Es ist völliger Blödsinn sich mit Programmen und Positionen auseinanderzusetzen, wenn diese nach der Wahl für die Macht verraten werden. Dann kann man genausogut eine Partei wählen, die offensichtlichen Quark erzählt, deren Positionen man zwar nicht vertritt, die aber ziemlich eindeutig zeigt: Ihr habt verschissen.
Das kann man doch so nicht verallgemeinern.
Beispiel:
Du möchtest alle 10 Punkte der Grünen umgesetzt sehen und wählst sie deswegen.
Nun haben die Grünen leider nicht genug Stimmen und die Wahl zwischen zwei Szenarien:
1. An allen Punkten stur festhalten, aber deswegen nicht in die Regierung kommen und nichts erreichen.
2. Einen Kompromiss eingehen und die Regierung bilden, dafür aber nur 5 von 10 Punkten umsetzen können.
In Szenario 1 waren die Politiker "ehrlich" und haben nichts erreicht.
In Szenario 2 haben die Politiker sich nicht strikt an ihr Programm gehalten und haben 50% erreicht.
Was ist denn nun besser für den Wähler der Grünen?
Offensichtlich ist es ja wohl besser, wenn deine Meinung wenigstens zum Teil vertreten wird, als wenn sie wegen des "guten Gewissens" der Politiker ganz untergeht, oder nicht? Politik ist nun mal immer ein Kompromiss. Du wirst nie alles bekommen, was du willst. Keine Kompromisse gibt's nur in einer Diktatur.
Und so sehe ich das halt eben nicht. Man kann seinen Unmut gerne auf anderem Wege ausdrücken außerhalb der Wahl, aber in der Wahl sollte man so etwas vermeiden bzw. nur tun, wenn man sich auch vorher gut informiert hat und sich seiner Entscheidung bewusst ist. Wer das nicht kann/will, sollte nicht das Recht dazu haben.
Damit würdest du aber ein Grundrecht einschränken. Genau das, was wir bei der AfD vernünftigerweise kritisieren.
Es ist eine Sache, zu sagen "Ich wünschte, Protestwähler würden sich besser informieren", aber es ist ne ganz andere Sache, zu sagen "Ich finde, uninformierte Leute sollten nicht das Recht haben, zu wählen". In einer perfekten Welt würden wir uns alle gut informieren, aber das ist leider eine Utopie.