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  • Wir sind auch in eine sehr anstrengende Zeit reingeboren worden. In den letzten 30 Jahren haben sich alte Weltanschauungen und neue Erkenntnisse so dermaßen überschnitten, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der teilweise widersprüchliche Einstellungen parallel existieren. Einerseits sind viele von uns mit dem alten Weltbild aufgewachsen, deswegen ist es uns vertraut und wir "verstehen es", andererseits haben viele von uns den Fortschritt und die Erkenntnisse nicht ignoriert und sich diese auch einverleibt und wir wissen, dass es normal ist. In 100 Jahren werden wohl einige darüber lachen, wie wir uns damit schwer getan haben, offene Diskriminierung nicht zu bekämpfen, weil es für uns eben noch eine vertraute Meinung war. Aber letztendlich, wenn man sich von den Beispielen loslöst, weil diese einen oft zu persönlich ansprechen und wir dann anfangen die Definition zu verzerren, und nur die reinen Merkmale von Diskriminierung, Hetze, Hassreden etc. anschaut, merkt man, wie zahlreich vertreten die sind. Auch hier im Forum und auch aus dem Mund von Menschen, die sonst eigentlich keiner Fliege etwas zu Leide tun würden.


    Interessant finde ich auch, wie die eigene Meinung von betroffenen Personen abgetrennt wird und man die Einstellung vertritt, dass man ja niemandem etwas persönlich tut, also tut man nichts Unrechtes? Das dürfte vor allem in der Politik und in solche YouTube-Videos relevant sein. Ich kann mir vorstellen, dass viele die Distanz fühlen und dadurch sich der Verantwortung ihrer Worte entziehen. Sie selber haben ja nie was persönlich gegen die Betroffenen getan. Sie haben sie nicht angerührt. Dass hier mit jeder unwahren Rede gleichzeitig auch weitere Menschen bewegt werden oder gar motiviert, das wird nicht als eigenes Tun gesehen. Wundert mich auch nicht, weil teilweise schalten die sicher ihre Kamera aus und leben privat ein völlig unscheinbares Leben, in dem sie tatsächlich nie irgendwas schädliches in die Richtung tun. Trotzdem muss man sich halt auch bewusst sein, dass man Einfluss nehmen kann. Jederzeit und auch mit Worten.


    Diesbezüglich frage ich mich manchmal, wie ich eigentlich mit Satire gegen Politiker umgehen soll. Ich liebe Satire, die sich wirklich auf Fakten bezieht und dann halt sarkastisch ist, wenn jemand sich gegen die Fakten stellt. Jedoch nutzen Satiriker oft Dinge, die nichts mit der Sache zu tun haben. Bekanntes Beispiel wären Trumps angeblich kleine Hände. Oder die Tatsache, dass er zwischen rechts und links nicht unterscheiden kann (wahrscheinlich, weil er vor den Reportern nervös ist). Und DAS wird dann weiter als Argument verwendet, um gegen seine Kompetenz zu argumentieren. Warum? Es gibt so viele objektiv nachvollziehbare Dinge, um das zu tun. Ja, auch mit etwas Witz dahinter. Stattdessen werden eigene Wahrnehmungen, Einstellungen und Vorurteile zu einem Fundament vermischt und dann wird wie wild gegen eine Person oder Gruppe genörgelt.


    Anderes Beispiel mit ähnlichem Konzept: Ich hatte letztes Jahr eine Arbeitskollegin - sehr freundliches Mädchen! - der die Familie (also allgemein) sehr am Herzen lag. Sie hat sich auch dafür eingesetzt, dass diese geschützt wird. Finde ich gut. Meiner Meinung nach ist die Familie - egal wie sie aussieht - eine schützenswerte Instanz und der wichtigste kleine Sozialisationskreis für Menschen. Und dann drückt sie mir eine Broschüre in die Hand, die eben Spenden für Familien sammelt. Und das erste was da oben steht "Ein Fisch kann kein Fahrrad sein. Eine Frau kann kein Mann sein." … … … Like srsly? Ich finde das furchtbar, wenn man Dinge so instrumentalisiert und dann seinen Blödsinn verbreitet. Und ja, dieses Beispiel ist für mich ganz klar Hetze. Nur weil sie nicht leidenschaftlich und brüllend durch die Straßen erfolgt, sondern still und hübsch verpackt, ist es nicht plötzlich nur eine sanfte Meinung.

  • Natürlich ist es schwer. Es werden pro Minuten viele, viele Stunden an Videomaterial hochgeladen.

    Aber hier ist die Sache: Die Problematischen Dinge werden normalerweise mehrfach gemeldet. Doch sehr, sehr häufig braucht es eben erst einen allgemeinen medialen Aufschrei, bevor was dagegen getan wird.

    Die Problematik hierbei ist, dass genau diese Tatsache den Großteil der Youtube-Community (bzw. die Medien allgemein) nicht sonderlich zu interessieren scheint. Nur in den seltensten Fällen wird diesbezüglich mediale Recherche betrieben und selbst wenn der mediale Aufschrei mal zustande kommt, flacht die Arbeit der moderativen Instanz gerne wieder ab, sobald dieser wieder vorbei ist.


    Innerhalb der Plattform selbst wird das primär an der persönlichen Bubble der meisten Nutzer liegen, die einen gar nicht in Kontakt mit etwaigen Themen kommen lässt (die ist allerdings nochmal ein anderes Thema) - dass aber auch außerhalb von YouTube über viele Dinge einfach nicht berichtet wird, obwohl Informationsmaterial on mass vorhanden ist, dürfte in einer funktioniernden Gesellschaft eigentlich nicht der Fall sein.


    Bestes Beispiel ist das Pädophilen-Netzwerk, über welches letztes Jahr vermehrt berichtet wurde. Es hat ewig gedauert, bis dieses Thema mal mehr oder weniger bei der großen Masse ankam, obwohl zahlreiche Kanäle darüber berichtet hatten - auch große Kanäle mit enormen Traffic. Aber seien wir ehrlich: Erinnert sich da heute noch jemand dran? Also nicht im Sinne von "stimmt, da war ja mal was", sondern mit dem Hintergedanken, dass dieses Problem nach wie vor existent ist?



    Der wichtigste Ansatz hierbei ist, so viel über derartige Themen zu berichten und zu diskutieren, wie möglich, um das viel zu geringe Bewusstsein zu verschärfen und besonders YouTube selbst bezüglich des mangelhaften Moderationssystems wachzurütteln, das durch Algorithmen nun mal nicht gelöst werden kann, egal wie sehr die Betreiber der Plattform das auch behaupten mögen.

  • Extremismus ist absolut verwerflich, aber nicht jeder, der kritisch ist, ist automatisch ein Nazi.

    Da hast du absolut Recht. Ein Nazi zu sein, macht Leute zu Nazis. Die Sache ist: Die Alt-Right sind Nazis. Viele identifizieren sich sogar eigentlich als Nazi - außer natürlich jemand linkes sagt ihnen, dass sie ein Nazi sein, dann kommt ein: "Ihr blöden Libtards nennt alles Nazi, was euch nicht passt."


    Ich rede hier wirklich von den extremen Kanälen und jenen, die sich vielleicht milder ausdrücken, aber diese Kanäle dabei dennoch bewerben. Das sind Leute, die wollen einen weißen Ethnostaat. (Also einen Staat, in dem nur weiße Menschen leben dürfen.) Das ist eine Nazi-Weltanschauung.


    Wir müssen diese Menschen Nazis nennen, um klar zu machen, wie drastisch ihr Weltbild ist. Denn einfach nur "rechtsextrem" zu sagen, sorgt auf Seiten von Medien und vermeintlich zentralpolitischen Positionen nur für ein Schulterzucken.


    Übrigens würde ich auch widersprechen, dass Extremismus per se Verwerflich ist. Rechtsextremismus ist das. Zu ihrer jeweiligen Zeit waren sowohl die Suffragetten, die sich für das Frauenwahlrecht eingesetzt haben, als auch die Menschen, die sich für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt haben, als auch Menschen, wie Rosa Parks, Martin Luther King oder in Südafrika bspw. Mandela Linksextremisten. Linksextremismus bedeutet letzten Endes nicht mehr, als mehr Rechtegleichheit zu schaffen zwischen verschiedenen Gruppen, als es die aktuelle Landesverfassung zulässt.

    In 100 Jahren werden wohl einige darüber lachen, wie wir uns damit schwer getan haben, offene Diskriminierung nicht zu bekämpfen, weil es für uns eben noch eine vertraute Meinung war.

    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass darüber gelacht werden wird. Es wird als Armutszeugnis der heutigen Gesellschaft gesehen werden. Wie auch der Klimawandel und die immer schwerer zu bewohnende Welt als ein Armutszeugnis gesehen werden wird. Und dann werden Leute versuchen zu erzählen, dass sie es doch nicht gewusst haben. Dass man ihnen doch nichts gesagt hat. Es war ja nicht ihre Schuld, oder? Sie haben doch nichts machen können.


    Und DAS wird dann weiter als Argument verwendet, um gegen seine Kompetenz zu argumentieren. Warum?

    Vornehmlich, weil es einfacher ist. Vor allem ist es einfacher, sich vorzustellen, dass jemand einfach eine geringere Intelligenz hat und deswegen hasserfüllt ist, weil er Dinge nicht versteht und halt allgemein eine Witzfigur ist. Es ist halt ein "Wir machen Witze über das, vor dem wir Angst haben, um die Angst zu nehmen." Und über seinen Rassismus Witze zu machen, darüber wie seine Regierung mehr und mehr faschistisiert wird, das nimmt die Angst nicht. Das macht sie eher größer. Es gibt in den USA verschiedene Politikwissenschaftler, die anzweifeln, dass Trump nächstes Jahr, sollte er abgewählt werden, das weiße Haus aufgibt.

  • wo unterscheidet sich deiner Meinung nach dann beispielsweise ein Video, wo man die Meinung vertritt, dass es zwei Geschlechter gibt und sagt, dass alles andere Unfug ist, von "Hatespeech"? Wo sind Angriffe "berechtigt" und wo nicht?

    Die Meinung ist Hatespeech und Diskriminierung und das Verbreiten falscher Informationen, die wissenschaftlich mehrfach widerlegt wurden.


    Eine Aussage, die Menschen ihre Existenz aberkennt, ist keine Meinungsäußerung, sondern ein Angriff.

    Aber nichts davon tut diese Aussage notwendigerweise, Nur weil man der Meinung ist, es gäbe nur zwei Geschlechter, heißt das nicht, dass man Transsexuellen ihre Existenz oder irgendwelche Rechte abspricht (ein Recht auf Überzeugung, worunter die Idee von mehr als zwei Geschlechtern oder die Geschlechtsidentität fallen), ohne Widerspruch gibt es nun mal nicht,

    Diese Aussage basiert nicht mal notwendigerweise auf Hass auf Transsexuelle, sondern auf Definitionen wie dieser die eine Zweigeschlechtlichkeit implizieren. Dieser kann man folgen und gleichzeitig Trans-Menschen gute Leben wünschen, ihre Geschlechtsidentität zu tolerieren und auch mit ihnen befreundet sein wollen (zugegeben, in vielen Fällen ist dies leider wirklich nicht der Fall und die Abneigung zu radikal), Dass ist alles möglich, weswegen diese Aussage keinen Hass impliziert.

    Und selbst wenn man Informationen, die falsch sein sollten, verbreitet, kann dies auch auf mangelndem Wissen und Irrtümern beruhen, was auch kein Hass ist und definitiv nicht verboten gehört.


    Mein Punkt ist, dass eine einseitige Interpretation, wie du Alaiya sie hier betreibst zu undifferenzierten unf falschen Schlussfolgerungen und tendenziell zu unverhältnismäßigen Einschränkungen von Grundrechten führen.

    Denn ja, Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, dessen Einschränkung sehr, sehr, sehr, sehr stark überlegt und begrenzt gehört. Höchstens Dinge wie Anstiftung zu Gewalt, Drohungen Verleumdung etc., die im Prinzip nicht einmal Meinungen sind, gehören verboten. Sollte Youtube-Videos diese Dinge betreiben, gehört es natürlich verboten, wenn nicht dann nicht, selbst wenn ich gewisse Meinungen (schwarze Menschen sind biologisch gefährlich, Abneigung zu Homosexualität) FÜR VERACHTENSWERT HALTE:

  • Diese Aussage basiert nicht mal notwendigerweise auf Hass auf Transsexuelle, sondern auf Definitionen wie dieser die eine Zweigeschlechtlichkeit implizieren. Dieser kann man folgen und gleichzeitig Trans-Menschen gute Leben wünschen, ihre Geschlechtsidentität zu tolerieren und auch mit ihnen befreundet sein wollen (zugegeben, in vielen Fällen ist dies leider wirklich nicht der Fall und die Abneigung zu radikal), Dass ist alles möglich, weswegen diese Aussage keinen Hass impliziert.

    Meistens ist es aber eben doch der Fall. Wer sagt: "Es gibt nur zwei Geschlechter", der ist beispielsweise sehr wahrscheinlich dafür, dass Kinder in ein Geschlecht gezwungen werden - auch inter* Kinder. Weil es eben nur zwei Geschlechter gibt und es dementsprechend unmoralisch wäre, ein Kind dazwischen einfach existieren zu lassen. Wer sagt "Es gibt nur zwei Geschlecht" würde es sicher auch bevorzugen, wenn enby Menschen, wie ich, nicht als enby leben dürfen und es gesetzlich nicht anerkannt wird. Und wer sagt: "Es gibt nur zwei Geschlechter und wenn du verwirrt bist, schau mal zwischen deine Beine!", der wird wahrscheinlich auch dagegen sein, dass Krankenkassen die oft lebenswichtigen (wegen Dysphorie) Medikamente und Operationen von trans Menschen zu bezahlen.


    Letzten Endes ist es eine so genannte "Dogwistle". Etwas sagen, was einen ganzen Rattenschwanz an Dingen impliziert, aber bei dem man sich auf "war doch gar nicht so gemeint" herausreden kann, aber "ist halt meine Meinung".


    Und selbst wenn man Informationen, die falsch sein sollten, verbreitet, kann dies auch auf mangelndem Wissen und Irrtümern beruhen, was auch kein Hass ist und definitiv nicht verboten gehört.

    Aber auch das ist eben ein Problem. Ja, diverse Anti-Vaxxer glauben natürlich auch wirklich daran, dass Impfen in irgendeiner Form gefährlich sei. Dennoch gefährden sie durch ihre Videos und Facebook Posts und dergleichen eine sehr gefährliche Legende, die die Gesundheit vieler Menschen gefährden. Es ist ihre Meinung - aber dennoch ist diese Meinung gefährlich.


    Anderes Beispiel, um wieder auf die Rechten zurückzukommen (auch wenn die Überschneidungsmenge durchaus gegeben ist): Ein gewisser YouTuber aus der rechten Blase verbreitete nach dem Brandt von Notre Dame halt die Verschwörungstheorie, dass es natürlich ISIS war, und alle das nur vor den einfachen Menschen geheim halten wollten. Es sind dabei natürlich aber genau solche Aussagen, die ISIS zugute kommen, statt ihnen zu schaden, und letzten Endes wenn es viele Leute glauben dafür sorgen, dass mehr Muslime ausgegrenzt werden, leiden und sich dadurch leichter manipulieren lassen. Und als er dann darauf angesprochen wurde, hieß es ja, er hätte bestimmte Informationen, die das ja deutlich widerlegten, ja nicht gewusst. (Jemand, der immer wieder gegen Muslime wettert, ne?)


    Und was ist mit den vielen radikalisierten Amokläufern? Fast jeder Amoklauf in den USA geht auf die online Radikalisierung zurück - auch zum Teil über YouTube. Dabei wird kaum einer der etwaigen YouTuber sagen: "Jetzt geh mal los, und bring die Leute um." Die sind ja auch nicht doof. Das kommt dann durch Besprechung dieser Videos in einschlägigen Foren oder Chats.


    Siehe halt die PizzaGate Sache, die mit einem Amoklauf endete. Das war eine Verschwörungstheorie. Die vor allem über YT verbreitet wurde. Haben die es auch nicht besser gewusst? Ist das ein Grund, niemanden einen Vorwurf zu machen? Am Ende kann man immer sagen: "Habe ich wirklich geglaubt!" und "Habe ich nicht besser gewusst!" Aber macht es das gut?


    Denn ja, Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, dessen Einschränkung sehr, sehr, sehr, sehr stark überlegt und begrenzt gehört.

    Noch einmal: Meinungsfreiheit ist die Freiheit den Staat kritisieren zu können. Meinungsfreiheit heißt weder, dass andere zuhören müssen, dass andere diese nicht krisieren dürfen oder dass irgendjemand dir einen Plattform bieten muss, diese Meinung zu verbreiten. Meinungsfreiheit ist auch rechtlich bereits massiv eingeschränkt. Volksverhetzung, Hassrede, Beleidigungen, Verleugnung von Personen, Holocaustverleugnung und diverse andere Gesetze schränken ein, was du sagen kannst und was nicht. Wir haben sogar noch immer Blasphemiegesetze!


    Hassrede ist nicht von Meinungsfreiheit geschützt. Hassrede gehört auch nicht geschützt. Denn Hassrede zu erlauben heißt immer, andere Leute - Leute, die ohnehin marginalisiert sind - vor den Zug zu werfen. Unter dem Vorwand geheuchelter Meinungsfreiheit.

  • Noch einmal: Meinungsfreiheit ist die Freiheit den Staat kritisieren zu können. Meinungsfreiheit heißt weder, dass andere zuhören müssen, dass andere diese nicht krisieren dürfen oder dass irgendjemand dir einen Plattform bieten muss, diese Meinung zu verbreiten. Meinungsfreiheit ist auch rechtlich bereits massiv eingeschränkt. Volksverhetzung, Hassrede, Beleidigungen, Verleugnung von Personen, Holocaustverleugnung und diverse andere Gesetze schränken ein, was du sagen kannst und was nicht. Wir haben sogar noch immer Blasphemiegesetze!


    Hassrede ist nicht von Meinungsfreiheit geschützt. Hassrede gehört auch nicht geschützt. Denn Hassrede zu erlauben heißt immer, andere Leute - Leute, die ohnehin marginalisiert sind - vor den Zug zu werfen. Unter dem Vorwand geheuchelter Meinungsfreiheit.

    Stimmt, in Deutschland ist die Meinungsfreiheit eingeschränkt. Aber die Server von Youtube befinden sich nunmal in den USA und dort ist die Redefreiheit nicht so eingeschränkt wie hier in Europa. In den USA ist es auch nicht verboten den Holocaust zu leugenen und wenn es um Hassrede geht darf ich auch das so lange machen wenn es unmittelbar zu keine gewaltätigen Ausschreitungen kommt.


    In der juristischen Bewertung gibt es zwischen den Staaten wesentliche Unterschiede. In den Vereinigten Staaten werden freie Meinungsäußerungen geschützt, die nicht tatsächlich einen Aufruf zu Gewalt darstellen. Die Kriterien sind dabei streng ausgelegt: Selbst eine Rede, die Gewalt rechtfertigt oder rassistische Beleidigungen enthält, wird weitgehend geschützt, wenn nicht beweisbar ist, dass es zu „unmittelbarer Gewaltausübung“ kommen wird. Allerdings haben viele private US-amerikanische Institutionen, insbesondere Universitäten, eigene, strengere Richtlinien gegen Hate Speech in ihrem Bereich erlassen. Vorschriften öffentlicher Universitäten, welche entsprechende Verhaltensweisen verbieten sollten, wurden jedoch durch US-amerikanische Gerichte immer wieder eingeschränkt.



    Unterschiede gibt es insbesondere innerhalb der Europäischen Union: Während Frankreich, Österreich und Deutschland hohe Hindernisse gegen Hate Speech errichtet haben, sind in Großbritannien und Ungarn viele Formen des Hate Speech geschützt

    Jedes Land legt nunmal selber aus was alles unter der Meinungsfreiheit zählt und was nicht.


    Für Neugierige hier mal ein paar Links

    Link 1

    Link 2

    Link 3

    Siehe halt die PizzaGate Sache, die mit einem Amoklauf endete. Das war eine Verschwörungstheorie. Die vor allem über YT verbreitet wurde. Haben die es auch nicht besser gewusst? Ist das ein Grund, niemanden einen Vorwurf zu machen? Am Ende kann man immer sagen: "Habe ich wirklich geglaubt!" und "Habe ich nicht besser gewusst!" Aber macht es das gut?

  • Stimmt, in Deutschland ist die Meinungsfreiheit eingeschränkt. Aber die Server von Youtube befinden sich nunmal in den USA und dort ist die Redefreiheit nicht so eingeschränkt wie hier in Europa.

    Ändert nichts daran, dass YouTube es selbst in die Regeln geschrieben hat, dass sie Inhalte verbieten, die Beleidigen, üble Nachrede verbreiten oder Hass gegen bestimmte Gruppen aufgrund ihrer Eigenschaften schüren.


    Auch Belästigung und Cybermobbing sind untersagt. Etwas, das erneut von diversen Rechten nicht beachtet wird.


    Es gibt YouTube Regeln dagegen. Diese gelten überall.


    Dennoch geht YT nicht dagegen vor, bis es einen medialen Aufschrei gibt und sie Angst haben, Sponsoren darüber zu verlieren, wie es bspw. bei InfoWars der Fall war.

  • Da gebe ich dir absolut recht. Blos werden auf Youtube viele Videos hochgeladen und es ist unmöglich das zu kontrolieren. Auch darfst du nicht vergessen das Youtube immer noch das Hausrecht hat und immer selber entscheiden kann was gelöscht wird und was nicht, unanhängig davon wie die Regeln lauten. Mehr als immer wieder melden und Aufklärung zu betreiben wird wohl nicht möglich sein, so blöd das auch ist.

  • Blos werden auf Youtube viele Videos hochgeladen und es ist unmöglich das zu kontrolieren. Auch darfst du nicht vergessen das Youtube immer noch das Hausrecht hat und immer selber entscheiden kann was gelöscht wird und was nicht, unanhängig davon wie die Regeln lauten. Mehr als immer wieder melden und Aufklärung zu betreiben wird wohl nicht möglich sein, so blöd das auch ist.

    Das stimmt ja auch alles, wurde schon angesprochen. Vor allem eben die Masse an Videos hat Alaiya selber schon genannt, aber eben auch erwähnt, dass sogar massenweise gemeldete Videos online bleiben.

    Aber weswegen ich schreibe: Ist das nicht Teil von Aufklärung, dass wir hier darüber sprechen? Allein euer Dialog hier hat schon einige Probleme aufgeführt, Situationen beleuchtet und den status quo reflektiert. Damit hat jeder Leser, der sich vorher nicht damit beschäftigt hat, schon mal etwas mehr Gedanken dazu und kann sich bei Bedarf weiter bilden. Wir müssen solche Missstände (leider) immer wieder durchkauen und kritisieren, sonst wird es still, wie in den Fällen, die Ranku erwähnt. Denn ja, ich habe keine Ahnung wovon er spricht lol.


    Hausrecht haben wir auch hier im Forum und nutzen das natürlich im Notfall. Allerdings bewegt sich die Realität meistens zwischen Nutzer-Wünschen, Seitenbetreiber-Wünschen und anderen Einflüssen wie hier dem Team. Es vermischt sich auch oder klafft mal auseinander. Es macht durchaus was aus, wie laut die Nutzer sind und wie gut sie ihr Unbehagen argumentieren können. Vor allem, wenn du rein in der Theorie damit übereinstimmst (was ja durch die Nutzungsbestimmungen von YT gegeben ist). Also muss weiterhin darüber gesprochen werden, weiter gemeldet werden und irgendwo auch hoffen, dass die wichtigsten Sponsoren nicht ausgerechnet die sind, die das gut heißen.


    Ist ja leider nicht so, dass social-media-Plattformen wenig Einfluss auf bestimmte Geschehnisse nehmen. Letztens auch eine amerikanische Sendung gesehen, die von einem Fall berichtete, wo eine Frau durch missinterpretierte Twitter-Posts so fertig gemacht wurde, dass sie IHREN NAMEN ÄNDERN MUSSTE UND UMZIEHEN. WTF. Weil das plötzlich Wellen geschlagen hat und es keinen interessierte, was nun wirklich war. Das ist gefährlich. Das bedroht auch Leben von Einzelpersonen. Dementsprechend gut, dass wir darüber reden und uns auch bewusst sind, wo die Blockaden liegen. Aber diese Blockaden sollten kein Grund sein, dass wir eben aufhören das zu kritisieren.

  • Zitat von Alaiya

    Wir müssen diese Menschen Nazis nennen, um klar zu machen, wie drastisch ihr Weltbild ist. Denn einfach nur "rechtsextrem" zu sagen, sorgt auf Seiten von Medien und vermeintlich zentralpolitischen Positionen nur für ein Schulterzucken.

    Damit die Nazis sich bestätigt fühlen? Nein, das ist der falsche Weg. Man muss viel eher in die Welt der Nazis eintauchen und sich fragen wie es soweit kommen konnte. Jedes Ergebnis hat auch einen Ursprung. Die meisten wurden zu Nazis, weil Nazis sie umgepolt haben und auch mit unzufriedenen Zustände eingeredet haben. Sie sind schlichtweg Opfer geworden. Man bekommt die Nazis nur wieder da raus wenn wir klar machen, dass das was Nazis wollen nur schadet und konkret aufführen, wofür Parteien wie die AfD stehen. Aber es liegt auch viel an unserer Politik, dass viele der AfD abgewandert sind. Das sind Menschen, die haben Probleme und fühlen sich von der Politik missverstanden. Gibt den Menschen das Gefühl, dass sie dazu gehören, indem man ihre Lebenslage verstärkt, das Image wie Flüchtlinge srärkt. Weil wo man zufrieden ist, gibt es keinen Grund dagegen zu sein.

  • Zitat von Alaiya

    Übrigens würde ich auch widersprechen, dass Extremismus per se Verwerflich ist.

    Jein, Extremismus oder extremistisches Verhalten egal welcher Art sorgt dafür, dass du nur noch deine eigene Sicht siehst und niemanden zu verstehen versuchst.

    Außerdem führt es dazu, dass auch Leute, die auf deiner Seite sind, sich von dir abwenden, einfach weil ich auch bei so einigen finde "ist mir zu krass drauf und zu nervig", selbst wenn ich alles gutheiße, was derjenige sagt.


    Zitat von Alaiya

    Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass darüber gelacht werden wird. Es wird als Armutszeugnis der heutigen Gesellschaft gesehen werden.

    Das glaub ich nicht. Ich denke, dass sich allgemein wenig verändern und es immer einen gewissen, und nicht zu unterschätzenden, Prozentsatz an rechtem Gedankengut geben wird.


    Zitat von Alaiya

    Vornehmlich, weil es einfacher ist. Vor allem ist es einfacher, sich vorzustellen, dass jemand einfach eine geringere Intelligenz hat und deswegen hasserfüllt ist, weil er Dinge nicht versteht und halt allgemein eine Witzfigur ist. Es ist halt ein "Wir machen Witze über das, vor dem wir Angst haben, um die Angst zu nehmen." Und über seinen Rassismus Witze zu machen, darüber wie seine Regierung mehr und mehr faschistisiert wird, das nimmt die Angst nicht. Das macht sie eher größer. Es gibt in den USA verschiedene Politikwissenschaftler, die anzweifeln, dass Trump nächstes Jahr, sollte er abgewählt werden, das weiße Haus aufgibt.

    Ich denke auch, dass Flat Earthler eine absolute Randerscheinung waren, bis sie ein Meme wurden und sich immer mehr Leute mit den seltsamen Verschwörungen beschäftigen.

    Ich denke auch, dass man Impfgegner oä nicht immer so herablassend behandeln sollte. Wenn man von jemandem herablassend behandelt wird, setzt man sich nunmal eher nicht mit seinem Argument auseinander.


    Zitat von Edex

    Sie sind schlichtweg Opfer geworden.

    Leute einfach mal zu Opfer zu machen, obwohl sie die Täter sind, ist auch etwas "abstoßend", also der Gedanke daran.

    Natürlich muss man die Zustände verstehen, die dazu führen können. Das bedeutet noch lange nicht, dass man sie als Opfer bezeichnen kann.


    Zitat von Edex

    Gibt den Menschen das Gefühl, dass sie dazu gehören, indem man ihre Lebenslage verstärkt, das Image wie Flüchtlinge srärkt. Weil wo man zufrieden ist, gibt es keinen Grund dagegen zu sein.

    Es ist tatsächlich weniger, aber viele Leute wetzen auch ihre eigene Unzufriedenheit auf andere ab. Trotzdem muss man auch manche Personen zu verstehen versuchen, die man nicht leiden kann, deren Ansichten man nicht leiden kann.

    Wenn Leute noch nicht tief im braunen Sumpf stecken, ist es wahrscheinlicher, dass sie dort eher hineingelangen, wenn sie von der Gegenseite nur Ablehnung erfahren und von Rechten nur Zuspruch. Es ist eben menschlich sehr verständlich, wenn man sich dem zuwendet, der nicht gegen einen ist. Selbst wenn andere zurecht gegen einen sind - oder dann erst recht, weil man das nicht hören möchte.


    Aber aus der eigenen Sicht heraus: Menschlich ist es genauso sehr schwierig auf einen zugehen zu wollen, der einen als krank, abnorm oä. bezeichnet. Da denkt man am Ende doch etwas wie "ach, leck mich" und wird unter Umständen wütend.

  • ich möchte kurz anmerken, dass die meisten Nazis sich bewusst sind, was für eine Ideologie sie vertreten. Sie leben diese auch aus.

    Hinzu kommen jene, die einen Aspekt einer rechtsextremen Partei toll finden, weil sie ja sowieso sauer sind auf diese Altparteien und unzufrieden sind mit sich selbst und ihr Umfeld sind ich weiß allerdings, ob man sie dennoch als Nazis bezeichnen darf.

  • Damit die Nazis sich bestätigt fühlen? Nein, das ist der falsche Weg. Man muss viel eher in die Welt der Nazis eintauchen und sich fragen wie es soweit kommen konnte

    Deswegen habe ich ja auch weiter oben gesagt, dass man sich mal fragen sollte, was ganz konkret falsch läuft, dass sich junge, weiße Männer radikalisieren lassen so wie Alaiya das geschildert hat. Ich habe in meinen letzten Jahren im Internet tatsächlich so ein paar Jungs kennengelernt, und imo sind viele von denen einfach einsam, frustriert und bekommen von Zuhause aus auch nicht genug der Art von Liebe, die manche von ihnen einfach bitter nötig haben.

    Das sind Menschen, die haben Probleme und fühlen sich von der Politik missverstanden. Gibt den Menschen das Gefühl, dass sie dazu gehören, indem man ihre Lebenslage verstärkt, das Image wie Flüchtlinge srärkt. Weil wo man zufrieden ist, gibt es keinen Grund dagegen zu sein.

    Und genau das ist es - man kann sagen, was man will, aber "Altright" gibt eben auch eine Gemeinschaft und das Gefühl, dass man dazugehört. Und gerade deswegen ist es ja so gefährlich. Und am anderen Ende des Spektrums ist für diese Leute was genau? Auch wieder Extremismus.

  • Damit die Nazis sich bestätigt fühlen? Nein, das ist der falsche Weg. Man muss viel eher in die Welt der Nazis eintauchen und sich fragen wie es soweit kommen konnte

    Deswegen habe ich ja auch weiter oben gesagt, dass man sich mal fragen sollte, was ganz konkret falsch läuft, dass sich junge, weiße Männer radikalisieren lassen so wie Alaiya das geschildert hat. Ich habe in meinen letzten Jahren im Internet tatsächlich so ein paar Jungs kennengelernt, und imo sind viele von denen einfach einsam, frustriert und bekommen von Zuhause aus auch nicht genug der Art von Liebe, die manche von ihnen einfach bitter nötig haben.

    Das stimmt sicherlich: Aber wie soll da die Lösung aussehen?


    So einige dieser Leute, die irgendeine Form von Zuwendung und Liebe bitter nötig hätten, sind zu unsympathisch, um sich mit ihnen auseinandersetzen und sie geben zu wollen.

    Das ist dann auch schlussendlich der Grund, weshalb auch außerhalb ihres Elternhauses sie keiner außer ihresgleichen leiden kann. Mag sein, dass er es dort so gelernt hat, bloß besser macht das nicht.


    In der Theorie weiß man, dass sich die Fronten nur noch mehr verhärten und diese Leute dorthin gehen, wo sie Zuspruch erhalten, aka bei den Altrights, wenn man denen aber wirklich gegenübersieht, empfindet man ganz schnell Abscheu. Jeder dieser Typen, die ich bisher kennengelernt hatte, haben sehr schnell genau solche Gedanken hervorgeholt. Dann kommt irgendwan noch "und deshalb sterb ich alleine, weil ... " und du hörst ihnen fünfzehn Minuten zu und denkst "Ja, bitte, tu das. 😅"

    Es ist entweder unrealistisch, dass man so viel Gutes an den Leuten entdecken kann, sodass man sie zu mögen lernt, oder die Zuneigung ist schlicht und ergreifend erlogen, mit dem Ziel diese Menschen zu ändern. Oder derjenige hat nicht gar so abstoßende Ansichten und Äußerungen, und wirkt sonst nicht unsympathisch, sodass man sich noch mit ihm auseinandersetzen kann.

  • Jein, Extremismus oder extremistisches Verhalten egal welcher Art sorgt dafür, dass du nur noch deine eigene Sicht siehst und niemanden zu verstehen versuchst.

    Außerdem führt es dazu, dass auch Leute, die auf deiner Seite sind, sich von dir abwenden, einfach weil ich auch bei so einigen finde "ist mir zu krass drauf und zu nervig", selbst wenn ich alles gutheiße, was derjenige sagt.

    Das hat nichts mit politischem Extremismus zu tun.


    Politischer Radikalismus und politischer Extremismus definieren sich darüber, dass sie sich a) am Rand oder außerhalb des aktuellen Overton Fensters bewegen und b) die Verfassung in bestimmten Punkten massiv ändern oder komplett für eine neue Fassung umwerfen wollen.


    Außerdem finde ich in ein paar Aspekten den Begriff "Meinung" halt kompliziert. Er wird bspw. aktuell auch in Richtung Klimawandel gerne genutzt. Aber es ist nicht die Meinung der Wissenschaft, dass es menschengemachten Klimawandel gibt, es ist eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache. Genau so wenig ist es eine Meinung der Wissenschaft, dass der Kohlausstieg am besten Vorgestern gut gewesen wäre, sondern erneut etwas, dass sich nachweisen lässt.


    Und vielleicht auf klassische links-rechts-themen bezogen: Die negativen Folgen des Kolonialismus sind ebenfalls keine Meinung, sondern historische Tatsache.


    Das glaub ich nicht. Ich denke, dass sich allgemein wenig verändern und es immer einen gewissen, und nicht zu unterschätzenden, Prozentsatz an rechtem Gedankengut geben wird.

    Genau das sehe ich ehrlich gesagt so nicht. Aus einem einfachen Grund: Entweder, wir gehen auf dem aktuellen Pfad weiter, in welchem Fall "Zivilisation in 100 Jahren" recht optimistisch gedacht ist (zwischen Klimawandel, Keimen und Kriegen ...) oder die Mentalität ändert sich. Und die Mentalität muss sich halt ändern.


    Man darf nicht vergessen, dass unser modernes Wirtschaftssystem einer der zentralen Nährböden für Faschismus ist. Unser tendenziell eher konservativ geprägtes Gesellschaftsbild ebenfalls. Konservatismus glaubt an eine Hierarchie. Kapitalismus sorgt dafür, dass es diese auch gibt. Aber Hierarchien haben es halt an sich, dass am Ende wenige Leute oben und viele Leute unten stehen. Und niemand mag es unten zu stehen. Und dann findet man das übliche erst einmal konservative Gedankengut: "Menschen sind verschieden. Sollten sie doch auch verschiedene Rechte haben." Und man sagt sich: "Stimmt, und deswegen sollte ich mehr Rechte haben, weil ich immer noch besser bin, als andere ..." Und dann kommt der Faschismus und sagt: "Und die da, die eigentlich unter dir stehen sollten, die bekommen was, was du nicht bekommst." Und dann wird nach unten getreten.


    Das Problem ist, dass Faschismus in seiner Natur nie aufhört. Weil Faschismus anstrebt, dass Leute glücklich gehalten werden, indem sie von anderen Leuten, die aktuellen "Buhmänner", abgegrenzt und diese diskriminiert und irgendwann ausgelöscht werden. Aber wenn sie einmal ausgelöscht sind ... dann muss halt jemand anders her. Bis niemand mehr übrig bleibt. Am Ende gewinnt niemand.


    Und das ganze sieht man jetzt schon. Es hat einen Grund, warum man eine Handvoll rechte Demonstranten mit "Man muss die Sorgen ja ernst nehmen" bedenkt und hundertausende, die für Klima, gerechte Löhne oder gegen das Polizeigesetz auf die Straße gehen ignoriert. Zweitere lassen sich nicht ruhig stellen, ohne das aktuelle System (und in die aktuelle Wirtschaft) einzugreifen und Dinge zu tun, zu ändern. Erstere schon.


    Letzten Endes ist es auch einfacher nach unten zu treten, als nach oben zu schlagen, wie man so schön sagt.


    Deswegen habe ich ja auch weiter oben gesagt, dass man sich mal fragen sollte, was ganz konkret falsch läuft, dass sich junge, weiße Männer radikalisieren lassen so wie Alaiya das geschildert hat. Ich habe in meinen letzten Jahren im Internet tatsächlich so ein paar Jungs kennengelernt, und imo sind viele von denen einfach einsam, frustriert und bekommen von Zuhause aus auch nicht genug der Art von Liebe, die manche von ihnen einfach bitter nötig haben.

    Es liegt nicht wirklich an "zuhause". Es liegt eher an die engen akzeptablen Rahmen, die die Gesellschaft vorgibt, und die Angst zu versagen - ein Versager zu sein. Effektiv: Wer nichts von Wert leistet, ist nichts wert. Was Wert hat, wird von der Gesellschaft bestimmt. Entweder bist du intelligent, du bist schön oder du bist reich. Am besten natürlich alles zusammen. Wenn du in irgendetwas davon nicht bist, dann bist du ein Versager. Und das endet dich dann bei uns als Hartzer und in den USA, wo es nicht mal ein löchriges Hartz-IV-Netz gibt, halt noch weiter unten.


    Man(n) fühlt sich auf der Strecke gelassen, auch wenn man eigentlich zu der Gruppe gehört, die es am einfachsten hat (weißer, cishet, ablebodied Mann). Oftmals ist man nicht mal so unintelligent - aber irgendwie klappt es mit dem Erfolg halt dennoch nicht. Vielleicht weil das Startkapital fehlt, vielleicht weil man unter sozialen Ängsten leidet, vielleicht weil das Elternhaus nicht unterstützt. Und alles, was man will, ist die Chance kein Versager zu sein. Vielleicht ärgert man sich sogar über das System, schaut dann beispielsweise auf YouTube Videos, wo dir jemand erzählt, dass ja, der Staat lässt die normalen Leute im Stich. Etwas, das ja nicht mal zwangsweise falsch ist. Und dann geht es weiter mit: "Aber den Ausländern, denen hilft der Staat." Und du denkst dir: "Hmm, das ist schon unfair." Und dann regt sich jemand in so einem Video über die [Minderheit X] auf, die für ihre Rechte demonstrieren. Und du denkst dir: "Aber denen geht es nicht so schlecht, wie mir!" Was ja in einigen Fällen (bei weitem nicht in allen) stimmen mag. Und dann ist es auf einmal immer leichter zu glauben, dass es dir so schlecht geht, weil die da alles bekommen. Was natürlich nicht stimmt. Aber es hilft dir einfach, das zu glauben. Denn du kannst bspw. auf YouTube dann hingehen und [Minderheit X] beleidigen und über sie herziehen und eventuell schießt die sogar zurück und es fühlt sich so gut an. Sicher, es ändert nichts an deiner Situation, aber gut fühlt es sich ja dennoch an.


    Natürlich könntest du auch schauen: "Hmm, geht es mir vielleicht so schlecht, weil das Geld ungerecht verteilt ist und große Firmen, wie Google oder Amazon keine Steuern zahlen, während sie Milliarden schäffeln?" Aber dann ist eben die Frage: Was kannst du schon dagegen machen? Da ist es doch besser, auf anderen rumzuhacken und dich bestätigt zu fühlen, wenn ein Trump, ein Farage oder ein Gauland dir sagt, dass du ja eigentlich total Recht hast.

  • Alaiya

    Das stimmt zu großen Teilen. Trotzdem müsste sich erst die menschliche Psyche ändern, was sie nicht wird. Viele suchen immer jemanden, der schwächer als sie selbst ist. Das ist nicht nur ein gesellschaftliches Phänonen, sondern auch ein Psychologisches. Wenn du die eine Gruppe an Menschen aus dieser Position befreist, werden sie sich eine andere suchen.


    Außerdem wissen wir noch gar nicht, inwieweit man etwas bewirken und das System verändern kann. Ich werde oft lieber positiv überrascht, als enttäuscht und geh mal vom Negativen aus.

    Man kann halt mal versuchen etwas zu verändern, aber wenn es nichts hilft (wovon ich nunmal ausgehe), ist man am Ende wenigstens nicht gar so sehr enttäuscht. Bevor die schlimmsten Katastrophen dank Klimawandel eintreten, würde ich gerne noch massenhaft Posts sehen und selbst schreiben: "Wir haben es euch doch gesagt!" 😅

  • Cassandra

    Ich gebe dir mit dem Beitrag total recht. Es ist schon wichtig darüber zureden und das gerade Socialmedia Plattformen solche Probleme auslösen können sieht man auch gut an dem Phänomen "Drachenlord". Ich wollte durch die Beiträge die ich geschrieben habe nur sagen das es nicht so einfach ist eine Lösung zufinden.



    PS: Ich finde mit diesen Satz hast du total ins Schwarze getroffen.

    Wir sind auch in eine sehr anstrengende Zeit reingeboren worden. In den letzten 30 Jahren haben sich alte Weltanschauungen und neue Erkenntnisse so dermaßen überschnitten, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der teilweise widersprüchliche Einstellungen parallel existieren. Einerseits sind viele von uns mit dem alten Weltbild aufgewachsen, deswegen ist es uns vertraut und wir "verstehen es", andererseits haben viele von uns den Fortschritt und die Erkenntnisse nicht ignoriert und sich diese auch einverleibt und wir wissen, dass es normal ist.



  • Aber zum eigentlichen Thema:

    Das Youtube seine eigenen Regeln nicht durchsetzt mag blöd sein, aber ist denke ich auch der Masse an Content geschuldet. Gibt es irgendwelche Kennzahlen wie viel Stunden Material täglich hochgeladen wären? Und das mal auf einen normalen 8h Arbeitstag runtergerechnet, wie viel Manpower das benötigen würde (wenn man sagt 8h reines Video schauen)?


    Was mich an sich, Thema Werbung, bei Youtube mittlerweile sehr stört ist die ständige Werbung vor und in den Videos. AM PC kann man da smit Adblocker ja umgehen, am Handy in de rApp ist mir aber keine Möglichkeit bekannt, außer wirklich das Premium. Und für die paar Videos die ich mir mal anschaue, nein Danke. Die Werbung sorgt eher dafür dass ich noch weniger auf Youtube bin.

    Was Werbung als Content angeht, es komtm halt drauf an was einen Interessiert, was man sich anschaut. Wenn mich etwas nicht itneressiert, schaue ich es auch nicht an.

  • Was mich an sich, Thema Werbung, bei Youtube mittlerweile sehr stört ist die ständige Werbung vor und in den Videos. AM PC kann man da smit Adblocker ja umgehen, am Handy in de rApp ist mir aber keine Möglichkeit bekannt, außer wirklich das Premium. Und für die paar Videos die ich mir mal anschaue, nein Danke. Die Werbung sorgt eher dafür dass ich noch weniger auf Youtube bin.


    Werbung ist halt - abseits der Sponsoren - die einzige Möglichkeit für Youtuber, mit ihren Videos Geld zu verdienen. Was mich eher stört ist die Tatsache, dass die Undurchsichtigkeit von Youtubes Copyright-Policy oft dazu führt, dass das Geld von den Werbungen an das Netzwerk geht, dass den Inhalt der Videos geclaimed hat, statt an die eigentlichen Contentcreator.

  • ToxcsmWolf


    Btw...

    Zitat von Alaiya

    Außerdem finde ich in ein paar Aspekten den Begriff "Meinung" halt kompliziert. Er wird bspw. aktuell auch in Richtung Klimawandel gerne genutzt. Aber es ist nicht die Meinung der Wissenschaft, dass es menschengemachten Klimawandel gibt, es ist eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache. Genau so wenig ist es eine Meinung der Wissenschaft, dass der Kohlausstieg am besten Vorgestern gut gewesen wäre, sondern erneut etwas, dass sich nachweisen lässt.

    Es ist eben das.

    Man kann zu solch ganz klaren Fakten keine Meinung besitzen. Die erkennt man an oder nicht, aber dann liegt man einfach falsch.

    Dann kommen die Leute an "wäääh, es ist meine Meinungsfreiheit", obwohl der Staat nichts gegen diese unternommen hat. Ihre Meinungsfreiheit wurde nie abgegriffen. Denen passt es bloß nicht, dass andere widersprechen, wenn sie etwas Dummes oder Falsches behaupten.

    Manchmal stehen Leute sogar auf Bühnen bei STAATLICH GENEHMIGTIGEN Demos oder Verkündigungen und sehen sich als Opfer der angeblich beschnittenen Meinungsfreiheit an.


    Cassandra

    Ich gebe dir mit dem Beitrag total recht. Es ist schon wichtig darüber zureden und das gerade Socialmedia Plattformen solche Probleme auslösen können sieht man auch gut an dem Phänomen "Drachenlord". Ich wollte durch die Beiträge die ich geschrieben habe nur sagen das es nicht so einfach ist eine Lösung zufinden.

    Ich hab von dem Kerl erst etwas mitbekommen, nachdem so eine Auffuhr war. Sympathisch ist er nunmal keinesfalls, aber wenn ich jemanden nicht leiden kann, lass ich ihn zufrieden. Ich find diese Leute abscheulich, die ihn terrorisieren und das Dorf mit dazu. Die haben keinerlei Selbstreflexion und fühlen sich bestimmt noch im Recht.

    Sowas kann ich wirklich beim besten Willen auf menschlicher Ebene nicht nachvollziehen, dass man gar keinen Schalter in sich haben kann, der sich automatisch umlegt, bevor man jemandem gewisse Dinge antut. Psychologisch ja, "versteh" ich es, normale Sozialisation nunmal komplett fehlgeschlagen und da sind vll. irgendwo soziopathische Tendenzen; so rein menschlich: Arsch.