bei Kindern haben schon viele Lehrende begonnen Hausaufgaben auszulassen und auch wenn du den Status Quo richtig erklärst, führst du ihn doch zumindest in dem Bereich so fort.
Du missverstehst mich da ein wenig bzw. hab ich das vielleicht zu unklar ausgedrückt. Ich finde auch, dass Kinder (viele) Lernpausen brauchen, aber man kann nicht das Pferd von hinter aufzäumen. Die individuelle Beschäftigung mit Aufgaben ist einfach das um und auf und ja, optimalerweise passiert das in der Schule. Aber stell dich mal in einer Klasse von 25 Zwölfjährigen und bring sie dazu, alle zur gleichen Zeit - hungrig, müde, verliebt, bekümmert, traurig, tagträumerisch, motiviert, verärgert, amüsiert - und bringe sie alle dazu, in dem Moment oder auch nur am selben Tag die gleichen Lernziele zu bearbeiten und zu erreichen. Manchmal bleibt nicht die Zeit, viele können sich im Klassenverband nicht genügend konzentrieren, um länger an einer Aufgabe zu arbeiten. Aber all diese Dinge sind gesetzlich vorgegeben und nicht wegzudiskutieren.
Wenn ich sage, ich versuche so viel Übungszeit wie möglich in der Schule und on der Stunde unterbringen, dann spreche ich von meinen paar Wochenstunden am Gymnasium. Für die Primarstufe gibt es bereits wesentlich bessere Möglichkeiten und ich bin auch ein riesiger Fan von Ganztagsschulen, auch wenn ich mich als Kind damals nicht immer gefreut habe, bis 15:30 Uhr in der Schule zu bleiben. Aber die Verschränkung von Lern- und Freizeit ist viel mehr den kindlichen Bedürfnissen angemessen. Und wenn jetzt jemand aufschreit: Ganztagsschulen kommen dem Betreuungsbedarf berufstätiger Eltern entgegen, die Kinder haben nach Schulschluss keine (!!) Aufgaben mehr und auch tagsüber längere Pausen (bis zu ganzen Stunden, wir hatten eigene Freizeiträume mit Spielen etc. und auch unsere Bücher und Game Boys und Pokémonkarten mit).
Andererseits kenne ich auch in Ansätzen das Montessori-Konzept und andere freie Schulformen und finde es definitiv wichtig, Schule anders zu denken. Aber je nach Bildungsziel ist es für Kinder womöglich auch sinnvoll, bereits früher (ab der 7. Schulstufe vlt) nach individuellen Fähigkeiten sie schon zu fordern und dadurch zu fördern. Hausaufgaben sind da nicht als stumpfe Abschreibübungen zu verstehen, natürlich kommts auch auf die Form an.
Je jünger sie sind, desto weniger funktioniert das eigenständige Lernen und Arbeiten und desto weniger Sinn haben bestimmte Aufgabenformen. Aber ich denke jetzt etwa auch an einen Schüler, der aufgrund individueller Bedürfnisse (Legasthenie) selbst immer wieder gleiche Rechtschreibübungen machen muss, um zum selben Ergebnis wie andere nach wenigen Minuten zu kommen. Was für den einen sinnlos ist, brauchen andere dringend und wir haben nicht die Chance, die Binnendifferenzierung so weit auszuweiten - also müssen alle.