Alles anzeigenWir sollten nur jetzt nicht Biden oder Harris überidealisieren. Harris war als Staatsanwältin ziemlich schlecht für diverse marginalisierte Gruppen und hat nicht in allen Punkten davon viel getan, um zu zeigen, dass sie sich geändert hat. Vor allem hat sie als Staatsanwältin trans Menschen in die falschen Gefängnisse gesperrt und ihnen Zugang zu Hormonen verwehrt. Und auch ihre Sachen in Bezug auf Rassismus in der Polizei geben kein gutes Bild ab. Wir sollten bei ihr halt nicht denselben Fehler machen, wie bei Obama und sagen: "Ja, sie ist PoC, deswegen ist sie gut, für PoC."
Die eine Sache, die ich ihr zu gute halte, ist, dass sie sich recht gewandelt hat in Bezug auf indigene Rechte und es als sie noch Anfang des Jahres kandidiert hatte, zu einem Teil ihrer Plattform gemacht hat, indigenen Menschen Land zurückzugeben und eine Reform einzuleiten, die es leichter machen würde, Straftaten gegen indigene Menschen zu verfolgen, auch wenn sie auf Reservationsland stattfinden. (Was aktuell nicht ohne weiteres funktioniert.)
Und ähnlich sieht es bei Biden aus. Ja, er ist Trump tausendfach zu bevorzugen, aber es muss weiter Druck ausgeübt werden und es sollte niemand vergessen, dass Biden eine zentrale Rolle bei der Kriminalreform in den 90ern gespielt hat.
Natürlich sei auch bei Biden gesagt, dass er sich soweit bei der Wahl (anders als Clinton vor vier Jahren) vernünftig und kompromisbereit gegeben hat. Er hat in seinem Wahlkampf von Jugendorgansationen und Grassroots-Movements beeinflussen lassen, hat so bspw. auch seinen Klimaplan angepasst und vieles mehr. Und das muss natürlich auch gelobt werden. Gleichzeitig weigert er sich aber immer noch, sich hinter Universal Health Care zu stellen, OBWOHL eine deutliche Mehrheit der Amerikaner*innen und über 80% seiner Wähler sich dies wünschen!
Will sagen: Es ist gut, dass Biden/Harris gewonnen haben. Es ist mehr als gut. Es ist großartig. Aber es ist wichtig, jetzt nicht zu tun, als sei alles gut und als seien das perfekte Menschen, die sich für Marginalisierte einsetzen. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch Obama ein furchtbarer Präsident für viele BI_PoC und vorallem für Latinx war. Etwas, das zentral zu der Desillusionierung geführt hat, die wir 2016 gespürt haben. Es ist absolut okay zu feiern, das habe ich gestern auch gemacht. Aber es ist trotzdem wichtig, die kritischen Dinge im Auge zu behalten und weiterhin Druck auszuüben (bzw. in unserem Fall diejenigen in den US, die Druck ausüben zu unterstützen), damit es nicht endet, wie unter Obama.
Und wir müssen hoffen und beten, dass die Stichwahlen in Georgia beide blau werden, damit es einen blauen Senat geben kann. Damit wäre viel gewonnen.
Natürlich nicht, aber es ist dennoch ein großer Fortschritt, wenn man bedenkt, dass sonst nur alte weiße Männer an der Macht sind. Obama war da eine Ausnahme und eigentlich sollten Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht und sexuelle Orientierung in einer idealen Welt egal sein, aber sie sind es in der Realität nicht.
Das Problem war dann nur damals schon bei Obama der Fall, dass seine Wähler*innen und der Rest der Welt viel zu hohe Erwartungen an ihn hatten, die er nur enttäuschen konnte.
Btw ich hab mich etwas mehr über Biden informiert und steh ihm immer noch zwiegespalten gegenüber. Die Bilder wo er so nah an den Mädels steht sind ... seltsam, aber irgendwie ist er nicht total unsympathisch. Und er ist mir zu sehr "Mitte", was man in Amerika als Mitte ansehen kann. Die Amis sehen ja schon Sanders als linksradikal an lol, aber Sanders hätte am Ende genau deswegen nunmal leider gar keine Chance gehabt. :/
Na wenigstens steigt er wieder ins Klimaabkommen ein, das ist aber auch Mindeste für einen halbwegs vernünftigen Menschen ...
Btw irgendwie tut er mir auch leid, seine erste Frau ist mitsamt Tochter in einem Autounfall gestorben und ein Sohn ist an einem Hirntumor gestorben. Auch wenn ich nicht weiß wie ich zu ihm stehe, da tut er mir leid, wenn man sowas liest. 😅