Krähe stand ihrem Gegner gegenüber und erwartete jeden Moment den nächsten Schwertstreich, als einer der zu Boden gegangenen Soldaten wieder aufstand und sich neben seinen Kampfgefährten stellte.
Fieberhaft überlegte die junge Frau, wie sie ohne Waffe mit den beiden fertig werden konnte, da bekam sie unerwarteten Beistand. Katarina kam angesprintet und rutschte einem der Gerüsteten von hinten in die Beine. Mit einem äußerst unschönen Geräusch ging der Mann aufschreiend zu Boden. Die Assassinin kam wieder auf die Füße, zog ihre Dolche und gab einen an Krähe.
"Natürlich kriegst du ihn wieder, sobald wir das erledigt haben!"
Die beiden Frauen nahmen Aufstellung, doch zu einem Kampf kam es nicht mehr, denn in diesem Moment erbebte das Haus erneut und begann, auseinander zu fallen. Katarina gab Ruval die Anweisung, Seraphine vom Dach zu bringen, dann bat sie Krähe, die beiden zu beschützen.
"Gut, ich zähle auf dich. Lass dich nicht erwischen!"
Krähe rannte hinüber zu Ruval und Seraphine, bedeutete dem Mädchen, wieder auf ihren Rücken zu klettern und führte die beiden vom Dach herab.
"Wir müssen in die Gasse hinunter und dann ein Stück weiter, die Nachbarhäuser stehen wegen Freyr in Flammen, dort können wir also auch nicht hin, aber als erstes müssen wir hier runter, sonst stürzt das Dach noch unter unseren Füßen ein!"
Die Schmerzen in ihren Handgelenken ignorierend, sprang die junge Frau vom Dach hinab und hangelte sich von Fenstersims zu Fenstersims. Innerhalb weniger Sekunden war sie unten angelangt und warf einen Blick auf Freyr.
"Ich glaube nicht, dass wir uns um ihn Sorgen machen müssen. Vielleicht folgt er uns sogar ohne Aufforderung."
Dann rannte sie die Gasse entlang, weg von den zerfallenden, brennenden Häusern und blieb erst stehen, als sie weit genug entfernt waren. Krähe sah sich nach den anderen um.
Ruval überlegte gerade, wie er den beiden kämpfenden Frauen zur Seite stehen konnte, ohne Seraphine aus den Augen zu lassen und - "Ist das ein Lavatiger?!", rief er verdattert aus, nachdem das Haus ein weiteres Mal erbebt war und er in etwas größerer Entfernung die Kreatur an der Hauswand ausmachen konnte. Er war so überrascht, dass er beinahe stolperte, er fing sich jedoch und hiefte sich und Seraphine auf eine Plattform über dem Dach, während das Gebäude unter ihnen zu bröckeln begann. Über das Getöse des Kampfes, der Zerstörung und des Feuers der Nachbarhäuser hinweg, konnte er gerade so Katarinas Befehl, Sera vom Dach zu schaffen vernehmen. Worauf er natürlich nicht selbst gekommen wäre. Dennoch waren sie auf der Plattform momentan sicherer, als wenn sie sich alleine auf den Boden wagen würden. "Katarina, Krähe, kommt hier rüber, sonst kracht ihr ein!" Ruval versuchte, mit Gesten auf sich aufmerksam zu machen, doch mittlerweile begann der Rauch in der Umgebung zuzunehmen, und die beiden Frauen schienen zu sehr in ihr Gefecht vertieft, um ihn zu hören.
Unbeholfen mussten Ruval und Sera nun also beobachten, wie ein Mann mit braunem Umhang und Doppelschwert auf das Kampfpaar zugelaufen kam und ihnen glücklicherweise zur Seite stand, denn sonst hätte Ruvals knapp gebrüllte Warnung auch nichts mehr genützt. Der Fremde machte kurzen Prozess mit den anderen Soldaten, woraufhin Krähe auf die beiden zugeeilt kam und prompt wieder Sera auf ihren Rücken verfrachtete. Ruval fühlte sich leicht nutzlos, als Krähe sich einfach so vom Dach hangelte, obwohl sie eben gekämpft hatte, verkniff es sich jedoch, anzumerken, dass er Sera genauso gut hätte übernehmen können. Er war zu sehr mit Husten und hinter den beiden her fliehen beschäftigt, um sich groß um sein Ego zu kümmern, dennoch wurmte es ihn etwas. Und das, obwohl er ja eigentlich nicht kämpfen wollte.
Manchmal verstand er sich selbst nichtmehr.
Einige Häuser weiter waren die Gassen immer noch verlassen, dennoch kam Krähe zum stehen und auch Ruval hatte endlich Zeit zum Aufatmen. Das Schild, welches er vorher über dem Schützen angebracht hatte, befand sich nun außerhalb seiner Reichweite, aber das Haus brannte bereits lichterloh, also vermutete Ruval nicht, dass er ihnen gefolgt war. Seinen Atem nun etwas beruhigt, sah er sich nach Katarina um.
Zum Glück gab es keine Einwände, als sie den Anderen befahl, abzuhauen. Eigentlich hatte sie mit irgendwas in Richtung „Wir lassen niemanden zurück!“ gerechnet. Jetzt stellte sie sich auf einen harten Kampf ein, aus dem sie wahrscheinlich auch nicht mehr zurückkommen würde. Immerhin war sie verletzt und nur mit einem Messerchen bewaffnet. Wie sich der Tod wohl anfühlte? Sie vertrieb schnell den Gedanken und fragte sich, wie viel Zeit sie noch rausholen konnte. Am besten konnte sie dabei auch noch einen dieser Drecksäcke in die Hölle ziehen. Einer der beiden holte gerade zum Schlag aus, als ihn etwas von hinten traf, sofort darauf der Besitzer des Etwas hinterhersprang und ihm das Ding tiefer in die Brust rammte. Einer weniger. Der unerwartete Helfer der Rothaarigen zog seine Waffe, eine Art Doppelschwert, aus seinem Opfer und vermöbelte den anderen noch stehenden Soldaten nach Strich und Faden.
Die Assassinin steckte den Dolch zurück in die Scheide und hob langsam ihre Hände, mit den Innenseiten nach außen, um zu signalisieren, dass sie keine Gefahr darstellte. Einen halben Meter höher und sie hätte kapituliert. „Wenn mir der nicht freundlich gesonnen ist, bin ich am Arsch“, schoss es ihr durch den Kopf und wich dabei leicht zurück. Mit dem wollte sie es sich auf keinen Fall verscherzen. Plötzlich erbebte das Haus ein weiteres Mal und drohte nun endgültig zusammenzubrechen. Mit einem Salto brachte sie sich auf das Dach des letzten noch halbwegs unbeschadeten Hauses in der Umgebung in Sicherheit. Freyr hatte ganze Arbeit geleistet und gefühlt die halbe Stadt in Brand gesteckt. Sie bedeutete ihrem Helfer, ebenfalls herüberzukommen und fragte ihn dann: „Danke für die Hilfe. Aber warum haben sie mir geholfen?“ Dabei sah sie in Richtung Boden.
Noch zwei Soldaten waren übrig. Den am Boden liegenden mit der Verletzung am Fuß erledigte er mit einem gezielten Stoß seiner Waffe. Den Schützen hatte er zu Beginn des Kampfes nicht mehr bemerkt und gehofft, dass dieser von den Kämpfern beseitigt worden war, offenbar hatte die Gruppe ihn aber nur irgendwie beschäftigen können und nun ging dieser wieder zum Angriff über, oder zumindest wollte er es. Der Rebell hatte die Gefahr schon erkannt und anstelle zur Frau zu gehen, die ihn dazu aufgefordert hatte, zu ihr zu kommen, sprang er zum Schützen. Den dabei auf ihn zufliegenden Pfeil blockte er mit der breiten Seite seines Schwertes und direkt nach dem er das Haus mit dem Schützen erreicht hatte, war dieser auch schon beseitigt. Soldaten mit Schusswaffen waren zwar äußerst gefährlich, konnten sich aber meist nicht verteidigen und auch für ihre Angriffe brauchten sie einige Zeit. Fazit: Ohne Beschützer einfache Ziele. Das Haus stürzte in der Zwischenzeit gänzlich in sich zusammen.
Darauf hin begab sich der Mann zu der Rothaarigen, die ihm dankte, aber auch gleich eine Frage hinterher schickte. "Ist es nicht nur natürlich jemandem zu helfen, der anscheinend das gleiche Ziel wie man selbst verfolgt? Offensichtlich sind Sie ebenso wenig über den Einmarsch Aomizus in Moriseki erfreut wie ich." Der Rebell schaute sich kurz um, um sich zu vergewissern, dass noch keine weiteren Soldaten aufgetaucht waren, der Kampf und der entstandene Brand dürfte wohl nicht wenigen aufgefallen sein. "Aber ich will Ihnen auch nicht verschweigen, dass ich für eine Unternehmung einige eher erfahrenere Kämpfer brauche und ich nehme an, eine Flucht aus dieser Stadt ist auch in Ihrem Interesse. Genaueres sollten wir aber an einem anderen Ort besprechen. Der Kampf ist mit Sicherheit nicht unbemerkt geblieben." Damit sprang der Schwarzhaarige vom Dach und rammte sein Schwert in die Hauswand, um den Sprung abzubremsen. Unten angekommen verstaute er die Waffe wieder auf seinem Rücken und war bereit aufzubrechen.
Er musste zugeben, er hatte ganze Arbeit geleistet. so schnell würde sich die Mauer von dem Angriff nicht wieder erholen. Mit einem zufriedenen Ausdruck im Gesicht schaute er sich das Spektakel bis zum Schluss an, immerhin störte ihn weder das Feuer noch die Steine wirklich etwas anhaben. Doch die Menschen welche scheinbar ebenfalls das Haus bekämpft hatten, begannen von diesem herunter zu springen, als es zusammenbrach. Welch unehrenhaftes Verhalten, verlässt seine Beute einfach kurz bevor man ihm den Todesstoß versetzt hatte. Sowas machte man einfach nicht. Dann kam noch ein weiterer Mensch dazu, der noch die anderen Menschen tötete, naja was wollte man machen, wenn sich diese unzivilisierte Rasse der Menschen schon gegenseitig umbrachten? Immerhin blieben dann die stärksten übrig, die konnte man wenigstens halbwegs brauchen, um mit ihnen Fangen zu spielen. In einiger Entfernung, entdeckte er, als er seinen Blick durch die Gegend schweifen ließ, das Mädchen, welches zu seinem Meister gehörte. Doch sie war umringt von anderen Menschen. Das konnte nur eines bedeuten, sie hatten Kerr vor seine geschätzte Begleiterin wegzunehmen. Und das machte man noch viel weniger als seine Beute sterbend zurücklassen. So langsam machte ihn das wirklich wütend. Leicht gereizt schritt er durch die Gasse, und ließ dabei geschmolzene Lava aus seinen Klauen strömen. Es gab doch nichts über einen Eindrucksvollen Auftritt, und dazu sollte dieser definitiv gehören.
Nach einer kurzen Zeit war er bereits bei den anderen angekommen, und so wie es aussah, hatte das Paar vor ihm das Ziel das kleine Püppchen zu entführen. Das konnte er als edler Retter doch nicht zulassen, vor allem weil sein Abendessen auf dem Spiel stand, und das wollt er nur sehr ungerne verpassen. Immerhin hätte er sonst eine Nacht nichts gegessen, und wie hieß es doch, man solle keinen Tiger nerven, wenn er Hunger hat. Gut vielleicht sagte man das auch nicht, aber wer wusste schon, was Menschen sagten? Die hatten ja immer die Angewohnheit irgendwas Tiefgründiges zu sagen. Da blieb er lieber bei seiner Sprache, dort verstand man wenigstens dass man als junger, aufstrebender Tiger viel essen muss. Seine Entscheidung war also gefällt, er würde sich für das Essen entscheiden, immerhin hatte sicher niemand etwas dagegen, wenn er die bösen Menschen aus Versehen ein wenig anknabberte. Er konnte ja nichts dafür, dass niemand da war, der ihn zurückhielt. Das war also ganz sicher nicht seine Schuld. So baute er sich mit seiner vollen Größe vor den Menschen auf und brüllte erneut in voller Lautstärke. Dabei konnte man vermutlich jetzt schon über die Entfernung die Hitze spüren, welche aus seinem Mund strahlte. Es war angerichtet, der Festschmaus konnte beginnen.
Es war schrecklich, was sich auf dem Dach abspielte und die kleine Seraphine fühlte sich so unfassbar nutzlos. Sie wollte nicht, dass Katharina und Krähe, die beide bisher so nett zu ihr gewesen waren, verletzt wurden, konnte aber nur hinter Ruval kauern und entsetzt zuschauen, wie die beiden Frauen kämpften.
Dann waren die beiden Frauen von den Soldaten, die, nachdem Ruval den Schützen scheinbar mit einem Zauber zu Boden genagelte, scheinbar keinen Nutzen mehr darin sahen, nicht erst auf die beiden aktiven Kämpferinnen loszugehen, eingekreist. Das Kristallmädchenkonnte einfach nicht hinsehen, vernahm aber durchaus die Aufforderung an Ruval, sie vom Dach zu bringen, als dieses ein weiteres Mal, begleitet von tosendem Gebrüll, erbebte und nun langsam anfing, in sich zusammenzubrechen. Panik kam in Seraphine auf, doch im nächsten Moment war schon Krähe bei ihnen und wies die Kleine an, erneut auf ihren Rücken zu klettern. Folgsam gehorchte sie und schon machte sich die Schwarzhaarige an einen wirklich abenteuerlichen Abstieg, bei dem der Weißhaarigen ganz Angst und bange wurde. Auch machte sie sich Sorgen um die Katzenfrau, hatte sie selbst doch nicht mehr den Mut gehabt, nach dieser zu sehen.
Wieder heil am Boden angekommen, wagte sie, sich umzublicken. Freyr hatte offensichtlich ganze Arbeit geleistet und nicht nur jenes eine Haus in Trümmer gelegt, sondern auch noch weitere angesteckt. Lange ließ Kerrs Schmusekater auch nicht auf sich warten und stand ihnen schon bald bedrohlich gegenüber. Seraphine mochte seinen wilden Blick nicht und auch die Art, wie er auf die drei zukam, behagte ihr nicht. Dann erst kam ihr, dass er Kerrs fehlen auch anders interpretieren könnte und ihre Begleiter nicht kannte. Aus Angst, der Lavatiger könnte irrtümlicher Weise jemanden verletzen, wand sie sich leicht und tippte Krähe auf die Schulter, wobei sie ein ängstliches „Runter bitte“ flüsterte. Tatsächlich ließ diese sie auch zu Boden und kaum, dass sie festen Grund unter den Füßen hatte, stolperte das zierliche Mädchen einige Schritte nach vorn.
Schnell senkte sie grüßend den Kopf, eine Eigenart, die sie sich noch immer nicht abgewöhnen konnte, auch wenn sich diese Höflichkeiten gegenüber diesem zahmen Monster seltsam anfühlten. „Freyr? Dein Herrchen Kerr schickt mich, er braucht deine Hilfe!“, rief sie, nachdem sie kurz Mut gesammelt hatte, dem imposanten Wesen schüchtern entgegen. Wenigstens jetzt konnte sie helfen, dafür waren sie alle ja hier hergekommen. Wie Kerr es ihr gezeigt hatte, hob sie die Hände und zeigte Freyr ihre Handflächen, während sie langsam etwas näher auf ihn zuschritt.
Was machte das Mädchen da? Das war der erste Gedanke der durch Freyr's Verstand ging, wenn man dies so nennen durfte. Jedenfalls breitete sich Verwirrung in ihm aus. Denn das Mädchen welches er Heroisch retten wollte ging mit gesenktem Kopf auf ihn zu. Das passte nicht wirklich, immerhin hatte sie zuvor das Haus erlegt. Da sollte sie stolz sein, und mit gehobenem Haupt durch die Welt gehen. Dann begann sie auch noch mit ihm zu sprechen. Was sie genau sagt verstand er, zwar wie immer nicht die Worte, aber er konnte sie verbinden, und so wusste er auch recht schnell was sie von ihm wollte. Doch das sie es so laut sagte, war etwas Neues für ihn, eigentlich dass sie die Stimme erhob, und bei ihm erst recht noch. Normalerweise sagte ihm immer Kerr was er machen musste. Doch warum hatte sie ihre Hände erhoben, und ging auf ihn zu, sie würde sich die Hände verbrennen, wenn er nicht aufpassen würde.
Doch das änderte nichts an seiner Situation. Nachdem er zunächst verwirrt und zögerlich gewirkt hatte, kehrte jetzt der wilde Ausdruck wieder in sein Gesicht. Er musste ja noch ein paar Entführer erledigen. Denn niemand legte ungefragt an Personen die seinem Meister nahe standen. Nach einem weiteren Brüllen bewegte er sich wieder vorwärts, wobei er versuchte Seraphine so gut es ging auszuweichen.
Erschrocken riss Seraphine die Augen auf. Ihr Herz pochte bis zum Hals, als sei den wilden Blick des Lavatigers wahrnahm, der ihre Begleiter nun mit wildem Blick ins Visier nahm. Vorsichtig versuchte sie sich so zu bewegen, dass sie immer zwischen Freyr und den beiden stand. „Freyr nicht. Das sind Freunde! Nicht böse!“, versuchte sie verzweifelt zu schlichten und deutete auf die dicke Mauer, die man auch von hier sehen konnte, da sie alles überragte, „Kerr, dein Herrchen braucht deine Hilfe. Und er braucht dich schnell. Bitte komm und hilf ihm. Er ist auf der anderen Seite der Wand.“
Das Mädchen stand im Weg, und es wollte einfach nicht aus der Bahn gehen. Warum machte es das? Diese Leute wollten ihr etwas Böses, und nun wenn er das korrigieren wollte, stellte sie sich dazwischen. Wer verstand dann bitte so etwas. Naja dafür begann sie Kerr zu sagen, und der Name verfehlte seine Wirkung nicht. Sofort wurde er aufmerksam, und achtete darauf, wohin sie zeigte. Die Mauer also war das Problem, doch diese schien der große Bruder, von der zu sein, welche er zuvor erledigt hatte. Kein Wunder, das es Rache wollte, aber er würde sich dem Kampf stellen. Ohne groß an sein vorheriges Ziel zu denken, drehte er sich auf der Stelle um, und marschierte gegen die Mauer. Als er an dieser ankam, musste er feststellen, dass diese um ein vielfaches Massiver war. Was anderes hatte er von einer Bestie mit der Größe auch nicht erwartet. Dennoch würde er nicht wirklich ein Problem damit haben. Immerhin war er doch kein Weichei. Mutig und angriffslustig begann er mit seinen Krallen, welche er so verformte, dass sie aus flüssiger Lava bestanden, über die Mauer zu kratzen. Diese hinterließen tiefe Furchen an der Außenwand. Doch das ganze ging zu langsam, da konnte er sich doch nicht Jäger nennen, das wäre ja eine Schande. So musste halt mehr Körpereinsatz her. Dieses Mal ließ er seine gesamte Flanke verflüssigen, und lehnte sich an die Mauer. Er konnte spüren, wie diese langsam nachgab, und glühend heiß wurde, bevor sie langsam nach unten glitt. Eine Zeit später hatte er ein ansehnliches Loch durch diese gebrannt, auch wenn es für einen Menschen vermutlich eine ziemliche Qual sein dürfte durch dieses zu laufen, immerhin waren die Ränder noch immer am Glühen, und auch in der näheren Umgebung strahlte der geschmolzene Stein noch Wärme ab. Für ihn war es allerdings angenehm, er mochte es ja immerhin heiß. Triumphierend sah er zu dem Mädchen hinüber, er war nun mal einfach der Beste, und hatte auch diese Herausforderung erfolgreich gemeistert.
Die Erklärung ihres Helfers fand Katarina ziemlich interessant. Und offensichtlich. Wieso war sie da nicht selbst draufgekommen? Sie unterdrückte das Bedürfnis, sich gegen die Stirn zu schlagen und antwortete: „Ja, das klingt logisch. Ich habe mir wirklich den besten Zeitpunkt ausgesucht, um diese Stadt zu besuchen“ Den letzten Teil begleitete ein sarkastischer Unterton. Dann meinte er, dass er noch einige erfahrene Kämpfer bräuchte und aus der Stadt fliehen wollte. „Zu flüchten war ja auch unser Plan. Nur sind wir hier eben auf Widerstand gestoßen. Die Anderen sollten mit Freyr jetzt an der Mauer sein und versuchen, durch sie durchzubrechen. Wobei mich echt interessiert, was für’n Ding Freyr ist. Sie sollten irgendwo dort sein“, erklärte sie und deutete vage in Richtung Mauer. Als der Schwarzhaarige hinuntersprang und mithilfe seines Schwertes den Sprung abbremste, kletterte die du-Côteau hinterher. Zwei Meter über dem Boden sprang sie dann ab und landete nach einem Rückwärtssalto auf dem Boden.
Die Rothaarige wischte sich das Rinnsal aus Blut unter ihrer Nase weg und spuckte selbige Flüssigkeit, die sich mittlerweile in ihrem Mund angesammelt hatte, auf den Boden. „Also, mir nach“, rief sie Rac zu und lief in die Richtung, in der sie die restliche Gruppe vermutete. Diese Vermutung bestätigte sich, als ein Brüllen aus dieser Richtung erklang. Recht kurz später stand die Assassinin vor dem Rest der Gruppe. „Phew“, seufzte sie, „Wie ihr seht, bin ich auch wieder da. Und dieser nette Herr hier“, sie deutete auf den Kämpfer, „hat mir aus der Scheiße geholfen. Er meinte auch, dass er uns helfen könne, hier rauszukommen“, erklärte sie die Anwesenheit ihres Begleiters und hoffte, dass ihr Vorhaben dadurch deutlich beschleunigt werden würde.
Unter Führung der Frau, der er geholfen hatte, kamen sie schnell zu den anderen, die inzwischen schon dabei waren ein Loch in die Mauer zu schmelzen. Eine wirklich effiziente Möglichkeit ohne große Gefahren durch das Hindernis zu kommen. Demnach gehörte also der Lavatiger zur Gruppe oder stand zumindest mit ihnen in Verbindung. "Hallo, ihr könnt mich Rac nennen." Er schaute sich kurz in der Runde um. Während er eigentlich jedem der Anwesenden doch zumindest grundlegende Kampffähigkeiten zutraute, war das kleine Mädchen doch eine Ausnahme. Wirklich in die Gruppe passte sie nicht und ihre Kampfkraft musste unterirdisch sein, aber solange sie die anderen nicht ausbremste konnte es ihm eigentlich auch egal sein, ob sie dabei war oder nicht. "Aber ich möchte auch gleich klar stellen, dass ich es nicht als "Hilfe zur Flucht" bezeichnen möchte. Es ist eine Unternehmung die die Flucht aus der Stadt beinhaltet und für die ich einige Krieger gebrauchen könnte. Wir würden also eine Zweckgemeinschaft bilden. Sobald ihr dann hier fertig seid und falls ihr an dem Angebot interessiert seid, würde ich aber für die Details einen anderen Ort aufsuchen wollen." Das Loch in der Wand war inzwischen schon weit genug ausgekühlt, dass man, wenn man ein bisschen aufpasste, ohne sich anzusengen hindurch gehen konnte.
Es erleichterte das kleine Kristallmädchen ungemein, als Katharina endlich zu ihnen zurückkehrte, auch, wenn sie doch sehr mitgenommen aussah, was bei Seraphine wieder Schuldgefühle verursachte. Sie war einfach nur nutzlos. Vor dem schwarzgekleideten Mann, der die Katzenfrau begleitete und von ihr als „ihr Retter“ vorgestellt wurde, fürchtete sich das weißhaarige Mädchen und versteckte sich ängstlich hinter Krähe. Männer allgemein machten ihr deutlich mehr Angst, als Frauen. Dieser stellte sich nun als Rac vor und erklärte, dass er Krieger für die Flucht aus dieser Stadt benötigte. Wieder etwas, wo sie mehr als nur fehl am Platz war, aber Kerr würde wohl das Angebot annehmen, es klang nämlich sinnvoll.
Da nun das Loch von Freyr soweit abgekühlt war, dass man, wenn man vorsichtig war, hindurchgehen konnte, wagte sich Seraphine, für sie untypischer Weise als erstes hindurch. Das konnte sie immerhin für die anderen machen und sie war so klein, dass sie nicht einmal besonders acht geben musste, um sich nicht zu verbrennen. Auf der anderen Seite ging sie direkt zu dem Lavatiger und versuchte ihn mit klopfenden Herzen zu loben, wie sei es bei Kerr gesehen hatte, aber ohne dem Wesen zu nahe zu kommen. Dann blickte sie sich um. Sie waren in einer recht schmalen Gasse zwischen zwei Bauten herausgekommen, welche ihnen glücklicher Weise Sichtschutz boten. Diesen Vorteil würden sie aber wohl verspielen, wenn sie mit dem Lavawesen und ihr, die über eine sehr auffällige Haut verfügte, einfach über diesen Platz, auf dem es keine Deckung gab, außer Leute, laufen würden. Sie betrachtete betrübt ihre Hand. Wegen dieser verfluchten Haut war sie doch immer nur ein Hindernis. Wobei… Eine Idee wuchs in ihr und schnell lief sie zu der vorderen Gebäudekannte und betrachtete die Soldaten, die Reihum auf der Mauer Wache hielten. Viele konnte sie von hier nicht sehen und sie hoffe, dass dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Als sie das Gefühl hatte, dass keiner von diesen gerade in ihre Richtung schauen würde, streckte sie eine Hand ins Sonnenlicht und winkte damit kurz, ehe sie sie zurück zog. Einige Sekunden wartete sie, dann winkte sie noch einmal, aber kürzer.
Hoffentlich hatten das die anderen gesehen und kamen so zu ihnen, ohne geholt werden zu müssen.
OT: Und hier, etwas später, Teil 5
Viel Spaß beim Nachlesen!