„Ich habe ein Flegmon gefangen.“, fuhr Akira das Gespräch fort und strich dabei vorsichtig über ihren neu erlangten Orden. Nun hatte sie schon zwei von insgesamt acht. Sie grinste.
„Stimmt. Ich habe dich heute gar nicht im Pokémon-Center frühstücken gesehen. Und ich weiß ja mittlerweile, wie gerne du isst...“, neckte sie Chad freundlich. Sie verzog eine leicht beleidigte Miene, welche sich aber abruptartig in ein Lächeln verwandelte als sie vor einem gelb angestrichenen Haus standen. Es war nicht sonderlich groß; schien aber trotzdem eine gewisse Autorität zu besitzen. Hinter diesem kleinen Domizil ragten einige Bäume mit den verschiedensten Früchten empor.
„Akira?“
Akira schüttelte kurz ihren Kopf. „Ja?“, antwortete sie einwenig verlegen. Chad grinste. „Wie kommt es jetzt dazu, dass du ein Flegmon gefangen hast?“
„Ach so! Ja, das war eigentlich purer Zufall. Mauzi war wieder einmal auf einen Alleingang gegangen und dann musste ich es natürlich sofort verfolgen. Im Flegmonbrunnen angekommen stand das Pokémon auch schon dort. Und dann...“ Sie hielt ihre Geschichte an. Chad machte eine fragende Gebärde, die Akira aber mit einer laschen Handbewegung abwies und tief Luft hoch holte.
„Und wie kamst du zu deinem Sterndu? Wie ich sehe, hast du auch den Köderball verwendet, den dir Kurt gegeben hat, nicht wahr?“
Ohne ein weitere Frage zu stellen, begann Chad seine Geschichte zu erzählen. Von Sterndu, dem Pokémon, dass sich ihm freiwillig anschloss, ohne einen Kampf zu fordern. „So war es auch bei mir...“, dachte sich Akira und lies noch einmal, unfreiwillig, die Stimme und die dazugehörigen Ereignisse an sich im Kurzlauf vorbeilaufen. „Ob er auch Sterndus Stimme gehört hat?“
Sie musterte Chad, der noch weiterhin begeistert erzählte. „Nein...ich glaube ihn hat das Pokémon nicht direkt angesprochen. Vielleicht sollte ich mit einem anderen Trainer darüber reden.“
„Oder mit gar keinem bis ich es dir sage.“, befahl eine leicht gereizte Stimme. Akiras Augen weiteten sich einwenig von dem Schock, den sie durch sie erhielt.
„Flegmon?“
„So ist es. Wenn die Zeit reif ist, wirst du verstehen. Konzentriere dich jetzt erst einmal auf Deine eigenen Ziele.“
„Meine eigenen Ziele...“, murmelte die Koordinatorin laut nach.
„Ziele? Akira?“ Sie spürte wie Chad sie aus ihrer Trance wachrüttelte. Verlegen verschränkte sie die Arme. „Tut mir Leid. Ich war in Gedanken...“
„Das bist du in letzter Zeit ziemlich oft. Führst du Selbstgespräche oder was sollte dieser Satz mit den Zielen gerade eben?“, fragte Chad etwas beleidigt nach. Scheinbar hatte er gemerkt, dass sie seiner Geschichte nicht soviel Beachtung geschenkt hatte wie er erhofft hatte.
„Ich...Ich habe nur an die kommenden Wettbewerbe gedacht. Meine richtigen Ziele verstehst du? Du hast sie doch eben auch erwähnt.“
„Ja, aber nicht, als du von deinem Fang erzählt hast.“
„Ich weiß, aber...“
„Nana! Wer will hier denn gleich streiten?“ Die beiden Koordinatoren wandten sich der Stimme, die anscheinend von dem Haus kam. Ein kleinwüchsiger alter Mann trat langsam auf sie zu. Chads Wut verflog wie im Flug und er grüßte den Senior freundlich: „Lange nicht gesehen, Kurt!“
Der Mann winkte ihm kurz zu. „Und, wie ist es dir ergangen mit meinem Pokéball?“
Chads Lächeln weitete sich. Akira staunte, wie rasch sich sein Gemüt verändern konnte. „Sehr gut“, begann er triumphierend, „Ich konnte das Sterndu fangen. Vielen Dank noch einmal für deine Hilfe.“
Der Mann errötete leicht unter seinen faltenverzierten Augenlidern. „Gern geschehen. Und wie ich sehe hast du jemanden mitgebracht.“ Damit meinte er Akira. Sie vergaß die von ihrer Großmutter beigebrachten Gewohnheiten nicht und verbeugte sich vor dem älteren Herren. Er erwiderte die Verneigung, leicht überrascht und räusperte sich anschließend.
„Genug der Förmlichkeiten. Dass du gut erzogen bist, habe ich mir gleich gedacht. Dein Gang...er erinnert mich an jemanden.“
„An wen, Sir?“, fragte Akira. Der alte Mann seufzte. „Ich kann mich nicht an ihren Namen erinnern. Schade. Aber kommt doch erst einmal rein. Dort kann euch meine Enkelin einen Tee zubereiten und vielleicht fällt mir der Name dann auch wieder ein.
Nachdem die Enkelin, nach einigen Protestaktionen, dann doch den Tee mitbrachte und ihn auch unverzüglich einschenkte, räusperte sich Kurt erneut.
„Reist ihr zusammen?“
„Ja.“, antworteten die beide im Chor.
„Hmm...ich habe in letzter Zeit viele junge Trainer hier in Azalea City angetroffen. Seid ihr etwa eine Touristengruppe oder Pfadfinder?“ Die beiden Trainer grinsten, doch hörten abrupt auf, als sie sahen, dass Kurt diese Frage ernst meinte.
„Wir reisen tatsächlich mit all diesen Trainern zusammen.“, antwortete Akira betreten. „Seit Neuborkia sind wir gemeinsam unterwegs und haben schon die unterschiedlichsten Gefahren bestanden.“, fuhr Chad fort.
„Das dacht ich mir. Es laufen nämlich die Gerüchte herum, dass eine junge Gruppe von Trainern Team Rocket im Flegmonbrunnen besiegt habe. Vielen Dank dafür. Meine Enkelin und ich schätzen die Flegmons sehr und würden es verkraften, wenn auch nur irgendeine Person sie verletzen würde.“
„Opaaaaaaa! Wir wollten doch noch zum Brunnen gehen!“ Die junge Enkelin, die ihr schulterlanges Haar zu zwei Zöpfen gebunden hatte, wirkte etwas beleidigt.
„Stimmt. Wenn ihr wollt, könnt ihr uns ja begleiten.
„Gern...“
„Nein. Ich denke, wir sollten ins Pokémon-Center zurückkehren. Es wird langsam spät und die anderen Trainer warten sicherlich schon auf uns. Irgendwann muss die Reise ja weitergehen, oder nicht?“, schlug Akira vor und griff dabei instinktiv flehend nach Chads Arm.
„Ich möchte nicht noch einmal zurück in den Brunnen...“, dachte sie ängstlich. „Dort ist bereits zuviel passiert.“
„Nun gut. Dann wünsche ich euch noch viel Erfolg auf eurer Reise. Ich bringe euch kurz noch nach draußen. Ayumi, mach’ dich fertig, wir gehen gleich los!“, befahl er und geleitete die zwei Jugendlichen gen Haustür.
Widerwillig folgte Chad bereits der breiten Straße, die zum Pokémon-Center im Westen führte. Akira wollte ihm sofort folgen, nicht, dass sich der alte Mann es doch anders überlegte und versuchte, die beiden zum Mitkommen zu überreden. Doch es gelang ihr nicht. Der alte Mann hielt sie am Arm fest und drehte sie geschmeidig zu sich.
„Hier.“, Und reichte ihr dabei mit der anderen Hand einen grünen Ball.
„Das ist ein Freundesball. Ich bin sicher, dass du ihn gebrauchen kannst. Und bitte grüße Fumiko von mir wenn du sie das nächste Mal siehst.“
„Das kann nicht sein.“, sagte Akira verwundert, als der alte Mann wieder in sein Häuschen verschwand. „Woher kennt er Großmutter?“
„Hey Akira! Kommst du jetzt oder hast du es dir doch anders überlegt mit dem Brunnen?“
Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und sofort sprintete sie los zu Chad, der wartend mit einem Fuß auf der Stelle trappelte. „Nein! Wir gehen ins Pokémon-Center! Sofort!“
OT: So, da bin ich wieder^^. Und anscheinend habe ich ja keine großen Storystränge verpasst! Ich hoffe, der Post war okay für dich DarkGuardevoir. Und vielen Dank noch einmal fürs' Mitziehen. =)