Rocket in der Kalos-Region? Das Trio versucht Pikachu zu schnappen, wieder. Leider agiert das Gauner-Trio erneut dümmlich plump und lässt jedweder reelle Gefahr missen. Dennoch rechne ich dem Autoren-Team hoch an, das Woingenau erneut mit von der Partie ist und diesmal sogar einen Kampf effektiv dominiert. Unerwartet aber sehr gelungen. Die Dominanz von Woingenau wird durch das Eingreifen eines Wasserpokemons mit Namen Froxy beendet. Letzten Endes kann Team Rocket mithilfe von Froxy besiegt werden. Jedoch scheint besagtes Pokemon ordentlich eingesteckt zu haben. Kurzerhand entscheiden sich unsere drei neu zusammengewürfelten Freunde das Pokemon in Professor Platans Labor zu bringen um es behandeln zu lassen. Während beider Kämpfe musste ich mir selbst eingestehen, dass die Animationen der Kämpfe tatsächlich außergewöhnlich gut sind. Ich habe mit dem Ende der Einall-Staffel eine derartige Steigerung in puncto Animationstechnik nicht erwartet. Die Attacken wirken wuchtig und ansehnlich zugleich. Die Farben sind toll gesetzt. Der VS-Kampfbildschirm, der vor dem Kampf erscheint, verleiht dem Anime einen weiteren Touch aus den Spielen.
Im Großen und Ganzen kann ich an dieser Stelle eindeutig sagen, dass mit dieser Folge eine der erfolgreichsten Staffelanfänge der Pokemongeschichte geglückt ist. Wir haben mit dieser Folge eine Region präsentiert bekommen, die auch aktiv von den Machern vorgestellt wird und nicht links liegen gelassen. Man hat sich bemüht, die Immersion des Neuanfangs glaubwürdig zu präsentieren. Die tollen Animationen und Farben, die glaubwürdige Welt, die Großstadt Illumina-City, die Menschenmassen mit ihren Pokemon, das hektische Drumherum, all das hat mich bereits nach relativ kurzer Zeit in den Bann gezogen. Eines der größten Pluspunkte ist einfach die gesamte Präsentation der Region Kalos, im Hinblick auf den Neuanfang der Staffel. Kalos wird hier nicht als Mittel zum Zweck betrachtet sondern als elementarer Bestandteil des Animes. Toll!
Dennoch gibt es einige Mankos die mich nachdenklich gestimmt haben. Darunter leider Heurekas Art, alles was Pokemon betrifft in die Kawaii-Schublade zwängen zu wollen. Sie erblickt ein Pikachu und findet es unfassbar süß, knuddelt es bis zum geht nicht mehr und wird geschockt. Sie sieht eine wuchtige Attacke von Scoppel und empfindet dies als süß. Das Wort süß wurde all zu oft, zum Teil auch deplatziert genutzt. Ich befürchte leider, dass dies lediglich die Spitze des Eisbergs sein dürfte und wir uns auf eine ganze Reihe dieses alle-Pokemon-sind-süß-pseudo-Kawaii-Geredes anhören dürfen. Dennoch ist der Charakter Heureka, ganz besonders mit der sehr stimmigen Synchronisation, sehr gelungen. Die Figur hat einen kleinen Hang zum Überdramatisieren, was kurios und lustig zugleich ist. Ihre roten Wangen lassen die Figur noch kleiner und jünger erscheinen als sie tatsächlich ist. Letztlich bleibt einem nicht viel zu sagen, befinden wir uns schließlich in der ersten Folge der ersten Staffel. Dennoch gilt, für den Ersteindruck wirken die beiden Figuren Citro & Heureka sehr interesssant und lustig. Vermisst habe ich ein paar Informationen bezüglich Serena. Jedoch sollte man dies nicht als Negativpunkt betrachten, schließlich würde die ausführliche Einführung besagter Figur auch gleichzeitig bedeuten dass man wo anders an Zeit und somit Erzähltiefe einsparen müsste. Insofern rechne ich in der nächsten Folge mit einer richtigen Charaktereinführung von Serena. Wo wir schon mal bei den Figuren sind: ein gutes Stichwort für Team Rocket, die leider gänzlich in ihre alten Muster zurückfallen und nichts mehr als Situationskomik kreieren können. Das Team Rocket, das in den Anfängen der Einall-Staffel professionell und höchst gefährlich agierte ist bereits seit den Decolor-Staffeln null und nichtig. Hier geht man leider den selben Weg wie im Decolora-Arc. Sehr Schade, fand ich gerade das düstere und professionell agierende Team-Rocket-Trio als um einiges gelungener.
Verglichen mit der Einall-Einführungsepisode http://www.bisafans.de/anime/best-wishes/s14/folge_660.php spielt diese Folge einige Klassen weiter oben. Gerade weil man, im Gegensatz zur Einall-Episode, den Figuren Zeit gibt zur Akklimatisierung . Gepaart mit der unfassbar gelungenen Präsentation der Kalos-Region hat man hierdurch ein Novum im Pokemon-Anime kreiert.
Wertung der Folge: 7.5/10