Viele Menschen müssen sehr wohl mehrere Jobs haben - da sie keine volle Stelle mehr erhalten. 8-Stunden-Tag? Nette Vorstellung, aber bei Stundenlöhnen teils deutlich unter 6€ nicht ausreichend für Familien. Es ist nicht alles so idyllisch für die knapp 20% der Gesellschaft, die von Armut betroffen oder akut bedroht sind.
Generell Hartz IV als ausreichend zu bezeichnen - gefährlich. Etliche leben am absoluten Existenzminimum, können sich nichts leisten und was das eigentlich Schlimme an Hartz ist: das man aus diesem repressiven System nur schwer wieder raus kommt und auch gefährdeter ist, in der Armut zu verharren. Überhaupt war die Einführung von Hartz IV schon unnötig, Erfolg hat es auch keinen gebracht, stattdessen spüren nur mehr Leute "den Staat im Nacken". Es ist schön, wenn Leute mit Hartz IV auskommen, aber das Betroffene und Experten sowie NPOs eine weitere Erhöhung der Sätze fordern (in der Regel eine komplette Umstrukturierung des Hartz-Apparates oder dessen Auflösung), findet nicht ohne Grund statt.
Was deine letzten beiden Absätze angeht: ich habe nie etwas (ganz) anderes behauptet, irgendwo aber damit gerechnet, dass mein letzter Beitrag so aufgefasst werden könnte, obwohl ich das "nur" schon extra unterstrichen hatte. ;) Gut, dass es null hilft, ist übertrieben, das stimmt. Damit meine ich aber, dass eben nicht nur auf die Wirtschaftlichkeit geguckt werden darf, da dann viele Menschen von vorn herein keine Chance hätte bzw. sie keine Chance erhalten würden, sich auszuzeichnen.
Abgesehen davon: Wohlstand schön und gut, die Wirtschaft "brummt" (sie steigt ja immerhin jedes Jahr mit einem Zuwachs knapp über Null, wenn das nichts ist! :D Zudem macht sich eine Deflation im gesamten Euroraum breit, von der aber niemand wirklich sprechen will...) etc blabla, die vermeintlichen Erfolgsmeldungen darf man sich ja ständig anhören. Wenn der Wohlstand aber vor allem den Besserverdienenden vorenthalten bleibt, dann auch noch zu Lasten der Ärmeren, ist es doch auch nicht mehr als eine Illusion. Klar, eine Welt in der alle gleich wohlhabend sind ist utopisch, aber die Umverteilung von unten nach oben ist Fakt und da hat sich in den letzten 20 Jahren nichts geändert, es ist eher noch schlimmer geworden.
Bei den angesprochenen Bereichen Bildung, Infrastruktur und Gesundheitswesen sollte man auch nicht unbedingt auf Deutschland gucken: Wie die Straßen aussehen weiß jeder, auch die digitale Infrastruktur könnte besser sein. Das Bildungswesen ist ein selektives, das Gesundheitswesen ebenso.
(Die innere Sicherheit wird jetzt dank der Pariser Attentäter neu aufgerollt, da darf man gespannt sein, was noch kommt. Schön war auf jeden Fall die Meldung in den letzten Tagen, dass von Seiten der Bundesregierung der Abhör-Skandal durch die USA als beendet erklärt wurde. Das war wieder eine der Situationen, wo ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen musste)
Zum Thema Einwanderung und Wirtschaftlichkeit ein Zitat von Heiner Flassbeck: Die Zuwanderungsdebatte auf Heller und Pfennig ist ungemein gefährlich, weil sie suggeriert, es gäbe einen wahren wirtschaftlichen Kern in ihr. Den aber gibt es nicht. Jedem Menschen, der aus welchen Gründen auch immer zuwandert, muss man eine Chance geben. Ob er sie nutzt oder nicht, hängt nicht von ihm allein ab, sondern auch von den Chancen, die eine Gesellschaft für alle Bürger schafft. Ob der Einzelne am Ende seines Lebens mehr Nutzen als Kosten gestiftet hat, fragen wir aus guten Gründen bei den eigenen Bürgern nicht. Folglich sollten wir es auch bei keinem anderen fragen.