Wieso habe ich hier noch nie gepostet. Das ist voll das schöne Laber-Thema.
Was ist für euch bei einer Freundschaft wichtig?
Eine tolle Frage, die ich nie wirklich beantworten kann. Ich glaube, vor so 10-15 Jahren hätte ich einfach Erwartungen runtergerasselt: Ehrlichkeit, Akzeptanz, Gemeinsamkeiten etc. Nicht dass ich diese Dinge nicht mehr als wichtig empfinde, aber irgendwie kamen durch Erfahrung andere Dinge hinzu oder haben zumindest diese Standard-Begriffe ausdifferenziert. Sehr wichtig ist mir Ausdauer und Beharrlichkeit geworden. Wenn man mit mir lange Zeit befreundet ist und in dieser Zeit auch nichts der Freundschaft Abbruch getan hat, dann bin ich einfach so ein treudoofer Hund, der deine Existenz überaus wertschätzt. Lange Zeit heißt allerdings wirklich lange bei mir, also ab zwei bis drei Jahren und höher, je nachdem was man in der Zeit auch für Konflikte gemeinsam bewältigt hat. Akzeptanz habe ich mit den Jahren auch sehr stark auseinander genommen, weil ich auch schon erfahren durfte, dass manche mit Akzeptanz eher Gemeinsamkeiten meinen. Es gibt aber unzählige Dinge, in denen man eben nicht der gleichen Meinung ist oder man handelt nicht ganz nachvollziehbar für den anderen. Wird das dennoch akzeptiert, weil dahinter keine Böswilligkeit steckt, dann ist es mir viel wert. Auf der anderen Seite liebe ich es viele Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zu kennen. Das führt vielleicht dazu, dass ich auch mal dem ein oder anderen eine Moralpredigt halte, weil "man so mit Menschen nicht umzugehen hat und überhaupt seid mal alle höflich und lieb", aber ich fühle mich gleichzeitig ziemlich bereichert, weil ich Aspekte kennen lerne, für die ich alleine blind bin. Natürlich hat das auch seinen Rahmen und ab einem gewissen Punkt ist eine Freundschaft nicht möglich. Ehrlichkeit ist mir insofern wichtig, dass ich mich auf die Freunde verlassen kann. Zum einen, dass sie mir sagen, wenn ich nerve, damit ich das überdenken kann und gegebenenfalls an mir arbeiten, zum anderen auch, ihre Gedanken berichten (soweit sie sich wohl damit fühlen), damit wir weiter unsere Freundschaft festigen können. Letztendlich ist es aber recht schwammig, auch wenn man konkrete Beispiele im Kopf hat. Ich gehe zumindest keine Liste durch und hake sie ab, bevor ich wen als Freund bezeichne. Das ist dann eher so ein Gefühl.
Sind Internetfreundschaften für euch das Selbe wie welche, die ihr z.B. in der Schule geschlossen habt?
Ja, beide Arten können recht oberflächlich oder temporär sein, aber genauso dann über den "Ort" hinaus wachsen. Natürlich gibt es Einschränkungen, wenn zwei Personen einige Kilometer zwischen sich haben. Man kann sich nicht in der gleichen Form um den Freund kümmern, wie man es als Nachbar könnte. Heißt aber nicht, dass man gar nichts machen kann. Mir ist nur wichtig, dass es eben nicht nur bei Schule oder Internet oder Arbeit (etc.) bleibt, sondern, wenn sich die Möglichkeit ergibt, auf andere Lebenslagen ausweitet.
Was erhofft ihr euch von einer Freundschaft?
Erlebnisse/Erfahrungen teilen können, weil alleine ist nicht immer alles so toll und man möchte sich mitteilen. Auch wen haben, dem man eher persönliches anvertrauen und diskutieren kann. Theoretisch könnte man das auch mit Fremden im Internet heutzutage, aber ich brauche halt auch wen, der meine Situation und mich besser kennt und im Kontext richtig beurteilen kann. Dafür braucht es aber Menschen, die schon seit Jahren an deiner Seite sind. Außerdem möchte ich einfach viele Lebensweisen kennen und erfahren und das ist nur möglich, wenn man wirklich mit jemanden lange guten oder gar intensiven Kontakt hält.
Sind Freunde eurer Meinung nach für das Leben wichtig oder geht es auch ohne?
Soziale Kontakte sind wichtig, aber das müssen nicht immer Freunde sein. Kommt wohl auch auf das Individuum an und ob man das Bedürfnis nach sozialen Kontakten auch anders befriedigen kann. Ich selber kann es nicht, weil ich eben Zeit brauche und gleichzeitig bestimmte Dinge nur mit Freunden besprechen kann. Das funktioniert einfach nicht, was ich auch schon feststellen konnte. Letztendlich würde es bei mir darauf hinauslaufen, dass ich zwar viel über Alltag kommuniziere, aber belastende Dinge nicht.
Habt ihr schon einmal Freunde verloren oder seid gerade dabei Freundschaft mit einer anderen Person zu schließen?
Habe ich, ja. Nicht arg viele, weil ich auch gar nicht so viele "zum Verlieren" habe, aber leider doch genug, um das als unangenehme Angst mit mir zu tragen. Keine Freundschaft davon ist durch einen Streit zerbrochen, da gab es einfach andere Faktoren, die sich einer Freundschaft in den Weg gestellt haben. Was mich sogar mehr belastet als ein Streit, weil das schwieriger zu kontrollieren war.
Müssen Freunde zwangsläufig die selben Interessen verfolgen?
Es kann helfen, aber ich glaube, mit der Zeit muss das gar nicht sein. Zumindest wenn man mit Interessen sowas wie Hobbys meint, dann kann man drauf verzichten. Gerade bei (jungen) Erwachsenen liefert der Alltag auch oft gemeinsame Erfahrungen, die man immer zusammen besprechen kann. Dass man aber ein paar gemeinsame Gedanken zu Gott und der Wellt haben sollte, ist wohl durchaus wichtig. Die müssen nicht mal übereinstimmen, aber eben da sein. Anders könnte man doch gar nicht richtig kommunizieren.