Es geht ja nicht nur rein um pro-Israel vs. pro-Palästina (und dass es für viele kaum was dazwischen gibt), sondern fast schon um pro-Israel vs. Muslime. So habe ich zumindest teils den Eindruck.
Es muss sich als betroffener Palästinenser ziemlich ungemütlich anfühlen, wenn da die pro-Israel-Fraktion immer nur sich ständig darin wiederholt, wie sehr sie die Hamas verurteilt - aber die zivilen Opfer der Palästinenser nicht beklagt, hier fordert, dass man doch akzeptiert, dass das normal ist und sie es nicht extra noch erwähnen müssen. Auf der andern Seite muss jeder der pro-Palästina-Fraktion erst mal runterbeten, wie sehr er die Hamas verurteilt und dass Israel sich verteidigen darf - bevor er dann im Nebensatz vielleicht mal erwähnen darf, dass er es schlimm fand, dass ein Palästinenser verstarb.
Erweckt quasi den Eindruck, dass Palästinenser Menschen zweiter Klasse seien. Die Hamas zu verurteilen - aber verstehen, wieso sich Menschen dieser dann anschließen ... schließt einander nicht aus. (Nur wenn man etwas versteht, kann man wirksam dagegen vorgehen.) Hier kommt mir doch teils eine selektive Empathie zum tragen - nützt der einen Seite sehr gut, die da Verständnis für die isralischen Opfer fordert ... aber: Würden diese Menschen denn so perfekt ruhig bleiben können, wie ein buddhistischer Mönchen - wären sie an der Stelle der Palästinenser?
Wenn dann ne Bombe dort einen zivilen Kollateralschaden im eigenen Angehörigenkreis verursacht - können da wirklich alle so perfekt ruhig bleiben und sagen "das ist ja okay, Israel durfte sich wehren, da kann sowas mal passiern und irgendwie sind wir ja selber Schuld, weil wir nix gegen die Hamas machten und sie hier brav gewähren lassen". Ich stelle mal die freche Behauptung auf, dass es bei vielen gar nicht so gut funktionieren würde. Dass sehr viele dann "aggro" wärn und einfach mal Israel hassen würden. Auch wenn das nicht der richtige Weg ist.
Wenn plötzlich alles antisemitisch ist, was eigentlich Pro-Palästina ist (und ja: Leute lassen sich auch mal zu übertriebenen Aussagen baiten, wenn die andere Seite auch "hochfährt" rhetorisch - und äußern da Sachen die vielleicht zu krass klingen, aber das ist sicher nicht Antisemitismus geschuldet, sondern der Reaktion auf Provokation) verschärft das noch die Lage.
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Wir erleben in Deutschland grad, wie Nancy Faeser - die vorher ständig nur rechte Deutsche beklagte - sich an den krassen Abschiebedebatten interessiert zeigt. Vorher wäre das wohl zu islamophob rübergekommen. Die AfD gewinnt an Aufwind hierdruch. (Leute werden vermutlich eher "das Original" wählen. Wenn nur abgeschoben wird, wenn Leute kriminell gegen Juden sind aber vielleicht manche auch Nichtjuden sind bei der Wählerschaft ...) Es werden kleine Leute wegen Volksverhetzung angeklagt die mal irgendwo Grußformeln nutzen die als Verboten eingestuft wurden. (Wo hier fast niemand "verhetzt" wird.)
Und ... die BILD betreibt munter Populismus/Propaganda aufs härteste gegen alle Muslime. Jedes Detail wird genutzt um alle möglichen Leute als Judenhasser da hinzustellen. (Wenn man im Gedächtnis noch hat wie der BILD-Eigentümer versuchte Pro-FDP-Berichterstattung anzuordnen bekommt das nochmal nen übleren Nachgeschmack. Hier wird Presse gezielt eingesetzt zu "legaler Volksverhetzung" - das wirkt nämlich, im Gegensatz zu irgendwelchen Grußformeln die ein Hinterwäldler-Nazi mal unter 20 Leuten äußerte.)
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Wichtig und richtig wäre, Palästina als Staat anzuerkennen. Im Gegensatz zu vielen andern bin ich der Meinung, dass das zuerst kommen muss - ja quasi Voraussetzung ist, um Terror überhaupt zu beenden. Dass Mächte wie Deutschland und die USA hier gleichermaßen unterstützen. Den Menschen das Gefühl geben, dass sie gleichwertig sind zu Israelis. Dann kann man auch - wenn da Rechte gegeben werden - auch Pflichten auferlegen. Vielleicht von außen Unterstützung rein und gezielter von der Hamas säubern und die Zivilbevölkerung für sich gewinnen, die dann später nen stabilen Staat entwickelt.
Wenn man sich erst mal Wochen später seitens USA/Biden leicht kritisch äußert, dass da Nahrungsversorgung/Hilfsgüter blockiert waren ... Leute aus der UN die es kritisieren als Antisemiten bezeichnet werden ... dann geht das ja nur Richtung Eskalation.
Wobei Eskalation einigen zu Gute kämen dürfte. So die Lage sich noch nicht beruhigt hat kann sich Netanyahu noch im Amt halten.
Es geht ja nicht nur darum, dass bei Lebensmittellieferungen Waffen versteckt sein könnten. (Das kann man - sprachen manche im Thread hier schon an - überwachen.) Es war tatsächlich davon die Rede, dass Lebensmittel ... nicht an die Hamas sollten. Frag ich mich wie das mit den Geiseln da klappen soll - wie da die Logik ist? Oder sollen die auch verhungern, damit die Hamas dann noch schlechter dasteht?
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Fand Bassem Youssef (kannte ihn vorher nicht) gut - in diesem Gespräch:
Er hat natürlich übertrieben Pro-Palästina argumeniert und versucht Israel sehr schlecht darzustellen, dass manches auch "nicht okay" wirken könnte, aber man muss bedenken, dass er wohl Satiriker/Comedian ist. (Aus Ägypten - ein Land das wohl eher mit Israel verbündet ist.)
Bei Demos sollte viel erlaubt sein. Wenn man hier den Eindruck erweckt, einseitig unterdrücken zu wollen eskaliert das doch auch nur mehr. Menschen die zu Menschen zweiter Klasse degradiert werden sollen begehren auf und andere die dies erkennen und schlecht finden stehen diesen bei.
Ein guter Kommentar zu manchen Sachen bei Demos hier: https://www.deutschlandfunk.de…emos-grundrechte-100.html
Free Palestine auch mit dem Zusatz "From the river to the sea, Palestine will be free." kann eigentlich nicht verboten sein. Freiheit ist erst mal nichts Schlimmes. Selbst das uneingeschränkte "Existenzrecht Israels" existiert nur in einigen Köpfen mancher die ne historische Schuld bei Deutschland sehen. "Staatsräson" und sowas. Es geht ja erst mal grundlegend um Menschen. Die Menschenrechte haben - auf Leben und körperl. Unversehrtheit usw. Ob/wie das jetzt sich in Staaten/Nationen äußert ist erst mal ne andere Sache. (Deutschland könnte genauso gut aus historischem Schuldgefühl alle Israelis hier aufnehmen. Als Wiedergutmachung. Das Gebiet dann an Palästina überstellen. Wäre das friedlich durch Verhandlungen möglich, wären auch keine Menschenrechte verletzt, theoretisch. Praktisch natürlich eher sehr unrealistisch.)
Bei LTO (eine fachlich auf juristische Dinge spezialisierte Seite) findet man auch zu gewissen Sachen gute juristische Meinungen/Kommentare: https://www.lto.de/recht/nachr…olksverhetzung-billigung/
Zusammenhang gewisser Parolen direkt nach der Terrorattacke eventuell z. B. kritischer zu sehen bzw. anders zu beurteilen. (Die Free-Palestine-Parole mit Zusätzen 1 Tag nach Terror-Attacke ggf. als Billigung der Attacke verfolgbar. Später sieht es vielleicht anders aus und es könnte auch rein als kritik an den palästinentischen ZIvilopfern durchgehen.)