Erleuchtet - Spieletopic

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Wie Alicia zuvor für ihren Sieg die Stärke des Sterns erbeten hatte, saß auch Zanza nun im Eingangbereich gehockt mit verschränkten Händen da. Er betete mit geschlossenen Augen darum, dass die unglücklich Menschen nicht in diesem Fegefeuer verbleiben mussten, dass auch die Seelen in seinen Karten seit Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden bereits durchmachen mussten. Dieser Zustand völliger Isolierung, abgekapselt von der materiellen Welt, ohne Chance seine Mitmenschen vor Gefahren zu warnen oder gar zu beschützen. Und auch völlig unbewusst darüber, ob sie irgendwann ihre Ruhe in einem Jenseits nehmen können, oder gezwungen sein werden, auf ewig gestaltlos auf der Erde zu wandern. Mit der Zeit nahm die Zahl der Irrlichter im Raum tatsächlich immer weiter ab. Ob sie wirklich ins Jenseits gingen, verschwanden oder einfach nur den Ort verließen, darauf achtete der Wahrsager nicht. Er hoffte bloß, dass sie ihre Erlösung, wie auch immer die aussehen mag, finden würden. Der Sensenmann stand daneben. Ein stiller Wächter, der sich anstatt seiner Gestalt nicht um alle Seelen der Welt kümmerte, sondern nur eine Einzige. Schließlich waren im Raum nur noch die Irrlichter zu sehen, die den Kartenleger ständig begleiteten, während auch ein paar der kürzlich Verstorbenen Trost bei ihm suchten. Dieser richtete sich endlich aus seiner Hocke auf und klopfte seine priesterhafte Kleidung ab, die er sowieso würde wegschmeißen können, denn einige Stellen hatten eine deutlich rote Farbe angenommen. Vor allem in Richtung der unteren Ränder.
    Gleichzeitig zu den Gebet für die Toten hatte Zanza die Chance genutzt, um sich auch wieder zu beruhigen und sowohl Angst als auch Rachegefühle entsprechend zu verarbeiten. Als er sich zu Death umwandte, berichtete dieser: „Anscheinend hat unser ansässiger Möchtergernverschwörer den Kerl aus der Schussbahn gerettet, von dem die Deathblades eigentlich stammen. Nun, und dieser Jimmy Colmann war wohl ein Teil einer Band.“ Sein Beschwörer legte nur den Kopf schief, während sein melancholischer Ausdruck wieder seinen Platz einnahm. Der Blauhaarige war nicht an solchen Dingen interessiert. Er fand keinen Gefallen an Gegenwart oder Zukunft, die Vergangenheit mitunter seiner eigenen war sein Hobby. „Naja, dass ist auch nicht das wichige. Viel beunruhigender ist, dass der Typ wohl mal für die Viecher gearbeitet hat, nun aber wohl gegen sie arbeite und mit Marika schon mal früher Bekanntschaft gemacht hat.“ Nun schoss eine Augenbraue von Zanza nach oben, obwohl sich sonst nichts veränderte. „Es kommt noch besser: es scheint so, als würden sie schon mal auf den ansässigen Anführer getroffen sein beziehungsweise Herr Colemann soll seine rechte Hand gewesen sein. Ach ja, und er kann es wohl genauso wenig glauben, dass eine Gruppe von Kindern für den Kampf gegen die Dinger ausgebildet werden soll.“ Death lachte leise, bevor er wieder ernster fortfuhr: „Außerdem scheint ihr Erleuchteten nicht die einzigen mit einer 'Gabe' zu sein und die Monster sollen diese für sich engagieren. Unsere Freund hier hat übrigens eine hohe Regenerationsrate. Das würde auch erklären, wie er überhaupt überlebt hat...Es gibt noch ein paar andere interessante Details, ich werde sie dir später mitteilen. Jetzt sollten wir uns aufbruchsbereit machen. Man will das Lokal hier abbrennen, um die Spuren los zu werden.“ Der Kartenleger nickte nur zustimmend und machte einen Schritt Richtung Tür, doch Death hielt ihn zurück. „Hm?“, fragte Zanza verwirrt. „Um eine Seele müssen wir uns noch kümmern.“ Der Wahrsager runzelte die Stirn, als er überlegte und sich nochmal im Raum umsah. Dann ging ihm aber ein Licht auf und er blickte zur der Stelle, wo im anderen Raum der Krouchug lag und dann wieder zu der 13. Inkarnation. „Kannst du denn mittlerweile damit umgehen?“ Sein Freund neigte jedoch nur den Kopf und der Blauhaarige konnte das Lächeln gut erahnen. Doch er seufzte nur. „Hoffentlich weißt du, was du tust. Wenn ich mich recht erinnere hast du letztes Mal, als wir das versucht haben, alle toten Seelen in einem Umkreis von 1km ein gesaugt. Es hat Stunden gedauert sie wieder alle frei zu lassen und sich zu entschuldigen.“
    Damit traten beide wieder auf das Schlachtfeld, ohne sich jedoch um das Chaos zu scheren, zielstrebig auf den großen Leichnam zu. „Also, weiß Marika deutlich mehr, als sie bisher zugegeben hat?“, fragte der Kartenleger mit leichter Enttäuschung in der Stimme. „Es war abzusehen“, erwiderte der Tot jedoch nur trocken. „Nach ihrer Aussage ist schon lange vor den Viechern auf der Flucht, da musste sie natürlich möglichst über ihren Feind herausfinden, um zu überleben. Sollten wir vielleicht Maßnahmen ergreifen ihr oder dem Ex-Attentäer ein wenig mehr zu entlocken?“ Doch der Zanza schüttelte den Kopf: „Sollte ein Zeitpunkt auftauchen, wo so etwas nötig wird, wird Alicia wohl schon etwas unternehmen.“ Hätte Death eine Nase gehabt, hätte er sie wohl jetzt gerümpft. Er selbst vertraute der Frau nicht viel mehr, als die meisten Anderen der Gruppe, aber er sagte nichts zu seinem lebenden Freund. So ein Vertrauen war zu schade, um es aufzugeben. Gerade für einen Erleuchteten.
    Schließlich standen die zwei ungleichen Freunde vor dem Kadaver und zum zweiten Mal tauchte ein leuchtend rotes Irrlicht vor Zanza auf. Er warf kurz Roe einen Blick zu, die tatsächlich über das tote Monster zu trauern schien, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Sensenmann zuwandte. Dieser hatte seine Sense unter seinen Arm geklemmt und sein dickes Grimoire hervorgeholt. Der Krouchug hatte bisher nur ein beinahe schon grummelndes Geräusch von sich gegeben-vielleicht war er eingeschnappt darüber, sich von Kindern besiegt haben zu lassen?-bevor er endlich bemerkte, dass ihn jemand direkt ansah. Jetzt lies sich der Hauch eines Tones wahrnehmen, der in seinem Körper wohl ein gefährliches Knurren gewesen wär, nun aber nicht mal ernst genommen werden konnte. Death beachtete dies nicht weiter und schlug das Buch auf einer leeren Seite auf und richtete es dann auf ihren gefallenen Feind. Keine Sekunde verging, bevor ein Sog begann von dem Schriftwerk auszugehen, der die Seele immer weiter Richtung aufgeschlagener Seite zog, obwohl diese sich unter aller Kraft versuchte zu wehren. Doch es war vollkommen sinnlos und das rote Irrlicht verschwand im Buch. Auf der leeren Seite erschien darauf das Bild des Wesens, dass sie soeben getötet hatten. „Siehst du? Kein Pronlem“, verkündete die Nummer 13 in einem Tonfall, der sagte 'Und du hast an mir gezweifelt?'. „Hm. Und was ist der Grund für diese Aktion?“, fragte der Wahrsager mit den Augen rollend. „Ich hab keine Ahnung“, erwiderte der Tot fröhlich. „Es wird schon irgendwie nützlich werden. Wenn nicht als Informationsquelle, dann vielleicht als Versuchskaninchen.“ Zanza zuckte nur mit den Schultern und ging wieder Richtung Ausgang, um so bald wie möglich aus dieser Spielehölle zu entkommen.

  • Da hockte Xaroc nun, auf einem Trümmerhaufen, inmitten von leblosen Körpern und umgeben von Leuten die ihm absolut fremd waren und einer toten Bestie, der zweiten, die ihm jetzt schon begegnet war. Er fragte sich, wie es nur so weit hatte kommen können. Abenteuer hatte er sich zwar schon sein gesamtes Leben über gewünscht, aber sowas sicherlich nicht.
    Verunsichert beobachtete er die anderen Erleuchteten, in der Hoffnung, sich abschauen zu können, wie man mit so einer Situation umging. Samuel holte seinen Rucksack und schien bis auf wegen seiner Verletzung nicht weiter berührt von der Situation zu sein. Andere wiederum suchten wohl wie Xaroc zuvor selbst nach ihren Waffen, die sie geworfen oder geschleudert hatten. Und dann waren da noch Marika, Leira und zu seiner Überraschung der „Tote“, neben dem Marika das erste Messer gefunden hatte, und besprachen sich miteinander. Anscheinend war er immernoch nicht so tot, wie er hätte sein sollen, nachdem er von dem Ding filetiert worden war. Schließlich schien erstere mal wieder die Nase voll von irgendwas zu haben und stapfte davon.


    Xaroc sah schnell weg, falls sie zu ihm blicken würde. Er hatte bestimmt keine Lust, erneut einen Vortrag über Dummheit und Inkompetenz zu bekommen. Solche hatte er bereits zu genüge gehört, genug für mindestens drei Leben. Schließlich fiel sein Blick auf Artemis, der den Boden absuchte. Hatte er nicht eine Pistole benutzt? Sucht er etwa die Kugeln? Sowas machte man doch in der Regel nicht.
    Schließlich hob der andere etwas vom Boden auf und untersuchte den gefundenen Gegenstand. Erkennen konnte Xaroc allerdings nichts, ehe sich der andere leicht zur Seite drehte. Dann sah er, dass der andere einen Dolch in der Hand hielt und das brachte irgendwas in seinem Hinterkopf zum klingen.


    Er wusste, er hatte irgendwas vergessen und das betraf diesen Dolch. Nein, nicht diesen Dolch, aber ein anderes Messer. Er hatte ja während des Kampfes auch eins gehabt. Und wo war das wieder hingekommen? Er stöhnte auf, als ihm wieder einfiel, dass sie ja nach den Dingern gesucht hatten und er hatte es wieder verbummelt. So wie wohl seinen halben Verstand, als er auf den Krouchug losgegangen war.
    Der Krouchug! Genau!, fiel es ihm wieder ein. Er hatte es ja fallen gelassen, als er sich an dem Ding festgeklammert hatte! Und das war wo gewesen? Wieder einmal schaute er sich suchend um und entdeckte eine Stelle, an dem der Boden deutlich eingedellt war. Das war wohl der Platz, an dem das Biest den Teppich als Trampolin missbraucht hatte. Da er in dem Moment auch sich an ihm mit beiden Händen festgeklammert hatte, musste er auch das Messer dort irgendwo fallen gelassen haben.


    Mit einem tiefen Seufzer rutsche der Junge von seinem Sitzplatz und wanderte wieder durch den Raum. Erneut durch das Schlachtfeld zu kriechen erfüllte ihn nicht sonderlich mit Vorfreude. Aber wahrscheinlich würde ihm sonst wieder jemand an die Gurgel gehen, erstrecht wenn der Krouchug in seiner Sprungeinlage drauf getrampelt sein sollte.
    Diesmal dauerte die Suche jedoch nicht so lange wie zuvor, da das Deathblade nicht wieder halb versunken in der Blutlache lag, sondern einfach neben einem Loch, wo die Pranke des Monsters den Boden wie Pappe eingedrückt hatte. Trotzdem wischte er es mit einem Kleidungsfetzen, der stark nach einem abgerissenen Jackenärmel aussah, die Klinge ab, um wirklich sicher zu gehen. Fehlte ja noch, dass er das falsche zurückbrachte und wieder eins auf den Deckel bekam. Doch unter dem Blut zeigte sich schließlich ein deutlicher Perlmuttschimmer, was als Beweis genügten sollte.


    Und wem sollte er das nun bringen? Und woher hatte Marika eigentlich gewusst, dass es zwei Deathblades gab? Gehörten die etwa ihr? Xaroc bekam ein flaues Gefühl im Magen, aber wahrscheinlich war sie die beste Adresse, wenn es um Fragen dazu ging.
    Vorsichtig, als wenn er über ein Minenfeld ging, näherte er sich der jungen Frau. „A-also ich, ähm...“, fing er an zu stammeln, „I-ich habe das hier wiedergefunden.“ Er hielt Marika das Messer hin und versuchte jeglichen Augenkontakt zu vermeiden. „Was so-soll ich damit machen?

    "When you remember one thing, that leads to remembering another and then another and then another. Our memories are connected. Many pieces are linked together like they’re in a chain that makes up each of us."

    - Naminé (Kingdom Hearts - Chain of Memories)

  • Verwirrt sah Clea sich um. Hatte sie das gerade wirklich getan? Dieses ... Ding dort angegriffen. Wie von allein wanderte ihre Hand zur Stirn. Nein, Fieber schien sie nicht zu haben ... Und immerhin hatten alle anderen das selbe Verrückte gewagt. Wobei ihr auffiel ... Von irgendwo war ein seltsamer Strahl gekommen. Ohne Waffe, irgendwie. Sie drehte sich in die Richtung, aus der sie diese Erscheinung vermutete und sah dort einen Jungen stehen. Wohl so etwa in ihrem Alter ... Aber vor allem fiel ihr auf, dass sie ihn zuvor noch nie gesehen hatte. Kurzentschlossen ging sie zu ihm hin und sprach ihn an. "Sag mal ... wie lange bist du schon hier? Ich kann mich irgendwie nicht an dich erinnern ... Würde beinahe meinen, Halluzinationen zu haben, heute wundert mich nichts mehr"
    Plötzlich war es wieder dunkel. Jeffrey lag immer noch auf dem Boden, die Pistole von sich gestreckt, und starrte an die Decke. Es hatte tatsächlich aufgehört. Was zur Hölle war das gewesen? Mit einem Mal realisierte er wieder, wo er eigentlich lag und richtete sich mit einem leisen Aufschrei blitzartig wieder auf. Seine grüne Jacke hatte ein paar dunkelrote, schmierige Flecken abbekommen. Oh nein... jetzt bloß nicht auf den Boden sehen! Aufgeregt atmete er tief ein und aus, der Geruch hier war kaum zu ertragen. Er musste ruhig bleiben... Plötzlich wurde er von einem Mädchen mit kupferfarbenem Haar angesprochen. Der Blonde sah sie mit großen Augen an. "Ha... Halluzination?", meinte er irritiert, "Äh ja... Halluzination... so schön rot wie der Boden ist und so... haha..." Er räusperte sich kurz. Nein, es ging ihm gar nicht gut. "Ich... ich bin irgendwie in die Sache reingeraten, keine Ahnung..."
    Anscheinend war sie nicht die Einzige, die verwirrt war. Nun gut, sie hatten soeben ein riesiges ... Viech getötet, das vorher einigen Menschen das Leben genommen hatte. Da konnte man schon von einem Schock ausgehen. "Irgendwie ist grad alles etwas seltsam, oder? Auf einmal leuchten wir alle ... würden bestimmt eine gute Weihnachtsdeko abgeben ... haha" Sie legte den Kopf etwas schief und sah ihn entschuldigend an. Ihre Witze wurden auch nicht besser ...
    "Haha, ja..." Jeffs Lachen klang leicht gequält, er war einfach furchtbar nervös. "Da könnten wir uns gleich in nem Einkaufszentrum an so nen riesigen Weihnachtsbaum hängen... ließe sich sicher gut Geld damit verdienen, haha..." Der Junge nahm seine Brille ab und holte ein weißes Tuch aus seiner Tasche, anschließend polierte er die Sehhilfe nervös. Jetzt war alles in seinem Blickfeld verschwommen. War ja auch besser so. Lieber nicht zu viel sehen...
    "Wenn, dann bräuchten wir aber auch einen Chor. Wäre bloß die Frage, ob die Anderen da mitmachen würden ...", spann sie den Gedanken weiter. Für einen Moment war sie sich nicht ganz sicher, ob sie nicht vielleicht verrückt geworden war. Und selbst wenn. Wäre wohl nicht gerade schädlich im Moment. Und so seltsam dieses Gespräch bisher auch klang, es lenkte ab. Sie war sich ziemlich sicher, dass das beiden Seiten gut tat.
    "Hm, ein Chor..." Der Junge wurde nachdenklich und verschränkte die Arme. "Keine Ahnung, ich kenn die andern nicht." Anschließend setzte er seine Brille wieder auf und zuckte mit den Schultern. "Können die anderen denn überhaupt singen?"
    Clea kicherte leise in sich hinein und wischte sich dann mit beiden Händen über das Gesicht, wie um diese Vorstellung loszuwerden. "Ich glaube nicht. Und ich würde es auch nicht auf die Probe stellen wollen ... Damit würden wir locker alle verscheuchen!" Dann zupfte sie sich kurz am imaginärem Bart und schnitt eine nachdenkende Grimasse. "Wobei ... das ja beinahe gut wäre", stellte sie erstaunt fest.
    Jeff musste unweigerlich mitkichern, allerdings klang es etwas gequält. Er hatte wirklich keine Ahnung, worüber sie gerade redeten. Er war einfach viel zu verwirrt im Moment. "Ja, so schlecht wäre das eigentlich gar nicht...", meinte er mit einem leichten Lächeln, "Gesellschaft wird heutzutage sowieso überbewertet. Da könnten wir dann gleich ne Band gründen und uns die 'forever alone guys' nennen."
    "Ich glaube, das würde sogar Alicia gut finden. Singen verstärkt ja das Gemeinschaftsgefühl oder so. Und dann würden wir uns alle noch mehr lieb haben, so als fröhliche, kleine Familie ..." Seltsam. Inzwischen wand selbst sie sich beinahe gegen Alicia. Nun gut, die Frau übertrieb vielleicht etwas, aber ... Vielleicht lag es einfach an dieser generellen Gruppenstimmung ...
    "Haha, ja, sicher...", er schob einmal seine Brille an seinem Nasenrücken hoch und blickte etwas argwöhnisch drein. Diese ganze Familiensache war ihm nicht geheuer. "Aber na ja, falls wir ne Band oder so gründen würden, dann würde ich lieber am Synthesizer arbeiten. Ich kann besser mit Technik und so umgehen." Anschließend lächelte er das Mädchen nervös an. "Und was könntest du so?"
    Erst jetzt nahm Clea wirklich auf, wie nervös der Junge anscheinend war. Sie selbst hätte sich jetzt nicht als besonders furchteinflößend gesehen, aber gut, er hatte sicherlich seine Gründe. "Keine Ahnung. Ich würde wohl ... singen ... vielleicht" Sie errötete leicht. Die Vorstellung, mitten im Rampenlicht zu stehen, war nicht gerade angenehm. "Zumindest kann ich kein Instrument spielen. Aber das eine Mädchen da - weiß gar nicht, wie sie heißt - die hat sich eine Gitarre gekauft, damit hätten wir zumindest schon mal eines ..."
    "Oh, ja, Gitarre ist super!", meinte Jeff daraufhin und die Reflexion seiner Brille verdeckte seine Augen, die jedoch leicht bedrückt zu Boden blickten. Er war doch nicht so rot, wie er anfangs gedacht hatte... war wohl der Schock gewesen.
    "Aber meinst du, die würden da tatsächlich mitmachen? Ich meine, fragen könnte man ja, aber ich wäre viel zu scheu für..." Erst jetzt wurde es ihm wirklich bewusst, worüber sie eigentlich redeten und er schlug sich beschämt mit der Hand ins Gesicht. "Uh, na ja, ist ja auch egal..." Er rückte einmal an seiner Brille. Die Situation war einfach nur seltsam. "Wie heißt du eigentlich?", wandte er sich schließlich an sein Gegenüber.
    Schüchternheit also. Genau das, wogegen sie im Moment ankämpfte. "Cle- äh ... Clea", antwortete sie auf seine Frage. Dieser plötzliche Themenwechsel ließ auch sie bemerken, was für einen Blödsinn sie gerade geredet hatten. Hoffentlich wirklich eine Schockreaktion.
    "Freut mich, dich kennenzulernen, Clea.", meinte der Blondhaarige daraufhin mit einem fröhlichen Lächeln und streckte ihr die Hand entgegen, "Ich bin Jeffrey, aber du kannst mich auch ruhig Jeff nennen."
    "Oh, danke!" Sie war sich nicht ganz sicher, ob diese Reaktion jetzt sinnvoll war oder nicht, aber Hauptsache, der Gesprächsfluss brach nicht ab. "Sag mal, was ist eigentlich deine Fähigkeit?"
    "Öhhh, Fähigkeit?" Jeff sah Clea mit etwas unsicherem Blick an und schmunzelte, anschließend antwortete er: "Na ja, ich mag es, Maschinen und gefährliche Sachen zu bauen." Mit einem schelmischen Lächeln rückte er einmal an seiner Brille. Okay, so etwas sollte man wohl eigentlich als Vierzehnjähriger nicht offen zu geben, aber was solls... Anschließend wurde er jedoch leicht unsicher. Konnte man das andere auch wirklich dazuzählen? "Und ich kann Sachen genauer beobachten... jap, ich denk, so könnt mans nennen."
    Ein Grinsen breitete sich auf Cleas Gesicht aus. Diese Antwort hätte glatt von ihr kommen können, so rein vom Schema her. "Na ja, anscheinend halt so ungewöhnliche Dinge, die rein theoretisch nicht sein könnten. Ich kann unter Wasser atmen, mein Zimmernachbar Dinge entzünden - Ironie des Lebens - und sowas halt", erklärte sie. Hatte er gestern abend nicht zugehört? Oder war er wirklich ganz neu? Wundern würde sie so etwas im Moment nicht mehr. "Dieser Erleuchtetenkram verwirrt mich immer noch ein wenig ..."
    "Ähm ähm, ja, der Erleuchtetenkram..." Der Blondhaarige schmunzelte leicht. "Weißt du, das hab ich eigentlich mit meinem "beobachten" gemeint, ich kann manchmal Dinge plötzlich viel genauer sehen als sonst..." Und das, obwohl er ohne Brille blind wie eine Fledermaus war, das wunderte ihn selbst sogar etwas. "Nur weiß ich nicht, wie ich das genauer beschreiben sollte, ehehe..."
    "Haha, da habe ich es ja ziemlich einfach. Ein Satz und fertig, Fähigkeit im vollen Umfang beschrieben. Auch, wenn ich irgendwie einen ganzen Aufsatz darüber schreiben könnte, was mir diese Fähigkeit bedeutet ...", erzählte sie nachdenklich. Ja, auf manche wirkte ihre Fähigkeit sicherlich beinahe unnütz und langweilig, doch für sie war sie einfach perfekt.
    Die Augen des Blondhaarigen leuchteten begeistert. "Du kannst also Unterwasser atmen?", fragte er mit einem Lächeln, "Das ist doch eine super Fähigkeit! Es gibt sicher viele Leute, die davon träumen." Anschließend schob er noch einmal die Brille an seinem Nasenrücken hoch und musterte die Gleichaltrige etwas genauer. "Ist sicher auf Rang zwei, direkt nach dem Fliegen."
    "Ich hätte jetzt eher auf Gedanken lesen und sich unsichtbar machen getippt, aber ja, könnte eigentlich gut sein", erwiderte sie. Gut, als solch eine Fähigkeit würden viele sie wohl gerne haben, aber als Erleuchtete ... gab es sicherlich nützlichere. Immerhin, dadurch würde sich die Bruderschaft vielleicht nicht ganz so sehr für sie interessieren. "Ist für mich irgendwie schwer einzuschätzen, ich musste nie von träumen"
    Jeff musste leicht schmunzeln. Na ja, wenn man die Fähigkeit schon lange besaß, dann war es für einen wohl nichts mehr besonderes. Aber Unterwasser atmen zu können musste doch etwas ganz fantastisches sein, immerhin konnte man dadurch ja nicht ertrinken! Somit war auf jeden Fall schon eine Todesursache ausgeschlossen... was für ein düsteres Thema, darauf sollte er sie wohl jetzt besser nicht aufmerksam machen. Es war eben schon brutal genug gewesen. "Also, ich hab ja oft schon in der Nacht vom Atmen Unterwasser geträumt.", setzte er an, "Hat, glaube ich, irgendwas mit Geborgenheit zu tun, aber an die genaue Bedeutung kann ich mich nicht mehr erinnern."
    "Oh, Traumdeutung! Ich werde öfter mal verfolgt, das hatte was mit Ängsten zu tun, mit denen man nicht klarkommt, oder? Wüsste zwar nicht welche, aber ..." Okay, das war jetzt schon fast eine Lüge, sie konnte es sich zumindest denken. "Ich mag dieses Psychologiezeugs ja irgendwie ...", versuchte sie, das Thema wieder in eine angenehme Richtung zu lenken.
    Sie mochte also Sachen in Richtung Psychologie? Da hatten sie ja was gemeinsam. "Ich auch!", entgegnete Jeff leicht aufgeregt, "Es ist wirklich äußerst faszinierend, wie Menschen anscheinend individuell sind aber sich doch auch wie Maschinen irgendwo einordnen lassen." Er stockte kurz. Eigentlich wollte er ja nicht so über das schwarze Teil reden, aber na ja... "Es war ja auch echt beeindruckend, wie wir alle fast zeitgleich auf das Teil losgestürzt sind, das war einfach... wow."
    "Ja, das war irgendwie gruselig, auf gute Weise. Wobei ... ich wäre im Moment trotzdem lieber in meinem Zimmer" Einen kurzen Moment dachte sie über diese Aussage nach, irgendetwas kam ihr komisch vor. "Oh nein! Ich habe ja Sunny vollkommen vergessen!"
    Im Zimmer... ja, da wäre er jetzt auch viel lieber. Es wäre dort sicher weitaus angenehmer, als weiterhin in dieser üblen Spielunke zu bleiben. Plötzlich erwähnte Clea aber jemanden namens Sunny. "Sunny? Wer ist das denn?", fragte der Brillenträger leicht irritiert. Ein Mensch könnte das ja nicht sein, dafür war der Name zu spitznamenähnlich... oder es war ein Spitzname.
    Sein Gesichtsausdruck war einfach herrlich. "Sunny ist meine Katze. Und sie hatte noch kein Frühstück ... ist so ein Monster zwischengekommen", erklärte sie. Eigentlich hätte sie sie gleich nach ihrem Frühstück füttern wollen, aber dann hatte sie es in der Hast des Aufbruchs einfach verplant. Und dann auch noch diese unerwartete Verlängerung ihres Einkaufstrips ... das würde ihrer Süßen gar nicht gefallen.
    Clea hatte eine Katze? Unwillkürlich leuchteten Jeffs Augen wieder auf. Er liebte Tiere, besonders niedliche, da freute es ihn umso mehr, dass es in der Anstalt jemanden mit einer Katze gab. "Awww, eine Katze!", entgegnete er fröhlich, "Kannst du sie mir dann mal zeigen? Ich hab mir nämlich damals keine Tiere halten dürfen, obwohl ich so gerne eins gehabt hätte!" Dabei wippte er fröhlich mit den Füßen auf und ab und hatte seine Arme hinter seinem Rücken verschränkt. Man merkte ihm wirklich an, dass er sich freute.
    "Och, das ist wirklich schade für dich. Ich wüsste gar nicht mehr, was ich ohne meine Kleine machen würde", bemitleidete sie ihn. Doch nicht so lange wollte sie solche negativen Gefühle beibehalten, immerhin war er gerade so gut gelaunt. Außerdem war sie eigentlich auch im Moment recht gut gelaunt, dieses Gespräch lenkte sie ziemlich gut vom eben Geschehenen ab. "Kannst du gerne, aber wenn wir wieder da sind, solltest du erst einmal wegbleiben. Sunny wird ziemlich sauer, wenn sie hungrig ist"
    "Ach, ich denke, das sind wohl viele, auch Menschen.", entgegnete Jeff mit einem leichten Lächeln auf seinen Lippen, "Ich persönlich werkel aber immer an gewissen Dingen rum, deshalb vergesse ich auch manchmal zu essen. Meine Lehrer haben deshalb schon oft mit mir geschimpft." Als er davon erzählte, kratzte er sich leicht verlegen am Hinterkopf. Die Erinnerungen an damals kamen ihm so unendlich weit weg vor... dabei war es doch noch nicht mal so lange her, seit er in die Morgan Fox Anstalt gewechselt war.
    "Essen! Wer braucht schon Essen?", fragte sie mit weit ausschweifenden Gesten und einer Miene, als würde sie sogleich ein ganz tolles Produkt verraten, mit dem man seine Zeit nicht mehr auf diese Weise verschwenden musste. Diese kurze Schauspieleinlage verlor aber ihre imposante Wirkung - die sie hoffentlich gehabt hatte, als Clea sich kichernd den Bauch hielt. "Außer Sunny natürlich!", brachte sie hervor. "Manchmal habe ich das auch so ähnlich. Da machen sich meine Eltern immer voll die Sorgen. Dabei lese ich dann irgendwie die ganze Zeit, da braucht man ja eigentlich garnicht so viel Energie. Sag mal, an was werkelst du eigentlich so?" Sie konnte sich Jeff nicht wirklich als Mechaniker vorstellen, dazu sah er irgendwie doch zu schmächtig aus. Eher als verrückter Wissenschaftler.
    Der Blondhaarige druckste etwas herum, als Clea ihn nach seinen Werken fragte. "Na ja...", setze er leicht an, wobei ihm das etwas die Schamesröte ins Gesicht trieb, "Ich arbeite viel mit Maschinen oder an Computern. Damals auf dem Internat hab ich oft Ärger gekriegt, weil ich nur so zum Ausprobieren die Schulsysteme gehackt hab, hehe..." Bei der Erinnerung daran musste er sich recht verlegen am Hinterkopf kratzen. Das war ihm damals immer etwas peinlich gewesen. "Und ich baue Waffen. Manchmal.", fügte er noch hinzu. Dabei viel ihm etwas ein. "Ah, guck mal!" Mit einem stolzen Lächeln holte er dabei seine elektrische Pistole hervor, die durch die Überspannung vom letzten Angriff am Lauf allerdings etwas angekokelt aussah. Hoffentlich hatte dieser komische Schuss nichts kaputtgemacht... Er streckte sie ungeschickterweise Clea direkt entgegen, als würde er sie damit erschießen wollen. "Das hab ich selber gebaut! Damit habe ich direkt aufs Monster geschossen, nicht schlecht, was?"
    "Hacker? Cool! Also, irgendwie auf jeden Fall ..." Abwehrend hob sie die Hände hoch, wie um sich vor dem seltsamen Teil, das auf sie gerichtet war, zu schützen. "Könntest du das bitte runternehmen? Das macht mir Angst ...", murmelte sie nervös. Nicht, dass sie glaubte, er wolle sie erschießen, aber ... so ein Schuss konnte sich immerhin schnell lösen.
    "Oh, sorry!", warf Jeff schnell ein und packte seine Waffe wieder weg. "Aber in dem Sinne kann sie dich ja nicht erschießen, sie feuert bloß elektrische Stöße. Aber angenehm sind die auch nicht, hehe...", erläuterte er anschließend leicht verlegen. Er sollte wirklich mal vorsichtiger mit seinen Waffen umgehen, er hatte ja schon oft fast mal Leute verletzt.
    Ein dümmliches Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. "Ich glaube, das würde reichen. Elektro ist immerhin effektiv gegen Wasser ..." Ach ja, gute alte Zeiten. Irgendwo musste ihr Gameboy mit der Rubin-Edition noch rumliegen ... Leider so ziemlich außer Reichweite. Auf seine Reaktion war sie nun wirklich gespannt, konnte sich kaum vorstellen, wie sie wohl ausfallen würde. Entweder verstand er oder nicht. Entweder hielt er sie für einen Nerd oder nicht ...
    Elektro effektiv gegen Wasser? War das etwa eine Anspielung auf...? Ein schelmisches Grinsen zog sich über Jeffs Gesicht, als er das hörte. Wie er doch den Elektroarenaleiter in der sechsten Generation vergöttert hatte! "Ja, das wäre sicher ein One Hit K.O.!" Merkte er anschließend an und lachte.
    "... und du hättest gewonnen. Leider bin ich kein Elementbändiger, kann dementsprechend keine Wasserattacken. Das wäre noch cooler", fügte sie hinzu. Wie sie insgeheim vermutet hatte, für solche Themen war er wohl ein guter Gesprächspartner.
    Also mochte Clea auch solche Sachen? Gut zu wissen, dass er da nicht der Einzige war, im Internat hatte er kaum Gesprächspartner für Games und Fernsehserien gehabt. "Au ja, Elemente bändigen zu können wäre sicher super!", antwortete er schmachtend, "Da gab es doch einmal so eine richtig tolle Fernsehserie drüber, die hab ich mir immer so gerne angesehen!"
    "Avatar, Herr der Elemente. Entweder Legend of Korra oder Legend of Aang. Oh my, ich liebe diese Sendung einfach!", sprudelte es nur so aus ihr heraus. Sie musste sich zurückhalten, nicht vor Freude zu quietschen. Stattdessen sah sie sich gespielt nach etwas um. "Wo ist das nächste Dimensionstor? Ich wäre sowas von Wasserbändiger!" Spätestens jetzt hatte sie ihre Umgebung so gut wie ausgeblendet. Wie konnte man wohl sonst an so einem Ort solche Gespräche führen?
    "Genau!", antwortete Jeff begeistert und stimmte vollends in Cleas Hype mit ein, "Ich könnte mich eigentlich kaum für ein Element entscheiden, aber wenn ich müsste, dann Feuer! Dann könnte ich auch Blitze schießen!" Während er sprach, lächelte er wirklich erheitert. Unter diesen Umständen jemanden so nettes kennenzulernen... das hätte er wirklich nicht erwartet. "Haha, ja, ein Dimensionstor wäre genial, sowas sollte ich echt mal erfinden... aber die Entwicklung würde sicher Unsummen an Geld verschlingen." Kurz darauf kicherte er heiter in sich hinein. Er würde in der Morgan Fox Anstalt gerne auch mehr an Sachen herumschrauben, aber er wusste nicht, wie das Personal, insbesondere Alicia, darauf reagieren würde. Also nahm er sich jetzt erst mal zurück.
    Schließlich wandte er sich wieder lächelnd an seine Gesprächspartnerin: "Ist bloß schade, dass ich die neuesten Folgen von Legend of Korra nie gesehen hab, bin irgendwie nie dazu gekommen."
    "Ich auch nicht ...", stellte sie überrascht fest. Wann sie das wohl aus den Augen verloren hatte? "Aber in der Anstalt gibt es doch PCs, oder? Und ich habe gehört, Streaming-Seiten sind so lange legal, wie man sich nichts herunterlädt ... Können wir also gerne zusammen gucken!", schlug sie vor. Und im selben Moment merkte sie, wie falsch sich das anhörte. Hoffentlich bemerkte er es nicht.
    Eine Einladung? Die Augen des jungen Wissenschaftlers wurden groß. Hatte sie ihm tatsächlich angeboten... dass er etwas Zeit mit ihr verbringen durfte? "Aber gern!", antwortete er glücklich, aber doch etwas überrascht. Noch nie hatte ihm jemand wirklich so ein Angebot unterbreitet... das war das erste mal gewesen. "Ich kenne sowieso noch kaum jemanden in der Anstalt und muss auch irgendwie Zeit totschlagen, also.. hehe..." Er merkte, wie er schon wieder verlegen wurde. Verbale Konversationen lagen ihm einfach nicht so.
    "Nun gut, ich habe sogar schon mit dreien oder so geredet, aber wirklich kennen ... tue ich irgendwie niemanden. Wobei das auch gut daran liegen könnte, dass ich erst seit gestern da bin ...", plauderte sie fröhlich und versuchte, nicht auch verlegen zu werden. Nein, so war das definitiv nicht geplant gewesen.
    "Ich bin schon etwas länger in der Anstalt...", entgegnete Jeff und sah leicht bedrückt auf den Boden, "aber na ja, ich kenn auch wirklich so gut wie niemanden, ich bin viel zu scheu und komm kaum mit anderen zurecht." Eigentlich erzählte er nicht so gern davon, aber er wollte ja auch keinen Hehl daraus machen. Er war sozial nicht wirklich kompetent, leider. Deshalb war er auch immer so allein.
    "So wirklich gut bin ich bisher auch nicht mit anderen klar gekommen. Lag aber wohl eher an dieser aurabedingten Barriere da. Jetzt bin ich eigentlich ziemlich froh, hier gibt es immerhin Leute, mit denen man reden kann, ohne das Bedürfnis zu haben, sofort wegzurennen", erzählte sie mit beinahe krächziger Stimme. Ja, das war wohl wirklich etwas, was sie beschäftigte ...
    Clea schien ebenfalls ein ähnliches Problem zu haben. Etwas bedrückt verschränkte Jeff seine Arme hinter seinem Rücken und scharrte leicht mit seinem Fuß über den Boden. Doch schließlich versuchte er, sie aufmunternd anzulächeln und sagte: "Aber es sind wohl viele Leute schüchtern. Das ist doch ganz natürlich."
    "... und wir als supertolle, auserwählte Erleuchtete haben damit wohl eindeutig noch ein größeres Problem, wenn niemand einem helfen kann, dann ist man schon ziemlich schlecht dran ...", meinte sie resigniert. "Aber ja, zum Glück sind wir ja jetzt hier - also Anstalt-Hier und nicht hier-Hier - und damit quasi gerettet undso. Und irgendwie habe ich es dann noch geschafft, in den letzten vierundzwanzig Stunden so ein höchst sinnvolles Selbstbewusster-Werd-Programm zu starten ..." Sie schluckte. Hatte sie ihm eben tatsächlich davon erzählt? Oh nein. Nun gut, er würde es schon nicht weiter erzählen ... wem auch?
    Ein Selbstbewusstseinsprogramm? Na das klang ja mal interessant. "Dann wünsch ich dir viel Erfolg dabei.", erwiderte er mit einem Lächeln. Er selbst würde sich so etwas nie zutrauen, dafür hing er einfach zu sehr an seiner eigenen Welt der Mechanik.... Doch ihre Benennung des "hiers" machte ihn wieder darauf aufmerksam, wo sie denn eigentlich waren und er blickte sich leicht verwundert um. Dass er die Geschehnisse um sich herum so sehr ausgeblendet hatte... "Das ist ja jetzt aber auch ein schöner Ort zum Plaudern gewesen...", meinte er und schmunzelte.
    "Oh ... ja ...", stammelte sie erstaunt. Kaum zu glauben, sie hatte sogar den schrecklichen Geruch nicht mehr bewusst wahrgenommen. Wie deplatziert sie wohl auf die Anderen gewirkt haben mussten ... Die Anderen ... "Du, da hinten scheint sich ein Pulk zu bilden. Wollen wir da mal hingehen?", fragte sie verwirrt. "Ich meine, nicht, dass wir was verpassen …"
    Jeffrey nickte nur und folgte ihr wortlos, als sie sich in Bewegung setzte.


    OT: Wenn man bedenkt, dass dies eigentlich mal eine Schnapsidee war ... o.O
    Gemeinschaftspost mit Lau. Hoffe, dass ich die richtigen Farben getroffen habe ...

  • Alicias Stimme riss Jasmin grob aus ihrer Faszination. Jedwene Sicherheit fiel von ihr ab wie Gesteinsbrocken, zurück blieb nur geballter Schrecken, wie zu Beginn.
    Das weinrote Leuchten auf ihrem Bauch erlosch, während sie erneut haltlos zu zittern begann. Die Leiche der Bestie ragte vor ihr in die Höhe, ein toter Haufen von Krallen, Schwärze und Verderben. Sie brauchte mehrere Sekunden, um ihren Kopf fast gewaltsam unter Kontrolle zu bringen und die Augen abzuwenden.
    Keine der Leichen - oder ihre Einzelteile - konnte sie länger als ein paar Sekunden ansehen. Das waren tatsächliche Menschen. Dies waren Söhne, Freunde, Töchter, Eltern, Arbeitskollegen, Cousins. Mit einer Familie, Freunden, einem Platz in der Gesellschaft und einer Zukunft, auch wenn sie letzteres bei einem genaueren Blick zu bezweifeln begann. Doch - seine Mutter würde weinen. Ihr Bruder würde schreien, seine Freundin würde zusammenbrechen, ihr Vater würde das Schicksal verfluchen. Und die Schmerzen, die sie erleiden mussten. Dies war kein normaler Tod. Sicherlich hatte das Monster jeden einzelnen von ihnen halb tot gehetzt, bevor es sie langsam und qualvoll dahinsiechen ließ.
    Individuelle, wertvolle Menschen. Und ihr Tod war so sinnlos. Sie waren einfach... da. Wer wollte schon in einer schmutzigen Spielhalle sterben?
    Ihr Blick wanderte zu ihren blutverschmierten Händen. Wie viel davon war ihr eigenes Blut? Sie hatte tatsächlich ein Lebewesen umgebracht. Ihre Stimmbänder stießen ohne ihre Einwilligung einen kurzen, abgehackten Schrei aus. Nicht nur ein Lebewesen. Sie hatte jeden einzelnen dieser Menschen umgebracht. Die Bestie wäre überhaupt nicht da gewesen, wäre die Gruppe nicht in der Stadt gewesen. Wären sie doch einige Minuten früher dagewesen, wie viele ihrer Morde hätten sie verhindern können? Das Blut an ihren Händen könnte genau so gut von den Menschen im Raum stammen. Sie hätte ihnen genau so gut selbst ein Messer in den Körper rammen können.
    Sie rieb ihre Hände aneinander, doch das Blut wollte nicht verschwinden, blieb an ihr kleben wie ein fürchterliches Tattoo. Wieder gaben ihre Knie nach.
    Ihr Kopf sackte zwischen ihre Knie, schwer wie ein Sandsack fielen ihre Arme über ihn. Feige war das, wieder versteckte sie sich vor den Konsequenzen ihrer grauenvollen Handlungen. Ihre Knie schlugen vom Zittern gegeneinander.
    Eine ungewohnt sanfte Berührung an ihrem linken Arm lenkte sie ab. Angestrengt ballte sie all ihre Kraft, um den Kopf heben zu können. Es war Alicia, die vorsichtig ihre Wunde untersuchte.
    Anstatt sich zu bedanken, wandte sie den Blick ab, irrationalerweise beschämt. Wie hatte sie sich nur so zurichten lassen können? Nun musste sich Alicia auch noch mit ihr rumschlagen, anstatt sich um die Gruppe kümmern zu können. Was war sie nur für eine fürchterliche Person.
    Spät, zu spät fiel ihr auf, dass der vertraute Druck in ihrer Brusttasche fehlt. Wie vom Blitz getroffen fuhr sie zusammen, ihr Kopf schnellte hoch, bevor sie sich erinnerte, dass ihre Messer wohl in der Bestie steckten.
    Mehrere Sekunden lang starrte sie das leblose Monster nur an, während Alicia weiter ihren Arm behandelte. Sie sollte ihr das Perlmuttmesser geben. Zumindest einen ganz winzigen Teil musste sie zur... Besserung der Situation beisteuern.
    Sie stellte die Hand ihres unverletzten Arms auf den Boden, um sich hochzustemmen, doch trotzdem brauchte sie drei Versuche, bevor ihre Beine sie wieder eigenständig trugen. Mit weit aufgerissenen Augen drehte sie sich zu Alicia um. "Uhm, ich... bin gleich z-zurück... vielen Dank für die H-h-hilfe... das ist s-sehr nett" Die Sätze wollten sich nicht zusammenfügen, Worte schwirrten in ihrem Kopf, doch sie verschwanden schneller, je verzweifelter sie versuchte sie zu halten. Schnell drehte sie sich um und stakste auf die Leiche des Monsters zu, den leeren Blick starr nach vorne gerichtet, die Bewegungen steif wie ein Roboter.
    Wie sie die Messer bekommen hatte? Sie wusste es nicht. Sie schien neben sich selbst zu stehen, während sie einer Fremden zusah, wie sie die Waffen mit Mühe aus der Leiche zog, das Blut notdürftig am Verband ihrer Wunde abwischte, ihre Gesichtszüge vor Schmerzen ganz kurz entgleisten und sie dann zu Alicia zurücklief, so starr wie auf dem Hinweg.
    Langsam kehrte sie wieder zurück. Jasmin zitternder Arm streckte Alicia das Perlmuttmesser entgegen, doch ihr Arm zitterte so stark, dass sie sich kaum vorstellen konnte, dass Alicia es irgendwie greifen könnte. "Es t-tut mir so leid" krächzte sie heiser und versuchte, sich mit diesem simplen Satz für alles zu entschuldigen, jede Unannehmlichkeit, jeder Fehler, oder vielleicht auch allgemein für ihre Existenz. "K-können wir was mit den... T-t-toten machen? Begraben o-oder so?"


    OT: Entschuldigt die lange Wartezeit, Klausuren und Schule erschlagen mich - das zweite Messer ist jedenfalls offiziell zurückgegeben. ^^

  • Verwundert blickte Colmann zu dem schwarzhaarigen hinauf. „Kennen wir uns?“, wollte er ob der eigenwilligen Begrüßung wissen, musterte dann aber den Dolch, den der andere ihm hinhielt. „Keine Ahnung, ob das eine Deathblade ist, oder nicht, aber es ist die Klinge, die man mir hier angeboten hat“, bestätigte er mit sichtbarem Misstrauen und hielt dem anderen die Hand hin, um zu verdeutlichen, dass Art ihm den Dolch übergeben sollte.


    Auch Alicia beobachtete misstrauisch, wie Jasmin zu dem Monster torkelte. Dabei wirkte die Heimleiterin aber nicht, als würde sie der Teleporterin nichts zutrauen, sondern eher, als würde sie sich Sorgen wegen ihres gesundheitlichen Zustandes machen. Vorsichtshalber blieb sie in der Nähe des verletzten Mädchens und nahm schließlich die Klinge wortlos entgegen.Und steckte sie achtlos in den Gürtel, um die Hände freizuhaben. Da das Mädchen wohl ganz offensichtlich auch psychisch alles andere als auf der Höhe war, legte die Heimleiterin ihr einen Arm um die Schultern und zog sie vorsichtig an sich. Dabei gab sie acht, denn sie wollte weder Jasmin noch mehr Schmerzen zufügen, noch das Mädchen verschrecken. Immerhin kannten nur die wenigsten der Erleuchteten Zuneigung und Nähe, sodass etwas Körperliches, wie eine Umarmung viele von ihnen erschreckte. „Beruhige dich“, murmelte Alicia sanft, „Du hast dich sehr gut geschlagen. Ich weiß, es ist schrecklich hier zu sein, aber du hast nichts getan, weswegen du dich entschuldigen müsstest. Im Gegenteil, wenn dieses Monster hier herausgekommen wäre, hätte es noch viel mehr Menschen getötet. Diesen haben du und deine Geschwister gerade das Leben gerettet. Du solltest stolz auf dich sein.“ Einen Moment schwieg die Frau, dann redete leise und tröstend weiter: „Unseren gemeinsamen Einkauf verschieben wir, ok? Jetzt fahren wir erst nach Hause, du lässt dich versorgen und nimmst ein warmes Bad, dann geht es dir gleich besser. Und morgen, wenn du dann wieder fit bist, fahren wir beide zusammen noch mal in die Stadt und holen dir eine Gitarre, auf der du richtig spielen kannst. Einverstanden?


    Jasmin erstarrte zu Eis, als Alicia sie ohne Vorwarnung an sich zog. Plötzlich waren überall Hände und Haut, gegen die sie gedrückt wurde. Ihre Gliedmaßen verkrampften sich schmerzhaft, während sie die Luft anhielt und betete, bald wieder losgelassen zu werden, doch das schien nicht in Alicias Absicht zu sein. Die Heimleiterin murmelte irgendwelche tröstenden Worte, die nur halb schwammig zu ihr durchdrangen. Jasmin krallte ihre kurzen Nägel in ihre Handfläche, die Augen nach wie vor weit aufgerissen.
    Nach Stunden, Tagen, Ewigkeiten entließ Alicia sie endlich aus ihren Armen. Sofort stolperte sie rückwärts. "Ähm... äh... danke" stotterte sie. Wofür sie sich bedankte, wusste sie nicht, aber es schien die erwartete Reaktion zu sein. "Ähm, entschuldigen Sie m-mich..." Mit schwirrendem Kopf stolperte sie weiter weg.



    Marika hatte sich nicht allzu weit von Jimmy und den anderen entfernt, nur gerade soweit, um nicht mehr angesprochen zu werden. Sie brauchte Abstand von diesem Weiberhelden. Nur ein paar Minuten in seiner Nähe und sie hatte schon wieder mehr als genug von ihm. Warum musste auch ausgerechnet so ein Kotzbrocken einer der wenigen sein, deren Standpunkt mit ihrem vereinbar war? Nun ja sein Rachefeldzug war in ihren Augen zwar reiner Selbstmord, aber sie wusste um seinen Wert und hatte Colmann lieber auf ihrer Seite, als gegen sich.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete sie ihn jedoch weiterhin, bereit dazwischen zu gehen, sollte er auch nur einen Versuch starten, eine seiner üblichen Anmachen zu starten, aber offensichtlich lenkte ihn seine Verletzung zu sehr ab. Als sich Art dazugesellte und Jimmy einen Dolch zeigte, wurde sie doch neugierig. Zu ihrer Überraschung war es nun ausgerechnet Xarok, der sie aufhielt und ihr die Deathblade in die Hand drückte, die er im Kampf benutzt hatte.
    Wir beide reden später noch“, erinnerte Marika den selbstmordgefährdeten Jungen und schritt nun mit einer Ausrede für ihr zurückkommen wieder zu dem Sänger zurückzukehren.
    Nun da scheint dich jemand verarscht zu haben.“, meinte sie mit Blick auf den Dolch, den Art in der Hand hielt.
    Nicht unbedingt“, widersprach Jimmy, „Früher, nachdem die Dwouchsé sich wieder verborgen haben und in Vergessenheit gerieten, sanden sie ihre Häscher aus, um alle noch existierenden Deathblades zu vernichten. Einige Menschen aber schienen dies zu ahnen und verbargen ihre Klingen für die Nachwelt, indem sie sie mit Stahl umschlossen und so eine Klinge über die eigentliche Klinge schmiedeten. Es heißt, dass vor allem die alten Ritualklingen, wie sie nur von der Bruderschaft der Sterne benutzt werden, in Wahrheit getarnte Deathblades sind. Diese könnte also tatsächlich echt sein. Das werden wir aber erst wissen, wenn ich das Metall entfernt und den Kern freigelegt hab. Vorausgesetzt es gibt einen.“ Er grinste und nickte zu Art. „Dein kleiner Freund hier scheint wohl zu glauben, er könne den Dolch, im Falle, dass er tatsächlich eine Deathblede enthält, für sich behalten. Ich fürchte nur, ich muss ihn enttäuschen. Denn selbst, wenn einer von euch den Stahl vom Kern trennen könnte, ist die Klinge der Deathblade nach all den Jahrhunderten im Metallmantel mit Sicherheit inzwischen stumpf und nicht zu gebrauchen. Es gibt nur eine Hand voll Personen auf der Welt, die nach langen Jahren des Lernens, dazu in der Lage sind, diese Klingen zu schärfen. Ich bin einer davon.
    Marika stöhnte genervt und hielt dem Ex-Sänger das Messer hin, welches Xarock ihr gegeben hatte. Dann wandte sie sich auffordernd an Art: „Na los, gib es ihm. Er ist zwar wenig vertrauenserweckend, aber nicht unser Feind.


    Auch Alicia trat nun zu ihnen und reichte Jimmy, wie Marika zuvor die Klinge. „Was geliehen ist, muss zurückgegeben werden, ob es einem passt oder nicht“, erklärte sie und blickte den Jungen in den altmodischen Klamotten streng an, „Gab es da nicht auch noch etwas, was du zurückgeben musst? Ich sehe den Revolver nirgends, sag mir nicht, dass du ihn hier irgendwo verloren hast. Also gib diesem Herrn den Dolch und kümmer dich lieber darum, das zurückzugeben, was du geliehen hast!


    Ihr Handy klingelte und nach einem kurzen Gespräch, offensichtlich mit Bruno, bedeutete die Heimleiterin ihren Schützlingen zu gehen. Art warf sie jedoch noch einen eindringlichen Blick zu, der deutlich machte, dass sie noch etwas von ihm erwartete. Jimmy Colmann blieb als einziger zurück.


    Tatsächlich hatte ihr bulliger Fahrer den Bus ganz in der Nähe geparkt und wartete dort auf sie, sodass sie ungesehen das sichere Gefährt betreten konnten, bei dem bereits sämtliche Vorhänge zugezogen waren und so den Blick in den Innenraum versperrten. Auch Alicia stieg ein, ihr eigenes Auto stand ja noch auf dem Parkplatz. Bevor sich der Bus dann schließlich in Bewegung setzte, versprach die Heimleiterin noch, dass sie die zurückgelegten Einkäufe später holen würde und vermutlich in der Anstalt schon die Kuchen, die das Küchenteam gebacken hatten, mit warmen Getränken bereit stehen würden. Auch merkte die Chefin an, dass wohl, außer Bruno niemand an Bord wäre, der nicht eine warme Dusche oder zumindest neue Kleidung vertragen könnte.


    OT: So da isser nun. Ihr habt nun bis zum Abend freizeit.
    Natürlich könnt ihr beschreiben, wie der Bus in der Anstalt ankommt, was ihr auf der Fahrt macht, oder sogar noch davor. Deswegen habe ich das Ende dieses Posts so offen gestaltet, nur keine Sorge davor, die Gruppe zu steuern, indem ihr sie nach hause zurückbringt.
    Nur abend werden lassen solltet ihr es noch nicht.


    Da die Gruppe, die in der Stadt war, knapp das Mittagessen verpasst hat, es ist also bei der Ankunft im Heim so etwa 13:30 - 14:00 Uhr, steht im Speiseraum Kuchen für sie bereit. Dabei gibt es mehrere Sorten, allerdings nur Kuchen, keine Torte, entscheidet selbst, was es für euren Char gibt, aber übertreibt es nicht mit der Auswahl^^. Wenn jeder von euch nen andren Kuchen beschreibt, sind das wohl zu viele verscheidene^^. Dazugibt es natürlich Heißgetränke (Heiße Schokolade, Tee, Kaffee, ...) Meidet nru direkt die Küche, sonst könntet ihr den nächsten Putzdienst übernehmen^^.


    Ich werde die Zeitspanne nciht zu langwierig gestalten, aber ich shcätze die Chars brauchen jetzt mal Zeit für sich, um ganz auf ihre Art mit dem Erlebten umgehen zu können udn es zu verdauen.

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Aufbruchstimmung. Nur hier weg. Clea war unglaublich froh, am Bus anzukommen. Mit so etwas hatte sie nicht unbedingt gerechnet, als sie Alicia das erste Mal gesehen hatte. Aber gut, so etwas würde hoffentlich nicht an der Tagesordnung liegen. Und der Kuchen machte alles wieder … Okay, nein, machte er nicht. Aber immerhin fühlte sie sich annähernd annehmbar. Die Aussicht auf ihre Ruhe und eine heiße Dusche erschien ihr im Moment wie ein riesiges Geschenk. Wenn sie denn … Lieber nicht dran denken. Jetzt nützte ihr das schlechte Gewissen auch nichts. Hauptsache, sie kam schnell genug zurück.
    In ihrer Aufgewühltheit schien die Busfahrt Stunden zu dauern. Sie seufzte, als sie endlich das Tor der Anstalt durchfuhren. Mit als eine der Ersten hastete sie hinaus ins Freie, etwas, was sie sich als Trödeltante nie zugetraut hätte. Ohne ein Wort zischte sie in Richtung Schlafräume, den Gedanken, jemand könnte sie bemerkt haben, meisterhaft unterdrückend. Und immer noch dauerte es zu lange. So weit hatte sie den Weg definitiv nicht in Erinnerung gehabt … Hatte sie sich verlaufen? Nein, da war ja schon ihre Zimmertür. Noch heile, zum Glück.
    Vorsichtig öffnete Clea sie und spähte in das Zimmer. Noch war alles ruhig. Doch kaum hatte sie einen Schritt hinein gesetzt, ertönte ein missgestimmtes Fauchen. Schnell schloss sie die Türe und sah sich erneut um. Sunny stand auf ihrem Bett, einen Katzenbuckel wie im Bilderbuch machend.
    “Hey! Na, Süße? Sorry, dass dein Frühstück so lange gebraucht hat. Aber jetzt bin ich ja wieder da …”, redete sie beruhigend auf die Katze ein. Langsam pirschte sie sich an das Katzenfutter heran und öffnete die Packung. Mit einem Mal verwandelte sich das fauchende, furchterregende Monster in eine mustergültige Mietzekatze, schnurrte, strich um ihre Beine herum und sah sie bittend an. Clea konnte nicht anders, als zu lachen und kramte den Napf hervor. Kaum, dass das erste Atom Futter seinen Boden berührt hatte, hing Sunnys Kopf auch schon in ihm. Clea fluchte leise, als ein wenig Futter auf dem Boden landete. Dann änderte sie den Winkel und füllte den Napf noch fast bis zum Rand.
    Stille ergriff das Zimmer. Sunny schlang, als hätte sie drei Tage kein Fressen mehr gehabt und Clea sah ihr mit einem Lächeln zu, während ihre Gedanken abschweiften. In der Kantine wartete Kuchen auf sie, ja, aber … Im Moment war sie einfach glücklich damit, hier zu sitzen. In den letzten Stunden hatte sie schon genug Action gehabt. Sunny hatte inzwischen ihren Napf geleert und machte es sich auf Cleas Schoß gemütlich. Diese fing an, ihrer Katze wie automatisch über den Rücken zu streichen. “Na? Wir sollten rausgehen, was? Aber ich will nicht ...”, murmelte sie. Sunny sah sie nur unverstehend an und maunzte leise. “Ich weiß nicht, ist ja alles schön und gut, aber irgendwie will ich jetzt gerade nur pennen ...” Die Katze fing an, zu schnurren. Clea schloss die Augen und lauschte ihr seufzend. “Ich brauche ja nicht mehr viel machen. Nur ein bisschen essen. Das schaffe ich doch wohl, oder?”, fragte sie. Ja, vielleicht konnte Sunny sie nicht verstehen, doch das war ihr egal. Allein das Gefühl, dass jemand für sie da war, genügte.
    Bestimmt setzte sie die Katze auf den Boden und stand schwungvoll auf. Bloß schnell losgehen, bevor ihre Motivation wieder auf 'noch nicht einmal den kleinen Finger rühren' zusammenschrumpfte.
    An der Tür wartete Sunny nur darauf, dass diese geöffnet wurde. Clea sah zu ihr hinab und überlegte. Ob sie sie wohl mitnehmen konnte? Das Küchenpersonal wäre sicher dagegen. Aber sie mussten es ja nicht wissen, oder? Und haaren tat ihre Süße immerhin auch nicht. Eigentlich war sie niemand, der auf solch eine Idee kommen würde, aber im Moment konnte sie sich einfach nicht vorstellen, ohne Sunny zu überleben.
    Sie nahm sich schnell noch ihre Jacke, die sie am Morgen auf das Bett gelegt hatte, und verließ den Raum mit Katze. Selbst sie konnte sich nicht immer an Regeln halten. Vor der Kantinentür hielt sie inne, nahm Sunny auf den Arm und betrat sie erst dann. So schnell und unauffällig wie möglich holte sie sich zwei Stücke Kuchen – Schoko-Kirsche, sah einfach köstlich aus – und setzte sich auf einen Platz, der so weit wie möglich von der Kantine entfernt lag. Sunny verfrachtete sie wieder auf ihren Schoß, bevor sie sich ihrem Kuchen widmete. Ja, auch hier hatte die Küche wieder beste Arbeit geleistet. Doch immer noch war sie nervös und sorgte sich, dass jemand ihr nun wirklich untragbares Vergehen bemerkt hatte. Wie es schien, war es aber nicht so. Oder es kümmerte niemanden. Sie zumindest war froh, als sie ihr Geschirr weggebracht und den Raum verlassen hatte.
    Was wollte sie nun machen? Wieder in ihr Zimmer verschwinden? Duschen? Zum Mond fliegen? Oder … in den Pool? Die letzte Idee hörte sich in der Tat ziemlich verlockend an. Doch wo sie gerade an das Außengelände dachte, fiel ihr auch der Streichelzoo wieder ein. Wieso nicht erst den besuchen? Zum Schwimmen würde sie noch alle Zeit der Welt haben. Dass sie das mal von sich hören würde … ja, dieser Tag war merkwürdig. Aber immerhin konnte Sunny ja nicht schwimmen. Und sie hatte nicht das Bedürfnis, sie schon wieder in dem für eine Katze viel zu kleinem Zimmer einzusperren.
    Er war wirklich unübersehbar. Zumindest, wenn man nach ihm suchte. Glück für sie. Aufmerksam sah sie zu Sunny, die am Zaun der Ziegenweide entlang streunte. Ja, eine gute Entscheidung.


    OT: Und Clea wäre da ...

  • Endlich, nichts wie weg hier. Jeff hatte schon sehnlichst auf den Moment gewartet, an dem er aus aus diesem heruntergekommenen Loch kriechen und wieder weniger metallisch schmeckende Luft atmen konnte. Diese Erfahrung war einfach schrecklich gewesen. Mit einem Stöhnen versuchte er sie jedoch so gut es ging zu verdrängen. Er hatte keine Lust, wieder so viel Nachzudenken, wie er es sonst für gewöhnlich tat. Er brauchte einfach Ruhe. Und bestimmt war er nicht der Einzige, der so dachte. Während der Busfahrt musste er sich wirklich zusammenreißen, nicht gleich die Augen zu schließen und einzuschlafen. Er hatte zwar nicht besonders viel gemacht, doch war es meist das recht entspannende Gefühl, in einem sich bewegenden Gefährt zu sitzen. Und der Schock hatte ihn aus welchem Grund auch immer ebenfalls ermüdet. Er konnte sich einfach keinen Reim aus dem Geschehenen machen. Vielleicht war er doch noch zu jung und unerfahren, wie seine Lehrer damals immer gesagt hatten, um sich wirklich erwachsen zu fühlen.


    In der Anstalt wieder angekommen gab er erst einmal sein versautes Jackett in die Wäsche und legte seine Waffe im Zimmer ab. Zusätzlich legte er noch seine Fliege ab, sodass er momentan nur noch mit Hemd und Hose bekleidet war. Noch einmal zupfte er sich den Kragen seines Oberteils zurecht und sah aus ddem Fenster. Bestimmt würde es noch etwas zu essen geben. Aber er hatte gar keinen hunger, das hatte er eigentlich so gut wie nie. Na ja, er war auch nicht magersüchtig, aber trotzdem... wer hätte schon Lust, nach einem derartigen Anblick noch etwas zu essen? Also beschloss er zunächst einmal, nach draußen zu gehen und auf dem Gelände umherzuspazieren. Obwohl er schon seit ein paar Wochen hier war, hatte er noch längst nicht alles gesehen.


    Die frische Luft zu atmen tat auch gut, es fühlte sich sogar besser an, als Jeff erwartet hatte. Er war eigentlich jemand, der sich in der Stube verbarrikadierte und sich selbst beschäftigte. Aber planlos irgendwo herumzulaufen war auch einmal eine gute Abwechslung. Er hatte keine Ahnung, wie lange er bereits umhergelaufen war, bis er sie sah. Eine Katze. Sie lief an einem Zaun entlang, doch das war dem Brillenträger zunächst einmal egal, mit einem Lächeln ging er auf das schöne Tier zu und fragte mit sanfter Stimme: "Na, wo kommst du denn her?"
    Schließlich sah er wieder auf und sah eine ihm vertraute Person, die wohl ebenfalls auf die Idee gekommen war, hier vorbeizulaufen. Mit einem freudigen Grinsen hob der Blondhaarige zum Gruß die Hand und rief anschließend: "Hey, Clea! Hallo!"

  • Tomomi genoss die Fahrt zurück zur Anstalt, schließlich hatte sie sich neben ihrer Mama gesetzt und konnte sich endlich entspannen.
    Durch den Kampf hat die kleine Mumie einige Prellungen abbekommen, außerdem sahen ihre Verbände überaus dreckig aus und sollten dringend gewechselt werden. Auch Alicia riet ihr dazu: "Das hast du gut gemacht mein Schatz. Wenn wir zu Hause sind, machst du dich bitte aber sofort wieder frisch, okay?" "Okay Mama.", antwortete Tomomi und wurde ein wenig rot.
    Auch wenn der Kampf schrecklich war, so machte es die Mumie überaus glücklich, dass sie durch ihre Mama so aktiv unterstützt wurde. Es fühlte sich so an, als wäre eine Sonne mitten in der Dunkelheit aufgetaucht. Dieses Gefühl würde sie sehr lange mit sich tragen und nicht vergessen wollen.


    In der Akademie ging Tomomi auf ihr Zimmer und verbarrikadierte sich mit einem Stuhl. Zu dem Zeitpunkt hatte sie total vergessen, dass das Zimmer auch Aru nun gehörte, aber genau deswegen musste die Tür komplett verschlossen und unüberwindbar sein. Was Tomomi tat, durfte nämlich keiner Sehen, sie würde es niemals zulassen. Also trat sie vor dem Spiegel und wechselte ihre Verbände mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck.


    Mit frischen Verbänden öffnete die Mumie wieder die Tür und ging auf Erkundungstour. Essen brauchte sie nicht, sie würde schon irgendwas später kriegen. Ihre erste Station war der Streichelzoo, wo sie sich immer wohlfühlte und den Tieren von ihren Erlebnissen erzählte. Diesmal waren aber auch andere Besucher da. Zuerst wollte die Mumie wieder abdrehen, aber ihr Blick fiel auf die Katze und sie konnte nicht widerstehen.
    Wie ein Wesen, dass aus den Schatten tritt, tauchte Tomomi also hinter den beiden anderen Erleuchteten auf und schaute die Katze an.
    "Wie süß...."

  • Überrascht sah Clea zu, wie sich jemand ihr näherte. Dabei schien diese Person sie noch nicht einmal zu bemerken. Und doch hielt sie auf sie zu. Nein ... eher auf Sunny. Mit einem Mal bemerkte sie, dass es sich bei dieser Person nicht etwa um irgendjemanden handelte, sondern um Jeff. Gerade, als sie sich bemerkbar machen wollte, begrüßte er sie auch schon. "Hey! Jeff! Und so hast du Sunny auch schon kennengelernt ..." Kaum, dass sie die Worte ausgesprochen hatte, zuckte sie zusammen. Wie aus dem Nichts war Tomomi hinter ihnen aufgetaucht. "Oh! Ja, das ist sie, was?"


    Mit ein paar schnellen Schritten ging der Blondhaarige näher an Clea heran, die ihn auch begrüßte.
    "Oh, das ist Sunny?", reagierte er mit einem Lächeln auf ihre Aussage und blickte wieder hinunter zu der Katze, doch diese stand nun nicht mehr alleine dort. Ein Mädchen, das in Bandagen gehüllt war, befand sich nun ebenfalls bei ihnen. Leicht verlegen legte sich der Brillenträger die Hand auf den Hinterkopf. Er hatte nicht damit gerechnet, dass noch jemand hier auftauchen würde. Das Mädchen kam ihm bekannt vor, hatte er es nicht schon einmal in der Anstalt gesehen? Mit einem kurzen, aber freundlichen "Hallo!" begrüßte er anschließend die Bandagierte. Er war nicht gerade der Beste, wenn es um das Kontakteknüpfen ging.


    Tomomi schaute nervös auf den Boden. Vielleicht war das ganze doch keine so gute Idee...
    "H-hallo......Clea.....und....du bist...Jeff, richtig?" Tomomi hatte dank ihrer Mama einen guten Überblick über all Erleuchtete, die bereits einige Zeit in der Anstalt waren. "Die Katze ist neu.....gehört sie dir Clea...? Ihr Name ist....Sunny? Was bedeutet das?", fragte sie, ohne wirklich den Blick zu heben. Sie strich sich über ihre bandagierten Arme, die immer noch sehr schmerzten. Eigentlich überraschend, da sie angeblich nur Prellungen erlitten hatte.


    "Ja, sie gehört mir", antwortete Clea ruhig. Sie mochte es gar nicht, wie nervös Tomomi war. Erinnerte sie ein wenig an sich selbst. "Sunny heißt sonnig. Ich habe meine Süße so genannt, weil sie mir immer den Tag erhellt", erzählte sie. Danach fuhr sie sich unsicher durch die Haare. Auch, wenn sie diese beiden Personen von den Erleuchteten hier wohl schon am Besten kannte - kennen, was hieß das schon? - waren es in gewisser Weise immer noch Fremde. Wenn auch sehr nette Fremde.


    Beeindruckend, dass das Mädchen seinen Namen wusste, oder sie hatte es einfach von Clea eben aufgeschnappt. Wie auch immer. Sie schien recht schüchtern zu sein, etwas, das Jeff nur sehr gut kannte. Mit einem kurzen Räuspern rückte er schließlich an seiner Brille. Sie hatte also nicht gewusst, was Sunny bedeutete? So wie sie aussah, hatte sie sicher keine intensive schulische Ausbildung bekommen... traurig, das war doch eines der wichtigsten Dinge heutzutage. "Sag mal... wie heißt du eigentlich?", fragte Jeff die Mumie schließlich mit einem neugierigen Lächeln. Das Eis brechen, hieß die Devise. Wenn er mit den anderen Erleuchteten hier schon zusammenlebte, dann sollte er auch versuchen, sein einsiedlerisches Dasein zu beenden. Zumindest versuchen. Bei dem Gedanken schielte er gleichzeitig auch leicht unbewusst zu Clea.


    "Sonnig...?", fragte Tomomi nach, "Also wie Sonne....und sie erhellt deinen Tag....." Die Mumie dachte darüber nach. Würde also 'Sunny' auch zu Mama passen? Nein, so ein Quatsch, ihr Name war Alicia und nicht Sunny.
    Schließlich drehte sie sich zu Jeff um: "Ich bin Tomomi.....sehr erfreut..." Die Begrüßung klang jedoch eher nach etwas, was sie auswendig gelernt hatte, aber nur schwer rüberbringen konnte. Tatsächlich hat sie mit Alicia die Art der Begrüßung geübt, aber egal wie sehr sie sich anstrengte, die Wort wollten nie so recht ihren Mund verlassen. Nervös spielte sie an dem Verband ihrer linken Hand rum.


    'Stimmt. Jeff kennt Tomomi wohl noch nicht ...', stellte Clea fest. 'Aber sie ihn.' Nun ja, hatte wohl mit Alicia zu tun. Während die beiden sich einander vorstellten, fühlte sie sich beinahe deplatziert. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte ... So schwer war es doch nicht, ein Gespräch zu führen. Nein, bestimmt nicht. Wenn man es konnte. "Sag mal, Tomomi, ist das da hinten die Voliere?", fragte sie und deutete auf ein Gebilde nahe den Weiden. 'Kreativ.', kommentierte sie sich selbst. Doch immer noch besser als gar nichts, so viel hatte sie bisher festgestellt.


    Nachdem sich Tomomi vorgestellt hatte, nickte Jeff, er war nicht besonders gut, wenn es um das Merken von Namen ging. Hoffentlich würden ihm in dieser Richtung keine Missgeschicke passieren. Es beunruhigte ihn ein wenig, wie nervös Tomomi wirkte, das tat ihm fast schon leid. Doch er durfte auch Clea nicht vernachlässigen. Was also tun? Schließlich fragte Clea die Mumie, ob das Gebilde dort drüben die Voliere sei. Der Brillenträger kommentierte das lediglich mit einem "Hm." Na ja, Clea hatte Tomomi gefragt, da wollte er sich nicht einmischen.


    "Vo-Vo-Voliere?", fragte Tomomi und hob endlich ihren Kopf, auch wenn ihr Gesichtsausdruck verwirrt war. "Was ist das.....oh.....du meinst den Vogelkäfig. Mama sagte immer, dass auch Vögle viel Platz brauchen. Es würde sie traurig machen, wenn sie nicht rumfliegen können. Ich gehe manchmal hin und streichle sie, wenn sie auf meinem Arm landen. Ich wüsste nur manchmal gerne, wie sie sich anfühlen."


    "Also ist sie es? Gut, dann weiß ich jetzt, wovon ich Sunny fernhalten muss. Denn egal wie lieb sie ist, ich glaube, Vögel mögen sie nicht so gerne", meinte sie und kicherte. 'Sunny wiederum würde sie gerne haben. Zum Fressen gerne', fügte sie in Gedanken hinzu. "Sagt mal, wollen wir zu den Ziegen gehen? Ich glaube, ich habe tatsächlich noch nie wirklich welche gesehen!", fragte sie dann in die Runde. Fasziniert stellte sie fest, dass dies sogar stimmen könnte. So oft war sie nicht in Zoos gewesen und in Streichelzoos erst recht nicht, dort waren immer so viele Kinder gewesen.


    Tomomis letzter Satz irritierte Jeff etwas. Sie sagte, sie würde sie streicheln, wüsste aber gerne, wie sie sich anfühlten... hieß das, sie hatte kein Gefühl in ihren Händen? Na ja, aber so bandagiert, wie sie war... er fragte sich, was wohl mit Tomomi passiert war, dass sie stets so rumlaufen musste. Aber es war wohl besser, sie nicht darauf anzusprechen. Sein Gedankengang wurde unterbrochen, als Clea fragte, ob sie zu den Ziegen gehen wollten. Die himmelblauen Augen des jungen Technikers weiteten sich. "Ziegen? Wo?" Er blickte sich kurz um. Ah, tatsächlich, da war ja eine Ziegenweide. Sein Blick strahlte schon fast vor Freude. Er konnte es nicht leugnen, er liebte Tiere einfach über alles. "Ja, das ist eine Spitzenidee!"

    "Tiere dürfen nicht gegessen werden....", antwortete Tomomi wie ein sprechendes Regelwerk. "Und...wir können gerne zu den Ziegen....ich darf nur nicht den Verband dreckig machen...das mag Mama nicht und die sind auch ganz frisch. I-ich führe euch dahin."
    Also führte Tomomi die anderen beiden humpelnd zu den Ziegen. Ihr rechtes Bein wollte manchmal nicht so ganz dem Takt folgen.


    Froh nahm Clea zur Kenntnis, dass Jeff ihre Idee zu gefallen schien. Hatte sie also richtig geschätzt. "Oh, danke!", erwiderte sie auf Tomomis Angebot. Das Bedürfnis, auf den ersten Teil der Antwort einen sarkastischen Kommentar abzugeben, unterdrückte sie schnell. Sie wusste nicht ganz, warum, aber sie hatte beinahe das Bedürfnis, Tomomi gewissermaßen zu schonen. Schon seltsam, aber sie wollte lieber auf ihre Intuition hören.


    Tomomi wirkte recht... wie sollte man es am besten in Worte fassen? Einzigartig. Aber nicht unbedingt auf eine positive Art und Weise. In Jeff kam irgendwie der Gedanke auf, dass sie vielleicht jemand wäre, den man besser beschützen sollte, vielleicht war es nicht gut für sie, hier draußen zu sein...
    Aber bestimmt würde sie so eine Äußerung nicht mögen. Na ja, er selbst mochte es zumindest nicht, wenn jemand ihn wie einen Hilfsbedürftigen behandelte, da wollte er das anderen auch nicht antun. Trotzdem... na ja, auch egal. Auf Cleas Dank hin nickte der Brillenträger mit einem Lächeln. "Sag mal, wart ihr beiden denn schon öfters hier?", fragte er aus Neugierde mal einfach so in die Runde, "Ich habe vorher nämlich irgendwie gar nicht realisiert, dass wir hier Tiere haben..."


    "Ganz oft.", antwortete die Mumie, "Ich...mag Tiere und streichel sie gerne. Zumindest...wenn ich in der Lage dazu bin. Manchmal würde ich die Tiere nur wehtun und manchmal wollen sie an meinen Verbänden knabbern. Das macht alles so schwierig. Ich kümmer mich auch oft um sie und füttere sie."
    Schließlich kamen sie an. "Hier sind wir.....bitte das Tor sofort zumachen, wenn wir drinnen sind....Mama möchte nicht, dass die Ziegen aus dem Hof wegrennen."


    Erst jetzt realisierte sie, was für eine seltsame Gestalt Tomomi eigentlich war mit ihren Verbänden und alledem. Doch es störte sie nicht. Wieso auch? Sie empfand es als angenehm in ihrer Gegenwart. "Ich bin grade zum erstem Mal hier. Aber gut, ich bin ja auch noch nicht so lange da ...", stellte sie fest.


    Ah, also schien es, dass Tomomi im Vergleich zu Clea auch vertrauter mit der Umgebung hier war. Nachdem Jeff ebenfalls eingetreten war, machte er wie von Tomomi verlangt das Tor zu. Kurz darauf legte er sich seine Hände an den Hinterkopf. Er ließ den Mädchen lieber den Vortritt und sah erst mal, was die beiden taten. Irgendwie hatte er im Moment etwas Angst davor, blöd dazustehen...


    Nachdem sich Tomomi vergewissert hatte, dass das Tor zu war, pfiff sie einmal und tatsächlich tauchten ein paar Ziegen auf. "Hey liebe Zieglein. Ich bin es und habe Besuch dabei.", begrüßte die Mumie die Ziegen und wirkte den Tieren gegenüber viel offener als vorher.


    Überrascht sah Clea zu, wie die Ziegen auf sie zugerannt kamen. Dass Tomomi sie so leicht hatte anlocken können ... Nun gut, da sie sich ja nach ihrer Aussage öfters mal um die Tiere kümmerte, erschien es ihr eigentlich sogar logisch. Sie kniete sich hin und streckte ihre Hand aus. "Hey!", begrüßte sie die Ziege, die auf sie zugerannt kam. Diese widmete sich sogleich Cleas Hand, indem sie an ihr knabberte. "Na!", stieß sie überrascht aus und zog die Hand etwas zu eilig weg. Dadurch erschreckte sie das Tier, das erstaunt einen Satz zurück machte. "Oh ... 'tschuldige ...", murmelte sie und kraulte ihm den Nacken.


    "Awwww..." Okay, der Junge war nun vollkommen hin und weg. So zutraulich wie die Ziegen Tomomi gegenüber waren, das war ja richtig süß. Und Clea schien auch ihre Freude an den Tieren zu haben. Der Blondhaarige mochte Tiere wirklich über alles, doch aus Angst, etwas zu tun, dass ihnen missfiel, beobachtete er sie meist aus der Ferne. Aber jetzt sollte er sich vielleicht doch einmal zusammennehmen und eine Ziege streicheln. Irgendwo hatte er mal aufgeschnappt, dass das Kuscheln mit Tieren irgendwie gesund sei, zumindest, was Katzen betraf... apropos Katze. "Öhm, Clea, wo ist Sunny?", fragte er die Schwimmerin.


    "Das macht nichts...", beruhigte Tomomi Clea. "Ich muss auch immer meine Hand zurücknehmen, wenn die Ziegen mein Verband essen wollen. Das wäre zu giftig sagte Mama und ich möchte den Ziegen nicht wehtun."


    Ja, sie schienen alle so ziemlich in ihrem Element zu sein. Tiere waren schon toll. Jeffs Bemerkung aber ließ die kurzzeitig entstandene Harmonie in ihr zerspringen und sie selbst hochschrecken. Tomomis Kommentar überhörte sie dabei ganz. Schnell sah sie sich nach ihrer Katze um und konnte sie auf den ersten Blick nicht entdecken. Dann aber bemerkte sie eine Bewegung nahe der Voliere. "Hey! Sunny!", rief sie. Erst darauf fiel ihr ein, dass laute Geräusche Ziegen wohl nicht so gut gefielen und sprintete kurzentschlossen näher an die Ausreißerin heran. Dann pfiff sie eine Folge von drei Tönen. Selbst aus dieser Entfernung konnte sie sehen, wie sich Sunnys Ohren aufstellen. Sie drehte auf der Stelle um und flitzte auf sie zu. Clea grinste breit. Kein Wunder, normalerweise verhießen diese Töne Futter. Mit der Katze im Gefolge ging sie wieder zu der Ziege zurück, die sie verwundert beäugte. Sunnys verlangendes Maunzen ignorierte sie und streichelte die Ziege weiter. Letztendlich ließ sie sich aber erweichen und strich auch Sunny über den Kopf.


    Jeff musste auflachen, als Clea so plötzlich auf die Bemerkung reagiert hatte und Sunny holte. Während sie sich also um ihre Katze kümmerte, blickte der Blondhaarige kurz zu Tomomi und ging auf ihre vorige Äußerung ein: "Hm, ja, es ist sicher nicht gut, wenn sie etwas essen, das sie für gewöhnlich nicht sollten." Anschließend lächelte er das bandagierte Mädchen an. Es war süß, wie sie immer von ihrer Mama sprach.
    Mama...
    Schließlich kam Clea wieder und widmete sich gleich wieder den Tieren. Jeff wurde wirklich warm ums Herz, wenn er sie dabei beobachtete. Ein Seufzer entglitt ihm. Warum fühlte er sich tief im Inneren plötzlich so traurig? Er versuchte, das Gefühl zu verdrängen, währenddessen überwand er sich und strich einer der Ziegen doch leicht über den Kopf. "In dem Internat, in dem ich zuvor gewesen bin, waren Tiere verboten. Das war echt schade.", plauderte er schließlich nebenbei heraus, "Eigentlich bin ich ja schon richtig froh, hierher gekommen zu sein. Das Klima ist auch weitaus angenehmer."


    OT: Dreierpost mit Lau und Dragonfire. Weitere Teile folgen ~

  • "K-klima?", fragte Tomomi verwirrt. "Ähm.....also...manchmal ist es hier war...und manchmal auch sehr kalt. Ist das an anderen Orten anders?", fragte sie und zeigte eindeutig, dass sie den Satz von Jeff falsch interpretiert hatte. "Aber ja...hier zu sein ist besser....als woanders. Ich möchte bei Mama bleiben. Warum bist du eigentlich hier, Jeff? Was hast du für eine....Fähigkeit?"
    Dann schaute sie kurz zu Clea rüber: "Wooow....die Katze hört ja auf dich. Das ist süß."


    "Vielleicht meinte er, dass es hier insgesamt wärmer ist als anderswo. Oder insgesamt kälter. Oder es gibt mehr Regen oder so ...", schaltete sie sich ein. Auf Tomomis Bemerkung zu Sunny und ihr kratzte sie sich nur verlegen am Kopf. Wenn man bedachte, wie viel Zeit sie zusammen verbrachten ... 'Meine beste Freundin, die Katze ...' Danach hielt sie sich wieder aus dem Gespräch heraus und kraulte die Tiere weiter. Der Ziege schien die geteilte Aufmerksamkeit aber rein gar nicht zu gefallen. Empört meckerte sie und schnappte nach Cleas Haare. "Ihh!", prustete diese und schob das Tier von sich weg.


    "Ähhh..." Eigentlich hatte er jetzt keine Diskussion über das Klima beginnen wollen, der Umstand war irgendwie lustig. Jeff konnte einfach nicht anders als zu Grinsen. "Na ja, dort, wo ich hergekommen bin, war es nochmal etwas kälter.", antwortete er schließlich, um das Thema beiseitezuschieben. Als Tomomi ihn fragte, warum er eigentlich hier war, trübte sich sein Lächeln etwas. "Na ja..." Er pausierte und dachte nach, dabei drückte er vor sich die Spitzen seiner Zeigefinger aufeinander. "Ich weiß eigentlich auch nicht so direkt, warum ich hier bin. Alicia hatte mich hergeholt." Als die Mumie ihn schließlich fragte, was er konnte, wurde er wieder etwas verlegen. Schien ja ein recht interessantes Thema unter den Leuten hier zu sein, über so etwas zu reden, Clea hatte ihn zuvor auch danach gefragt. Verlegen legte er seine Hand an den Hinterkopf. "Ich... bin gut im Umgang mit Maschinen.", meinte er daraufhin, "Eigentlich bastele ich ein bisschen rum und baue hin und wieder etwas, so könnte man es wohl ausdrücken." Oder wie einer seiner Bekannten auf dem Internat mal so schön gesagt hatte: 'Du bist doch einer von diesen verrückten Wissenschaftlern? Wie Frankenstein oder so? Am Ende jagst du sicher noch das ganze Gebäude in die Luft.' Seine Kameraden waren damals so freundliche Gesellen gewesen...Schließlich blickte er Tomomi wieder an. "Na ja, und ich sehe manche Sachen genauer, aber das ist wieder ne andere Sache, die ich nicht so gut beschreiben kann..." Verdammt, warum musste er auch immer so kompliziert werden, wenn es um seine "Fähigkeiten" ging? Er sollte sich mal zusammenreißen. "Und was kannst du eigentlich so, Tomomi?" Plötzlich hörte er, wie Clea einen Laut von sich gab, sie schien wohl eher mit der Ziege beschäftigt zu sein statt sich unterhalten zu wollen. Ja, deshalb waren sie ja auch hergekommen... wie leicht man sich doch ablenken ließ.


    Tomomi fing wieder an an ihren Verbänden zu zupfen. "M-meine Fähigkeit?", fragte sich nach und ihr Blick senkte sich etwas. Was sollte sie darauf antworten? Selten wurde sie danach gefragt und eigentlich mochte sie die Frage auch nicht. Die Mumie schaute kurz Clea an. Sie hatte gesehen, was Tomomi für einen Angriff angewendet hatte, aber wohl nicht erkennen können, was genau es war. Was sollte Tomomi also antworten? "Ich...", begann sie, während sie über ihre bandagierte Hand strich, "Ich behandle Verletzungen....das kann ich."


    'Blubb, blubb', dachte Clea nur. Ja, ihre Fähigkeit. Für sie immer gar nicht so ungewöhnlich. Immerhin hatte sie auch von Geburt an ein Tattoo gehabt und war nie mit Menschen klar gekommen. Da ging so etwas schnell einmal unter. Jetzt aber nahm sie sich für einen Moment Zeit, ihre Gabe einmal als eine solche anzusehen. Irgendwie schon cool, das alles. Wenn sie nicht mittendrin stecken würde ... Über Tomomis Äußerung wunderte sie sich nicht, sie fiel ihr noch nicht einmal wirklich auf. Im Moment schottete sie sich tatsächlich ziemlich vom Gespräch ab. Während sie also über ihr Dasein sinnierte, stolzierte Sunny zu Tomomi und sah diese erwartungsvoll an.


    "Oh, Verletzungen behandeln?", meine Jeff und schenkte Tomomi ein herzliches Lächeln, "Das ist super! Ich bewundere solche Fähigkeiten." Wer inmitten von unkontrollierbarer Zerstörung aufgewachsen war, der sehnte sich nach ein wenig Stabilität. Dies galt besonders für den blondhaarigen Techniker. "Manchmal wünsche ich mir, dass meine Sachen so etwas auch könnten, aber meistens machen sie die Dinge eher... kaputt." Ein unangenehmes Schamgefühl kam in ihm auf. Anschließend blickte er zu Clea und dachte über eine Möglichkeit nach, sie ebenfalls in das Gespräch einzubinden. Doch sie schien irgendwie einzelgängerisch zu wirken...


    "S-Sachen...kaputt....machen....." Plötzlich schien eine Sicherung den Geist aufgegeben zu haben. Die Mumie fing an zu wanken und ihr Auge bewegte sich im Kreise. Sie ging in die Hocke und sah Sunny in die Augen. Zuerst wollte sie die Katze streicheln, doch sie zog ihre bandagierte Hand zurück und versteckte beide Arme unter dem Mantel. Sie hatte gerade zu viel Angst der Katze etwas anzutun.


    Als Tomomi taumelte, schreckte Clea hoch. Zuerst war es nur das Wissen, dass ihre Katze in der Nähe des Mädchens stand. Doch dann war es vor allem die Sorge um Tomomi selbst. Zusammengefasst hatte sich diese ihr wirklich als sehr labile Person eingeprägt, sie hatte gewissermaßen schon wieder Angst vor einem 'Aussetzer', oder wie man es betiteln wollte. Langsam stand sie auf, ignorierte dabei das Knacken ihres Knies, und stellte sich wieder zu den beiden. "Hey, alles in Ordnung?", fragte sie vorsichtig, dieses Mal tatsächlich etwas sicherer als einige Zeit zuvor. Nachdem sie sich noch einmal an diese Situationen erinnert hatte, entschied sie sich, es nicht bei diesen Worten zu belassen. "Ich glaube, Sunny mag dich ...", murmelte sie beinahe und betrachtete ihre Katze dabei aufmerksam. Wie auf Kommando fing diese an, zu schnurren und ihren Kopf an Tomomis Bein zu reiben.


    "Ah...!" Hatte er womöglich irgendetwas Falsches gesagt? Nein, oder? Jeff war auf Tomomis Reaktion recht perplex. Nicht in Panik verfallen. Er durfte die Situation nicht noch schlimmer machen. Warum... warum musste immer er in die Fettnäpfchen treten...? Warum war immer er den Leuten um sich herum eine Last? Aber nein, so durfte er nicht denken, das war alles nur ein Missverständnis. Ein dummes Missverständnis. Ganz sicher...Als Clea fragte, ob alles in Ordnung sei, sah der Blondhaarige sie mit einem starrem Blick an, ehe er reagierte. "W-weiß nicht...", murmelte er und rückte leicht deprimiert an seiner Brille. Vielleicht... vielleicht sollte er jetzt gehen... es wollte ihn ohnehin niemand. "Tu... tut mir leid..."


    Dank der Bandagen und der Tatsache, dass Tomomi etwas neben sich stand, bemerkte die Mumie nicht, wie Sunny an ihr Bein rieb. "N-nicht entschuldigen...alles in Ordnung...", antwortete Tomomi und konnte sich allmählich wieder sammeln. "I-ch....ich heile nicht nur......ich.....machte.....mache.....auch etwas anderes...." Mit dieser Aussage bemerkte sie Sunny und zog vorsichtig ihr Bein weg. "Ich kann auch weh tun.......deswegen müssen andere...Abstand halten.....also nicht traurig sein.....ich bin es gewohnt."


    Wenn Clea ganz ehrlich war, wurde ihr alles zu viel. Ja, Tomomi schien wieder annähernd stabil, aber ihre Worte ... und Jeff wirkte auch so niedergeschlagen. Warum konnten sie nicht einfach glücklich sein? Clea würde sie am liebsten beide einfach umarmen und dabei fast zerquetschen. Aber das würde wohl nicht so gut ankommen. Nein, sie wusste nicht, wie sie helfen konnte. Jetzt war es an ihr, zu verzweifeln. Leise stiegen ihr Tränen in die Augen, so sehr sie es auch versuchte, zu verhindern. Ein Schluchzen unterdrückend wischte sie sich mit den Jackenärmeln über ihre Augen. Dann kniete sie sich schnell hin und nahm Sunny auf den Arm, die sich inzwischen wieder zu ihr gesellt hatte, um ihre Verzweiflung zu überdecken.


    So viele traurige Gesichter... oh Gott. Nein, das war alles andere als schön! Warum... warum konnte nicht einmal ein paar Minuten am Stück in dieser Welt ausgelassen sein? Jeff merkte, wie er allmählich immer trauriger wurde. Plötzlich wurde er von einer Ziege angestupst, die ihn fragend anblökte. Die Tiere schienen wohl auch zu merken, das etwas nicht stimmte. Tomomi meinte also, dass sie auch wehtun könne. Der Brillenträger kannte das Gefühl nur zu gut. Er selbst hatte stets auch Leute in Gefahr gebracht. Und Clea... sie schien auch so niedergeschlagen. Das durfte doch nicht wahr sein! Da erinnerte er sich an das Gespräch mit ihr letztens. Weihnachtsdeko und Chor. Chor... "Because you had a bad day, you're takin' one down. You sing a sad song just to turn it around. You say you don't know, you tell me don't lie. You work out a smile..." Oh Mist, jetzt hatte er den Rest der Lyrics vergessen. Half singen in so einer Situation wirklich? Was tat er nur...?


    Tomomi hebte ihren Kopf und schaute Jeff an. "Was ist das für ein Lied? Ich verstehe die Sprache nicht...aber es hört sich toll an." Die Mumie schien tatsächlich etwas fröhlicher.


    Nach dieser Gesangseinlage flossen die Tränen bei Clea erst recht. Sie kam aus dem Schluchzen gar nicht mehr heraus. Sie konnte gar nicht anders. So sehr sie es auch versuchte, die Tränen wollten nicht aufhören, ihre Wange hinabzutropfen. Es war nicht allein aus Traurigkeit ... viel eher aus Rührung. Allein die Vorstellung, vor anderen Personen zu singen, machte ihr Angst. Und Jeff schaffte es einfach so, sich zu überwinden. Nur, um Tomomi und sie ein bisschen aufzuheitern. "Danke!", hauchte sie und vergrub ihr Gesicht in Sunnys Fell.


    Stimmt, Tomomi kannte die Sprache ja nicht... wenigstens gefiel ihr das Lied, obwohl er nicht gerade der beste Sänger war. "Das ist ein Lied zur Aufmunterung, der Text heißt, dass man glücklich bleiben soll, egal, was passiert.", erklärte er der Mumie und versuchte so etwas wie ein Lächeln, das sich doch als strahlender herausstellte, als er dachte....und dann begann Clea zu weinen. Und sie bedankte sich. Wofür...? Der Blonde wurde urplötzlich knallrot. Panisch begann er leicht mit den Armen zu wedeln. "Waaah, äähhhh, Clea, nicht weinen...!?" Genau DAS hatte er doch verhindern wollen. "La... lasst uns alle zusammen das Lied singen!", meinte er und sah die Mädchen entschlossen an, "Lasst uns zusammen diese Traurigkeit einfach wegfegen!"


    "Traurigkeit....wegfegen?", fragte die Mumie verwirrt nach. "Hat Clea Schmerzen oder warum weint sie? Und wie genau fegt man Traurigkeit weg? Brauch ich einen Besen dafür?"


    Beinahe hätten ihre Gefühle sie noch einmal überwältigt. Sie waren beide so ... süß? Ja, so konnte man es wohl nenne. Doch stattdessen hob sie ihren Kopf und lächelte, so gut es ging. "Alles okay, keine Angst. Mir geht es super. Annähernd zumindest", beruhigte sie die beiden. "Ich bin bloß gerade irgendwie megaglücklich ..." Dann wischte sie sich die letzten Tränen aus den Augen. "Ob wir singen wollen ... Wenn du willst ...", meinte sie ausweichend. Generell sang sie zwar gerne, aber nicht aus dem Stehgreif und erst recht nicht in Anwesenheit anderer Personen.


    Das war einfach süß, wie unschuldig Tomomi plötzlich wirkte, obwohl sie zuvor so sensibel auf das Thema Zerstörung reagiert hatte. Und Clea schien es nun wohl auch etwas besser zu gehen. Sie sagte sogar, dass sie megaglücklich sei. Ein warmes Gefühl breitete sich in Jeff aus. Er hatte... er hatte es tatsächlich geschafft, andere aufzuheitern. Irgendwie. Daraufhin brachte er sein strahlendstes Lächeln bislang zustande. "Ich... ähhh... ich hab das metaphorisch gemeint...", versuchte er eben gesagtes Tomomi zu erklären. "Wir brauchen keinen Besen. Wenn wir fröhlich sind, dann wird die Traurigkeit fliehen und nicht so schnell wiederkommen. Zusammen... können wir alles schaffen!" Was redete er da? Das war einfach... irreal in seinen Ohren, was er da aussprach. Doch es fühlte sich richtig an! Auf Cleas Zustimmung hin nickte er und hob anschließend wieder die Stimme an, hoffentlich kam jetzt niemand anders vorbei, sonst wäre das mega peinlich... "Where is the moment when you need it the most? You kick up the leaves and the magic is lost... They tell me your blue skies fade to grey, they tell me your passion's gone away and I don't need no carryin' on..."


    OT: Teil zwei x3
    Die Farben editiere ich morgen, am Handy geht das so schlecht ^^'
    Edit: Done ;3

  • "Oh...ist das so?", fragt Tomomi nach und schien immer noch ein wenig verwirrt, aber das ging schnell beiseite, als Jeww zu singen anfing. Glücklich klatschte Tomomi in die Hände und versuchte die Melodie zu summen.


    Clea war die Situation zwar nicht wirklich geheuer, aber immerhin hatte sich Jeff auch überwunden. "You stand in the line just to hit a new low ...", begann sie zögerlich, erstaunt, den Text immer noch zu können. Eigentlich ging es ja. Nur Tomomi und Jeff, es würde ihr niemand etwas tun. Peinlich wurde es nur, wenn sie nicht sang, und das nicht nur für sie, sondern sogar eher für Jeff. Ihm wollte sie das lieber ersparen. Also stimmte sie auch den nächsten Vers an.
    "You're faking a smile with the coffee to go You tell me your life's been way off line ..." Ja, es machte sogar Spaß, einfach mal lauthals drauflos zu singen. "'Cause you had a bad day ..."


    "...you're takin' one down. You sing a sad song just to turn it around. You say you don't know, you tell me don't lie. You work out a smile..." Während Clea mitsang und Tomomi fröhlich klatschte und summte, fühlte sich Jeff aus irgendeinem Grund erleichtert. Nur war ihm der Rest des Textes entfallen. Mit einem leichten Seufzer ließ er sich anschließend auf die Weide fallen und saß nun da. Einfach so. Egal ob random Leuchten, gruselige Ungeheuer, oder Berge von Leic...
    Auf jeden Regen folgte ein klarer Himmel. Man durfte sich nur nicht unterkriegen und von der Dunkelheit in der eigenen Seele überwältigen lassen. So lange man noch lächeln konnte, gab es keinen Grund, nicht weiterzuleben. Schelmisch grinste er seine beiden Bekannten an. "Jaa... da war ich wohl etwas übermotiviert, jetzt ist mir glatt der Rest des Textes entfallen, tut mir leid."


    "Das macht doch nichts.", antwortete Tomomi. Ihr Gesicht wirkte wieder eher emotionslos, aber etwas Freude war aus ihrer Stimme zu hören. "Zu Festen singen wir mit Mama auch Lieder."


    Clea kratzte sich verlegen am Kopf. "Haha, ich glaube, ich kenne auch nur die erste Strophe ..." Wie lange war es wohl her, dass sie gesungen hatte? Schon ein Weilchen. Also, so wirklich gesungen hatte sie ja nur ein paar Monate. Aber egal. Gut getan hatte es auf jeden Fall. Und da auch Tomomi wieder okay wirkte, war die Gesangseinlage so oder so ein Erfolg gewesen. Sie kicherte. Wieso erinnerte sie das nur so sehr an ein gewisses Bandprojekt?


    "Es gibt hier Feste an der Anstalt?", wandte sich Jeff fragend an Tomomi. Das hatte er nicht gewusst... er musste sich definitiv noch besser einleben und sich informieren. Ansonsten würde er sicher noch mit anderen Problemen kämpfen müssen. Plötzlich wurde er schon wieder von einer Ziege angestupst. "Den Tieren hat es wohl sicher auch gefallen.", meinte er daraufhin mit einem Lächeln und streichelte das Tier. Da fiel es ihm wieder ein... die 'forever alone guys', was? Tolles erstes Konzert. Publikum: Tomomi, eine Katze und ein paar Ziegen.


    "N-natürlich.", antwortete Tomomi, "Weihnachten...Neujahr...Geburtstage...Ostern...Nikolaus....die...typischen Feste. Weil wir keine Familie sonst haben....sagt Mama, dass wir hier feiern sollen. Niemand muss alleine sein sagte sie. Ich....ich mag es nicht, wenn so viele in meiner Nähe sind....aber ich beobachte alles und das sieht immer so schön aus."


    "Oh ... ich kenne das eigentlich. Aber hier scheinen alle so nett zu sein, da könnte das sogar Spaß machen!", überlegte Clea. Sie hatte doch ... eine Familie ... oder? Nun gut, sie erinnerte sich noch daran, wie verwundert Alicia gewesen war. Jetzt war die Frage, was genau eine Familie nun darstellte. Denn wenn sie ehrlich war, wollte sie jetzt, wo sie erst einmal von ihrem Zuhause weg war, genauso ein Dach über dem Kopf, geregelte Mahlzeiten und W-LAN hatte, nicht unbedingt zurück.


    "Ja, stimmt.", bestätigte Jeff Cleas Aussage. Dann hatte man ja etwas, worauf man sich freuen konnte. Hoffentlich waren diese Feiern nicht so eintönig wie im Internat. Doch mit Leuten wie Tomomi und Clea könnte sich so etwas als richtig interessant herausstellen... die Anstalt war voller einzigartiger Leute. Doch das Wort Familie... das existierte in seinem Wortschatz nicht. Er hatte keine Ahnung, was mit seiner Mutter passiert war. Und das Aussehen seines Vaters hatte er längst vergessen. Hätten er die anderen Kinder auf dem Internat nicht beobachtet und keinen Unterricht erhalten, wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass es so etwas wie "Familie" gäbe. "So, ähm... was nun?", wandte er sich schließlich an die Mädchen und stand auf, "Gibt es noch etwas, das ihr tun wollt?"


    Tomomi überlegt nach. Sie unternahm eigentlich nie etwas mit Anderen, deswegen fiel ihr auf Anhieb keine Antwort ein.
    Viel zu spät bemerkte sie, dass eine Ziege ihren Mantel anknabberte. Als sie es bemerkte und versuchen wollte ihren Mantel zu befreien, gewann jedoch die Ziege mit einem kräftigen Ruck.
    "N-n-nein! Böse Ziege! Was machst du-ahhhhhhh"
    Mit ihrem Gewinn, rannte die Ziege im Kreis und Tomomi lag nackt auf dem Rücken, oder zumindest wäre sie nackt gewesen, wenn die Bandagen nicht ihren kompletten Körper bedeckt hätten. Aber auch wenn sie verdeckt war, so fand Tomomi die Szene überaus peinlich und verschränkte die Arme. "Uwwwwww....", gab sie nur murmelnd von sich, auf der Suche nach schützende Bedeckung. Sie zeigte die Vollkörperbandagen eigentlich niemandem außer ihrer Mama und jetzt das...


    "Oh!", entfuhr es Clea, während sie dem Schauspiel zusah. Tomomi war also tatsächlich ganz mit Bandagen bedeckt ... Normalerweise würde sie sich wohl wundern, warum, aber ... ihr Empfinden für Normalität hatte sich so ungefähr gestern Nachmittag außer Kraft gesetzt. Und wenn Tomomi es so mochte - Moment, jetzt gerade wirkte sie nicht glücklich! Und sie hätte sich beinahe im Gaffen verloren. Nicht sehr nett. Um dies wieder gutzumachen, schaltete sie ihr Gehirn einen Schritt höher und versuchte, einen Ausweg zu finden. Irgendwie an den Mantel herankommen ... Etwas Anderes wäre nicht sinnvoll, oder? "Jeff?", fragte sie ratlos. "Nehmen wir uns die Ziege vor? Oder was?"


    Was machte denn die Ziege da mit Tomo... oh nein! Reflexartig hielt sich Jeff die Hände vor die Brille, als der Mumie der Mantel weggerissen wurde. Er wurde knallrot. Nicht hinsehen! Das ziemte sich nicht...!
    Doch als Clea ihn ansprach, nahm der Blonde die Hände doch runter. Oh, Tomomi war also wirklich komplett in Bandagen gehüllt... trotzdem sollte sie sich wieder etwas überziehen, so dazuliegen war für sie sicher nicht schön! "Und wie vornehmen?", fragte der Brillenträger das Mädchen mit dem kupferfarbenen Haar schließlich, "Ich meine... wir versus Ziege..." Nein, Bedenken über Bord, sie mussten Tomomi helfen! "Hast du irgendeinen Plan?"

    Währenddessen lag Tomomi gekugelt auf dem Boden, damit sie so wenig von sich zeigte wie möglich.


    "Also, einer von der einen und der andere von der anderen Seite halt. Dann hält einer sie fest und der andere bekommt den Mantel irgendwie los. Wäre so meine Idee ...", erklärte sie verschwörerisch. "Na komm!", forderte sie ihm mit einem Winken auf. Je schneller sie diese 'Mission' erledigt hatten, desto besser.


    "Oh... oh... okay...!" Meinte Jeff irritiert und folgte Cleas Anweisung. Also, auf irgendeine Art und Weise die Ziege ausbremsen, oder wie? Dann könnte sich Clea den Mantel schnappen. Somit versuchte er, sich in die Nähe des Kurses der Ziege zu stellen... anschließend sprang er sie an und packte sie an der Rückenregion. Dummerweise war ein Fliegengewicht wie er nicht fürs Ziegenringen gemacht worden, so wurde er mit Leichtigkeit von dem Huftier mitgezogen. "Waah, Ziege, stoooop!", rief der Blonde schließlich verzweifelt und versuchte die Ziege irgendwie mit den Beinen auszubremsen, indem er sie über den Boden schleifen ließ. Tatsächlich wurde sie etwas langsamer...


    "B-bitte tut ihr nicht weh...", murmelte Tomomi.


    Mit einem Hechtsprung begab sich Clea genau in die Laufbahn der Ziege und rief: "Hey! Ziege! Stopp!" Dabei wedelte sie wild mit ihren Händen. So idiotisch es auch aussehen mochte, die Ziege legte eine Vollbremsung ein. Nach einer Sekunde des Triumphs bemerkte sie dann, wie das Tier in eine andere Richtung fliehen wollte. "Häh?", brachte Clea verwirrt hervor und bekam gerade noch den Mantel zu fassen. Um ihn nicht kaputt zu machen, griff sie vorsichtig um den Hals der Ziege, kniete sich hin und versuchte, das Kleidungsstück einfach aus ihrem Maul zu befreien. Zu ihrer Überraschung funktionierte dies auch sehr gut. Aber es war ja nicht, als würde die Ziege einfach aufgeben. Statt dem Mantel nahm sie sich nun Cleas Haare vor. "Bäh!"


    Die Ziege bremste. Gott sei Dank...! Mit einem Stöhnen ließ Jeff den Körper des Tieres los und glitt erschöpft auf den Boden. Bester Tag überhaupt. Kein Zweifel.
    Gerade so bekam er noch mit, wie Clea sich den Mantel wieder aneignete. Doch im Gegenzug schien die Ziege wohl ihre Haare haben zu wollen. Der junge Techniker blieb einfach liegen. Das Rodeo hatte ihn völlig durcheinander gebracht.


    "L...lass Clea los! Sei lieb und artig!", rief Tomomi der Ziege zu, traute sich aber immer noch nicht aufzustehen.


    "Alles okay!", rief sie Tomomi zu, während sie verzweifelt an ihren Haaren zerrte. Nein, bitte, bitte nicht! Sie mochte sich nicht vorstellen, wie es aussehen würde, wenn das Tier tatsächlich ein Büschel Haare abkauen würde ... "Bitte, liebe, kleine, süße Ziege, sei doch so lieb und lass mein Haar los, okay? Das wäre echt cool!", verhandelte sie leise mit der Ziege. Ja, so weit war es schon gekommen. Als auch diese Methode nichts brachte, rupfte sie ein Büschel Gras aus und hielt es der Ziege vor den Kopf. Diese zeigte sich sichtlich unbeeindruckt. Aber irgendwie leiß sie sich doch ablenken und öffnete ihr Maul. "Danke! Danke!", flüsterte Clea und atmete erleichtert aus. Dann stand sie auf und hielt Jeff wortlos ihre Hand hin.


    Clea hielt Jeff die Hand hin. Aufstehen? Jetzt?
    ...gut, warum nicht. Mit einem kurzen "Danke." nahm er sie an und zog sich mit Hilfe der Schwimmerin hoch. Sie hatte den Mantel. Ach ja, Tomomi! Sie konnten die Arme ja unmöglich so liegen lassen. "Tomomi, wir haben deine Kleidung!", rief er der Mumie schnell zu und ging zu ihr hin.


    "D-danke.....vielen Dank.", bedankte sich Tomomi und stand endlich auf. Das Mädchen hatte keine groß ausgeprägten Rundungen, was in dieser Situation sehr vorteilhaft war, denn die wären dank der Bandagen sehr gut zur Geltung gekommen....und gut sichtbar.
    Die Mumie nahm den Mantel entgegen und schlüpfte hinein. So war es schon viel besser! Jedoch sind ihre Bandagen dreckig geworden, während sie auf dem Boden lag. Also versuchte die Mumie unter ihrem Mantel den Dreck wegzuwischen. Immer wieder zuckte sie zusammen, wenn sie über ihren Verband wischte. Das Auge kniff sie dabei manchmal zu.


    "Gerne!", meinte Clea und lächelte. Und da noch nicht einmal ihre Haare zu Schaden gekommen waren ... Vielleicht etwas übermütig hielt sie Jeff die Hand zum Abklatschen hin. Ja, ihre Laune war wieder exzellent, sogar etwas überdreht. Solch eine Offenheit ihrerseits kam nicht oft vor, da war es schon verwunderlich, sie in einem solchen Zustand zu erleben.


    Gut, Tomomi hatte ihre Kleidung wieder, der Tag war gerettet! Hoffentlich ging es ihr auch gut, sie schien ab und an ein wenig zusammenzuzucken. Doch er konnte sich nicht weiter damit beschäftigen, da Clea ihm kurz darauf die Hand hinhielt. Er überlegte kurz, was das bedeutete... ach ja! Mit einem Lächeln schlug er in die Hand des Mädchens ein. Irgendwie fühlte er sich mit Clea und Tomomi fast schon wie in einer Art Team...


    Schließlich hatte Tomomi auch den letzten Dreck, ihrer Meinung nach, weg gewischt. Es hatte sich eine Träne unter ihrem Auge dabei gebildet, den sie aber wegwischte. Es sah nicht nach einer Freudenträne aus...
    "D-das habe ich noch nicht erlebt...und für heute...war das auch sehr viel...vielleicht...sollten wir essen gehen...."


    Grinsend sah sie Jeff an. 'Mission Completed!', kommentierte sie in Gedanken. Auf Tomomis Vorschlag hin wandte sie sich wieder dieser zu. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die Mumie wohl nicht ganz so euphorisch war wie sie selbst. Der Grund mochte ihr nicht einfallen. Letztendlich entschied sie sich jedoch dagegen, weiter zu überlegen und stattdessen einfach zu antworten. "Ich war schon essen ... Von daher gehe ich eher duschen, denke ich ..." Langsam war auch ihr Bedürfnis an Gesellschaft mehr als übertroffen. So gerne sie mit diesen Beiden zusammen gewesen war, sie war es einfach nicht gewohnt, so lange unter Menschen - Verzeihung, Erleuchteten - zu sein.


    Tomomi schien wirklich nicht ganz in Ordnung. Doch Jeff wagte es nicht, sie weiterhin auszufragen, sie schien recht... labil zu sein. Eigentlich traurig, dabei war sie doch so ein süßes Mädchen. Und egal, was sie getan hatten, irgendwie schien sie kaum empfänglich für Freude oder etwas in der Richtung zu sein... "Vielleicht sollte ich dann auch essen gehen.", meinte Jeff kurz darauf und rückte sn seiner Brille. Sein Gesicht wirkte nun eher neutral und ausdruckslos, wie man es von einem Akademiker erwarten würde. Er fühlte sich plötzlich so erschöpft, warum wusste er nicht. "Also, bis dann.", meinte er kurz darauf mit einem letzten Lächeln und verabschiedete sich.


    "Bis später.", sagte Tomomi und bewegte sich wieder wie ein Schatten durch die Anstalt, Richtung Kantine.


    Und mit einem Mal war sie allein. Achselzuckend machte auch sie sich auf den Rückweg in Richtung Anstalt. Nach einigen Schritten blieb sie wie vom Blitz getroffen stehen und drehte sich um. "Sunny!", rief sie überrascht. Ja, ihre Katze sollte sie besser mitnehmen. Einige Sekunden darauf spürte sie wieder das vertraute Fell an ihre Beinen. "Na komm, wir gehen wieder rein!"


    OT: Und Teil drei^^

  • Ihr Kopf verdrängte die nächsten paar Stunden, ihr Körper schaltete auf Autopilot. Vielleicht eine sinnvolle Schutznaßnahme vor ihren eigenen Gedanken, ein eingebauter Überlebensmechanismus, jedenfalls war es die einzige Möglichkeit, nicht zu schreien.
    Mit starrem Gesichtsausdruck griff sie nach den zersplitterten Überresten ihrer Gitarre, um sie irgendwie in die Tasche zu stopfen - ein kleiner Rest von Emotionen in ihr brachte es nicht übers Herz, ohne das Instrument in die Jugendherberge zurückzukehren -, wie automatisch setzten ihre Beine sich in Bewegung, roboterartig und abgehackt folgte sie ein weiteres Mal der Masse und kam noch nicht einmal so weit, sich dafür zu hassen. Die Leichen ließen sie zurück. Natürlich. Erneut bäumten sich Gefühle in ihr auf, bettelten darum, freigelassen zu werden, doch sie drängte sie gewaltsam zurück in ihre geistliche Quarantäne. Trotzdem fiel ihr das Atmen auf einmal schwer, obwohl sie im Freien waren.
    In Gedanken verabschiedete sie sich von den namenlosen Toten, wünschte ihnen alles Gute und bat um Verzeihung. Nicht, dass sie an Gott glauben würde, aber Passivität würde hier ihre Schutzwälle umreißen wie ein Tsunami. Was für ein egoistischer Gedanke.


    Die Busfahrt schien nur Sekunden zu dauern. Beinahe ihr ganzer Körper war mit Blut bedeckt, fremdes und das Eigene, weshalb sie es nicht wagte, mehr als absolut notwendig zu berühren. Nur ganz leicht zitternd breitete sie ihre Jacke auf dem Sitz aus, das trockene Innenfutter nach unten gekehrt, und kauerte sich auf der äußersten Kante zusammen, bevor ihr Kopf ein weiteres Mal in ihre Hände fiel. Keinen weiteren Blick konnte sie ertragen.
    Vielleicht saß jemand neben ihr, doch selbst wenn es so war, sie erkannte ihn oder sie nicht, hob die ganze Fahrt lang den Kopf nicht, voll darauf konzentriert, weiter zu atmen. Beim Aussteigen erwähnte Alicia irgendetwas von Kuchen, doch sie konnte sich kaum erinnern, wie man Hunger buchstabierte. Ihre Augen starrten weiterhin weit aufgerissen in die Ferne. Sie war sich nicht sicher, ob sie in den letzten Sekunden geblinzelt hatte.


    Ziellos stolperte sie durch die Anstalt, immer noch blutbefleckt, immer noch roboterartig. Am Tiergarten sah sie drei Personen, die scheinbar... sangen und dabei mit einer Katze spielten. Ihre Gedanken registrierten diesen Fakt nur, alles darüber hinaus war zu viel.
    Schließlich stolperte sie in den Duschraum, merkte es jedoch erst, als sie mit dem Bauch gegen einen Wasserhahn stieß. "Autsch" krächzte sie. Das Geräusch klang gespenstisch in dem ansonsten stillen Raum.
    Stille. Stille war unheilvoll. Stille bedeutete Tod. Sie biss sich auf die Faust, um einen Schrei zu unterdrücken, und drehte den Wasserhahn voll auf, um die Lautlosigkeit zu durchbrechen.
    Das Wasser aus dem Duschkopf war eiskalt und prügelte so auf effektive Art und Weise wieder ein paar Gefühle in sie hinein. Warmes Wasser hatte sie sich sowieso nicht verdient. Vollkommen stumm und immer noch vollständig angezogen stand sie unter dem Eisregen und war sich jedem einzelnen harten Auftreffen eines Tropfens bewusst.
    Vielleicht brauchte sie genau das. Eine Versicherung, dass sie immer noch existierte und etwas spürte. Das Wasser, das auf den Abfluss zufloss, färbte sich immer roter. Jasmin sah weg und begann langsam, vor Kälte zu zittern, doch trotzdem drehte sie es nicht wärmer.
    Langsam lehnte sie ich an die Wand, rutschte nach unten, bis sie mit angewinkelten Knien auf dem nassen Boden saß. Der Eisregen prasselte weiterhin auf sie ein, durchnässte ihre Schuhe, klebte ihre Haare in ihrem Gesicht fest. Sie schlang die Arme um ihre Beine. Fast alles Blut war abgewaschen, nur die Ränder unter ihren Fingernägeln hatten immer noch ein schmutziges Schwarzrot. Sie waren so kurz und abgekaut, dass man unmöglich darunter kam. Verzweifelt rieb sie ihre Fingerspitzen über dem eisigen Wasser aneinander, doch es tat sich nichts.
    Im Gegenteil. Das Blut begann, unter ihren Fingernägeln hervorzuquillen. Es floss an ihren Armen herab auf den Boden, verstopfte den Ausfluss, floss in ihre Schuhe, flutete den Raum immer höher. Sie sah die Körper von einzelnen Leichen aus dem Casino herumschwimmen, mit schmerzverzerrten Gesichtern, und sie hörte den markerschütternden Schrei der Beste, immer und immer wieder. Blut und noch mehr Blut, das immer höher stieg und drohte, sie zu ertränken...
    Der nächste, der den Duschraum betrat, fand Jasmin als schluchzendes, auf dem Boden zusammengekauertes Bündel.


    OT: Ob es nun ein NPC oder ein Spieler ist der Jasmin findet, könnt ihr euch aussuchen, natürlich würde ich mich freuen wenn jemand vorbeikommt, aber fühlt euch nicht verpflichtet... oder so. ^^
    Ach und der vorletzte Abschnitt (also das mit dem Blut das immer höher steigt) ist natürlich nur eine Halluzination. ^^

  • Nachdem sie endlich in der Anstalt angekommen waren, steuerte Marika sofort den Speiseraum an. Auch wenn ihr in Gegenwart der Leichen und vor allem des vielen Blutes geradezu zum Kotzen gewesen war, schien sie nun ihr eigener Bauch verzehren zu wollen. Aber das kannte sie, das war nur ein natürlicher Reflex und ihr lieber, wie alles andere. Es war ihr auch egal, wie sie aussah, als sie in den Raum trat, in dem andere Erleuchteten schon fleißig dabei waren, das riesige Kuchenbuffet zu dezimieren. Wobei, im Vergleich zu einigen anderen, war sie noch ganz gut wegekommen. Nur ihre Schuhe und Hosenbeine waren durch den gut feuchten Boden über und über mit blutigen Spritzern versehen worden.
    Sie kannte die meisten der Gebäckstücke nicht, lud sich aber wieder gut den Teller voll und schlang das in Rekordzeit hinunter. Es schmeckte alles ausgezeichnet und der viele Zucker tat gut, doch sie brauchte mehr und füllte sich direkt noch einen Teller nach insgesamt mehr als sechs Stück verschiedener Rühr und Früchtekuchen – vor allem ein Schokoladenkuchen vom Blech hatte es ihr angetan – gab sie sich endlich zufrieden. Bis zum Abendessen in ein paar Stunden würde das schon reichen, vorerst konnte sie mit ihrer feinen Nase einfach nicht mehr den Blutgeruch, den sie selbst verbreitete, ertragen.


    So machte sie sich auf den Weg in die Zimmer, unternahm nur zuerst einen kleinen Zwischenstopp nach Draußen, wo sie die Sohlen ihrer Stiefel notdürftig im Gras säuberte, im keine Fußabdrücke in den Wohnräumen zu hinterlassen. Anschließend begab sie sich auf ihr Zimmer und leerte die Taschen ihrer Hose, ehe sie, in voller Montur zu den Duschräumen ging. Wie am morgen schnappte sie sich ein Handtuch von dem Stapel und wählte eine der Kabinen, wo sie sich entkleidete und ihre sauberen Sachen sicher zur Seite legte, ehe sie ihre Schuhe zur Hand nahm und den Hahn aufdrehte. Vorsichtig schöpfte sie mit der hohlen Hand Wasser und ließ dieses über die Sohle und Außenseite ihrer schwarzen Springerstiefel laufen. Die Stiefel waren zwar eigentlich wasserdicht, aber nur, wenn keines von oben in sie hereinlief und in so einem Fall brauchten sie Ewigkeiten zum Trocknen. Zum Glück ließ sich das Blut mit ein wenig reiben ganz gut entfernen und die Sohle hielt sie dann doch kurz in den Strahl, ehe sie die Schuhe wegstellte und ihre Hose nahm. Diese gestaltete sich als schwieriger zu säubern, da das Gewebe bereits einiges des Blutes aufgenommen hatte, aber nach einer Weile war zumindest kaum mehr Blutgeruch wahrzunehmen und Marika gab sich zufrieden. Kurz stellte sie sich selbst noch unter die Dusche und überlegte, was sie machen sollte, bis ihre Hose getrocknet war.
    Es war offensichtlich noch jemand mit ihr im Duschraum, denn seit einer ganzen weile schon rauschte noch aus einer anderen Duschkabine das Wasser. Die Streunerin hätte aber nicht sagen können, ob dieser jemand schon dagewesen war, als sie die Dusche betreten hatte, denn sie hatte nicht darauf geachtet. Auf jeden Fall musste es jemand derer sein, die mit in der Stadt gewesen waren, denn wie sie brauchte der jemand ziemlich lange. Er, oder besser sie, immerhin war dies eine Damendusche, säuberte wohl auch seine blutigen Kleider. Und erst jetzt, wo sie darüber nachdachte, fiel ihr ein anderes, leises Geräusch auf. Sofort stellte sie das Wasser ab, um besser hören zu können. Und tatsächlich, da war ganz schwach über dem Rauschen des Wassers ein Schluchzen zu vernehmen. Also ließ die Blonde ihre Sachen einfach in der Kabine liegen und machte sich auf die Suche. Die andere besetzte Kabine war nicht schwer zu finden, zumindest nicht, wenn man seinen Ohren folgte. Die Kabinentür war auch nicht abgeschlossen und seltsamer Weise überhaupt nicht richtig zugemacht.


    Mit einem leicht unguten Gefühl stieß Marika diese Auf und erblickte die zitternde und zusammengekauerte Jasmin vollbekleidet unter der Dusche. Mit einem Fluch auf den Lippen griff die Streunerin über ihr hinweg, um das Wasser der Brause abzudrehen und stellte dabei fest, dass der Strahl eiskalt war. Schnell ging sie in die Hocke und packte das Mädchen an den Schultern. Kein Wunder, dass das Prinzesschen zitterte, sie war selbst ganz kalt, also verließ Marika wieder die Kabine und holte sich einen ganzen Stapel der ausgelegten Handtücher, mit denen sie zu ihrer Zimmergenossin zurückkehrte. Eines warf sie direkt dem Mädchen über die Schultern und rubbelte sie trocken, während sie in beinahe besorgtem Tonfall mit ihr zu reden versuchte: „Hey was machst du für einen Mist, du erkältest dich noch… Hey, Prinzesschen, bist du anwesend? … Jassy?“ Bei dem letzten Versuch brüllte sie fast und rüttelte das Mädchen leicht.


    OT: Dann geh ich mal auf die Vorlage ein^^. Ich hoffe, ich habs richtig interpretiert, dass Jassy nicht unbedingt 100% ansprechbar ist. Wenn nicht, einfach Bescheid geben.

    Öffne die Pforte, durchschreite das Tor und betritt eine Welt, wie du sie dir in deinen kühnsten Träumen vorgestellt hast. Eine Welt, in der Wunder Wirklichkeit und Kinder nie erwachsen werden.
    Doch ohne Hilfe werden die Traumlande schon bald vom Albtraum regiert, den die bösartigen Nachtmahre sind mächtiger als je zuvor.


    Das Abenteuer und der Kampf um die Welt der Träume hat begonnen!
    The endless Night of Dreams

  • Es war noch immer komisch, denn obwohl er schon einige Zeit in diesem Dorf lebte, wenn man das so bezeichnen konnte, war es jedes Mal eine Überwindung sich etwas zu essen kaufen zu gehen. Er war erst vor ein paar Monaten an diesem Ort angekommen, und es war so ein gewisses Bauchgefühl gewesen, das er hier bleiben sollte. Das Dorf war mehr oder weniger das komplette Gegenteil seiner Heimat, es führte eine grössere Landstrasse hindurch, und es gab nicht wirklich viel Verkehr. Dazu kam noch der Marktplatz, er war so ruhig, in seiner Heimat hatte er es nicht erlebt, dass so viele Geschäfte um einen Platz herum angeordnet waren, und die Luft so sauber war. So konnte er das Leben geniessen, auch wenn ihm die Menschen um ihn herum auch jetzt noch mit Misstrauen betrachteten, so war es doch immer noch besser als früher, wo er jede Sekunde mit einem Überfall rechnen musste. So sass er nun am Brunnen, und träumte in den Tag hinein.
    Der Tag hatte eigentlich recht spät begonnen, und so wie immer in den letzten Wochen damit, dass er zuerst ein paar Kilometer im nahen Wald rannte um in Form zu bleiben. Es war erstaunlich was man alles in einem Wald machen konnte. Vor seiner Abreise hatte er noch nie wirklich einen Wald betreten, oder sich damit auseinandergesetzt. Dementsprechend war er recht verwundert, als er in der Nähe einen solchen entdeckt hatte, und auf genug Zeit hatte sich damit zu beschäftigen. Unterdessen war es so etwas wie ein tägliches Ritual geworden, jeden Morgen in dem Wald zu verschwinden, und dafür zu sorgen, das sein Körper in der Form bleibt.
    So war es auch diesen Morgen der Fall, und nach der morgendlichen Runde sass er wie so oft auf dem Marktplatz und beobachtete die Wolken, die Menschen um ihn herum, oder die Autos welche über die Strasse fuhren. Mehr als Zeitvertreib, als wirklich aus Interesse, denn wirklich etwas Interessantes gab es an diesem Ort nicht wirklich. Doch man konnte hier leben und das war schon mal etwas, nicht gerade das was er gerne gehabt hätte, aber wenn er etwas gelernt hatte, dann, dass man das nehmen musste, was man bekommt.
    Doch etwas fehlte ihm einfach grundsätzlich, weshalb schon jetzt für ihn klar war, dass er nicht für immer an diesem Ort bleiben würde, es war zwar schön, mal zur Abwechslung, aber es war langweilig, extrem langweilig, nichts gefährliches, nichts was ihn herausfordern würde. Einfach nur langweilig. Das einzige was noch interessant hätte werden können, wären die Örtlichen Jugendlichen in ihrem Übermut aber als er einem von ihnen, den er für recht stark hielt gezeigt hat, wie man richtig kämpft, machten alle anderen einen grossen Bogen um ihn. Also musste er sich anders beschäftigen, und essen musste er auch, weshalb er mit dem Besitzer der einzigen Bar in der Gegend den Deal gemacht hatte, das er den Rausschmeisser spielt, etwas das noch halbwegs Spass macht, und dazu musste er nicht gemocht werden, also die perfekte Stelle. Einzig die Tatsache, dass er nur nachts arbeiten musste, und den Tag lang nichts zu tun hat, machte das Ganze nicht wirklich als Zeitvertreib besser. Aber von dem bisschen Geld das er verdiente, konnte er sich wenigstens etwas zu essen kaufen. Was zwar nicht wirklich viel war, aber immer noch besser als betteln zu müssen, denn dazu fehlte ihm einfach total das Schauspielerische Talent. Aber Geld war Geld egal von wem, oder woher es kam.


    So schlenderte er auch diesen Tag wieder über den Platz um sich ein Brot und etwas Fleisch zu kaufen, zu mehr reichte das Geld nicht wirklich. Die Treppe vor der Bäckerei sah wie immer sauber gewischt aus, viel zu ordentlich für Nic, er bevorzugt nun einfach einmal das Chaos, denn darin fühlte er sich wohl, aber da führte kein Weg daran vorbei, denn er musste essen. So schnell wie möglich erledigte er den Einkauf, und versuchte das unverdeckte Misstrauen der anderen Kunden zu ignorieren. Er konnte sie ja schlecht alle überfallen. Demnach atmete er recht erleichtert aus, als er den Laden wieder verlassen konnte. Er wollte schon an seinen gewöhnlichen Platz gehen, als er plötzlich einen Jungen auf dem Platz sah, der mit dem Finger auf ihn zeigte. Eigentlich war das ja nichts ungewöhnliches, dennoch, er spürte etwas in sich, das ihm den Jungen automatisch Symphytisch machte. Etwas, das er schon seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt hatte. Besonders nicht bei jemandem, den er noch nie gesehen hatte. Irgendetwas war komisch, und das machte ihn vorsichtig, nicht dass er misstrauisch geworden wäre, sondern eher vorsichtig. Als dann noch zwei Mädchen dazu kamen, bei denen er das gleiche Gefühl hatte, war er sich sicher, dass irgendetwas wichtiges passierte. Das sie dann auch noch gerade auf ihn zuhielten verstärkte seinen Eindruck nur noch. Also setzte er sich an den Brunnen, um den Platz im Überblick zu behalten, bis sie bei ihm waren. Als der Junge auch noch sanft meinte:" Das ist er" verstand Nic die Welt nicht mehr, weshalb er leicht verwirrt antwortete:"Was bin ich?" Doch zu seinem Glück wurde er nicht lange mit dieser Frage alleine gelassen, denn eines der beiden Mädchen erklärte ihm die Situation, und das sie ihn einladen würden, mit ihnen zu kommen, zu einem Ort Namens Morgan-Fox-Anstalt. Die Entscheidung fiel ihm nicht gerade schwer, was konnte er schon verlieren und zu einem Bett und einen Ort, an dem er nicht immer angestarrt wurde, sagte er sicher nicht nein. Und wenn es ihm dennoch nicht gefallen würde, konnte er ja immer noch verschwinden. Und so sass er nun im Auto und fuhr mit dieser recht speziellen Truppe aus dem Dorf weg.


    Und da stand er nun. Das Gelände war riesig, so gross hatte er sich das Ganze nicht vorgestellt, und auch wenn alles noch so fremd war, so machte es einen friedlichen Eindruck, und aus einem, ihm unerklärlichen Grund, hatte er so ein Gefühl, wie wenn man nach einer langen Reise nach Hause kommt. Einfach das Gefühl von Geborgenheit, und einer relativen Sicherheit. Etwas, das er so nicht kannte. Noch nie hatte er das Gefühl irgendwo zuhause zu sein, aber hier mitten im Nirgendwo, war er per Zufall darauf gestossen. Natürlich war sein Verstand einer anderen Meinung und ermahnte zur Vorsicht. Was die ganze Situation nicht gerade einfacher machte. Da ihn scheinbar niemand erwartet hatte, beschloss er einfach aus einer Laune heraus, das Gelände zu begutachten, denn es konnte ja nicht schaden, wenn er sich nicht immer verlief, und im Notfall wenn er schnell verschwinden musste, eine Ahnung hatte in welche Richtung er rennen sollte. Demnach, setzte er sich einfach in Bewegung und lies sich von seinen Beinen in eine Richtung tragen, denn wohin war eigentlich recht egal, denn er kannte ja nichts. So zog es ihn zum grössten Gebäude auf dem Gelände, denn was gross ist, muss wichtig sein. Das hatte er irgendwo einmal aufgeschnappt.
    Offensichtlich waren es die Unterkünfte, und damit zwar recht gross aber weniger interessant für Nic, was ihn zwar ein wenig enttäuschte, dafür sein Augenmerk auf das andere Gebäude lenkte. Das vermutlich demnach interessanter sein musste. Diese Ansicht bestätigte sich, da auch andere in das Gebäude strömten. Also liess er sich einfach vom Fluss der Personen treiben. Dieser führte ihn in das zweite Obergeschoss. Dort schien es dem Anschein nach Kuchen für alle zu geben, und so nahm sich auch Nic einen Teller und setzte sich an den Rand des Raumes, denn immerhin kannte er hier niemand und es konnte nicht schaden, wenn er sich einen Überblick verschaffte, wer oder was für Menschen hier ihr Leben führten. Vielleicht wäre sogar jemand interessantes dabei, man konnte es ja nie wissen. Die meisten sahen nicht wirklich speziell interessant aus, doch nach einer gewissen Zeit, geschah endlich etwas. Ein Mädchen betrat den Raum und ihre Hose war für so einen friedlichen Ort extrem rot gefärbt, und man konnte den Geruch des Blutes viel zu gut riechen, als das es Farbe sein konnte. Vermutlich war sie kurz davor noch irgendwo darin herumgerannt. Und es konnte nicht nur eine kleine Lache oder so gewesen sein, vermutlich um einiges mehr. Der Ort wurde gerade um ein gutes Stück interessanter. denn wo Blut war, war auch Gefahr und da konnte er einfach nicht nein sagen. Schon viel zu lange hatte er es mit nichts mehr zu schaffen gehabt, dass wirklich eine ernsthafte Bedrohung für ihn war. Doch diese Aussicht, die er gerade hatte, war wie ein Lichtblick nach ewiger Dunkelheit. Seine Lust war geweckt. Doch leider konnte er nicht einfach auf sie zugehen, und sie angreifen. Denn er wusste absolut nichts über die Menschen hier, und gegen eine halbe Armee anzutreten hatte zwar etwas reizendes, aber so Lebensmüde war er nun auch wieder nicht. Weshalb er sich damit begnügte, noch ein weiteres Stück Kuchen zu nehmen und weiter den Raum nach interessanten Individuen zu durchsuchen. Vielleicht kamen ja noch mehr nach ihr.

    OT: So mein Einstiegspost ist auch endlich fertig^^

  • Nachdem alle Messer dem Sänger zurückgebracht worden waren, wurde die Gruppe direkt bei der Spielhölle vom Bus abgeholt. So wie sie alle aussahen hätten sie auch unmöglich zurück in die Stadt laufen können.
    Leira war irgendwie müde, aber sie weigerte sich die Augen zu schließen. Bestimmt hätte sie sonst nur von verwüsteten Räumen und blutigen Leichen geträumt, über die Riesenwildschweine mit Fledermausflügeln flogen. Oder so. Sie kannte ihre Fantasie und wollte es lieber nicht herausfordern. Die Sache mit diesem angeblichen Anführermonster, mit gigantischen Ausmaßen und in der Lage zu fliegen, konnte sie immer noch nicht so ganz glauben. Wenn es sowas wirklich gäbe, dann wüsste man das doch oder? Sie verstand nicht, wie so ein Riesenvieh sich verstecken können sollte, sofern es nicht gerade in der Lage war sich unsichtbar zu machen. Und nachdem Colmann danach mit Drachen weitergemacht hatte, hatte er ihr vielleicht nur Angst machen wollen. Ganz bestimmt.


    Endlich passierte der Bus das Eingangstor und Leira war plötzlich unglaublich froh, wieder hier zu sein. Das hatte sie als sie heute morgen losgefahren waren auch nicht unbedingt so erwartet. Aber kein Wunder nach allem was passiert war.
    Langsam stieg sie aus dem Bus aus und blieb erst einmal einen Moment in der Sonne stehen. Die Wärme und das Licht ließen das was in der Stadt geschehen war wie einen bösen Traum wirken. Ihre nassen Sandalen erinnerten Leira aber nur zu schnell wieder daran dass es doch real gewesen war. Nass war zwar besser als blutig, aber immer noch irgendwie eklig. Schnell zog sie die Schuhe aus und lief barfuß ins Haus weiter. Ihr Magen knurrte und ihr fiel auf, dass sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Nur wollte sie so wie sie aussah - und wie sie sich fühlte - nicht in den Speisesaal gehen. In der Toilette dort hatte es keine Seife gegeben und sie fühlte sich so, als hätte sie nicht alles Blut abbekommen, was durchaus der Wahrheit entsprechen konnte.


    Nachdem sie geduscht und sich umgezogen hatte, diesmal ein einfarbig rotes Spaghettiträger-Top von der Anstalt und eine verwaschene Jeans, und die alten Sachen losgeworden war, marschierte sie zielstrebig mit noch deutlich feuchten Haaren in die Cafeteria. Kuchen zum Mittagessen war zwar nicht so ihr Fall, aber sie hatte nunmal Hunger und wenn es sonst nichts gab… Jedoch hoffte sie dass das Zeug nicht so süß sein würde, sonst wurde ihr am Ende noch schlecht wenn sie sich daran satt essen wollte.
    Schließlich holte sie sich ein paar kleinere Stücke Obstkuchen und ein Stück Schokokuchen und setzte sich an den nächstbesten Tisch. Nach dem ersten Stück fiel ihr auf, dass die Person schräg gegenüber von ihr jemand anderen mit einer gewissen Faszination zu beobachten schien. Neugierig was so interessant war drehte Leira sich um, aber sie sah nur Marika, die gerade aufstand und den Raum verließ. Und dabei immer noch die gleichen Sachen wie bei ihrer Ankunft trug. Nachdem sie heute aber selbst schon so viel Blut gesehen hatte, zeigte sie sich beim Anblick der paar Spritzer jedoch gleichgültig als ob es nichts besonderes wäre. Schon lustig wie schnell sich Ansichten ändern konnten.


    Ihr Blick kehrte zu der Person am Tisch zurück. Nein, sie hatte sich nicht getäuscht. Es sah wirklich nicht so aus als wäre der junge Mann irgendwie schockiert oder zumindest angewidert. Was nicht ganz normal war, oder? Auch wenn Leira gerade nicht sagen konnte, wie sie noch vor ein paar Tagen reagiert hätte. Schreiend weggerannt wäre sie schonmal nicht, aber fasziniert wäre sie sicher auch nicht gewesen.
    Ihr fiel auf dass sie ihn noch nie gesehen hatte, wobei sie nicht davon ausging bereits allen Bewohnern schonmal begegnet zu sein. Sie war sich jedoch sicher, dass er weder bei dem Lichtspektakel in Oscuras noch bei dem Stadtausflug dabei gewesen war. Sie schluckte ihren Kuchen runter und riet einfach mal ins Blaue “Du bist neu hier, oder?” Sollte sie sich getäuscht haben würde er schon widersprechen.
    Obwohl sie selbst erst einen Tag hier war, sah sie sich nach allem was passiert war nicht mehr wirklich als "neu" an. Eher als "eingeweiht", auch wenn sie darauf hätte verzichten können.



    OT: Ja, ich meine den Neuen (Nic) ;)

  • Es war fast noch unheimlicher, das verwüstete Casino hinter sich zu lassen, als darin zu bleiben. Alles schien so unwirklich, aber was geschah, wenn Menschen diesen Ort fanden, wenn sie die Leiche der Bestie und Spuren von ihnen darin entdeckten?
    Der Bus wartete direkt vor der kleinen Gasse, die in den Hinterhof führte. Emma versuchte während der Fahrt nicht zu sehr über das Geschehene nachzudenken, aber ihre Gedanken drehten sich immer im Kreis. Und er war voller Blut. Am liebsten wollte sie schreien und weinen; das Biest war tot, also musste sie sich doch eigentlich nicht mehr beherrschen, und die Melodien der anderen dröhnten viel zu laut in ihrem Kopf. Die Acerin zwang sich, ruhig zu atmen. Irgendwie würde sie die Fahrt zurück in die Anstalt schon überstehen.


    Obwohl sie im Moment einfach nur weg wollte von den anderen, war Emma eine der letzten, die aus dem Bus ausstieg. Sie hatte schreckliche Kopfschmerzen und als die klare Luft, ohne Blutgestank, ihre Lungen füllte, wurde ihr schwindelig. Ohne groß nachzudenken, setzte sich das Mädchen mit dem Rücken an das Schulgebäude auf den Boden. Durchatmen. Ruhe finden. Das war jetzt gerade das Wichtigste.
    Nach einer Weile, die es einfach nur dasaß, atmete und seine Gedanken, so gut es ging, ordnete, erhob sich das Mädchen langsam, weil sich sein Magen meldete. Eigentlich aß Emma selten zu geregelten Zeiten, aber jetzt war die Verlockung durch eine Küche nur zwei Stockwerke über ihr. Also überwand sie die Distanz, blieb dann aber doch im Türrahmen stehen. Es gab Kuchen. Einige Erleuchtete saßen schon in dem großen Raum und verputzen gleich mehrere der süßen Stücke; ihre Melodien waren laut, aber auszuhalten. Emma zögerte. Kuchen war unecht. Zucker war ein Luxus der Menschen, vor denen sie immer Angst gehabt hatte. Was sollte sie also tun?


    Das Mädchen hatte sein Zeitgefühl irgendwo in dem zertrümmerten Casino verloren und konnte somit nicht sagen, wie lange es einfach so in der Tür stand und den Kuchen anstarrte, bis irgendjemand es anrempelte. Vollends aus dem Gleichgewicht gebracht stolperte Emma in den Raum, schaffte es aber, auf den Beinen zu bleiben, was sie angesichts ihrer vorherigen Lage selbst verwunderte. Wer es gewesen war, konnte sie nicht sagen, aber wenn sie jetzt schon mal in der Mensa stand…
    Vorsichtig ging sie auf die Tische mit den Kuchen zu, fast als würden sie die Acerin jeden Moment anfallen. Sie nahm sich ein Stück mit einfachem Teig und Äpfeln oben drauf, eines, das nicht überzuckert aussah, und verließ die Kantine. Wenn sie sich richtig erinnerte, war das nicht verboten. Und selbst wenn, durfte sie sich nur nicht erwischen lassen.
    Vor dem Schulgebäude überlegte Emma kurz, wo genau sie nun eigentlich hinwollte, und entschied sich dann für die Baumgruppe zwischen Wohnhaus und Pool. Wenn sie es sich auf dem richtigen Baum gemütlich machte, war sie von beiden Seiten aus nicht mehr zu entdecken. Das Stück Kuchen aß sie, während sie so ging und überlegte, damit sie nicht ganz so sehr auf den süßen Geschmack achten musste.


    Als sie die Bäume erreichte, waren ihre Hände wieder leer, was es deutlich einfacher machte, den Stamm hinauf zu klettern. Auf einem recht bequemen Ast angekommen, spürte Emma das Gewicht des Rucksacks auf ihrem Rücken. Vorsichtig nahm sie ihn ab und klemmte ihn zwischen ihren Körper und den Stamm. Wenn sie jetzt so darüber nachdachte, war sie relativ unversehrt geblieben, was Blutspritzer und Ähnliches anbelangte; nur ihre Schuhe besaßen nun eine Sohle aus getrocknetem Lebenselixier.
    Sanft strich das Mädchen über die raue Rinde und atmete den Duft der Natur ein. Endlich… Ohne weiter darüber nachzudenken, nahm Emma ihre Quena zur Hand und spielte. Sie spielte einfach alles, was ihr in den Kopf kam und achtete nicht weiter darauf, ob sie die Melodien kannte oder nicht. Schon mit dem ersten Ton verlor sie sich in der Musik und vergaß alles um sie herum, alles was in den letzten Tagen passiert war und ihr Leben noch viel komplizierter gemacht hatte, als es ohnehin schon war. In diesem Moment gehörte sie nur der Musik.


    OT: Wenn irgendjemand Lust hat, zu beschreiben, wie er oder sie Emma anrempelt, tut euch keinen Zwang an. ^^ Übrigens könnt ihr Emma auch gerne spielen hören oder sie darauf ansprechen, auch wenn sie vielleicht etwas länger zum Reagieren braucht. (;

  • Es ging nicht.
    Roe konnte das Monster einfach nicht aus ihren Gedanken verbannen. Sie beschränkte sich darauf, ihre Füße anzustarren und innerlich das Rezept eines Pflaumenkuchens aufzusagen (waren es 500 Gramm Mehl oder doch mehr?), aber egal mit was sie sich versuchte abzulenken, ihre Gedanken glitten immer wieder zurück zum Monster. Dieses lag noch immer wenige Meter vor ihr, schon seit Minuten regungslos, kalt und erstarrt.
    Irgendetwas musste sie einfach mitnehmen.
    Unauffällig blickte Roe sich um und als sie sah, dass nahezu alle Aufmerksamkeit auf den Verletzten, der sie geradezu aufzusaugen schien, wie ein kleiner, blutiger Schwamm. Schnell griff das blasse Mädchen in einen Spieleautomaten und nahm sich die schärfste Glasscherbe, die sie finden konnte, huschte in den Schatten eines anderen Automaten und griff sich die leblose Kralle des Monsters. Sie drückte die scharfe Seite in das tote Fleisch hinein, doch so sehr sie sich auf abmühte, sie schaffte es nicht, die Klaue zu lösen. Leise fluchend ließ sie die Pfote los und wanderte um das Monstrum herum. Irgendetwas musste es doch geben, was sie mitnehmen könnte, wenn schon nicht die Kralle. Ein Auge? Nein. Nein danke, das letzte Mal, dass sie ein Auge eines toten Tieres mitgenommen hatte, hatte es eine riesige Sauerei gegeben und wirklich unauffällig war es auch nicht.
    Sie hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, da fiel ihr das Nackenfell ins Auge. Etwas geduckt huschte sie herüber und je näher sie kam, desto mehr konnte sie erkennen. Es war kein richtiges Fell, hatte schon Ähnlichkeit mit Haare, sandblond, ausgeblichen und trocken. Roe zögerte nicht lange, griff sich ein Bündel und durchtrennte die obere Seite mit der Glasscherbe. Roe griff sich ein Gummi, das sie in ihrer Hosentasche fand, und band den Strang zusammen, dann schloss sie ihre Jacke und ließ den Büschel in den kleinen Zwischenraum zwischen Bauch und Stoff fallen. Die Haare kratzten etwas, aber Roe würde damit auskommen.


    Roe kümmerte sich nicht sonderlich darum, was die Menschenmenge um den verletzten herum trieb und sagte. Sie bekam nur einige Satzfetzen mit, die etwas von Deathblades besagten. Es klang interessant, aber gerade jetzt waren die Haare, die sie durch die Taschen immer wieder anfasste, fast als hätte sie Angst, dass sie weg sein könnten, doch interessanter. Vielleicht könnte sie ein paar Chemikalien darüber kippen und etwas mehr über das Wesen erfahren..? Sie nahm sich vor, so schnell wie möglich die Bibliothek aufzusuchen und Forschungsmethoden herauszufinden, die ihr etwas nützen könnten.
    Und sie war müde. Das alles war nicht viel aufregender gewesen als eine Jagd in der fortlandischen Eiswüste, betrachtete man die Gefahr und Risiken, aber die Wärme bereitete ihr Kopfschmerzen. Jetzt, wo sie darauf achtete, dröhnte ihr Schädel und ihre Gedanken wirbelten herum wie in einem Eissturm. Sie kamen kurz auf und wurden dann fortgetragen.
    Irgendwie schaffte es Roe noch in den Bus. Der Schwindel ließ etwas nach, sobald sie den Vorhang zugezogen hatte und ihre Augen schloss. Willkommene Dunkelheit erlaubte es ihr, sich etwas auszuruhen.


    Wann genau sie während der Fahrt einschlief, wusste sie nicht. Doch als der Motor ausging, riss sie die Augen auf und erstarrte. Ihr Körper schmerzte an jeder Stelle und ihr Nacken war steif, denn sie hatte den Kopf merkwürdig verdreht gehalten.
    Roe wartete darauf, dass die anderen ausstiegen und folgte dann, während sie sich den Hals rieb. Draußen raubte ihr die Hitze den Atem, sie schwankte zur Tür und drückte sich in den Schatten im Inneren des Hauses. Spätestens jetzt wusste sie, dass sie etwas Kaltes brauchte. Schnell lief sie in ihr Zimmer, doch als sie die Tür aufmachte, erwartete sie eine wärmere Temperatur, als sie in Erinnerung gehabt hatte. Missmutig schaute sie auf die Klimaanlage. Jemand hatte sie ausgeschaltet und zu allem Überfluss auch noch das Fenster geöffnet. Die Sonne stach ihr in den Augen, als sie die Vorhänge wieder zuzog, nachdem sie die Fenster zugeknallt hatte.
    Hier könnte sie nicht bleiben. Aber irgendwie musste sie sich abkühlen.
    Also blieb nur noch der Pool.


    Als sie sich umgezogen hatte, trug sie ihren ausgeblichenen, schwarzen Bikini und ein weißes Shirt. Sie überlegte kurz, die Haare im Zimmer zu lassen, aber ihre Neugierde war zu groß. Und außerdem traute sie Blaine nicht ganz über den Weg. Es hätte sie nicht gewundert, wenn er ihren Schrank durchwühlt hätte und dann wäre sie in Erklärungsnot geraten.
    Kurzentschlossen nahm sie den Bündel also mit nach draußen. Sie fand den Weg zum Pool mittlerweile schon fast blind und war schnell an den Liegen angekommen. Ächzend zog Roe ihr Shirt aus und sprang dann ohne große Umschweife ins kühle Wasser.
    Für eine Sekunde schwebte sie. Die Kälte ließ ihren Körper in einen Schockzustand verfallen, dem sie nicht entkommen konnte. Der Chlor brannte ihr in den Augen, als sie die Fliesen des Pools musterte, denn sie trieb langsam wieder an die Oberfläche.
    Als sie auftauchte, atmete sie tief ein. Ihre weißen Haare hangen ihr im Gesicht, aber es störte sie nicht. Roe ließ sich nach hinten ins Wasser gleiten, bis sie in eine stabile Rückenlage verfiel. Leicht trieb sie auf der Oberfläche, wie eine Eisscholle auf dem Meer.
    Sie hielt das Bündel vor sich in die Höhe. Die Sonne ließ die Wassertropfen darauf schimmern und auch die strohige Struktur war zu einem einzigen, dichten, dunkelblonden Strang zusammengepappt.Sie fühlte sich etwas schuldig, aber gleichzeitig... Aurore war glücklich, dass sie sie mitgenommen hatte. Sie würde sich sonst ewige Vorwürfe machen.


    Für eine Weile begnügte sich das Mädchen damit, einfach nur zu schweben. Doch dann begann ihr Bauch, unangenehm zu brennen. Die Sonne versengte ihre Haut und sie konnte schon jetzt eine leichte Rotfärbung erkennen. Stöhnend drückte sich Roe unter Wasser. Hier war sie für eine Weile geschützt. In der langen Zeit, die sie hier am Pool verbracht hatte, hatte sie gelernt, ihren Atem so lange anzuhalten, wie es normale Menschen nicht konnten. Einige Bücher hatten ihr die Technik beigebracht und die Praxis war nur eine Frage der Zeit gewesen.
    Blasen stoben um ihren Körper auf, als sie den Fliesenboden berührte. Sie sah die Sonne durch die Wasseroberfläche schimmern, ein verzerrtes Bild des grässlichen Feuerballes, das flackerte und verschwamm, wenn das Wasser leichte Wellen schlug. Die Haare in ihrer Hand lagen schwer auf ihrer Brust. Roe schloss die Augen und konzentrierte sich. Heute war viel passiert. Sie würde alles in ihr Notizbuch schreiben müssen, sobald sie wieder in ihr Zimmer kam.


    Irgendwann ging ihr aber doch die Luft aus. Langsam glitt das Mädchen zurück an die Oberfläche. Es war ein komisches Gefühl, vom Wasser wieder an die Luft zu kommen. Ihre Ohren verweigerten eine Weile den Dienst, deswegen hörte sie die Musik erst eine ganze Weile später. Doch als Roe sie hörte, drehte sie ihren Kopf in die Richtung des Ursprungs. Etwas weiter entfernt gab es eine Reihe von Bäumen, von dort kamen auch die Klänge. Aurore hievte sich aus dem Pool, griff sich ihr Shirt und wickelte den Bund darin ein.
    Zuerst konnte sie niemanden ausmachen, also schloss sie die Augen. Mit nun weißen Pupillen drehte sie sich um, einmal um ihre Achse. Zuerst war alles einheitlich in leichtes Rot gehalten. Doch in den Baumkronen konnte sie tatsächlich einen kleinen Fleck ausmachen, der sich vom Rest abhob. Langsam ging sie darauf zu, und als sie neben dem Stamm stand, entdeckte sie den Umriss des Mädchens mit dem Herz auf der Stirn. Für Roe war jedes Wärmebild genauso eindeutig wie das Aussehen des Menschen. Es unterschied sich immer etwas von denen der anderen. Und diesen Umriss hatte sie schon einmal gesehen.
    Roe lauschte den Klängen für eine Weile. Sie hatte kein großes Kunstverständnis, denn Kunst war subjektiv und dadurch keinerlei Regeln unterworfen, und das war nichts, womit Roe großartig punkten konnte. Sie brauchte Grundsätze, feststehende Gesetze an die sie sich halten konnte.
    Trotzdem war dieses Lied... Schön. Ja, so konnte man es wohl beschreiben. Aurore fühlte sich sofort beruhigt. Der Wald war schattig und kühl, ein Wind wehte ihr das nasse Haar aus dem Gesicht und das Bündel lag, eingewickelt in weißen Stoff, der durch die Feuchtigkeit aus ihrem Bikini schon etwas durchsichtig wurde, wohlbehalten in ihren Armen.
    Also wartete sie und lauschte dem Lied, das das Herzmädchen spielte.


    OT: Ich hoffe, dass es okay ist, dass Roe sich ein kleines Souvenir mitgenommen hat / Ist jetzt von Kralle zu Haaren geändert worden, habe diesbezüglich auch Sheewas Erlaubnis.
    Habe es mir auch so gedacht, dass Emma Roes Melodie nicht hören konnte, weil sie für die Zeit, in der sie in der Nähe war, unter Wasser war, und die Melodie deswegen gedämpft war, man kann Musik ja unter Wasser nicht hören. Roe hat also nicht mitbekommen, dass Emma gekommen ist und es erst durch das Lied erfahren. ^^ Wenn es aber nicht so passt, Shira, einfach bescheid sagen und ich ändere es ab. ^^

  • Wie sich herausstellte, hatte sich in der Zeit, als er dem Objekt seines Interessens nachgeschaut hatte, und in Gedanken versunken war, ein anderes Mädchen zu ihm gesetzt. Schnell musterte er sie, recht durchschnittlich, aber dennoch konnte er nicht sagen, dass sie unattraktiv war. Zwar nicht gerade das was er bevorzugte, oder die Menschliche Perfektion nannte, aber sie konnte sich definitiv sehen lassen. An sich störte es ihn nicht, das sich jemand zu ihm an den Tisch setzte, es war einfach recht ungewohnt, denn normalerweise wurde er eher gemieden, als Tischpartner gewählt. Aber es sollte ja nichts geben, das es nicht gab, oder etwas in die Richtung hatte mal irgend so ein Typ gesagt. Jedenfalls beachtete er sie nicht weiter, wenn sie es so wollte, dann nur zu, ihn störte es jedenfalls nicht. Dass sie ihn aber dann auch noch ansprach, war definitiv nicht normal.
    Jedenfalls musste er zuerst einmal den Schock kurz verdauen, bevor er auf ihre Frage eingehen konnte. Komischerweise war es ganz anders als wenn ihn jemand ein paar Tage zuvor etwas gefragt hätte. Er spürte so ein tiefes Vertrauen, ihr gegenüber und auch bei den anderen war es dasselbe. So fiel es ihm erstaunlich einfach ruhig und locker zu bleiben: "Naja neu, das definitiv, aber da ich nicht wirklich einen Plan habe, was das hier ist, ist das schwer zu sagen." antwortete er so ruhig wie selten zuvor in den letzten Jahre. Irgendetwas in ihm sagte, das von ihr keine Gefahr ausging. "Vielleicht kannst du mir ja sagen, was das hier ist? Dann wäre mir schon sehr geholfen." Das er ihr dabei mehr oder weniger die ganze Zeit direkt in die bläulich/braunen Augen gesehen hatte, und seltsamerweise sogar ein lächeln zusammen bekam grenzte schon beinahe an ein Wunder. Er musste definitiv etwas über diesen Ort erfahren.


    Also hatte sie immerhin schonmal richtig geraten. Allerdings war sie etwas verwundert, dass ihr Gegenüber scheinbar so gar keinen Plan hatte wo er hier war. Wer ihn wohl hergebracht hatte? Hatte Alicia ihm nicht ihre übliche Einführung, ihre Version der netten kleinen bzw. großen Familie erzählt? “Ich kann dir das sagen, was Alicia uns erzählt hat, was das hier ist. Was es wirklich ist, versuche ich selbst noch herauszufinden”, erwiderte sie schließlich, wobei sie sich sofort danach wunderte, warum sie so ehrlich mit ihren Gedanken war und nicht einfach Alicias Version abspulte. “Alicia ist hier sowas wie die Heimmutter. Sie sagt das hier wäre ein Ort nur für uns, eine Art Zuflucht oder Zuhause. Oh, und sie ist der einzig normale Mensch hier, neben dem Küchenpersonal und so. Die anderen, ich, und ich geh mal davon aus, du - sonst wärst du nicht hier - haben ja alle irgendeine Fähigkeit”, wobei ich die meisten noch immer nicht rausgefunden habe, geistige Notiz an mich selbst, “und Alicia nennt uns ‘Erleuchtete’, falls sie dir das noch nicht erzählt hat. Ich bin übrigens Leira”, wechselte sie dann das Thema, “und du?” Ihn direkt jetzt noch nach seiner Fähigkeit zu fragen fand sie irgendwie unhöflich, daher verkniff sie es sich erst einmal.


    Scheinbar hatte er wirklich absolut keinen Plan. Nun gut, dass er nichts wusste, war ja eigentlich schon von Anfang an klar gewesen, aber das er eigentlich noch viel mehr wissen sollte, und das was er wusste so im Vergleich noch viel weniger wurde war doch recht deprimierend. Dennoch hörte er ihren Erklärungen aufmerksam zu. Wobei wirklich einen Reim auf das Ganze konnte er sich nicht wirklich machen. Er hatte zwar eine Einführung während der Autofahrt bekommen, aber wirklich zugehört hatte er nicht, da er viel zu beschäftigt damit war, zu begreifen was gerade abging. Und der Aussage seines Gesprächspartners nach, wusste sie selber nicht wirklich alles, was ihn wenigstens nicht wie einen absoluten Vollidiot dastehen liess. Immerhin etwas, wenn auch nicht gerade viel.


    Nachdem sie ihm zumindest einiges erzählt hatte, was für sie recht normal zu sein schien, musste er einfach nachfragen, denn wann würde er zum nächsten Mal so eine Chance bekommen: "Danke für die Aufklärung, auch wenn ich sagen muss, das ich nicht wirklich alle verstehe. Ich hoffe du kannst mir auch da weiterhelfen?" Er wartete ein paar Augenblicke, dass sie sich auf die folgenden Fragen einstellen konnte. "Alicia den Namen haben auch die drei anderen erwähnt, als sie mich hergebracht haben, aber ist sie wirklich so etwas wie eine Mutter, ich kann mir das bei so vielen unterschiedlichen Personen gar nicht wirklich vorstellen, und begegnet bin ich ihr auch noch nicht." Schnell liess er sich das Gesagte nochmals durch den Kopf gehen, ob sie es so auch verstehen konnte was er meinte, und kam zum Schluss, dass es eigentlich ohne Probleme möglich sein sollte. "Ich bin Dominic Lancer, aber sag einfach Nic, ist einfacher", weshalb er sogar hier wieder ein scheues lächeln zusammenbrachte war ihm erneut ein Rätsel. "Aber wer kommt denn auf die Idee, jemanden Erleuchtete zu nennen?", fragte er mehr oder weniger sich selbst und Leira. "Wenn ich so zurückdenke hatte ich in der Vergangenheit jetzt nicht so viele Momente, an denen ich erleuchtet wurde, sondern eher in Richtung der Dunkelheit wanderte." Er war sich nicht sicher, ob er sie jetzt nicht zu sehr mit Fragen bombardierte, weshalb er ihr aus Anstand einfach Zeit liess, auf die Fragen einzugehen, wenn sie das wollte.


    “Alicia ist… ein Rätsel.” Leira dachte an die gruselige Art von… Kontrolle? nein das war nicht das richtige Wort dafür - ...Einfluss, den die Heimleiterin mit ihrem seltsamen Gebet auf die Erleuchteten gehabt hatte. color=#660066] “Also, sie ist wirklich nett und so, kümmert sich um alle, viele scheinen ihr zu vertrauen” - ich unter anderem, glaub ich - “aber”, sie senkte die Stimme ein wenig, “irgendwas an ihr ist auch nicht ganz geheuer.” Sie lachte nervös. “Mach dir am besten selbst ein Bild von ihr, sie ist bestimmt beim Abendessen da.”
    Warum man sie Erleuchtete nannte, hatte sie sich selbst zu Anfang auch gefragt, doch das hatte sich ja mittlerweile erklärt. Dieses Zeichen konnte anscheinend zum Leuchten erweckt werden, was darüber hinaus heute passiert war, war ihr selbst noch nicht ganz klar. “Ich hab mich am Anfang auch über die Bezeichnung gewundert, aber mittlerweile…” Sie überlegte kurz, dann deutete sie auf ihr Symbol, was durch die Spaghettiträger wesentlich deutlicher zu sehen war als sonst - ihr fiel jetzt erst auf, dass ihr das hier, wo es einigermaßen “normal” war, gar nicht mehr so viel ausmachte. Früher hätte sie das nie in der Öffentlichkeit so deutlich sichtbar gezeigt, sondern sich entsprechend angezogen. “Das hier. Jeder von uns hat offenbar so ein Zeichen, nicht so wie ich, jeder etwas anders, jeder in einer anderen Farbe. Es hat in den letzten zwei Tagen zweimal angefangen zu strahlen. Ich glaube das Leuchten macht uns irgendwie stärker, aber ich bin wirklich kein Experte dafür, ich hab es wie gesagt selbst erst zweimal erlebt.”


    Auch auf seine Frage betreffend des Namens konnte sie ihm etwas erzählen. Dabei zeigte sie ihm ihr Zeichen, wie sie es nannte. Es sah auf eine Art komisch aus, auf die andere jedoch wirkte es nicht fremd oder so, eher mehr wie etwas, das er schon tausende Male gesehen hatte, und doch noch nie. Mehr ein Gefühl, als das Wissen, und aus einem ihm Unbekannten Grund, war es für ihn nicht einmal etwas Spezielles. Dabei während er ihr Zeichen betrachtete, bewegte er unbewusst eine linke Hand zu seinem rechten Handrücken, und fuhr über die Stelle seines Zeichens. Als Leira dann auch noch sagte, dass sie keine Expertin sei, konnte er ein leichtes Lachen nicht unterdrücken, worauf er ihr mit einem fröhlichen Gesichtsausdruck erklärte warum: "Du sagst du bist keine Expertin, ich hatte bis vor drei Stunden noch keine Ahnung, dass es offensichtlich noch mehr gibt, die ähnlich sind wie ich." Und erneut schenkte er ihr ein aufmunterndes lächeln, bevor er weitersprach: "Von dem her bist du im Vergleich zu mir definitiv ein Experte. Und wenn du nichts dagegen hast, habe ich noch ein paar Fragen, vorausgesetzt, ich halte dich nicht auf oder so." Und auch hier wartete er kurz, zum einen konnte es ja sein, das Leira etwas vorhatte, und er sie nur aufhielt. Sollte das nicht der Fall sein, dann zumindest aus Höflichkeit. "Vorhin ist hier ein Mädchen aufgetaucht mit Blutverspritzen Hosen, ich nehme mal an du kennst sie. Kannst du mir vielleicht etwas über sie erzählen, zum Beispiel woher das Blut kommt, was für eine Erleuchtet sie ist", er mochte den Begriff noch immer nicht, aber es war nun mal der offizielle Name oder so." Du hast auch noch etwas von einer Fähigkeit erwähnt, die jeder besitzen soll, welches ist dann deine?" Die Neugier und das Interesse war zu einem beinahe greifbarem leuchten in seinen Augen geworden. Dass das ein wenig komisch wirken konnte, bemerkte er gar nicht zu sehr war er damit beschäftigt, sich auf die bevorstehenden Ereignisse zu freuen. Denn dann konnte er sich wieder einmal so richtig austoben.


    Leira musste ebenfalls lachen, als Nic meinte, im Gegensatz zu ihm sei sie doch die Expertin. Vor zwei Tagen war sie immerhin noch genauso ahnungslos gewesen wie er. “Nein nein, du hältst mich nicht auf”,
    versicherte sie, schließlich hatte sie bisher sowieso noch keine Pläne für den Nachmittag gemacht. Und die Unterhaltung mit ihm hielt sie davon ab, über gewisse Ereignisse am Vormittag nachdenken zu müssen, was ihr ganz recht war. Sie zögerte ein wenig als er sie nach ihrer Fähigkeit fragte, unsicher, wie sie es am einfachsten erklären sollte. Vorführen ging bei ihrer Fähigkeit nicht so gut. “Ich… Ich kann gewisse Barrieren erschaffen. Solche als würde man gegen eine Wand laufen, eine Wand die man nicht sehen kann. Etwa so wie wenn man gegen eine geschlossene Glastür läuft. Ich kann aber nicht jeder Kraft standhalten”, setzte sie schnell hinzu. “Absolute Abwehr sieht anders aus… leider. Aber ich geb mir Mühe”, meinte sie sie augenzwinkend.
    Dann wurde sie schnell wieder ernst. “Du meinst Marika.” Wie sollte sie fortfahren? Marikas Fähigkeit war Bestien aufzuspüren, wie sollte sie das erklären? Oder die Blutspritzer? “Wir… hatten vorhin in der Stadt eine kleinere...” - große - “Auseinandersetzung.” So viel dazu dass das Gespräch ablenkend war. Leira fragte sich ob man ihr ansah dass sie die Erinnerung daran immer noch verstörend fand. Sie beschloss es anders anzufangen.
    “Dass es Menschen wie uns gibt und wir bestimmte Dinge können, die eigentlich nicht möglich sein sollten, müssen wir wohl als real akzeptieren, stimmts? Nun… das war noch nicht alles. Es gibt noch mehr Dinge von denen wir bisher nie etwas gehört haben... Eine davon ist ziemlich unschön. Es gibt nämlich ziemlich große, raubtierartige, sehr gut gepanzerte und sehr starke Viecher, die es auf die Menschheit abgesehen haben. Frag mich warum oder wo sie herkommen, ich weiß fast nichts darüber. Aber so einem sind wir in der Stadt begegnet, in einem Hinterhof.” Die Erinnerung kehrte nach und nach zurück und Leira bekam schon wieder ein flaues Gefühl im Magen. “Das Vieh hatte schon alles um sich herum getötet als wir eingetroffen sind. War echt mega eklig, weil die nix in einem Stück lassen, wenn du verstehst was ich meine.” Sie machte eine kurze Pause. “Ich nehms dir nicht übel wenn du das nicht glauben kannst, sowas muss man vielleicht gesehen haben. Achja, Marikas Fähigkeit ist es, die Bestien zu orten. Sie weiß auch am meisten über die.”
    Ihn nach seiner Fähigkeit zu fragen hatte sie angesichts des Themas inzwischen vollkommen vergessen.


    Wie es schien hatte sie nichts vor, und versicherte ihm auch dies auch. Ein wenig zögerlicher erzählte sie ihm auch von ihrer Fähigkeit aus dem nichts Barrieren entstehen zu lassen. Das man diese dann auch noch nicht sehen konnte, setzte dem Ganzen die Krönung auf. Er konnte nicht anders als davon fasziniert zu sein. Dementsprechend hörte er auch aufmerksam zu, und musste erneut ein wenig lächeln, als er ihre extreme Bescheidenheit über das Ausmass ihrer Fähigkeit bemerkte. Und auch einen Kommentar konnte er sich zu dem Thema nicht verkneifen: "Also muss ich in Zukunft immer mit einer Hand vor dem Gesicht durch die Gegend laufen?", meinte er mehr neckend als ernst gemeint. Dies war vermutlich die lockere Atmosphäre, welche er seit Jahren nicht mehr erlebt hatte, und dementsprechend in vollen Zügen genoss. "Nein mal Schertz beiseite, ich bin der Meinung, dass so eine Fähigkeit extrem viel Potenzial hat, und von dem her, musst du dein Können nicht so herunterspielen", kommentierte er ihre Aussage mit einem sanft aufmunternden lächeln. Er wusste gar nicht, dass er so eine Seite in sich hatte. Er konnte freundlich zu jemandem sein. Das war zum letzten Mal vor Jahren vorgekommen.
    Als die Stimmung dann aber genauso schnell wieder auf ernst umschaltete, wurde auch Nic wieder ernster. "Marika war also ihr Name, muss ich mir merken", notierte er sich in seinem Gehirn. Bei den Worten Auseinandersetzung wurde er aber sofort wieder aufmerksam, denn das war etwas, das er mochte. Als Leira mit ihrer Erklärung begann, war so ein komisches etwas in ihrem Ausdruck, er wusste zwar nicht was, aber sehr positiv konnte die Erinnerung nicht gerade sein. Alleine die Erwähnung der Raubtiere liess das flackern in seinen Augen neu aufleben. Er hatte es irgendwie gespürt, das so etwas kommen würde, er hatte keine Ahnung wann und wo. Aber es fühlte sich grossartig an, zu wissen das da draussen etwas war, das alleine einen Hinterhof so verunstalten konnte, dass die Spuren ziemlich deutlich waren. Und ja er verstand, was damit gemeint war, und es gefiel ihm immer mehr, er wollte so ein Ding aus der Nähe sehen, und mit ihm einen Kampf austragen. Als er sich eine Sekunde losreissen konnte, und die Geschichte objektiv betrachtete, war sie recht absurd, dennoch er glaubte Leira jedes Wort. Auch bemerkte er, dass es ihr nicht wirklich sehr zu behagen schien, weshalb er sich von seiner Vorfreude losriss und sie wieder ansprach:"Sorry wenn ich so ein Thema angesprochen habe, das dir offensichtlich nicht sehr zu liegen scheint. Ich wusste einfach nichts und habe einmal gefragt. Wenn du also nicht darüber sprechen möchtest, kannst du es auch gerne sein lassen", meinte er mit einem leicht besorgten Gesichtsausdruck.


    OT: erster Teil eines Gemeinschaftspost mit Espeon

  • Leira entging nicht die wachsende Begeisterung ihres Zuhörers, als sie den Kampf mit der Bestie grob erwähnte. Oha, wohl ein Kampfbegeisterter… Immerhin schien er ihr sogar zu glauben, so absurd das auch war. Andererseits hatte sie ja auch keinen Grund etwas scheinbar so an den Haaren herbei gezerrtes zu erfinden.
    Dass er sich nun aber offenbar sogar Sorgen um sie zu machen schien, weil ihr das Thema nicht so behagte, fand sie irgendwie süß. Wann war jemand das letzte Mal besorgt um sie gewesen? Lang lang ists her… “Schon okay. Es war schon etwas heftig, das ist eine Szene wie man sie sonst nur aus schlechten Horrorstreifen mit seeeehr viel Kunstblut kennt. Und dann stehst du plötzlich mittendrin und es ist einfach echt. Also für mich wars etwas viel. Aber hey, ich lebe noch.”
    Sie schwieg eine Zeit lang. Ihr Blick fiel durchs Fenster nach draußen. “Das Wetter ist eigentlich zu schade um den Tag drinnen zu verbringen… Hast du Lust bisschen raus zu gehen? Ich hatte bisher selber noch nicht wirklich Zeit mich umzusehen. Ich bin ja auch erst seit gestern hier.”


    Offensichtlich war er mit seiner Vermutung richtig gelegen, auch wenn es nicht so schlimm zu sein schien, wie er vermutet hatte. Der Vergleich mit dem schlechten Horrorfilm konnte er sich nur zu gut vorstellen, denn immerhin war sein bisheriges Leben wie ein extrem schlechter Film. Aber es war auch das was er gerne hatte, denn wenn so viel Blut, Leid und Verderben hinterlassen wurde, musst etwas recht mächtiges die Ursache dafür gewesen sein. Und das war immerhin das was ihn bis jetzt am Leben gehalten hatte, immer die Jagd nach neuen Nervenkitzeln, immer stärkeren Gegnern, und die Kämpfe mit ihnen. Von dieser Leidenschaft hatte er auch seine unzähligen Narben auf seinem Oberkörper. Leira's Humor, wenn man das als solchen bezeichnen konnte, selber viel zu lachen hatte Nic noch nie gehabt, und weshalb er mit der Zeit auch einen recht schwarzen selbstironischen Humor entwickelt hatte. Andere Arten davon kannte er nicht wirklich, aber dennoch fand er ihre Ansicht des Geschehens doch recht erheiternd. "Wäre doch auch schade wenn nicht, dann wäre ich weiter unwissend durch die Welt gestreift und könnte unser Gespräch nicht so geniessen", kommentiere er ihre Aussage wahrheitsgemäss.
    Erst als Leira es erwähnte, fiel ihm auch auf, dass das Wetter eigentlich doch recht schön war, viel zu schön, um da nicht an die frische Luft zu gehen. Das er dann sogar eine Einladung bekam, war für ihn doch recht verwunderlich. Denn wann hatte ihn jemand um seine Gesellschaft gebeten, war das bereits jemals vorgekommen? Ehrlich gesagt wusste er es nicht einmal, vermutlich aber nicht. "Sehr gerne", schnell stand er von seiner Seite auf, ging um den Tisch herum, und streckte ihr die Hand hin, damit sie sich beim Erheben abstützen konnte. "Wenn ich bitten darf", das hatte er einmal in einem der wenigen Filme gesehen, die er überhaupt kannte. Und das schien im Film so anständig zu sein, also würde es schon so sein. Denn wirklich viel Erfahrung im Umgang mit Personen des anderen Geschlechts hatte er ja nicht wirklich.


    Leira schaute skeptisch auf die ihr dargebotene Hand, für einen Moment nicht sicher ob er es ernst meinte. Dann fing sie plötzlich an zu lachen und stand auf ohne die Hilfe anzunehmen. “Also bitte, ich bin doch keine alte Lady”, lachte sie und sah ihn gespielt beleidigt an. “Ich hab heute immerhin schon den Lockvogel für ein gewisse drei Meter hohe Bestie gemacht, das würd ich nicht tun wenn ich schlecht zu Fuß wäre.” War auch so leicht lebensmüde, so im Nachhinein betrachtet… “Meine Fähigkeit gibt mir da nur nen Vorsprung von vielleicht einer Sekunde… Aber heute zumindest hats gereicht.”
    Sie brachte ihren Teller zurück und verließ dann die Cafeteria, darauf vertrauend, dass Nic ihr schon folgen würde. Während sie die Treppe runterlief fragte sie “Was ist eigentlich deine Fähigkeit?”


    Ihre Reaktion verwunderte ihn doch ein wenig, denn sie passte so gar nicht zu dem was er gedacht hatte, was passieren würde. Zum Glück nahm sie ihm den Ausrutscher, wenn man dies als solchen bezeichen konnte, doch nicht übel. Und bei ihrer gespielten Beleidigung konnte er selbst nicht anders als die Mundwinkel nach oben zu ziehen. Es sah einfach zu komisch aus, nicht auf eine schlechte Art, mehr konnte er sich gar nicht vorstellen, das Leira jemandem Böse sein konnte. Als sie dann auch noch von ihrer heutigen Begegnung mit der Bestie erzählte konnte Nic nicht anders, als ihr dafür seinen Respekt zu zollen. Denn wenn man sie so ansah, machte sie nicht gerade einen solch Risikofreudigen Eindruck. Wie sehr man sich doch wieder verschätzen konnte. Doch wirklich viel Zeit seine Einschätzung zu überdenken bekam er auch nicht wirklich, denn schon war sie auf dem Weg die Kantine zu verlassen. Schnell räumte er sein Geschirr weg, und folgte ihr, wobei er sie nach ein paar Schritte schon wieder eingeholt hatte. Gerade rechtzeitig, um ihre nächste Frage mitzubekommen. Er musste erneut leicht lachen, es war eigentlich zu erwarten gewesen, und eigentlich störte es ihn auch kein bisschen ihr seine Kraft zu verraten: "Es ist ein wenig komplizierter, das ganze zu erklären, am einfachsten zeige ich es dir kurz." Das weil er vermutlich bei weitem nicht alles über seine Fähigkeit wusste, zum anderen, wollte er sie nicht mit trockener Physik langweilen. Als sie unten an der Treppe angekommen waren griff er mit seiner rechten Hand nach hinten, und öffnete an seiner Messerhalterung eine kleine Aussentasche, aus welcher er drei kleine Kugeln in seine Hand rollen liess. "Im Prinzip ist es recht simpel", begann er zu erklären, und warf die Kugeln in die Luft. "Ich kann bestimmte Dinge kontrollieren, so zum Beispiel diese Kugeln", unterdessen, liess er sie in der Luft anhalten, und so schwebten sie nun einfach in der Luft. "So ist es mir in einem bestimmten Umkreis möglich diese auch anzuziehen", zur Demonstration, liess er die Kugeln näherkommen, und vor Leira's Kopf in einem Dreieck schweben. "So kann ich damit machen was ich will, zumindest mehr oder weniger", worauf er sie zum Spass einfach um die eigene Achse rotieren liess, und die Kugeln dabei ebenfalls auf einer Ebene, so dass es mit viel Fantasie so aussah, als würde über seiner Hand ein kleines Universum mit drei Planeten schweben. "Aber wie gesagt, von der Perfekten kontrolle bin ich noch weit entfernt, aber ich denke mit der Zeit wird das schon noch besser, sobald ich ein bisschen damit übe", so genau hatte er noch niemandem von seiner Fähigkeit erzählt, und noch immer war es komisch zu zuzugeben, das man anders ist als die meisten auf dieser Welt, weshalb er sich leicht verlegen mit der Hand den Hinterkopf kratzte, und dabei mit der anderen die Kugeln wieder in die Halterung versorgte. "Weisst du eigentlich was es hier alles gibt?", kam ihm gerade in den Sinn, er hatte ja keinen Plan wohin sie gehen sollten.


    “Es gibt einen Pool. Und auch irgendwo noch ein paar Tiere soweit ich weiß”, meinte Leira abwesend, während sie durch die Tür nach außen trat. Zumindest hatte Alicia etwas in der Art erwähnt.
    Sie konnte nicht anders, als immer noch über Nics Fähigkeit nachzudenken. Bestimmte Dinge kontrollieren… die Kugeln waren aus Metall gewesen… Hatte die Fähigkeit etwas mit Magnetfeldern zu tun? Sie hätte ja gerne mal eine in die Hand genommen um zu sehen ob sie schwer oder leicht waren, aber er hatte sie so schnell wieder verschwinden lassen… “Was war das für ein Material? Blei? ...Kannst du das auch mit anderen Gegenständen aus Metall machen?”


    Als Leira aufzählte, was es scheinbar alles geben sollte, wurde er hellhörig: "Einen Pool, es gibt hier echt einen Pool? Ich hätte nichts gegen ein bisschen Wasser", meinte er voller kindlicher Freude, schon viel zu lange hatte er sich nicht mehr im Wasser treiben lassen, und einfach das Gefühl genossen, wenn das kühle Nass seinen Körper umschloss. "Du nicht auch?", frage er des Anstands halber nach. Aber offensichtlich war sie noch zu sehr mit dem Nachdenken über seine Fähigkeiten beschäftigt, und dem Anschein nach war sie wirklich daran interessiert. Diese Vermutung bestätigte sich auch, als Leira weiter fragte. Da er nicht wirklich einen Grund sah, ihr die Informationen vorzuenthalten, ging er recht locker auf die Fragen ein: "Du meinst die Kugeln?", schnell öffnete er den Verschluss der Halterung und liess sie hervorschweben. "Das Material heisst Wolfram, das hat mir zumindest ein Mineraliensammler gesagt, und die Aussage ist recht zuverlässig, denn nach lügen war ihm in dem Moment der Aussage sicher nicht zumute", ein leichter Schatten huschte über sein Gesicht als er sich an die Szene erinnerte. Ganz nebenbei ließ er die Kugeln zu ihr hinüberschweben. "Du kannst sie gerne auch anfassen, sie sind nicht gefährlich oder so", versicherte er ihr mit einem sanften aufmunternden lächeln. "Mit anderen Metallen geht das soweit ich das beurteilen kann nicht, ob es mit Legierungen klappen würde, konnte ich noch nicht testen, da es doch nicht so alltäglich ist.", während er ihr seinen Stand der Dinge erklärte, stiess er die Luft geräuschvoll aus. Er wusste noch immer zu wenig über seine Kraft, um sie effektiv benutzen zu können, zurzeit waren lediglich spielerische Aspekte möglich, was mit der Zeit doch frustrierend wurde.


    Leira griff eine der schwebenden Kugeln aus der Luft und betrachtete sie neugierig. Sie war schwerer als erwartet, die Oberfläche glänzte in der Sonne fast wie Silber. Wolfram… Sie hatte das Wort schon mal gehört, aber das war auch schon alles. Sie wusste nichts darüber, außer dass es wohl recht selten sein musste, sonst wäre es wohl bekannter. Da es sich nicht so anhörte als hätte Nic die Kugeln gekauft, fragte sie lieber nicht nach wo er sie her hatte.
    "Interessant", kommentierte sie nur, bevor sie die Kugel langsam wieder losließ, Nic würde sie schon wieder mit seiner Kraft einsammeln.
    "Ich war auch schon seit Ewigkeiten nicht mehr im Wasser. Nur damals beim Schwimmunterricht in der Schule, und das hab ich gehasst."
    Sie lachte verlegen. "Aber eigentlich waren wir unter anderem deshalb in der Stadt heute. Ein paar andere Mädels und ich haben uns Badesachen gekauft. Dann müsst ich jetzt nochmal kurz hoch in mein Zimmer und mich umziehen... Oh, und ich werd mal Emma, meine Mitbewohnerin, fragen, ob sie auch Lust hat. Falls ich sie sehe", fiel ihr plötzlich noch ein.


    Dem Anschein nach wusste Leira nicht gerade viel darüber, aber dennoch schien sie Fasziniert davon zu sein. Als sie die Kugeln wieder in die Freiheit entliess, fing er sie einfach mit seiner Kraft auf, und zog sie so an, das sie schnell in seine Hand zurück flogen, von wo er sie danach versorgte. Und so wie es aussah, hatte sie auch Lust schwimmen zu gehen, dafür musste sie sich verständlicherweise zuerst umziehen gehen. Zum Glück musste er nicht jedes Mal zuerst eine Umkleide suchen, zumal er ehe keine Badesachen hatte, geschweige denn ein Zimmer, von dem her, mussten halt seine Hosen dran glauben, und ein bisschen Wasser hielten die schon aus. Leira sagte auch noch, dass sie ihre Zimmergenossin mitbringen wollte, womit Nic nicht wirklich ein Problem hatte, er kannte hier ehe sonst niemanden, nicht das es anderswo anders gewesen wäre, aber sterben würde er wahrscheinlich nicht so schnell, und wenn es hier so Personen wie diese Marika gab, musste es auch noch mehr von der Sorte geben. "Mach das, ich werde hier warten", viel mehr konnte er ja auch nicht machen, die Alternative wäre, dass er sich wieder irgendwo verlaufen hätte, und das einmal am Tag reichte ihm locker. Dementsprechend setze er sich in das Gras rund um den Pool, und begann zu warten.



    OT: Und zweiter Teil.

  • Lass das lieber. Unser Freund hier hat schon angeboten, für uns die Drecksarbeit zu machen, als kleines Dankeschön, dass wir ihm seinen feinen Arsch gerettet haben.“, rief sie ihm zu. Marcello zuckte zusammen. Diese Gestik galt nicht der Ausdrucksweise von Marika sondern eher, dass sie das von ihm gesagte vernommen hatte. Er dachte:„ Was für ein gutes Gehör.“ Seine dunklen Augen streiften kurz über den auf den Boden liegenden Ex Sänger, glitten von ihm zu der Bestie. Er antwortete:“ Okay.“ Ob Marika seine Entgegnung vernommen hatte wusste er nicht, denn sie war zusammen mit dieser … Leira beschäftigt diesen einen Typen zu verhören. Marcello überlegte kurz ob er näher kommen sollte um dem Gespräch zu zuhören, doch er entschied sich dagegen. Das ging ihn nun wirklich nichts an. Wenn es wichtig sein sollte, dann würden sie garantiert die anderen auch noch informieren. Mit dem Gedanken tröstete er sich und wandte seine Überlegungen wieder der Bestie zu. Um ehrlich zu sein, er war erleichtert dass sich die Erleuchteten nicht um die Beseitigung des Saustalls kümmern müssen. Wahrscheinlich wäre er bei dem aufkommenden Gestank von verbranntem Fleisch, Blut anderen Materialien in Ohnmacht geflogen. Marcello beneidete den anderen wahrlich nicht um seine vor ihm liegende Aufgabe. Auch wenn es für denjenigen wahrscheinlich nicht das erste Mal war, dass er so was machte. Dieser Gedankengang ließ ihn frösteln.


    Ihm entging nicht, dass die zwei Deathblades dem „Freund“ zurückgegeben worden waren. So wie es aussah, gehörten die ihm. Irgendwie war es schade, dass sie diese nicht behalten konnten, aber sie waren ja keine Diebe. Wer weiß vielleicht fiel ihnen in ferner oder naher Zukunft wieder so ein Dolch in die Hände. Mit dem Gedanken tröstete er sich. Danach kehrte er wieder in die Gegenwart zurück, als er bemerkte, dass sich seine Finger in eine noch feuchte Blutspfütze befanden. Diese Erkenntnis ließ seine Gesichtszüge ekelerregend verziehen:“ Wie ekelhaft. Wir müssen dringend hier los. Wenn es so weiter geht, bekommen wir diese Gerüche und das Blut nie mehr los. Ganz geschweige davon, dass einige von uns schwer verletzt sind.“ Als er die Gedanken zu Ende gebracht hatte, klingelte das Handy von Alicia die dranging. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen war der Ursprung des Anrufs von eher positiver Natur. Als sie aufgelegt hatte, teilte sie der Gruppe mit, dass Bruno mit dem Bus ganz in Nähe auf sie wartete, was Marcello mit Erleichterung aufnahm. Er dachte:“ Zum Glück ansonsten hätten wir mit all dem Blut an uns quer durch die Stadt schlagen müssen.“ Alicia hatte dies aber wahrscheinlich schon vorher geplant. Um ehrlich zu sein, er war froh wenn er endlich mit den anderen zusammen im Bus sitzen durfte und er sehnte sich nach einer heißen Dusche. Aber da wer er wahrscheinlich nicht der einzigste. Bevor er ging, bemerkte er aus den Augenwinkeln, dass sich das Albinomädchen mit einem Messer an dem Haar der Bestie zu schaffen machte. Seine Pupillen erweiterten sich. Er fragte sich, ob es wirklich ihr Ernst war ein Andenken an den Krouchug mitzunehmen? Aber jedem das seine. Er selber hätte so was nie im Leben gemacht.


    Marcello ging nun nach draußen. Dort blendete ihn erstmal das gleißend helle Sonnenlicht und er musste sich die Hand über die Augen halten, ansonsten blendete sie ihn direkt in das Gesicht. Damit er dem nicht zu lange ausgesetzt war, stieg er rasch in den Bus ein. Dieser bot einen Schutz gegen das aufdringliche Licht der Sonne. Am liebsten hätte sich Marcello auf den nächstbesten Platz setzen wollen, doch ihm fiel auf dass sich hier noch seine vollen Einkaufstaschen befanden. Um sich die Mühe zu ersparen seine Einkäufe nachher einzeln zusammenzusuchen, entschloss er sich schweren Herzens dies jetzt zu tun. Zum Glück musste Marcello nicht lange suchen und nahm seine Sachen an sich. Dann erst suchte er sich einen Platz und setzte sich. Kaum berührte sein Hintern den Sitz, schien ihn eine grenzenlose Erschöpfung einzuhüllen. Am liebsten wollte er sich in seinen Sitz wie eine Katze zusammenrollen und schlafen. So ausgelaugt hatte er sich zuletzt nur gefühlt, wenn er gleich nach einem Konzert in den nächsten Ort gereist war. Seine Augen glitten kurz auf das Ziffernblatt seiner Armbanduhr und er hob überrascht seine linke Augenbraue. Kann das wirklich sein, dass erst so wenig Zeit vergangen war? Das Einkaufen und der anschließende Kampf hatten seiner Meinung wesentlich länger gedauert. Schon komisch das ganze mit der Zeit. Bevor der Sänger länger über das Mysterium nachdenken konnte, fuhr der Bus schon in den Innenhof der Anstalt ein und parkte.


    Beim Anblick des Hauses überkam Marcello ein wohliges Gefühl. Es war so als wäre er daheim angekommen. Diese Emotion war ja eigentlich lächerlich denn erstens kannte er dieses Gebäude erst seit gestern und zum zweiten müsste er doch sein Elternhaus als seine eigentliche Wohnstätte betrachten. Dem war aber nicht so. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er nun ein Erleuchteter ist und sich hier laut Alicia in Sicherheit befindet. Ob das auch wirklich stimmt, sei dahingestellt und ihm ehrlich gesagt in dem Moment völlig egal. Mit halbem Ohr vernahm er dass Alicia was von Kuchen im Speisesaal erwähnte, aber das kümmerte ihn nicht, denn er hatte keinen Hunger. Ruhig nahm er seine Taschen und machte sich auf in sein Zimmer. Später würde er noch mit Alicia zwecks der Quittungen sprechen, aber das hatte noch Zeit.


    Langsam und sich den Weg zu dem Zimmer erinnernd, das er sich mit einem Mitbewohner teilte, ging er weiter. Dort angekommen, lauschte er ob sich Xaroc sich in ihm befand. Seine Ohren vernahm nichts. Erleichtert öffnete er die Tür, trat ein und genoss die Stille die sich um ihn herum befand. Gemächlich stellte er seine Taschen auf das Bett. Nur mit Mühe widerstand er der Sehnsucht sich hinzusetzen, denn wenn er es tat, dann steht er so bald nicht mehr auf. Dies wusste er und er schnappte sich ein paar seiner und begab sich zum einen der Duschräume. Das heiße Wasser, das auf seiner Haut hinabfloss, tat ihm richtig gut. Es spülte den Schmutz einfach fort und die hohe Temperatur sorgte dafür dass sich seine Muskeln nicht mehr so verkrampften. Nach der Dusche trocknete er sich ab und zog sich um. Marcello fühlte sich wie neugeboren. Stirnrunzelnd betrachtete er seine anderen Kleidungsstücke und überlegte ob das Blut und der Gestank wohl rauswaschbar wären. Sogleich fragte er sich ob die Jugendlichen ihre Wäsche selber waschen müssen? Der Gedanke daran ließ ihn innerlich eine Grimasse ziehen. Wie dem auch sei. Er beschloss es zu wagen, dass man diese Kleidung auch reinigen konnte und nahm sie mit. Sein nächster Weg führte ihn in die Kleiderkammer und warf sie in den Behälter für schmutzige Kleidung. Natürlich hoffte dass er die Kleidung wieder den Weg zu ihm findet.


    Nachdem dies erledigt war, kehrte er in das Zimmer zurück und setzte sich so auf das Bett, dass er mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. Dann schnappte er sich den Schreibblock und einen Stift. Nun kehrte er gedanklich in das Kasino zurück um das zu erlebte besser zu verarbeiten und zu begreifen was das geschehen war. Die Schreibwerkzeuge dienten ihm nur zur Unterstützung für sein Vorhaben. Er visierte einen nicht bestimmten Punkt im Zimmer an und verlor sich darin. Nur so konnte er in Ruhe über alles nachdenken ohne dass ihn jemand dabei störte.