"Tierquälerei" - wenn man diesen Begriff hört denkt man an Hunde, Katzen, Nutz- aber auch Kleintiere, die von uns Menschen verstümmelt, eingeengt, überzüchtet und getreten werden. Aber ist diese "allgemeine" Definition dieser Taten wirklich allumfassend?
Beginnt Tierquälerei nicht schon ab dem Zeitpunkt, ab dem man sich ein Tier anschafft? Oder eher, wenn man das Tier zu sehr vermenschlicht und es in Klamotten und süße Pailettenkleidchen steckt? Ist das ganze Leben für Haustiere mit uns als Menschen vielleicht schon eine Qual für sich?
Liebe User, nachdem Tierquälerei kein Thema ist, das man so einfach definieren kann, habe ich mich dazu entschlossen, diesen gigantischen Komplex ein wenig näher zu beleuchten. Themen, die dabei wichtig sind:
- Massenzucht oder Massenmord?
- Zucht - unsere Schönheitsideale für die Gesundheit der Tiere?
- Misshandlung von Tieren durch Menschenhand
- Pelz, Krokoleder und Co.
- Vermenschlichung
- Tierversuche
- Tierheime
- Zoo's
- Haltung von Haustieren
Massenzucht
Dass Tiere von uns Menschen als Nahrungsmittel verwendet und angesehen werden ist ja eigentlich normal. Doch die gigantischen Massen Fleisch, die von der Gesellschaft Jahr für Jahr konsumiert werden, können ein paar Kühe, die auf der nächsten Weide grasen und anschließend beim Dorfmetzger geschlachtet werden, kaum stämmen.
Deswegen hat sich bereits zur Zeiten der Industrialieserung ein Begriff der Landwirtschaft mehr und mehr etabliert - die Massentierhaltung oder auch Intensivtierhaltung. Merkmale der Intensivtierhaltung sind:
- Haltung einer Tierart, nicht selten nur für einen Nutzen
- Fehlen von landwirtschaftlicher Nutzungsfläche, ergo also Tiere, die in kleinen, engen Hallen gehalten werden
- Außschließlich Füttern von Kraftstoffen bei Geflügel und Schwein
- Entstehende Gülle wird nicht vom Landwirt verwendet, sondern an andere Betriebe verkauft
- Fehlende tiergerechte Haltung (kein Einstreu in den Käfigen/Hallen, ganzjährig im "Stall", kein Zugang ins Freie etc.)
- Kapital- und Energieintensivität
- Automatisierte Arbeitsabläufe (Füttern, Reinigen etc.), zumindest weitgehend
- Hohe Tierzahlen
- steuerliche Gewerblichkeit, also keine Einstufung als landwirtschaftlicher Betrieb
- Problem der Betreiber: Krankheiten breiten sich rasend schnell aus, weswegen Antibiotika gefüttert wird
(Quelle dieser Informationen)
Wenn man sich all diese Merkmale einmal durchliest, fällt auf - diese Tiere wurden eigentlich nur geboren, um zu sterben.
Sicherlich kann man jetzt darüber streiten, ob man dem Tier als Wesensart einen vermeindlich menschlichen Charakterzug wie "Träume, Hoffnung, Lebensziel suchen" zuordnen kann, aber ist es wirklich das, was Tieren wiederfahren soll, selbst wenn sie nur als Nahrungsmittel dienen?
Zucht
Jeder Mensch hat eine andere Vorstellung von einem schönen Tier - lange Beine, kurze Beine, lange Schnauze, kurze Schnauze, viel Fell, wenig Fell...Doch sollte es uns Menschen wirklich erlaubt sein in die Natur so pervers einzugreifen, weil wir ein gewisses Schönheitsideal vertreten? Schon jahrunderte lang züchten wir Menschen die verschiedensten Rassen, ob Hund oder Katze und veränderen die Tiere dabei immer mehr, züchten ihnen teils lebenswichtige Eigenschaften ab.
Beispielsweise die Sphynx, allgemein als "Nackthaarkatze" bekannt, ist eine Katze, die keine Haare besitzt und von ihren Haltern gezüchtet werden, da sie sie besonders schön finden. Ursprünglich waren es Genmutationen, die häufiger in der Natur vorkommen, jedoch auch eine Einschränkung für Tiere bedeuten - sie frieren, so, als würde man einem Menschen seine komplette Behaarung und seine Klamotten wegnehmen, auch im Winter. Deswegen gehören diese Tiere auch in wärmere, gar heiße Regionen, wie die Wüsten, und nicht an kalten Orten wie Kanada, wo ganz intensiv Nackthaarkatzenrassen gezüchtet werden.
Auch der Mops, den viele Menschen "süß" und "knuffig" finden, durfte diesen Liebhabbonus bitter bezahlen - durch das Verkürzen seiner Schnauze kann er seinen Wärmehaushalt sehr schwer regulieren, in heißen Monaten kann das sogar zu Hitzschlägen für das Tier führen!
Ist es legitim, einem Tier eine Eigenschaft anzuzüchten, nur weil wir es schön finden, oder sollte man Genmutationen, die die Natur hervorbringt, lieber aus Distanz genießen?
Misshandlung
Was tut man nur, wenn der Hund schon die ganze Nacht laut bellt und Herrchen einfach keinen Schlaf findet? Das Tier in den Wandschrank sperren? Die Ursache suchen und das Tier beruhigen? Es gar treten?
Gewalt verüben Menschen nicht nur untereinander, sondern auch an Tieren!
Unter der Misshandlung eines Tieres versteht man das bewusste und grundlose Verursachen von Schmerz, Leid, Angstzuständen oder Schäden an Wirbeltieren.
Viele Artikel und Experten zeigen - der Mensch ist an der Misshandlung von Tieren schuld, wenn auch zumeist indirekt, denn psychische Faktoren sind für diese Gewalt verantwortlich, wie etwa Erziehungsfehler, Gefühlskälte, unterdrückte Aggressionen oder - ein weniger plausibeler und wohl absolut verachtenswerter Grund - Langeweile.
(Quelle der Informationen)
Doch beginnt Misshandlung nicht schon da, wo Tiere durch Menschenhand geschädigt werden, wie beispielweise bei der eben genannten Intensivtierhaltung?
Pelz, Elfenbein und Co.
Als wir noch in der Steinzeit gelebt haben, haben wir unsere Kleidung aus ihnen gefertigt - Tierfellen, damals noch selbst gejagt oder zumindest fair ertauscht. Doch im 21. Jahrhundert sieht das ganze ein wenig anders aus; Wilderer streifen durch die Savanne Afrikas und andere exotenreiche Gebiete und erlegen dort allerlei Tiere, von Löwen über Krokodile bis hin zu Nashörnern. Das Ziel dabei - Geldmacherei, indem sie Güter wie Horn, Pelz, Schuppen und Zähne verkaufen. Aber auch aus Nerzen, Chinchillas und uns näheren Tieren werden Pelzmäntel oder schicke Handschuhe gemacht, zwar nicht so stark wie noch vor ein paar Jahren, aber noch immer werden Tiere "bestohlen" - und der Mensch begeht dabei nicht nur Diebstahl, sondern einen buchstäblichen Raubmord.
Ist es in Ordnung, wenn wir einander die Haare und Klamotten ab-/ausreißen? Nein.
Warum tun wir es also bei Tieren?
Vermenschlichung
So sehr es nach Klischee klingen mag - aber vielleicht kennt ihr diese Kinderserien, Filme, Zeichnungen, auf denen Models zu sehen sind, die eine große, glitzernde Tragetasche bei sich tragen. Doch Moment - da sitzt ja ein kleiner Hund drin, der fast so aufgedonnert wie Frauchen ist!
Mittlerweile sieht man sie in vielen Tiergeschäften, aber auch Discountern oder anderen Textilgeschäften - Kleidung für das liebe Vieh. Von süßen Glitzerschleifchen über Tutus und Pailettenkleidchen, in denen die Tiere stolz präsentiert werden, zumeist sind es Hunde.
Wie sich die Tiere in solchen Clownskostümen fühlen, ist Herrchen und Frauchen hierbei egal und auch hat es keinen Austellungscharakter, denn auf Tiershows, zumindest seriösen, werden nicht die schicken Klamotten der Vierbeiner, sondern Fell, Wirkung, Stammbaum etc. bewertet. Warum tut der Mensch so etwas? Darf man ein Lebewesen wie ein Accessoir behandeln?
Es mag vielleicht nützliche Textilstücke für Tiere geben, wie eine Art Söckchen/Schuhe für Hunde, die empfindliche Füße haben und denen das Streusalz im Winter das Laufen erschwert oder gar unmöglich macht, oder Clips, die langhaarigen Hunden - übrigens auch gezüchtet - die Haare aus dem Gesicht halten und somit ein gutes Sichtfeld gewährleisten. Aber Glitzer, Glimmer und Rüschen? Worin besteht in dieser Vermenschlichung der Sinn?
Genauso kann man hier auch "Designermöbel" für Hunde, Katzen, Nager, Vögel, Fische betrachten - braucht ein Tier den Luxus eines Ledersofas, speziell auf seine Körpermaße gefertigt, oder dient es in erster Linie als Statussymbol und nettes Accessoir des Besitzers?
Tierversuche
Ob Kosmetik, Medikamente oder anders - für Versuche an Produkten die allein für uns Menschen gefertigt wurden, werden Tiere aller Arten hergenommen. Aber auch das Sizieren und Experimentieren von/mit Tieren fällt in diese Kategorie hinein.
Jedes Jahr werden über 12 Millionen Tiere allein in der EU für Versuche gefoltert (wenn auch nur mit dem Risiko, dass es als solche für das Tier ausarten kann) oder sterben gar. Sie werden ihrer Heimat, ihres Fells und Artgenossen beraubt, in dem sie aus ihrem Umfeld gerissen, in kleine Transporter gesteckt und in Labore geschafft werden, und das alles nur, damit die Medizin, Kosmetik, Technik aber auch Industrie für Konsumgüter Fortschritte macht.
Dabei wird aber nicht einfach nur Lippenstift auf die Lippen eines Affens aufgetragen oder Farbe auf den Rücken einer Ratte geschmiert, auch werden massive genverändernde Manipulationen an den Tieren vorgenommen, die sie entstellen, verstümmeln oder gar lebensunfähig machen.
Ist es legitim andere Lebewesen für unsere Gesundheit, oder noch viel eher Gesellschaft, zu opfern? Haben Tiere das verdient? Was gibt uns das Recht uns über andere, teilweise seltene Lebewesen zu stellen und über sie und ihre Daseinsberechtigung zu urteilen?
Tierheime
Was tun, wenn man sich im Frühjahr ein süßes Kätzchen geholt hat, aber den Ausflug auf die Malediven dabei ganz vergessen hat - Planen, Buchen, Packen, Losfahren, Tier auf unmittelbarem Reiseweg aussetzen - leider keine Seltenheit mehr, vor allem in Deutschland!
Jedes Jahr kommen in den Sommermonaten etwa 70.000 Tiere in Tierheime, eine große Zahl von ihnen wurde ausgesetzt, weil Frauchen und Herrchen einen sorglosen Urlaub genießen möchten.
Aber auch illegale Tiertransporte werden immer wieder aufgedeckt, und die erste Anflugstelle für die Tiere ist zumeist, wenn es sich nicht gerade um Exoten wie Bären, Affen und andere Tiere, die man aus dem Zoo kennt, handelt, das größte Tierheim im Umfeld.
Doch was bedeutet eigentlich ein Tierheim für Tier und Mensch?
In der Regel hat jede Kleinstadt ein Tierheim, in dem man vor allem Katzen, Hunde, aber auch Nager finden, ansehen und mitnehmen kann, wenn man sie liebgewonnen hat. Aber Tierheime haben es nicht einfach - sie befinden sich zumeist, wenn man von Großstädten wie Nürnberg, Hamburg und Co. absieht, in einer finanziell misslichen Lage, denn sie finanzieren sich nur durch Privatversorger, Spenden und Veranstaltungen wie Basare und Flohmärkte. Auch sind sie auf freundliche, ehrenamtliche Menschen angewiesen, die mit den Tieren gassigehen, sie streicheln und sogar mit ihnen sprechen. Doch viel zu viele Tierheime bekommen das nötige Geld, die Futterspenden und ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht zusammen, um für ein Tierheimtier das Leben dort angenehm zu gestalten. So befinden sich in kleinen Räumen zwar nicht zu viele, aber einige Tiere, weswegen es auch leicht zu Kämpfen, Streiterein um das wenige Futter und Aufmerksamkeit kommen kann. All dies müsste nicht passieren, wenn der Mensch für die Tiere, die er sich ins Haus holt, die Verantwortung übernimmt und bis an das Ende seines Tierlebens begleitet.
Wie könnte man also die Umstände in Tierheimen langfristig verbessern? Müssen wir auf unseren Urlaub verzichten oder einfach unser Gehirn einschalten?
Zoo's
Jedes Kindergartenkind schwärmt dafür - den ersten Besuch im Zoo, Löwe, Tiger und Schlange ganz nahe sein, wie Mogli aus Disney's Dschungelbuch. Aber für die Nähe und den schönen Anblick nicht einheimischer Tiere zahlen die pelzigen Wesen einen hohen Preis: sie werden gefangen genommen, untersucht, gechipt und in Zoo's gesteckt um dort nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische mit schönen Augenblicken, Foto's und Eindrücken zu versorgen. Zwar mag ja nichts dagegensprechen, wenn bedrohte Tierarten in Zoo's überleben und versucht von dort aus wieder aufgebaut zu werden, aber ist es Tierquälerei Tiere auszustellen, wo man sie vorher noch aus ihrem Lebensraum gerissen hat? Um Erlaubnis fragen können wir schlecht, und mal ehrlich - wer würde die scheinbar grenzenlose Heimat für ein großes, glasumgebenes Terrain aufgeben?
Sollte das System eines Zoo's verboten, umgepolt oder beibehalten werden, um zu gewährleisten, dass Tiere in ihrer artgerechten Umgebung geboren werden, aufwachsen und dort sterben?
Tierhaltung
Kommen wir zum letzten Thema dieses Threads, der Haltung von Hund, Katze, Vöglein und Co.
Dass die Menschen gerne die Gesellschaft von Tieren genießen, steht außer Frage und ist an sich ja nichts, was man als "Tierquälerei" bezeichnen kann, viel eher tut man den kleinen Wesen mit Liebe, Futter und Geborgenheit etwas Gutes. Doch viel zu oft sieht man Wohnungen, in denen massenhaft Meerschweinchen in kleinen Käfigen gehalten werden und nie den Geruch von frischem Gras gewittert haben, Vögeln, die einsam in Käfige gesperrt werden und lieblichen Gesang für ihren Besitzer zwitschern sollen, oder Katzen, die einsam gehalten werden, obwohl jeder Tierratgeber, den Frauchen oder Herrchen zur Hand nahm deutlichst sagte, dass Katzen einen Partner brauchen.
Wenn jemand also nicht die Mittel und Wege hat, ein Tier gut zu versorgen und ihm ein artgerechtes Leben zu verschaffen, sollte er dann gleich die Tiere von einem Tier lassen?
Kurzfristig hält es ein Tier auch ohne Leckerchen, Partner und stundenlanges Spielen mit dem Besitzer aus, doch lebensnotwendige Dinge sollten langfristig immer für das Tier gewährleistet sein, dazu zählen auch Liebe und Sozialität zu Artgenossen.
Bei jeder Haltung sollte grundsätzlich wert darauf gelegt werden, dass das Tier sich wohlfühlt und auch die nötigen Güter zugeführt bekommt, die es benötigt - Futter, Auslauf, Artgenossen, frische Luft, Licht, Wärme.
Ist es dann aber nicht besser, wir hätten uns die Tiere nie zu eigen gemacht? Immerhin haben sie ja in ihren natürlichen Lebensräumen auch ein gutes Leben ganz ohne Mensch genossen, und so müssten wir uns auch keine Gedanken mehr über die Haltung von ihnen machen.
Oder brauchen wir Menschen das Tier als Freund? Nicht umsonst haben statistisch betrachtet viele Singlehaushalte ein Haustier, sie spenden Gesellschaft und auch Trost - denn ob wir es uns eingestehen wollen oder nicht, Tiere sind etwas wunderschönes und faszinierendes, die dem menschlichen Leben viele schöne Momente schenken können. Sie sind, wenn wir es richtig angehen, Freunde, die uns ein Leben lang begleiten.
Ich möchte bewusst keine Themenfragen vorgeben, da ich prinzipiell nur ein Thema angesprochen habe, das sich aber aus sehr vielen Bereichen zusammensetzt. Sollte die Moderation diese zwecks Regelwerk fordern, kann ich mir aber gerne etwas ausdenken.
Ich möchte außerdem noch ergänzen, dass ich nicht persönlich über "Mensch vs. Tier" urteile, sondern meine Vergleiche dazu dienen sollten, Fragen beim Leser, die eine Gegenüberstellung der beiden Lebewesen veranschaulichen können, auszulösen.
Liebe Grüße
Amy