Auch ich nehme mir mal das Recht heraus und gebe meinen Senf dazu ab. Aber ich bitte darum, sich nicht zu beschweren, wenn dieser Beitrag zu lang ist. Schließlich sind wir in einem Bereich, wo diskutiert wird, und wenn man über ein interessantes Thema diskutiert, muss man damit rechnen, dass einer daherkommt und einem ein Kotelett an die Backe labert, weil er zu diesem Thema einfach viel zu sagen hat.
Die Idee, ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen, ist erstmal keine schlechte Idee. Fraglich ist aber die Umsetzung, denn diese darf schon stark bezweifelt werden. Das, was ihr jetzt von mir lesen werdet, ist nicht recherchiert und basiert auf meine Meinung , man darf mir gerne irgendwelche offiziellen Dinge vorlegen, die ich mir dann mal angucken und darauf basierend mir weiteren Diskussionsstoff bilden werde. Das hier ist jetzt frei aus dem Bauch heraus und eigentlich genau das, was ich vom Grundeinkommen bisher immer gehalten habe und auch immer noch halte.
Ich habe mir da zwei zentrale Fragen im Kopf gestellt, die ich hier nun beantworten werde.
Wer bekommt was?
Es fängt eigentlich schon damit an, wenn man sich eigentlich eine ganz simple Frage stellt „Wer kriegt was?“ oder „Wer bekommt wie viel?“.
Mir schwebten da schon da schon verschiedene Möglichkeiten im Kopf, um ein faires Modell aufzustellen.
Möglichkeit 1
Nur Menschen, die arbeitssuchend oder arbeitslos sind, können dieses Grundeinkommen beziehen.
Allerdings stellt man sich dann hier die berechtigte Frage, wie viel man bekommt. Wenn man davon ausgeht, dass ein Arbeitsloser so viel Einkommen erhält, um seine Grundbedürfnisse zu befriedigen – andernfalls würde das bedingungslose Einkommen meiner Meinung nach keinen Sinn ergeben - , kann man also eigentlich auch genauso davon ausgehen, dass Berufstätige, die eben nach Möglichkeit 1 KEIN bedingungsloses Grundeinkommen beziehen können, sich ungerecht behandelt fühlen.
Das hat eventuell zur Folge, dass Arbeitnehmer mit dem Gedanken spielen, ob es nicht sinnvoller wäre, den Job zu kündigen und als Arbeitsloser eben dieses Grundeinkommen zu beziehen und den Rest seines Lebens dann trotzdem gut zu überstehen. Wenn man davon ausgeht, dass viele Mitarbeiter auf diesen Zug aufspringen, kann man damit rechnen, dass es erhebliche wirtschaftliche Probleme in Deutschland geben wird.
Abgesehen davon wird das Wort „bedingungslos“ durch diese Möglichkeit nichtig, da eben bestimmte Bedingungen vorliegen, nämlich die Arbeitslosigkeit. Möglichkeit 1 würde also schon mal wegfallen.
Möglichkeit 2
Jeder Einwohner Deutschlands, welcher bereits Einkommen beziehen könnte, erhält genau das Gleiche.
Und hier tritt dann wiederrum das Problem auf, dass viele Arbeitnehmer in Deutschland es eventuell nicht nötig haben, dieses Grundeinkommen zu beziehen, da sie auch ohne dieses Grundeinkommen zumindest so viel verdienen würden, dass es zum Leben und zur Befriedigung der etwas gehoben Bedürfnisse reicht. Würde eben diese Arbeitnehmergruppe ebenfalls dieses Grundeinkommen beziehen können, wäre es meiner Meinung nach Geldverschwendung, unabhängig davon, von wem das Geld kommt.
Auch kann man sich dann die Frage stellen, ob auch hier wieder für viele Arbeitnehmer die attraktivere Variante wäre, den Rest seines Lebens als arbeitsloser, aber einigermaßen gut lebender Mensch zu leben.
Das Wörtchen „bedingungslos“ würde hier allerdings greifen, da jeder unabhängig von finanzieller, wirtschaftlicher und sozialer Lage das Gleiche erhält. Trotzdem darf bezweifelt werden, dass diese Möglichkeit auch wirklich anwendbar ist.
Möglichkeit 3
Das bedingungslose Grundeinkommen wird abhängig vom Einkommen gemacht, sprich „negative Einkommensteuer“
Das wäre meiner Meinung nach die Möglichkeit, die ich für die Beste halte. Sie ist von der Möglichkeit 1 abgewandelt. Aber auch hier besteht wieder mal die Gefahr, dass Arbeitnehmer sich ungerecht behandelt fühlen. Die Folge daraus dürfte jetzt je bekannt sein.
Das positive an der Sache wäre, dass Gutverdiener weniger profitieren davon als Schlechtverdiener.
Aber das Wort „bedingungslos“ existiert auch hier in der Möglichkeit 3 nicht, da Bedingungen vorhanden sein müssen, um ein bestimmtes Grundeinkommen zu beziehen.
Zwischenfazit
Ich halte Möglichkeit 3 für die Beste Möglichkeit, auch wenn es nicht bedingungslos ist. Ob es auch wirklich praxisfähig ist, kann ich nicht wirklich beurteilen.
Aber das eigentliche Problem kommt jetzt:
Woher kommt das Geld?
Viel interessanter ist nämlich die Frage, woher man das Geld bekommt. Wir gehen mal davon aus, dass das bedingungslose Einkommen 500 € beträgt. Deutschland hat 82 Millionen Einwohner, davon etwa 43 Millionen Erwerbstätige und 2,5 Millionen Arbeitslose. Wenn man nun davon ausgeht, dass beide Gruppen (Erwerbstätige & Arbeitslose) bedingungsloses Grundeinkommen erhalten, ergibt sich folgende Rechnung
43 Mio. + 2,5 Mio. = 45,5
45.500.000 * 500 = 2.275.000.000 €
Würde also bedeuten, dass das bedingungslose Grundeinkommen aller Menschen zusammengezählt über 2 Milliarden Euro kosten wird. Wahrscheinlich muss man noch mehr berücksichtigen als das.
Für den Staat wäre das schon mal schwer stemmbar, denn 2 Milliarden ist eine große Zahl. Selbst wenn man dann diverse Sozialleistungen wie Hartz 4, Grundsicherung usw. streicht, kann man diese Zahl immer noch nicht decken, was zur Folgen hat, dass der Staat die Steuerabgaben erhöhen muss. Und das ist der Knackpunkt an der Sache, wenn sich das Grundeinkommen dann letztendlich nicht bemerkbar macht. Geht man von einem höheren Einkommen als 500 aus, dann erst recht nicht.
Dann kann man natürlich sagen, dass der Arbeitgeber für seine Beschäftigten mehr Lohn zahlen muss. Stellt man sich nun aber vor, dass jede einzelne Firma mehr Lohn zahlen muss, besteht die Möglichkeit, dass die menschlichen Arbeitgeber durch Maschinen ersetzt werden, weil es günstiger ist. Personalkosten ist in den allermeisten Fällen immer der größte Kostenfaktor. Ausgehend davon macht das dann nicht nur ein Arbeitgeber so, sondern ganz viele. Und steigt die Arbeitslosenquote und die Wirtschaft geht den Bach runter.
Fazit
Bedingungsloses Grundeinkommen = nein, danke!
Idee = sinnvoll
Umsetzung = unmöglich
Die Schweizer habe es richtig gemacht. Allgemein sollte man, wenn man sich zum wiederholten Male über den zu geringen Mindestlohn in Deutschland auskotzt - und mal wieder den Wutbürger raushängen lässt -, immer bedenken, was passieren könnte, wenn der Mindestlohn von momentan 8,84 Euro stark steigt.
Ich kann es verstehen, wenn Leuten der Lohn noch zu gering ist, auch ich würde mir wünschen, für meine Arbeit mehr zu verdienen, aber die Wirtschaft wird stark darunter leiden, wenn die Löhne stark steigen. Handelsbetriebe erhöhen aufgrund ihrer stark wachsenden Personalkosten ihre Preise und dann geht das sehr schnell, dass man nur für ein Brötchen statt wie bisher etwa 30 plötzlich 50 Cent bezahlt und ein simpler Wocheneinkauf einen ein Vermögen kostet. Man kann das ewig so weiterführen, jeder kriegt plötzlich 50 Euro die Stunde, hört sich zwar nett an, aber man hat nichts davon.
Und selbst wenn man dann eine gesetzliche Preisgrenze für Konsumgüter festlegt, werden Unternehmen ihre Personalkosten dann nicht stemmen können, es müssen Mitarbeiter entlassen werden, Mitarbeiter werden durch Maschinen ersetzt und Unternehmen gehen reihenweise pleite.
Ich beende hiermit meinen Vortrag über das bedingungslose Grundeinkommen. Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn gerne behalten. Finderlohn gibt es nicht. In diesem Sinne.
~ Max
P.S.: Wer bis zum Ende gelesen hat, ist geldgeil