Gestern war es so weit, dass wir unseren Song für Dänemark für das Jahr 2014 auswählen durften. Bevor ich Näheres über die Interpreten und deren Songs schreiben möchte, muss ich zugeben, dass es das erste Mal gewesen ist, dass ich den Vorentscheid verfolgt habe, während ich den Eurovision Song Contest an sich schon seit 2012 mitverfolge. Es ist immer wieder schön mitansehen zu dürfen, wie verschiedene Nationen zusammenkommen und die unterschiedlichsten Lieder performen; es scheinen für kurze Zeit alle Sorgen des Alltags vergessen zu sein. Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, dass es schon sehr auffällig ist, dass eine gewisse Vetternwirtschaft zwischen den Länder besteht... Man sollte das Lied wählen, das einem gefällt, und nicht zwangsläufig jenes, was einem Nachbarstaat gehört. Dieses Voting-Verhalten hat sich leider im Laufe der Jahre eingebürgert...
Aber ich möchte mich jetzt nicht auf den Eurovision Song Contest im internationalen Rahmen ausschreiben, sondern über den deutschen Vorentscheid, der mir persönlich sehr gefallen hat, obwohl oder vielleicht gerade weil es der erste gewesen ist, den ich mitverfolgt habe. Die Moderation war, so sehe ich es, schön von Barbara Schöneberger geleitet worden, weil sie ihre Arbeit in einer Mischung aus Gelassenheit und Ernsthaftigkeit durchgezogen hat. Die einzelnen Song-Einlagen, mit denen sie das Publikum in ihren Bann gezogen hat, waren toll; man muss sagen, dass ihre Stimme doch recht schön mitanzuhören ist. Zum Wahlsystem kann ich nicht wirklich viel sagen, aber ich denke, dass es doch recht akzeptabel gewesen ist und nicht allzu kompliziert. Was ich sehr klasse gefunden habe, war, dass der Zuschauer schon Einblicke in die Songs der Konkurrenten bekommen hat und sich ein Bild über diese verschaffen konnte. Manche waren wirklich stark, wobei andere wiederum nicht so professionell aufgetreten sind. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, aber manchmal fiel es schon allein schwer, zu erkennen, ob der jeweilige Interpret ein männlicher oder ein weiblicher Kandidat gewesen ist... Vielleicht kann man es ja schon am 10. Mai herausfinden.
Wenn wir schon bei den Interpreten sind, dann möchte ich gerne noch einige Worte über die unseren zur Sprache bringen. Dann fangen wir einmal an:
Das gezeichnete Ich - Weil du da bist
Der erste Interpret war dieser junge Mann und - ich bin ganz ehrlich - er hat mich enttäuscht. Ich kannte ihn zuvor nicht und habe auch nie noch etwas von ihm gehört, aber als ich den Songtitel gelesen habe, habe ich schon ein wenig - wie soll man sagen? - mehr erwartet an Perfektion und Emotionalität. Er scheint die Töne wirklich überhaupt nicht getroffen zu haben, entschuldigt, aber es ist mir so erschienen. Vor allem die Schüsselstelle Weil du da bist war viel, aber wirklich viel zu hoch. Manchmal tat es sogar schon in der Seele weh, dies anhören zu müssen...
Oceana - Thank you
Als diese berühmte Interpretin - immerhin ist ihr Song für die EM 2012 gewählt worden - auf die Bühne getreten ist, habe ich gespannt erwartet, was sie doch für ein Lied singen würde; ob es eher ein schnelleres oder langsameres werden würde. Als sie dann endlich gestartet hat, war ich nicht enttäuscht, aber auch nicht von Freude überkommen. Das Lied... Nun ja, es war nicht schlecht, es war aber auch nicht gut, es war okay... Irgendwie fehlte die Essenz, die den Zuhörern gute Laune bringt und möglicherweise zum Tanzen auffordert.
Santiano - The Fiedler on the Deck
Obwohl die vier Herren nicht meinem Musikgeschmack entsprechen, muss ich zugeben, dass ihr erstes Lied The Fiedler on the Deck sehr gut gewesen ist, weil es gute Laune verursachte und in gewisser Weise einen angenehmen Rhythmus mit sich geführt hat. Das zweite Lied hingegen war nicht mehr so bewegend. Aber die Kulisse, in der das Feeling des Liedes dem Zuschauer noch näher überbracht wurde, fand ich brillant. Doch meine Favoriten waren sie nicht, wobei ich mich auch gefreut hätte, wenn sie gewonnen hätten, wobei man auch Newcomern eine Chance geben sollte.
MarieMarie - Cotton Candy Hurricane
Wenn wir einmal von dem Aussehen dieser Interpretin absehen, welches sehr - noch in netten Worten gefasst - extravagant, speziell und gewöhnungsbedürftig gewesen ist, war ihre Performance und ihr Song doch sehr ansprechend gewesen, obwohl es an manchen Stellen so schien, als wenn man an der Kurbel drehen musste, damit sie ein bisschen an Geschwindigkeit gewinnt. Ihr Song war sehr angenehm zu hören, so dass ich ihr den Sieg gegönnt hätte und zugetraut habe. Sie hat eine spezielle Eigenart, mit der sie Musik macht. Schon allein dass sie Harfe spielt, ist etwas Besonderes und Einzigartiges.
The Baseballs - Mo Hotta Mo Betta
Diese Burschen waren sehr dem Rock'n'Roll hingewendet, was mir - obwohl es wiederum nicht meinem Geschmack entsprochen hat - gefiel. Es schien so, als wenn die 1950er-Jahre in der Moderne einen Platz gefunden hätten. Nichtdestotrotz muss ich sagen, dass mir hier ein bisschen zu viel herumgesprungen und auf die Kulisse gesetzt wurde. Jedoch war es schön zu sehen, dass sie sich getraut haben, am Vorentscheid teilzunehmen.
Elaiza - Is it right
Also die drei Mädels haben mich wirklich begeistert, ganz ehrlich, obwohl ich am Anfang ein wenig skeptisch gewesen bin, weil ich das Lied ein wenig als zu langweilig eingestuft habe; aber es lag - so habe ich feststellen dürfen - an der Akustik des Saales, dass viele Worte verloren gingen und nicht gehört werden konnten. Dieser Stil der drei Mädchen ist schön und die Mischung auch, die nebenbei sehr gut zum ESC passt, wenn man bedenkt, dass die Band aus einer Ukrainerin, einer Polin und einer Deutschen besteht. Das Lied Is it right finde ich doch recht bewegend, aber vor allem interessant, was unter anderem durch die geschickten Töne des Akkordeons zum Ausdruck gebracht wird. Ebenfalls war ich von der Ehrlichkeit der Dreien begeistert, die Freudentränen, die vor allem die Sängerin geweint hat, waren sehr sympatisch, so dass man sich förmlich für sie freuen musste - die Ansicht muss natürlich nicht von jedem vertreten werden. Das zweite Lied war auch besonders, weil es im sehr alten Stil gehalten ist, wobei es nicht so ansprechend ist wie das erste. Ich bin sehr froh darüber, dass sie - zudem noch Newcomer - uns in Dänemark vertreten dürfen.
Unheilig - Wir sind alle wie eins
Die Worte des zweiten Liedes waren sehr passend zum Eurovision Song Contest, die Melodie auch. Aber der Gesang... Entschuldigt, aber der Graf hat doch in gewisser Weise mit seiner Stimme das Gefühl der Einigkeit eher zerstört als zum Blühen gebracht. Auch - so scheint ist es - ist dieses Lied eines, das man schnell vergessen würde, weil es trotz der sagenhaften Worte doch sehr ohne Spannung gewesen ist. Auch scheinen alle Lieder dieser Gruppe sich nur kaum zu unterscheiden...
Also im Resümee kann ich nur sagen: Eurovision Song Contest, wir kommen! Die Auswahl von Elaiza war eine gute Wahl, die ich nur befürworten kann. Ich hoffe, dass Deutschland weit kommen wird am 10. Mai und wünsche den drei Mädels viel Glück und Erfolg!